Wie soll ein Mensch das alles hinbekommen?

110 Beiträge in diesem Thema

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Ich habe jetzt nochmal ein paar Beiträge im Thread gelesen. Auf ein, zwei Punkte gehe ich gleich nochmal näher ein.

Als Sofortmaßnahme habe ich mich jetzt jedenfalls erst einmal für heute krank gemeldet. Davon geht die Welt nicht unter, stattdessen kann ich so wahrscheinlich sogar in dieser Woche noch mehr leisten, weil ich etwas resetten kann.  

Ich habe außerdem wieder angefangen zu meditieren.

Ich verbringe weniger Zeit mit Zerstreuung (Facebook, WhatsApp, etc.), stattdessen lese ich mehr. 

Reisepläne habe ich für dann verschoben, wenn ich das Geld und die Zeit habe. 

Es klappt nicht und macht keinen Sinn, auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Wer wirklich einen impact haben will, der kann das nur, in dem er sich auf ein, zwei Dinge fokussiert und dort zielgerichtet reinhaut. Warum ich trotzdem noch auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanze, ist wohl dem Umstand geschuldet, dass ich einfach noch in ner Findungsphase bin - beruflich wie von meiner Freizeit- oder Frauengestaltung her. Ich weiß in allen Bereichen noch nicht, wohin die Reise geht. Um Vergleichen und passendes Entdecken zu können, probiere ich vieles aus - das war bisher so meine Maxime. Diese halte ich auch nach wie vor für sehr richtig, jedoch muss das ganze wohl doch etwas geordneter als bisher laufen.

Am 13.1.2018 um 09:42 , Nightie schrieb:

Ich komme langsam zu dem Gedanken, Erfolg im Beruflichen und im Sozialen, so wie PU es propagiert, schließen sich aus.

 

Jemand anderes hatte hier schon geschrieben, dass wir rein von der Logik her schon nicht in allem Überdurchschnittlich sein können. Ich glaube trotzdem, dass man im beruflichen und sozialen durchaus gleichzeitig erfolgreich sein kann. Dafür kenne ich zu viele Beispiele, die es hinbekommen. Der Punkt wird wohl sein, den richtigen Weg für sich zu finden. Bin ich in einem Job, der mir liegt, der mir meistens Spaß macht, mit tollen Kollegen etc, dann habe ich wahrscheinlich auch noch Energie, mich vernünftig um mein Sozialleben zu kümmern. 

Am 11.1.2018 um 11:43 , botte schrieb:

Was Deine Grundlegende Frage nach dem Durchschnitt betrifft: Identität ist Abgrenzung. Von anderen, von der Gruppe. Bin kein Psychologe, aber tief in uns drin ist der Wunsch, als Individuum erkennbar zu sein. Manche wollen dann bloss anders sein und holen sich ein schickes Tattoo; andere wollen 'besser' oder 'top' sein; wieder andere versuchen, komplett auszusteigen, machen sich aber auch dadurch wieder anders. Aber so ein bischen scheinen wir das alle zu brauchen - oder?   

Man (zumindest viele, ich ja auch) wollen halt nicht in Bedeutungslosigkeit verschwinden. Für mich führt das letztlich auch irgendwo wieder auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Und ich glaube auch nicht, dass sich an diesem Punkt bei mir so schnell etwas ändern wird. Ich will eine Person sein, zu der ich aufschauen würde, würde ich sie als externer betrachten. Ich will anderen positiv in Erinnerung bleiben. Vielleicht hat es auch etwas mit Narzissmus zu tun. Über diesen Bereich sollten wir vielleicht noch einmal mehr reden. 

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26 minutes ago, Blackfree said:

Ich glaube trotzdem, dass man im beruflichen und sozialen durchaus gleichzeitig erfolgreich sein kann.

Wieso eigentlich diese strikte Trennung? Gibt kaum noch Jobs wo du nicht sozial gefordert bist.

26 minutes ago, Blackfree said:

Ich will eine Person sein, zu der ich aufschauen würde, würde ich sie als externer betrachten. Ich will anderen positiv in Erinnerung bleiben.

Irgendwer hat mal gesagt: Ich will die Person sein wo ich grinsen müsste wenn ich den Grabstein lese.

Warum willste irgendwem anderen in Erinnerung bleiben? Die anderen werden nicht für dich leben. Warum du für sie?

Nachtrag:

Wo gibt's denn real in deinem Umfeld eine Person die diesen Kriterien entspricht? Wo die anderen "aufsehen"? Und was genau willst du haben was diese Person hat?

Und weil's dazupasst die Frage von vorher wiederholt:

On 1/11/2018 at 11:56 AM, Helmut said:

Was wär denn wenn du morgen deinen Vater treffen würdest und ihm sagen müsstest dass du von der Uni geflogen bist, arbeitslos, und außerdem versehentlich ein Kind mit der Putzfrau gezeugt hast?

bearbeitet von Helmut

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Gast botte
vor einer Stunde, Blackfree schrieb:

Ich will eine Person sein, zu der ich aufschauen würde, würde ich sie als externer betrachten. Ich will anderen positiv in Erinnerung bleiben.

