Passivität, Faulheit und Kifferei statt Zielverfolgung

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Gast KeTo22

Hallo Leute,

ich möchte etwas über ein Problem loswerden, was mich schon das ganze Jahr über begleitet, wenn nicht sogar mein ganzes Leben.

Salopp gesagt geht es darum, dass ich quasi jeden Tag nichts für die Verfolgung meiner Ziele tue und mich lieber gehen lasse. Ich möchte so gerne da raus, aber irgendwas in mir hat eine fatale Automatisierung der Passivität und Faulheit in Gang gesetzt. Dabei bewege ich mich in einem Zwiespalt zwischen Ziele, guten Vorsätzen und der mangelnden Bereitschaft, etwas dafür zu tun

Das Studium

Ich studiere im dritten Semester BWL. Bis jetzt ist mein Durchschnitt 2,6 und ich habe lediglich nur zwei Klausuren, die ich im zweiten Versuch nachschreiben muss. Betrachtet man, dass ich z.B. für die Klausuren im 2.Semester alles relativ zufriedenstellend bis auf zwei Klausuren gemeistert habe, wobei ich eine der versemmelten Klausuren in einer Nachschreibphase bestehen konnte, klingt das gar nicht mal so schlecht.

Vor allem im Vergleich mit anderen Kommilitonen ist mein aktueller Stand zufriedenstellend, da einige Leute wesentlich mehr Klausuren nachschreiben müssen.

Das Verwunderliche daran ist, dass ich dafür gar nicht im eigentlichen Sinne studiert habe, sondern mal eben den Lernstoff paar Wochen vor der Klausurphase durchgegangen bin. Und dazu in einer Zeit, in der ich nahezu jeden Tag gekifft habe.

Mit meinem momentanen, minimalen Aufwand kann ich das Studium jedoch langfristig nicht zufriedenstellend meistern. Obwohl ich mir so oft vornehme, endlich zu lernen, nehme ich mir die Zeit lieber für etwas unproduktives, wie z.B. zocken, Gitarre spielen oder kiffen.

Ich versuche oft, zu erfahren, was die Ursache für meine mangelnde Leistungsbereitschaft ist. Erste These ist, dass ich mich bis jetzt ohne enormen Aufwand durch das Bildungssystem durchschlängeln konnte...

FOR Q mit 2er Schnitt trotz gelegentlicher Abwesenheit und wenig Lernerei? Geschafft!

Abitur mit 2,4...mit einer freiwilligen Ehrenrunde (aufgrund gesundheitlicher Probleme und einer OP), hoher Anzahl an Fehlstunden und eher minimale Lernbereitschaft? Dazu eine 1- für Spanisch als 4.mündliches Abi-Fach, obwohl ich für die Prüfung nur einen Tag vorher richtig gelernt habe? Geschafft!

Zweite These ist, dass mich das Studium eventuell nicht so wirklich interessiert und dass alles nach dem Bachelor noch nebulös und offen ist, so dass ich kein konkretes Ziel habe.

Obwohl sich mittlerweile 2 Optionen herauskristallisiert haben:

- Traineeprogramm, Angestelltenverhältnis und nebenbei eines Tages mir ein Standbein als Unternehmensberater aufbauen...

- Oder bei der Bundespolizei im gehobenen Dienst anfangen. Durch die Tätigkeit meines Vaters als Hauptkriminalkommissar hätte ich gute Chancen mit meiner Bewerbung

Sport

Seit jeher war ich im Fitnessstudio, jedoch Phasenweise. Mal war ich gut dabei, mal habe ich mich gehen lassen. Auf jeden Fall bin ich alles andere als breit gebaut.

Nebenbei mag ich alles, was mit Kämpfen zu tun hat. Boxen und Judo habe ich leider nur kurz angeschnitten, weil mir das Durchhaltevermögen fehlte. Wing Tsun habe ich insgesamt ein halbes Jahr gemacht. Zur Zeit trainiere ich MMA seit November.

Mein Ziel ist es, regelmäßig zum MMA Training zu erscheinen, in Kombination mit Starting Strengh-Muskeltraining, der Plan ist durchdacht, mit Zielen, Methoden, Ernährung usw...

