Falsche Entscheidungen in Bezug auf berufliche Zufriedenheit?

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Guten Abend, 

ich bin neu hier angemeldet und weiß gar nicht richtig wo und wie ich anfangen soll. Kurz etwas zu meiner Person: männlich, 20 Jahre alt, körperlich sehr fit und momentan tätig beim deutschen Heer als Anwärter in der Feldwebellaufbahn. (Infanterie, genaueres möchte ich vorerst nicht preisgeben)

Eins noch: Auch wenn es mir momentan nicht besonders gut geht (psychisch), soll das keineswegs ein Beitrag sein, indem ich mich nur über mein Leben beklage, viel mehr sind es berufliche und private Baustellen, welche momentan miteinander kollidieren und ich möchte sie versuchen  zu strukturieren um etwas Klarheit zu schaffen. Über konstruktive Antworten und Ratschläge würde ich mich freuen, es fällt mir auch nicht leicht über solch privaten Gedanken von mir zu sprechen. 

Ein Blick auf das Jahr 2017: Im Sommer habe ich mein fachgebundenes Abitur in Richtung Wirtschaft mit einem Schnitt von 2,1 bestanden. Ich war nie stark in Mathe und im Umgang mit zahlen und so musste ich mich etwas durchbeißen. Lediglich Deutsch hatte ich mit 15 von 15  Punkten bestanden und es war zusammen mit Politik mein  Lieblingsfach. Meine Stärken liegen definitiv eher im sprachlichen Bereich, was sich auch durch freiwillige Literaturkursbesuche nach der eigentlichen Schulzeit bemerkbar machte.

Dennoch bin ich nach wie vor sehr sportbegeistert. Da meine Gedanken bisher eher idealistisch geprägt waren, entschloss ich mich  von Anfang an für die Bundeswehr. Kurz vor meinem damaligen Eintritt in das Berufsleben lernte ich meine erste Freundin kennen. Der Berufseinstieg war die Hölle, die räumliche Trennung zu meiner damaligen Freundin hielt ich nicht aus. Nach vier Tagen quittierte ich den Dienst. Kurz darauf trennte sich meine damalige Freundin von mir, was für mich den kompletten Absturz bedeutete. Ich war zu anhänglich geworden, für mich gab es nur einen Schuldigen für das Beziehungsaus: Meine Anhänglichkeit. (aber das hätte sie nie zugegeben) Die Beziehung hielt übrigens nur 2 Monate und trotzdem war ich emotional viel zu sehr daran gebunden, ich konnte und wollte nicht glauben, dass es zu Ende war. Es hätte mir schon viel eher ein Warnzeichen sein sollen, welches ich einfach missachtete. 

Ich war beruflich planlos und schrieb mich einfach für ein Wintersemester in dem Studienfach Wirtschaftspädagogik ein. Das ganze fand 70km von meiner Heimat entfernt statt und da ich ziemlich spät war, hatte ich nur eine Wohnung zur Zwischenmiete gefunden. Das Studienfach baute exakt auf den kaufmännischen bzw. betriebswirtschaftlichen Inhalten wie die Schule auf und interessierte mich nur kaum. Nach vier Wochen brach ich wie zu erwarten ab und exmatrikulierte mich. Während des Studiums wurde ich trotz der geringen Distanz zur Heimat immer wieder von Heimweh getroffen, welches ein weiteres missachtetes Warnsignal für mich beudeuten sollte.  

Zwischenzeitlich widmete ich mich wieder dem Sport und stellte mich darauf ein, zur Bundeswehr  zurückzukehren. Einmal im Kopf verankert, machte ich dieses Vorhaben im Dezember  letzten Jahres wahr und bestand erfolgreich ein zweites Mal das Eignungsauswahlverfahren. Natürlich hatte ich viel zu erklären. Einstieg war dieses Mal das  zweite Quartal in diesem Jahr. Von November bis zum Beginn des zweiten Quartales diesen Jahres arbeitete ich körperlich sehr hart in einem Aushilfsjob an 6 Tagen pro Woche, was für mich kein Problem darstellte. 