Wie willst Du ihnen in Erinnerung bleiben? Als was? Ich glaube, da steckt so ein bischen der Versuch dahinter, sich die Achtung, die Zuneigung und letztlich die Liebe Deiner Mitmenschen durch Leistung zu erkaufen. Und wenn es nicht reicht, dann muss eben mehr Leistung her? Auf dem Trichter war ich auch mal, aber das ist ein Holzweg. Weil Du nicht Dein Leben lang immer mehr und mehr leisten kannst. Um die 30 herum geht das noch, aber irgendwann Mitte 30 ist man von der körperlichen Leistungsfähigkeit am Peak und brennt dann leicht aus. 

Ein anderes: für 'Leistung über dem Durchschnitt' wirst Du maximal geachtet, aber niemals geliebt oder bewundert. Das wirst Du eher für die positive Rolle, die Du im dauerhaft im Leben anderer Menschen spielst. Guess what: Dein Line Manager im Betrieb gehört nicht dazu. Wohl aber Familie, Freunde, Kinder. Deren Liebe und Bewunderung solltest Du anstreben, nicht die von Externen. 

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möchte allen hart arbeitenden menschen hier empfehlen zu prüfen, ob sich die täglichen wege nicht (mehr) in die öffentlichkeit verlegen lassen. fahrt um himmels willen nicht mit dem auto von garage zu garage!

tägliche wege mit öffentlichen verkehrsmitteln dürften die meistunterschätzten pickup-gelegenheiten überhaupt sein. seid aufmerksam, sichtbar und benutzt vor allem blickkontakt, der aufwand ist NULL!

bearbeitet von endless enigma
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Gast
vor 2 Stunden, Blackfree schrieb:

Ich will eine Person sein, zu der ich aufschauen würde, würde ich sie als externer betrachten. Ich will anderen positiv in Erinnerung bleiben.

dann guck dir mal das Leben der Heiligen an, was die so aus und mit ihrem Leben gemacht haben - da ist nix mit die wollten immer mehr und besser sein. Eher das Gegenteil, und zu denen schauen Mio. auf und beten sie sogar an.   

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Gast
vor einer Stunde, botte schrieb:

Ein anderes: für 'Leistung über dem Durchschnitt' wirst Du maximal geachtet, aber niemals geliebt oder bewundert.

im Sozialismus gabs dafür Orden 😂

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Ich glaube, ihr versteht mich falsch. Mir geht es nicht um aufschauen, im Sinne von "die anderen stehen unter mir", sondern im Sinne von "wow, was für ne coole Person!".

Bestes Beispiel ist dafür z.B. mein Patenonkel. Pfarrer. Praktisch jeder in meiner Heimat kennt ihn. Und jeder, der ihn kennt, liebt ihn. Wegen seiner authentischen, wohlwollenden, sympathischen und lustigen Art. Das ist jemand, den man einfach gerne um sich herum hat. Kein Witz, wenn er irgendwo auftaucht und die Stimmung vorher nicht gut war, sind spätestens dann alle am lachen. 

Eine andere Art von Personen, die ich dabei im Kopf habe, sind aber halt auch Leute, die was zum Gemeinwohl aufgebaut haben. Irgendwas politisch z.B. bewirkt haben. Ich rede nicht von finanziellem Erfolg! Sondern von Dingen, die anderen nützen. 

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vor 16 Minuten, Blackfree schrieb:

Ich glaube, ihr versteht mich falsch. Mir geht es nicht um aufschauen, im Sinne von "die anderen stehen unter mir", sondern im Sinne von "wow, was für ne coole Person!".

Bestes Beispiel ist dafür z.B. mein Patenonkel. Pfarrer. Praktisch jeder in meiner Heimat kennt ihn. Und jeder, der ihn kennt, liebt ihn. Wegen seiner authentischen, wohlwollenden, sympathischen und lustigen Art. Das ist jemand, den man einfach gerne um sich herum hat. Kein Witz, wenn er irgendwo auftaucht und die Stimmung vorher nicht gut war, sind spätestens dann alle am lachen. 

Eine andere Art von Personen, die ich dabei im Kopf habe, sind aber halt auch Leute, die was zum Gemeinwohl aufgebaut haben. Irgendwas politisch z.B. bewirkt haben. Ich rede nicht von finanziellem Erfolg! Sondern von Dingen, die anderen nützen. 

Und was machst du in diesen Bereich? Ehrenamtlich irgendetwas? Für den Staat oder privat irgendwie unterwegs?

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Gast botte
vor 37 Minuten, Blackfree schrieb:

Und jeder, der ihn kennt, liebt ihn. Wegen seiner authentischen, wohlwollenden, sympathischen und lustigen Art.

Doch, wir verstehen Dich schon richtig. Jetzt mal Butter bei die Fische: was hat das mit dem selbstgemachten Stress zu tun, den Du im Eingangspost beschrieben hast? Inwiefern bringen Dich Deine Arbeit und die für den Verein verbrannten Stunden dem näher? Schau, Du machst da ja Ehrenamt. Das ist sehr löblich. Aber irgendwie hört sich selbst das bei Dir nach Leistungssportkader an.

bearbeitet von botte

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Gast

interessant, ich komme mit Heiligen, der TE mit 'nem Pfarrer... das kann doch kein Zufall sein, bewegen wir und da in die richtige Richtung?

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2 hours ago, Blackfree said:

Und jeder, der ihn kennt, liebt ihn.

Wieso fällt mir grad dieser eine Satz auf...?

