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Wer projiziert verliert (nicht das Interesse.)

Eintrag erstellt von Antidote · - 1781 Ansichten

Hi Leute! :)

Diesmal hat es wieder etwas länger gedauert bis ich mal wieder etwas schreibe, was unter anderem daran liegt dass ich echt im Examens-Stress war. Aber jetzt hab ichs hinter mir und konnte daher diesen Text nochmal von Rechtschreibfehlern teilweise befreien und ihn euch hier auftischen.

Worum es aber heute eigentlich geht ist im weitesten Sinne das Thema Projektionen.

Dieses Thema ist für mich dadurch aktuell geworden, dass ich neulich verstanden habe, dass ich auf eine gewisse Dame sehr viel projiziert hatte, ohne dass diese Projektionen zutreffend waren. Ich schäme mich nicht dafür, denn ich musste aus bestimmten psychologischen Gründen und Umständen daran glauben, dass sie dieses Bild, was ich von ihr hatte, erfüllt.

Während dem Gespräch mit ihr ist mir dann aber eben aufgefallen wie oft so was eigentlich passiert. Man redet mit irgend jemanden, denkt sich nichts böses und hat das Gefühl man versteht sich blendend. Aber wenn man mal genauer hinschaut stimmt das oft gar nicht. Man verwendet einfach nur die gleichen Wörter und das ist etwas anderes.

Kennt ihr diesen Spruch, dass die Sprache nur 10% des Inhaltes einer Kommunikation ausmachen würden? Ich habe mich selber immer ein bisschen gefragt, wie dieser Wert denn zur Hölle zustande kommen soll, denn ganz sicher kann ich ohne Worte hier nicht allzu viel rüber bringen und ich habe nie verstanden, warum das in einer direkten Kommunikation anders sein soll.

Das Problem liegt aber eben schon allein in den Worten an sich.

Die Sprache ist ein höchst unvollkommenes Produkt und viele Dinge sind nicht eindeutig definiert und genau in dieser Definitionsfreiheit gerade bei den „großen“ Worten – liegt der Teufel im Detail begraben.

Nehmen wir zum Beispiel das Wort „Freundschaft“. Für mich ist das ein Wort was sehr viel mit Loyalität zu tun hat und damit, dass ich gegenüber demjenigen so sein kann wie ich bin.

Für andere bedeutet es allerdings einfach, dass man sich gegenseitig gut leiden kann ohne sexuellen Kontakt haben zu wollen.

Treffen unsere Definitionen jetzt aufeinander, reden wir beide davon dass wir miteinander „befreundet“ sind, ohne dass daraus jemals ein Problem entstehen muss.

Was aber, wenn eine Situation entsteht, in der man zum Beispiel Sex haben könnte? Für meine Definition überhaupt kein Problem, für die andere Person sehr wohl. Andersrum, was wenn es auf einmal darum geht zu mir zu stehen, obwohl ich mich - vielleicht nicht gerade mutwillig, aber doch durch einiges an eigener Dummheit - in eine Schlägerei begeben habe? Für mich das „dabei sein“ oder „weglaufen“ hier ein wichtiger Punkt, für den anderen total unwichtig.

Und das interessante ist, dass keine dieser Definitionen „richtig“ oder „falsch“ ist wie man vielleicht im ersten Moment denken mag. Es sind einfach nur unterschiedliche Definitionen, die aber mit dem gleichem Wort bezeichnet werden und genau deshalb können wir beide von Freundschaft reden, ohne uns wirklich zu verstehen was wir damit eigentlich meinen.

Noch komplizierter wird es bei Worten wie „Liebe“ oder „Beziehung“. Jeder hat dafür seine ganz eigene Definition und kaum jemand überlegt sich, dass diese Definition von denen der anderen vielleicht fundamental abweichen könnte. Wir gehen einfach davon aus, dass weil der andere das gleiche Wort benutzt, er das gleiche meint, obwohl das eigentlich totaler Schwachsinn ist.