Dennoch fallen mir ständig zich Ausreden ein, nicht zum Training zu kommen. Obwohl ich das gute Gefühl nach dem Sport sehr schätze und mein inneres, hyperaktives Kind sich austoben will und seine Kraft mit anderen messen will...

Musik

Seit 8 Jahren spiele ich Gitarre und habe auch Bekanntschaften, mit denen ich Musik machen kann. Wir sind unter Anderem auf Jam Sessions am Start und lieben es, miteinander zu jammen.

Zwar sagt man mir enorme Fähigkeiten und Talent zu, aber nie nehme ich mir die Zeit, das Potenzial weiter auszuschöpfen. In 8 Jahren hätte ich viel mehr erreichen können, wenn die Gitarre gelegentlich nicht nur zum angucken in der Ecke gestanden hätte.

Gleichgesinnte zu finden, war jedoch sehr gut für meine musikalischen Aktivitäten, weil ich Sinn und Motivation wiedergefunden habe.

Die Gitarre will ich auch niemals aufgeben. Wenn ich spiele, vergesse ich alles, bin ich selbst und nicht mehr angespannt, wie ich es sonst manchmal bin. Meine Mutter sagt, ich würde aufblühen, wenn ich spiele und meine neuen, eigenen Riffs präsentieren würde.

Kiffen

Seit der 12. Klasse fing ich an, zu kiffen. Zuerst fast jeden Freitag, wenn wir uns zum Jammen getroffen haben.

Wir waren immer zu dritt in der Wohnung eines Freundes. Zwei Gitarren und ein Rapper/Bongo-Spieler. Manchmal liefen einfach Beats und jeder hat etwas Freestyle gerappt.

Das Kiffen war unser Ritual. Es gab mir eine noch nie dagewesene Kreativität, ich hörte auf, zu denken. Beim Freestylen konnte ich Dinge loswerden, über die ich mir immer Gedanken mache.

Unsere Jam Sessions waren mehr als nur Musik machen. Es hatte etwas spirituelles für uns, es war was besonderes...

Leider Gottes habe ich Kiffen mit dieser spirituellen, positiven Erfahrung assoziiert und so kam es, dass mein Konsum 2014 negative Ausmaße annahm.

Kiffen wurde zur Freizeitgestaltung, oft kiffe ich einfach allein, irgendwo in der Natur. Ich bin auf der Suche nach etwas, nach musikalischer Inspiration, nach mich selbst. So kommt es, dass ich oft nicht zur Uni fahre und um 15 Uhr schon beim Ticker auf der Matte stehe...

Zum Glück gibt es wenigstens einige Tage in der Woche, an denen ich nicht kiffe, an denen ich wie ein normaler Mensch lebe. Abgesehen davon, dass ich dann schlecht schlafen kann, komme ich gut klar damit, wenn es mal nichts zum Rauchen gibt.

Ich bin mir sicher, dass Kiffen ein Symptom einer Ursache ist, über die ich mir selbst nicht wirklich klar bin....

Das waren die hauptsächlichen Aspekte, dir mir zur Zeit im Leben zu schaffen machen. Was Frauen angeht, brauchen wir gar nicht reden. Auf einer Party letzten Samstag hatte ich mit 3 Frauen gute Gespräche, die mir auch riesen Spaß gemacht haben, ohne irgendetwas von denen zu wollen. Das waren interessante Frauen mit gutem Humor. Leider habe ich natürlich keine Nummern abkassiert...

Was mein social life betrifft: Das Kiffen hat mich zwar sehr isoliert, meine Freunde lassen sich an einer Hand abzählen, aber dennoch denke ich, dass ich durchaus in der Lage bin, sozial zu agieren.

Ich komme schneller als mir lieb ist ins Gespräch mit anderen Menschen, egal ob männlich, weiblich, alt, jung usw...z.B. wurde die Frage einer 30jährigen Frau (Ich bin 23), ob der Zug Verspätung hätte, zu einem unverhofften Game, welches ich aber richtig vergeigt habe...

Ich war nicht entspannt, erzählte unüberlegten Quark, und oft gab es stille Momente, an denen wir intensiven Augenkontakt hatten, der mir aber unangenehm war...ach scheiße, es kam so unverhofft, dass ich nicht wusste, was zu tun ist. Wenn ich vorher nicht gepafft hätte, wäre mein Auftreten bestimmt besser gewesen...

