Jeder sechste Student ist psychisch krank

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Word, @botte! Es klang weiter oben schon einmal an: Dass früher alles besser gewesen sei, ist ein Spruch, den man normalerweise weniger von der jüngeren als von der älteren Generation erwartet. Meine - nicht wissenschaftlich abgesicherte und höchst individuelle - Wahrnehmung vieler Jüngerer ist eine, die man mit "Jammern auf hohem Niveau" beschreiben kann.

Und man findet durchaus Gründe dafür, angefangen bei übermäßig besorgten Eltern, Gewöhnung an rasche Bedürfnisbefriedigung in der Kindheit, Änderung der Denk-, Wahrnehmungs- und Belohungsstrukturen durch sprunghafter angelegte und in kleinen Chunks funktionierende Umwelten (Internet, Smartphone, "alles ist nur einen Klick entfernt"). Hinzu kommen zwei Industrien, deren Werbung auf Studenten eintrommelt, und zwar erstens die Optimierungsbranche und zweitens die Lifestylebranche.

Ich kann aus einem eher kompetitiven Umfeld berichten, dass die allerwenigsten Studenten zusätzliche Lehrangebote nutzen. Sei es, weil der Zeitaufwand zu hoch erscheint, man in der vermeintlich überlebenswichtigen Pflichtvorlesung nicht fehlen kann oder weil es dafür keinen Schein gibt. Stattdessen sitzen Absolventen in Vorstellungsgesprächen, die regelmäßig danach fragen, wie wir sie denn nun für den Beruf ausbilden werden - nach Studium, Referendariat und zwei Examina. Das dann verbunden mit der Erwartungshaltung, bei nicht zu viel Zeiteinsatz ein Einstiegsgehalt zwischen 70 und 80k zu erhalten.

Eine Haltung, die mir als nicht viel älterem Menschen völlig unverständlich ist, offen gesagt. Mein erster Arbeitstag begann damit, dass ich eine Notiz der erfahrenen Abteilungskollegen vorfand, aus der hervorging, dass sie für die nächsten Wochen auf einem plötzlich eingetrudelten und dringlichen Projekt in einer anderen Stadt seien - verbunden mit der Bitte, mich um einen Stapel laufende Aufgaben zu kümmern, die ich unter der Notiz fand. Ganz ohne Zusatzseminar und begleitendes Coaching.

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Moin,

in Ermangelung konkreterer Informationen, mache ich mir meine Definitionen mal selbst:

"psychisch krank/gestört" = in irgendeiner Weise behandlungsbedürftig psychisch belastet resp. psychisch so belastet/gestört, dass Leidensdruck entsteht

Letzter Stand der Forschung war meines Wissens, dass 50% aller Menschen irgendwann im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Störung erkranken. Da schreit der geneigte Laie jetzt auf, der meint, eine psychische Störung sei alles, was einen zwangsweise in die Psychiatrie bringt und per se chronisch und unheilbar. Eben jenem sei gesagt: Nein, eine Depression ist ebenso eine psychische Störung oder auch die panische Angst von Tante Ilse vor Spinnen. Ebenso der Aspergerautismus vom kleinen Thomas und AD(H)S.

Nun geht es hier um Studenten, also im Mittel junge Menschen ohne ausladende Lebenserfahrung kurz nach der Pubertät (die gewisser Weise selbst fast als psychische Störung durchgehen könnte, wenn sie nicht bei 100% aller gesunden Menschen vorkäme und das mit dem Faktor statistische Seltenheit nicht kollidieren würde), die in eine Situation/ein  Umfeld kommen, das heutzutage mit erheblichem Druck und Stress in Verbindung steht.

Da klingt "jeder sechste" für mich vorsichtig ausgedrück ziemlich dünn. In stationären Aufenthalten gemessen klingt´s plausibler, dann ist allerdings der Tenor der Studie vorsichtig ausgedrückt fragwürdig.