Aber es hört nicht bei diesen Verwechselungen auf, die man ja theoretisch aufdecken könnte wenn man mit jedem Menschen nur genügend Zeit und Durchhaltevermögen hätte einen exakten gemeinsamen Wortschatz zu erarbeiten. Es kommt zum Beispiel hinzu dass nicht jedes Wort immer gleich benutzt wird.

Nett kann in einem bestimmtem Zusammenhang bedeuten dass ich denjenigen mag, in einem anderem bedeuten dass ich beim besten Willen sonst nichts interessantes an ihm gefunden habe. Das Wort „Freund“ benutzte ich manchmal in dem oben definiertem Bezug und manchmal ist es einfach ein Wort, dass bedeuten soll, dass derjenige ein etwas besserer Bekannter ist als die anderen Anwesenden, ohne dass er eigentlich die strengere Definition des Wortes überstehen würde. Und selbst wenn man diese eigenen internen Ungenauigkeiten irgendwie ausräumen könnte, bliebe immer noch die Wertung eines Wort.

Nehmen wir das Wort „Kommunismus“. Für mich ist das ein klar definiertes Wort, es bedeutet eine bestimmte Sache und diese Definition leite ich von dem Erzeuger dieses Wortes, Karl Marx, ab. Aber für viele bedeutet „Kommunismus“ etwas ganz anderes, es ist emotional nahe an den Worten „Unterdrückung“ „Gleichmacherei“ oder sogar an „Diktatur“. Und wenn jemand sagt Kommunismus ist Diktatur, bin ich immer noch nicht unbedingt in der Lage ihn zu verstehen, weil auch nach meinen Begriffen „Diktatur“ wieder etwas ganz anderes bedeutet. Ich würde ihm wenn ich gerade ganz naiv wäre mit „Ja sicher, Diktatur des Proletariats, was ist das Problem?“ antworten, ohne daran zu denken, dass für ihn Diktatur ein eher emotional besetzter Begriff für eine Herrschaftsform ist, die er grundlegend ablehnt oder sogar einfach nur ein Begriff für die Politik von Ländern die ihm gerade nicht gefällt.

Ihr seht es gibt hier endlose Beispiele und ich könnte damit ewig weiter machen, ich denke an diesem Punkt habt ihr die Kernaussage allerdings verstanden, dass es relativ unmöglich ist mit jemandem komplett ohne Missverständnisse zu kommunizieren.

Bedeutet dass, das wir komplett auf Worte verzichten müssen, dass wir alle Opfer unserer Projektionen sind und niemals uns mit jemandem ganz verstehen können?

Ja und nein!

Natürlich bedeutet es, dass wir mit nahezu jedem Menschen in einem permanentem Verhältnis von Missverständnissen leben, weil unsere Definitionen sich nicht allzu sehr ähneln. Das ist allerdings kein so großer Beinbruch wie man vielleicht denken mag, denn obwohl diese Projektionen natürlich ein möglicher Fehler sind, wird dieser Fehler durch die Emotion immer wieder ausgeglichen. So lange wir zu jemandem ein emotional gutes Verhältnis haben, gehen wir davon aus, dass er etwas eher in unserem Sinne meint und wenn nicht, dass er dafür Gründe hat die wir nur noch nicht kennen. Sobald wir ein negatives emotionales Verhältnis zu ihm haben gilt das ganze umgekehrt.

Und außerdem: Was bedeutet es schon sich mit jemandem "wirklich ganz zu verstehen"? Auch diese Definition ist schließlich wieder von der Wertung und den jeweiligen zugehörigen Emotionen abhängig. Eigentlich reicht es doch wenn wir jemanden "gut genug" verstehen und das soll kein Aufruf zur Wahllosigkeit sein! Es soll im Gegenteil bedeuten, dass selbst dieser kleine Anspruch jemanden "gut genug" zu verstehen schon völlig ausreichend ist, damit gar nicht mehr so arg viele von den "falschen" Leuten übrig bleiben.

Das bedeutet als Schlussfolgerung für euch als Hobby-Verführer (formerly known as „PUA“) vor allem drei Dinge:

Erstens, ihr solltet euch angewöhnen für euch eine klare Definition von gewissen für euch zentralen Worten im Kopf zu haben.

