Diskussion Eckhart Tolle: Verdrängung des Egos vs. Erreichen von Zielen im Leben

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Hi Leute,

Gerne würde ich eine Diskussion zu diesem Thema anstoßen.

Zunächst möchte euch kurz erläutern, was mich zu diesen Gedanken gebracht hat.

Jeder Mensch hat bestimmte Ziele im Leben, in denen er Erfolge hat. Für diese Ziele lebt man. Und für mich im Leben, war es immer wichtig, etwas zu haben, für das ich mich reinhänge. Etwas an dem ich wachsen kann. Etwas bei dem ich mich verwirklichen kann.

Das sind für mich folgende Säulen (gewesen):

Mich selbst verstehen & Kommunikation nach aussen

Frauen & Pick Up

beruflicher Erfolg

Erfolgreiche Beziehungen bei Familie und Freunden.

In diesen Zielen habe ich viel investiert und mich natürlich auch an Erfolgen erfreut.

Hier warnt ja Tolle, dass man sich nicht über Erfolge / Status etc. definieren soll. Die Frage ist nur - wie weit greift das?

Ich bin seit einem halben Jahr in eine vollkommen neue Situation hereingekommen:

  • Meine offene Beziehung habe ich in eine feste (incl. absoluter Treue) verwandelt und mache absolut gar keine Approaches mehr
  • Meinen beruflichen Erfolg habe ich an den Nagel gehängt um nochmal zu studieren.

Ich hab es unglaublich genossen, diese Entscheidungen gefällt zu haben und bin durch diese neuen Erfahrungen auch definitv gewachsen. Das waren allerdings die Bereiche in denen ich mich in den letzten 6 Jahren von einem schüchternen wenig selbstbewussten Jungen zu einer ganz anderen Person entwickelt habe. Diese Bereiche haben den Mensch geprägt, der ich bin.

Nun fallen diese Bereiche weg und dadurch fehlen mir nun die Gelegenheiten mich selbst zu beweisen, etwas zu erreichen, aus der Komfortzone rauszugehen und mich weiterzuentwickeln.

Und damit kommt auch der Drang, andere Frauen anzusprechen. Hauptsächlich wohl zur Befriedigung des Egos. Um es mir zu beweisen, dass ich es noch kann. Um wieder was zu erreichen.

Sicherlich ist es nicht so weit, dass ich mich nun irgendwie nutzlos oder so fühlen würde. Allerdings fehlt mir die Weiterentwicklung. Ich möchte etwas erreichen.

Und ohne etwas zu erreichen, kann ich nicht glücklich sein.

Wenn ich das jetzt aus einer extremen Sicht Tolles sehe bedeutet das: Das ich zu sehr nach meinem Ego lebe und versuche so glücklich zu werden, was ja der falsche Ansatz ist. Also müsste ich mich von meinen Zielen trennen.

Ich halte viel von dem Ansatz im Moment zu leben. Und habe auch gemerkt, dass es mich glücklich macht. Ganz im Gegensatz zum ständigen Grübeln über Verhangenheit und Zukunft. Ein erfülltes Leben beruht definitiv darauf den Moment zu leben und ihn zu geniessen.

Aber wie sieht das ganze auf lange Sicht aus? Braucht ein Mensch im Leben nicht auch Herausforderungen und Ziele, um glücklich zu sein?

Auch wenn man sein Leben erfolgreich gestalten will für sich selbst bzw. sogar Verantwortung für andere oder für Gruppen trift, ist es ja auch notwendig zu vergleichen und abzuwägen...sprich den Moment zu verlassen, nachzudenken und mit anderen Dingen zu vergleichen. Widerspricht ja Tolles Auffassung...

aber wie schafft man den Spagat zwischen diesen Dingen...viel zu erreichen und einer tollen Zukunft, die objektiv schön ist...gleichzeitig aber das Jetzt zu geniessen...

Ich freue mich auf eure Anregungen...

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Ich denke die Herausforderungen und Ziele sind in dem Herzen gespeichert.

