Nach gut 5 Jahren IT Consulting - wie besseren Job finden? (mehr Verantwortung, weniger Technik, stärkere Businessorientierung)

46 Beiträge in diesem Thema

Empfohlene Beiträge

Warum machst du dich nicht selbsständig?

Weil ich ne Pussy bin. :-)

Mit den Worten meiner Lieblingsband:

Das Leben wird dich töten,

Nur eine Frage unserer Zeit.

Ich weiß, sie ist gefährdet,

Meine innere Sicherheit.

Beim Gewitter kriechen,

Was man nicht kennt, das frisst man nicht.

"Always fasten your seatbelts!",

Die Mittelspur und Licht ist Pflicht.

Ich brauche Sicherheit,

Will, dass unter'm Strich was bleibt.

Ich brauche Sicherheit,

Schweige, wenn das Leben schreit.

Ich brauche Sicherheit,

Will, dass unter'm Strich was bleibt.

Ich brauche Sicherheit,

Schweige, wenn das Leben schreit.

Und weil mir die entsprechende Zertifizierung (CCIE, CISSP, etc.) als Geschäftskonzept fehlt.

bearbeitet von Smoon

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Excuses, excuses, excuses.

Aber sagen wir es mal mit den Worten Deiner Lieblingsband:

Wenn man geht, bleibt nur eine Inschrift auf den Steinen.

Der Weg dahin bleibt ganz alleine Deine Wahl.

Deine Träume bleiben Träume, wenn Du nicht aufwachst.

Wer immer liegen bleibt liegt falsch.

Stoßen Wir an, das alles kann auch so schief gehen...

  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Ich poste mal ein Update, wie es mir weiter ergangen ist, vielleicht ist das ja für den ein oder anderen interessant oder motivierend, weil es letztendlich in den letzten Monaten doch gut voran ging. Erst einmal noch vielen Dank für alle Antworten. Auch wenn ich einiges anders sehe, hat mir jedes Posting geholfen, mir meine Meinung zu bilden.

Zunächst bekam ich noch eine allgemeine Gehaltserhöhung mit zusätzlichem Anteil durch meinen Manager, obwohl es vom Mgmt offiziell kein Budget dafür gab, so dass ich bei gut 54k landete. Nicht viel, aber besser als nichts. Dennoch war mein Leidensdruck aufgrund der Projektsituation akut und so groß, dass ich mir sehr konkrete Gedanken gemacht habe, wie ich weiter vorgehe und was ich wirklich möchte. Hatte auch das Glück einige Accenture Leute bei der Arbeit zu sehen und die Dokumente zu lesen, die diese fabrizieren, was mir ganz klar gezeigt hat, dass ich diesen Schwachsinn niemals machen möchte. So weit weg von der Technik, dass inhaltlich wertloser Müll dabei herauskommt und man zehnseitige copy&paste Dokumente problemlos auf zwei-drei Sätze reduzieren könnte. Das hat mir klargemacht, dass ich etwas machen möchte, das mehr fachliche Substanz hat. Allerdings möchte ich nicht über die Leute selbst urteilen, da mir einige des knappen Dutzends durchaus sympathisch waren; aber die Art zu arbeiten ist nichts für mich.

Schließlich habe ich mich dann entschieden erst einmal _eine_ Bewerbung zu schreiben und die richtig. Dafür habe ich mir konkret Firmen herausgesucht, deren Produkte ich schätze, die eine entsprechende Marktposition aufweisen (Marktführer im Fachbereich) und die mir den Eindruck geben, sowohl technologisch auf der Höhe der Zeit zu sein, wie auch über eine zukunftsfähige Vision zu verfügen. Deren Webseiten habe ich dann auf Jobprofile hin untersucht, die mir gefallen könnten. Als ich eines gefunden hatte (Consulting/Professional Services) das besonders herausstach, habe ich eine individuelle Bewerbung geschrieben, die genau auf das Profil einging und meine entsprechenden Hintergründe und Skills dargestellt. Fachlich bewegt sich das Ganze weit über klassisches Silodenken hinausgehend in der Mitte der meisten IT Infrastrukturen und ist daher technologisch sehr ansprechend, weil es tiefes Netzwerk-, Server-, Web-, Security- sowie Programmierverständnis voraussetzt.