Die letzte Frage meines vorherigen Postings wirst du nicht mehr beantworten oder?

2 hours ago, Blackfree said:

Eine andere Art von Personen, die ich dabei im Kopf habe, sind aber halt auch Leute, die was zum Gemeinwohl aufgebaut haben. Irgendwas politisch z.B. bewirkt haben. Ich rede nicht von finanziellem Erfolg! Sondern von Dingen, die anderen nützen. 

Versuchen wir mal einen anderen Denkansatz:

Nehmen wir an du wirst zufällig Geheimagent. Du hast eines Morgens ein Handy in deinem Briefkasten gefunden und wurdest via Sprachnachricht vom geheimsten aller Geheimdienste rekrutiert. Du kennst dort niemand persönlich, kommuniziert wird nur per stimmverzerrten Sprachnachrichten mit dir. Du bist sowas wie 0007, also noch zehnmal geheimer als James Bond.

Seitdem du Geheimagent bist hast du unter Einsatz deines Lebens zweimal bereits die Welt gerettet. Und einen Haufen unschuldige Kätzchen und Hundewelpen. Du hast verhindert dass die bösen Erdölkonzerne die Produktion von Elektroautos verbieten, du hast dafür gesorgt dass in Saudi Arabien die Frauen wählen durfen und unverschleiert autofahren. Du hast auch dafür gesorgt dass sich Trump unsterblich blamiert und die Amerikaner einen vernünftigen Präsidenten einsetzen (es wurde Jimbob vom örtlichen Burgerbrater, er war der beste Kandidat)...

...Liste beliebig fortsetzbar. Also, du bist wirklich ein hervorragender Geheimagent. Außer dass du bei der letzten Mission sogar drei Finger verloren hast. Naja, kann passieren in dem Job.

ABER: Du agierst auftragsgemäß immer im Hintergrund. Alle Welt glaubt diese großartigen Dinge sind zufällig so passiert. Für deinen "Unfall" musst du sogar lügen (Hobbytischler, Kreissäge etc...)
Und du kannst deine Erfolge niemand erzählen. Nie. Weder deinen Eltern noch deinen Geschwistern noch deinen Mädels noch deinen Kumpels. Die Welt wird es nie erfahren, auch nach deinem Tod nicht.

Wie wär das so? Wie würd sich das anfühlen?

bearbeitet von Helmut
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vor einer Stunde, Helmut schrieb:

Wie wär das so? Wie würd sich das anfühlen?

Es würde sich gut anfühlen, insofern, als dass ich in Ruhe einschlafen könnte (das tue ich momentan auch, aber um es mal mit einem Bild auszudürcken). 

Natürlich wäre eine Anerkennung von außen dann auch geil, das ist ja normal. Aber wenn es nicht möglich wäre, dann wäre das auch so. Dann würde ich mir die Anerkennung aber wahrscheinlich in anderen Bereichen holen.  

vor 5 Stunden, Helmut schrieb:

Was wär denn wenn du morgen deinen Vater treffen würdest und ihm sagen müsstest dass du von der Uni geflogen bist, arbeitslos, und außerdem versehentlich ein Kind mit der Putzfrau gezeugt hast?

Um das noch nachzuholen: Dann würde ich mich vor meinem Vater, aber auch vor allem gegenüber mir dreckig fühlen. Ich hätte dann keine Selbstachtung mehr.

vor 1 Stunde, botte schrieb:

Doch, wir verstehen Dich schon richtig. Jetzt mal Butter bei die Fische: was hat das mit dem selbstgemachten Stress zu tun, den Du im Eingangspost beschrieben hast?

Ja, das ist richtig, das sind zwei Paar Schuhe. Ich glaube der Stress, den ich in meinem Leben habe, kommt aus einer "Weg-von"-Richtung. Weg von finanziellen Sorgen, weg von Mangel an Frauen. Also aus einer Angst heraus. Aber zugegeben, mittlerweile bin ich echt verwirrt, was meine eigentliche Motivation bin, weil meine alten Mindsets mit euren Gedanken und Beiträgen durcheinander geworfen sind. 

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Ein Gedanke, der mir viel Friede gebracht ist: „Menschen überschätzen was sie in einem Jahr erreichen können und unterschätzen was sie in 5 Jahren erreichen können“. 

Fur alles gibt es eine Zeit. Viel zu arbeiten, sich mehr auf die Familie zu konzentrieren. Zu reisen, zu Hause zu sein. Feiern und entspannen. Es ist dumm alles auf einmal zu wollen. Irgendein Lebensthema wird immer ein wenig (oder phasenweise viel) im Fokus stehen. 

Ich mache es so, dass ich meine Lebensthemen definiere (zum Beispiel in Job/ Karriere, Spiritualität, Sport und Gesundheit, Familie und Freunde, finanzielle Ziele...) und dann für jeden Bereich kleine konkrete Ziele definiere. Dazu kannst du dich aus dem Zeitmanagement bedienen, wie es hier vorgeschlagen wurde. Du musst nicht im jeden Bereich sofort abgehen wie verrückt. Aber auf den Fokus kommt es an. 

Gibt es Zeiten in denen ich im Büro übernachtet habe? Klar. Und gibt es Zeiten ich denen ich in Internetforen poste? Ebenfalls. So ist das Leben. Versuch die schönen Aspekte zu sehen am arbeiten, am Sport, am entspannen... ein bisschen mehr Leichtigkeit.