Beispiel Auto:

Es gibt viele Leute die fahren nen fetten BMW oder nen getuntes Auto mit viel PS. Ich hatte auch immer den Traum von dem geilen Auto. Ich habe viele Autos gehabt und hab irgendwann die Lust verloren. Ich hab trotzdem immer noch ein Auto, welches ich auch geil finde. Ich hab dabei aber auf mein Herz gehört und es ist nicht dieser fette Schlitten mit 200 PS und Vollausstattung geworden den mein Ego bevorzugen würde sondern ein 23 Jahre alter Mercedes Benz 190E mit geilen Felgen drauf und er schnurrt wie ein Kätzchen. Ich dreh mich jeden Tag nach dem ich ausgestiegen bin, das Auto mit dem Schlüssel abgeschlossen habe, weil es keine Fernbedienung hat, nochmal nach dem Auto um und denke mir jedes mal wieder, was für ein geiles Auto. Ich wurde ausgelacht und verspottet als ich damit angekommen bin vor einem Jahr und ihn stolz präsentiert habe. Es hat grad mal ne Klimaanlage, kein ABS, kein Airbag, keine elektrischen Fensterheber, aktuell grad mal 2 Boxen wo "lausige" Qualität an Sound raus kommt, aber ein Schiebedach zur Klima und beheizbare Spiegel. Und genau diese Ausstattung ist es, die mein Herz zum lachen bringt. Es ist verrückt, aber in diesem Auto fühle ich mich frei. Es ist schon ein Statussymbol, aber nicht für die anderen sondern nur für mich und ich würde ihn auch nicht eintauschen wollen gegen ein aktuelles Auto.

Ich denke das ist es was Eckhard Tolle meint. Höre auf dein Herz und verfolge die wahren Ziele die du hast, dann bist du auch wirklich glücklich. Du hast viel erreicht, wenn du viele Ziele deines Herzens verwirklicht hast. Es gibt also einen Unterschied zwischen Viel erreichen und Viel erreichen.

Edit: Irgendwann kommt der Herzenswunsch vielleicht, ein "besseres" Auto fahren zu wollen, aber wenn er kommt, habe ich erneut aus dem Herzen heraus gehandelt. Man bleibt ja deshalb nicht stehen. Man entwickelt sich weiter.

Ich bin eine ganze Zeit lang auch durchs Leben gegangen und wenn man mich fragte, wie meine Traumfrau sein sollte, hab ich immer gesagt, keine Ahnung, ich weiß es nicht und bis dato kann ich mir auch keine Kinder vorstellen. Vor kurzen habe ich in mein Herz reingehört und festgestellt, das ich eine Jugendliebe hatte(ich war bis vor kurzen der Überzeugung das ich keine hatte) und genauso, wie die damals gewesen ist, soll meine Traumfrau auch sein. Es soll nicht Sie sein, aber die Eigenschaften soll Sie haben. Damit bin ich meiner Partnerin fürs Leben erneut einen riesen Schritt näher gekommen, wenn ich diese gefunden habe wird der Wunsch nach Kindern automatisch kommen. Alles zu seiner Zeit und alles aus dem Herzen heraus.

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Aber wie sieht das ganze auf lange Sicht aus? Braucht ein Mensch im Leben nicht auch Herausforderungen und Ziele, um glücklich zu sein?

Ich freue mich auf eure Anregungen...

Tolle sagt ja nicht, du sollst KEINE Ziele haben. Er selber hat ja auch welche. (zb. neues Buch schreiben, Seminare geben etc.)

Die Frage ist WIE du mit Zielen umgehst, bzw. was du von deinem Ziel erwartest.

Das doofe an Zielen ist doch der Wunsch "möglichst noch heute" schon am Ziel zu sein. (Konsum-haltung, internet-stil. sofort bestellen, morgen geliefert)

Wenn ich nur dies oder das hätte, dort und da wäre etc.. DANN damit verschiebt man sein Bewusstseins-Focus ständig in "die Zukunft" die aber gar nie real ist, sondern Fantasie im Kopf. Selbst wenn das sich visualisierte Ziel erreicht wird, ist es meistens ganz anders als gedacht. usw.

