Psychotherapie - wirklich notwendig !?

10 Beiträge in diesem Thema

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Gast FernandoDerko

Hallo Zusammen,

ich muss mich hier zu meinem aktuellen Thema nochmal an euch wenden, weil das weder Eltern noch Freunde noch sonst irgendwer wirklich einschätzen kann.

Wie in meinem anderen Thread in Personal Development schon ausführlich beschrieben

http://www.pickupforum.de/topic/129399-mein-verlauf-von-pickup-grosse-unsicherheit-und-viele-selbstzweifel/

bin ich gerade in "Aufbau" oder Umbruch-Phase in der sich mein Leben grundlegend ändert ( Studiumbeginn, neuer Wohnort, neue Freunde ) und ich mich erst mal wieder selbst finden muss.

Ich hatte gegen Weihnachten enorm viel Stress und Belastungen zu tragen, fühlte mich wie eingesperrt in einem Käfig, war komplett ausgebrannt, war hilflos, gereizt. kam mir vor wie verloren, hab komplett den roten Faden und die Kontrolle über die Gesamtsituation verloren. Ich hatte teilweise wirklich das Gefühl komplett durchzudrehen. Ich hab mich dann in all das so sehr reingesteigert, dass das in einer Depression endete wenn man so will .. ( alles kam mir sinnlos vor, hatte keinen zweck mehr in Arbeit, Bildung, Hobby gesehen, war verunsichert und verwirrt ohne Ende ) und hatte auf ner Party mit Alkohol einen kompletten Nervenzusammenbruch mit Heulkrämpfen was mich wahnsinnig schockiert hat. Das war nämlich schon eine ziemlich heftige Nummer.

Da ich auch psychosomatische Beschwerden hatte wie dauerhaftes enge Gefühl in der Brust, Kopfschmerzen, starkes Herzklopfen, Schlafprobleme, Gefühl von krankheit und Erschöpfung bin ich zum Arzt. Das erste mal hat er dazu noch nichts gesagt. 2 Wochen später war das ganze immer noch da aber unterschiedlich ausgeprägt. Der hat mich dann zum Psychologen geschickt als ich von Depressionen erzählt hab .

Tatsache ist, dass bei mir solche Depressions-Symptome schon häufiger aufgetreten sind bei heftigen persönlichen Rückschlägen, Enttäuschungen, viel Stress und schwierigen Lebensphasen. Dann fühle ich mich plötzlich wie ausgewechselt. Vom selbstbewussten, stolzen, lebensfrohen Menschen plötzlich gewandelt zum unterwürfigen, hilflosen, kleinen Kind das keine Entscheidungen mehr alleine treffen kann

Ich bin auch gerne jemand der sich in Kleinigkeiten, Krankheiten und persönlichen Annahmen zu sehr reinsteigert, das ich panik bekomme ich könnte dieses und jenes haben, dieses und jenes falsch gemacht haben und einen ach so schlimmen Fehler begangen haben etc

Die Diagnose nach 3 Sitzungen war nun "DYSTHEMIE" - chronisch leichte depression .

Mir geht es eigentlich wieder sehr gut, bin auch grundsätzlich ein sehr lebensfroher, aufgeweckter Mensch und bin glücklich mit meinem Leben.

Ich hab das Thema mit Freunden diskutiert und ehrlich angesprochen, die hielten das größtenteils für absolut unmöglich und dass solche Phasen ... nennen wir sie Depressionen ... jeder hat und kennt. Selbstzweifel, Existenzängste, das Gefühl den Boden unter den Füßen verlieren... wer kennt das nicht .

Jetzt weiß ich nicht wirklich damit umzugehen. Das war das ERSTE mal, dass ich dieses Thema so offen und direkt angegangen bin und mit Freunden, Verwandten und Ärzte ganz offen und ehrlich angesprochen habe. Ich merke das so eine Therapie schon sehr anstrengend werden kann und einiges abverlangt wird, wenn alte Konflikte und Gefühle von früher wieder hochgeholt werden.

