Bondig

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Beiträge erstellt von Bondig


  1. vor 2 Minuten, IchHatteSieAlle schrieb:

    Du musst aufpassen, bei Frauen etwas finden zu wollen, was dir durch irgendwelche Bubu-Hollywoodfilme eingetrichtert wurde.

    Ich bin jetzt auch nicht direkt verbittert, aber ich erwarte jetzt nicht wirklich etwas von Frauen.

    Big Love und den ganzen shice.

    Wie sagt Gecko so schön sinngemäss in Wall Street:

    Du glaubst doch nicht etwa an das ewige Märchen von der Liebe?

    Das haben sich die Menschen doch nur ausgedacht, damit Sie nicht aus dem Fenster springen müssen.

    Muahaha.

     Loyale Frauen?! 

    Ist auch noch so'n Punkt mit dem ich mich schwer tue.

    Gordon Gekko ist DIE antikapitalistische Kunstfigur schlecht hin. Die Gier ist gut... Wenn du einen Freund brauch, dann such dir einen Hund... Du glaubst doch nicht wirklich an die Liebe... 

    Klar - früher fand man solche Leute cool.. Wall street, good Fellas, Casino, The Wolf of Wallstreet... Sie alle haben sich komplett dem "Sachzwang des Kapitals" unterworfen, Geld ist deren Religion und somit müssen alle moralischen und ethischen Wertmaßstäbe abgestreift werden. Denn wertvoll ist nur der, der Arbeit hat und Mehrwert schafft... Am Ende scheut man dann nicht mal mehr vor Mord zurück. "Und warum das alles? Wegen den Dollars, den gottverdammten Dollars..." Nikki Santoro in Casino 

    Ein Säugling, dass keine Liebe empfängt,  stirbt. Ein erwachsener Mensch lebt, der nicht geliebt wird, stirbt auch - nur langsamer und qualvoller. 

    Ich gebe dir Recht: man sollte sich von einer Beziehung keine Wunder erwarten und sich von den Hollywood-Klischees verabschieden. Dennoch ist ein gesundes Familienleben - gerade für einen Mann - so ziemlich das gesundeste, was er sich und seinem Leben antun kann. 


  2. vor 43 Minuten, IchHatteSieAlle schrieb:

     

     

    Jetzt Frage von mir.

    Wie kommt eine Frau auf die Idee, zu jemandem zu fahren, um dem einen zu blasen und dann wieder zu gehen?

    Wtf?! Was ist das für'n Scheiss?

    Wo ist ihr Zugewinn?

    Keine Ahnung - frag mich nicht... Ich fand das auch extrem strange, aber Menschen sind eben... Menschen?! 

    Ich glaube, mein Problem mit den Frauen ist meine Verbitterung nach einigen und für mich einschneidenden schlechten Erfahrungen. Immer kreist in meinem Kopf der Gedanke:

    "Und dann hast du eine Beziehung und wirst wieder verletzt, es gibt wieder Streit und du am Ende hast du wieder alles verloren..."

    Ich habe keine große Freude (mehr) am durch die Kante vögeln. Mag sein, dass das wieder kommt. Aber ich bin für mich an einem Punkt angekommen, an dem ich mich nicht über Kerben im Bettpfosten definieren will. Die Situation ist paradox:

    Einerseits vermisse ich die körperliche und emotionale Nähe, das Gefühl für jemanden da sein zu könne, ein gemeinsames Leben aufzubauen usw. Und andererseits habe ich aufgrund meiner Erfahrungen (und meiner aktuellen Situation) Angst, wieder derartig enttäuscht zu werden. 

    Im Zuge der Trennung vor fünf Jahren war ich wirklich tief in Suizid-Gedanken verhaftet. Mit der damaligen Ex war ich fünf Jahre zusammen, gemeinsame Wohnung und Ziele. Auf einmal wird ihr alles zu eng, sie bumst mit einem meiner "Kumpels", kein Freundeskreis wendet sich nahezu komplett von mir ab weil ich nebenbei noch ein ziemlich zeitintensives Studium meistern musste. 

    Danach hatte ich alles verloren: Freundin, Freunde, Wohnung und Selbstbewusstsein. Das war so schlimm, dass ich eine zeitlang nicht mal mehr einen hoch bekommen habe, weil ich wirklich am Rande des totalen Zusammenbruchs stand. Ich konnte mich an nichts mehr freuen. 

    Seitdem ist es besser geworden aber die Erfahrung hat sich tief eingebrannt. Einige Beziehungsversuche danach sind auch kläglich gescheitert. 

    Sicher kann man versuchen sich selbst zu helfen. Aber es zählt auch einfach Glück im Leben dazu. Dem einen stehen die Sterne günstig, dem anderen nicht. 

    Vertrauen, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Loyalität sind mir heilig. Wer bei mir den Knopf findet, dem gebe ich tausend Euro... Ich mach halt weiter, irgendwie... Aber der Stachel sitzt noch immer tief und was mir gut tun würde, wäre einfach mal wieder positiver Input. Einfach eine Frau, die emotional mal wieder etwas bei mir bewegt - die mir Hoffnung gibt weil ich kann sie mir nicht immer zu selbst herbeifantasieren... 


  3. hey,

    ich dachte, ich melde mich nach meinem katastrophalen Absturz Anfang des Jahres mal wieder... Nachdem ich meinen "totalen Erschöpfungszustand" überwunden habe (nach 6 Wochen konnte ich wieder normal durchschlafen), habe ich seit 11.09. wieder einen neuen Job. Und diesmal einen "richtigen" Job, mit (relativ) klar definierten Aufgaben, Arbeitsprozessen und Zielen. Der Verdienst ist besser, die Sozialkonditionen genauso - insofern habe ich mich zumindest ggü. der Ex-Firma verbessert.

    Trotzdem macht sich bei mir eine Leere breit, die sich einfach nicht füllen lässt:

    Zum einen bin ich vom neuen Job ziemlich erledigt. Sobald mehr Routine im Spiel ist, sollte das Tagesgeschäft hoffentlich etwas "entspannter" ablaufen. Aktuell falle ich aber meistens ziemlich erschöpft am Abend ins Bett. Damit ich nicht total aus dem Leim gehe, habe ich mir ein Ergometer zugelegt. Sollte ich wieder richtig "Energie" haben, würde ich auch wieder gern ins Fitnessstudio gehen. Nur fehlt mir - wie gesagt - die Lust und v.a. die Energie.

    Das trifft leider auch auf die Wochenende zu. Jetzt wohne ich zwar in einer Großstadt mit über 500k Einwohnern, vermisse aber das grüne Landleben und meine Familie. Ich habe zwar hier Bekannte und Freunde, aber irgendwie will es keiner so richtig wahr haben, dass wir jetzt alle die 30 überschritten haben und sich einfach Vieles ändert. Da wird immernoch Pfeffi gesoffen, als gäbe es kein Morgen mehr und irgendwie versuchen viele Kollegen noch immer einen "twenty-something" zu machen. Hinzukommt: Der Kater dauert bei mir mittlerweile ewig (neulich war es fast eine Woche, bis ich wieder "sauber" denken und kreativ sein konnte) und mir fehlt echt der Nerv für Clubbing und Approach-Gedöns. Es macht mir einfach keinen Spaß (mehr), alles schon mal gehabt. Klar fehlt mir der Sex, aber noch mehr fehlt mir eine Frau, mit der ich mein Leben teilen und gemeinsam auf Ziele (Familie, Hausbau u.U., Urlaub usw.) hinarbeiten kann. Ich mochte das beklommene "Kaffeetrinken zum Frühstück am Morgen danach" noch nie und je älter ich werde, desto mehr entwickle ich dahingehend eine Abneigung. Mir ist berufliches und privates Vorankommen einfach wichtiger, zumal die Zeiten ganz offensichtlich härter und anspruchsvoller werden.

    Kurzum: Ich hänge in der Luft. Ich wüsste auch nicht, wo ich eine Frau (kein Club-Girl) kennenlernen könnte. Ich suche ein Frau, mit Charakter, Lebenserfahrung, Stil und Ehrgeiz. Kein Mädchen. Neulich hatte ich ein "Lovoo-Date". 30min geschrieben, danach ist sie gekommen, hat mir einen geblasen, ist wieder gegangen. Das war's. Was soll das? Das ist ja noch weniger befriedigend als ein Cheeseburger bei McD. Ich kann damit einfach nichts anfangen...

    Einerseits bin ich aktuell arbeitstechnisch ziemlich ausgelaugt, jede Form von Alkohol haut mich ziemlich weg. Ich habe auch keine richtige Lust und Energie, was zu unternehmen. Und ich muss zugeben, dass mir das (Groß-)Stadtleben nicht wirklich taugt. Zu laut, zu dreckig und (ich muss es jetzt so krass ausdrücken): zu viel a-sozialer Abschaum unterwegs, gerade am Wochenende. Was ich schon am Hauptbahnhof tagsüber (!) gesehen habe, passt auf keine Kuhhaut. Ich wohne jetzt mittlerweile seit April 2016 hier und fühle mich noch immer fremd. Während meiner "Auszeit" war ich auch einige Male bei einer Therapeutin (die Kasse hat darum "gebeten"); es war ganz nett und scheinbar deutet vieles daraufhin, dass ich "hochsensitiv" bzw. "hochsensibel" bin. Als ich mich damit mal näher auseinandergesetzt habe, erschienen mir im Nachgang viele vergangene Empfindungen nachvollziehbarer...

    Warum ich schreibe: Falls jemand in einer ähnlichen Situation war, würde ich mich freuen, wenn er (oder sie) mir einfach mal einen gutgemeinten Rat geben könnte. Das PU-Forum (und ich bin immernoch der Meinung, dass er der falsche Name für dieses Forum ist ;-) ) hat bis jetzt immer wieder guten und interessanten Input gegeben. Ich hoffe, dass ich auch diesmal auf euch und eure Lebenserfahrung bauen kann.

    Beste Grüße

    B

     


  4. Am 11.5.2017 um 08:31 , Der Rottenflieger schrieb:

    Diese und andere Aussagen geben mir (und wahrscheinlich ist es dir aufgefallen) den Eindruck, dass du einen Ersatz für die verlorene Beziehung suchst, und zwar krampfhaft und übertrieben.

    Sport soll dir Ausgleich und Entspannung verleihen, nicht Stress.

    Ich gebe hier @Juninho Recht. Du könntest mit Frauen erstmals versuchen, nicht gleich in Richtung Sex bewegen, sondern entspannt flirten, mit sexueller Spannung üben und dabei Spaß haben.

    Auch sei der, der wählt und stelle den Frauen fragen (ohne sie zu "verhören") um herauszufinden, ob sie für eine echte Beziehung geeignet sind.

    Du bist gerade jetzt in die besten Jahren gekommen (glaube mir, oh wie ich mich nach meinen 30er Jahren sehnen manchmal!)

    Wenn du ergebnisunabhängig bist, dann steigen die Chancen, dass du die Richtige weider mal entdeckst.

    Aktuell komme ich langsam, aber sicher wieder in die Phase, in der ich überhaupt mal wieder Lust auf Menschen habe. In den letzten Monaten war ich einfach zufrieden, wenn ich meine Ruhe hatte, nicht raus musste. Es war fast so, als ob ich die Welt ohne Filter in ihrer totalen Form wahrnehmen musste. Für mich also eine extreme Reizüberflutung und Überforderung insgesamt. Tatsächlich rührt sich aber bei mir was, wenn mich mal eine Frau anlächelt. So ein bisschen Gspussi und Schmusi wären wirklich mal wieder schwer in Ordnung. Grundsätzlich müsste die Lust auf die Lust mal wieder kommen, aber erzwingen kann man es nunmal nicht.

    Aktuell fällt das mit dem Sport eh flach; ich hatte am 15.05. eine OP wegen Bauchnabelhernie und mein linkes Knie macht zur Zeit auch Sperenzchen. Das mit den besten Jahren habe ich auch schon ein paar Mal gehört, es würde mich freuen, wenn ich endlich mal "den Stock ziehen" und wieder "AKTIV am Leben teilnehmen" würde.


  5. Nabend die Damen und Herren,

    aktuell habe ich viiiieeelll Zeit, um mir Gedanken zu machen, da ich aktuell wegen Erschöpfungsdepression krank geschrieben bin (direkt nach dem Berufseinstieg schön rein geritten - wer Lust und Zeit hat, kann ja meinen Thread dazu lesen)

    Jedenfalls bin ich jetzt seit einigen Jahren zwangsweiße "Single". Hatte seit Anfang 20 eine Beziehung mit einer Frau, mit der es in vielen Bereichen gepasst hat. Sie war warmherzig, liebevoll, versaut und wir hatten eigentlich viele Gemeinsamkeiten. Natürlich haben sich im Laufe der Zeit Verhaltensmuster wie Beta-Gehabe usw eingeschlichen. Die Wahrheit ist aber, dass ich das Gefühl der emotionale Nähe und Geborgenheit ziemlich vermisse.

    Jedenfalls ist die Beziehung ziemlich mies auseinander gegangen (auch dazu gibt es hier einige Threads) und obwohl ich gutaussehend bin und sogar schon angemacht wurde (auch von Typen - was ich jetzt einfach mal als Kompliment stehen lassen xD) bringt mir das rumgevögele gar nichts. Ich bin ziemlich ausgeprägter Familienmensch, nach der Trennung hatte ich emotional ziemlich schwierige (depressive) Phasen, die Belastung aus Studium, Trennung und in der letzten Phase im Job haben sich im Laufe der Zeit kumuliert und sind letztlich von ein paar Wochen in den Burnout gemündet.

    Vielleicht habe ich jetzt auch endlich Mal mehr Zeit für mich; obwohl ich aktuell noch ziemlich fertig bin (Krankschreibung seit drei Wochen). Neben dem Studium habe ich auch extrem Sport getrieben, was mich wahrscheinlich noch zusätzlich gestresst und den ganzen Prozess beschleunigt hat. Jedenfalls wäre ich wohl ohne meine Familie ziemlich in die Brüche gegangen, und trotz ihrer Makel bin ich unfassbar dankbar dafür, dass es sie gibt und dass sie sich so um mich sorgen. Um ehrlich zu sein möchte ich auch nichts anderes haben.

    Ich glaube, das große Problem besteht darin, dass ich seit Jahren der Beziehung (oder besser: dem Gefühl der Vertrautheit) hinterher weine und somit auch "unverbindliche" Sexualkontakte ablehne. Ja, ich hatte natürlich guten Sex nach dem Trennung im Studium, aber die Leere nach der Fickerei ist einfach mies. Und überhaupt fühle ich mich in der Ernährer-Rolle ziemlich wohl. Es ist einfach ein großartiges Gefühl, wenn "da jemand auf einen wartet".

    Soviel zu meiner grob umrissen akutellen Gefühls- und Gesundheitslage. Früher oder später möchte ich natürlich wieder mal unter Menschen, merke aber, dass ich mich in Clubs einfach nicht mehr wohl fühle. Auch das exzessive Trinken taugt mir nicht mehr. Sport machen fetzt, leider steht wohl jetzt erstmal eine Bauchnabelbruch-OP an, was mich mindestens für 4 Wochen außer Gefecht setzt.

    Also lange Rede, kurzer Sinn:

    Wenn ich mich wieder danach fühle unter Menschen zu gehen: Wo gehe ich am besten hin, um interessante und attraktive Weibchen kennenzulernen? Ich fände es ja schön, einfach mal wieder ganz ungezwungen und unverbindlich mit einer Frau ins Gespräch zu kommen. Ohne zu balzen, einfach mal nett reden. Ich hatte schon einige Lovoo-Dates und fand das jedes Mal (selbst mit "happyend") ziemlich unbefriedigend. Bis morgens um 4:00 in einer ach so coolen Bar abzuhängen nervt mich auch. Mich interessieren an der Stelle vor allem Erfahrungen von Leuten die vllt. gleichgesinnt sind und schon ein paar Lenze mehr hinter sich haben.

    Bin wie immer für Antworten und "Lebenserfahrungen" dankbar

    VG

    Bondig

     


  6. vor 4 Stunden, Dandy Brandy schrieb:

    Zur 4k Geldfrage. In meinem Bekannten und Freundeskreis liegen die Nettoverfügbarkeiten pro Monat so zwischen 950€ bis über 3000€. Von denen die richtig Geld haben, haben einige das glück, mit freiberuflichen Aufträgen wirklich gut zu verdienen, ohne dabei die Freizeit zu vernachlässigen. Die machen dann so Zweiwochenprojekte, mehr oder weniger 24/7 um danach mal einfach 3 Wochen frei zu haben oder sich irgendwelchen Kunstprojekten zu widmen.
    Ich kenne aber einige, die haben  so 60h plus gearbeitet, auch mehr als 2000€ Netto gehabt (teilweise deutlich mehr) und dann am Wochenende nochmal genauso Gas gegeben. Dreimal Krebs Anfang Dreißig. Zum Glück gut geheilt, aber für alle ein klares Zeichen. Drei Freunde haben Burnout diagnostiziert bekommen. Mehrere Wochen Krank geschrieben.