Das Ego verdrängen ist keine gute Idee. Es würde sich bitter rächen. (Beleidigte Leberwurst welches immer in falschen und unerwarteten Momenten "stört") Das ist KEINE gute Strategie mit dem EGO. Man sollte das Ego auch nicht als "böse" verurteilen und es dann "ausmerzen" wollen. Zuerst muss man sowieso mal herausfinden was das Ego ist, und wann das Ego an der Macht ist, wann man dem Ego folgt, und wer folgt dann dem Ego? und was /wer bin ich ohne das Ego? usw. das ist in allen Religionen spirituellen Pfaden, ein Haupt-thema, aber nur wenige haben das gemeistert. (ich s-ich-er auch n-ich-t...)

Ich würde aber auf keinen Fall kurzfristig und pseudo-spirituell angehaucht ego-wünsche & ziele knallhart verbannen und verdrängen. Ich hab das gemacht. Das hält man meistens ein paar jahre durch und dann schlägt das Pendel auf die andere Seite und man "muss" fast. man bereut. warum habe ich das nicht getan usw. man muss das langsamer und intelligenter angehen und dabei eine längerfristige Strategie über Jahr(zehnte) im Auge haben.

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Ich hab mich ehrlich gesagt mit dem Eckhart nur so am Rande beschäftigt. Scheint mir aber dass die Ideen natürlich nicht neu sind:

Dieses "Ziele erreichen indem man sie gar nicht erreichen will" ist vor allem bei bei den ZEN - Autoren vertreten. Herrigel und Pirsig sind hierbei der besten Adressen.

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Präsent zu sein bedeutet ja nicht, "an die Gegenwart zu denken".

Dies ist aus meiner Sicht auch überhaupt nicht möglich - da jeder Gedanke sich ausnahmslos auf eine selbst konstruierte Zeit bezieht.

Selbst wenn du meinst dass du an den gegenwärtigen Moment denkst, ist er schon wieder vorüber.

Die Gegenwart fließt und verändert ständig ihre Form. Sobald du versuchst an sie zu denken, versuchst du ihr eine starre und feste Form zu geben, du konstruierst an ihr herum.

In Wirklichkeit ist sie aber schon längst weitergeflossen und hat sich verändert, sie verändert sich ja ständig und fortwährend.

Deshalb ist das Jetzt gedanklich überhaupt nicht greifbar: EIn Gedanke kann niemals den Fluss des Lebens greifen. Dieser Fluss wartet niemals darauf,

dass du ihn im Kopf fertig beschrieben hast. Er ist schon längst wieder weitergeflossen, denn er fließt ständig.

Das Jetzt wahrzunehmen und sich mit ihm zu verbinden geschieht vielmehr durch deine Aufmerksamkeit.

Beobachte, spüre und schaue wachsam alles an, was jetzt gerade ist.

Wenn die Gedanken kommen, und die Stimme in deinem Kopf erklingt,

dann ist sie genauso Teil des Jetzt, und kann genauso aufmerksam beobachtet werden.

Frage:

Kannst du an eine andere Zeit denken und trotzdem im Jetzt sein?

Schau, erstens: Du denkst IMMER an eine "andere Zeit". Denn gedanklich ist das Jetzt nicht greifbar.

Und zweitens: Du bist IMMER im Jetzt, und dies wird sich niemals ändern.

Es ist also eine Frage der Wahrnehmung: Bist du in der Lage das Jetzt wahrzunehmen, wohlwissend, dass dies keine gedankliche Aufgabe ist?

Alles was du dafür zu tun hast ist zu spüren und zu schauen,

versuche es nicht festzuhalten und in einen Gedanken zu pressen. Nehme vielmehr wahr, dass deine Gedanken wie alles andere bloß auch ein Teil der Gegenwart sind.

Eine zweite Frage lautet:

Kann ich an eine andere Zeit denken, und mir z.B. Ziele setzen, und dabei dennoch präsent bleiben?

Meine Erfahrung lautet: Ja, das ist möglich. Es ist genauso möglich wie du deinen Körper spüren kannst, und gleichzeitig Gedanken haben kannst. Es schließt sich nicht aus.

Der ganze "Trick" ist also, nicht deine gesamte Aufmerksamkeit in den Gedanken versinken zu lassen, sondern stets den Teil davon auf dem jetzigen Moment ruhen zu lassen,

und sei es für den Anfang nur auf deinem Körper. Das kann trainiert werden.