Zwei Telefoninterviews und das folgende Vorstellungsgespräch liefern sehr gut und nun habe ich die Zusage. Lustigerweise bekam ich parallel dazu noch einmal eine 10% Gehaltserhöhung von meinem aktuellen Chef aus heiterem Himmel, aber wohl komplett unabhängig vom Bewerbungsverlauf. Ich glaube zwar eigentlich nicht an dergleichen Zufälle, aber das schien wirklich einfach passiert zu sein, so dass ich nun bei meinem aktuellen Arbeitgeber bei 60k stehe (38h Woche, Firmenwagen, Überstunden werden mit 30% Zuschlag bezahlt, max 20h/Monat, 40h mit Ausnahmeantrag, Fahrzeit = Arbeitszeit, sprich realistisch gesehen so gut 70k€). Das neue Angebot war über 77k, allerdings Überstunden abgegolten, Travel ontop und insgesamt voraussichtlich mehr Travel, europaweit. Habe versucht auf 80k zu verhandeln und direkt 81k angeboten bekommen (+15% Bonus, 7k Car allowance). Lustigerweise damit mein Einstiegsgehalt vor knapp sechs jahren _exakt_ verdoppelt. Geld ist ein Faktor, aber vor allem geht es mir darum, dass ich mit Technologie arbeite, die mich interessiert und fordert und vor allem wieder Passion und Respekt für meinen Arbeitgeber zu haben, sowie Kollegen die ein ähnliches Mindset und eine ähnliche Lebenseinstellung mitbringen. Die Firma macht einen sehr positiven Eindruck auf mich. - Durchaus anspruchsvoll auch gegenüber den Mitarbeitern aber im gesamten Vorgehen sehr rational, fair und vor allem professionell. Glaube, dass mir der Tapetenwechsel sehr gut tun wird. Ist natürlich wieder ein technischer Job. Alternativen wie MBA, Projektmanagement, Information Security oder technisches Pre-Sales habe ich auch nicht aufgegeben, aber erst einmal möchte ich das hier jetzt ein paar Jahre machen und schauen wie ich mich in der Zeit weiterentwickle und wie dann meine Interessen liegen. Das letzte Jahr war bereits ein gewaltiger Umbruch, der vermutlich nicht so schnell stoppen wird und mir viele Perspektiven aufgezeigt hat.

Daher werde ich dann wohl beim neuen Arbeitgeber zuschlagen. Freue mich sehr auf die kommenden zwei Monate Urlaub und danach auf einige Schulungen inklusive vier Wochen Intensivtraining in den USA und einen herausfordernden Job. :-) Danke noch einmal für euer Feedback, bin sehr froh, wie sich alles entwickelt hat.

  • TOP 2

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Wenn man in Richtung CISSP / CISA und Penetesting denkt - hat schon einmal wer an IT Audit gedacht?

Bei den Big 4 Wirtschaftsprüfungsgesellschaften würde man dann eben gerade mal die Complianceseite kennen lernen, Business und Prozesse verstehen. Bei starkem technischen Hintergrund würde ich allerdings nicht in Control Assurance (also Jahresabschlussunterstützung) sondern direkt bei Security&Privacy anklopfen.

WP Gesellschaften suchen ständig händeringend Leute. Zum einen, weil Mandanten regelmäßig ganze Büros leerräumen, zum einen durch hohe Flukuation.

Man muss schon gestehen, dass es allesamt derbe Ausbeuterbetriebe sind - man muss also hart verhandeln - aber man kommt rum und lernt immens viel, weil man so viele unterschiedliche Unternehmen kennenlernt. Die Kontakte, die man knüpfen kann, sind auch mehr als wertvoll. Zertifizierungen werden von den Unternehmen anstandslos bezahlt und wenn man sich wegbewerben möchte, weiß der potentielle Arbeitgeber zumindest, dass man ackern kann wie ein Irrer...

haha... 38h/Woche.. das ist ja quasi Urlaub :)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hey, formell 38h Woche heißt ja nicht, dass es in der Realität genauso aussieht, sondern nur dass pro Woche zwei Stunden aufs Langzeitkonto wandern und das Realgehalt aufgrund bezahlter Überstunden - zumindest derer, die man schreiben kann - etwas höher ausfällt. Allerdings muss ich schon sagen, dass das weitestgehend recht fair gehandhabt wurde, solang man seine Auslastungsziele locker übererfüllt hat. Effektiv würde ich sagen, mache ich 50-60h pro Woche inklusive Travel, wenn was los ist, sonst ca. 45-50h. Das ist aber bei mir fast ausschließlich kundenbezogene, produktive Projektzeit. Also durchaus überschaubar.