Kurz vor dem zweiten Eintritt bekam ich wieder leicht kalte Füße, wollte mich aber dieses Mal auf jeden Fall durchbeißen und unter keinen Umständen aufgeben. Ich begann in einer Kaserne knapp 200km von Zuhause entfernt und hatte von Beginn an mit heftigem Heimweh zu kämpfen, welches ich irgendwie versucht habe zu unterdrücken (Alkohol und Sport, das erstere ist keine gute Wahl). Ich habe jeden Abend Tränen geschluckt oder mich auf der Toilette zum heulen verkrochen. So sensibel kannte ich mich nur aus meiner Kindheit, ich bin 1,90cm groß und bei Gott kein Lappen (zumindest physisch), aber das hat mich echt fertig gemacht.

Zwischenzeitlich war ich in der Kaserne eingesetzt, in der ich auch nach drei Jahren Ausbildung in ganz Deutschland eingesetzt sein werde, vermutlich bis zum Dienstzeitende. In dieser Kaserne machte ich eigentlich nur gute Erfahrungen, konnte  sogar jeden Tag nach Hause fahren, da sie nah an meiner Heimat liegt. Dennoch war ich mir stets unsicher ob ich diesen Herausforderungen gewachsen wäre. 

Kommen wir nun zum kompliziertesten Punkt: Mittlerweile bin ich wieder auf Lehrgang, weit entfernt von Zuhause und kämpfe nach wie vor mit Heimweh und heimlichen Tränenausbrüchen. Ich habe erkannt, dass ich bei diesem Problem sehr wahrscheinlich professionelle Hilfe benötige, da es schon seit meiner frühen Kindheit ein riesiges Problem war. Ich gehe täglich zum Sport, bekomme dennoch meinen Kopf nicht frei und merke wie ich langsam in eine depressive Stimmung verfalle. 

Als wäre das schon nicht genug, habe ich mir letzte Woche ein neues Auto zugelegt und einen Kredit aufgenommen. Eine äußerst dumme Entscheidung, welche mich lehrte, dass materieller Besitz für mich keine Zufriedenheit schafft und innere Zufriedenheit nicht erkauft werden kann. Allerdings kann ich innerhalb von 30 Tagen von diesem Darlehen zurücktreten, was es vielleicht nur halb so schlimm macht. 

Desweiteren bin ich aufgrund der aktuellen Umständen nicht sicher ob dieser Beruf die richtige Wahl für mich ist. Ich bin ein sehr nervöser und nachdenklicher Mensch, meine Handlungen und Entscheidungen werden ausschließlich durch meine Gedanken gesteuert, positive Gedanken sind meist positive Handlungen und sinngemäß umgekehrt, aber natürlich bin ich nur ein Mensch und begehe auch Fehler. Ich liebe meine Heimat, aber ich muss auch etwas gegen das Heimweh tun. 

Dennoch überlege ich momentan wieder aufzuhören und ein Studium in sprachlichen Bereichen aufzunehmen (bsp Sprache und Kommunikation). Parallel dazu würde ich vielleicht therapeutische Maßnahmen über mich ergehen lassen. Ich glaube fest daran, dass man durch Selbstdisziplin und Fleiß einiges im Leben erreichen kann, jedoch müssen meiner Meinung nach bestimmte Umstände stimmen, was momentan nicht der Fall ist. Mir ist durchaus bewusst, dass es in JEDER Ausbildung/Studium Hindernise gibt. Ein erneutes Aufhören wäre für mich aber nur eine weiter persönliche Niederlage und ein beruflicher Misserfolg. Vom Lebenslauf ganz zu schweigen. 