     

    Keiner arbeitet heute mehr im alten Job. Ein paar sind raus aus der Stadt und ins Umland gezogen. Ein paar haben ihre Wochenarbeitszeit beim neuen Arbeitgeber auf vier Tage reduziert und von Anfang an klargestellt, dass sie Sonntags Nicht! Irgendetwas vorbereiten.

     

    Für einige war dies verbunden mit einer neuen kleineren Wohnung. Und konnten bei dieser Gelegenheit ihr Leben entmisten. Eine größere Fokussierung auf immaterielle Dinge. Gute Gespräche mit guten Leuten. Ein wenig Brot, Olivenöl, Käse, Tomaten. Ein Glas Rotwein. Ist nicht so teuer.

     

    Viele machen kreative, künstlerische Dinge in ihrer Freizeit. Nehmen sich die Zeit dafür und für sich alleine zu sein. Sie gehen nicht mehr unbedingt irgendwohin, wenn „man“ es von ihnen erwartet. Nur wenn sie wollen.

     

    Man kann auch mit 1200€ netto ganz gut leben.  1500€ sind schon super.

     

    Naja, Rente ist so ein Thema, da fehlt mir hier der Platz und die Zeit eine adäquate Antwort für die Welt in 30 Jahren zu geben.

     

    …..

     

    Interessant ist dein Zitat "Pain is temporary - Pride is forever" – JFK

     

    Ich finde ja das Streben nach Zufriedenheit weit wichtiger, als das Streben nach Glück. Kleiner Lesetipp ist die neue Geo Kompakt „Wer bin ich“.

     

    Das mit dem Krebs ist schon ne harte Nummer... Ich meine wirklich hart. Ich selbst habe bei mir auch schon das ein oder andere Mal festgestellt, dass ich bei extremer nervlicher Anspannung ein leichtes Kribbel im linken Arm und Druck auf dem Brustkorb gehabt habe. Ich gehöre halt zu der Sorte Mensch, die sich sagt, dass das nur Einbildung, ganz nach dem Motto: "Nach Fest kommt Ab" - so wie gerade bei mir geschehen. Also für 2000€ (netto) oder mehr arbeite ich bestimmt keine 60h in der Woche. Bei 40h ist bei mir Ende. Aus - vorbei. Bis jetzt war ich noch "karrieregeil", jetzt geht es mir um meine Gesundheit und da sehe ich den Scheiß einfach nicht mehr ein. Lieber gehe ich gesund 3-4 Mal die Woche ins Fitti, treff mich mit meinen Kollegen dort und tue was für die Seele, als dass ich für die dreckskohle mir nochmal einen abbreche. Was habe ich in den letzten Jahren nicht alles geopfert - und die Jahre sind jetzt unwiderbringlich vorbei. Ich zerfließe deswegen nicht in Selbstmitleid oder hadere (nicht mehr) mit meinem Schicksal - aber nochmal lasse ich mich nicht mehr verarschen. Ende.

    Zum JFK-Zitat: Ich sehe es wie du - nur gilt dennoch das Motto: "Ohne Schweiß kein Preis". Es muss sich eben nur in einem gesunden Rahmen bewegen, optimale Leistungen kann man nur bei einer angemessenen Belastung abrufen. Das finde ich ja auch in Ordnung, solange es GESUND bleibt.

    Alleine meine Fixkosten (Miete, Versicherungen, Internet, Handy usw.) belaufen sich mtl auf 1000€ - was vor allem an den scheiß teuren Mieten in der Gegend hier liegt. Dafür habe ich eine Wohnung, die mir aktuell richtig gut (Großstadt und Terrasse mit kleinem Garten wirken Wunder). Dann kommt noch Essen dazu und zack sind nochmal 400€ weg. Blieben mir aktuell noch 100-200€ zum Sozialen Leben. Und ich rede hier nicht von Clubbing usw usf. Mal ins Kino, mal in ne Bar (wo ich schon ewig nicht mehr war ^^)... Mal schauen, erstmal wieder gesunden...


  7. Am 7.4.2017 um 13:08 , Dandy Brandy schrieb:

    Vorab, ich weiß jetzt nicht ob das für die Mods o.k. ist. Wenn falsch bitte löschen.

    Ich hab hier ein kleines Stück, das ziemlich genau das ausdrückt, was mir bei den ganzen höher/schneller/weiter Leuten so aufstösst.
    Es gab in den letzten Jahren so manchen in meinem Bekanntenkreis (35-50) mit Burnout in verschiedenen Stufen. Langfristig herausgekommen sind die, die ihr Leben stark entschlackt haben. Von 4k im Monat zum Kellnerjob und kleine Wohnung z.b. oder von 50h plus auf 35h maximal. Weniger Geld/ mehr Leben. Und raus aus den ganzen "modernen" Berufen.

    Der Song ist wirklich gut - danke dafür. Beim nächsten Job werde ich möglichst wenig nach den unglaublichen "Opportunities" achten sondern viel mehr auf gute Arbeitszeiten, adäquate Verantwortung (gerade für einen Berufsanfänger) und fest definierten Arbeitsinhalten. Nochmal lasse ich mich definitiv nicht so verarschen und meine Gesundheit gegen die Wand fahren. BTW: meinst du 4000€ brutto oder netto? Brutto ist IMHO "angemessen", wenn man ein wenig leben und für's Alter etc vorsorgen möchte...

    Am 6.4.2017 um 09:42 , Maandag schrieb:

    Ich schätze, du hast ein Problem und tust, was du immer bei Problemen tust und was du gut kannst. Und diese Reaktion ist wiederum Teil des Problems. Das ist für mich gut nachvollziehbar, diese Strategie hast du offenbar jahrelang eingeübt und ausgebaut. Aber ganz ehrlich: So anregend die Lektüre auch sein mag, ich halte es für unwahrscheinlich, dass sich nach der 20. Analyse, dem xten TED-Talk, Ratgeber-Buch oder Senecas Epistulae im Original ein plötzliches Umdenken einstellen wird. Vielleicht ist es wirklich mal an der Zeit, dass du dir Hilfe holst und Verantwortung abgibst. Wenn das schon im Job auf Grund der äußeren Umstände schwer fällt, dann sollte es zumindest bei deinen persönlichen Baustellen weit oben auf der Prioritätenliste stehen.

    Einige Beiträge vorher war von Entspannungstechniken die Rede. Hast du versucht eine wirklich einzuüben und regelmäßig anzuwenden? Du kannst ja mal ausprobieren, was dir hilft. Ich würde zu den etablierten und gut erforschten Verfahren raten (PMR, Autogenes Training, Achtsamkeitsmeditation). Klare Empfehlung auch für sportliche Aktivität und Aufenthalte in der Natur. Wie du schon selbst festgestellt hast, war der Rat von weiter vorne, doch mal etwas Gras zum Runterkommen zu rauchen, ein völliger Griff ins Klo. Nebenbei bemerkt wäre jedwede Art von Drogenmissbrauch ein Ausschlusskriterium für eine ambulante Psychotherapie. Falls du den Wunsch verspürst einen erneuten Anlauf zu wagen, kann ich dich nur darin bestärken, mehrere Psychotherapeuten im Rahmen der probatorischen Sitzungen auszuprobieren. Weiterhin würde ich mich in deiner Situation eher in Richtung Verhaltenstherapie als Tiefenpsychologie orientieren. Die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie ist bei Depressionen und somatoformen Störungen bewiesen und die Methodik kommt mMn rationalen, anpackenden Menschen entgegen.

    Jepp, an den Punkt gelange ich mittlerweile auch; das Verhaltensmuster ist ja typisch: Mir geht es (psychisch) schlecht --> "Heul nicht rum und beiß die Zähne zusammen" (ich bin ja in einem "Haifischbecken-Studiengang "groß geworden") --> wenn der Bachelor/Master/erste Job in trocknen Tüchern ist, wird alles gut --> alles ist NICHT eingetreten, die letzten Jahre mit gemindertert Lebensqualität sind uneinbringlich vergangen. Ich habe am Don Gespräch mit der Ärztin und werde deine Ratschläge beherzigen (und stell dir vor: in meinem Bücherschrank liegt ein Buch mit dem Titel: "Kognitive Verhaltenstherapie für Dummies" ^^ - ich habe wohl ein riesen Problem damit, Hilfe anzunehmen. Warum? Weil ich es mir selbst als "Schwäche" attestiere.)

    Am 5.4.2017 um 21:47 , Neice schrieb:

    Wahrscheinlich bist Du etwas zu unerfahren für Deinen Job oder Dir fehlt jemand, an dem Du Dich orientieren kannst. 

    Du wirst Dich zeitlich total verschätzten, das kompensieren wollen mit mehr Arbeit. Perfektionismus nimmt Dir die Möglichkeit, sauber zu delegieren. Und wahrscheinlich nimmst Du das alles auch noch viel zu wichtig. 

    Nebenbei: Ich glaube auch nicht, dass Du einen wirklichen Burnout hast. Vielleicht erste Symptome. Da liegst Du dann im Bett. Schleppst Dich zur Arbeit. Keine Energie mehr. Keine Konzentration. Keine Perspektive. Ist schnell noch ne Depression dabei. Und aus dem Loch raus zu kommen, ist richtig Aufwand. Vor allem, weil Du keine Energie und keinen Bock hast, da raus zu kommen. 

    Lös mal Dein Problem nicht. Erhol Dich mal. Die Welt geht nicht unter. Und dann versuch mal, Dich durch den Job nicht so stressen zu lassen. Vor allem nicht nach Feierabend. 

    Ich HOFFE, dass ich keinen Burnout mit Folgeschäden haben. DASS ich aber geistig total erschöpft bin ist Fakt. Also nach dem Studium und meinen "Leistungen" muss schon viel passieren, dass ich sage: "Stopp - es langt, es geht nicht mehr" - auf Arbeit haben sie es geschafft. Das, wovon du schreibst (Unerfahrenheit, Hilfestellung, Einarbeitungszeit) trifft vollkommen zu. Ich BIN unerfahrener Berufsanfänger - und sie haben meine Motivation, meinen Ehrgeiz und meine Fähigkeiten maßlos ausgenutzt, in der Hoffnung, Kohle mit mir zu machen. Dieses Gefühl "objektiviert" zu werden, kannte ich noch nicht und tut besonders weh. Wenn man dafür empfänglich ist fühlt es sich so an, als ob einem ein Stück menschlicher Würde genommen wurde. Man wird halt zu einem "funktionalen Ding" reduziert, ohne Rücksicht auf Verlust, die ja jetzt eingetreten sind.

    Natürlich adelt es einen, wenn der Chef einem erzählt: "Du bist was Besonderes, du packst das; wer, wenn nicht du?" usw usf. Ich hatte kein Team, keine Hilfe, keine Einarbeitungszeit. Jede Woche Leistungen vorzuweisen geht mächtig an die Substanz und dann noch der Druck mit dem Vertrieb. Das "nicht stressen lassen" kann nur in einem "gesunden" Job funktionieren. Ich hoffe, dass ich beim nächsten Mal mehr Glück habe. Da ich jetzt der zweite NEUE Mitarbeiter bin, der innerhalb von einem halben Jahr noch in der Probezeit gekündigt wurde, sollten sie sich mal fragen, ob sie nicht etwas falsch machen. Die Anforderungen waren auf jeden Fall absolut unrealistisch, das zeugt nicht gerade von "managerieller Kompetenz".

    Die Symptome von wegen Burnout erfülle ich wohl leider: Gerade die Konzentration war in den letzten Wochen total in den Keller gefahren. Ich habe ein Buch angestarrt und konnte einfach nicht denken. Der Druck auf der Brust und den Schläfen ist gewaltig (beide merke ich schon seit Jahren mal mehr, mal weniger - je nachdem, wie stressig mein Alltag ist. Wirklich "weg" sind sie aber seitdem nicht gegangen) Tatsächlich bekomme ich mittlerweile Angst, dass sich Folgeschäden aus der ganze Sache ergeben. Ich hoffe, dass ich früh genug die Reißleine gezogen habe. Aber mit ein bisschen schlafen geht das nicht mehr weg - ich brauche denke ich mehr Hifle.

    Am 5.4.2017 um 21:12 , jensmann schrieb:

    Kuckuck, ich bin auch noch da. :-)

    Bondig, meine ersten beiden "Schüsse" heißen 1. Angst vor Kontrollverlust und damit 2. Gefahrenabwehr. Analytisches Denken scheint ja wohl eindeutig erkennbar eine sehr große Stärke von dir zu sein. Ich vermute, dass es irgendeine einzelne Situation oder ein dauerndes Verhältnis für dich in deiner eher sehr frühen Kindheit bzw. gesamten elterlichen Vergangenheit gegeben hat, die IMMENS bedrohlich für dich war, gefühlt oder tatsächlich, bis hin zur Bedrohung deines Lebens, emotional oder anderweitig, und dass dein Denken und Analysieren der beste, oder wohl eher einzige, Weg für dich heraus war in zumindest einigermaßen subjektiv empfundene Sicherheit bzw. die Hoffnung darauf. Alles "Loslassen" war für dich in der Vergangenheit wahrscheinlich quasi todbringend und das Muster lebst du jetzt fort. D.h. wenn du das knacken willst, dann wirst du um das Aushalten bzw. erfolgreiche Durchleben dieser ursprünglichen Angst nicht umhin kommen. Du erinnerst dich, mich früher mit der Anmerkung, dich da naiv zu finden, gefragt zu haben, wie denn die von mir erwähnte emotionale harte Arbeit aussehen wird. Da ist sie! Ich kann mich an krasse Anspannungen erinnern, Schlaflosigkeit, fiese Nackenschmerzen (Angst sitzt mir im Nacken), Schweißausbrüche und einen harten Kampf, nichts zu tun. Die erlernte vermeintlich Gefahrenabwehr sein lassen. Bei mir ging es auch um Denken, dazu aber auch noch um Ordnen, Putzen, Kontrollieren. Barbarisch, aber ich habe ihn damals gewonnen, diesen Kampf. Ich will es mal so formulieren, "wenn du den Gegner enttarnt hast, ihn siehst, seine fiese Fratze, dann ist das der erste Weg zum Sieg, denn es ist nicht deins, sondern dir von außen aufoktroyiert worden und dahin sollst du es auch zurückgeben können". Kannst du damit etwas anfangen? LG "jensmann" :-)

    Das Thema "Kindheit" wird ja als ziemlich wichtig eingestuft, wenn es um psychische Probleme usw. geht. Nun - ich könnte mir eigentlich keine bessere Familie als die meine wünschen. Wenn ich eine feste Konstante in meinem Leben habe, dann die Familie. Sie waren IMMER für mich da, wollten immer nur mein bestes. Natürlich haben sie auch Fehler gemacht und sind nicht perfekt. Die Tatsache, dass ich so ehrgeizig bin ist wohl meinen Paps geschuldet: Er ist ein Choleriker vor dem Herren, der schnell zornig wird - dafür aber alles perfektionistisch macht (O-Ton: "Wenn ich etwas mache, dann richtig - oder gar nicht." - das hat sich wohl tief in meine Seele eingebrannt). Als Jugendlicher und Kind war ich bei handwerklichen Tätigkeiten immer nur "fehl am Platz". Egal was ich gemacht habe: Es war falsch, das gleiche Gefühl hat mir mein Großvater (im Bezug auf das Handwerk) auch vermittelt. Beide waren da alles andere als feinfühlig, ich habe mich dann irgendwann geistig davon abgekoppelt. Erst im Studium habe ich gemerkt, was so in mir steckt. Und beiden zu zeigen, dass ich Wirtschaftsingenieur mit Auszeichnung und Sternchen bin, hat mir erst den nötigen Respekt verschafft. Kurzum: Ich könnte nicht sagen, dass es DAS EINE Ereignis in meiner Kindheit war, dass mich zu so krankhaftem Ehrgeiz und Perfektionsmus gebracht hat. Egal ob Schule oder Zuhause: Irgendwie war ich immer nur Durchschnitt oder einfach zu blöd. Und irgendwann glaubt man dann auch selbst, dass man zu blöd ist. Dabei war das eigene Umfeld an der Misere (größtenteils) schuld. Die Lehrer waren total pfeifen (das änderte sich erst, als ich - nur knapp am Klassenziel vorbeigeschossen - das Gymnasium wechseln musste, weil ich mehr oder weniger dazu "ermutigt" wurde). Und dann natürlich noch die Angst, zu versagen, die wahrscheinlich dem Perfektionismus und Ehrgeiz geschuldet ist. Alles ist so "zwanghaft" geworden, nichts kann mehr einfach so laufen. Und daher vielleicht auch der Kontrollzwang. Den "Gegner" zu erkennen - das verstehe ich schon. Das Ziel muss klar sein, ansonsten verschwendet man seine Energie...