Und zusätzlich... komm erst mal in den Arbeitsalltag und aus dem Winter. Ist auch einfach gerade eine fiese Zeit in Nordeuropa. 

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Hi Blackfree, da hast Du aber 'n hübsches Fass aufgemacht :-) Ich hoffe, Du kannst soviel psychologisch fundierten Rat auch ertragen. Jetzt geb' ich noch meinen Senf dazu.

Zunächst finde ich es enorm positiv und hilfreich, daß Du so früh gemerkt hast, daß etwas in die falsche Richtung läuft. Mit einer so klaren Erkenntnis kannst Du echt arbeiten. Deine Ausgangslage kann ich auch zu 100 % verstehen. In so ähnlichen Lagen war ich oft und bin viel länger in Sackgassen gerannt.

Was mir auffällt, Du hast etwas evangelikale Erziehung abbekommen. Leistung bringen, sozial engagiert sein, Welt verbessern. In dieser Weltsicht steckt ein bißchen was Schizophrenes. Im schwäbischen sagt man "umso frommer umso krommer". Deine Ermüdungserscheinungen können durchaus damit zusammenhängen. Ein junger Mann kann eigentlich auch über längere Zeiträume unglaublich viel leisten und nebenher noch seine Mädels managen, solange er wirklich eine Vision, eine klare Zielsetzung hat, die ihm selber dient.

Ich denke, wenn Du Dein Leben jetzt sehr konkret darauf ausrichtest, wo Du in fünf Jahren stehen willst und gleichzeitig darauf achtest, daß Deine Aktivitäten nicht nur zielführend sind sondern Dir auch liegen, kannst Du aus Hamsterrädern rauskommen und rauf auf ein Flughafenlaufband, daß Dich wirklich vorwärts bringt.

 

bearbeitet von Elchspeed
Schreibfehler

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3 hours ago, Blackfree said:

Dann würde ich mich vor meinem Vater, aber auch vor allem gegenüber mir dreckig fühlen. Ich hätte dann keine Selbstachtung mehr.

Danke für die Antwort. :-)

Wie würde er drauf reagieren auf so eine Info von dir, und wenn du dich dann sichtbar dreckig fühlst? Verständnisvoll, tröstend, zornig, aufbrausend, enttäuscht.... ?

Ich vermute deine Familie genießt einen guten Lebensstandard, finanziell und so?

3 hours ago, Blackfree said:

Es würde sich gut anfühlen, insofern, als dass ich in Ruhe einschlafen könnte

Was wärs genau, welcher Gedanke oder Gefühl in der Situation, das dich gut einschlafen lässt?

bearbeitet von Helmut

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Gast Lamorna

Hallo TE! Achtung, das wird ein langer Text.

Dein Beitrag liest sich wie eine wunderbare Fallstudie eines Menschen, der ins Hamsterrad des Neoliberalismus gerutscht ist und jetzt schon anfäng zu rotieren.  Sorry, wenn ich deinen Beitrag jetzt so seziere, aber es ist so dermaßen offensichtlich. Und ich hoffe sehr, dass es dir etwas die Augen öffnet. Denn der entscheidende Punkt ist der: Du bist mit deinen Sorgen darum, wie du dich und dein Leben optimieren könntest, nicht allein, sondern absolut im Durchschnitt. Denkst aber, genau wegen deines Optimierungsstrebens wärst du besser als der Durchschnitt und willst dich von eben diesem Durchschnitt abheben. Genau an diesem Aufstiegsstreben, v.a. der Mittelschicht, setzen die neoliberalen Imperative und die daran gekoppelten Versprechungen an: Werde besser! Werde die beste Version von dir selbst! Du bist nicht genug, du bist nie genug! Optimiere dich selbst, dein Zeitmanagement, deine Beziehungen, deine Freizeit, deinen Körper, deinen Job, deine Finanzen, dein ganzes Selbst! Oder wie du deine "Coaches" zitierst

Am 10.1.2018 um 10:30 , Blackfree schrieb:

MACH! MACH! Sei außergewöhnlich! Hauptsache nicht so scheiße wie der Großteil der Bevölkerung!