 

Cheers

Lee

 

 

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Gast botte

@Geschmunzelt -  unterschreibe ich alles genau so. 'Früher war alles besser' ist quatsch. Anders sicherlich, aber ganz sicher nicht besser oder weniger. Fragt sich für mich dann eher, woher das höhere Stressempfinden kommt. Und das meiner Erfahrung nach stark gestiegene Bedürfnis nach Sicherheit bzw. Sicherheiten, nach Ausmerzen vermeintlicher Schwachpunkte, nach Perfektion. Denn fast alle wirklich greifbaren Eckdaten (Sicherheitslage, Arbeitsmarktlage, Lebenserwartung) haben sich über die letzten 20, 30, 40 Jahre zu heute eher verbessert oder zumindest nicht verschlechtert. Wegen der vielen Kriege weit draussen in der Welt kann sich nur ängstigen, werd nicht mehr in den Kalten Krieg geboren wurde. Und ja, die Situation in Sachen Zeitarbeit und Zeitverträge wünsche ich mir ebenfalls besser, aber gerade für Studierte sieht es insgesamt gut aus mit der Beschäftigung. Islamistischer Terror ist durchaus eine Bedrohung, aber auch in den 70ern und 80ern gab es Terroranschläge in Deutschland, wenn auch aus einer anderen Richtung. Woher also die Verunsicherung, der Stress? Oder warum die anscheinend sinkende Resilienz?

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Gast El Rapero

Ich bin auf jeden Fall ganz bei Chillipepper und Jon29.

 

Grade das hier:

 

vor 19 Stunden, chillipepper schrieb:

Ich glaube der Unterschied ist, dass man damals ganz anders mit so einer Lage umgegangen ist. Würde mal behaupten in der Nachkriegszeit gabs mehr Leute die ihr Päckchen zu tragen hatten als heute. Heutzutage wird das "Opfer von etwas sein" aber von vielen belohnt, fast schon als wäre das irgendeine nennenswerte Leistung. Man kann sich in seiner Opferrolle suhlen, dabei total übertreiben, und letztendlich mit einem persönlichen Vorteil aus der Sache rausgehen. Hatte in der Oberstufe einige solcher Fälle in denen diverse Schüler mehr oder weniger permanent eine Sonderbehandlung auf Grund ihrer ach so schlimmen Problemchen gefordert haben. Haben sie natürlich meistens auch bekommen, deswegen gings immer so weiter. Andere hatten ähnliche oder viel größere Probleme und wären nicht im Traum drauf gekommen das zu nutzen um ne bessere Note, das Privileg zu kommen und gehen zu dürfen wann man will oder ähnliches abzugreifen.

Ich hatte auch eine die meinte sie wäre jetzt ein Junge und wirklich permanent wegen irgendetwas geheult hat. Meistens weil jemand sie angeguckt hat, oder weil irgendwer (der nichts von der ganzen Sache wissen konnte) "sie" zu ihr gesagt hat. Das hat sie psychisch angeblich so belastet dass sie dies und jenes und sonst etwas jetzt brauchte und ne bessere Note natürlich auch und da noch was und hier und das will sie auch noch und und und... mittlerweile ist sie übrigens wieder ein Mädchen und das ganze Theater die zwei Jahre lang war komplett überflüssig.

Jedenfalls ist genau dieser Umgang in meinen Augen die Ursache. Wenn Leute (gerade junge Leute) merken dass sie alles bekommen was sie wollen wenn sie einfach einen auf psychisch kaputt machen, nutzen die das gnadenlos aus und auf einmal ist jeder zweite angeblich ein psychisches Wrack und braucht ne Sonderbehandlung in allen Lebenslagen.

ist heutzutage ein RIESEN-Phänomen geworden. Grade auch bei jungen Kindern mit Smartphones und den ganzen Teenies in der Schule prägt sich das mittlerweile extrem aus. Früher hatte man mal in jeder Klasse 1-2 davon, heute braucht jeder seine Aufmerksamkeit und hält sich für den nächsten Kanye West oder Beyonce oder was auch immer ^^

Wenn man wirklich sagen kann, dass heute etwas schlechter ist als damals, dann sind Es die Menschen an sich, weil Sie viel nervtötender sind, als Es vor Smartphones und Social Media der Fall war.

Die jungen Eltern aus meiner Generation werden ihren Kindern dann auch nicht viel sinnvolleres beibringen, also wird sich das Verhältniss zw. realer und digitaler Kommunikation weiter in Richtung digital  verschieben. Ob Wir in 100 Jahren überhaupt noch miteinander reden?

 

 

Aber auch wenn ich der Meinung bin, dass Es eben nicht shclimmer oder schwerer als früher ist, würde ich schon behaupten, dass die Studie Recht hat.

Ehrlich gesagt empfinde ich "jeden 6." sogar als zu wenig, sind garantiert mehr.

Nur die entscheidende Frage ( Wie auch schon Botte schrieb ) ist, was hier als psychisch krank definiert wurde. Fängt das bei simplen Phobien an oder erst bei einer bipolaren Störung??