  8. Am 5.4.2017 um 12:41 , Horstsergio schrieb:

    Wir kommen zwar vom Thema ab, aber ich finde es sehr spannend. Das ist hoffentlich okay für dich. Ich hoffe außerdem, dass es dir mittlerweile etwas besser geht.

    Gerne - Erkenntnisgewinn soll bekanntlich helfen ;-)

    Am 5.4.2017 um 12:41 , Horstsergio schrieb:

    Und genau da sehe ich die paralellen zur Ökonomik. In den Wirtschaftswissenschaften gilt es einen Nutzen zu maximieren (unter den Bedingungen unendlicher Bedürfnisse und eines abnehmenden Grenznutzens = Mäßigung?), Aristoteles maximiert das Gute und die Stoiker, so wie du sie beschreibst, maximieren die Weisheit (unter der Bedingung der Tugenden) (und die PUA maximieren HBs ;) ). So wie ich es allerdings sehe, sind es "Ideal"-Bilder, nach denen man immer strebt, die allerdings nie erreicht werden können oder aber wie du selbst schreibst:

    Ich verweise hier nochmal auf das japanische KAIZEN-Denken: Verbesserung durch kleine Schritte. In Japan ist ja das Streben nach Perfektion Kulturgut, aber was ist da mit "Perfektion" gemeint? Natürlich die Einheit mit der Natur, sprich das Ablagen allzu menschlicher Affekte (Lust, Begiere, Trauer, Ängste) und das "Eins-werden" mit der Allnatur. Hier habe ich mal einen kompakten Vergleich von Zen-Buddhismus und Stoa gefunden: http://zenstoiker.blogspot.de/2013/09/zen-und-stoa.html

    Es geht nicht darum, irgendwas zu maximieren. Es geht darum, sich durch das Aneignen von Wissen (das sich aus unseren täglichen Erfahrungen speist und letztlich zu Weisheit akkumuliert) von den Affekten (s.o.) zu befreien und das "Leben fließen zu lassen". Die von der Stoa gelehrte Gelassenheit und Selbsterkenntnis basieren ja auf den Grundgedanken, die Welt immer besser zu verstehen, seinen Platz zu akzeptieren und sich "naturgemäß" zu verhalten. Insofern sind uns die Tiere in mancherlei Hinsicht überlegen (was auch in der Stoa zum Ausdruck kommt): Es gibt keine kollektiven Genozide, keine Intrigen, kein Mord, keine emotionalen wie physischen Verletzungen. Mir ist auch kein Tier bekannt, dass an Fettleibigkeit oder Lungenkrebs (trotz besseren Wissens) leidet. Ein Pferd ist so viel, wie es essen muss. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Natürlich ist das jetzt alles eine verkürzte Darstellung der stoischen Lehre; mir gefällt aber der Gedanke, dass man nicht seinen "Trieben" untwerworfen ist sondern sich seiner Vernunft (Logos) bedienen kann (und sollte), um in Einklang mit sich selbst und der Welt zu kommen.

    Am 5.4.2017 um 12:41 , Horstsergio schrieb:

    Das halte ich weiterhin für stark verkürzt: Beim SM beispielsweise wollen die Menschen ja auch leiden und Schmerzen erfahren. Der Natur wird es egal sein, ob wir Leiden, Schmerzen empfinden und wer weiß was sonst tun. Ich störe mich sosehr an dem Begriff der "Natürlichkeit". Ich glaube ehrlichgesagt, dass es der Natur scheißegal ist, was wir mit ihr anstellen. Warum ist es unnatürlich Leid und Schmerz zu erfahren, verstehe ich nicht: Jedes fühlende Lebewesen leidet und erfährt Schmerzen: Also ist es ein ganz natürlicher Prozess und nicht irgendwie unnatürlich - wir können uns davor nicht schützen.
    Das Tugenden gesellschaftlich konstruiert sind, zeigt sich doch bei einem einfachen Vergleich der Stoa mit dem Buddhismus. In der Stoa sind es "maßvoll/tapfer/gerecht/weise" zu handeln, in Buddhismus, je nach Auslegung, fünf, acht oder zehn Tugenden: nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, kein sexuelles Fehlverhalten, keine Drogen - sie ähneln sich, aber trotzdem sind sie kulturell geprägt.
    Ich stimmt dir allerdings in der Hinsicht zu, dass (kapitalistische) Mensch an einer gewissen Hybris leider - wobei hier zu hinterfragen wäre, ob es nur der kapitalistische ist: Auch nicht-kapitalistische Gesellschaften haben es geschafft, die Umwelt und ihre Lebensgrundlage zu zerstören.

    Der Schmerz bei SM ist ja "erwünscht", ich rede von Schmerz und Leid, dass einem aufgezwungen und eben nicht erwünscht ist. Der Natur ist es natürlich "egal", was mit ihr geschieht. Sie ist ja kein bewusstes Wesen. Aber die "Allnatur" ist ein geschlossenes System mit Systemgrenzen. Nehmen wir unsere Erde: Zerstören wir die Umwelt nachhaltig, wird sich die Natur "rächen", indem sie sich wieder in ein natürliches Gleichgewicht bringt. Ob nun mit oder ohne Menschen an Bord. Wir fügen aktuell unserem System "Erde" Leid zu, da wir mehr nehmen, als uns zusteht. Insofern wird sich das System früher oder später regulieren - da gibt es kein Entkommen. Das Harmoniestreben der Natur ist ja letztlich in der Thermodynamik (2. Hauptsatz; s. mein Beispiel mit der Kühlbox) verankert.

    Natürlich kann jedes fühlende Lebewesen Schmerz und Leid empfinden; sie dienen ja auch als Indikator für einen "UNNATÜRLICHEN" Zustand: Wenn du leidest, wirst du doch automatisch einen Weg finden wollen, der dich vom Leid befreit. Entweder durch Heilung/Genesung/Vermeidung oder im worst case durch das "Beenden" des Lebens. Wobei auch das Lebensende nur subjektiv ist. Es ist ja nicht so, dass unsere organischen Bestandteile dann "weg" sind, es wird halt "umgeschichtet", neu gebaut usw. Im Buddhismus wäre es dann die Reinkarnation in einem anderen Lebewesen und rein pyhsisch betrachtet kann das ja auch zutreffen: Wird mein toter Körper zu Dünger verarbeitet, welcher dann zu Weizen wird, welches zu Brot wird, welches als Nahrung für einen anderen Menschen (oder Tier oder sonstwas) dient, dann schließt sich ja wieder der "circle of life" - ist doch in Ordnung. Warum den Tot fürchten - er ist ja doch etwas ganz Natürliches.

    DASS die Tugenden eben kein willkürliches Konstrukt sind beweist doch schon alleine die Tatsache, dass sie in nahezu jeder Ethik bzw. Religion in der einen oder anderen Form auftauchen, du sagst ja selbst, dass der Buddhismus und die Stoa sich dahingehend ähneln. Insofern kann man sie (denke ich) schon als eine Art Naturgesetz bezeichnen; zumindest so lange, wie der Mensch auf der aktuellen Entwicklungsstufe der Evolution verharrt. Ich behaupte, diese Tugenden sind bewusste konstruierte Mechanismen der evolutionären Entwicklung um nachhaltig menschliches bzw. gemeinschaftliches Leben zu ermöglichen. Handelt der Menschen diesen Tugenden /Geboten /Gesetzen zuwider, folgt "die Strafe auf dem Fuße": Selbstzerstörung, Leid und Schmerz. Ich sehe darin schon einen ganz bestimmten autoregulativen Charakter.

    Der Kapitalismus stellt ja auch "nur" eine Stufe in der gesellschaftlichen Evolution des Menschen dar. Wir entwickeln uns ja nicht nur als Indviduum weiter, sondern auch als Kollektiv. Was funktioniert, wird beibehalten, was nicht funktioniert, wird einfach nicht "überleben" können. Der Kapitalismus hat eine zeitlang funktioniert, weil die Rahmenbedingungen dafür gegeben waren, jetzt zerschellt er (offentsichtlich) an seinen inneren und äußeren Widersprüchen. Der Mensch kämpft schon seit eh und je gegen seine "Affekte" an; allein aus diesen Affekten heraus geschiecht ja auch das Schlechte. Nur durch Weisheit und den "Pfad der Tugend" (jetzt habe ich auch das Bonmot endlich verstanden) gelingt es ihm, seine Vernunft einzusetzen und für sich selbst und der Gesellschaft/Natur das bestmögliche Leben zu realisieren. Das erinnert auch ein wenig an die dunkle und helle Seite der Macht ;-)

    Am 5.4.2017 um 12:41 , Horstsergio schrieb:

    Auch hier würde ich die Sache komplexer sehen und es hängt doch sehr stark von dem zugrundliegenden Menschenbild ab, was du mit Harmonie meinst: Meinst du den hobbschen Wolf ( Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen, kein Mensch, wenn man sich nicht kennt.) oder aber die Vorstellung eines "edlen Wilde"? Beides auch wieder nur Karrikaturen menschlichen Handelns.
    Btw: wenn die Natur zum Gleichgewicht tendieren sollte, dann dürfte es doch eigentlich keine Evolution geben, oder?

    Die "Natur" wurde durch die Singularität ("Urknall") aus dem natürlichen Gleichgewicht gebracht. Seitdem laufen thermodynamische Ausgleichsprozesse, die im Prinzip alle möglichen Formen und Farben haben können: Ob nun einfach eine Sonne solange strahlt, bis ihre Energiereserven erschöpft sind oder ob es zum Leben auf Planeten kommt: Letztendlich ist das alles nur eine "Laune" der Natur. Möchte man mal nicht von einem "harten Determinismus" ausgehen und die Stochastik anwenden, so ist es einfach eine Frage der Wahrscheinlichkeit, ob Leben entsteht. Wir sollten uns alle nicht zu wichtig nehmen; die Menschheit hat (wie alles andere Leben auch) auch eine "Mindesthaltbarkeitsdatum". Das von dir angesprochene Gleichgewicht nennt sich in der Sprache der Physiker "The Big Chill" oder auch der "Wärmetod des Universums" - irgendwann ist nunmal auch der letzte Stern ausgeglüht. Dieser Zustand totaler Ausgeglichenheit nennt man dann maximale Entropie: die absolute und totale Gleichheit; alle Prozesse wären zu diesem Zeitpunkt abgelaufen. "Zeit" in dem Sinne gäbe es dann auch nicht mehr, weil Zeit nur der Indikator dafür ist, dass Prozesse ablaufen. Da dann alles "still steht", bleibt auch die Zeit stehen. Fazit: In the long run, we are all dead. Und solange, wie wir hier sind, sollten wir doch einfach "nett" zueinander und zu unserer Umwelt sein. "Vernünftig" (Logos) eben


  9. vor 4 Stunden, Neice schrieb:

    Merkst Du eigentlich, wie intensiv Du daran "arbeitest", das Thema wieder im Kopf zu lösen? 

     

    Jupp - genau der Gedanke ist mir heute durch den Kopf geschossen. Vielen Dank für den Hinweis.

    Kann mir mal bitte Jemand sagen, was ich eigentlich für ein Problem habe? Ich kann "es" einfach nicht lassen. Ich kann einfach nicht Nichts zu tun. Entweder habe ich das Tablet in der Hand, oder das Handy oder ein Buch (am ehesten ein Buch, in der Hoffnung, durch fleißige Lektüre und RechercheARBEIT iwann einmal über die Lösung meines Probleme bzw. meiner Probleme zu stolpern. Man sollte nur erstmal wissen, was das Kernproblem ist) oder ich schaue einen Film oder (am energiezehrendsten) ich "denke nach".

    Jemand eine Idee?!

    PS: Auf die restlichen Anmerkungen komme ich noch zu sprechen ;-)


  10. vor 28 Minuten, Horstsergio schrieb:

    Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
    Geben die Stoiker irgendetwas an die Hand, um sich selbst zu erkennen? Rationalität? Logik? Einsicht? Wann reicht das Wissen aus, damit es für dich gesund ist und gibt es da nicht immer noch ein mehr an Wissen?

     

    Da stöhnt jetzt der Geisteswissenschaftler in mir sehr laut auf ;) ! Tugend und Laster sind immer gesellschaftlich konstruierte Kategorien und nie von der Natur angedacht und ergeben sich keinesfalls von selbst. Man kann diese Werte und Normen gut oder schlecht finden, ablehnen oder nach ihnen leben, aber sie sind sicher nicht von der Natur angedacht (außer, du konstruierst hier einen sehr weiten Naturbegriff, der bis in dein Elternhaus und dein Wesen reicht). Außerdem kannst du durch dein Handeln ja auch gesellschaftliche Werte und Normen (Tugenden und Laster) beeinflussen.

    Folglich strebt der Mensch nach einem gleichgewichtigen Zustand (wenn du von Lot sprichst)? Vielleicht, aber das passiert vermutlich nicht automatisch, sondern ist ziemlich anstrengend und harte Arbeit. Ich denke, dass viele Menschen eher in alten und ungesunden Mustern leben bleiben, als dass sie ihre Handlungen und Denkweisen kritisch hinterfragen. Für mich klingt das nach den Ansichten eines Wirtschaftwissenschaftlers, der die Logik des Faches auf die menschliche Psyche übertrage - ich glaube da allerdings nicht so recht dran.

    Die Stoiker argumentieren, dass sich der Mensch durch seine Vernunft ("Logos") und seinen Trieben ("Affekte") auszeichnet. Demnach ist der Mensch das einzige Wesen, dass bewusst über seine Triebe walten kann, wenn er sich der Vernunft zu Nutze macht. Das hat auch nichts mit der Logik der Wirtschaftswissenschaften zu tun (die, nebenbei bemerkt, nur verkürzt die Logik der Stoa aufgreift; würde sie im Sinne der Stoa handeln, dann würde es keinem Menschen und auch der Natur nicht schlecht gehen - da das nicht der Fall ist, kann man keinen Vergleich ziehen).  Das Wissen langt natürlich NIE aus, wie bereits gesagt: Wüssten wir alles, wären wir gottgleich. Das Wissen, dass wir uns aneignen, wird auch am letzten Tag unserer Lebens nicht ausreichen, weil es immer noch mehr zu wissen gibt.

    Die Kardinalstugenden (die sich aus philosphischer Sicht scheinbar bewährt haben; sie tauchen ja in fast allen ethischen bzw. philosophischen Strömungen auf) dienen dahingehend als Leitfaden. Man sollte sich eben bei jeder Entscheidung, die man fällt, fragen, ob sie maßvoll/tapfer/gerecht/weise ist oder eben nicht. Alleine schon die Tatsache, darüber nachzudenken bringt einen auf den "Weg der Tugend" bzw. hilft quasie als moralischer Kompass (so habe ich es verstanden und so "fühlt" es sich auch gut an).

    Ob Tugend und Laster so "frei" definierbar sind und von der Kultur bzw. der Gesellschaft abhängen, wage ich zu bezweifeln. "Böses" äußert sich immer in Leid und Schmerz. Wenn ich dir pyhsische oder psychische Gewalt antue, dann verursacht das Schmerzen und Leid - selbst wenn ich mich damit im gesellschaftlichen Rahmen bewege (z.B. Menschenopfer, sinnlose Drillerei von Soldaten, Sterben für das Vaterland usw.) Die vier Tugenden helfen letztlich dabei, Leid und Schmerz zu verminden, eben weil es unnatürlich ist, Leid und Schmerz zu empfinden. Viele Normen und Werte, die unserer Gesellschaft gelebt werden, müssen ja nicht unbedingt richtig sein. Z.B. hat mich die protestanisch-ökonomistische Arbeitsethik in den Burn Out getrieben (und meine Chefs dazu veranlasst, so zu handeln). Nochmal: unser Wirtschaftssystem steht im krassen Gegensatz zu den vier obigen Tugenden, ein "grenzenloses Wachstum" widerspricht nunmal der Tugend "Mäßigung". Dieses Verhalten wird sich früher oder später rächen; ganz einfach, weil es das natürliche System aus den Angeln hebt. Der kapitalistisch geprägte Mensch leidet an seiner Hybris und glaubt, sich die Welt Untertan machen zu können - er irrt. Sollte iwann mal das Klima kippen oder wir uns aufgrund von Krieg oder Seuche von der Oberfläche tilgen, dann ist lediglich das "Gleichgewicht" wieder hergestellt.