Auch merke ich dass ich durch diese Themen erst recht ins Grübeln komme und mich die Gesamtsituation Therapie + unangehmene Situationen in der Vergangenheit mir ziemlich im Kopf umherschwirrt und daher momentan nur schwer aus mir raus komme, da ich dieses Thema selbstverständlich nicht auf die leichte Schulter nehme und schon ernst betrachte.

Ich habe die letzten Monate rießige Schritte gemacht was Persönlichkeitsentwicklung angeht, mir sind so viele Dinge bewusst geworden, ich kenne meine Baustellen und habe auch gemerkt, dass die meisten Konflikte, Ängste und Zweifel wirklich nur Kopfkino sind, nicht mehr und nicht weniger und weiß genau wo ich nun langsam hinsteuern muss.

Trotzdem frage ich mich ob die Diagnose wirklich zutreffen könnte. Ob sowas bei mir wirklich Behandlungsbedarf hat, ob eine Therapie wirklich sinnvoll ist, mir am Ende nicht mehr schadet als hilft wo ich doch eigentlich allgemein auch sehr zufrieden mit mir und meinem Leben bin.

Hat jemand ähnlich schon einmal Erfahrungen mit Psychotherapien gemacht oder kann mir jemand dazu eine Einschätzung geben wann und wie man soetwas in Anspruch nehmen sollte ?
Würde mich auf jeden Fall über ein paar Impulse freuen.

bearbeitet von FernandoDerko

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Ob eine Therapie sinnvoll ist, das kann dir hier keiner als Ersatzarzt sagen. Und ob diese Diagnose korrekt ist genauso wenig. Ich denke, dass du dich da selber ganz gut einschätzen kannst. Und depressive Verstimmungen haben viele Menschen hin und wieder und es liegen aber noch Welten bis zu einer handfesten Form einer behandlungsnotwendigen Depression.

Was mir so auffällt wenn ich deinen Text lese, ist, dass du sehr viel grübelst, viel mit dir selbst beschäftigt bist und dich sehr vielen Stressoren hingibst. Es könnte hilfreich für dich sein, wenn du dein Leben etwas entzerrst, realitische und nicht erdrückende Ziele formulierst. Wenn du an einer Uni bist, dann gibt es im Hochschulsport bestimmt einen Yoga-Kurs. Oder übe dich in Autogenem Training und Entspannungsverfahren. Nimm dir diese Zeit für dich und komm mal etwas runter. Setze dir feste Spannen, wo du dich mit dir auseinander setzt und deinen Kopf sortierst (vllt ja sogar mal ein ganzer Tag oder ein WE), aber vermeide diese ständige, wirre Konfrontation mit diesen Sorgen quer durch den Großteil deines Alltags.

Und wenn du mit vielen Dingen aufräumen willst, dann kann ein guter Psychologe als neutraler Zuhörer dich durchaus dabei begleiten. Das musst du aber für dich wissen, es gibt auch viele Clowns gerade in diesem Bereich.

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Welches Verfahren hat denn die Diagnose bestätigt ?

Sind es möglicherweise nur Vermutungen ?

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Ich merke das so eine Therapie schon sehr anstrengend werden kann und einiges abverlangt wird, wenn alte Konflikte und Gefühle von früher wieder hochgeholt werden.

Auch merke ich dass ich durch diese Themen erst recht ins Grübeln komme und mich die Gesamtsituation Therapie + unangehmene Situationen in der Vergangenheit mir ziemlich im Kopf umherschwirrt und daher momentan nur schwer aus mir raus komme, da ich dieses Thema selbstverständlich nicht auf die leichte Schulter nehme und schon ernst betrachte.

Ich habe die letzten Monate rießige Schritte gemacht was Persönlichkeitsentwicklung angeht, mir sind so viele Dinge bewusst geworden, ich kenne meine Baustellen und habe auch gemerkt, dass die meisten Konflikte, Ängste und Zweifel wirklich nur Kopfkino sind, nicht mehr und nicht weniger und weiß genau wo ich nun langsam hinsteuern muss.