Vor Allem glauben Menschen immer, dass immer mehr Menschen psychisch krank werden, dabei ist der einzige Unterschied, dass Wir mehr Krankheiten erkennen bzw. mehr Vorfälle Krankheiten nennen, selbst wenn Sie keine sind oder vllt sogar nur ein Placebo Effekt. Ich glaube nicht, dass in einer Generation ohne (Bürger)Krieg mehr psychisch geschädigte Menschen rumlaufen als in der Nachkriegszeit. Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Mittlerweile ist Es halt ein Trend geworden, irgendwas zu haben. "Ach ihr Kind hat ADHS! Schicken Sie mal den Nachbarsjungen! Der hat bestimmt auch noch ADHS oder zumindest die Pocken!". Es enststehen teilweise einfach übertriebene Hysterien. Plötzlich hat ein halbes Jahr lang jedes Kind ADHS. Nächstes Jahr ist Es dann wieder was Anderes, aber jedes 2. Kind hat das garantiert!

Total lächerlich und ich frag mich, warum die Leute sich da ständig so verrückt machen lassen. Wahrscheinlich ist es nur ein abgekateretes Spiel, um als Arzt oder Apotheke bischen extra Money in die Kasse zu spülen... Oder überträg sich eine Krankheit wie ADHS etwas über Luft?? Eben...

 

Man kann sich von Mir aus gern über die unendlichen Möglichkeiten oder das Studium beschweren, aber Fakt ist, dass wir einfach nur zu beneiden sind. Jede vorherige Generation hätte sich all die Möglichkeiten gewünscht, statt mehr oder weniger zu einem bestimmten Weg gezwungen zu werden. Oder Umwege gehen zu müssen.

Wir habens verdammtnochmal gut. In anderen Ländern kämpfen Leute immer noch für "Bildung für Jeden" und können Es sich nicht leisten, ihre Kinder auf die Schule zu schicken, weil Sie alle auf der Giftmülldeponie arbeiten oder so ein Bullshit. Wir beschweren Uns letzlich auf ganz hohem Niveau. Eigentlich viel zu hoch, um die Beschwerden überhaupt zu rechtfertigen.

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vor 8 Stunden, LegallyHot schrieb:

Letzter Stand der Forschung war meines Wissens, dass 50% aller Menschen irgendwann im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Störung erkranken.

[...]

Da klingt "jeder sechste" für mich vorsichtig ausgedrück ziemlich dünn. In stationären Aufenthalten gemessen klingt´s plausibler, dann ist allerdings der Tenor der Studie vorsichtig ausgedrückt fragwürdig.

Gut aufgepasst. Wenn das stimmt, was da steht, ist "jeder Sechste" eigentlich eine Verbesserung.

Hier ist ein Link zur Referenzstudie über die Prävalenzraten von psychischen Erkrankungen:

https://www.psychologische-hochschule.de/wp-content/uploads/2015/03/jacobi-degs-praevalenzen-nervenarzt_2014.pdf

 

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vor 3 Stunden, El Rapero schrieb:

 

Man kann sich von Mir aus gern über die unendlichen Möglichkeiten oder das Studium beschweren, aber Fakt ist, dass wir einfach nur zu beneiden sind. Jede vorherige Generation hätte sich all die Möglichkeiten gewünscht, statt mehr oder weniger zu einem bestimmten Weg gezwungen zu werden. Oder Umwege gehen zu müssen.

Es fühlen sich sicher viele mit einem "bestimmten Weg" besser. Für diese Menschen ist die Zukunft etwas greifbares während es für die Generation voller Möglichkeiten etwas unbekanntes ist und das beunruhigt auch viele. 

Vergiss auch nicht das wir theoretisch viele Möglichkeiten haben die aber nur die wenigsten von uns wahrnehmen wollen oder auch können. 

Ich beobachte auch immer mehr den Verfall sozialer Strukturen. Ich kenne nur noch wenige Menschen denen Familie wichtig ist oder überhaupt ein Gefühl der Zugehörigkeit und Geborgenheit vermittelt.

 

vor 3 Stunden, El Rapero schrieb:

Wir habens verdammtnochmal gut. In anderen Ländern kämpfen Leute immer noch für "Bildung für Jeden" und können Es sich nicht leisten, ihre Kinder auf die Schule zu schicken, weil Sie alle auf der Giftmülldeponie arbeiten oder so ein Bullshit. Wir beschweren Uns letzlich auf ganz hohem Niveau. Eigentlich viel zu hoch, um die Beschwerden überhaupt zu rechtfertigen.

Mit dieser Argumentation kannst du jeden Kritiker in Deutschland mundtot machen.