    Ein "ausgeglichenes Leben" passiert automatisch, es reguliert sich ja gerade selbst. Füge ich meiner Umwelt (Menschen, Tieren, Flora und Fauna) ein Leid zu (zerstöre ich also die natürliche Harmonie), so wird erzeugt das in einem abgeschlossenen System ein Ungleichgewicht, was wiederum den Naturgesetzen widerspricht -  es kommt zu einer "Rückkopplung" und zwar solange, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Ich erahne da einen komplexen Zusammenhang zwischen Philosphie und Physik (übrigens hat sich die Stoa auch mit der Physik, also den Naturgesetzen etc. auseinandergesetzt und versucht, daraus auf das "Leben" abzuleiten). Wenn ich eine eiskalte Coke und einen brühend heißen Tee in eine Thermobox stelle haben beide iwann die gleiche Temperatur - es finden ja stets und ständig Ausgleichprozesse statt.

    Die "Wirtschaftswissenschaften" versuchen ja die Naturwissenschaften zu immitieren und scheitern letztlich an der Komplexität des Sachverhalts. Marx hat das zur Genüge bewiesen. Was mich and er Stoa begeistert ist ihre klare Einfachheit; ich kann an der Stelle nur das oben erwähnte Buch empfehlen. Es liest sich unglaublich zügig und regt in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken an. In der Stoa steht die Gemeinschaft im Fokus, gerade aus dem Aspekt des Selbsterhaltungstriebes des Menschen heraus. Oder anders: Egoistisches Handeln, was wider der Gemeinschaft ist, schadet nicht nur der Gemeinschaft (auch "Allnatur"), sondern letztlich auch sich selbst. Möchte ich also das beste für mich, so handle ich so, dass nicht nur mir, sondern auch der Gemeinschaft am dienlichsten ist (das erinnert doch ein wenig an Kant's Imperativ „Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ - das haben die Stoiker schon relativ früh erkannt). Ein wesentlicher Teil der stoischen Lehre ist der "Pflicht" gewidmet und möchte ich mal kurz zitieren:

    "Sittlich gut handelt der Mensch, wenn er den Forderungen des "kathekon" folgt. [...] Für den Mensch bedeutet "kathekon" also eine naturgemäßge Handlung, die sich z.B. auf die Erhaltung der eigenen Person richtet und auf all das, was dazugehört z.B. Gesundheit, Familie, soziale Gemeinschaft usw. (wobei die vier genannten Kardinaltugenden als immer anwendbare Werkzeuge verstanden und eingesetzt werden sollten)" (Weinkauf, W.: Die Philosophie der Stoa, Reclam, Stuttgart, 2017, S. 199)

    DASS man nie weiß, ob man nun tugendhaft handelt oder nicht entspricht ja gerade dem Prozess des Lernenes (an dessem Ende die Weisheit steht). OB ich tugendhaft gehandelt habe erfahre ich leider erst im Nachhinein; je öfter ich aber "übe" (also versuche mich an den Tugenden zu halten), desto eher treffe ich die Entscheidungen, die für mich und und für meine Umwelt die besten sind. Ich behaupte an der Stelle mal, dass sich der Kapitalismus nie hätte entwickeln können, wenn man sich konkret an diese Tugenden gehalten hätte. "Reichtum" widerspricht nämlich der "Mäßigung".  Die Kunst - und da gebe ich dir Recht - ist es, zu definieren, ab wann "zu viel zu viel" ist. Oder ab wann man von Gerechtigkeit / Tapferkeit / Weisheit sprechen kann. Das stimmt; aber schon die Tatsache, zumindest zu versuchen "tugendhaft" zu handeln, würde ich als positiv werten. Die Japaner nennen diesen Weg "Kaizen" - kontinuierliche Verbesserung in kleinen Schritten.

    So - jetzt hab ich aber Mal tief in die philosophische Trickkiste gegriffen ; )


  11. vor 27 Minuten, C_h_o_p_i_n schrieb:

    Wer genau bestimmt was die angedachte Natur [des einzelnen, der/einer Gruppe,  einer Sache] ist? 
    Wer genau bestimmt was Tugendhaft - Lasterhaft ist - wann etwas der Mäßigung bedarf?

    Aus deiner aktuellen Krise heraus hast Du begonnen Deine Wertesysteme zu überdenken -  mit dem Ergebnis, dass Du das bisherige Regelwerk" (der Dich zu dem Achiver haben werden lassen)  nun scheinbar Durch ein anderes - nach meiner bisherigen Wahrnehmung genauso enges, einschränkendes - VORGEBENDES ( -> Tugenden /Laster ) - zu ersetzten gedenkst?!

    Wo bleibt das ausprobieren - Hedonismus bedeutet aus meiner Sicht nicht Übertreibung - sonder Offenheit für Lust, Leidenschaft, Genuß. 
    Wie gut kannst Du Dir etwas gönnen - einfach mal so. 

    Wann warst Du zuletzt in der Sauna - oder hast dir mal eine Thai-Massage gegönnt? 

     

    Sauna erst gestern - immer nach dem Training ; )

    Was der Natur angedacht und was tugend-/lasterhaft ist, ergibt sich doch am Ende von selbst: Arbeite ich zu viel ("maßlos") führt das automatisch dazu, dass ich wider meiner (der) Natur handle, was sich letztlich in Krankheit äußert. Das, was ich gerade durchmache, ist im Prinzip autoregulativ: Die "Systemgrenzen" wurden überschritte, also findet jetzt (ganz automatisch) ein Prozess statt, der wieder alles ins Lot bringt (mehr oder weniger, man wird sich wohl immer innerhalb eines Tolernzbereichs bewegen). Das heißt nicht, dass ich nicht genießen kann oder soll - ganz im Gegenteil. Die Tugendhaftigkeit kann niemals zu 100% erreicht werden (dann wären wir quasi gottgleich), sie kann aber durchaus angestrebt werden. Alleine schon die Bemühung, sich den Tugenden anzunäheren führt dazu, dass man ein "gesundes und glückliches" Leben lebt.


  12. vor 25 Minuten, Horstsergio schrieb:

    Glaubst du an Schicksal und Vorbestimmung? Ist das nicht etwas zu einfach? Sind es nicht eher Zufälle, die uns leiten, unser Leben bestimmen und mit denen wir umgehen müssen? Dient Schicksal nicht nur dazu, dem Leiden, das mit dem Leben einher geht, einen höheren Sinn und eine Erklärung zu geben? Ich versuche jedenfalls, schönen wie auch unschönen Momenten von mir aus einen Sinn zu geben und sei er noch so banal, wie dass ich mich an einem Baum erfreue. Oder ich versuche schlechten Erfahrungen hinterher einen Sinn zu geben (die nächste Buchempfehlung: Viktor Frankl - Und trotzdem Ja zum Leben sagen, eins der beeindruckensten Bücher, die ich je gelesen habe. Du wirst hier echt für die nächsten Jahre versorgt ;) ).

    Noch eine weitere Frage, dich mich umgetrieben hat (basierend auf Wikipedia-Wissen): Treibst du den Teufel deiner Arbeitsbelastung nicht mithilfe des Beelzebubs Stoa aus? Die westliche ökonomische Logik ist ja deutlich älter als Adam Smith und die moderne Ökonomie und leitet sich auch aus der griechischen Philosophie ab. So wie ich es richtig verstanden habe, ist das höchste Ziel in der Stoa (wie gesagt, Wikipedia!), Weisheit zu erlangen. Ersetze Karriere, Macht, Geld durch Weisheit und du bist wieder in diesem Teufelskreis der ständigen Selbstoptimierung. (Das ist vielmehr eine Interessenfrage und soll keinesfalls als jetzt Kritik an deinem Weg gedacht sein!).

    In der Stoa herrscht aber kein "Sachzwang" vor, der dich auch zum Tun einer wie auch immer gearteten Arbeit "nötigt". Weisheit hilft dabei, dass Leben mit all seinen Rückschlägen zu ertragen. In der Psycho-Therapie gibt es ja die sog. "Weisheits-Therapie"; dass man also durch Erkenntnisgewinn seelischen Schmerz lindert - und das trifft auch zu: Ein Medikament kann erst dann produziert werden, wenn man weiß, welche Bestandteile enthalten sein müssen. "Wissen" ist IMHO die ultimative Waffe, um Probleme zu bewältigen und ein erfülltes Leben zu leben. Die Stoa lehrt "Selbsterkenntnis" und "Gelassenheit". Beides ist nur durch Wissen zu erreichen und beides erzeugt ein zufriedenstellenderes Leben.

    Die vier Tugenden "Tapferkeit, Weißheit, Mäßigung und Gerechtigkeit" widersprechen dem Streben nach Geld, Macht und Karriere. Du sollst auch nicht auf Teufel komm raus Wissen erlernen und tapfer sein; sondern in dem Maße, wie es gesund für dich und deine Mitwelt ist. (An der Stelle merkt man, dass sich die vier Tugenden gegenseitig beeinflussen und somit in Schach halten). Wenn man schon nach etwas streben sollte, dann danach, sich selbst und seine Rolle in der Welt zu erkennen (Selbsterkenntnis) und die Schicksalsschläge des Lebens aus einer richtigen Perspektive zu bewerten:

    " Der fleht: Wie erlange ich doch die Gunst jener Geliebten? Du: Wie entreiße ich mich dem Verlangen danach? Der: Wie fange ich's an, um von jenem Übel frei zu werden? Du: Wie fange ich's an, um der Befreiung davon nicht zu bedürfen? Ein anderer: Was ist zu tun, daß ich mein Söhnchen nicht verliere? Du: Was ist zu tun, daß ich seinen Verlust nicht fürchte? " (Marc Aurel)

    Das, was geändert werden kann und "in unserer Macht steht" sollte man auch ändern (Arbeitsplatzwechsel, Trennung usw.). Die Dinge, die aber unabänderlich sind, müssen aktzeptiert und "richtig bewertet" werden. Dann werden sie auch erträglich.

     

     


  13. vor 30 Minuten, C_h_o_p_i_n schrieb:

    Stoa ... das erinnert mich an diese Karma-Geschichte - Vorbestimmung - und nimmt aus meiner Sicht zu viel Änderungsmotivation aus einem System heraus.  
    Vermeidung von Auflehnung und Rebellion - streben nach einem alternativen Ziel im Außen - Die Frage an das "Kind"  ... "Willst Du einen Keks" zur Ablenkung wenn es kritische Fragen stellt.

    Welchen Sinn sollte es machen ... das einem jemand etwas "zudenkt"  - das würde einen -  in seiner Existenz nicht beweisbaren höheren Sinn voraussetzen.

    Sicher kann es sinnvoll sein, das IST erst mal als aktuell gegeben zu akzeptieren - nur nehme ich nicht ganz so viel Sinn darin wahr, den gegbenen Zustand trotz Schmerz beizubehalten - für wen, für was?  

    Wo ist Deine Rebellion(*) - Dein Hedonismus?

    (*) - ich sehe sie in Ansätzen - und sehe die Stoa als Bremse/Hemmnis - weil sie als Grund für das "Ertragen" der Ist-Situation dienen kann -  quasi als "Aufrechterhaltende Bedingung"(**)

    (**) ... vielleicht auch um bisherige Glaubenssätze/Wertesysteme vor allzu kritischer Betrachtung zu schützen. 

    Also, ich habe gerade ein Buch über die Philosophie der Stoa durchgearbeitet und muss an der Stelle widersprechen (gottseidank ;-) ) OB das Leben komplett deterministisch konzipiert ist, sei jetzt mal dahingestellt (für mich als naturwissenschaftlich affinen Menschen deutet alles darauf hin). DASS man sich nich einfach dem Schicksal ergeben soll wird in der Stoa aber auch klar herausgearbeitet:

    Die Stoiker verstehen die Welt ("Allnatur") als "eins", also als eine in sich geschlossene Entität. Jeder von uns ist Teil davon, jeder "wirkt" also innerhalb dieser Einheit auf seine ihm zugedachte Art und Weise (und die Welt wirkt auf ihn). Nun strebt die Welt (was ganz der physikalischen Logik (s. Thermodynamik) entspricht) nach "Harmonie", Ausgeglichenheit usw. Wenn man z.B. krank ist oder leidet (psychisch wie physisch) widerspricht das der Harmonie der "Allnatur" und es wird sich früher oder später ein Gleichgewicht wieder einstellen: Entweder indem man das Leid durch Heilung überwindet ODER indem das Leben beendet wird. Beides ist akzeptabel und letztlich irrelevant, da man früher oder später sterben ("Sterben lernen") muss. Jetzt greifen aber die berühmten vier Kardinaltugenden (Tapferkeit, Mäßigung, Gerechtigkeit, Weisheit) und wenn ich mich tugendhaft verhalte, dann handle ich auch der Situation und der "Allnatur" angemessen, heißt:

    Bin ich krank, bringe ich die Harmonie ins Ungleichgewicht, was wider der Natur ist. Es ist also meine Aufgabe, die Krankheit zu besiegen und zwar unter Anwendung der obigen Tugenden. Solange mein Leben der Allgemeinheit dienlich ist, ist es meine Pflicht, dass es weitergeführt wird, es sei denn, ich würde damit weder mir noch meiner Mitwelt einen Gefallen tun.

    Mark Aurel bringt es denke ich gut auf den Punkt:

    " Arbeite! Aber nicht wie ein Unglücklicher oder wie einer, der bewundert oder bemitleidet werden will. Arbeite oder ruhe, wie es das Beste für die Gemeinschaft ist.“

    Sich seinem "Schicksal ergeben" heißt also nicht, lethargisch in der Ecke zu liegen und physisch wie psychisch zu verrotten. Es heißt, seiner angedachten Natur gemäß zu handeln. Die vier genannten Tugenden sind schon sehr treffend (man merkt auch deren Wirken in der christlichen Religion denke ich) und erkennt durch sie auch, dass wir in einem System leben, dass der "Allnatur" widerspricht: "Mäßigung" ist etwas, dass mit Sicherheit nicht durch kapitalistisches Wirtschaften befördert wird; eher im Gegenteil: Wir bringen die Welt ins Ungleichgewicht und zerstören sie sukzessive. Da wir alle Teile dieser Welt sind, zerstören wir damit auch uns selbst ("Was dem Bienenschwarm nichts nützt, das nützt auch der einzelnen Biene nichts" et vice versa). Im Übrigenwird auch das Feiern von Festen als wichtiger Bestandteil des menschlichen Seins betrachtet: Kunst und Kultur erzeugen positive Gefühle, die sich wiederum auf die Gesundheit der Feiernden auswirken und somit im Großen und Ganzen zur Harmonie beitragen. "Hedonismus" heißt jedoch, dass man "maßlos" wird und sich nur noch von seinen Affekten (das Gegenteil der Kardinaltugenden: Begierde, Lust, Angst und Trauer) leiten lässt. In dem Fall würden die Affekte über die Vernunft (Logos) triumphieren, was uns somit noch unter das Tier stellt (welches keine Vernunft hat und nur seiner Natur gemäß handelt).