Lustigerweise denkt aber der Großteil der Bevölkerung so, macht eine Weiterbildung nach der anderen, rennt 5x die Woche ins Fitnessstudio, trackt seine Kalorien, seine Schritte und mittlerweile sogar seinen Schlaf (auch das Schlafverhalten kann man optimieren!) kauft sich zig Ratgeber und abonniert irgendwelche YT-Gurus usw. Und lustigerweise glaubt die Masse, sich damit von der Masse abzuheben, denn man möchte ja besser sein als die Masse. Das ist ziemlich paradox, aber deshalb funktioniert das Ganze auch so prima. Soziologen haben dafür mittlerweile auch eine Bezeichnung gefunden und sprechen von dem "Subjekt im Gerundivum". Du bist nicht, du wirst! Du darfst nicht sein, wie du bist. Du musst werden - und zwar besser, fitter, schöner, erfolgreicher. Denn wenn alle so sind, wie sie sind, herrscht ja Stagnation (angeblich). Das zentrale Credo unserer Zeit ist aber Fortschritt und Optimierung, v.a. im Bereich der Ökonomie, aus der diese ganze Denke stammt ('Schuldigung an die Ökonomen hier). Sieht man übrigens schön an unserer Sprache. Hier wird das Abstraktum "Zeit" in der westlichen Industriegesellschaft komplett mit Wörtern konkretisiert, die ursprünglich aus der Ökonomie stammen: Zeit sparen, investieren, Zeitmanagement, das kostet mich Zeit usw. Neuestes Unwort: Quality Time. Naja, zurück zum Thema: Auf der überindividuellen Ebene, also gesamtgesellschaftlich, wirtschaftlich strebt man Fortschritt, Wettbewerb, Optimierung an. Damit das noch effizienter abläuft, inszeniert man das jetzt auch auf der indivdiuellen Ebene. Aber so geschickt, dass es keiner checkt, indem man es den Leuten als Freiheits- und Autononmiegewin und Selbstermächtigung verkauft. Ist ja schließlich toll, wenn man besser, fitter, schöner und erfolgreicher ist als alle anderen (oder?). Eigentlich ist es aber ziemlich scheiße, weil es zu Selbstentfremdung, Unzufriedenheit und permanentem Wettbewerbs-/Konkurrenzdruck mit resultierenden Minderwertigkeitsgefühlen führt. Das merkst du ja selbst. Das war jetzt sehr vereinfacht, aber sinngemäß hat Foucault (schlauer Mann) das so unter den Begriffen "Gouvernementalität", "Selbsttechnologie" und "Fremdtechnologie" beschrieben.

 

Am 10.1.2018 um 10:30 , Blackfree schrieb:

- Ich betreibe ehrenamtlich das Marketing für einen Verein, habe dort einen Mitarbeiter unter mir und erreiche durch die gute Arbeit 5 bis 6-stellige Reichweiten (Ansichten). Ich trage nachhaltig zum Aufbau und guten Image des Ladens bei.

Ist es denn nicht auch Kern eines Ehrenamts, dass man seine Talente außerhalb des Jobs gemeinnützig und unentgeltlich einbringt - allein der Sache wegen? Weil es - ganz banal - einfach Spaß macht, sich ohne den Leistungsdruck, der meist im Job besteht, einzusetzen? Du machst "gute Arbeit" das ist toll. Aber in deiner Freizeit musst du was für DICH machen. Für mich klingt das aber schon wieder sehr nach Leistungserwartungen, -druck und Stress. Klar, im Marketing geht's halt auch um Reichweiten und Optimierung. Vielleicht solltest du dir auch Freizeitbeschäftigungen suchen, die einfach nur DIR gut tun. Und niemandem sonst.

Am 10.1.2018 um 10:30 , Blackfree schrieb:

Ich möchte einen trainierten, schönen, fitten und gesunden Körper. Dafür bin ich bislang alle drei Tage ins Fitnessstudio gegangen. Jetzt, mit der 40-Stunden Woche, reicht aber meine Willenskraft nicht mehr. Selbst wenn ich doch noch ins Gym komme, breche ich früher ab, als ich sollte. 

Wer sagt, dass du länger trainieren "solltest"? Dein Körper macht nicht mit, wenn du ihn überforderst und auf den "solltest" du hören. Denn darum geht's im Sport in erster Linie. Um DICH, deinen Ausgleich und deine Gesundheit. Nicht um irgendeinen "Idealkörper", wie ihn die Insta-Leute präsentieren und wie er gegenwärtig im Trend ist. Der Fitnesshype der letzten Jahre ist auch ein Phänomen dessen, was oben unter dem Stichwort "Selbstoptimierung" beschrieben ist. Es ist vollkommen okay, wenn du fertig von der Arbeit kommst und mal keine Motivation für's Gym hast. Dafür gehst du halt am nächsten Tag. Nimm doch mal diesen riesen Druck raus! Es geht hier um DEINE Freizeit, hier hast DU das Sagen.

Am 10.1.2018 um 10:30 , Blackfree schrieb:

- Ich wollte immer viele oder zumindest tolle Frauen in meinem Leben. Diesen Punkt habe ich nur teilweise erreicht. Je mehr Frauen man hat, desto komplizierter und stressiger wird es auch. Hat mir nur vorher keiner verraten. Drum bin ich eigentlich ganz froh, dass ich bald wahrscheinlich in eine Beziehung komme und da dann nur noch eine "Baustelle" habe.

Das hat mich ja am meisten geschockt. Betrachte doch mal nicht alles als Projekt! Körper, Ehrenamt, Dating, alles sind Projekte, sind Baustellen, die man gut, die man besser machen muss, die Zeit kosten, die stressen. "Unternehmerisches Selbst" - bitte lies das Buch von Bröckling. Du bist froh, dass sich eine LTR anbahnt, weil das das kleinere Übel in Sachen "Stress" ist? Das ist sehr, sehr traurig! Es zeigt einfach, wie sehr dein ganzes Denken in den Kategorien von Input/Output, Kosten/Nutzen, Stress usw. gefangen ist. Mann, wo bleibt denn der Spaß bei dir? Dating, Beziehungen, Frauen treffen - das macht Mann doch, weil es Spaß macht (sagt dir eine Frau)! Weil es dich als Mensch weiterbringt, bereichert, wenn du dich austauschst, wenn du andere Menschen und damit dich selbst besser kennen lernst! So toll können ja die Frauen in deinem Leben nicht sein, wenn sie dich so stressen. Suchst du vielleicht nach Schmuckstücken? Kümmere dich mal mehr um das Menschliche, vor allem bei dir selbst!

