Falsche Ausbildung hat vieles ruiniert

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Gast FernandoDerko

Hi zusammen,

ich habe folgendes Problem welches mir nach wie vor zu schaffen macht. 

Man muss vorab sagen, ich war mit 17/18 in meiner Entwicklung schon sehr weit und vielen in meinem Alter etwas voraus. Ich hatte meine Fähigkeiten und Talente erkannt, hatte tolle Hobbies, war sehe reflektiert, sportlich, habe zu PU gefunden und dort auch recht schnell erste Erfolge erfahren. Kurzum: Es hätte keinen besseren Start geben können.

Ich habe dann eine handwerkliche Ausbildung begonnen, nachdem ich bei meinen Praktiken dort das beste Gefühl hatte und mir rational dachte, es wäre die beste Entscheidung. Es ist eine Möglichkeit Dinge dazuzulernen die ich noch nicht kann oder bei denen ich mir vllt im ersten Moment kein Talent zuordne. Außerdem ist ja Handwerk im LV und weiterem Berufs- und Lebensweg nie verkehrt. So hab ich gedacht. Gefühlt hab ich mich damals allerdings schon mehr als Kaufmann. Und auch als ich mit der Ausbildung angefangen habe, hab ich schon recht früh gemerkt, dass es eigentlich eine grobe Fehlentscheidung war. Ich war einfach unglücklich und unzufrieden. Ich hatte ständig das Gefühl meine Talente und Fähigkeiten zu verpassen, mein Potential nicht richtig ausschöpfen zu können. Es war alles nicht wirklich ideal. Dazu musste ich handwerkstypisch sehr sehr viel arbeiten und hatte wenig Zeit und Energie mehr für Hobbies etc. Während meine Schulkollegen natürlich ordentlich auf der Sause waren, sich auslebten, auch unter der Woche etc. Manche haben sogar eine totale Schulpause eingelegt und erst mal gae nichts gemacht. Ich musste in den drei Jahren ordentlich zurückstecken. 

Ich habe nun BWL studiert und habe mich nachträglich doch noch dort hingebracht wo ich wollte - allerdings bemerke ich jetzt nun folgende große Fehler: 

Leute die bereits ne kaufmännische Ausbildung hatten sind mir nach wie vor voraus und viel gefestigter in ihrer beruflichen Rolle als ich es bin. 

Viele gleichaltrigen sind bereits mit dem Master fertig, während ich gerade mal mit dem Bachelor fertig werde. 

In Sachen PU hat mich die Ausbildung auch ziemlich zurückgeworfen. Allein weil mir die Lockerheit und Zufriedenheit gefehlt haben. Der Flow ist mir einfach verloren gegangen. 

Ich hatte nach der Ausbildung den Drang manche verpasste Dinge wieder nachzuholen, auch was Hobbies während des Studiums betrifft, was alles ziemlich stressig gemacht hat. 

Ich habe aktuell bereits den Job den ich mir sinnhaft vorgestellt habe und mir durch meinen Berufsweg erdacht habe und merke nun, dass es mir gar nicht taugt und ich eigentlich auch gar nicht zufrieden damit bin. Jetzt denke ich, dass ich wahrscheinlich schon weit erfolgreicher sein könnte, hätte ich mich von anfang an richtig fokusiert. Nun hab ich in immer mehr Lebensbereichen das Gefühl ich hänge hinterher. Es ist sogar eher so, dass mir die Ausbildung ein paar Blockaden oder Limitings reingehauen hat. 

Das Ganze führt gerade bei mir zur schweren Sinnkrise, bei der ich nicht wirklich weiß wo und wies weitergehen soll. Ich tu mir gerade auch extrem schwer den Alltag zu bestreiten, Leistung zu zeigen, meine Pflichten zu erfüllen usw. da vieles für mich gerade keinen echten Sinn macht. Das erste mal bin ich an dem Punkt an dem ich gern alles bisherige hinschmeißen würde und gerade gar nicht mehr weiß wo es wirklich hingehen soll.

Ich hätte nie gedacht, dass mich so eine Entscheidung so lange verfolgt und sich so sehr als falsch herausstellt.

Ich würde mich über ein paar Anregungen und Erfahrungen freuen. 

 

Danke schon mal

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Ich weiß ja nicht wie du aktuell zu deinem Ausbildungsberuf stehst, aber als guter Handwerker kann man momentan sehr gutes Geld verdienen. Vielleicht ist deine "falsche" Ausbildung auch eine Chance dich in dem Bereich selbststndig zu machen. 

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Du kannst doch deine handwerkliches/technisches und betriebswirtschaftliches knowhow kombinieren und daraus versuchen etwas interessantes zu machen. Technischer Einkäufer, Kalkulation in einem industriellen Verarbeitungsbetrieb, Aussendienst für Handwerksbedarf, Baumarktleiter, kaufm. Leiter in einem Handwerksbetrieb, usw. Da gibt es bestimmt noch dutzende Beispiele.

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Seh das mal entspannt. 