     

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  14. Am 31.3.2017 um 03:20 , jensmann schrieb:

    Guten Abend Bondig, vielleicht bist du analytisch noch intelligenter als ich und ich habe schon einen IQ in Richtung 140. Sehr schön, wenn auch der EQ parallel gute Werte annehmen kann. In jedem Fall habe ich den Eindruck, dass du noch deutlich philosophischer bist als ich es war, so dass dein Weg in jedem Fall einen Sinn haben wird und meiner Einschätzung nach etwas sehr besonderes herauskommen wird, d.h. all das ist für etwas gut, was wahrscheinlich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht annähernd einsichtig ist. Hatte ich schon erwähnt, dass für mich damals das Autogene Training der beste Einstieg war, meinen Geist ruhig zu stellen? In jedem Fall meine ich, relative Meisterschaft errungen zu haben im Verstehen körperlicher Symptome. Bei z.B. Rüdiger Dahlke oder im allgemein im Internet googelnd lassen sich immer schöne Anregungen holen. Herpes im Gesicht stand bei mir immer für Ekel bzw. Schutz vor zu viel Nähe, vor wem oder was müsstest du dann selbst herausfinden, wenn es das ist. Mit ein wenig Übung sind bei mir so bis heute Ärzte quasi überflüssig geworden und ein Medikament habe ich wohl schon seit 15 oder 20 Jahren keins mehr genommen. Das ständige Gefühle, nicht genug zu sein oder geleistet zu haben ist natürlich ein Super-Klassiker. Ich vermute, das ich seit Beginn meines eigenen Umerziehens geschätzte 1 Mio. mal auf "ICH BIN OK" meditiert habe, übrigens sehr häufig in Kombination mit dem oben schon wiederholt erwähnten "ICH MUSS GAR NICHTS" - so bin ich durch die Stadt gelaufen: "Ich bin ok und muss gar nichts, ich bin ok und muss gar nichts, ich bin ok und muss gar nichts, ich bin ok und muss gar nichts ...". Gerade zu Beginn wird es sich wohl anfühlen, wie ein vollkommen aussichtsloser Kampf gegen Windmühlenflügel, aber steter Tropfen höhlt den Stein. Und die zu ändernden Überzeugungen sind ja doch wohl schon sehr früh sehr massiv gesetzt worden, sonst würde sie nicht so wirken. Da braucht es schon Ausdauer und Massivität dagegen. Besonders anfällig bin ich bei Dingen wie Abfahrtsskirennen und deren absurder Kommentare im Fernsehen. Da wird dann ein Abfahrer, der 2,17 Sekunden hinter der Spitze liegt und "nur" der zwölftbeste der Welt ist, schon fast als Versager runtergemacht und bei jedem Schwung, wo er nicht perfekt auf der Ideallinie fährt, wird ihm ein "grober Fehler" angekreidet. Wie soll ich mich denn da im Vergleich mit meinen Skifahrkünsten fühlen? Ok? Schwerlich. Ein gesunder Kommentar wäre aus meiner Sicht anzuerkennen, dass all diese Typen, die da den Berg so runterfahren, eine SENSATIONELLE Leistung erbringen, aber die Medienleute wollen ja eine Spannung und einen künstlichen bzw. wohl hochneurotischen Vergleich in der allerletzten Spitze aufbauen. Wie wichtig ist für unsere Welt das Streben nach der High-End-Perfektion und Optimierung? Die Antwort darauf überlasse ich deiner offenkundig höheren philosophischen Begabung Bondig. Ich könnte an der Stelle sehr gut mit einer Kommentierung leben, die bei jedem Fahrer voll des Lobes, des Respekts und der Anerkennung ist. Meiner Seele hätte und würde das sehr gut tun, weil es die Realität trifft, fernab diesen neurotischen und fast zwanghaften Optimierungswahns auch noch in einem Bereich, der im Grund so überhaupt gar keine Bedeutung hat. So, das war mein nächtliches Wort zum  Freitag. Sleep well "jensmann".

    "Wir sollten leben wir können, nicht wie wir wollen" hat mal Schopenhauer gesagt; insofern ist es nur richtig, dass man nur die Anforderungen an sich stellt, die vernünftig sind. "Mäßigung" ist ja einer der vier Kardinaltugenden. Demnach ist es auch "maßlos" mehr zu wollen, als "gesund" ist. Mein aktueller Zustand ist ja nichts anderes als "Selbstregulation"; man überlastet sich und der Körper (dazu zähle ich jetzt auch die Psyche) gibt früher oder später nach. Dieses "Nachgeben" kann sich entweder in Form der Heilung äußern (ausruhen, gesunden usw.) oder in der ultima ratio: Tod. Letzters sollte man dann doch vermeiden, vor allem wenn es nicht einem höheren Zweck dient ;-)Danke übrigens für den attestiert hohen EQ, ich gebe mir im Zwischenmenschlichen alle Mühe ("Tugendhaftigkeit" nennt man das wohl) - um ehrlich zu sein hätte ich lieber einen hohen EQ als ein hohen IQ; Empathie liegt in der menschlichen Natur und führt auch eher zu eigenem Wohlbefinden und Glück.

    Deine Anregungen bzgl. der Autosuggestion geht mir auch schon seit einiger Zeit immer wieder durch den Kopf. Es gibt ja den einen schönen Spruch "Du bist, was du dachtest. Du wirst sein, was du denkst." Diese permanente Wiederholung von positiven Glaubenssätzen bzw. Affirmationen MUSS ZWANGSLÄUFIG früher oder später zu positiven Ergebnisse führen, insofern man es konsequent trainiert. (An der Stelle merkt man auch die positive Auswirkung von Sport: Wer einer Sportart nachgeht erkennt, dass man immer besser wird, je intensiver man sich mit dem Sport beschäftigt; sei es nun Training, Ernährung oder Sportpsycholigie usw.). Als letzte große Übung von N. Brendans Buch "Die sechs Säulen..." ist mir in Erinnerung geblieben, dass man jeden Tag über 90 Tage, ganz bestimmte Affirmationen schriftlich aufschreiben muss. Dann hat sie das "Unterbewusstsein" gefressen; man "glaubt" dann daran und handelt dann entsprechend.

    Am 31.3.2017 um 12:01 , C_h_o_p_i_n schrieb:

    Deine Zeilen erinnern mich an dem Umstand, dass ich zwei(drei+) Leben parallel leben könnte weil es so viel interessantes um mich herum gibt. 
    Weshalb solltest Du Deine Neugier verlieren - welchen Grund gäbe es? 

    Auf Dein Streben nach mehr bezogen - gibt es abgesehen vom Tod eine Beschränkung der Du zu entrinnen versuchst? 
    Wann und wodurch weißt Du,  dass Du angekommen bist. (Wo willst Du eigentlich hin?) , Dass Du genug bist?

    Muss man überhaupt ankommen ? 

    Was außer dem Tod ist (noch) Stillstand für Dich - Kommst Du aus einer Familie deren höchstes Gut Bildung war ? 

    Es ist einfach die Angst, stehen zu bleiben. Mittlerweile entwickle ich aber immer mehr eine fatalistische Einstellung ggü. dem Leben. Man sollte sein eigene Schicksal (und was einem zugedacht ist) zu akzeptieren lernen, jeder hat wohl seine Aufgabe zu erfüllen. "Erzwingen" kann man nichts, es ist "unnatürlich". Und genau dieses "unnatürliche Handeln" äußerst sich in Krankheit, Leid und Schmerz. In Zukunft werde ich einfach mehr auf meinen Körper hören und mir nur noch das zumuten, was auch gesund für mich ist. Natürlich könnte ich jetzt auch meinem Chef Vorwürfe machen; nur wird meine Situation deswegen auch nicht besser.

    Apropos: "Die Firma" (hehe) hat sich heute bei mir gemeldet und ist wohl zur Erkenntnis gelangt, dass es wohl "zuviel" ist. Man hätte wohl eine Lösung in Aussicht und würde sich mit mir unterhalten wollen. Zu spät - ich bin platt und erledigt. Egal, wie es jetzt kommt: Ich habe für mich die Konsequenz gezogen, "Die Firma" zu verlassen und vor allem wieder gesund zu werden und meine Lebensfreude zurück zugewinnen. Das Klima ist IMHO zu stark vergiftet mittlerweile, das bringt alles nischt mehr.

    • TOP 2

  15. hey,

    eure Beiträge bringen mich tatsächlich zu immer mehr Selbsterkenntnis - wirklich. Natürlich werde ich wohl nicht in 7 Tagen (m)ein neues Weltbild aufbauen können, aber die Saat ist denke ich gesät. Parallel zur laufenden Diskussion lesen ich brav "Die Philosophie der Stoa - Ausgewählte Texte" (Reclam) und bin schwer begeistert. Die argumentative Logik, die Einfachheit und die schlichte "Einsicht in den Lauf der Dinge" ist wirklich beeindruckend. All das Kämpfen und Leiden führt doch zu Nichts, wenn man mit seinem Schicksal hadert.

    Im Übrigen ist "Leid" (unter der Leidendruck, dem ich aktuell unterliegen äußert sich ja auch psychosomatisch) ein logisches, "körperliches Signal", dass uns doch nur mitteilt, dass man sich in einer (aktuell nicht annehmbaren) Situation befindet. Nietzsche brachte das mal so schön auf den Punkt: "Leben bedeutet Leiden. Überleben heißt, dem Leiden einen Sinn zu geben." Durch die Stoa schwant mir langsam die Erkenntnis, dass ich a) für die aktuelle Situation nicht die passenden "Einsichten" habe (es kann ja sein, dass mir der Job in fünf Jahren gefallen könnte, ganz einfach weil ich bis dahin eine ganz andere Sicht auf die Dinge haben werde) und b) definiert auch die Stoa den Menschen als pflichtbewusstes Lebewesen. Pflichtbewusst insofern, als dass er im gesunden Rahmen (gesund für seine Umwelt und für sich selbst) die Pflichten des Lebens annimmt und sie zu bewältigen versucht; strebsam, aufrichtig, keine Mühe scheuend und ehrlich. Kommt man aber in krankmachende Situationen, dann widerspricht man dem "natürlichen Lauf der Welt", man bringt die Welt quasi in "Unordnung" bzw. aus dem Gleichgewicht - und bekommt dafür die Quittung.

    Bevor ich auf die einzelne Posts eingehe vllt noch folgende Info für euch:

    Gestern Abend kam bei mir tatsächlich wieder das schlechte Gewissen (mangelndes Pflichtgefühl, die Arbeitskollegen hängen lassen, die Aufgabe nicht bewältigt zu haben). Dann war ich bei meiner Hausärztin (die kennt mich schon seit dem Kinderbett) und sie hat mich nochmal zu Recht gerückt (zumal sich aktuell auch ein Herpes im Gesicht breit macht, den ich halt als Akne/Pickel, abgetan habe). Also ich bleibe weiterhin krankgeschrieben und werde jetzt die nächste Zeit für meine Genesung verwenden. Krankengeld kann mir die Wohnung und ein erkleckliches Leben finanzieren (sollte es soweit kommen). Nur wie ihr bereits richtig geschrieben habt: Mache ich weiter wie bis her, wird meine Gesundheit noch stärker leiden und selbst dann heißt es noch lange nicht, dass das Produkt erfolgreich sein wird. Wäre es also erfolgreich, dann nur zu Lasten meiner Gesundheit; wäre es ein Misserfolg (nobody knows), dann würde ich mich nicht rechnen (gerade in einer 12 Mann Bude und mit mir als einzigen, wirklichen Treiber für dieses Produkt). Ich merke auch, wie gerade die Last von meinen Schulter fällt und ich mich langsam besser fühle. All der Stress der letzten Jahre fällt HOFFENTLICH jetzt endlich ab; es wäre schön, sich einfach mal um nichts Gedanken machen zu müssen. Das hat mich die letzten Jahre auch massiv belastet: Diese ständige, permanente Denken, sich sorgen, planen, kalkulieren usw. Man mag solche "Spitzen" zeitweise aushalten, aber nicht permanent. Ich denke, von diesem ständigen "Denken" her rührt auch dieser "Schraubstock-Druck" an meinen Schläfen...

    @Horstsergio

    Ich kann dir nur beipflichten (und da merke ich auch, ähnliche wie bei den anderen Kommentaren, ein gewisses Maß an Lebenserfahrung). Mit PU habe ich mich intensiv auseinandergesetzt, habe auch zu dem Thema etliche Bücher bzw. EBooks gelesen (wobei ich Maximilian P. anrechnen muss, dass er die ganze Geschichte aus einer sehr empathischen Perspektive heraus beschreibt und es sehr wissenschaftlich bzw. verhaltenspsychologisch angeht (und es immer auch mit Studien etc. untermauert) - immerhin). Im Forum selbst rennen viele Oberflächliche Menschen rum (die großen drei F: Fussball, Ficken, Feiern). Da kommt man nicht weit. Aber das Forum ist ja breit gestreut an Charakteren - wofür ich wirklich dankbar bin ;-) Unterm Strich habe ich (gerade im Studium zwanghaft) versucht, "Erfolge" zu erzielen, konnte aber einfach keinen gefallen daran finde. Mit 20 wäre das noch cool gewesen, aber mit Mitte 20 "rumzuhuren", um sich selbst etwas beweisen zu müssen? Natürlich gab es auch "Erfolge", aber nie befriedigend. Ich war seit der Trennung "dauerangespannt", ohne Ruhe, ohne wirkliche Lebensfreude. Wer ständig nur am "Denken" ist, dem fehlt einfach die Energie für solche banalen Sachen wie "Sex", traurig aber wahr. Zumindest ging es mir so. Wenn ich so sehe, wer so rumvögelt, egal ob Promi oder Otto-Normal, da merkt man schon ein persönliches Defizit. ISv sich Bestätigung über Sexualpartner holen. Ich sehe darin einfach keinen Sinn. Sex soll Spaß machen, ständiger Partnerwechsel ist, denke ich, nicht nur physisch sondern auch psychisch ungesund (natürlich sollte man ein paar Erfahrungen sammeln). Daher ist PU auch ziemlich verwerflich: wer sein Leben nur um Sex oder diesen Alpha-Männchen-Habitus aufbaut, ist extrem oberflächlich und lebt einfach nicht "tugendhaft".

    An den Glaubensmustern muss ich natürlich noch arbeiten. Wie bereits erwähnt: Tiefere Einsichten (wie die Stoa) helfen da schon ungemein. Einfach schon der Gedanke, die Welt als ganzheitlich, in sich richtig wahrzunehmen, gefällt mir außerordentlich gut. Selbsterkenntnis und Gelassenheit - das klingt ziemlich wünschenswert. Ich bewundere die ganz Großen Stoiker, die sich wirklich nur auf ein Minimum an materiellen Dingen reduziert haben - und dennoch glücklich waren. Es ist einfach beruhigend zu wissen, dass es nicht die Dinge und Erlebnisse sind, die unsere Gefühlswelt bestimmen, sondern einfach unsere Sicht bzw. unsere Bewertung dieser.

    @jensmann

    Word ;-) Eigentlich möchte ich den erwähnte Respekt nicht für meine Leistungen bekommen, sondern für mich als Mensch: Wie ich bin, wie ich handle usw. Ich werde automatisch gut, wenn ich das tue, was mir leicht fällt (und idealerweise auch Spaß macht). Ich möchte diese Tätigkeit noch nicht mal als Bestimmung, sondern eher als Berufung bezeichnen: Vielleicht habe ich das Glück, dass ich diesen Beruf finden werde. Vielleicht auch nicht. Wenn nicht, sollte ich mich damit abfinden, insofern als dass es nun mal so zum großen Ganzen zuträglich ist (ich hoffe, ihr versteht, was ich meine) Am Wichtigsten ist mir eigentlich, dass ich in dieser kurzen Zeit, in der ich hier bin, Gutes getan habe. Ich bin einfach so ungern ein Arschloch. Natürlich habe ich meine Allüren, natürlich kann ich nicht mit jedem Menschen auskommen. Nur könnte ich dann, wenn es soweit ist, nicht in den Spiegel schauen, sollte ich davor nicht "aufrecht" gelebt haben. Ein Egoist zu sein, der nur nach Profit strebt usw., der sich selbst für das "Kapital" verkauft (hat) - was soll das bringen? Ich gehe auf Arbeit und sehe, wie sie sich alle hetzen, wie sie jagen und sich stressen. Niemand stellt dort die Frage nach dem Sinn. Und selbst wenn, wird sie gekonnt ausgeblendet oder es fehlt jegliches Interesse bzw. Neugierde für das Thema. Ich muss mir auch jeden Tag selbst "einreden", dass meine Arbeit ja einen Nutzen hat, dass sie sinnvoll ist und einen Mehrwert schaff. Tatsächlich helfe ich nur dabei, die Welt noch schneller gegen den Baum fahren zu lassen: Wenn dank meiner Hilfe Arbeitsplätze eingespart oder in noch kürzerer Zeit noch mehr Produkte produziert und die Umwelt noch im gleichen Maße noch mehr zerstört wird: Was habe ich dann damit gekonnt? Warum können die Menschen nicht maßvoll leben?

    Ich möchte und will kein Millionär sein. Ich empfinde es mittlerweile als anmaßend, ja sogar als verpönt, wenn ich einer wäre. Das heißt nicht, dass ich in Armut leben will. Beide Zustände sind asozial. Jeder Mensch soll einen bestimmten Zweck erfüllen, soll einer Tätigkeit nachgehen, alleine schon deswegen, weil sie ihm Wert gibt und ihn Charakter verleiht. Reichtum (vor allem vererbter) verdirbt oft den Charakter.  Enthaltung und Verlust formen aber. Insofern bemerke ich gerade ein wachsendes Gefühl der Dankbarkeit für die letzten Jahr voller Verbitterung: Es bringt ja doch nichts, mit dem Schicksal zu hadern. Es bringt einfach nichts, außer Schmerz. Die Erkenntnis muss man erstmal gewinnen und verinnerlichen, denke ich...

