0N3

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  1. Hallo zusammen, ich kann mich den Meinungen meiner Vorgänger nicht anschließen. Ich finde sogar, dass dieser Text ein recht konfuser Erguss zum Thema Eifersucht ist. Allgemeines, unnötiges Gelaber, die Einleitung hätte man auch in zwei Sätzen schreiben können. Ich meine, dass „Verlustangst“ nur sehr hintergründig die Eifersucht mitbestimmt. Viel plausibler ist, davon auszugehen, dass Eifersucht immer dann entsteht, wenn eine Person in das Gefüge meines Alltags entweder so hineindrängt oder aber sich so daraus auf eine Art und Weise davon macht, dass meine Privilegien dadurch empfindlich beeinträchtigt werden, meine Handlungsabläufe massiv gestört sind, mir deutliche Nachteile tatsächlich oder vermeintlich entstehen und ich mein Wertegefüge neu justieren muss. Eifersucht fokussiert sich direkt auf solch real existierende Störenfriede, in pathologischen Fällen entzündet sich Eifersucht auch an eingebildeten Störenfrieden, sie fokussiert sich dann als auf Dauer gestelltes Misstrauen gegenüber realen Personen im alltäglichen Umfeld, denen ich unterstelle, dass sie ihre Möglichkeiten nutzen, um Dritten die Chance zu geben, als solcherlei Störenfriede wirksam zu werden. So gesehen ist Eifersucht die heftige Reaktion auf Formen von tatsächlicher und eingebildeter empfindlicher Kränkung des Selbstwertgefühls, die als massive Zurücksetzung und Abwertung erlebt wird. Um den Begriff Eifersucht vollständig verstehen zu können, muss man sich im Klaren werden, dass Eifersucht viele Facetten aufzeigt und nicht nur etwas mit Partnerschaft zu tun hat. Mit der obigen Definition erfasse ich eine ganze Reihe höchst unterschiedlicher Konstellationen, in denen Eifersucht zustande kommt: (1) Eifersucht, weil ein nachgeborenes Geschwister in die Familie kommt und alle Aufmerksamkeit bindet, und mit dem man künftig Zuwendung, (potentiellen) Besitz und Anerkennung teilen muss. (2) Neue Mitschüler, Arbeitskollegen, Kommilitonen, die sich (vermeintlich oder tatsächlich auf meine Kosten) ihren Platz in der Gruppe und ihre Stellung zu Vorgesetzten sowie deren Anerkennung erobern. (3) Männer und Frauen, die in meinem Leben auftauchen, und mich bzw. meine bisherigen (intimen) Partner/innen zur grundlegenden Überprüfung unserer Loyalitäten massiv herausfordern Hier wechselt A. die Argumentationsebene, macht aber wieder einen entscheidenden Fehler: Es setzt „gemeinsame Unternehmungen“ auf die gleiche Stufe mit „Sex“. Das ist erkennbarer Unsinn: Es gibt „gemeinsame Projekte“ – auch und gerade im Privaten – nicht nur in Wirtschaft und Politik, die man nur aufgrund besonderer (komplimentärer) Kompetenzprofile der (beiden) Partner nur in einer ganz spezifischen Weise erfolgreich „durchziehen“ kann. Solche gemeinsame Vorhaben samt Erfolgen und Scheitern prägen die gemeinsame Biographie von (Ehe-)Paaren weit mehr als jeder noch so raffinierte Sex. Ob der Partner/die Partnerin als „etwas Besonderes“ erlebt wird, zeigt sich in solchen Vorhaben. Klar gibt es auch sexuelle Kompetenz und Exzellenz, aber die ist lebensphasenspezifisch temporär und (alleine) ganz sicher kein Fundament für eine alltagstaugliche, belastbare Beziehung. Abgesehen davon, dass dieser Passus sauschlecht formuliert ist, würden mich da genauere Konkretionen interessieren, weil ich vermute, dass er da an etwas Spannendem dran ist: „ein andere spannende Aktivität“ bzw. „überausgelastet“ zu sein, was darf man sich darunter vorstellen? Z.B. das äußerst harte Training als Vorbereitung auf einen Wettkampf/ ein Konzert, der harte Sex mit seiner Partnerin oder des Verfertigen einer Diplomarbeit/einer Dissertation, die Durchführung einer längeren Geschäftsreise oder einer Expedition, ein Auslandsstudium? A. meint wohl die bewusste, massive Kränkung, die man durch andere erleidet. Zur Eifersucht wird die entsprechende Reaktion erst dann, wenn es da eine dritte Person gibt, die - wenn nicht „Schuld an allem ist“ so doch - einen erheblichen Anteil an der eigenen Zurücksetzung hat. Wenn es diese Person nicht gibt, schlägt Kränkung aufgrund von verletztem Stolz in Wut und Rache um. Diese Passage ödet mich in Ihrer Schlichtheit an. Man kann nicht alles so locker und leicht simplifizieren, A. und viele weitere Möchtegern-Aufklärer sollten sich damit abfinden. Was hier ziemlich linkisch verhandelt wird, ist das alte Argument der Aufklärung, dass es implizite (unausgesprochene) Werte und Verhaltensnormen gibt und dass man deshalb gut daran täte, möglichst viele davon explizit zu machen (diese auszusprechen, zu