Schon damals wusste mein soziales Umfeld nicht was abging als ich beim ersten Mal aufgehört habe, weil der Beruf laut jedem den ich kenne sehr gut zu meiner Person passt. Ein weiteres Aufgeben  würde mich komplett lächerlich darstellen und wirklich Ernst könnte mich keiner mehr nehmen, auch nicht ich.  Entweder lebe ich ein Leben einer Person die ich tief in mir nicht sein möchte, oder aber ich bin nur eine Mimose die aufgrund von Heimweh alles auf den Kopf stellt und überdramatisiert. Genau an diesem Punkt weiß ich nicht mehr weiter und die Gedanken hören sich nicht auf zu drehen. Bis zum 29. September  kann ich noch aus meinem Dienstverhältnis ausscheiden, danach wird es sehr schwierig. Und diese Entscheidung kann nur ich allein treffen, aber ich fürchte mich davor eine falsche zu treffen.

Momentan ist es sehr schwer für mich wie man erkennen kann. Ich versuche ja aus meiner Comfort-Zone auszubrechen, schaffe es aber nicht mal mehr beim Sport. Zuhause am Wochenende hingegen ist alles cool, da schnalle ich mir meinen 25kg Rucksack auf den Rücken und  dann gehts richtig los. Wenn ich sonntags aber wieder zur Arbeit fahren muss, fühle ich mich nur noch beschissen. Mein Selbstwertgefühl ist dementsprechend auch sehr gering im Moment. Natürlich gibt es auch positive Momente, aber die sind leider viel zu selten.

Das war ein wirklich sehr persönlicher Einblick in mein aktuelles Geschehen und während dem Schreiben hab ich mich oft gefragt was eigentlich mein scheiß Problem ist. Ich werde es dennoch posten  und hoffe auf eine soziale Kommunikation. Bin den rauen Ton aber auch gewohnt also könnt ihr euch auch gern auslassen😄 

Nein, im Ernst, konstruktive Ratschläge wären sehr wünschenswert.

 

Peace 

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Du bist 20 Jahre alt und hast noch Dein ganzes Leben vor Dir. Dennoch solltest Du langsam mal die für Dich richtige Richtung einschlagen. Wenn es Dir Bauchschmerzen bereitet, kann da irgendwas nicht stimmen - dann scheint es für Dich einfach falsch zu sein und Dein Körper will Dir das irgendwie mitteilen.

ICH würde mir in solch einem Fall mal eine Auszeit nehmen und genau überlegen, was ich will. Denn dieses ständige hin und her mit Abbrüchen wirkt sich weder auf Deinen Selbstwert noch Deinen Lebenslauf gut aus, wobei letzteres für mich eher zu verschmerzen wäre. Auch Deine massiven Probleme mit dem Heimweh solltest Du angehen. Wie wäre es mit einer Work & Travel Reise für 6 Monate? Währenddessen könntest Du Dir bewusst werden was Du willst und gleichzeitig den Abnabelungsprozess von zu Hause beschleunigen.

Was Du letztendlich machen sollst, kann Dir keiner sagen. Dies wäre lediglich meine Art dieses "Problem" in den Griff zu bekommen 🙂

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Hallo, danke für die Antwort 😊

das Problem mit diesen Bauchschmerzen ist, dass diese verschwinden sobald ich in heimatnähe bin. Deswegen bin ich mir so unsicher, es gab wie gesagt auch positive Phasen und Momente. 

 

Ich bin jung, Single und habe an sich keine Verpflichtungen zuhause, deswegen kommt mir dieses Heimweh auch so skurril vor. 

Deine Idee finde ich persönlich nicht Verkehrt, jedoch kann ich ja auch nicht von jetzt auf gleich so eine Aktion starten. Bis zum Antritt einer solchen Reise würde selbst eine große Zeit vergehen. Und vorher muss ich sowieso erst das mit dem Auto klären.

 

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Einem Menschen, der nach 4 Tagen Abwesenheit von zu Hause/ seiner Freundin den Dienst quittiert, Work & Travel vorzuschlagen...ist nun ja...warum nicht gleich mit verbundenen Augen über ein Minenfeld spazieren?