 

Generell kann ich dir nur "Das unternehmerische Selbst" von Ulrich Bröckling sehr empfehlen. http://www.suhrkamp.de/buecher/das_unternehmerische_selbst-ulrich_broeckling_29432.html

Oder mal zum Reinschnuppern einen Aufsatz von Duttweiler. http://www.academia.edu/28422773/ALLTÄGLICHE_SELBST_OPTIMIERUNG_IN_NEOLIBERALEN_GESELLSCHAFTEN_APuZ

Als ich mich studienbedingt mit der Thematik auseinander gesetzt habe, hat es mir wahrlich die Augen geöffnet. Ich habe erstmal verstanden, wie gemacht, inszeniert und gewollt (!) so viele mittlerweile als selbstverständlich und alternativlos geltenden gesellschaftlichen Ansprüche, aber auch individuellen Lebensweisen und Glaubenssätze sind. Das herrschende Denken und Menschenbild einmal wissenschaftlich analysiert und erklärt zu bekommen, verschafft Distanz. Und diese Distanz ist der erste Schritt, um sich daraus zu lösen.

Und hör auf, diese ganzen selbsternannten Lebensexperten und Coaches anzuschauen. Die ganzen Hanswürste haben das Glück, gerade voll oben auf der Welle zu schwimmen, weil der Einzelne mit seinen ganzen Selbstoptimierungsaufgaben dermaßen überfordert ist, dass er sich ständig Expertenrat einholt. Zumindest erklärt man sich den Boom der ganzen Ratgeberliteratur und -kanäle so. Wenn jeder ein bisschen mehr auf sich und seine Bedürfnisse hören würde, wären die arbeitslos.

Du musst nicht in ein Tipi in den Wald ziehen und zum Yogi mutieren. Einfach nur mal den Druck rausnehmen, dich nicht ständig in Konkurrenz und Wettbewerb setzen und glauben, du müsstest immerzu und überall besser werden. Fang doch mal bei deiner FREIzeit an und mach hier einfach mal das, worauf du Lust hast! Das klingt leichter als es ist.

PS. Gegen eine gesunde Entwicklung der eigenen Talente, Stärken und Persönlichkeit ist nichts einzuwenden. Wir sind ja hier in einem Forum, indem es auch um Persönlichkeitsentwicklung geht. Jetzt kann man sich fragen, was der Unterschied zur krankhaften Selbstoptimierung ist. In meinen Augen ist das nur eine Gratwanderung. Entscheidend ist für mich aber die Motivation, mit der man an eine Sache herangeht - ist sie extrinsisch oder intrinsisch? In der Pädagogik sagt man so schön "Man soll der werden, der man immer schon ist". Und nicht irgendein von Außen aufgesetztes "Ideal" anstreben.

Wer bist DU denn? Was sind DEINE Wünsche, Ziele und Hoffnungen? Sich vor der Ampel totfahren zu lassen, sicherlich nicht!

 

bearbeitet von Lamorna
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@Lamorna: Super Beitrag! "Gratwanderung" ist ein guter Ausdruck...ich erlebe das gerade auch mit dem Thema Frauen bei mir. Einerseits weiß ich dass bei mir persönliche Veränderungen nötig sind (eskalieren lernen, wie es hier heisst) und es dafür einen gewissen Druck braucht. Andererseits merke ich wie schnell das in negativen Stress ausartet der mir den Spaß nimmt. Das sind kein Excuses, sondern das läuft dann schlicht in die völlig falsche Richtung. Wie da der richtige Mittelweg aussieht ist mir immernoch ein Rätsel.

@Blackfree: Vor lauter Selbstoptimierung sieht man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, also gut dass du hier welche von außen drauf schaun lässt. Diesen Blick verliert man nämlich oft wenn man so um sich selbst kreist. Noch besser ist natürlich du besprichst das mit (fähigen) Freunden, die dich kennen. Und ansonsten kannst dir natürlich auch überlegen mal einen Profi (Therapeut, darfst ihn auch "Coach" nennen) ran zu lassen, der macht genau das.

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Gast botte

@Lamorna - viele gute Anregungen! Aber das ist älter als der Neoliberalismus. Schau mal bei Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus.

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Am 15.1.2018 um 19:29 , Max--Power-- schrieb:

Und was machst du in diesen Bereich? Ehrenamtlich irgendetwas? Für den Staat oder privat irgendwie unterwegs?

Lies dir das Buch mal durch.

 

bearbeitet von Max--Power--

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Gast Lamorna

@botte Da besteht definitiv ein Zusammenhang. Zumindest wird vielfach die These vertreten, dass der Neoliberalismus mit all seinen Ansprüchen an das Selbst nicht "einfach so" auf die Bildfläche getreten ist, sondern die logische Konsequenz aus der zunehmenden Rationalisierung und Individualisierung der westlichen Gesellschaft ist. Eben diese Phänomene, zumindest Rationalisierung, hat ja Weber seinerzeit erkannt und beschrieben. Religion verschwindet und Kapitalismus tritt als Ersatzreligion auf - mit ähnlichen Allmachtsansprüchen, wie sie einst die Religion hatte.