Du hast eine handwerkliche Ausbildung und bald einen BWL Bachelor. Klar sind die Jungs mit kfm. Ausbildung weiter. Du kannst aber beides kombinieren, eine vernünftige Karriereplanung machen (musst Du halt auch machen) und andere deutlich ausperformen. 

Die meisten eiern ohne groß Planung in ihren Job und verharren da, bis sie merken, dass es nichts ist. Dann wechseln sie auch wieder ohne großen Plan. Gut, genau das machst Du auch, aber wenigstens hast Du gemerkt, dass es nicht so clever ist. Wenn Du das jetzt verinnerlichst und planvoll vorgehst, die passenden Arbeitgeber auswählst, auf Teilziele in der Karriereplanung hin arbeitest, dann sieht das schnell anders aus. 

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Du beschreibst dich selbst "mit 17/18 in meiner Entwicklung schon sehr weit und vielen in meinem Alter etwas voraus. Ich hatte meine Fähigkeiten und Talente erkannt, hatte tolle Hobbies, war sehe reflektiert, sportlich, habe zu PU gefunden und dort auch recht schnell erste Erfolge erfahren" und trotzdem zweifelst du so sehr an der Entscheidung, die du damals getroffen hast. Kannst du mit Sicherheit sagen, dass eine kaufmännische Ausbildung damals dich jetzt so viel glücklicher gemacht hätte? Vielleicht hättest du dann nicht studiert, wärst Drogenabhängig geworden und hättest deinen Job verloren. Die wichtigere Frage ist aber, kannst du deine Entscheidung heute noch ändern? Nein. Du musst lernen, sie als solches zu akzeptieren, lebe nicht weiter in deiner Vergangenheit, konzentrierte dich auf das JETZT. Die Gegenwart (Buchempfehlung Eckhart Tolle). Statt dich weiter im Sumpf der Vergangenheit zu vergraben und ständig sinnlos Zeit mit "Was wäre nur wenn,..." "Hätte ich damals nur..." Gedanken verschwendest. Du kannst genau jetzt etwas ändern, gib dir Mühe im Job, bilde dich weiter, suche dir Hobbys, die dich erfüllen, kündige und geh Reisen - Hauptsache du lebst nicht weiter in der Vergangenheit.

Ich möchte dir kurz noch von mir erzählen.
Mit 19 Jahren traf ich die Entscheidung ein halbes Jahr vor dem Abitur die Schule abzubrechen. Zu der Zeit habe ich täglich gekifft und es war auch immer öfter Chemie im Spiel, außerdem hat mich meine Freundin verlassen (gleiche Klasse) und jemand hat dem Lehrer zugesteckt, dass ich in französisch seit 3 Jahren nur mit schwindeln durchkomme. Ich sah damals keinen Ausweg für mich. Darauf folgte eine schwere Zeit, ich arbeitete bei meinem Onkel im Gasthaus in der Küche (Tellerwäscher). Sollte mich eigentlich bekehren, wollte aber trotzdem nicht zurück und konsumierte fröhlich weiter. Bei der Arbeit gab ich mir aber trotzdem mühe, mein Onkel war beeindruckt, ich bekam immer mehr Aufgaben und er honorierte es mit mehr Lohn. Dann habe ich Zivildienst im sozialen Bereich absolviert, 9 Monate lang. Zum Schluss stellte ich fest, dass ich nicht einen Tag nüchtern dort war. Durch die beeinträchtigten Leute dort und Fitness Youtube  wurde ich inspiriert und traf dann die Entscheidung, mein Leben grundlegend zu ändern. Ich verbannte jegliche Drogen, meine Droge war jetzt Fitness. Kurz darauf machte ich eine initiativ Bewerbung bei einer Bank, und ich bekam trotz Ablauf der Frist einen Ausbildungsplatz.
Nun zur Problematik, die ich bei dir auch sehe. Ich war wirklich hungrig nach Erfolg und hatte immer das Gefühl, ich muss mehr machen (Training, Lernen, Sparen) wie andere. Ich brachte immer hervorragende Leistungen, trotzdem ging ich schon auf 21 Jahre zu und die viele in dieser Ausbildung waren bis zu 5 Jahre jünger. Ich suchte an um Kürzung der der Ausbildung, aber leider war das gesetzlich nicht durchsetzbar (die Unterstützung der Bank hatte ich). Es ging mir alles zu langsam, ich steckte in der Ausbildung fest. Nun fing ich an mich ständig mit anderen zu vergleichen. Da gab es Mädels, die waren jünger wie ich und verdienten fast doppelt so viel und konnten mir sagen, was ich zu tun habe. Später gab es Jungs, die nur 1 Jahr älter waren, aber sich bereits Filialleiter nennen durften. Dann gab es Kunden, die im gleichen Alter wie ich schon deutlich mehr Geld auf der Seite hatten. Im Gym gab es immer noch einige, die besser aussahen als ich. Es machte mich krank, ich fühlte mich Minderwertig. Du machst genau das gleiche! 
Ich habe es nun aber geschafft, dieses Ego, bis zu einem gewissen Punkt zumindest, abzulegen. Oft stellte man mir die Frage "Hast du es nicht bereut, die Schule abgebrochen zu haben?" Heute kann ich mit stolz sagen: NEIN! Ich sah in der Entscheidung damals den einzigen Ausweg, und es hat mich heute zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Wer weiß, vielleicht hätte ich mich irgendwie durch das Abi gemogelt und dann nach 2 Jahren "studieren" gemerkt, dass ich nicht weiter komme und dann komplett abstürze. Vielleicht hätte ich auch Informatik studiert, hätte die Kurve gekriegt und wäre mit meinem StartUp Millionär geworden. Schlussendlich spielt es keine Rolle, niemand kann die Vergangenheit beeinflussen. Du kannst nur in der Gegenwart deine Zukunft bestimmen.