Hilfreich ist es z.B. auch, deine inneren Widerstände aufzulösen, die dich daran hindern deine Sinne der Gegenwart zu schenken,

Zu den Zielen:

Das Thema "Ziele und Präsenz" ist ein Großes.

Ich möchte dir einmal Folgendes mit auf den Weg geben:

Ihre Planung, Verwirklichung und Erreichung kann nur in der Gegenwart stattfinden. Ziele sind deshalb sehr eng mit deiner Präsenz verknüpft

Je weiter ihre Verwirklichung voranschreitet, desto eher wird dir auffallen, dass im Bezug auf deine Ziele das Erleben deiner Ziele anstelle deiner Gedanken an sie tritt. Hier kooperiert der Verstand gewissermaßen mit deiner Präsenz :-)

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Kenne mich auch nicht mit Tolle im Detail aus, habe mir die Frage jedoch auch gestellt, da Ich mich mit stoischer Philosophie beschäftige, welche auch auf das "Leben im Jetzt/ablegen des Egos" hinausläuft. Im Gegensatz zum Zen wird sich hierbei des Verstandes, des rationalen Denkens bedient.

Zum Problem:

In der Welt zu leben, bedeutet im Jetzt zu sein, nicht Opfer seiner Begierden zu werden, über die Zukunft zu sorgen etc.

Wenn wir das machen, verlieren wir aber gerade die fundamentale Fähigkeit des Menschen, außerhalb der Welt zu leben:

zu phantasieren, zu begehren und in die Zukunft projizieren.

Der Trick liegt glaube ich darin, geschickt zwischen beiden Welten schalten zu können.

Das ist zwar ein Widerspruch, mit dem muss man wohl oder übel leben.

Bsp:

Der Börsenanleger, welcher einen gelasseneren, distanzierteren Umgang mit seinem Anlagen hat (Leben in der Gegenwart), wird wahrscheinlich rationaler bei einer schlechten Kurentwicklung entscheiden können. Ein Anleger, der in der Vergangenheit schwelgt klammert sich an die Aktie da er ja schon so viel investiert hat.

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Ich find den Kram von Tolle sehr geil. Auch hier gilt: Verklatsch dich nicht völlig darauf.

Ich halte es eher für problematisch Ziele auf ihren Ego Faktor zu untersuchen. Sei präsent, sei positiv, meditiere zuhause. Und verfolge deine Ziele. Die müssen nicht alle super-spirituell sein. Finde zu dir und zur Welt (oder welche Vokabeln jemand auch immer benutzen möchte) und deine Ziele weisen mit der Zeit sowieso immer mehr auf deinen 'Kern'. Das geht in die Richtung was Deida dazu schreibt und das finde ich sehr treffend.

Es macht ja auch gar keinen Sinn in Richtung Akzeptanz zu gehen und dabei deine aktuellen Ziele abzulehnen weil sie nicht in dein aktuelles Perfekter-Mensch Bild passen.

Zum Abschluss noch eine Weisheit zum Thema Ziele: "Be committed to your goals, but not attached."

bearbeitet von itsmagic

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In der Welt zu leben, bedeutet im Jetzt zu sein, nicht Opfer seiner Begierden zu werden, über die Zukunft zu sorgen etc.

Wenn wir das machen, verlieren wir aber gerade die fundamentale Fähigkeit des Menschen, außerhalb der Welt zu leben:

zu phantasieren, zu begehren und in die Zukunft projizieren.

Tolle spricht von dem Verstand und der Phantasie als Werkzeuge. Wenn es notwendig ist, greife auf sie zurück. Er warnt nur davor, dass du dich von deine eigenen Werkzeugen übermannen lässt.

Tagträume sind eine schöne Sache und auch ich male mir gerne aus, wie die Zukunft aussehen wird. Wenn du damit jederzeit aufhören kannst und dem gewahr bist, dass du gerade nur tagträumst, dann bist du diesen Zustand ja bewusst, zeitlich begrenzt eingegangen.

