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Guten Abend Forum,

 

ich habe mir vor einiger Zeit das Buch "Unlimited Power" von Anthony Robbins gekauft und die ersten hundert Seiten gelesen.

Ich bin begeistert von den Aussagen, die er trifft. Es fühlt sich an, als würde man Sachen lesen, die man eigentlich schon kennt, die man nur irgendwie vergessen hat. Verlernt hat.

-Vor allem das Prinzip der internalen Repräsentation von Geschehnissen oder Situationen. Jede Situation ist neutral, man selbst vergibt die Bedeutung und kann demnach selbst darüber verfügen, ob man gestärkt aus einer Situation hervorgeht oder nicht. Das Prinzip ist ja bekannt: Subjektivität eben. Aber anhand von Robbins Schilderungen habe ich erst gemerkt, wie real das eigentlich ist. So können Leute, die eigentlich immer alles erreicht haben, was sie sich vorgenommen haben, innerlich leer sein und sich irgendwann in den Suizid stürzen, während andere, die nach einem Unfall entstellt und querschnitzgelähmt sind, erfolgreicher und glücklicher werden, als sie es je waren.

-Die Wichtigkeit von Glaubenssätzen. Wenn man glaubt, etwas tun zu können, versetzt man sich unbewusst in einen Zustand, in dem man eben jenes tatsächlich tun kann. Oder es zumindest mit größerer Wahrscheinlichkeit kann. Glaubt man dagegen, etwas nicht tun zu können, wird man auch nur geringe Potentiale entfalten. Man wird wenig arbeiten, wenig Leidenschaft investieren und feststellen: Man kann es tatsächlich nicht.

-Das Modellieren herausragender Leistungen. Anstatt nur stumpf nach Trial and Error vorzugehen, einer extrem zeitaufwendigen Methode, um herauszufinden, was der richtige Weg ist, ein Ziel zu erreichen, kann man sich die Glaubenssätze und Verhaltensmuster derjenigen zu eigen machen, die das entsprechende Ziel bereits erreicht haben - und wird seine Chancen dann verbessern, das Ziel ebenfalls zu erreichen. Ähnlich des Gedankens, dass man nicht nur aus eigenen Fehlern, sondern auch aus den Fehlern anderer lernen kann, um Zeit und Energie zu sparen.

 

Das sind die Kerngedanken, die ich bis hier mitgenommen habe. Und alle davon kommen mir logisch vor. Erfüllen mich geradezu mit Euphorie, weil ich das Gefühl habe, Dinge verstanden zu haben. Einfache, aber doch extrem wichtige Dinge. Und zumindest die ersten beiden Punkte gehören doch auch zu dem, was man in typischen Psychotherapien immer zu hören bekommt. Nur weniger begründet, weniger mit Beispielen unterlegt, als es in dem Buch geschieht.

Ich frage mich also: Warum wird NLP so kritisiert? Werden Aussagen getroffen, die widerlegt wurden? Ich meine, nur weil etwas noch nicht erforscht ist, heißt es doch nicht, dass es nicht stimmt oder nicht funktioniert. Hier geht es immerhin um die Kommunikation mit sich selbst, um verankerte Glaubenssätze und Verhaltensweisen, die man sich antrainiert. Es ist klar, dass man nicht mal eben ein paar hundert Menschen nehmen kann, um sie darauf hin zu testen, ob einzelne NLP Techniken bei ihnen funktionieren... So wie ich das verstehe ist NLP eine Art ganzheitliche Lebenseinstellung... wie man im Ganzen mit sich kommuniziert. Meines Erachtens sprengt das den Rahmen der konservativen Wissenschaft.

Ich bin besorgt, dass ich mich jetzt Tony Robbins verschreibe, und nur einer Art Gehirnwäsche unterliege, die in Wahrheit nur einen Placebo-Effekt bietet. Könnt ihr euch trotz der Kritik aus den Reihen diverser Wissenschaftler auf das NLP einlassen? Bei mir spukt da im Hinterkopf dann immer ein Zweifel rum, der mich daran hintern könnte, das anzunehmen, was ich lese.

 

 

 

 

 

bearbeitet von Dulacre

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Hallo @Dulacre,

du vermischt gerade zwei Dinge.

Ich versuchs dir mal anhand von Wikipedia zu erläutern:

Zitat

Das Neuro-Linguistische Programmieren (kurz NLP) ist eine Sammlung von Kommunikationstechniken und Methoden zur Veränderung psychischer Abläufe im Menschen, die unter anderem Konzepte aus der Klientenzentrierten Therapie, der Gestalttherapie, der Hypnotherapie und den Kognitionswissenschaften sowie des Konstruktivismus aufgreift.

Heißt: Wir nehmen uns aus bestehenden Wissenschaften bestehende, meist geprüfte und belegte Konzepte und nutzen diese als Unterbau. Das ist das, was du oben in deinen Stichpunkten erwähnst. Klassische Psychologie. Lernt jeder im ersten Jahr im Studium.

Das  ist im Großen und Ganzen auch alles Konsens, Stand der Wissenschaft und wird auch in der Psychotherapie beispielsweise so genutzt. Das ist der methodische Unterbau des Ganzen. Wobei NLP da schlecht abgrenzbar ist und je nach Autor da auch durchaus Esoterik oder andere Ideologien mit eingebracht werden. Und für den Laien ist dann schnell nicht mehr zu erkennen, was wissenschaftlich belegt und akzeptiert ist und was nicht. Das ist halt ungünstig.

Die Kernkritik bezieht sich darauf:

Zitat

Die Bezeichnung „Neuro-Linguistisches Programmieren“ soll ausdrücken, dass Vorgänge im Gehirn (= Neuro) mit Hilfe der Sprache (= linguistisch) auf Basis systematischer Handlungsanweisungen änderbar sind (= Programmieren).