Zu oft wird Flirt, Schwärmerei, Liebe, Verknalltheit und Beziehung noch in einen Topf geworfen. Ihr solltet euch aber auch bewusst haben, dass diese Definitionen, egal wie gut sie überlegt sind, keinesfalls für jeden gleichermaßen gelten und im Zweifelsfall davon ausgehen, dass der andere unter diesen Worten etwas ganz anderes versteht als ihr. Ansonsten passiert es euch wie mir, dass ihr auf einmal mit der Erkenntnis konfrontiert seid, in jemanden sehr viel projiziert zu haben, obwohl es durchaus vermeidbar gewesen wäre. Auf diese vermeidbare Projektion solltet ihr euer Augenmerk richten, statt eure Zeit mit philosophischen Fragen der unvermeidbaren Projektion zu verschwenden.

Zweitens solltet ihr euch aber darum bemühen, vor allem ein emotional gutes Verhältnis zu den Menschen die ihr mögt zu entwickeln - und jetzt kommt das neue - auch zu allen Menschen mit denen ihr eine möglichst korrekte Kommunikation wünscht. Eben damit diese ganzen Missverständnisse und kleineren Fehler einfach nicht so sehr ins Gewicht fallen. Das bedeutet, gerade wenn es euch eigentlich nur darum geht eine Information rüber zu bringen, solltet ihr euch in erster Linie erst mal darauf konzentrieren mit demjenigen eine positive Grundstimmung zu erarbeiten! Ansonsten solltet ihr besser davon ausgehen und damit planen, dass eure Information missverstanden wird! Dies ist keineswegs immer schlecht. Wenn ich es z.B. in einer politischen Diskussion schaffe, dass das Publikum mich richtig versteht, aber mein Redegegner mich missversteht, habe ich die Debatte in der Regel gewonnen! So mächtig kann das sein!

Scheiß doch drauf, dass man in alle möglichen Menschen alles mögliche projiziert. Solange die Basis stimmt sind das meist keine gravierenden Fehler und man wird diese kleinen Fehler niemals bemerken! Aber eben nur, wenn einen positive Emotionen verbinden.

Dieser Tipp ist keine Alltags-Weisheit Kinderkacke, wie sie vielleicht im ersten Moment rüber kommt. Dieser Tipp gilt nicht nur für den Flirt, sondern eben gerade auch für politische Diskussionen, für Gespräche im Job oder mit Kunden und für überhaupt jede Situation in der Kommunikation irgend eine Rolle spielt.

Drittens und letztens könnt ihr diese Erkenntnis nutzen, um Projektionen auf euch zu verstärken. So lange ihr einfach nur möglichst „große“ Wörter benutzt und Nullaussagen macht, kann jeder von euch denken, was immer er eben will. :)

Dieser letzte Punkt ist wie ihr vielleicht merkt der kleinste und trivialste und dennoch der einzige, der euch im Flirt direkt etwas bringt. Viele von den "großen" Verführern haben sich sogar mehr oder weniger nur darauf spezialisiert die Projektionen von ihnen möglichst effektiv aufrecht zu erhalten und zu steuern.

So Leute, haut rein, ich bin jetzt erst mal zocken!

Freue mich über eure Kommentare, likes, sonstiges, ihr hört bald wieder von mir ;)

Grüße,

Antidote.



5 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Guter Artikel über ein wichtiges Thema, aber schlecht strukturiert finde ich. ICs Artikel über Rebound blabla ist ein gutes Beispiel für gute Struktur imho.

Auch dieses Unterstreichen hilft nicht. Love Lings Artikel sind da ein gutes Antibeispiel. (Keine Beleidigung ;P)

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Ich konnt aus dem Text nicht viel mitnehmen, obwohl ich das Thema echt interessant finde. Die Gedanken scheinen dir eher so wahllos ins Hirn geploppt zu sein ;-) Was ich aber bestätigen kann ist, dass die Grundstimmung sehr viel ausmacht und darüber entscheidet, wie deine Taten wahr genommen werden.

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