    BTW finde ich es schön, dass du dich um deine Eltern kümmerst. Ich habe ja auch ähnliche Ziele ; )

    @Polysix

    Mit Meditation habe ich mich auch schon auseinandergesetzt, aber danke für die Links. Besser als Motivation hat mir im Übrigen Hypnose und Auto-Suggestion gefallen. Gerade letzteres empfinde ich als extrem mächtiges Werkzeug, um sich selbst zu verbessern (hierzu hab ich einiges von Jan Becker, aber vor allem Nathaniel Brandan's: "Sechs Säulen des Selbstbewusstseins" gelesen; auch empfehlenswert).

    Dein Bild der Perfektionismus-Kurve als exponentielle Entwicklung gefällt mir ziemlich gut. Kann das aus meiner Erfahrung mit der Masterarbeit nur bestätigen. Vielleicht liegt die Perfektion insofern im Imperfekten, als dass der Betrachter den Willen und die Anstrengungen, also das Gesamtbild als solches erkennt, und die Fehler quasi als "menschliche Note".

    An der Stelle überkommt mich aber wieder die Angst, vielleicht die mich am stärksten antreibende:

    Was, wenn noch mehr gegangen wäre? Was, wenn ich nur faul (geworden) bin? Was, wenn ich mich nur noch mehr angestrengt hätte?

    Ich habe das ständige Gefühl, nicht genug "zu sein", nicht genug geleistet zu haben, einfach niemals fertig zu sein. Alle, die mich kennen, werfen mir andauernde Unzufriedenheit vor. Und das stimmt: Seitdem ich weiß, wie ich Probleme lösen kann (Recherchieren, Durcharbeiten, Verstehen, Anwenden), seitdem möchte ich besser werden, ständig. Ich habe wirklich tierische Angst, stehen zu bleiben. Daher wahrscheinlich auch diese ständige Hetze, dieses Gefühl des "Heißlaufens". Genuss und Sinnlichkeit fehlen irgendwie. Ich weiß, dass sie da sind. Aber ich kann es nicht mehr richtig zulassen.

    Wie schaffe ich es, hier Maß zu finden? Die Balance zwischen "machen" und "ausruhen"?! JETZT diktiert mir mein Körper Ruhe - Ende. Wisst ihr, ich habe Angst, träge, faul und fett zu werden. Ich habe Angst, meine Neugierde und meinen Wissensdurst zu verlieren. Andererseits will ich wieder mehr vom Leben haben, mehr Lebensqualität. Was bringt es mir, wenn ich so viel ich konnte "studiert" und verstanden habe? Ich weiß ja doch nichts ;-) 

    Danke euch


  16. vor 54 Minuten schrieb jensmann:

    In  meiner siebenjährigen Zeit als Leiter meiner Angstselbsthilfegruppen hatte ich eine wöchentliche Sprechstunde. Da rief mal eine Frau an, die schon eine ganze Weile nichts mehr anderes tat und konnte als arbeiten zu gehen. Keine privaten Kontakte, keine Hobbys, kein Sport, keine Reisen, kein Ausgehen - gar nichts! Sie war partout nicht davon abzubringen, dass doch alles ok sei und es ihr im Grunde nicht wirklich schlecht ginge. Tja, ich habe mir damals angewöhnt ganz geduldig darauf zu warten, bis der Leidensdruck bei den Leuten groß genug war, dass sie dann irgendwann vielleicht doch ausreichend motiviert waren, etwas nachhaltig zu ändern. Wir hatten  ja schon in einem Post früher, hoffentlich ohne dass bis dahin das Kind mit Krebs, einem Herzinfarkt o.ä. in den Brunnen gefallen ist. "ICH MUSS GAR NICHTS" auch nur im Ansatz, Punkt für Punkt und Thema für Thema nach und nach zu verinnerlichen, hat bei mir sehr viele Jahre gebraucht, war aber der beste Weg und hat für jede Menge Wohlgefühl gesorgt. All dieser blöde Mist (sorry, wenn es noch deine Werte sind) von Karriere, Lebenslauf darf keine Lücken haben etc. - SCHEISS DRAUF! Nicht MEINE Werte, die habe ich mir inzwischen unabhängig, selbst und frei für mich neu wählen können. HERRLICH! Und so hatte ich wieder einen wunderbaren Tag mit viel Bewegung draußen, Sport, Musik, netten Frauen und Kumpels, eine angenehme Dosis Arbeit, gutem Essen, viel Sonne und viele viele viele solcher Tage noch direkt vor meiner Nase. Yippieh! Aber es war viel und harte emotionale Arbeit.

    Ich könnte hier den ganzen Tag mit dir bzw euch schreiben...

    Ja, ich gebe dir Recht: Es sind wohl größtenteils die Glaubensmuster und dann noch der familiäre Hintergrund (es wurde bei uns immer irgendwas gearbeitet, was ja auch ok ist, wenn es nicht zur Zwanghaftigkeit ausartet.

    Einerseits ist es natürlich eine Geldfrage, zum anderen auch die Tatsache, dass ich ja eigentlich gerne tätig bin. Ich gehe ja gerne arbeiten, ich bin gerne unter Menschen usw. Mein Problem besteht einerseits im "Nicht-Abschalten-Können", das Gedankenkarussell dreht sich halt auch nach 16:00 Uhr immer weiter und weiter und weiter...

    Und dann natürlich noch folgende Gefühle:

    - Das Gefühl, "da geht noch was bzw. noch mehr"

    - Das Gefühl des Erfolgs, der Anerkennung und des Respekts (für mich ganz wichtig, weil ich mir erst durch meine Leistungen den nötigen Respekt verdient habe - darauf kommt und kam es mir am meisten an: ich will nichts geschenkt bekommen)

    - Das Gefühl, die Arbeitskollegen im Stich zu lassen

    - Das Gefühl, gescheitert zu sein (GANZ GANZ SCHLIMM)

    Andererseits ist mir eine Sache in den letzten Jahren total abhanden gekommen, dass ist mir gerade erst so richtig bewusst geworden: Sinnlichkeit. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich selbst jetzt, nach vier Jahren, der Beziehung mit der Ex hinterher heule. Ich habe nach ihr einfach keine Frau mehr kennengelernt, die mich so bewegt hat, bei der es so stimmig war. Ich bin noch immer dankbar für viele Momente, die ich mit ihr gehabt habe. Ich will SIE jetzt auch nicht mehr wieder haben; zu unterschiedlich sind wir beide jetzt, als das es wieder funktionieren würde. Sie war halt Madonna und Hure ;-) Ich fühle mich oft wie unter Tantalos-Qualen: Alles, was mir gut tut bzw. was lebenswichtig und gesund für mich ist, liegt in greifbarer Nähe. Aber sobald ich dorthin greife, entfernt es sich von mir.

    OFFTOPIC:

    Warum bekomme ich eigentlich keine Mail geschickt, wenn hier jemand antwortet? Ich habe den Balken "auf grün" gestellt (der weiße Punkt ist rechts im Schiebebalken) - müssten ich da nicht eine Benachrichtigungs-Mail bekommen?!


  17. vor 8 Stunden schrieb jensmann:

    Bei meinem täglichen Radfahren kommen meine Energien in aller Regel gut/besser in Fluss. So kam mir gestern noch eine weitere Idee. Bondig, vieles was ich hier von dir so gelesen habe, wirkt auf mich doch arg getrieben bzw. zwanghaft. Deswegen hast du auch schon eine Menge Hinweise in Richtung mehr Achtsamkeit, Loslassen etc. bekommen. Aus eigenem Erleben glaube ich verstehen zu können, dass es so einfach nicht getan ist. So wie Menschen, die viel körperliche Energie verspüren, diese auch ausagieren wollen und gesunderweise sollen, ist das wohl auch in psychischer bzw. intellektueller Hinsicht. Zwangsweises Ruhig(er)stellen ist in großem Umfang einfach schlichtweg nicht möglich. So wie du berichtest, kann es aber SO ja nun auch nicht weitergehen, was Zufriedenheit etc. angeht. Ich glaube, der Königsweg ist es, dass du im ersten Schritt kapierst, dass dieses hohe Leisten in dem Bereich nicht nur positiv bzw. im wesentlichen auch massiv negativ ist. Für dich, dein Wohlbefinden, dein Lebensglück. In unserer Gesellschaft ist z.B. Drogensucht wohl eher ziemlich negativ besetzt, so auch der Alkoholismus, Spielsucht auch, aber Workaholics gelten meiner Wahrnehmung eher als neutral bis womöglich sogar vorbildhaft, auch weil damit häufig in unserer Gesellschaft positiv besetzte Werte erreicht werden (können): Karriere, Geld, Ansehen, Sachwerte, Erfolg. Sich davon dann zu lösen, fällt noch schwerer als bei den anderen Süchten, wo zumindest meist doch viel mehr direkter Leidensdruck entsteht. Für mich ging es nun darum, und das könnte dein Weg auch sein, zum einen schon das hohe Drehens des Hirns versuchen, mit den verschiedensten Methoden wenigstens etwas runterzufahren, zu lindern und mehr in Körpergefühl zu kommen, diese Fähigkeit/Gabe/Last aber eben auch für den eigenen Vorteil zu nutzen. D.h. wenn schon ein großes Bedürfnis da ist, ständig etwas optimieren oder verbessern oder analytisch zu durchdringen ist, dann lenke das in eine für dich gute, hilfreiche, gesunde Richtung. Analysiere deinen seelischen Zustand, optimiere in Richtung deines Wohlempfindens, verbessere dein Verhalten hinsichtlich für dich attraktiver Frauen. Insofern habe ich Zwanghaftigkeit zwar auch immer als Last gesehen, aber sehr viel hilfreicher als tiefe Depression, wo Antriebs- und Hoffnungslosigkeit Änderungen ganz schwer macht. Mein schon mal geäußerten Übungsvorschlag, will ich deswegen an der Stelle wiederholen, auch weil du ihn passenderweise wohl komplett ignoriert hast: schaue dir alle deine "ich muss ..." ... immer produktiv sein, die Welt retten, keine Zeit verlieren ... sowie deine "ich darf nicht ..." ... zu viel ruhen, Misserfolge haben, andere zu sehr belasten ... an und versuche zu beginnen, sie zu durchbrechen. DU MUSST GAR NICHTS! s.o. für mehr Details.

    Ich bin gespannt "jensmann"  

    Hey,

    Danke für die Mühen - wie immer ;-) Das "Ich muss" bzw. "ich darf nicht" ist bei mir als Gefühl des "Pflichtbewusstseins" verankert. Beim Bund wäre ich wohl ein bomben Offizier geworden xD Jedenfalls merke ich schon wieder, dass in mir der Gedanke aufkeimt "vllt doch wieder auf Arbeit zu gehen" usw usf. Warum kommt der Gedanken: Weil ich es hasse, etwas nicht zu schaffen, eine Aufgabe nicht zu erfüllen. Andererseits stehe ich unter einer derartigen inneren Anspannung, dass sich meine Nerven wirklich wie gespannte Drahtseile anfühlen. Ich hatte zwar vor Kurzem eine lovoo-get-fucked-be-happy-date gehabt, aber es hat mich nicht wirklich entspannen lassen. Warum?

    (1) Weil es einfach nur Triebabbau war, da war Nichts mit Nähe, Emotionen usw. usf. Damit meine ich noch nicht mal Liebe oder sowas, sondern einfach keine wirkliche Vorfreude. Und so geht es mir schon seit Jahren!!! Der Stress (durch Trennung, mehrmalige Umzüge, Verlust von Freundeskreis, Studium; Prüfungen und Abschlussarbeiten) hat mich emotional einfach abgestumpft. Ich bin (wahrscheinlich auch aus Selbstschutz heraus) emotionslos geworden. Was Schade ist, denn ich bin gerne in einer Beziehung oder verbringe Zeit mit Freunden. Nur ist mir einfach im Moment alles zu viel

    (2) Ich fühle mich depersonalisiert; im Prinzip auf ein "automatisches Subjekt" degradiert, dass nur noch funktioniert. Die JAHRE verstreichen und irgendwie wird es nicht besser. Am Freitag gehe zu meinem Hausarzt des Vertrauens und unterhalte mich mit ihm darüber. Mich kotzt dieses Ungefickt-sein und vor allem diese totale Erschöpfung massiv an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Berufsleben "Normalzustand" ist bzw. sein kann. Nicht in dem Ausmaß, hinzu kommt das geringe Selbstwertgefühl aufgrund der aktuellen Situation.

    Das "DU MUSST GAR NICHTS" ist ein Glaubenssatz, den ich nur schwer "glauben" bzw. "verinnerlichen" kann. Ich habe (wie bereits erwähnt) diffuse Ängste: Bin ich gerade dabei meine "Karriere" gegen die Wand zu fahren? Übertreibe ich vielleicht und bin gar nicht so am Ende, wie es glaube zu sein - andere schaffen es ja auch oder vllt sogar noch mehr... Wie wird der nächste AG auf diese "Lücke" reagieren? und und und...

    Ja, die Angst ist eine meiner größten Antreiber. Kombiniert mit meinem Wissensdurst und dem unbedingten Willen, gesteckte Ziele zu erreichen... Nur sagt mir mein Körper aktuell wohl etwas anderes...


  18. vor 19 Stunden schrieb Juninho:

    Wie ist es denn um deine Sozialkompetenz bestellt? Kannst du andere Menschen lesen? Kannst du gut Entscheidungen treffen? Weißt du welchen Leuten du ein gutes Gefühl geben musst und wie du das hinkriegst? Weißt du mit wem diese Leute im Klinch liegen? Wen du von deinen Leuten opfern kannst wenns brennt? Wer deine direkten Gegner sind und kannst du denen in der Cafeteria mal etwas doller auf den Fuß treten, damit sie wissen mit wem sie es zu tun haben? Weißt du wie man Informationen aus Menschen bekommt? Das ist das Beraterleben, deswegen gibt es gewöhnlich Assessment Center, um neben fachlicher Eignung auch Menschen zu schützen, die nicht die notwendige Persönlichkeit mitbringen. Der Weg nach oben geht nicht nur über Leistung, sondern vor allem über ein Netzwerk aus Befürwortern. Kannst du sowas aufbauen? Wenn ja, ists ein witziger Job, ein bisschen wie das Brettspiel Risiko, insbesondere je weiter es nach oben geht. Wenn nicht, kanns der Horror werden und insbesondere die sozial Komponente macht den Leuten zu schaffen. Die wichtigste Regel im Job ist eigentlich, nie sein volles Potenzial zu zeigen, weil sonst erwarten das die Leute immer von dir. Ich hab den Eindruck du fährst schon länger im roten Bereich, was das angeht.  

    Ich würde dir verschreiben:

    - 2 Männer Abende die Woche, an denen moderat Alkohol getrunken wird, aber nur High Class Shit aus Genussgründen. An denen fröhnst deinem geilen Leben. Meschen mit geilem Leben sind bessere Menschen und performen besser.

    - 1 mal die Woche guckst du American Psycho bis du mitsprechen kannst. Also wirklich auswendig. 

    - 1 Gramm die Woche. Wird dir helfen, besser und durchdachter Entscheidungen zu treffen. 

    Mittelfristig solltest du gucken, dass du...

    - Home Office so oft wie möglich machst. 

    - Ein richtig, richtig guten Werkstudenten oder besser Praktikanten bekommst. Am besten einen Idealisten, auf den du viel Arbeit ablegen kannst. Dann hast du mehr Zeit die sozialen Dynamiken im Unternehmen zu begreifen. 

    Meine Sozialkompetenz würde ich unter normalen Umständen als "ziemlich gut" bezeichnen. Deswegen auch das Ansinnen meines Chef's, mich in den Vertrieb zu stecken. Ich unterhalte mich gerne mit mir unbekannten Menschen, gerade wenn ich von ihnen etwas lernen kann. Meine Arbeitskollegen haben mir schon einige Male angetragen, dass ich doch mal mit einem eigenen Programm auf die Bühne müsste (Kabarett, Satire - so in die Richtung). Ich kann Menschen zum Lachen bringen, WENN ich mich wohl fühle. Wie man ja hier schon im Forum merkt, trage ich meine Gefühlswelt stark nach außen: Wenn mir etwas gefällt, lass ich das meine Mitwelt wissen. Geht mir etwas auf die Ketten, bekommt es das Umfeld ebenfalls mit. Fazit: Anschluss finde ich immer zügig, zumal ich auch im gesunden Maße hilfsbereit bin. Das oft inhaltlose Gelaber eines Vertrieblers kann ich dir auch ohne Probleme abreißen - nur reizt es mich intellektuell einfach nicht.