Solange du das bspw. als Motivation nimmst, kein Problem! Solange du nicht versuchst, dir aus deinen Träumen eine eigene Realität zu erschaffen und in der Traumwelt lebst.

- Nur dann hast du keine Kontrolle mehr.

Tolle selbst wäre wohl der allerletzte Verfechter von Dogmen. Seine Lehren sind Wegweiser und nehmen sich nicht den Anspruch heraus, uneingeschränkt immer gelten zu müssen.

An den Threadersteller:

Was Tolle sagt, ist, dass du sowohl in deiner vorherigen als auch in deiner jetzigen Situation uneingeschränkt glücklich sein kannst. Du hast erkannt, dass du an einem Punkt angekommen ist, wo du deine alten Ziele überdacht hast und fängst jetzt noch einmal von vorne an. Da ist aber noch eine tiefere Ebene, unterhalb deiner Lebenssituation. Wie das Gefühl, das noobody beschreibt, wenn er in sein Auto steigt. Ein Gefühl der Glückseligkeit, das scheinbar unerklärbar und "grundlos" ist.

Wenn du jetzt wieder rausgehen willst, Frauen ansprechen, empfinde ich dies eher als Lust auf Weiterentwicklung, als als Egogehabe. Das Ego ruht sich eher auf alten Erfolgen aus und du hast gerade einen kompletten Neuanfang gestartet.

bearbeitet von Julien Sorel
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Hi,

ersteinmal finde ich dass dein Diskussionsthema Zustände definiert, die man so gar nicht gegeneinander aufstellen kann.

Mir stellt sich auch die Frage, ob du dich schon einmal gefragt hast, wie du ein Ego verdrängen willst?

Ich meine, gibt es oben in deiner Denkzentrale einen Bereich , der Ego-Friedhof heisst, oder hast du eine USB Schnittstelle im Kopf, auf die du die Ego.iso auslagern kannst?

Wie willst du das verdrängen? Stell dir einmal vor, du verwendest Energie, um die Luft aus einem Ball zu verdrängen.

Es wird Druck entstehen. Zuviel Druck kann den Ball zum Platzen bringen. eine optimaler Druck/Energie Balance macht den Ball erstmal zum Ball.

Wie gut, oder schlecht der Ball sein soll, entscheidet das Individuum.

Weshalb also das Ego ersteinmal überhaupt modellieren, also erschaffen, es benennen, um es anschliessend zu verdrängen und sich damit nur unnötig mehr Widerstände im Kopf aufbauen?

Wesentlich interessanter ist es doch eigene Beweggründe zu beleuchten weshalb man etwas überhaupt macht. Ein Ego zu benennen/konstruieren, und ihm dann die Schuld geben gleicht dem uralt Entlastungsprinzip von Gott/Teufel. Wenns läuft, dann wars der Hergott, und wenns knallt, dann wars halt der Satan. In diesen Konstrukten ist Gott/Satan/Ego ein und dasselbe. Ein mentales Konstrukt, ein Archetyp, der als Projektionsfläche für die Interpretation der eigenen Welt dient, und dazu verleitet, für das was man tut und für die Entscheidungen die man trifft, die Verantwortung abzulegen.

In diesen Zielen habe ich viel investiert und mich natürlich auch an Erfolgen erfreut.

Hier warnt ja Tolle, dass man sich nicht über Erfolge / Status etc. definieren soll. Die Frage ist nur - wie weit greift das?

Ich habe Tolle noch nie wirklich diesbezüglich eine Warnung aussprechen gehört, oder darüber etwas lesen können.

Er sagt lediglich, dass es ein Motor des Egos ist, um seinen existenziellen Minderwert aufzuwerten.

Die Konsequenz kann dann sein, dass es nie genug ist. Dass es egal ist, wieviele Approaches man einfährt, oder Geld anhäuft, oder Firmen gründet, Songs komponiert, etc, irgendwo in einem drin ist dieses tiefe, schwarze Loch, welches nie durch aussen geschlossen , welches nie gefüllt werden kann, man bleibt trotz seiner Erfolge innerlich immer noch der kleine Spacko, für den man sich hält.