Gerade im Zusammenhang mit der Individualisierung wird's halt tricky. Einstmals identitätsbildende und -stabilisierende Kollektive wie Schicht/Familie/Ehe lösen sich auf und der Einzelne wird als Solokämpfer auf den Markt gespült. Hier muss er in sämtlichen Lebenslagen flexibel sein: Hier für den BA, dort für den MA, da für den ersten, dort für den zweiten Job. Er geht verschiedene Bindungen ein und löst sich wieder daraus, seien es Arbeits- oder "Liebes-"Verhältnisse. Diese ganzen Möglichkeiten und die große Zahl an Handlungsoptionen wirkt natürlich befreiend und ist es auch in gewissem Maße. Aber sie birgt auch die Gefahr, einen enormen Druck auf den Einzelnen auszuüben - nämlich all die Optionen auch zu nutzen bzw. das Maximum aus ihnen rauszuholen. Und genau da überlappt es mit der neoliberale Doktrin bzw. an der Stelle setzt sie an. Die Medaille hat eben auch hier zwei Seiten und kippt ganz schnell zwischen Freiheit und Zwang. Ich denke, auf der Kippe stehst du gerade, @Blackfree. So vieles, das man machen, das man ausprobieren kann, eigentlich ja ausprobieren muss, weil man sonst ja ein fauler Hund ist! So viele Frauen, die man daten, Reisen, auf die man gehen, so viele berufliche Möglichkeiten und Möglichkeiten, die Freizeit sinnvoll (!) zu gestalten. Aber woher das Geld, woher die Zeit nehmen - mehr arbeiten, besseres Zeitmanagement? Gerade sehe ich da nur sehr viel Zwang und Druck. Aber es ist letztlich einfach eine Entscheidung, deine Entscheidung, wie du lebst und welche "Seite" du wählst. Du kannst das ganze nämlich auch einfach mal positiv betrachten und die "Freiheits"-Seite wählen: Du hast ein Studium abgeschlossen und steigst gerade in das Arbeitsleben ein! Gerade gibt es so viel zu sehen und zu erleben. Ist doch gut, dass du dich noch nicht spezialisiert hast, schau dich doch erstmal um und lerne deinen Job richtig kennen. Du klingst, als wärst du nicht auf den Kopf gefallen und vor dir steht ein ganzes Berufsleben, in dem du noch viel reißen kannst. Darauf kannst du dich freuen! Aber das braucht Zeit, Erfahrung - und das Glück zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Vor allem aber braucht es einen kühlen Kopf und geistige/körperliche Gesundheit und daran wird es bei dir scheitern, wenn du schon so loslegst. Du kannst so viele Menschen, Frauen kennenlernen - auf der Straße, im Nachtleben, online... Auch das ist erstmal positiv und wenn dich das Kennenlernen und Pflegen von Bekanntschaften stresst - dann fahr es doch runter. Es zwingt dich doch niemand! Genauso wie dich keiner zwingt, Menschen/Frauen in deinem Leben zu halten, die dich stressen. Da kannst du von der Flexibilität und Unverbindlichkeit Gebrauch machen: Wer oder was dich auch immer stresst, dir nicht gut tut: NEXT. Mach dir mal klar, dass das alles nur eine Frage der Entscheidung ist und du eine Menge Entscheidungsgewalt hast. Vielleicht erkennst du dadurch auch, dass du eigentlich viele Freiheiten hast.

Unser Leben zerfällt in so viele Teilbereiche - Job A, Job B, Job C... Beziehung A, Beziehung B, Beziehung C... Wohnort A, Wohnort B, Wohnort C hier ein Verein, dort ein Ehrenamt, da eine Mitgliedschaft, dort eine Clique. Umso wichtiger ist es, dass man einigermaßen in sich ruht und "fest" in sich ist, damit man bei alldem nicht ebenfalls auseinanderfällt. Wenn du wirklich etwas Gutes für dich tun willst, dann nimm dir Zeit für dich. Und glaub nicht den ganzen "Übermenschen", die große Karriere machen, nebenbei zig heiße Frauen daten, einen Urlaub und Party nach der anderen, jeden Tag ins Gym rennen - und nebenbei natürlich Zeit haben, das alles akribisch auf Instagram zu dokumentieren. Wenn ich solche Kandidaten auf Tinder sehe, wische ich gelangweilt nach Links ;)

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Gast
vor 22 Stunden, Lamorna schrieb:

Genau an diesem Aufstiegsstreben, v.a. der Mittelschicht

Aufstiegsstreben war früher, heute ist es die Angst vor dem drohenden Abstieg und der Kampf gegen die Unterschicht, dass die unten bleibt und einem nix wegnimmt.

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Gast Idioteque
vor 19 Stunden, Lamorna schrieb:

@botte Da besteht definitiv ein Zusammenhang. Zumindest wird vielfach die These vertreten, dass der Neoliberalismus mit all seinen Ansprüchen an das Selbst nicht "einfach so" auf die Bildfläche getreten ist, sondern die logische Konsequenz aus der zunehmenden Rationalisierung und Individualisierung der westlichen Gesellschaft ist. Eben diese Phänomene, zumindest Rationalisierung, hat ja Weber seinerzeit erkannt und beschrieben. Religion verschwindet und Kapitalismus tritt als Ersatzreligion auf - mit ähnlichen Allmachtsansprüchen, wie sie einst die Religion hatte.