Du fühlst dich mit 20kg Übergewicht nicht gut in deinem Körper und daran würde auch mein Einwand das in Afrika die Kinder hungern nichts ändern.

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vor 48 Minuten, J.Peterson schrieb:

Ich beobachte auch immer mehr den Verfall sozialer Strukturen. Ich kenne nur noch wenige Menschen denen Familie wichtig ist oder überhaupt ein Gefühl der Zugehörigkeit und Geborgenheit vermittelt.

Auch wenns mit dem Elternhaus wie z.B. bei mir nicht ideal lief, aber es gab Frühstück, Pausenbrot, Mittagessen. Danach Hausaufgaben machen, Vesper und draußen spielen bis die Laternen angehen. Dann Abendessen, womöglich im Eßzimmer, und erst später unter Indoktrinaton mit amerikanischen Serien vor dem laufenden Fernseher. Und alles soweit möglich gemeinsam.

Das ist einfach eine unterbewußt wirkende Stabilität. (Auch wenn das mit dem Heimkommen wenn die Laternen angehen natürlich spätestens während der Diplomarbeit irgendwann mal lästig wird.)

Dagegen bei der 12jährigen Tochter einer Alleinerziehenden: Macht sich irgendwann am Nachmittag eine Dose Ravioli warm und schließt sich im Zimmer ein, um der Netzwelt zu frönen. Wird von Mami 300 m weit mit dem Auto zur Freundin gefahren, weil die Welt so gefährlich ist (in einem 5000-Seelen-Dorf.)

 

vor 48 Minuten, J.Peterson schrieb:

Mit dieser Argumentation kannst du jeden Kritiker in Deutschland mundtot machen.

Ich glaube, wenn einem in der Favela 5 Nachbarn auf den Hausstand aufpassen, fühlt man sich seelisch wohler als in einem anonymen Aso-Wohnblock in Marzahn, wo einem schon das dritte Mal der Keller aufgebrochen und Kleinkram geklaut und zum X-ten Mal die Antenne am Auto abgebrochen wurde (habe ich schon die mehreren Dutzend Sachbeschädigungen an meinen Autos in den letzten 10, 20 Jahren erwähnt?)

Natürlich hinkt der Vergleich etwas, weil man tendentiell in der Favela drei Blöcke weiter eher ausgeraubt wird, weil man da keinen Nachbarn mehr kennt.

Aber wenn man nach einer Zwangsversetzung in einem Kellerloch als Zweitwohnsitz sozial isoliert vor sich hinvegetiert, hilft einem weder ein mäßiges noch ein ganz tolles Gehalt (fieldtested. Also zumindest mit mäßigem Gehalt :-D). Und auch nicht der Zugang zu 3 Universitäten und 12 Bibliotheken und 17 Herzspezialisten oder 8 Opern und 100 Supermärkten im Umkreis von weniger als 30 Minuten Fahrzeit.

 

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Gast botte
vor 9 Minuten, HerrRossi schrieb:

Aber wenn man nach einer Zwangsversetzung in einem Kellerloch als Zweitwohnsitz sozial isoliert vor sich hinvegetiert, hilft einem weder ein mäßiges noch ein ganz tolles Gehalt (fieldtested. Also zumindest mit mäßigem Gehalt :-D). Und auch nicht der Zugang zu 3 Universitäten und 12 Bibliotheken und 17 Herzspezialisten oder 8 Opern und 100 Supermärkten im Umkreis von weniger als 30 Minuten Fahrzeit.

Nein. Da müsste man sich dann tatsächlich mal selbst helfen.

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Gast Manuellsen
Am 23.2.2018 um 15:48 , Virez schrieb:

Heute ist der Abschluss an sich schon Standard. Die Unternehmen fordern mittlerweile schon beim Berufseinstieg einen Lebenslauf, welchen man kaum erfüllen kann - einfach weil das Angebot an Studenten so riesig ist. Man muss also nicht nur den Abschluss haben und ein paar Praktika sondern flüssig Englisch sprechen, idealerweise eine dritte Sprache, 6 Monate Auslandserfahrung haben, Target Uni auf dem Zeugnis und am besten noch 3 Jahre Berufserfahrung.  Ein großer Teil der Studierenden in meinem Umkreis hat Zukunftsängste. Träume wurden aufgegeben. Partnerschaften wurden in den ersten Semestern noch geschlossen, während man mittlerweile von allen hört "bleib mir weg mit einem Partner, für sowas hab ich keinen Kopf".