Ich bin seit einem halben Jahr in eine vollkommen neue Situation hereingekommen:

  • Meine offene Beziehung habe ich in eine feste (incl. absoluter Treue) verwandelt und mache absolut gar keine Approaches mehr
  • Meinen beruflichen Erfolg habe ich an den Nagel gehängt um nochmal zu studieren.

Ich hab es unglaublich genossen, diese Entscheidungen gefällt zu haben und bin durch diese neuen Erfahrungen auch definitv gewachsen. Das waren allerdings die Bereiche in denen ich mich in den letzten 6 Jahren von einem schüchternen wenig selbstbewussten Jungen zu einer ganz anderen Person entwickelt habe. Diese Bereiche haben den Mensch geprägt, der ich bin.

Nun fallen diese Bereiche weg und dadurch fehlen mir nun die Gelegenheiten mich selbst zu beweisen, etwas zu erreichen, aus der Komfortzone rauszugehen und mich weiterzuentwickeln.

Siehe mein Modell des schwarzen Lochs. Irgendwas fehlt eben immer, ist es nicht so? Wenn du anfängt dich selbst (Wen eigentlich genau?) unter Beweis zu stellen (Wem gegenüber eigentlich?), und dies mit erreichten Zielen beweisen willst, brauchst du dich nicht wundern, wenn du dich an den erreichten Zielen nicht erfreuen kannst. Wenn etwas daher erfreuen kann, dann der Weg wie man hinkommt.

Diese Freude (wenn denn wirklich erlebt) hält lebenslang, weil der Weg lebenslang ist. Im Sport gilt nicht umsonst "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel". Von der gewonnenen Meisterschaft kannst Du dir die nächste Saison nichts kaufen, wenn du dich auf den Lorbeeren ausruhst. Lebenslang ist die Devise, lebenslanges Lernen und lebenslange Wegbeschreitung.

Und damit kommt auch der Drang, andere Frauen anzusprechen. Hauptsächlich wohl zur Befriedigung des Egos. Um es mir zu beweisen, dass ich es noch kann. --> Um wieder was zu erreichen.

Sicherlich ist es nicht so weit, dass ich mich nun irgendwie nutzlos oder so fühlen würde. Allerdings fehlt mir die Weiterentwicklung. Ich möchte etwas erreichen.

Und ohne etwas zu erreichen, kann ich nicht glücklich sein.

Irgendwas fehlt eben immer, ist es nicht so? Was kannst du denn genau erreichen? Ist es nicht hirnrissig den Weg auszublenden, der das Ganze Leben dauert nur um den einen einzigen winzigen Augenblick des Erfolges als Ziel, als e r r e i c h e n s wert für sich zu definieren?

Wen wunderts, dass es viel zu wenig ist, was da einen glücklich machen kann.

Ist es nicht ein riesengroßer Selbstbeschiss?

Steig doch mal aus diesem "Ich-muss-mir-etwas-beweisen-Hamsterrad" und fang an das was du tust der Tat wegen zu tun und zu geniessen und nicht des Ergebnisses wegen! Denn nur dann wirst du auch aufhören Dinge zu tun, die du nicht tun willst für Menschen die du nicht magst, um etwas zu erreichen, woran du dich eh nicht erfreuen willst und kannst.

Dann erst wirst du echt und real, wenn du entweder genau das tust, was du wirklich tun willst , weil für dich die Freude am tun wichtig ist, oder weil du anfängst das was du tust zu geniessen eben weil du es jetzt gerade tust, weil für dich die Freude am Tun wichtig ist. Und wenn es Schraubenzählen ist, oder Saubermann bei der Müllabfuhr.

Wenn ich das jetzt aus einer extremen Sicht Tolles sehe bedeutet das: Das ich zu sehr nach meinem Ego lebe und versuche so glücklich zu werden, was ja der falsche Ansatz ist. Also müsste ich mich von meinen Zielen trennen.

Es gibt kein richtig oder falsch, denn das bedarf immer einer Definition. Wer definiert das? Lässt du einen alten Mann wie Tolle dein Leben bestimmen, oder machst du das komplett für dich alleine und übernimmst Verantwortung für dein eigenes Glück? Du musst dich also nicht von deinen Zielen trennen um zu erkennen, dass dein Ego was falsches ist, weil Ecke Tolle das sagt , wie du glaubst.