Wer IT und Technologie nicht nur als 9-5 Job sieht, sondern als Teil seiner Lebenswirklichkeit, macht allerdings sowieso dutzende Stunden pro Monat on top, die nie jemand sieht, aber die effektiv den eigenen Wert und die eigene Produktivität signifikant erhöhen. Meine technische Blogroll lese und meine Podcasts höre ich ja auch weitestgehend in der Freizeit, mein Homelab und meine Server bau auch ich in der Freizeit auf und die vier Studenten, die meine Pet Projekte im letzten Jahr weiterentwickelt haben, habe ich auch betreut ohne groß Stunden dafür zu schreiben, weil es mir Spaß gemacht und mich persönlich weitergebracht hat. Wichtig ist mir eher, dass ich Kollegen habe, die eine ähnliche Einstellung haben und für die nicht um 17:00 Uhr das Thema IT gänzlich endet.

Und ja, durchaus über den Audit Bereich nachgedacht und durchaus auch im Hinterkopf für die Zukunft. Ist mir momentan aber zu bürokratisch und prozessgetrieben. Ich mag mich täuschen, aber zur Zeit sehe ich mich da (noch) nicht. Vor allem ist es mir aber nicht wertschöpferisch genug. Das ist mir erst klar geworden, als ich neulich morgens an zwei Bauarbeitern vorbei fuhr, die ein Rohr verlegten. Wenn die abends nach hause gehen, dann liegt da ein Rohr in der Erde und man weiß, dass man etwas geleistet hat. Wenn der ITler nach Hause geht, blickt er auf ein Dutzend Meetings und endlose Diskussionen zurück und ist unter Umständen keinen Schritt weitergekommen - über Monate. Daher finde ich es wichtig, sich selbst die eigene Leistung und den Mehrwert, den man schafft vor Augen zu führen. Das hat letztlich dazu geführt, dass ich Security in meiner Prioritätenliste nach hinten geschoben habe. Der Großteil der Branche ist nicht produktiv. Allerdings habe ich kürzlich ein hervorragendes Buch gelesen, dass meine Perspektive auch in der Hinsicht durchaus erhellt hat: http://www.amazon.com/The-Phoenix-Project-Helping-Business/dp/0988262592 - grandios und meiner Meinung nach Pflichtlektüre für jeden im IT Bereich.

Denke das Ganze wird mir in der Rolle beim neuen Arbeitgeber definitiv besser gelingen können, allein schon durch die Natur der Engagements (kurze Projekte mit hohem Tagessatz gegenüber fast ausschließliche Langzeitprojekten in der Vergangenheit) und daher einer höheren Zielorientierung und Professionalität. Mit einem begrenzten Portfolio kommt man dann auch technologisch mal wirklich in die Rolle eines Experten anstatt immer der Integrator oder VAR zu sein, der ständig improvisieren muss, aber aufgrund mangelnder Vertiefung nie dazu kommt, wirklich in ein Thema abzutauchen. Das sollte mir dann über die nächsten Jahre neue Perspektiven geben, bis ich mir die Ausgangsfrage des Threads erneut stelle. :-) Vielleicht bin ich dann ja noch hier aktiv, falls ja werd ich es euch wissen lassen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Viel gelernt, erste Engagements gehabt. Die 30 Tage in den USA waren klasse. Auch sonst gefällt mir bisher alles sehr gut (vor allem der erste Bonus, wenn das Team overperformed, obwohl man selbst noch nichts geleistet hat^^). Auch ab und zu Schulungen und bespoke Knowledge Transfer liefern ist eine schöne Abwechslung. Das erste Jahr als Consultant in einer neuen Firma ist natürlich immer ziemlich fordernd... Bei der Vorstellungsrunde oder beim Smalltalk mit dem Kunden kommt zwangsläufig *immer* die Frage "wie lang sind sie denn schon bei <...>"? Man kann zwar etwas aufrunden, aber Skepsis ist bei weniger als einem Jahr immer da. Hab es bei meinen bisherigen Kunden aber immer schnell geschafft, mich fachlich zu profilieren.