Ich glaube, dass der Leistungsdruck heute größer ist und die Uni nicht mehr der Platz von früher ist, wo Feiern, Reisen und Weiterentwicklung noch feste Bestandteile waren. Eher sowas wie "Geh hin, baller dir in 6 Semestern schnell so viel Infos wie möglich in den Kopf und schau dann, ob du einen Einstieg findest". Das in Kombi mit der größeren Unsicherheit und resultierenden Ängsten dürfte schnell zu einer hohen psychischen Belastung führen.  

Thumps Up! So true. Trifft zu 100% auf mich zu und auf ziemlich viele andere Studenten

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Gast
vor 10 Stunden, botte schrieb:

Denn fast alle wirklich greifbaren Eckdaten (Sicherheitslage, Arbeitsmarktlage, Lebenserwartung) haben sich über die letzten 20, 30, 40 Jahre zu heute eher verbessert oder zumindest nicht verschlechtert.

Was die Arbeitsmarktlage und die Finanzen angeht, das stimmt nun wirklich nicht - Zeitverträge etc. hast du ja schon genannt, das ist aber nur ein Punkt - das ganze "du lernst oder studierst xy, dann kriegst nen Job, den haste dann sicher umd der ernährt dich bis zur Rente, von der du dann im Alter auch leben kannst" ist doch heute völlig weg, dazu kommt, dass es früher noch kein Hartz 4 gab für den Fall, dass es schief geht, sondern ein weitaus besser gespanntes soziales Netz. Hartz 4 wurde ja genau deshalb eingeführt, weil das alte Sozialsystem "zu teuer" war. Außerdem galt in der Nachkriegszeit immer: Der nachfolgenden Generation wird es besser gehen als der vorangegangenen. Das ist heute auch komplett weg, es sei denn, du siehst die steigende Leistung der Smartphones als "uns geht es immer besser". Früher konnte eine Familie mit normalen Gehältern sich auch ein Eigenheim leisten, ohne sich bis ans Lebensende zu verschulden, das geht heute in den Metropolen und deren Speckgürteln auch nicht mehr wegen der extrem gestiegenen Immobilienpreise. Und was hat man von steigender Lebenserwartung, wenn die Gefahr von Altersarmut immer größer wird? Die Sicherheitslage war im Kalten Krieg auch besser, denn da war es binär: Entweder es passiert nix oder es ist eh alles Wurscht, weil durch die Atombomben die ganze Erde in die Luft fliegt. Damit lebte es sich bestimmt besser als mit der Bedrohung heute, wo du in die Luft fliegst, wenn du zur falschen Zeit auf dem falschen Weihnachtsmarkt bist.

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Alle sind psychisch krank nur studenten haben zeit und  muße solche dummen tests zu machen und sich einzureden sie wären psychisch krank.  

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Gast botte
vor 2 Stunden, Nachtzug schrieb:

das ganze "du lernst oder studierst xy, dann kriegst nen Job, den haste dann sicher umd der ernährt dich bis zur Rente, von der du dann im Alter auch leben kannst" ist doch heute völlig weg,

Das galt schon für unsere Väter nicht mehr so wirklich, Stichwort Strukturwandel. Nur dass die dann in einem deutlich starreren Ausbildungs- und Qualifikationsschema gefangen waren.

vor 2 Stunden, Nachtzug schrieb:

Damit lebte es sich bestimmt besser als mit der Bedrohung heute, wo du in die Luft fliegst, wenn du zur falschen Zeit auf dem falschen Weihnachtsmarkt bist.

Das kann man so sehr schön formulieren, wenn man nicht beides erlebt hat. Ist es wirklich 'besser' zu denken, dass schon ein einziger unbedachter Move eines US-Präsidenten das ganze Land in Schutt und Asche legen kann? Dass die Sowjets binnen 48 Stunden bis zur Fulda Gap durch sein können? Dass man im Bedarfsfall auf andere Deutsche schiessen darf, die genau so wenig mit der Sache zu tun haben wie man selbst? Geht so mit 'besser'. 

Wo es weh tut, tut's am wehsten. Es ist problematisch, das aufzurechnen, wenn man die Vergangenheit bloss aus Erzählungen kennt.

Wo ich Dir zustimme: das Tempo der Veränderungen, auf die man sich einrichten muss, hat zugenommen, zum Teil deutlich.

bearbeitet von botte

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Gast

Also in den 80ern hatten wir Angst vor der Strahlenwolke aus Tschernobyl. Aber nicht vorm Atomkrieg oder russischen Panzern.

 

 

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Und Anfang der 60er haben die Studenten wegen der Kuba-Krise gevögelt, daß die Schwarte kracht, falls morgen die Welt untergeht. Naja, hätten sie vielleicht auch ohne die Raketen.