Nichtsdestotrotz scheine ich manchmal anziehend zu wirken, wenn ich in guter Stimmung bin. Ich schenke meinen Mitmenschen gerne ein Lächeln und in Gesprächen werde ich immer besser, überlegter und selbstbewusster...

Wie ihr vielleicht rauslesen könnt: Ich besitze die nötigen Mittel, um ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen. Nur fehlt mir die Motivation und die Bereitschaft, diese Mittel kontinuierlich anzuwenden. Dabei weiß ich ganz genau, was für mich gut und schlecht ist. Ich weiß, dass Motivation und Zielstrebigkeit zum meinem persönlichen Erfolg führt und ich schätze den Umgang mit Menschen. Aber warum zur Hölle bin ich so festgefahren in meine passive, leblose Schiene? Ich verstehe mich selber nicht, ich bin so sehr im Zwiespalt: Meine Stimme der Vernunft kann sprechen, aber die Stimme der Faulheit gewinnt immer!

Liegt es gar an ADHS, dass ich den Rausch und das Chaos suche?

Helft mir, mich selbst zu verstehen, danke für eure Antworten!

bearbeitet von KeTo22
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Ich hab nur die ersten Sätze gelesen, aber du zielst darauf dass du eigentlich viel Potenzial hast. Was du verschenkst.

So denken viele die nichts auf die Reihe bekommen - inklusive mir. Eine konstante Selbstüberschätzung. Immer Ausreden suchen, warum es nicht klappt. Hätte, hätte.

In der Schule hieß es immer - der lernt ja. Ich bin neidisch auf die Leute , die so diszipliniert lernen können.

Abi mit 2.1 ohne zu lernen, mündl. Abi am Abend davor angefangen, 12 Punkte, auf die Abiprüfungen nur 3 Tage gelernt, im Schnitt 11,3 Punkte.

Gott hab ich mir da einen draufgekeult, meine Kumpels die auch so viel gelernt haben wie ich, alle deutlich schlechter , zwischen 2,8 und 3,3.

Wie dämlich das war, merke ich erst jetzt. Die Schule ist da, um das Lernen zu lernen. Ich habe das nicht. Ich musste das mühselig die ersten 4 Semester lernen, betreibe eigentlich immer noch zu wenig Aufwand, habe einen 2,5 Schnitt in Wirtschaftsmathe. Ok. Aber ausbaufähig. Würde aber evtl gerne Medizin studieren - da habe ich ohne einen überargenden TMS keine Chance, nur weil ich nicht bereit war, mal 1 Woche 1-2 Std tgl mir den Schulstoff durchzulesen.

Jetzt zu dir : 2,6 in BWL ist völlig unzureichend. Mach dir das klar. Und such dir Selbstheraisforderungen, kleine Aufgabem die du täglich erfüllst, und die dir ein befriedigendes Gefühl geben.

Wenn ich es schaffe vor halb 9 aufzustehen -> guter Tag.

So zeugs.

bearbeitet von xrk
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Liegt es gar an ADHS, dass ich den Rausch und das Chaos suche?

Bist du diagnostiziert? Sorry falls ich das überlesen hab.

Zum Glück gibt es wenigstens einige Tage in der Woche, an denen ich nicht kiffe, an denen ich wie ein normaler Mensch lebe. Abgesehen davon, dass ich dann schlecht schlafen kann, komme ich gut klar damit, wenn es mal nichts zum Rauchen gibt.

Ja das mit dem Schlafen kenne ich. Lass das Dope mal weg, du wirst dermaßen viel und krass träumen.

Ich bin mir sicher, dass Kiffen ein Symptom einer Ursache ist, über die ich mir selbst nicht wirklich klar bin....

Was macht dich so sicher, dass Kiffen nicht eine Ursache ist? Wie könnte man das einfach mal testen?

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Deine Gewohnheiten haben dich zu dem gemacht, der du bist. Nur durch (neue) Gewohnheiten kannst du zu dem werden, der du gerne sein möchtest.