Trotzdem frage ich mich ob die Diagnose wirklich zutreffen könnte. Ob sowas bei mir wirklich Behandlungsbedarf hat, ob eine Therapie wirklich sinnvoll ist, mir am Ende nicht mehr schadet als hilft wo ich doch eigentlich allgemein auch sehr zufrieden mit mir und meinem Leben bin.

In einer Therapie lernst du doch gerade, die Angst vor deinen Ängsten zu verlieren, auch die Angst vor der Erinnerung an unangenehme Situationen in der Vergangenheit usw. Du würdest mit dem Therapeuten z. B. ganz konkrete Verhaltensstrategien erarbeiten, um damit umgehen zu können, damit du dann weißt: "Wenn Schlimmer Gedanke A kommt, dann kann ich das und das machen und dann geht es mir wieder besser".

Klingt das langfristig nicht besser als weiter auf Verdrängung zu setzen?

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Hey.

Ich kann's nur empfehlen. Es ist ja leider immer noch ein Tabu Thema in Deutschland. Schade. Aber naja.

Ich kann dir nur raten, dass du Probesitzungen bei MEHREREN Therapeuten machst. Ja ich weiß um die beschissene Wartezeiten. Aber dann lieber Geduld haben und den richtigen für einen finden. Wobei die Probesitzungen zeitnah angeboten werden. Da kannst du abschätzen ob der Therapeut a) zu dir passt, also persönlich, unbedingt auf Herz und bauchgefühl achten und b) ob die Therapieform zu dir passt. Es ist ein Riesen Unterschied ob du vergangenheitsrelevante Tiefenpsycholgie machst oder ne gegenwärtige Verhaltenstherapie. Musst du ganz selbst wissen.

Aber schau dir auf jeden Fall mal ein paar Therapeuten mehr an. Da gibts echt voll die Mongos.

  • TOP 1

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Die Diagnose kann dir erstmal egal sein. Diagnosen sind (sollten sein) Hilfsmittel, um mit der Krankenkasse abzurechnen usw. Wichtig für dich ist, ob du Unterstützung bei deiner konkreten Problematik haben willst.

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Kann dem Tapferen nur zustimmen!

Alternativ kannst du auch mal bei der Psychologischenberatungsstelle vom Studentenwerk vorbei schauen.

Naja du musst dich drauf einlassen können & dahinter stehen.

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Threadstarter,

Modaloperatoren der Notwendigkeit sind grundsätzlich nicht wirklich förderlich, denn die sugerrieren einen Zwang, und der sollte bei Psychotherapie keine Rolle spielen (müssen), ausser vielleicht bei Zwangseinweisung, und selbst da scheiden sich die Geister.

Eher würde ich fragen, ob Psychotherapie nützlich ist.

Das kann ich mit Ja beantworten. Es ist ein Ausdruck von Professionalität sich selbst gegenüber, wenn man jemanden zu Rate zieht, der dich supervidieren, oder reflektieren kann, und dir hilft, mit dem Leben gut klarzukommen.

Gruß

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Hallo Zusammen,

bin ich gerade in "Aufbau" oder Umbruch-Phase in der sich mein Leben grundlegend ändert ( Studiumbeginn, neuer Wohnort, neue Freunde ) und ich mich erst mal wieder selbst finden muss.

Ich hatte gegen Weihnachten enorm viel Stress und Belastungen zu tragen, fühlte mich wie eingesperrt in einem Käfig, war komplett ausgebrannt, war hilflos, gereizt. kam mir vor wie verloren, hab komplett den roten Faden und die Kontrolle über die Gesamtsituation verloren. Ich hatte teilweise wirklich das Gefühl komplett durchzudrehen. Ich hab mich dann in all das so sehr reingesteigert, dass das in einer Depression endete wenn man so will .. ( alles kam mir sinnlos vor, hatte keinen zweck mehr in Arbeit, Bildung, Hobby gesehen, war verunsichert und verwirrt ohne Ende ) und hatte auf ner Party mit Alkohol einen kompletten Nervenzusammenbruch mit Heulkrämpfen was mich wahnsinnig schockiert hat. Das war nämlich schon eine ziemlich heftige Nummer.

im Grunde genommen hast Du das einzig Richtige getan.