 

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vor 7 Stunden, Lodan schrieb:

Gut aufgepasst. Wenn das stimmt, was da steht, ist "jeder Sechste" eigentlich eine Verbesserung.

"Jeder 6. Student ist krank" klingt nicht unbedingt nach ner Verbesserung gegenüber "jeder 2. der Bevlkerung erkrankt irgendwann mal."

 

vor 6 Stunden, J.Peterson schrieb:

Mit dieser Argumentation kannst du jeden Kritiker in Deutschland mundtot machen.

Du fühlst dich mit 20kg Übergewicht nicht gut in deinem Körper und daran würde auch mein Einwand das in Afrika die Kinder hungern nichts ändern.

Ändert nix dran, dass die Argumentation zutreffend ist.

Wenns um psychische Erkrankungen geht, dann ist übrigens naheliegend, dass du 20 kg Übergewicht hast, weil du dich in deinem Körper nicht wohl fühlst. Psychosomatik und so.

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vor 1 Stunde, Aldous schrieb:

 

Ändert nix dran, dass die Argumentation zutreffend ist.

Wenns um psychische Erkrankungen geht, dann ist übrigens naheliegend, dass du 20 kg Übergewicht hast, weil du dich in deinem Körper nicht wohl fühlst. Psychosomatik und so.

Kann ja sein. Ich will damit sagen das sich die Menschen durch diese ''anderen Leuten geht es viel schlechter'' Argumentation nicht besser fühlen in ihrer Situation.

bearbeitet von J.Peterson

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vor 8 Stunden, Aldous schrieb:

"Jeder 6. Student ist krank" klingt nicht unbedingt nach ner Verbesserung gegenüber "jeder 2. der Bevlkerung erkrankt irgendwann mal."

Das ist die Gegenüberstellung: Punktprävalenz VS Lebenszeitprävalenz. Natürlich sind beide etwas anderes.

Mein obiger Link bezieht sich auf das sogenannte "Budesgesundheitssurvey" welche vor 2014 zuletzt 1998 stattfand. Sie galt bislang als aussagekräftigste Untersuchung, wenn es um die Epidemiologie psychischer Störungen geht, u.a. weil sie auf strukturierten klinischen Interviews beruht.

Im Alter von 18-34 Jahren beträgt die 12-Monatsprävalenz dieser Untersuchung zufolge 36,7%.

Wenn man eine Punktprävalenz (Ekrankte zu einem bestimmten Zeitpunkt) und 12-Monatsprävalenz (Erkrankte zu Beginn der Untersuchung + alle neuen Fälle innerhalb 12 Monaten) unterscheiden will, muss man sich der charakteristischen Verläufe von psychischen Störungen bewusst sein. So haben Depressionen und die bipolare Störunge etwa episodische Verläufe, weshalb reine Querschnittsuntersuchungen weniger aussagekräftig sind.

Die Studie, um die es hier im Eingangspost geht, ist der Barmer Arztreport:

https://www.barmer.de/blob/144368/08f7b513fdb6f06703c6e9765ee9375f/data/dl-barmer-arztreport-2018.pdf

Das ist ein Krankenkassenträger, der die Versicherungsdsaten innerhalb eines Jahres ausgewertet hat. "Jeder sechste ist psychisch krank" bezieht sich dabei auf den Zeitraum eines Jahres!

Ich habe die Tragweite dieses Reports stark unterschätzt. Mich würde es nicht wundern, wenn es sich hierbei um eine neue Referenzstatistik handelt, allein schon aufgrund der gewaltigen Datenmenge, die da verarbeitet wurde.

bearbeitet von Lodan
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Am 25.2.2018 um 08:59 , Geschmunzelt schrieb:

Stattdessen sitzen Absolventen in Vorstellungsgesprächen, die regelmäßig danach fragen, wie wir sie denn nun für den Beruf ausbilden werden - nach Studium, Referendariat und zwei Examina. 

Naja die anwaltliche Tätigkeit unterscheidet sich durchaus sehr stark inhaltlich vom Studium und Referendariat, ich kenne genug Anwälte, die das selbst behaupten. Im Studium lernt man weit überwiegend das materielle Recht, während das Referendariat mehr eine Vorbereitung auf den Richterdienst darstellt bzw. so mal konzipiert wurde.

 

Am 25.2.2018 um 08:59 , Geschmunzelt schrieb:

Das dann verbunden mit der Erwartungshaltung, bei nicht zu viel Zeiteinsatz ein Einstiegsgehalt zwischen 70 und 80k zu erhalten.