Vielmehr kannst du sowohl mit deinem Ego im Einklang deine Ziele definieren, und dich an der Erreichung deiner Ziele freuen und diese bei Erreichung als Beleg zu behalten, als Quittung, dass dein Weg der für DICH der richtige war. Nicht für Eckhart Tolle, nicht für mich, sondern nur für dich. Das sind Ziele für mich , Wegweiser, Wegmarkierungen, Trophäen als Erinnerung daran, dass der Weg von mir richtig geformt und beschritten worden ist.

Ich halte viel von dem Ansatz im Moment zu leben. Und habe auch gemerkt, dass es mich glücklich macht. Ganz im Gegensatz zum ständigen Grübeln über Verhangenheit und Zukunft. Ein erfülltes Leben beruht definitiv darauf den Moment zu leben und ihn zu geniessen.

Dann müsstest du dein ganzes Leben geniessen, weil du den Moment nie verlassen hast, seitdem du auf der Welt bist.

Aber wie sieht das ganze auf lange Sicht aus? Braucht ein Mensch im Leben nicht auch Herausforderungen und Ziele, um glücklich zu sein?

Ja und nein. Der Mensch braucht keine Ziele um glücklich zu sein, sondern das Erreichen der Ziele, die immer wieder integrierte Erfahrung, und die genutzte Erfahrung um überhaupt höhere Ziele in der Zukunft erreichen zu können und zu wollen macht glücklich.

Der Weg.. Unabhängig davon, dass Vergangenheit und Zukunft nur ein Modell ist. So gesehen ist selbst diese Erkenntnis ein Modell, wenn ich sie zu Papier bringe. so gesehen ist also das ganze Leben ein Modell, und nur auf meinem Mist gebaut.

Auch wenn man sein Leben erfolgreich gestalten will für sich selbst bzw. sogar Verantwortung für andere oder für Gruppen trift, ist es ja auch notwendig zu vergleichen und abzuwägen...sprich den Moment zu verlassen, nachzudenken und mit anderen Dingen zu vergleichen. Widerspricht ja Tolles Auffassung...

Naja, Tolles Auffassung kann das nicht widersprechen, weil er seine Geschichte ja marktgerecht als Vorwort verkauft hat. Wer erinnert sich nicht an Eckhart Tolle auf der Parkbank ?

Und in seiner Geschichte sehe ich auch eine gewisse Planung, gepaart mit Intuition, eine "ich gehe dahin und mache dieses und jenes um X zu erreichen", auch wenn er X als etwas Großes/Bedeutsames framed, also nur vage bleibt, was seine Mission ist.

Der Junge muss sich auch einer gewissen Planung unterziehen, wenn er seine Projekte abliefern will, braucht man nur seine Pages und Portale ansehen. Freilich sagt er dann während seiner Vorträge zu seinen Anbetern, dass das andere Leute für ihn tun, und tilgt damit gleichzeitig die Info, er würde das nicht von sich aus tun wollen. Ideomotorisches Nicken und Gelächter des Publikums hat er sicher. Bei mir kommt das eher so an, als würde er damit Verantwortung abgeben, denn Egolosigkeit und Business passt für die meisten Zuhörer nicht zusammen.

Ich bin mir ziemlich sicher, würde man sein Buch "Jetzt - die Kraft der Gegenwart" 1zu1 inhaltlich übernehmen, evtl ein blaues Band, darunter "Satsang - PU Forum" , und das Ganze prompt zu Amazon schicken, dann würde er nicht so leicht sagen können, es wäre ok für ihn. Ego-los dürfte nach seiner Definition auch kein Widerstand kommen. Er sollte dann nicken wie ein weiser Yoda , und mir damit viel Erfolg wünschen. Aber wahrschenlich bekäme ich höchstens Post von seinem Anwalt, und keine Meister Eckhart Absolution.

Peace

Sat

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Super vielen Dank für die Antworten! Mir scheint es, ich habe die Ansichten Tolles etwas überinterpretiert.

Bin jetzt auf jeden Fall schlauer. Werde mich in den nächsten Tagen mal näher mit beschäftigen.