Ansonsten habe ich das Gefühl bei den Kollegen zumindest ein Paar ähnlich gesinnte bzw. auf ähnlichem Level zu haben. Vor allem hab ich aber endlich wieder Ansporn und Spaß an Technologie, anstelle von Frustration und Verbitterung. Mag sich natürlich noch umkehren, aber zur Zeit ist alles bestens. Was mir besonders gut gefällt, ist dass jeder so ein Stück Professionalität und individueller Entscheidungsfreiheit mitbringt und nicht alles 100% strikt nach vordefinierten Prozessen gelebt wird. Ist zwar mitunter auch chaotisch, aber gibt einem viel mehr Raum zur Selbstverwirklichung. Administrativer Overhead hält sich extrem gering. Viel schöner als beim Großkonzern.

Würde grob geschätzt sagen, dass ich zur Zeit ca. 45-50h pro Woche (inkl. Travel) mache plus ca. 20-40h Weiterbildung / Trainings / Lab on Top, weil es mir Spaß macht und ich selbst die Ambitionen dazu habe. Denke ich werde auf jeden Fall mindestens zwei Jahre in der Rolle bleiben, bevor ich mir Gedanken über Alternativen mache. Anderthalb musste ich dem Chefchef beim Bewerbungsgespräch eh versprechen und ich stehe zu meinen Versprechen. :-)

Jetzt nur etwas beten, dass ich nicht bei größeren Service Providern vergraben werde und gespannt wie im April 2014 mein erster Monat mit Scoping Duty wird. Die Kollegen hassen es. :D

Travel war bisher übersichtlich.. England, USA, Österreich, England. Ansonsten nur deutsche Kunden. Im Januar dann aber Norwegen, Luxemburg, Norwegen... brrrr, ist bestimmt kalt da. >.<

  • TOP 2

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Mach noch 3-4 Jahre weiter, eben bei ner anderen Firma, dann lass dir direkt den MBA bezahlen. Für mich hört sich das was du erzählst und erlebst irgendwie nach einem Konzern mit Magenta Farben an... sonst hab ich das noch nie gehört.

Was ist mit de Metapher gemeint?

Bin auch wieder weg.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

In diesem Fall war wohl eher T-Systems gemeint. Die sind allerdings in meinem Fachbereich primär auf Outsourcing und Service Schiene unterwegs, sprich nur operativer Betrieb und Riesenprojekte mit massig Overhead. War aber genausowenig mein Arbeitgeber wie die Telekom.

Die großen Service Provider und Dienstleister kenn ich auch eigentlich alle, man läuft sich ja doch immer wieder über den Weg. Gibt aber nur wenige, bei denen ich da arbeiten wollte. Entweder bekommt man massiv Administratives oder voll in die Preisspirale.. - Meist beides.. Und technisch kaum spannende Herausforderungen, weil alles so simpel wie möglich sein muss, damit möglichst günstiges Personal in Offshore das später betreiben kann... Oder es ist so speziell und unfrequent, dass man sich die Fachleute sowieso einkaufen muss. Da find ich es dann attraktiver einer genau jener Fachleute zu sein. :-)

Momentan hab ich aus fachlicher Sicht echt meinen Traumjob gefunden und bin denke ich auch der perfekte Kandidat aus Sicht der Firma. Bin mir nur noch nicht sicher, wie genau das nun in mein langfristiges Lebenskonzept und die persönliche Weiterentwicklung passt. Glaube aber, dass ich es einfach mal zwei-drei Jahre leben muss anstatt mir jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, wie es später weiter geht.

> Wäre Selbstständigkeit für dich kein Thema?

War ein Thema, aber mir fehlte dafür meiner Meinung nach die nachweisbare Grundlage als Geschäftskonzept (Zertifizierungen, tiefes Know-How in einem Bereich und nicht wie bei mir eine sehr ordentliche Portion von Allem) und ich bin wohl nicht risikofreudig genug. Mittlerweile aber gar kein Thema mehr. Da verpasst man viel zu viel, allein an Wissensaustausch und den Erfahrungen der Kollegen. Außerdem endet man dann wieder in Langzeitprojekten. Ich finde viele kurze, technisch aber sehr anspruchsvolle Engagements viel spannender.