    Mein "Problem" ist, dass ich brutal ergebnisorientierter Mensch bin. Für mich zählt nicht der Prozess, sondern das Resultat - auf was anderes kommt es nun mal nicht an. Am Ende müssen schwarze Zahlen geschrieben werden - und das auch bitte nachhaltig. Die typischen BWLer (mit Ausnahme der Controller) sind deswegen für mich auch nicht unbedingt bewundernswert. Da wird viel gelabert und gelabert und gelabert, und man kommt nicht auf den Punkt. Merke ich besonders bei den Vertrieblern (auch bei uns in der Firma). Diese Pseudo-Buddy-Scheiße geht mir ziemlich am Arsch vorbei. Ich kann schon mit dem Kunden reden und wenn er mich als Mensch auch interessiert, gerne auch intensiver. Aber ansonsten will ich nur eins: Auf den Punkt kommen und das Projekt erfolgreich abschließen. Wenn es dem Kunden hilft, dass wir dabei ein Kaffeekränzchen abhalten: schön. Interessiert es mich? Nope. Es muss was bei rumkommen.  Darum geht's. Dafür bezahlt der Kunde. Der Service ist wichtig, keine Frage. Aber am Ende MÜSSEN Ergebnisse stehen.

    Das Problem dabei ist, dass sich genau diese "Denkmuster" in mein Privatleben eingebrannt haben. Es geht nicht mehr um Genuss, um Emotionen oder um Lebensgefühl; es geht nur noch um "Ergebnisse": Beim Sport, beim Essen, ich merke es sogar bei der Auswahl meiner Bekanntschaften. Auch im zwischenmenschlichen Bereich hat sich die kühle betriebswirtschaftliche Ratio eingefressen. ALLES wird bei mir strukturiert, Nichts kann mehr einfach "sein". Schwierig zu beschreiben... Das führt einerseits zu Erfolgserlebnissen - mein Lebenslauf kann es bestätigen. Aber eben nur im rational-analytischen Raum. Die Bereiche, die mir fehlen und mich aufgrund ihrer Abwesenheit krank machen, kommen logischerweise zu kurz: Beziehungen, Liebe, Emotionen usw.

    Von daher ist dein Anraten, sich öfters Mal "American Psycho" anzuschauen alles andere als ratsam für mich. Ich habe das Buch bereits mit 18 (und seitdem mehrfach) gelesen. Der Film kackt ggü. dem Buch mächtig ab, die grundsätzliche Intension bleibt aber. Pat Bateman ist depersonalisiert, mechanisch und versucht seine Leere durch perverse und asoziale Verhaltensmuster zu kompensieren, ihm dadurch überhaupt so etwas wie Sinn zu geben. Selbst das schnöde Ficken wurde bei mir mit der Zeit "mechanisch" - wenn man keinerlei Bindung mehr zu einer Frau aufbauen kann, liegt etwas deutlich im Argen.

    Grundsätzlich ist der Konsum von Stimulanzien und psychoaktiven Drogen wie Alkohol oder Gras (ich schätze mal mit "Gramm" meinst du Gras) gerade in meiner Verfassung so ziemlich das Schlechteste, was man machen kann. Ich weiß - du möchtest mir helfen. Aber wenn ich Entspannung nur mit Hilfe von Drogen finden kann, öffnet sich ein Teufelskreis, der auch mal ganz schnell in den totalen sozialen Abstieg führt. Ich habe genügend konsumiert, als dass ich wüsste, ob es mir gut tut oder nicht. "Sport" sei Dank meide ich Alk und alle anderen "leistungsmindernden" Substanzen wie der Teufel das Weihwasser - wobei wir hier wieder im "Leistungsdenken" wären.

    Wie man sieht: Allet nicht so einfach. Ein Reset wäre angemessen, die Frage ist nur: Was kommt danach und wie soll dieses danach aussehen?


  19. Am ‎24‎.‎03‎.‎2017 um 09:33 schrieb C_h_o_p_i_n:

    Ich möchte Dich mit meiner Überlegung einladen,  zu schauen wie dieses Weltbild/Wertesystem zustande gekommen ist. Wie es Funktioniert  und Dich auch "manipuliert" - bzw. manipulierbar macht (Arbeitgeber) .  

    Du hast bereits bemerkt, dass es vielleicht nicht ganz so Optimal ist -  weil es zu einer Überbeanspruchung führen kann. 

    150% zu geben - zu Geben allgemein -  erscheint Dir nichts ungewöhnliches zu sein. Im Studium - in der Partnerschaft. Was gab es wo zurück?  Was hat das mit Dir gemacht? Bestätigung durch Zuneigung, Gute Noten - Erfolge ein Gefühl der Zufriedenheit. 

    Erhälst Du die Bestätigung/Anerkennung die Du Dir wünschst - die zu erhalten Dich antreibt (die Früchte Deiner Leistung) in diesem Job? 
    Vielleicht hat Du sie in der o.a. Partnerschaft erhalten? 

    Welche Glaubenssätze Treiben Dich in die Überlastung? 
    Bist Du auch ohne diese(Job) und andere (Höchst-) Leistung ein wertvoller - begehrenswerter Mensch(Mann) ? 

    --------------------------------------

    Themensprung:

    Letztendlich ist aus meiner Sicht die ganze Jagd nach Profit nichts anderes als eine nahezu pervertierte Form der Balz - Wer hat (...kann sich leisten)  die buntesten Federn - um paarungswillige Weibchen davon zu überzeugen, dass die eigene Höhle die richtige ist. 
     

    hey chopin,

     

    das, was mir tatsächlich am meisten Befriedigung verschafft, ist zu verstehen "was die Welt im Innersten zusammenhält" - klingt jetzt vielleicht sehr spießbürgerlich, trifft aber den Kern mein Wesens ziemlich genau. Ich will "wissen" die Welt ist wie sie ist und was wir noch Neues lernen können. Deswegen "studiere" ich ja auch wie ein Durchgepeitschter alles, was mich interessiert und was mich weiterbringen könnte.

    Nur kann ich diesen massiven Input an Informationen einerseits und generisch-kreativer Tätigkeit andererseits nicht dauernd auf dem Niveau halten - obwohl es mir wirklich Freude macht. Es gibt einfach so viel zu entdecken und zu erfinden, zu wissen und zu verstehen. Im Studium bekam man ja zumindest Zwangspausen verordnet, und zwar i.S.v. vorlesungsfreie Zeit. Und dann wird mir langweilig bzw. wurde mir langweilig. Als ich nach den letzten Prüfungen des Studiums  6 Wochen frei hatte, habe ich mir eine Woche "Nichtstun" gegönnt und habe dann aus Langeweile einen Onlinekurs "Thermodynamik für Ing's" bei ingenieurkurse.de gemacht. Mich hat die philosophische Komponente gerade bei dem Fach gereizt (in einem anderen Thread habe ich mich glaube bereits darüber ausgelassen).

    Was ich damit klar stellen möchte: Ich kann nicht abschalten, meine Gedanken rasen und rasen und können nicht zur Ruhe kommen. Sobald ich die Augen zu mache beginnt sich das Karussell zu drehen. Das war in der Masterarbeit wirklich schrecklich, als ob mein Körper nur noch Behältnis für mein Hirn wäre. Irgendwie habe ich wohl ein stückweit den Anschluss am emotional-realen Leben verloren. Ich wünsche mir oft mal wieder das Gefühl, Lust auf Sex zu haben, überhaupt zu flirten. Oder sich mal wieder zu verlieben... Ich verstehe jetzt die Message der Aussage "mit seiner Arbeit verheiratet sein". Hinzu kommt der finanzielle Sachzwang und diffusen Zukunftsängste. Überhaupt sind Ängste einer der größten Antreiber für mich. Im Studium war ich wohl aus zweierlei Gründen so engagiert:

    (1) Aus aufrichtigen und unglaublich stark ausgeprägten Interesse an den Themengebieten und der Tatsache, dass ich nicht so blöd bin, wie es mir immer weiß gemacht wurde. Wenn ich könnte würde ich noch weiterstudieren: Sportwissenschaften, Philosophie, Maschinenbau, Geschichte, Psychologie usw. Es ergibt eben alles "Sinn", es macht Spaß und es gibt mir die Möglichkeit, Gutes zu tun, einen Mehrwert zu schaffen und Menschen zu helfen.

    (2) Aus Angst vor gesellschaftlichen Abstieg bzw. aus Angst vor den "Sachzwängen" (kein Geld für eine ordentliche Wohnung, kein Urlaub, kein Geld für Versicherungen usw. Basis für einen guten Verdienst ist eine gute Ausbildung --> also Gas geben)

    Gerade im Moment beschäftigt mich v.a. ein ziemlich "praktischer Gedanken":

    Mal angenommen ich lasse mich wirklich länger krank schreiben - wie würde sich diese Lücke wohl in meinem Lebenslauf machen? Ich meine, schreckt das nicht potentielle zukünftige AG's ab, gerade unter dem Aspekt, dass ich bis jetzt einen ziemlichen "straighten" Lauf hinter mir habe?!

    Ich möchte ja leisten, ich möchte mich ja einbringen und einer (idealerweise erfüllenden) Tätigkeit nachgehen. Aber nicht so wie es aktuell läuft, nicht unter den Umständen.


  20. Hey,

    wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, ist das Alles ein bisschen Viel auf einmal... Aber ich bin dankbar (ich meine wirklich dankbar) für die Zeit die ihr hier investiert und für die Ratschläge und die wohlwollende Kritik, die ihr mir gebt. Ich bin gerade dabei, mein komplettes Lebensmodell (Arbeitgeber, u.U. auch Wohnung bzw. Wohnort) umzuwerfen und da ich gut im "strategischen management" bin, sollte es gut geplant sein ;-) 

    Zum Thema "Pfauenfedern":

    Natürlich biologisiert man den Kapitalismus in unserer Gesellschaft auch massiv, i.S.v. "Survival of the Fittest" und diesen ganzen Mist. Damit ihr euch vorstellen könnt, wie ich ich die letzten Jahre im Studium konditioniert worden bin, hier mal eine kleine Anekdote:

    Im Gespräch mit meinem Prof (Modul: Managementsysteme und Unternehmensführung) meinte ich zu ihm, dass kapitalistisches Wirtschaften weder nachhaltig und sinnvoll ist und letztlich zum Verlust des Sozialen und Ökologischen Moments führt. Daraufhin er: "Stellen sie sich vor den Spiegel, betrachten Sie Ihre Zähne. Was Sie sehen, sind Reißzähne eines Raubtieres."

    Kein Witz. Dabei ist es mittlerweile common sense in den Sozialwissenschaften, dass altruistisches Verhalten für das Individuum viel stärkere positive Effekte mit sich bringt, als der von uns gelebte "Wolf of Wallstreet"-Egotrip. Wir "glauben" uns dem Sachzwang unterwerfen zu müssen, d.h. aber nicht, dass dieser Sachzwang ein "Naturgesetz" ist wie die Erdanziehungskraft.

     

    Ich werde nochmal die Tage in Ruhe auf die einzelnen (und wirklich tollen) Beiträge eingehen... Bis dahin nochmals

    Danke für Alles


  21. vor 5 Stunden schrieb C_h_o_p_i_n:

    Ja ... sicher - da gibt es jede Menge Sachzwänge. Irgendwo von muss man ja leben.

    Trotzdem frage ich mich - ist es für Dich denkbar / erlaubt - einen eingeschlagenen Weg  zu verlassen?
    Kannst Du für Dich die Grenzen definieren?
    Welche (Existenz-) Ängste(?) hindern Dich bislang daran diese Grenzen zu berücksichtigen? 

    Wenn Du auf Deine bisherigen Erfolge zurückblickst - kannst Du daraus Sicherheit gewinnen,  dass Du wieder auf die Füße fallen wirst? 

    Dein Bezug auf die Trennung -  mir erscheint Sie in meiner Wahrnehmung Deiner Schilderungen als Projektion - als Schutz anderer (vielleicht unbewuster) Glaubenssätze, die bisher das Setzen von Grenzen verhindern. 

    ... Wem musst Du was beweisen -  (darauf möchte ich keine Antwort  - nur dass Du im Stillen schaust) - wer auf Deiner Schulter sitzt und Dich bis zur Erschöpfung antreibt. 

     

    Schwierige Frage - genau dafür werde bzw. muss ich mir wohl jetzt erstmal Zeit nehmen...Im Übrigen habe ich mich erstmal krankschreiben lassen ;-) Ich meinte zum Doc: "Mein Kopf fühlt sich so an, als ob eine Kernschmelze stattgefunden hätte."

    Natürlich möchte ich gerne arbeiten (besser: einer Tätigkeit nachgehen, die mir und meiner Mitwelt einen wirklichen Mehrwert generiert) und ich möchte "helfen". Ganz einfach weil sich altruistisches Handeln besser anfühlt und langfristig die höhere "Rendite" einfährt als dieser brachiale Ego-Trip, den man uns im Studium und in unserer Gesellschaft vorgelebt bekommt. Es ist nur so, dass sich mein aktueller Job nunmal nur darauf abzielt, "Prozesse" und "Maschinen" zu optimieren, was langfristig (und gerade im Kontext von Industrie 4.0, Smart Factory usw.) den Abbau von Arbeitsplätzen bedeutet. Dass die strukturelle Arbeitslosigkeit zunimmt, es mittlerweile auch bei den letzten neoliberalen Ökonomen Konsens. (Wen es interessiert: Future of Employment)

    Denn wenn ich beim Kunden die "Kostentreiber" (= Personal, Prozesse, Anlagen etc.) reduziere, dann macht es ein anderer und die Firmenexistenz steht auf dem Spiel. Das ganze ist total verrückt - wo wären wir als Menschheit heute, wenn wir uns nicht diesem imaginierten Sachzwang des Geldes unterwerfen sondern Hand in Hand zusammen "arbeiten" würden? Warum gibt es keinen Maximallohn, wenn es doch auch einen Mindestlohn gibt? Es werden Produkte auf den Markt geworfen nicht weil sie "gesund" oder "nachhaltig"  oder "sinnvoll" sind (bestes Beispiel: Lebensmittelverpackungen), sondern weil man mit ihnen Profit machen kann - es ist egal, ob man hochwertige Edelprodukte oder Interkontinentalraketen für Atomwaffen baut: Es geht nur darum, Profit zu machen. Es kann kein unendliches Wirtschaftswachstum geben - irgendwann ist auch jeder Mensch mal ausgewachsen. Das lächerliche Wachstum, dass wir heute noch erleben (dürfen),  ist schulden- bzw. kreditfinanziert und entbehrt jeglicher "ökonomischen" Logik. Und die BRD steht auch nur deswegen so gut da, weil wir das Ausland (ob nun Europa oder Weltweit) kaputt konkuriert haben (sog. Neo-Merkantilismus, Agenda 2010 lässt grüßen - sehr schön ist ja in dem Kontext auch die Entwicklung der Burnout-Erkrankten seit 2000). Mit jedem Produkt, dass wir hier herstellen und ins Ausland exportieren, halten bzw. schaffen wir hier einen Arbeitsplatz hier in Deutschland und bauen einen (oder sogar mehrere) im Import-Land ab (logisch - dort muss es ja nicht mehr produziert werden). Fazit: Deutschland exportiert Arbeitslosikgkeit, was man ja gut an den Statisitiken in den PIGS-Staaten sehen kann. Wollen wir unseren Wohlstand halten muss das Ausland nunmal dafür bluten. Und überhaupt: Unsere Leistungsbilanz-Überschüsse aus dem Export sind logischerweise in den Import-Ländern Defizite in entsprechende Höhe. Global betrachtet ist die Weltwirtschaft nunmal ein Null-Summen-Spiel, es werden ja nur Geld und Waren verschoben.

    Nachdem, was in meinen Zeugnissen steht traue ich mir mittlerweile (fast) jedes Studium bzw jeden Job zu, da ich mich für (fast) jeden Inhalt begeistern kann. Die Herausforderung am W-Ing-Studium war ja die extreme Breite an Inhalten. Und diese Herausforderung (mit ziemlich guten) Leistungen bestanden zu haben, beruhigt und hat mich im Glauben an meine eigenen Fähigkeiten bestärkt. Es ist nur immer diese kleine Stimme, die sagt: "DA GEHT NOCH MEHR - DU KANNST NOCH MEHR WISSEN - NOCH MEHR NOCH MEHR NOCH MEHR". Aus Sicht des Systems bin ich eigentlich ziemlich gut "verwertbar". Die letzten Jahre habe ich im Prinzip für bzw. in eine sichere Zukunft investiert. Wem ich was beweisen muss? Nun: jahrelang wurde mir von Lehreren und Gesellschaft erzählt, dass ich ziemlicher Durchschnitt bin. Gerade die Zeit auf meinem ersten Gym hat mich massiv negativ geprägt. Mein Prof meinte nach Verteidigung der Masterarbeit zu meinem Thesis-Betreuer aus der Firma, dass ich wie "ein Rottweiler bin, der sich in Aufgaben verbeißt bis sie erledigt sind". Tja, die Einstellung führt dann auch mal dazu, dass man von der Aufgabe zerpflückt wird.