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Und in seiner Geschichte sehe ich auch eine gewisse Planung, gepaart mit Intuition, eine "ich gehe dahin und mache dieses und jenes um X zu erreichen", auch wenn er X als etwas Großes/Bedeutsames framed, also nur vage bleibt, was seine Mission ist.

Der Junge muss sich auch einer gewissen Planung unterziehen, wenn er seine Projekte abliefern will, braucht man nur seine Pages und Portale ansehen. Freilich sagt er dann während seiner Vorträge zu seinen Anbetern, dass das andere Leute für ihn tun, und tilgt damit gleichzeitig die Info, er würde das nicht von sich aus tun wollen. Ideomotorisches Nicken und Gelächter des Publikums hat er sicher. Bei mir kommt das eher so an, als würde er damit Verantwortung abgeben, denn Egolosigkeit und Business passt für die meisten Zuhörer nicht zusammen.

Ich bin mir recht sicher, dass Tolle Planung nicht prinzipiell negativ bewertet. Er plant gewiss auch und verleumdet das afaik nicht. Nur eben sich nicht im Planen verlieren, Pläne schmieden wo es Sinn hat und dann wieder in die Gegenwart einfühlen.

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Ich beschäftige mich zur Zeit auch mit diesem Thema sehr intensiv. Über viel Material von Tolle, Robert Betz, Osho, Erich Fromm und einigen Filmen über Bewusstsein und Gedanken bildet sich auch gerade meine neue Weltanschauung, welche mich teilweise auch sehr verwirrt.

Ohne die Meditation wüsste ich nicht wo ich jetzt wäre, denn diese bringt mir Stück für Stück mehr innere Ruhe welche für mich mit keinem Geld der Welt und keiner Erfahrung zu bezahlen wäre.

Das Thema ist meiner Meinung nach und unglaublich Komplex! Ich stoße hier und da auch immer wieder auf Ansichten aus dem Buddhistischen oder der Bibel.

Ich denke mitlerweile, es ist eines der wichtigsten Erfahrungen im Leben Angst, Hass, Gier, Neid, Eifersucht, Missgunst (usw.) bei sich selbst zu erkennen und zu überwinden. All diese Dinge enstehen weil unsere größte Aufmerksamkeit auf die Aussenwelt gerichtet ist.

Wir gehen nicht in die Tiefe. Osho benutzt dafür eine schöne Metapher das die meisten Menschen nur an der Oberfläche des Ozeans sind, welcher manchmal eben auch unglaublich stürmisch wird....anstatt in die Tiefe zu gehen in der es immer ruhig ist.

Diese innere Mitte, diese Tiefe des Ozeans besitzt jeder wie ich glaube. Dort hinzugelangen, so glaube ich, ist aber alles andere als einfach. Viiiiiel Gedult und Schmerzen pflastern gerade meinen Weg. Aber dieses Loslassen, "auf den Nullpunkt kommen"...ist für mich die

Segensreichste Erfahrung ever in meinem Leben. Mal die konditionierten Schubladen leer zu machen!!!

Nun stehe ich aktuell gefühlt extrem Identitätslos da,...leider auch bisher völlig ohne Ziele und Träume. Eigentlich nur mit Fragen.

Denn ich suche...um mal wieder auf Eckhart zu kommen....keine Erfüllung mehr in den Dingen im Aussen. Solange man nicht zu seiner inneren Mitte vorgedrungen ist, werden alle anderen Dinge einen immer nur vorrübergehend glücklich machen. Das Leid folgt auf dem

Fusse.

Dazu empfehle ich mal Eckhart Tolles Vortrag "Worte sind nur Wegweiser" zu hören:

http://www.youtube.com/watch?v=jirwQ9PSwWI

Ich denke, um wirklich glücklich zu werden muss man wirklich seinen "inneren Magneten" umpolen. Das man selbst mit sich unendlich im reinen ist und glücklich über die reine Präsenz des Lebens...und das die Dinge im Aussen nur ein schöner Bonus und Ausdruck Deiner selbst sind. Aber eben nicht anders rum, das die Dinge im Aussen (was es auch sei ;) ) einen glücklich oder gar vollständig machen. Das kann so nicht funktionieren.

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