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Hallo zusammen,

es ist nun schon eine ganze Weile her, dass ich hier was gepostet hatte, geschweige denn unternommen habe.

Als ich vor mehreren Jahren Pick-Up und Persönlichkeitsentwicklung entdeckt hatte, hatte sich mein Leben binnen weniger Monate komplett verändert. Ich hatte Freunde und viele Bekanntschaften, war ein aufgeschlossener Typ und offen für neue Erfahrungen jeglicher Art und hatte viel Spaß in meinen Leben.  Ich hatte das Gefühl, als könnte ich die Welt "erobern". Das einzig größere Defizit war damals mein berufliche Werdegang. 

Nachdem ich einen Medizinstudienplatz ergattern konnte , hatte ich anfangs noch das Gefühl, dass alles liefe und ich der "King" wäre. Ich war im ersten Semester noch auf fast jeder Uni-Party, hatte viele Leute kennengelernt, mit jedem damals noch im Bus zur Uni gequatscht, eben wie es für offene Menschen eine Selbstverständlichkeit ist. Nur leider waren meine Studienleistungen etwas hinter den Erwartungen zurück geblieben, die ersten Nachklausuren standen an. Kaum bestanden, ging es schon im Sommersemester mit dem nächsten heftigen Semester weiter, wo ich Tag ein- Tag aus in der Bibliothek bis Spätabends saß und außer Bücher nichts anderes im Kopf hatte. Es ist übrigens allgemein bekannt, dass das Medizinstudium vom Arbeits- und Lernaufwand eines der aufwändigsten ist und neben den ganzen Pflichtterminen (Pflichtseminare und -praktika) locker eine 40-Stundenwoche hat. Ich bin auch nicht der Überflieger, der sich sinnbildlich ein ganzes Telefonbuch binnen kürzester Zeit auswendig lernen kann, ich brauche da meine Zeit. Das ging so weiter bis zum Staatsexamen, ganze 4 Semester. Die Hoffnung war groß, dass wenn ich das schaffen würde, wäre ich ein freierer Mensch und es würde sich einiges ändern, wieder mehr zum positiven. 

Ich musste viel Aufgeben, um meinen Kindheitstraum Wirklichkeit werden zu lassen: Kaum Freizeit, kaum Partys, viel Lernen, habe kaum auf meinen Körper geachtet, viele Freunde und Bekannte von Zuhause haben sich abgewandt, auch wenn man versucht hatte sich zu melden. All das hat dazu geführt, dass ich wieder in alte Muster verfallen bin: Spießer per se. 

Der klinische Studienabschnitt ist auch nicht das gelobte "Paradies". Erste Famulaturen - das sind Praktika, wo man erstmals wirklich zunächst einmal kleinere ärztliche Tätigkeiten unter Aufsicht ausführen darf - haben auch keinen große positive Veränderungen gebracht. Vom Pflegepersonal verhasst (übrigens waren da auch die ein oder andere attraktive Pflegeschülerin dabei), von den Ärzten nicht beachtet, Arbeit ohne Ende, da sich das Uniklinikum bekanntlich mit Studenten Personal spart. Auch die Assistenzärzte wirkten gestresst, ihr Arbeitstag sah in etwa so aus: Arbeitsbeginn um 8 Uhr, Arbeitsende offiziell zwar um 17 Uhr, in Wirklichkeit aber erst um 22 Uhr - kein Bereitschaftsdienst. Wenn man das sieht und sich sein Leben in ca. 4 Jahren ausmalt, sehe ich echt düster.  

Die Komillitonen sind auch nicht das gelbe vom Ei. Im ersten Semester hatte ich noch Kontakt zu den "Partywütigen", jedoch konnte der Kontakt und die Unternehmungen nicht aufrecht erhalten werden. Einige engere Bekanntschaften davon sind meist Wochenendheimfahrer und sehr langweilig. Da steht nicht die nächste Home-Party auf dem Programm sondern ein gemütliches selbstgemachtes Essen, so 2mal im Semester. Hinzu kommt, dass ich mit meinen 24 Jahren mich etwas alt fühle, wenn ich zu Erstsemester-Parties gehe, wo nur 18 - 19 Jährige rumspringen. Das ist wirklich frustrierend. Hinzu kommt, dass ich noch an einigen Tagen arbeiten muss, um mir überhaupt das Studium leisten zu können. Da bleibt wirklich wenig Spielraum für große Life-Style-Änderungen. 

