Fröheres Burnout (Depressionen) verschweigen oder ehrlich Ansprechen in Beziehung

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Hallo liebe PUler,

ich habe eine Frage, wie man Eurer Meinung nach mit dem Thema psychische Erkrankung gerade in neuen Beziehungen umgehen sollte. Bei mir geht es darum, dass ich vor jetzt 6 Jahren ein "Burnout" hatte, was nach den Aussagen meinem damals behandelnden Arztes (Psychiater und Psychotherapeut) nichts anderes ist als eine exogen verursachte Depression. (Trennung von Freundin und eher unpassender, sehr stressiger Job).

Ich habe verrübergehend für vielleicht 6 Monate Medikamente genommen und eine Verhaltenstherapie absolviert, welche mir in der Neuausrichtung sehr geholfen hat. War ein paar Wochen krankgeschrieben, aber nie in einer Klinik oder ähnliches--> Ein besser zu mir passender Job, habe viele Ansichten bezüglich Karriere und was allgemein wichtig ist im Leben geändert. Damit lebe ich seitdem gut und lebe viel bewusster. Die ganze Sache war für mich wie ein Schuss vor den Bug und ich habe bewusst viel geändert. Klar ist, dass ich damit ein geringeres Risiko einer erneuten Episode habe, das Risiko eines Neuauftretens aber höher ist als bei Nochnichtbetroffenen.

Was will ich also von Euch wissen:

  • Bei irgendwelchen Bettgeschichten werde ich einen Teufel tuen und das Thema ansprechen. Aber was empfiehlt sich bei ernsthaften Beziehungen? Ansprechen, dass mein ein Burnout hatte, aber das Wort Depression nicht in den Mund nehmen oder die ganze Wahrheit auf den Tisch legen?  Ich frage deswegen, weil das Thema doch noch ein Stigma hat. Habe früher selbst 27 Jahre sehr negativ über die Erkrankung gedacht bis es mich selbst getroffen hat. Davor 0 Probleme, habe Schule und Studium immer gut durchgezogen.

 

Haut rein

bearbeitet von Domimeister

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vor 14 Minuten, Domimeister schrieb:

Habe früher selbst 27 Jahre sehr negativ über die Erkrankung gedacht bis es mich selbst getroffen hat. Davor 0 Probleme, habe Schule und Studium immer gut durchgezogen.

In Wirklichkeit denkst du immer noch negativ darüber, obwohl es dich selbst getroffen hat. Du hättest Dich lieber makellos und das projizierst du auf deine zukünftigen LTRs.

 

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Gast

Du könntest geschicktere Worte wählen anstatt "Burnout" und "exogene Depression", da es eher diese Begriffe sind, die mit einem Stigma behaftet sind und nicht die Situation selber, in welcher du warst.

Beispiel einer alternativen Kommunikation: "Ich war eine Zeit lang ziemlichem Stress ausgesetzt, ohne es wirklich zu merken resp. ohne etwas dagegen zu tun. Dies hat dann zu einer Überlastung geführt. Danach habe ich mein Leben hinterfragt und gemerkt, dass vieles nicht stimmig ist. Zum Glück hatte ich dann Mut, mich in Ruhe zu erholen und meine schädlichen Gedankenmuster auszusortieren. Dabei griff ich auf einen Therapeuten zurück, schliesslich haben die Erfahrung mit sowas. Nun ist wieder alles gut und ich bin genügend sensibilisiert, damit mir dies nicht nochmals passiert. Alles in allem eine sehr wertvolle Lebenserfahrung, denn sie hat vieles in das rechte Licht gerückt."

Irgendwie so etwas. Ich denke, du verstehst, was ich meine.

Es kann in solchen Fällen helfen, sich nicht zu sehr mit Begrifflichkeiten zu befassen, denn dies könnte dazu führen, dass man sich plötzlich damit identifiziert. Und das kann dann wiederum schädlich sein, vor allem weil man daraus auch einen gewissen "narzisstischen Gewinn" ziehen kann, wodurch es noch schwerer wird, diese loszulassen und im Heilungsprozess vorwärts zu kommen.

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vor 15 Minuten, MrProton schrieb:

Man sollte sich mMn bei Neurosen nicht zu sehr mit Begrifflichkeiten befassen, denn dies kann dazu führen, dass man sich dann plötzlich damit identifiziert. Und das ist dann wieder schädlich, vor allem weil man daraus auch einen gewissen "narzisstischen Gewinn" ziehen kann, wodurch es wiederum noch schwerer wird, diese loszulassen und im Heilungsprozess vorwärts zu kommen.