problematisieren, und dann entsprechende Vereinbarungen zu treffen). Das Problem solcher Aufklärung ist, das explizite Verhaltensnormen keinerlei Garantie dafür bieten, dass sie zuverlässiger eingehalten werden als die impliziten. Der einzige Gewinn: In Krisenfällen lässt sich schneller klären, wer „Schuld“ hat. A. ist wirklich ein netter, kleiner Aufklärer. Was wäre, wenn die Freundin nicht mehr zurückkäme, weil der andere nicht nur Längen besser im Bett ist, sondern auch ein um Vieles lebenserfahrener, usw. Kerl als A. Ein anderes Beispiel, nehmen wir an, Sie erzählt dir in eurer pathologischen Ehrlichkeit Folgendes: "Gestern haben mich 0N3 und seine Kumpels richtig schön durchgefickt in einem Gangbang. Das war eine unvergessliche Erfahrung und ich habe es sehr genossen. Sie haben mir gesagt ich kann jeder Zeit wiederkommen. Schatz, ich freue mich schon auf nächste Woche...". Bei so einem Satz spüre ich schon die "Mitfreude", von der A. erzählt hat. Ein reichlich dummer Ratschlag, der auch nicht ganz neu ist. Das ist wieder dieses unterkomplexe, idealistische Gewäsch. Was, wenn die/der Partner/in meine Redlichkeit gar nicht verträgt, mit meiner Ehrlichkeit nicht umgehen kann? Solche Ratschläge sind der Versuch, leichtfertig Komplexität zu reduzieren. Dabei wird der/dem Partner/in dann die Schuld dafür aufgeladen, wenn er mit meiner Ehrlichkeit nicht umgehen kann: Beispiel: Leon hat mit Lilly die Nacht nach der Studentenfete verbracht. Eigentlich ist er mit Judith zusammen. Mit Lilly war es einfach große Klasse, von Anfang an und stundenlang, ganz anders als mit Judith. Der „ehrliche“ Leon anderntags zu Judith: „Ja, ich hab bei Lilly übernachtet. Es ist einfach super gelaufen zwischen uns. Da müssen wir zwei noch sehr lange an uns arbeiten.“ – Was soll Judith zu so einer Feststellung sagen? Flippt sie jetzt aus, hat sie den Schwarzen Peter. Idealistischer Blödsinn. So etwas führt direkt in die Verlogenheit. Trivialer Kitsch. Die „goldene Regel“ der Bibel ist dem hundertmal überlegen! Die Gegenempfehlung hat mindestens genau so viel für sich: „Verdacht“ vergessen! Sich selbst gegen Verdachtsmomente systematisch immunisieren! Also gerade nicht ständig und überall damit rechnen, die/der andere könnte mich zugunsten eines/einer „Besseren“ in die Wüste schicken oder jede Gelegenheit nutzen sich auszuleben, wenn ich nicht dabei bin. Eben stelle ich fest: A. macht nicht klar, für wen diese Regel gelten soll: Möglichkeit 1: Ich stelle fest, ich gerate bzw. bin in eine/r Situation, in der ich „untreu“ werden kann bzw. werden soll und folglich die Eifersucht meiner/meines Partner/in provoziere Möglichkeit 2: Ich unterstelle, mein/e Partnerin ist mglw. in einer solchen Situation, die meine Eifersucht weckt. Und es schadet! Denn prinzipiell sind solche „Geständnisse“ auch künftig ambivalent nutzbar: Der aktuelle Partner kann verzeihen, was früher einmal war. Er kann aber auch immer wieder in künftigen kritischen Situationen diese Erzählungen hervorkramen und als Beweis für bereit früher erfolgte Kränkungen erneut zum Vorwurf machen. Darüber kann man reden! Setzt aber viel Vertrauen voraus! Und was ist gewonnen, wenn so ein Vernehmungsprotokoll auf dem Tisch liegt? Und ob! Ich hab sehr wohl das Recht, der/dem Partner/in zu sagen, dass er mir mit seinen Unterstellungen, Mutmaßungen, Phantasien gewaltig auf den Geist geht. Ich kann ihm auchmangelnde Selbstsicherheit und Souveränität attestieren und ihm klar machen, dass er dies binnen Frist zu ändern habe, andernfalls seien wir binnen eines Quartals geschiedene Leute. Um meinem Stil einen Ausreißer zu gönnen: völlig missratenes Kapitel: Dünnschiss. Irgendwie muss jeder zum Schluss kommen. Ich denke Eifersucht ist eine Begleiterscheinung überzogener Vorstellungen von Exklusivität einer Liebesbeziehung, etwas für sehr junge und junge Menschen. Je mehr man selbst zu einer Persönlichkeit wird mit beruflichem Erfolg, mit Resonanz in der lokalen und regionalen Öffentlichkeit mit anspruchsvollen Hobbys und Aktivitäten desto kleiner wird die Bedeutung, die man Frauen und (eigenen) Kindern bemisst. Desto unwichtiger wird Eifersucht. Und irgendwann muss jede/r sich fragen lassen, wie er mit Schwächen umgeht, die er an den Menschen seines engsten Umfelds erlebt und wie er mit deren Verfehlungen, mit Niedertracht und Verrat zurechtkommt. Vergeben und Vergessen ist allemal konstruktiver als Misstrauen, Hass und Rache. Der eigenen Eifersucht muss man sich allmählich entledigen, mit der Eifersucht der anderen muss man leben, solange man dies kann. Wenn nicht, muss man sich trennen.