7 Thesen zur PickUp/Seduction-Community - Versuch einer Kritik von Yannick 1.) Die PickUp/Seduction-Community ist eine Subkultur innerhalb der Flirt- und Dating-Ratgeberlandschaft für Männer. Sie wird im Wesentlichen - ideologisch wie organisatorisch - von der ihr vorausgehenden Industrie kommerzieller Unternehmen geprägt. 2.) Die PickUp/Seduction-Community beruht mehrheitlich auf der Vorstellung, Verführung wäre ein linearer, bzw. logisch-verbaler und/oder physischer Prozess, mit welchem sich - angeblich auch bei Desinteresse der jeweiligen Frau - sexuelle Anziehung herstellen (!) lasse. Dies widerspricht nicht nur zahlreichen Erfahrungen jener Männer, welche ein mit weiblichen Sexualkontakten gefülltes Leben führten und führen, sondern obendrein jedweder wissenschaftlichen Erkenntnis zum Thema sexuelle Anziehung. Sofern die Beobachtung, dass es sich bei alledem um einen emotionalen (!) Prozess handelt, teilweise in die Community sickert und verbreitet wird, schlägt sich diese für zahlreiche PickUp-Methoden mit theoretischen wie praktischen Konsequenzen verbundene Erkenntnis kaum bis überhaupt nicht nieder. 3.) 80 - 90% der Taktiken und Strategien der PickUp/Seduction-Community sind Placebos. Faktisch haben die erzielten Ergebnisse meist nichts mit der Anwendung dieser Techniken zu tun. Der Anwender betrachtet die Gesprächs- oder Handlungsabläufe durch eine rückwirkende Rationalisierung allerdings als Ursache der erzielten Ergebnisse. Darunter fallen, um nur einige Beispiele zu nennen: Demonstration Of Higher Value, die 7 Hour Rule, Peacocking, State Control, Qualifying, Cocky&Funny, Opener jeglicher Art, AMOGing, Bouncing, sowie zahlreiche andere der NLP und esoterischen Techniken entnommene Modelle der Verhaltensbeeinflussung. Darüber hinaus gibt es äußerst fragwürdige, da letztlich psychisch ungesunde Inhalte, wie z.B. die "HB-Skala", mit welcher das Aussehen einer Frau zum nahezu alleinigen Bewertungsmaßstab ihrer Person gehoben wird, oder die in der Community weit verbreiteten Vorstellungen darüber, was ein "Alphamann" sei, welche in ihrer Mehrheit jeder wissenschaftlichen Erkenntnis über menschliches Partnerwahl- und Sozialverhalten widersprechen und sich oftmals aus fehlinterpretierten Analogien aus dem Tierreich oder der höchst fragwürdigen "Evolutionären Psychologie" ableiten. 4.) Durch die ihr eigentümliche Sprache (siehe Abkürzungen bei Punkt 2) und binäre Weltsicht (PUAs/"Naturals" auf der einen, "AFCs" auf der anderen Seite), verdinglicht die PickUp/Seduction-Community das emotionale Innenleben und soziale Interaktionen, um sie in ein System aus Taktiken und Strategien zu fassen, wobei das Ergebnis dieses Vorhabens je nach Strömung und "Schule" der ihr vorausgehenden Industrie anders aussieht, aber vielfach mit Entfremdung von sich und anderen einhergeht. 5.) Zweck der Verführung ist oftmals nicht die gegenseitige Zufriedenheit der Verführungsteilnehmer, sondern eine abstrakte Leistungsbilanz, die sich z.B. in Form der "Laystatistik" und der Stellung in der sozialen Hierarchie innerhalb der Community äußert, wobei diese wiederum von der Anzahl sexueller Kontakte oder der Position in der Industrie/Community abhängt. Die Qualität - im Sinne einer emotionalen Zufriedenstellung - der romantisch-sexuellen Kontakte spielt entweder eine untergeordnete, oder gar keine Rolle. 6.) Das psychische Milieu der PickUp/Seduction-Community-Mitglieder und Kunden der ihr vorausgehenden Industrie, besteht mehrheitlich aus emotional und sexuell bedürftigen jungen Männern im Alter von ca. 17 bis 30 Jahren, welche durch die von der PickUp-Industrie vermittelten Methoden angebliche Lösungsansätze vorgelegt bekommen, die ihnen das nötige Material zur Kontrolle sozialer Interaktionen geben sollen. 7.) Den theoretischen Eckpfeilern der PickUp/Seduction-Community folgend, entwickeln sich praktisch viele passiv-aggressive "Nice Guys" zu aktiv-aggressiven "PickUp Artists" (PUAs), deren Verhaltensmuster in der Mehrzahl der Fälle als (über-)kompensierender Narzissmus bezeichnet werden kann. Die dahinterliegenden psychischen Ursachen mangelnder oder nicht befriedigender Sozial- und Sexualkontakte (Minderwertigkeits-, Angst-, und Schamgefühle) werden innerhalb der Community/Industrie selten bis nie diskutiert und bleiben der Mehrheit der Community-Mitglieder verborgen. Die in den sozialen Interaktionen auftretenden Mängel an Empathie und sozialer Kompetenz (Emotionale Intelligenz) werden selten als solche erkannt und in der Mehrheit der Fälle eine ausbleibende Verbesserung des Sozial- und Sexuallebens einer falschen Ausführung der jeweiligen PickUp-Methode zugeschrieben. --- Mit meiner Kritik an den Inhalten und Mythen der PickUp/Seduction-Community habe ich aufzuzeigen versucht, wie diese, vornehmlich jungen Männern im Alter zwischen 17 und 30 Jahren, mehrheitlich ineffektive bis nutzlose und überwiegend psychisch ungesunde Strategien zur Erfüllung ihrer emotionalen und sexuellen Bedürfnisse anbietet. Dass die Unternehmen der PickUp/Seduction-Industrie für ihre Dienstleistungsangebote mehrheitlich horrende finanzielle Summen nehmen, kann obendrein als ethisch äußerst fragwürdig bezeichnet werden. Eine Initiative, welche sich zur Aufgabe gesetzt hat (jungen) Männern effektivere und gesündere Strategien zur Befriedigung ihrer emotionalen und sexuellen Bedürfnisse aufzuzeigen, wird einen anderen Ansatz anbieten müssen, als es die PickUp/Seduction-Community/Industrie bisher tat und weiterhin tut. (Verbreitung nur unter Angabe des Verfassers. Veränderung nicht gestattet.)