Kannst du das etwas näher erläutern? So wie ich es in meinem Umfeld erlebte, war zunächst eine gewisse Erleichterung da, dass der Betroffene und des Umfeld nun wussten, was los ist, dadurch dass die Diagnose gestellt wurde. Und es entwickelte sich bei dem Kranken eine Haltung nach dem Motto "Ich bin nunmal krank und deshalb verhalte ich mich so wie ich mich verhalte und erwarte Verständnis". Ist das der "narzisstische Gewinn"?

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vor 2 Stunden, SanDiego69 schrieb:

In Wirklichkeit denkst du immer noch negativ darüber, obwohl es dich selbst getroffen hat. Du hättest Dich lieber makellos und das projizierst du auf deine zukünftigen LTRs.

 

Naja, es ist ja kein 6er im Lotto. Ich trage das weder wie einen Gral vor mir her, noch versinke ich im Selbstmitleid. Ist einfach was, womit ich leben muss und das mir gezeigt hat, dass etwas in meinem Leben in die falsche Richtung lief. Eben ein Warnschuss, den ich meiner Meinung nach gehört und dementsprechende Anpassungen in meinem Leben / meinen Denkmustern vorgenommen habe. Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass das jemandem Fremdem bei mir auffallen würde. Dieses negativ denken war eher bezogen auf das Stigma, das immer noch besteht gegenüber solchen Sachen.

 

vor 1 Stunde, MrProton schrieb:

Du könntest geschicktere Worte wählen anstatt "Burnout" und "exogene Depression", da es eher diese Begriffe sind, die mit einem Stigma behaftet sind und nicht die Situation selber, in welcher du warst.

Beispiel einer alternativen Kommunikation: "Ich war eine Zeit lang ziemlichem Stress ausgesetzt, ohne es wirklich zu merken resp. ohne etwas dagegen zu tun. Dies hat dann zu einer Überlastung geführt. Danach habe ich mein Leben hinterfragt und gemerkt, dass vieles nicht stimmig ist. Zum Glück hatte ich dann Mut, mich in Ruhe zu erholen und meine schädlichen Gedankenmuster auszusortieren. Dabei griff ich auf einen Therapeuten zurück, schliesslich haben die Erfahrung mit sowas. Nun ist wieder alles gut und ich bin genügend sensibilisiert, damit mir dies nicht nochmals passiert. Alles in allem eine sehr wertvolle Lebenserfahrung, denn sie hat vieles in das rechte Licht gerückt."

Irgendwie so etwas. Ich denke, du verstehst, was ich meine.

Es kann in solchen Fällen helfen, sich nicht zu sehr mit Begrifflichkeiten zu befassen, denn dies könnte dazu führen, dass man sich plötzlich damit identifiziert. Und das kann dann wiederum schädlich sein, vor allem weil man daraus auch einen gewissen "narzisstischen Gewinn" ziehen kann, wodurch es noch schwerer wird, diese loszulassen und im Heilungsprozess vorwärts zu kommen.

Sehr guter Tipp und Formulierungsmöglichkeiten von Dir! Vielen Dank dafür! So in etwa habe ich das auch schon bei Bekannten formuliert.

Ich bin keiner, welcher jeden Tag daran denkt, oder die Sache als Entschuldigung für etwas nimmt. So gesehen ist es nichts, womit ich mich identifiziere eher was wie "ich habe Diabetes, also muss ich auf meine Ernährung achten" --> Bei mir ist es nicht die Ernährung, sondern es sind andere Dinge. 

 

 

Ich habe zB einen Kollegen, der schon im Studium ne depressive Episode hatte und jetzt im Job nach 25 Jahren im Moment das zweite mal mehrere Monate deswegen krankgeschrieben ist. Ansonsten hat er einen super Job gemacht. Der redet aber total offen über das Thema und ist einer von den Menschen, die awareness dafür wecken wollen. Das finde ich einerseits gut, ich selbst gehe damit aber nicht so offen um...

bearbeitet von Domimeister

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vor 7 Minuten, Domimeister schrieb:

Ich habe zB einen Kollegen, der schon im Studium ne depressive Episode hatte und jetzt im Job nach 25 Jahren im Moment das zweite mal mehrere Monate deswegen krankgeschrieben ist. Ansonsten hat er einen super Job gemacht. Der redet aber total offen über das Thema und ist einer von den Menschen, die awareness dafür wecken wollen. Das finde ich einerseits gut, ich selbst gehe damit aber nicht so offen um...