Wollte eigentlich nicht so viel von mir schreiben, aber ich habe das Gefühl, es kann dir helfen.

bearbeitet von Yolo
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Hey Fernando,

beherzige was zur Vergangenheit bereits gesagt wurde.

Wichtiger Punkt für ein zufriedenes Leben ist auch folgender: Gib einen scheiß drauf was andere machen!

Du bist nicht wie die. Jeder hat andere Wege beschritten, andere Erfahrungen gemacht. Alles ist anders. Also lass den Vergleichs-schwachsinn mit anderen.

Vergleiche sind nur gut und bringen dich voran, wenn du die richtige Person dazu nimmst: dich! Nur dich. Dich vor einer Woche, vor einem Monat vor einem Jahr.

 

Gehe in dich und finde Ziele für dich und dein Leben. Lege zu erreichende Subziele fest und versuche denen Stück für Stück näher zu kommen.

Was bereitet dir Freude? Was interessiert dich?

Wenn du keine Antwort hast - mache etwas was dir in den Sinn kommt. War super? Macht Spaß? Perfekt! - eher nicht so pralle: auch gut. Kannst abhaken und du stellst dir nicht die destruktive Frage: 'was wäre gewesen wenn?'

 

Was Kariere angeht kenne ich verschiedenste Menschen: einige planen auf's Jota genau ihren Weg. Kündigen strategisch. Arbeiten sehr hart. Bilden sich strategisch weiter.

Andere haben einen Job der Ihnen viel Freude bereitet, mit dem sie zufrieden sind und setzen in ihrem Leben Akzente mit Musik, soziale Kontakte oder weiß der Geier was.

Am Ende zählt eins: das man zufrieden ist.

 

Meine Meinung ist das viele Menschen ihren Geist, Persönlichkeit, Lebensweg selbst beschränken. Wie auf einer Autobahn: von Auffahrt A nach Auffahrt B und bis dahin gibt es links und rechts nur die Leitplanken.

Das ist aber nicht so. Jeder Tag beginnt mit Entscheidungen. Dein Job fuckt dich ab? Suche dir einen neuen. Bilde dich weiter in eine Richtung die dir sinnvoll erscheint. Und das Leben wirft auch gern Knüppel in die Beine genauso wie es Einhörner und Regenbögen verteilt. Das alles ist nicht planbar. Um Beim Autobahn-vergleich zu bleiben: steig ins Auto ein fahr hin wo dur Lust hast. Irgendwie Richtung Norden. Und wenn eine Straße interessant aussieht bieg dfa ab. Klar kann auch Kopfsteinpflaster sein aber mit jedem Kilometer den du fährst wirst du neue Wege entdecken und erkunden können.

Quintessenz: Immer aktiv bleiben! Überall! Dann öffnen sich neue Wege.

 

Grüße

Thalim

bearbeitet von thalim

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Gast El Rapero

Verstehe das Gemecker nicht.

"Die Anderen sind mir vorraus" ist kein guter Grund, sich seine Ausbildung schlecht zu reden. Man trifft nun mal auch mal Entscheidungen, die man im Nachhinein anders gemacht hätte. Solang nichts gravierendes passiert, ist doch alles ok?
Ich hab z.B. aufgrund einer falschen Berufsentscheidung 2 UNfälle gehabt, die meine Gesundheit für immer beeinträchtigen werden. Wenn man sich dann denkt " Hätte ich einen anderen Beruf genommen, wäre ich noch gesund etc." hat schon eher seine Berechtigung, wobei eigentlich auch nicht, weil Es nichts bringt, einen nur herunterzieht und man die Zeit sowieso nicht zurückdrehen kann.

Aber nur weil Andere das jetzt 2-3 Jahre länger machen so ein Faß öffnen? Ich halte das für übertrieben, immerhin bist du jetzt endlich angekommen wo du hin willst und dir stehen noch alle Türen offen ( und du bist gesund ! ). Außerdem kannst du so einen Vorsprung schnell einholen, wenn du dich reinhängst, weil viele sich eben nicht SO reinhängen. Verstehst du?

Freu dich lieber, dass du jetzt auf dem richtigen Weg bist, sonst verbaust du dir mit dem "Hätte ihc mal früher damit angefangen" nur deine Chancen und deine Lebensfreude.

 

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Gast FernandoDerko

Habt schon recht. Danke auf jeden Fall für die ausführlichen Antworten! 

Jetzt kurz vor dem Abschluss und mit der Frage was danach kommt haben sich doch viele Fragen aufgetan. Danke schon mal!

 

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