Gerade im Zusammenhang mit der Individualisierung wird's halt tricky. Einstmals identitätsbildende und -stabilisierende Kollektive wie Schicht/Familie/Ehe lösen sich auf und der Einzelne wird als Solokämpfer auf den Markt gespült. Hier muss er in sämtlichen Lebenslagen flexibel sein: Hier für den BA, dort für den MA, da für den ersten, dort für den zweiten Job. Er geht verschiedene Bindungen ein und löst sich wieder daraus, seien es Arbeits- oder "Liebes-"Verhältnisse. Diese ganzen Möglichkeiten und die große Zahl an Handlungsoptionen wirkt natürlich befreiend und ist es auch in gewissem Maße. Aber sie birgt auch die Gefahr, einen enormen Druck auf den Einzelnen auszuüben - nämlich all die Optionen auch zu nutzen bzw. das Maximum aus ihnen rauszuholen. Und genau da überlappt es mit der neoliberale Doktrin bzw. an der Stelle setzt sie an. Die Medaille hat eben auch hier zwei Seiten und kippt ganz schnell zwischen Freiheit und Zwang. Ich denke, auf der Kippe stehst du gerade, @Blackfree. So vieles, das man machen, das man ausprobieren kann, eigentlich ja ausprobieren muss, weil man sonst ja ein fauler Hund ist! So viele Frauen, die man daten, Reisen, auf die man gehen, so viele berufliche Möglichkeiten und Möglichkeiten, die Freizeit sinnvoll (!) zu gestalten. Aber woher das Geld, woher die Zeit nehmen - mehr arbeiten, besseres Zeitmanagement? Gerade sehe ich da nur sehr viel Zwang und Druck. Aber es ist letztlich einfach eine Entscheidung, deine Entscheidung, wie du lebst und welche "Seite" du wählst. Du kannst das ganze nämlich auch einfach mal positiv betrachten und die "Freiheits"-Seite wählen: Du hast ein Studium abgeschlossen und steigst gerade in das Arbeitsleben ein! Gerade gibt es so viel zu sehen und zu erleben. Ist doch gut, dass du dich noch nicht spezialisiert hast, schau dich doch erstmal um und lerne deinen Job richtig kennen. Du klingst, als wärst du nicht auf den Kopf gefallen und vor dir steht ein ganzes Berufsleben, in dem du noch viel reißen kannst. Darauf kannst du dich freuen! Aber das braucht Zeit, Erfahrung - und das Glück zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Vor allem aber braucht es einen kühlen Kopf und geistige/körperliche Gesundheit und daran wird es bei dir scheitern, wenn du schon so loslegst. Du kannst so viele Menschen, Frauen kennenlernen - auf der Straße, im Nachtleben, online... Auch das ist erstmal positiv und wenn dich das Kennenlernen und Pflegen von Bekanntschaften stresst - dann fahr es doch runter. Es zwingt dich doch niemand! Genauso wie dich keiner zwingt, Menschen/Frauen in deinem Leben zu halten, die dich stressen. Da kannst du von der Flexibilität und Unverbindlichkeit Gebrauch machen: Wer oder was dich auch immer stresst, dir nicht gut tut: NEXT. Mach dir mal klar, dass das alles nur eine Frage der Entscheidung ist und du eine Menge Entscheidungsgewalt hast. Vielleicht erkennst du dadurch auch, dass du eigentlich viele Freiheiten hast.

Unser Leben zerfällt in so viele Teilbereiche - Job A, Job B, Job C... Beziehung A, Beziehung B, Beziehung C... Wohnort A, Wohnort B, Wohnort C hier ein Verein, dort ein Ehrenamt, da eine Mitgliedschaft, dort eine Clique. Umso wichtiger ist es, dass man einigermaßen in sich ruht und "fest" in sich ist, damit man bei alldem nicht ebenfalls auseinanderfällt. Wenn du wirklich etwas Gutes für dich tun willst, dann nimm dir Zeit für dich. Und glaub nicht den ganzen "Übermenschen", die große Karriere machen, nebenbei zig heiße Frauen daten, einen Urlaub und Party nach der anderen, jeden Tag ins Gym rennen - und nebenbei natürlich Zeit haben, das alles akribisch auf Instagram zu dokumentieren. Wenn ich solche Kandidaten auf Tinder sehe, wische ich gelangweilt nach Links ;)

Netter Beitrag. Aber du versuchst die Problematik der Selbstoptimierung widerum durch Selbstoptimierung zu lösen. Vielleicht sollte man voher beim Selbstwert nachschauen oder mal komplett gesellschaftliche Ideale , die uns Matrix-artig indoktriniert werden, hinterfragen. Es wird ähnlich wie mit finanziellem Reichtum sein, ab einem gewissen Schwellwert nur noch diminishing returns.

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Gast
vor 21 Stunden, botte schrieb:

@Lamorna - viele gute Anregungen! Aber das ist älter als der Neoliberalismus. Schau mal bei Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus.

Neoliberalismus ist doch nix Neues und kam nicht erst nach Weber, das ist doch einfach der Manchester-Kapitalismus von Marx wiederbelebt

und schon die alten Griechen kannten πλουτοκρατία

bearbeitet von Gast

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