Anstatt zu "wachsen" als Person, zu reifen habe ich eher den Eindruck, dass ich zwar vor dem Studium 1 Schritt vorwärts gemacht habe, ich aber in der Zwischenzeit  2 Schritte zurück. 

 

Hat jemand Ideen oder befand sich in einer ähnlichen Situation? Über konstruktive Ideen und Vorschläge bin ich Dankbar.

 

Grüße Luffy

 

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Hi,

ich kann mich in vielem von dem, was du schreibst, sehr gut wiederfinden. Als ich damals vor dem Krieg mein Studium begonnen hatte, fühlte ich mich auch wie der King. Gerade aus dem Ausland zurückgekommen, neue Stadt, Studium, endlich in Freiheit leben... Ich hatte gerade PU entdeckt, hab viele neue Dinge ausprobiert (Fitnesstraining, Theater, Kampfsport), hatte eine süße Freundin gefunden, war auf allen möglichen Parties unterwegs. Okay, ich hatte nie das Gefühl, ans Ziel gelangt zu sein (meine Schüchternheit und psychische Probleme waren mir immer noch ein Stein im Weg bzgl. meiner sozialen Ziele) - aber ich "wusste", dass es ab jetzt nur bergauf gehen würde und sah den verbliebenen Baustellen daher gelassen entgegen. Mit den steigenden Semestern wuchs natürlich auch der Lernaufwand, irgendwann zerbrach die Beziehung, neue gesundheitliche Probleme kamen hinzu... Etc. pp. Als ich dann endlich fertig war und Geld verdienen konnte, folgten die nächste Ernüchterungen... Das Gehalt war zwar ok, aber nicht annähernd so, wie es uns im Studium versprochen wurde. Der Arbeitsaufwand war enorm, die Tätigkeiten langweilig und ermüdend...

Ich denke, spätestens sobald man mit dem Arbeitsalltag konfrontiert wird, macht die überwiegende Mehrzahl der Studenten eine große Enttäuschung durch. Plötzlich ist Zeit Mangelware, Hausarbeit und andere Pflichtübungen fressen scheinbar den letzten Rest Freizeit und die eigene Motivation/Energie ist nach einem langen Arbeitstag eben auch nur noch rudimentär vorhanden. Kurzum: Die ganzen naiven Träume, die man als Student hatte (ich werde einmal einen super bezahlten Job mit viel Freizeit haben, der mir Spaß macht und in dem ich mich selbst verwirklichen kann - und  nebenher werde ich natürlich nach wie vor all meinen Hobbys nachgehen, dazu noch viel reisen, neues ausprobieren, meinen Social Circle weiter ausbauen etc.) werden einem massiven, unfreiwilligen Realitätscheck unterzogen. Ich habe bis heute noch keine wirklich zufriedenstellende Lösung für dieses Dilemma gefunden, aber ich kann dir definitiv versichern, dass du damit nicht alleine bist (klar mag es Ausnahmen geben, denen dieses Wunderleben gelingt, aber die sollte man nicht unbedingt als Maßstab ansetzen).

Was du tun kannst:

a) Nutze deine Zeit und Energie weise. Schau dir deinen Tagesablauf an und eliminiere unnütze Zeitfresser wie Computerspielen, Serien schauen o. ä. (aber vergiss nicht, dass du auch Ruhe und Erholung brauchst). Versuche, wenn möglich, deine Ausgaben zu minimieren, damit du das Jobben einschränken kannst (Geld verdienst du nach dem Studium noch früh genug). Mach dir klar, was für einen Abschluss du haben willst (bzw. musst, um am Arbeitsmarkt später gute Chancen zu haben). Vielleicht reicht es auch mal, in der ein oder anderen Prüfung nur auf ein "befriedigend" zu lernen. Kurz: Es geht darum, dass du bei nüchterner Betrachtung deiner Ressourcen (Zeit, Energie, Geld) einen Kompromiss findest, mit dem du leben kannst.