    Was ich nicht ganz verstehe ist folgende Aussage:

    Zitat

    Dein Bezug auf die Trennung -  mir erscheint Sie in meiner Wahrnehmung Deiner Schilderungen als Projektion - als Schutz anderer (vielleicht unbewuster) Glaubenssätze, die bisher das Setzen von Grenzen verhindern. 

    Was meinst du damit genau?

    Am meisten wünsche ich mir eigentlich wieder das Gefühl und Leben, dass ich damals mit der Ex hatte. Vielleicht auch in einer kleineren Statt à la "Heile Welt" - man kennt sich, ist nett zueinander und man hilft sich. Die Beziehung war einfach in sich stimmig, klar auch mit Abstrichen. Ich für meinen Teil fühle mich in meiner Männlichkeit am meisten bestätigt, wenn ich den "Ernährer" geben kann. Die Beziehung mit ihr hatte meinem Leben schon einen tieferen Sinn gegeben. Ich habe v.a. für UNS studiert und gearbeitet. Es ist für mich einfach ein "edles" Gefühl, für eine Frau dazu sein, eine Familie zu gründen und idealerweise einen guten und ausgewogenen Freundeskreis zu haben. Ich wusste wohl nicht, was ich mit dem Schmerz nach der Trennung anfangen soll und hab ihn eben in Studium/Arbeit/Denkleistung investiert. Kombiniert mit meinen eigenen Ansprüchen an mich selbst und mit meinem "Pflichtbewusstsein" ("Aufgabe x bis y erfüllen" + mein eigener Wissensdurst) ergibt das insgesamt eine giftige Mischung. Um aus der Gedankenwelt auszubrechen beschäftige ich mich auch seit einiger Zeit mit der Stoa - einfach um zu lernen, was Selbstbeherrschung und Gelassenheit bedeutet. Sowas müsste eigentlich im Studium unterrichtet werden...

    Schon im Abi waren meine besten Fächer immer Ethik und Geschichte und ursprünglich wollte ich das auch in die Richtung studieren. Dann kam die Ratio und ich habe erstmal eine kaufm. Ausbildung gemacht und dann eben das WIng-Studium angehangen. Trotzdem konnte ich nie aufhören, meine Welt aus einer ethisch-philosophischen Sicht zu reflektieren (daher auch meine "marxsche Kritik" von oben). Wie bereits erwäht: Ich beneide meine Ex-Kommilitonen, die einfach noch immer an die Mär der "kapitalistischen Wunderwelt" glauben. Es lebt sich so halt besser...

    • TOP 1

  22. vor 18 Stunden schrieb botte:

    Was mir bei Deinen Schilderungen so ein bischen durchscheint: Du definierst Dich nur und ausschliesslich über Deine Leistung, Deine Performance. Je messbarer, desto besser. Noten, Einkommen. Kenne ich ein wenig von mir selbst, ich hab  mir sehr lange Zeit Anerkennung und Zuneigung auch über Leistung zu erkaufen versucht. War Bücherwurm, Musterschüler, Klassenüberspringer, Vertrauensmann, Stipendiat, Chefliebling, Teamleiter. Wenn's Probleme gab: härter arbeiten. Wenn man schon nicht geliebt wurde, wurde man wenigstens geachtet. Findest Du Dich da so ein bischen wieder? Ob ja oder nein - überleg Dir Deinen eigenen Anteil. Was kickt, was motiviert Dich ausserhalb von Lernen und Leistung. Wessen Anerkennung würde Dir am meisten bedeuten? Von wem würde Dir ein Lob wirklich was bedeuten? Wann hast Du selbst zuletzt jemanden gelobt oder motiviert? Das gehört mMn alles so ein bischen zusammen. Ich vermute, Du fährst seit langem eine emotionale Monokultur.

    Das trifft es ziemlich genau. Obwohl ich VOR dem Studium eher durschnittlich bis schlecht in der Schule war. Im Studium haben mich vor allem die MINT-Fächer gepackt, die BWL war mir, wie bereits erwähnt, ab einem gewissen Punkt zuwider... Ich bin gerade (mal wieder) von Arbeit heim, schleppe mich schon seit Montag durch die Woche... Ich kann es nur schwer beschreiben: es ist keine wirklich physische Erschöpfung, sondern wirklich eine psychische... Konzentration fällt mir unglaublich schwer, jedes Klopfen an der Tür lässt mich zusammenzucken. Ich bin echt für jede freie Minute dankbar. Arbeiten - insbesondere kopflastiges - zu quantifizieren ist schwierig. Manch einer arbeitet wohl 60h pro Woche; dann liegt ihm vllt die Arbeit oder sie ist nicht sonderlich schwer usw. Bei mir ziehen sich aktuell die Stunden wie Kaugummi, wenn ich daran denke, dass ich komplett alleine für die zukünftigen Entwicklungen tätig bin, beschleicht mein erdrückendes Gefühl. All meine Energie der letzten Jahre und Monate ist nur und ausschließlich in das Studium bzw. die Arbeit geflossen.

    Ich für meinen Teil merke gerade eins: es geht kaum noch. das bisschen Energie, dass ich noch habe, geht für die Arbeit drauf. Die Anforderungen, die an mich gestellt werden bzw. wurden, sind einfach too much. Komplett alleine ein funktionierendes Geschäftsfeld aufziehen, das nicht endenwollende Recherchieren an Informationen, das Verstehen und Durchdringen abstrakter Sachverhalte, das Konstruieren von Checklisten, Berichten, Datenerfassungsblättern und Charts - es geht nicht mehr. Und jetzt auch noch "Akquise". Ich hab mir auch zu viel zugemutet glaube ich. Man denkt halt: "das pack ich schon, das geht schon noch, da schlaf ich am WE einfach länger" - irgendwie läuft das nicht mehr... Ich hätte spätestens nach der Masterthesis eine Auszeit nehmen sollen, aber was hätte ich all die Zeit tun sollen? Geld habe ich keins, im Gegenteil: Schulden müssten bezahlt werden.

    Leider neige ich im Leben immer zu Extremene: Extrem feiern und trinken, extrem intesiv studieren und lernen, extrem Sport machen... ich bin einfach nur erschöpft, wirklich erschöpft. Am schlimmsten ist das Gefühl der Einsamkeit und das ich mich selbst von mir so krass entfernt habe.


  23. vor 1 Stunde schrieb Schwielenschorsch:

    So wie ich das sehe definierst du dich nahezu 100% über externe Dinge. Karriere machen, Leistung bringen, höher, schneller, weiter. Koste es, was es wolle. Das das irgendwann knallt, ist klar. Du bist ein Opfer deiner eigenen, wenig entwickelten Persönlichkeit. Alles, was ich aus deinen Beiträgen raus lese ist "böses System", "böse Firma", "böser Chef", "niemand hilft mir" und "mimimi". Die Menschen behandeln dich so, wie du dich behandeln lässt. Anscheinend bist du nicht in der Lage, für dich klare Grenzen zu ziehen, sonst wärst du jetzt nicht in der Situation, in der du dich befindest.

    Die Kritik ist ja angebracht - solange es nicht beleidigend wird, ist alles gut. Natürlich sind immer zwei Parteien (oder mehr) an der Situation Schuld: all die anderen - und ich.

    Fakt ist (und da gebe ich die vollkommen Recht): in den letzten Jahren habe ich meine eigene Persönlich komplett hintenangestellt. Das Studium produziert Technokraten, funktionale Subjekte, die sich nur darum kümmern, Umsätze zu steigern und Kosten zu senken. Als mir dann ab Semester 4 langsam das Licht aufging, dass das ein ziemlich "hohler" Prozess ist, begannen die Kopfschmerzen und das Bauchweh.

    Lange Rede kurzer Sinn: Ja, ich fühle mich depersonalisiert und auf "Funktionieren" reduziert. Wahrscheinlich war die Trennung damals doppelt Gift für mich: Als Reaktion habe ich eine "Jetzt erst Recht"-Einstellung entwickelt, meine Gefühlswelt komplett hintenangestellt und nur auf ein Ziel hingearbeitet: Studienabschluss mit mindestens 1,x. Ziel erreicht - aber zu welchem Preis... Danke für den Hinweis mit dem Krankengeld, vielleicht wäre eine Kur wirklich eine Idee...


  24. vor 7 Minuten schrieb jensmann:

    Lieber "Bondig",

    a) wenn ich dich richtig verstanden habe mit der Diagnose "Burnout", dann MACHST du nicht krank, sondern BIST es bereits, Schuldgefühle sind allein ein weiteres ungesundes Symptom deiner Persönlichkeitsstruktur, die anderen hilft, dich in ihrem Interesse, zu ihrem Vorteil und zu deinem Nachteil zu manipulieren (dagegen gibt es prima Bücher)

    b) ich kenne bis dahin zu wenig deine tatsächlichen oder vermeintlichen wirtschaftlichen Zwänge,, Restriktionen oder anderen Möglichkeiten, so dass ich diesen wichtigen Aspekt aus der Entfernung schwerlich gut mit berücksichtigen kann, aber ...

    c) wenn ich deine aktuelle Situation nach all den momentan erhaltenen Informationen beurteilen sollte, dann würde ich zweierlei  Optionen prüfen

    1.) gibt es ein zu deiner gesundheitlichen Situation, die ich glaube, dass du sie ziemlich unterschätzt, für dich passendes (wo du auch bereit bist, die entsprechenden Konsequenzen zu tragen) Sicherheitsnetz, d.h. krank schreiben lassen mit evtl. passenden nachfolgenden Maßnahmen wie einer Kur, Reha, vielleicht sogar eine Zeit lang Arbeitslosigkeit, um GANZ VIEL freie Zeit für dich zu haben und eine Menge an deiner Persönlichkeit zu entwickeln, denn je mehr du schreibst, um so mehr kommen noch immer weitere Punkte an die Oberfläche, die aus meiner Sicht dringend des Kümmerns bedürfen, falls du nicht auf mittlere oder lange Frist ein kreuzunglücklicher Mensch sein möchtest oder

    2.) siehst du dich vielleicht imstande, auf für dich befriedigende Weise moderat so kürzer zu treten, dass du aber in finanzieller Hinsicht nicht auch noch (weiter) in Bedrängnis gerätst, indem du irgendetwas findest, was dich unter 30 Stunden pro Woche beschäftigt, d.h. 4 Tage die Woche mit auch das VIEL freier Zeit für dich, deine Entwicklung, andere Interessen und die Möglichkeit, einen Plan zu machen, wie du dein Leben wieder zurück in ein gutes Gleichgewicht bekommst, um ihn dann auch umzusetzen

    1.) + 2.) in beiden Fällen hieße es erstmal Abschied nehmen von nahen tollen Karriereentwicklungen und da du anscheinend vor allem dafür in der letzten Zeit (Jahren?) vordergründig zu Lasten fast aller anderen Bereich gelebt zu haben scheinst, ist das ein verdammt saures Brot, in das du jetzt wirst beißen müssen

    d) in der Zeitschrift Spiegel gab es mal einen ganz tollen Artikel über uns "unsecure Highperformer", deren Neurosen in jungen Jahren bei ihren Einstiegsjobs brutal ausgenutzt werden und die sich aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur davor nicht bewahren können bzw. es ist für sie auch stimmig passend ist, da mitzumachen, insofern von mir auch kein Vorwurf (mehr) an diese Organisationen, sie folgen im Sinne der Eigner dem Prinzip der Marktwirtschaft und sind keine Gutmenschen-Clubs, und wenn dann mal einer schon sehr früh "verbrannt" worden ist, dann wird er eben ausgesteuert, nächster bitte ...

    e) sehr gut, du bist dabei, dich mit der Situation intensiv zu beschäftigen, aber auch wenn ich mich wie eine Schallplatte anhöre, das wird eine Menge harter Arbeit, die meiner Einschätzung nach auf dich zukommt

    f) WIRD SCHON!

    Schönen Nachmittag

    "jensmann"

    hey

    zu a) keine Ahnung... Ich war bereits mal beim Psychologen (glaube um die 6 Sitzungen) - wirklich gebracht hat es Nichts, die Chemie hat nicht gepasst. "Krankhaft" an meiner Person ist es, dass ich einfach nicht mehr weiß, wann genug genug ist. Erst durch die Leistungen im Studium konnte ich mir "Respekt" verschaffen. Ich war ein mieser Schüler, habe Verweise und schlechte Noten gesammelt, viel Mist gebaut etc. JETZT bin ich nur noch auf Optimierung aus, habe kein Erbarmen, vor allem nicht mit mir selbst. Schwächen zu zeigen oder mir einzugestehen passt einfach nicht in mein Weltbild...

    zu b) eine Krankschreibung unter aktueller Lage könnte schon funktionieren... Ich würde zwar nur 2/3 meines Gehalts bekommen, könnte aber davon "leben", wenn auch nicht auf großen Fuß... Wie gesagt: das Gewissen würde mich plangen + die Tatsache, dass ich nach einigen Wochen wieder Langeweile bekomme. Oder anders ausgedrückt: Ich MUSS etwas tun... Irgendwas...

    zu c1) Was soll ich mit der ganzen Zeit anfangen? Das wäre ja "Verschwendung"...

    zu c2) das wäre eine bessere Option für mich (vllt) - aber wie realisieren? Kein AG würde mich unter den Umständen einstellen glaube ich...

    Insgesamt komme ich immer mehr von diesem Karrierewahnsinn weg... Früher, als ich noch in der Beziehung war, habe ich immer davon geträumt ein Haus im Wald zu haben. Im Grünen, in der Nähe zur Familie, damit die Kids mit bei den Großeltern aufwachsen können. Die Natur wirkt so beruhigend... Irgendwie scheint es im Ländlichen ruhiger, entschleunigt und entspannter zuzugehen. Ich frage mich mittlerweile auch, ob die Großstadt wirklich die Erfüllung schlechthin ist oder ob ich es nicht eine Nummer kleiner bräuchte...

    zu d) Natürlich - das System verlangt es ja so. Das "System" wurde von mir auch schon in einigen Studienarbeiten kritisch angeprangert; ich bewundere, ja beneide einige Kommilitonen von mir regelrecht, weil sie es schaffen, sich ihren "Glauben ans System" zu bewahren. Ich bin von Natur aus kritisch, glaube Nichts, was man nicht beweisen kann. Unser Wirtschaftssystem ist eine Glaubensfrage und wir alle sind nur so viel wert, wie auf unserem Bankkonto an Kapital geparkt ist. Spätestens seit dem Studienende merke ich den Sachzwang immer mehr. Und es ist egal, in welchem Bereich man arbeitet: Es geht immer nur darum aus Geld (qua Warenproduktion) noch mehr Geld zu machen (oder nach Marx: G - W - G'). Die vermeintliche Bedürfnisbefriedigung ist ja nur herbeifantasiert: Etliches von dem, was wir konsumieren brauchen wir nur bedingt oder gar nicht. Die ökonomischen und ökologischen Kennzahlen sprechen hingegen eine klare Sprache: Mit steigender Produktivität müssen auch immer mehr Waren hergestellt udn verkauft werden, um die Profite "oben" zu halten. Wir produzieren auf Teufel komm raus Waren, nur um Geld zu verdienen. Die Bedürfnisse der Menschen fallen hinten ab. Der Mensch wird als "Humankapital" definiert, welches doch bitte schön "arbeiten und sich rentieren" muss. Die Wertkritik bezeichnet Menschen in diesem System als "automatische Subjekte", die, ganz einer Patronenhülse gleich, in den Verwertungsauf geschoben und dann verschossen ("vernutzt") werden. Auf der anderen Seite zerstören wir unsere Umwelt nachhaltig (ob nun Fukushima, jedewede Öl-Katastrophe oder der nachhaltige psychische Stress in der Gesellschaft). Ich würde mir wünschen, es würde bald einen riesen Schlag tun, damit dieser ganzen Wahnsinn endlich ein Ende nimmt.

    zu e) Du sagst, es wird viel Arbeit kosten, um wieder in die Spur zu kommen. Was genau meinst du damit? Sry wenn ich so naiv frage, aber ich kann mir darunter einfach Nichts vorstellen...

    zu f) Danke - ich hoffe es. Ich meine, ich hoffe es wirklich.