Nicht zu viel Zeiteinsatz? Das wage ich zu bezweifeln. Und Großbuden sind auch keine Referenz, weil die zahlen 20-30k mehr.

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Gast La_Hire
Am 25.2.2018 um 13:58 , HerrRossi schrieb:

Wir hatten mal einen funktionierenden Staat mit Sozialsystemen, Nahverkehr, Gesundheitswesen, Vollbeschäftigung. 10% Lohnerhöhungen in manchen Jahren. Wenn man krank war, ging man zum Arzt. Und bekam einen Termin, bevor die Krankheit ausgeheilt oder infaust geworden war.

Wenn man heute mit der SBahn zu einer Prüfung will, muß man eine, besser zwei Stunden Puffer einrechnen. Eine Diplomarbeit hätte man früher als normalen Brief mit der Post schicken können und sie wäre am nächsten Tag fristgerecht angekommen. (In den 80ern waren das Spaßaktionen, wenn bei der ZVS eine Minute vor Mitternacht Studienplatzbewerber mit dem Auto vorfuhren und den Brief beim Pförtner abgaben.)

Ich weiß nicht, wie hoch, oder besser wie niedrig gerade die Festanstellungsquote bei Akademikern ist. Früher war sie nahe der 100%, wenn man nicht gerade in den 90ern als Chemiker anheuerte. Die Hälfte der Leute die bei Daimler arbeiten ist nicht dort angestellt. Früher betraf das die Putzkolonne (ganz früher nichtmal die, die wurde nämlich nach Metalltarif bezahlt) und 3 Siemens-Techniker, die für die Telefonanlage abgeordnet waren. Ich habe nie als Hiwi gearbeitet, aber ich glaube, die Verträge waren damals stabiler als heute für Dozenten.

Und selbst wenn man eine Festanstellung zu vernünftigen Konditionen bekommt, sitzt man ständig auf dem Pulverfaß von Fusionen, Werksschließungen und Auslagerungen in Billiglohnländer. Übrigens arbeitet man in Konzernen fast immer in nur mittelfristig angemieteten Gebäuden, die diesen gar nicht mehr gehören, selbst die Hauptverwaltung nicht. Mit den Fusionen von Daimler, BMW und Allianz haben die letzten "anständigen" Manager in Deutschland ihre Posten verlassen und seither ists unschön (um nicht Raubtierkapitalismus oder Heuschrecken zu sagen.)

Und heute weiß das jeder schon als Schüler, was ihm später blüht.

Früher waren Kinder mit 12 einfach Kinder, die in Blümchenkleidern oder Hosen mit Flicken auf den Knien irgendwo rumtobten. Heute kämpfen sie schon im Kindergarten um Akzeptanz durch Markenklamotten.

 

Was du hier ansprichst ist die natürliche Unbill des Lebens. Gab es schon immer und wird es immer geben. Und in einer Marktwirtschaft gibt es - genauso wie auf dem Datingmarkt - nun mal in kontinuierlicher Abfolge "Gewinner" und "Verlierer". Ist systembedingt. Schlecht für manchen Individuen, aber höchstwahrscheinlich gut für das große Ganze.

Ja, auch Deutschland steht im internationalen Wettbewerb und muss sich gegen die fast übermächtige Konkurrenz aus Asien behaupten. Und wenn Gewerkschaften immer höhere Löhne für ihre Stammbelegschaft fordern ist es klar, dass ein AG irgendwann auch auf Leiharbeiter zurückgreift. Ganz davon abgesehen, dass z.B. im Automobilbau auch sehr viel Projektarbeit zu erledigen ist. Die gut bezahlt, aber eben zeitlich begrenzt ist. 

Deutschland steht im europäischen Vergleich allerdings gut da, auch wenn Osteuropa die letzten Jahre massiv aufgeholt hat. Was daran liegt dass es hierzulande tatsächlich noch Leute gibt die täglich zur Arbeit gehen.

Aber wo fehlt dir denn beispielsweise das Sozialsystem in Deutschland? Im sozialen Bereich arbeiten mittlerweile zwei Millionen Menschen, das ist mehr als die gesamte Bauindustrie und die Automobilbranche zusammen beschäftigt. Auch das Geld ist nicht das Problem. Selbst ein Hartz4-Empfänger kann ähnlich konsumieren wie ein Arbeiter in den 50er Jahren, aber das reicht den meisten eben nicht.