b) Versuche, Dinge clever zu verbinden bzw. kleinere Brötchen zu backen. Zur Kontaktpflege kann es ja auch schon genügen, zwischen zwei Vorlesungen zusammen essen zu gehen. Du kannst Freunde auch mal von unterwegs in der S-Bahn anrufen. Mit neuen Leuten ins Gespräch kommen kann man -wie du ja selbst schon geschrieben hast- praktisch in jeder Alltagssituation. Oder du gehst zwar auf eine Party, aber setzt eben schon um 12 den Rückzug an und trinkst nur 2 Bier statt 17.

c) Gewöhne dich an den Gedanken, dass es im Arbeitsalltag immer so sein wird, dass Zeit deine wertvollste und knappste Ressource ist. Man kann darüber traurig und frustriert sein - aber das ändert zunächst einmal nichts und kostet nur noch mehr Energie. Mit diesem Bewusstsein könntest du versuchen, deinen weiteren Karriereweg so zu planen, dass die Arbeit eben nicht zu deinem alleinigen Lebensinhalt wird. Ich kenne einige Mediziner und die haben leider ähnliche, ernüchternde Dinge zu berichten. Von wegen endlose Schichten (die nicht nur die Gesundheit der Ärzte, sondern auch die der Patienten gefährden), Kapitalistisches statt humanitäres Denken in den Kliniken usw. Wenn Helfen/Nächstenliebe nicht das zentrale Motiv bei dir ist, würde ich mich an deiner Stelle - sofern noch möglich - in Richtung plastische Chirurgie oder Zahnmedizin entwickeln. Nach meinem Eindruck hat man dort noch am ehesten eine gesunde Work-Life-Balance (und wird auch noch gut dafür bezahlt). Wenn dieser Eindruck falsch sein sollte oder nicht verallgemeinerbar, möge man mich korrigieren.

d) Löse dich von dem Glauben, du würdest irgendwann in naher Zukunft einmal jede Menge Zeit dafür haben, dich zu 100% auf deine persönliche Entwicklung konzentrieren zu können (Da steckt die Denkfalle "Ich muss erst XY erreichen, bis ich YZ tun kann"). Wenn du nicht gerade eine Million erbst oder ein Sabbatical machst (dafür musst du aber auch erst einmal Geld angespart haben), wird das nicht passieren. Irgendwas ist immer: Job, Hausarbeit, vielleicht einmal Pflege von Angehörigen usw. Realistischer ist es, dass du dich zu 20% auf deine persönliche Entwicklung konzentrierst - dies aber kontinuierlich tust. Klar wirst du länger brauchen und die Fortschritte werden kleiner sein - aber besser kleine Fortschritte als Stillstand oder Rückschritt.

e) Mit 24 kommst du dir zu alt für Ersti-Parties vor? Wenn dir die Mädels dort zu jung sein sollten, weil du auf Ältere stehst, könnte ich das noch irgendwie verstehen (Nein, eigentlich nicht ;)). Aber solange du sie attraktiv findest, ist das doch als 24jähriger quasi das Paradies. Mit 24 war ich m. W. sogar noch auf der ein oder anderen Abi-Party und ich fand's cool. Klar, man ist natürlich nicht so direkt integriert wie die jüngere Konkurrenz (was größtenteils auch einfach daran liegt, dass die anderen eben tagein, tagaus zusammen in den Vorlesungen sitzen) - aber mit deinen Social Skills (die stecken immer noch in dir, auch wenn sie vielleicht zuletzt etwas eingerostet sind) solltest du dabei keine Probleme haben.

 

Für bessere Tips als die meinen bin ich ebenfalls sehr dankbar ;)

bearbeitet von tonystark

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Gast El Rapero

Das ist halt die Arbeitswelt. Würde ich einen Euro für jede Unterhaltung bekommen, in der sich ein ( ehemaliger ) Student über den normalen Arbeitsalltag beschwert ( " ist ja voll anstrengend! Jeden Tag 8 Stunden! " ), dann wäre ich jetzt Millionär. Ohne Scheiß, ich kenne kaum Einen, der damit klar kommt.