TE, 

welche Gedanken und Gefühle verspürst du, wenn du nicht zu Hause bist?
Hast du an deinem Dienstort Freunde/ gute Kollegen gefunden? Besteht die Möglichkeit dir mit diesen Leuten eine "neue Heimat" herzustellen?
Eine Therapie o.Ä. ist denke ich eine gute Idee. 

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vor 25 Minuten, capitalcat schrieb:

TE, 

welche Gedanken und Gefühle verspürst du, wenn du nicht zu Hause bist?
Hast du an deinem Dienstort Freunde/ gute Kollegen gefunden? Besteht die Möglichkeit dir mit diesen Leuten eine "neue Heimat" herzustellen?
Eine Therapie o.Ä. ist denke ich eine gute Idee. 

Wenn ich nicht Zuhause bin, fehlt mir meistens das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Die Stadt hier fühlt sich befremdlich an, leider wirkt sich das auf den Rest meiner Laune aus, verliere zum Beispiel schneller die Fassung und den kühlen Kopf als es sonst der Fall ist, dann muss ich mich innerlich erst einmal wieder runterfahren. Oft vermisse ich auch mein soziales Umfeld, wobei ich weiß das unter der Woche wahrscheinlich sowieso nicht viel Zeit für Freunde ist. 

 

Freunde habe ich gefunden, es sind aber nicht viele, mit manchen Personen möchte ich hier auch nichts zu tun haben. Eine neue Heimat für mich nur dann möglich, wenn ich nach Dienst auch mal für mich sein kann. Eine Wohnung kommt für die kurze Zeit aber eher wenige in Frage. 

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@AR_222

ich habe deinen Ausgangspost gelesen. Vorab eine Frage, hattest Du das Heimweh schon früher oder ist es Dir erst im Dienst aufgefallen? Welcher Truppenteil? 

Idealismus und Militär schließen sich irgendwie aus, außer Du willst Offizier werden. Die Leben in einer anderen Welt. Du als Fw-Anwärter allerdings in der ungeschönten Realität in Uschis Tüpfeltarntruppe.

Ich vermute mal Du bist noch in der AGA oder hast sie kurz hinter Dir. Da muß man sich erst zusammenfinden und/oder ein dickes Fell wachsen lassen. Allerdings bildet sich in der Anfangsphase die Kameradschaft aus, die einem hilft gewisse Unzulänglichkeiten zu überstehen. Natürlich kann man nicht jeden mögen, Deppen gibt's überall. 

Ich sehe in deinem Fall mehrere Wehwehchen, die Du überdenken solltest.

Fachabitur vs. m. D. Bw

Heimweh vs. mögliche Auslandsverwendung

Soziales Umfeld daheim vs. Kameraden im Dienst.

Kaserne vs. Verlangen nach individueller Zeit.

Das wirkt sich alles auf dein Befinden aus. Kläre das für Dich ab und triff eine Entscheidung, mit der Du die nächsten Jahre leben kannst.

Kannst mich auch per PN anschreiben, wenn Du was wissen willst.

Gruß

Niemann

bearbeitet von Niemann-N
Rechtschreibung

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vor 17 Stunden, AR_222 schrieb:

Wenn ich nicht Zuhause bin, fehlt mir meistens das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Du scheinst dieses Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit nicht in dir verinnerlicht zu haben. Menschen, die kein/wenig Heimweh haben, haben ihr zu Hause immer bei sich. Bei dir scheint dieses Gefühl stark von äußeren Faktoren abzuhängen, auch bei deiner Freundin. Ein Mensch, der seine Freundin nicht immer sehen muss, weiß, dass sie da ist, auch wenn er sie nicht sieht, nichts von ihr hört. Er weiß, dass er liebenswert, stark, selbstständig ist, er hat vertrauen in sich, seine Mitmenschen und es gibt keinen Ort auf der Welt, wo er sich nicht wohl fühlen könnte (überspitzt formuliert)

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