Im Vergleich zu bsp. meinem Großvater habe ich es doch großartig. Der musste auf dem Land Metzger lernen und hat für seine Ausbildung noch Lehrgeld (also richtiges Geld mein ich) bezahlen müssen. Jeder Lehrling bekam zudem die Kopf kahlgeschoren (war für ihn besonders schlimm da er auf Brautschau war). Daneben gab es Schläge wenn er einmal nicht "gehorchte".

Da leb ich doch lieber in meiner Zeit muss ich sagen.

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Früher war alles besser ist natürlich Unsinn, aber ich denke doch dass früher manches noch mehr im Gleichgewicht war was momentan langsam aber sicher aus den Fugen gerät.

Ein Unterschied zu früher: Die Zeitkompression, mehr "leisten" in weniger Zeit. Englisch im Kindergarten, G8-Gymnasium, kein Zivi mehr...weniger Zeit zum nutzlosen spielen und zur Persönlichkeitsentfaltung. Und dann soll man sich mit 18 so gut kennen um zu wissen was man aus den 1000 Möglichkeiten als Studium wählt. Diese Orientierungslosigkeit zieht sich dann durchs ganze Studium und nach einigen Jahren Unistudium Mitte 20 ist man immernoch nicht schlauer. Die Geschwindigkeits- und Anforderungszunahme auf dem Arbeitsmarkt schwappt natürlich auch auf die Uni rüber.

Man kann diese massiven Probleme unter Studenten natürlich als first world problems abtun. In der Tat, das sind sie auch: hausgemacht. Ich sehe da große Selbstwertprobleme wenn Leute mit den einfachsten Dingen nicht mehr fertig werden und zum Therapeuten rennen. Ändert aber nichts daran dass es mitunter ernst zunehmende Probleme sind und bei der erwähnten Entwicklung ist das eigentlich nur logisch. Wo soll ein gesundes Selbstwertgefühl herkommen wenn Kindern keine Eigenverantwortung mehr zugemutet wird, kein Raum für Entfaltung, sie aber im besten FDP-Bildungsstil alle Kompetenzen vermittelt bekommen um mit Digitalisierung und Computern umzugehen, dabei aber keine Fähigkeiten entwickelt haben? Am Ende geht es doch in fast jeder Therapie um das selbe: Lernen das zu tun was man wirklich will, was einem wirklich gut tut. Das haben wohl viele in ihrer Jugend verpasst zu lernen. Und ich vermute mal um das zu lernen braucht man keinen hohen Wohlstand.

Ich plädiere ja für G10 + Pflicht-Zivi für alle. Und ausgeweiteten, unbenoteten Musik/Sport/Kunstunterricht. Einfach mal cool bleiben und als Reaktion auf den immer schneller werdenden Arbeitsalltag zwei Gänge runterschalten. Die Rechnung geht am Ende sicher eher auf als im Kindergarten mit Englisch zu beginnen, in der Grundschule PCs einzusetzen und im perfekten Berufseinstiegs-alter in der Klinik zu landen. Wir leben und arbeiten immer länger, also lasst uns die Zeit doch in die Jugend investieren.

bearbeitet von Cheche
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vor 9 Stunden, RyanStecken schrieb:

Naja die anwaltliche Tätigkeit unterscheidet sich durchaus sehr stark inhaltlich vom Studium und Referendariat, ich kenne genug Anwälte, die das selbst behaupten. Im Studium lernt man weit überwiegend das materielle Recht, während das Referendariat mehr eine Vorbereitung auf den Richterdienst darstellt bzw. so mal konzipiert wurde.

Ja, das habe ich auch mal gehört. Das heißt ja aber nicht, dass man sich während des Studiums und des Referendariats nicht darum kümmern könnte, wie das im Beruf so laufen wird. #

 

vor 9 Stunden, RyanStecken schrieb:

Nicht zu viel Zeiteinsatz? Das wage ich zu bezweifeln. Und Großbuden sind auch keine Referenz, weil die zahlen 20-30k mehr.

Zeiteinsatz steht in einer Abhängigkeit vom Gehalt. Mit den genannten Zahlen verdient ein Berufseinsteiger weit mehr als ein Durchschnittsangestellter. Natürlich mit längerer Arbeitszeit als ein Durchschnittsangestellter. Aber zumindest bei uns auch mit weniger Arbeit als in einer der Großbuden.

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Gast

Mich würden ja mal Vergleiche mit anderen europäischen Ländern interessieren, z. B. Skandinavien, wo es ja (angeblich) alles sozialer und humaner ist, und Südeuropa, wo der Familienzusammenhalt traditionell größer ist und (bestimmt kein unwichtiger Faktor) es aufgrund des Klimas keine Winterdepressionen gibt.

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