Es gibt praktisch keine Studie, die wissenschaftlichen Anforderungen genügt und die Wirksamkeit dieser Methode belegt.

Zitat

Kriterien, wie sie üblicherweise an Evaluationsstudien gestellt werden (Kontrolliertheit, Randomisierung, Manualisierung, ansatzweise Verblindung u. ä.), werden nur selten erfüllt. Insgesamt gesehen steht sowohl der Nachweis der Wirksamkeit von NLP als Ganzes als auch der Nachweis einzelner NLP-Methoden aus, soweit diese nicht einfach aus anderen Verfahren übernommen wurden. Nach Christopher Sharpley lässt sich auch ein Zusammenhang zwischen der Qualität der Studien und der Wahrscheinlichkeit eines für NLP positiven Ergebnisses feststellen (je schlechter die Qualität, desto wahrscheinlicher ein NLP bestätigendes Ergebnis), das Gleiche gilt für Studien, die nicht in Fachzeitschriften erschienen sind.[4]

Also soweit Dinge aus der Wissenschaft übernommen wurden, sind die oft gut Validiert. Wie deine Punkte oben.

Insgesamt hat NLP kein eindeutiges theoretisches Gerüst. Jeder macht daraus, was er meint. Das wird dadurch unterstützt, dass NLP praktisch immer außerhalb der Wissenschaft lief. Das Ganze ist eben nicht wie eine klassische wisenschaftliche Theorie immer wieder überprüft und verbessert worden. Wobei ich damit eine Überprüfung meine, die wissenschaftlichen Qualitätsstandards genügt und nicht die Variante "Ich probier mal aus, obs so klappt."

vor 11 Stunden schrieb Dulacre:

Es ist klar, dass man nicht mal eben ein paar hundert Menschen nehmen kann, um sie darauf hin zu testen, ob einzelne NLP Techniken bei ihnen funktionieren...

Doch kann man. Und genau das machen wir in der Psychologie auch. Ist doch unser Job. Was meinst du, warum jedes Jahr Massen an Psychologiestudenten 20-50 Versuchspersonenstunden ableisten müssen um ihren Abschluss zu bekommen? ;-) Und in solchen Tests lassen sich eben keine Nachweise dafür finden, dass der Ansatz der "Programmierung" funktioniert.

Also in kurz:
Unterbau aus anderen Wissenschaften übernommen -> Meist allgemein akzeptiert
Dabei aber Vorsicht z.B. in Sachen Esoterik -> Nicht wissenschaftlich belegt / akzeptiert

Problem von NLP: Zusammenbau der Thesen und "Programmierung an sich" -> Qualitativ hochwertige Studien können keine "Wirksamkeit" nachweisen.

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Genau das. Wenn du weitere Ausführungen brauchst:

https://de.wikipedia.org/wiki/Neuro-Linguistisches_Programmieren#Kritik

https://en.wikipedia.org/wiki/Neuro-linguistic_programming#Scientific_criticism

https://de.wikipedia.org/wiki/Anthony_Robbins#Kritik

Usw.

Bessere Alternative: Beschäftige dich mit Positiver Psychologie.

“The role of positive psychology is to bridge the ivory tower and Main Street, the rigor of academe and the fun of the self-help movement” (Ben-Shahar)

Zum Einstieg sehr empfehlenswert (musst allerdings des Englischen mächtig sein). Ich gebe zu, ihm fehlen die gebleechten Zähne, der Körperbau und das Motivationsgebrüll von Robbins. Aber der Inhalt zählt...

 

 

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@Herzdame, danke für deine Schilderungen.

Das heißt, die oben vorgestellten Punkte sind wissenschaftlich fundiert. Immerhin sind die Grundgedanken des Buches dann nicht für die Tonne.

Der Gedanke, dass man sowas nur schwer psychologisch testen könne, kommt daher, dass man sicher lange braucht, um die innere Kommunikation und die Glaubenssätze zu verinnerlichen, die in so einem Buch gelehrt werden, sodass man sie nicht direkt für ein Experiment anknipsen kann. Wenn wir hier aber von konkreten Methoden reden, die man vor einer Tat ausführen kann, und sofort bessere Resultate erzielt, dann ist das natürlich was anderes. Anscheinend ist das auch das, was konkret mit NLP gemeint ist, wie du es definiert hast.

Ich dachte, die von mir genannten Punkte gehörten schon dazu. Generell ist es für mich natürlich jetzt schwierig, zu erkennen, was ich annehmen kann, und was nicht.


@tonystark, danke für den Tipp. Ist das sowas wie die "wissenschaftliche Alternative"?


Die Frage ist, wie ich jetzt weiter verfahre. Aus der Wiki-Kritik erkenne ich, dass jeder Coach wohl eine eigene Art von "NLP" hat und es daher wissenschaftlichere oder unseriösere Arten gibt.

Zu welcher Kategorie gehört denn Herr Robbins? Das mit der "Energie-Frequenz der Lebensmittel" ist natürlich bullshit, sowas würde ich auch nie annehmen. Da könnte man sagen, okay, er hat das vor 12 Jahren (da ist mein Buch erschienen, sollte das überhaupt darin vorkommen) von einem anderen Autor übernommen, dem er vertraut hat. Fehler passieren. Aber wenn sich sowas wie ein roter Faden durch seine Lehre zieht, dann will ich davon eher Abstand nehmen.

Wie kann der Laie einschätzen, was eine "vernünftige" Technik oder ein produktiver Glaubenssatz ist, und was nicht?

bearbeitet von Dulacre

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