Also aus technischer Sicht und auch für meinen momentanen Erwartungshorizont an meinen Job ist zur Zeit alles tip top. Macht mir Spaß, bekomm gutes Geld und in der Welt herum. Aber die Frage wo ich in zehn Jahren stehen möchte, kann ich nicht beantworten, dazu sind mir die ganzen Administrativen, Controlling und vor allem sinnlos politischen Themen auf "höheren" Karrierepfaden zu sehr zuwider und zu unproduktiv. So niederes Management find ich echt gruselig. Schauen wir mal. ;-)

bearbeitet von S. Moon

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Wäre interessant von einem Insider zu wissen was den da so abgeht.

Warum sind Informatiker überhaupt noch gebraucht, wenn alles sowieso nach Indien verlegt wird?

Du magst weder in höhere Etagen noch in niedere im Managmentbereich.

Dabei werden dort Naturwissenschaftler gerne gesehen obwohl diese kein Bwl-Backround haben, wird ihnen zugetraut, dass bisschen Bwl in paar Monaten intus zu haben.

Ich glaube dort lauern die großen Herausforderungen und das Geld.

Da wird auch nicht so viel nach China verlegt.

Gl in deinem weiteren Lebenweg.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Mit "höheren Karrierepfaden" meinte ich mit deutlichem ironischem Unterton eben jenes niedere Management mit dem ich regelmäßig bei Kunden zu tun habe, querbeet in allen Branchen. Deren Leben besteht aus einem großen Haufen FUD gegenüber allem Neuen und jeglicher Veränderung, Excel-schieberei und dabei immer den Telefonhörer am Ohr zum Mitarbeiter Beschwichtigen ("nein, wir haben kein Budget für Trainings und mehr Gehalt") und in den Arsch treten (ihre administrativen Aufgaben zu erledigen) und um sich gegenüber dem höheren Management für seine Zahlen zu rechtfertigen oder unverdientes Lob abzuholen für eine Leistung, die sie nicht erbracht haben. Mit höherem Management hingegen geht schon wesentlich mehr. ;-)

Ich habe aber bisher ähnlich wenige gute entry level Manager kennengelernt wie gute Projektmanager... Oft fehlt es an ganz normalem gesunden Menschenverstand Dinge logisch und rational zu betrachten, wenn man neue Policies erlässt. Oder sie haben null Spielraum (oder Bereitschaft..) überhaupt Entscheidungen zu treffen, denn das könnte ja auch nach hinten los gehen, also sitzen sie es einfach nur aus und "verwalten" mehr oder weniger den Status Quo. Der eine ist dabei eher people Person und ein netter Chef zu seinem Team, der andere ist mehr der Selbstdarsteller und schert sich nen Dreck ums Team. Letzterer wird in einem großen Konzern vermutlich promoted, einzig aufgrund der höheren Visibilität. ;) Gute *Manager* sind beide meist nicht.

Das war meine desillusionierte Realität bis vor Kurzem. Jetzt nach dem Wechsel lern ich auch mal Manager kennen, die sich proaktiv Gedanken machen, wie sie das Geschäft der Firma als Ganzes voranbringen können, indem sie zum Beispiel Kommunikationswege und -Prozesse zwischen verschiedenen Abteilungen verbessern und selbstständig auf andere zugehen. Liegt vielleicht aber auch einfach dran, dass die Strukturen in kleineren Läden noch nicht so festgefahren sind und man noch das Gefühl hat an einem Strang zu ziehen. In vielen Konzernen ist das ja eher umgekehrt und wenn dann noch der Betriebsrat ins Spiel kommt, kämpfen die Mitarbeiter häufig mehr gegen ihr eigenes Unternehmen, als sich mit dessen Zielen zu identifizieren und auch über ihren normalen Aufgabenhorizont hinauszudenken. Aber genau das ist doch das was Prozessoptimierung mit sich bringt: Kaum persönliche Gestaltungsfreiheit und eine immer größere Distanz der Mitarbeiter aufgrund mangelnder Verantwortung und Selbstentfaltung.