Das geht nicht von heute auf morgen und ist ein langer, kräftezehrender Weg. Es ist wissenschaftlich durch zahlreiche Experimente belegt, dass der Mensch nur über ein begrenztes Reservoir an "Willenskraft" verfügt. Willst du alles auf einmal angehen (Sport, Uni, Nicht mehr kiffen, Weiber, Gitarre, ...), kannst du das vielleicht über ein, zwei Wochen durchhalten. Vielleicht auch für einen Monat - aber irgendwann kommt ein Tag, an dem deine Kräftereserven am Minimum kratzen und du lässt deine Vorhaben schleifen. Vielleicht ist es erst mal nur eine Ausnahme, aber aus einem Mal werden viele Male und ehe du dich versiehst, hast du alles wieder aufgegeben und zermarterst dir den Kopf darüber, warum du nicht in der Lage bist, dein Potential auszuschöpfen. Dann fühlst du dich elend, kiffst erst recht und lässt dich auch anderweitig gehen um dich von deinem Frust über dich selbst abzulenken.

Gehe es Schritt für Schritt an, die oben genannten Ziele sind allesamt "große Ziele", d. h. höchstwahrscheinlich wirst du gut ausgelastet sein, wenn du dich jeweils nur auf ein einziges davon konzentrierst. Irgenwann erreichst du hoffentlich den Punkt, dass dich Ziel XY kaum noch anstrengt. Bevor nicht mindestens ein Monat vergangen ist, solltest du nicht mal darüber nachdenken, dass dieser Zeitpunkt gekommen sein könnte - das kann ich dir aus zahlreichen eigenen Erfahrungen versichern. Du wirst in diesem Monat zwar immer mal wieder einen guten Tag haben, an dem alles super läuft und du dir denkst: "Ach, XY hab ich jetzt auf der Kette - ich muss endlich das nächste Ziel angehen, sonst komme ich doch nie voran..." Widerstehe der Versuchung - konzentiere dich weiterhin nur auf XY und genieße es, dass es dir an diesem Tag leicht von der Hand geht.

"Fürchte nicht, langsam zu gehen. Fürchte nur, stehen zu bleiben." Und genau das passiert (leider) immer wieder, wenn man sich zu viel auf einmal vornimmt. Und glaube nicht, dass du mit diesem "Problem" alleine auf der Welt wärst. Denk nur mal an das Klischee von den Neujahrsvorsätzen, die in 95% der Fälle nach ein paar Wochen heimlich unter den Teppich gekehrt werden. Dieses "Klischee" gibt es nicht ohne Grund, denn es ist schlicht die traurige (aber irgendwie auch erleichternde) Wahrheit.

Du magst zwar Recht haben, wenn du der Ansicht bist: Du hast eine Menge Potenzial. Aber dieses Potenzial ist eben nur theoretisch vorhanden, denn der Flaschenhals um dieses Potenzial zu nutzen lautet nun mal "Willenskraft" (oder Energie, wie auch immer man das Phänomen bezeichnen möchte). Wenn du mit dieser clever agierst, kannst du dein theoretisches Potential auch nach und nach ausschöpfen.

Nächster Punkt: Fehlende Selbstwirksamkeit... Da du in der Vergangenheit offenbar immer wieder an deinen eigenen Zielen gescheitert bist, hat das Spuren in deinem Gehirn hinterlassen. Je öfter du etwas versucht hast und es dann wieder aufgegeben, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass du auch beim nächsten Anlauf wieder aufgeben wirst. Irgendwann verlierst du nämlich einfach den Glauben an dich selbst, bzw. die Hoffnung, jemals irgendetwas verändern zu können.

Die gute Nachricht ist: Wenn du dir realistische Ziele vornimmst und diese auch konsequent befolgst, erlebst du Selbstwirksamkeit (= die Erfahrung, das Leben nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten zu können)

irgendwann wieder von ganz alleine. Um den Prozess zu beschleunigen, mache dir immer wieder deine Erfolge bewusst, führ ein Erfolgstagebuch. Feiere Dich selbst nach bedeutenden Etappenzielen und belohne dich auch hin und wieder.

Literaturtips: Lob der Disziplin (Bernhard Bueb), Wer dem Glück hinterherläuft, läuft daran vorbei (Russ Harris) und The pursuit of perfect (Tal Ben-Shahar).

bearbeitet von tonystark
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