Wir in Deutschland besitzen den Luxus uns in solchen Lebensabschnittsphasen professionelle Hilfe suchen zu dürfen, die nicht nur schwerkranken Menschen vorbehalten ist.

Ich bin mittlerweile der Meinung, dass die meisten Menschen mal auf ne Couch sollten, andere wiederrum nicht, alles Ansichtssache.

Du wirst viel über Dich selbst lernen und das ist gut so. Ich selbst habe auch schon Hilfe in Anspruch genommen und muss sagen es hilft, manchmal nicht in die Richtung, die man selbst erwartet, aber es bringt Dich weiter. Meinen wirklichen Ausraster hatte ich sogar während ich diese Hilfe in Anspruch genommen habe und bin sehr dankbar dafür, da es mich weitergebracht hat. Alte Muster werden reflektiert, aufgebrochen, neue geknüpft, Dinge und Ansichten werden hinterfragt. Nichts muss, alles kann.

Zum Glück sind größtenteils profesionelle Menschen am Werk, die wissen was sie tun.

viel Erfolg

bearbeitet von wasch-saloon

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Ich weiß, es erfordert einiges an Überwindung, die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch zu nehmen und kann deine Frage daher gut verstehen. Ich habe mehrere Jahre dafür gebraucht. Es war so ähnlich wie bei dir, ich war oft fröhlich und meistens ganz zufrieden. Trotzdem hatte ich immer wieder auch mal längere depressive Episoden, in denen ich gar nicht klar kam. Seit ich mich überwunden habe und die Therapie begonnen habe, bin ich selbstbewusster. Viel selbstbewusster! Ich gehe verständnisvoller mit mir selbst und meinen Fehlern um. Ich weiß aber auch meine Stärken mehr zu schätzen. Ich vergebe mir selbst meine Fehler und tue dies auch bei anderen. Freunde die von der Therapie wissen erkennen meinen Mut dafür an, fragen wie "das" so ist und ob "es" bei ihren Problemen vielleicht auch was bringen könnte. Die, die nichts davon wissen, sprechen mich auf meine Veränderung an. Mit Frauen klappt es auf einmal. Ich habe kein Problem mehr ein Mädchen anzusprechen, das mir gefällt und ich werde auch von ihnen angesprochen. Ich betreibe kein Pick Up, Menschen gehen generell anders auf mich zu. Ich bestehe endlich meine Scheine in der Uni und das auch noch mit guten Noten. Ich könnte ewig lange weitere positive Dinge auflisten, aber im Endeffekt soll es darum ja nicht gehen.

Die Therapie ist die beste Entscheidung gewesen, die ich in den letzten Jahren getroffen habe. Natürlich geht es mir trotzdem manchmal schlecht, aber ich vergesse dabei nie, dass ich ein wertvoller Mann bin und dass die Sonne auch wieder scheinen wird :D

Die Diagnose, die man bekommt ist oft (aber nicht immer) nebensächlich, meiner Meinung nach geht es da vielfach um Formalitäten für die Krankenkasse. Ich denke, wer sich verändern möchte und nicht zufrieden mit sich und seinem Leben ist, wird von einer Therapie profitieren und bekommt sie auch von der Kasse bezahlt.

Als ich mich bevor es losging ärztlich untersuchen lassen musste, um körperliche Krankheiten auszuschließen, ließ ich noch weitergehende Untersuchungen machen. Die Ärztin sagte da zu mir: "Für das Coaching brauchen Sie die aber nicht!" Ich finde Sie hat damit sehr gut getroffen was eine Therapie sein kann. :)

Man muss nicht immer unter schwersten psychischen Störungen leiden um das Recht auf eine Behandlung und mehr Lebensqualität zu haben.

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