Man gewöhnt sich halt an den Lifestyle im Studium. Arbeiten ist da aber eine ganz andere Nummer. Grade in der Medizin muss man schon einiges auf dem Kasten haben und auch belastbar sein. Wenn du dich da nicht siehst, solltest du vllt den Beruf wechseln. Ich glaube aber eher, dass du dich nun einfach überfordert fühlst.

 

Solange du keine gute Alternative hast, bist du aber auf den Job angewiesen.

Also entweder

1. Schaffe dir eine gute Alternative, mit der du wirklich leben kannst ( macht aber mindestens genau so viel Arbeit, vielleicht aber auch mehr Spaß )

2. Zieh dein Studium und die Arbeit in der Uniklinik einfach durch. Beiß in den sauren Apfel.

 

Man wächst da halt auch rein. Wenn ich daran zurückdenk, wie mein erster Monat im Berufsleben lief... Oh Gott ^^

Am Besten wird man ein ausgefuchster Zeitmanager und lernt, sich Motivation und Energie bis nach dem Arbeitstag zu erhalten. Das ist schon mehr als die halbe Miete, um seine Ziele/Hobbies oder was auch immer nach der Arbeit weiter zu verfolgen.

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Es liegt glaub ich einfach daran , dass bei dir gerade Vorstellung auf die Realität trifft.

Das arbeiten im Gesundheitswesen ist einfach anstrengend. Sowohl körperlich als auch mental.

Du musst dich auch Fragen , warum habe ich dieses Studium angefangen? Geld, Anerkennung , sicherer Job oder einfach Menschen helfen?

Die meiste Zeit im Krankenhaus ist komplett anders wie sich das die Menschen vorstellen , weil Mediziner meistens aus der höheren Schicht der Gesellschaft stammen.

Allerdings wird das nicht für immer so sein. Du kannst später statt in der inneren , in der Radiologie arbeiten und hast dann weniger Kontakt zu Menschen.

Das ist dann "entspannter". Diese Jahre die du gerade durchlebst testen dich , wie stark du belastbar bist.Gibt auch andere Bereiche wo du dich gezwungen wirst an den Stellen zu sein.

Du hast auch in verschiedenen Stellen verschiedene Menschen , kann sein dass du dort nicht beliebt bist , woanders sich das aber ändert.

An der Stelle sehe ich deine zweifel , aber ich würde sagen , gib nicht auf sondern zieh es durch. 

Im übrigen glaube ich du siehst etwas gravierend falsch. Du hast dich nicht zurück entwickelt. Du hast dich weiter entwickelt , weil du in einer Umgebung bist die nicht deinem Comfort entspricht.

Diese Erfahrung gibt halt einfach zu denken , das ist nicht schlechtes sondern daran wächst du immens.

Viel Erfolg und Kraft dir.

bearbeitet von Shangtsung

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Danke für  den ein oder anderen Vorschlag.  Werde mal sehen,  was sich machen  lässt.

 

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Hey, 

 

auch ich kann dir Mut machen. Du hast dich nicht zurück entwickelt, du hast nur das Ziel gewechselt. Es gibt immer mal wieder Phasen im Leben in denen das eine oder andere wichtig ist - bei dir ist es gerade das Studium und dann sicher auch die ersten Jahre im Job. Aber das geht wirklich so vielen Leuten so - würde ja auch von vielen hier beschrieben. 

Ich kann mich prinzipiell vor allen den zeitlichen Optimierungsvorschlägen anschließen. Ich bin Jahre mit Freunden nur Mittagessen gegangen. Oder frühstücken. Weil einfach jedes Abendessen beruflich war. Oder ich am Ende des Tages total im Eimer war. 

Ausserdem finde ich es wichtig herauszufinden was dir Kraft und Energie gibt. Bist du eher der introvertierte Typ oder schöpfst du aus Gruppensituationen und Action die meiste Kraft? Das macht auch einiges aus und definiert den Lifestyle meiner Meinung nach ganz erheblich. 

Viel Erfolg und nicht den Kopf hängen lassen,

Lionesse 

(Studium sowie Start in die Selbstständigkeit erfolgreich überlebt ;-) )

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