Wenn du dir anschaust was Leute im operativen Umfeld in Deutschland für Gehälter bekommen, fällst du aus allen Wolken... die Leute die dein UMTS Netz managen (mit einer Hand voll Leute für ganz Deutschland, egal bei welchem Mobilfunkanbieter) verdienen 30-40k€ brutto. Auch nach Jahren der Betriebszugehörigkeit, bei einem enormen Druck. Administrator ist in Deutschland ein Ausbildungsberuf... in den USA bekommen die meisten System oder Network Engineers (Engineer! nicht "Admin") 100k$ aufwärts. Zumindest mit nem CCNP Voice hast du das garantiert und das ist nun nicht gerade anspruchsvoll. In Deutschland ist IT für die meisten Firmen strategisch primär eine Kostenstelle und keine Kernkompetenz und sie realisieren gar nicht, wie die gesamte Firma davon abhängt, dass diese Leute einen guten Job machen und was sie strategisch alles erreichen könnten, wenn sie IT besser verstehen und nutzen würden. Das Resultat siehst du daran, wie sehr wir in IT Themen hinterherhinken und dass selbst Geheimdienste keine deutschen Firmen engagieren, weil die Kompetenz fehlt.

Siehe http://www.sueddeutsche.de/politik/geheimer-krieg-im-land-der-ahnungslosen-1.1838934:

Ein hochrangiger deutscher Sicherheitsbeamter hingegen findet solche Auftragsvergaben "legal und normal". Die amerikanischen Firmen seien eben die besten IT-Dienstleister. "Wir haben solche Leute nicht", sagt er. "Wir brauchen die. Ich vertraue denen."

Ist in dem Fall moralisch streitbar, aber von der Qualifikation her hat er recht.

Im gesamten operativen Infrastrukturbereich (Netzwerk, Server, Storage) trifft man kaum junge Leute. Das sind fast alle Mittvierziger bis -fünfziger, meistens noch mit E-Technik Background. Ganz selten Leute die etwas von IT verstehen, das über die Aufgaben, die sie tagtäglich erledigen, hinausgeht. Ich denke das hat drei Gründe: Zum einen siehe oben: für Studierte sind die Verdienstaussichten zu gering. Desweiteren braucht kaum eine Firma viele Leute für die Posten, sondern nur nur Einzelne oder maximal eine Hand voll. Da ist dann nicht viel Luft für Unerfahrene oder Auszubildende. Und dann kommt der Teufelskreis, dass das Ganze thematisch wenig "hip" und spannend aussieht und ein studierter Informatiker tendentiell lieber Software entwickelt oder Webarchitekturen designed.

Die gesamte DevOps Bewegung und die daraus resultierenden Mehrwerte für das Business sind in Deutschland noch nicht angekommen. Auch die Silos in der IT zu verschmelzen ist gerade bei den Service Providern absolute Utopie. Die können froh sein, wenn sie im nächsten Jahrzehnt das Enablement für Cloud Dienstleistungen schaffen, während ihr Management am besten gestern schon einen Cloud Service am Markt positionieren möchte. ;-)

bearbeitet von S. Moon
  • TOP 3

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Du hast sehr viel Fachwissen!!

Thx für den Beitrag und den Einblick in die Situation aus deiner Perspektive.

Nett wäre es doch, wenn du darauf eingehst, was du mit:

"höherem Management" meinst.

lg

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Am 10.12.2013 um 18:42 , S. Moon schrieb:

 

Die gesamte DevOps Bewegung und die daraus resultierenden Mehrwerte für das Business sind in Deutschland noch nicht angekommen. Auch die Silos in der IT zu verschmelzen ist gerade bei den Service Providern absolute Utopie. Die können froh sein, wenn sie im nächsten Jahrzehnt das Enablement für Cloud Dienstleistungen schaffen, während ihr Management am besten gestern schon einen Cloud Service am Markt positionieren möchte.

Sehr faszinierend, wie korrekt du da die Zukunft vorhergesagt hast.

Hast du mal Lust auf ein Update?

  • LIKE 2

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Mitgliedskonto, oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Mitgliedskonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Mitgliedskonto erstellen

Registriere Dich ganz einfach in unserer Community.

Mitgliedskonto registrieren

Anmelden

Du hast bereits ein Mitgliedskonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden

  • Wer ist Online   0 Mitglieder

    Aktuell keine registrierten Mitglieder auf dieser Seite.