Ich halte es zum Beispiel ähnlich, und viele meiner Freunde und Bekannten, die betroffen waren oder sind, auch.

Ich hatte mit 18 schon das zweifelhafte Vergnügen mit einer schweren Depression. Zur damaligen Zeit war es unumgänglich, damit offen umzugehen - ich fiel so sehr aus der Rolle, das hätte sich unmöglich verstecken lassen. Heute ist es anders, wer mich jetzt kennenlernt, würde kaum drauf kommen, dass mich das Thema irgendwie betrifft. Trotzdem erzähle ich das sehr offen - weil es nämlich etwas ist, woraus ich viel gelernt hab, und was mich als Charakter geprägt hat. Das bedeutet, wenn ich eine Beziehung anfange, dann möchte ich, dass auch dieser Teil meiner Vorgeschichte klar ist, und akzeptiert wird. Und zwar ohne, dass ich mir dafür Beschönigungen und elegante Formulierungen ausdenken muss - wer mich deshalb schlechter ansieht oder Vorbehalte hat, den möchte ich garnicht in einer Beziehung haben...

Und ja, ich finde auch, dass mit dem Thema wesentlich mehr Menschen offen (wenn nicht gar offensiv) umgehen sollten. Weil man besagte Tabus und Vorurteile eben nur aus dem Köpfen der Menschen heraus bringt, wenn man das zur Normalität macht (was es ja ohnehin ist, nur sprechen viele nicht drüber). Was nicht bedeuten soll, dass man sich dann drauf ausruht. "Psychisch krank sein", und sich deshalb benehmen wie ein Arschloch, oder einfach nicht weiterentwickeln, kann es ja auch nicht sein - aber erst, wenn das Thema aus dem Tabu rausgeholt wird, wird es entsprechenden Menschen auch mal passieren, dass ihnen genau das rückgemeldet wird... Es ist höchste Zeit, dass die breite Masse die Möglichkeit bekommt, zu lernen, wie man mit psychisch Kranken umgeht - und das funktioniert am besten, indem Betroffene offen Rede und Antwort stehen. 

Mir ist es übrigens noch nie passiert, dass das negativ aufgefasst wurde. Eher im Gegenteil, auch im beruflichen Umfeld usw ernte ich höchstens Respektsbekundungen für meinen angeblichen Mut, darüber so zu sprechen. 

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vor einer Stunde, tomatosoup schrieb:

Kannst du das etwas näher erläutern? So wie ich es in meinem Umfeld erlebte, war zunächst eine gewisse Erleichterung da, dass der Betroffene und des Umfeld nun wussten, was los ist, dadurch dass die Diagnose gestellt wurde. Und es entwickelte sich bei dem Kranken eine Haltung nach dem Motto "Ich bin nunmal krank und deshalb verhalte ich mich so wie ich mich verhalte und erwarte Verständnis". Ist das der "narzisstische Gewinn"?

Ich meine damit, dass man die Aufmerksamkeit plötzlich irgendwie auch geniessen kann. Schliesslich steht man im Mittelpunkt, gilt (aus eigener Sicht) als etwas Besonderes und das Umfeld nimmt ständig Rücksicht. Und wegen diesen positiven Begleiteffekten kann es dann vielleicht schwierig werden, sich davon zu lösen und sich weiterzuentwickeln.

Aber ich bin gleicher Meinung wie du: eine Diagnose kann natürlich helfen, da man endlich etwas Greifbares hat und sich auf die entsprechenden Handlungsempfehlungen stützen kann. Mehr sollte sie meines Erachtens aber nicht sein.

Verstehst du, was ich meine? Ist schwierig zu erklären, da es ein sensibles Thema ist.

PS: Ich habe den Satz mit den "Neurosen", den du in deinem Post zitierst, angepasst. Denn ich bin kein Experte und sollte dementsprechend Wörter wie "Neurosen" nicht so dilettantisch verwenden.

 

vor 30 Minuten, Domimeister schrieb:

So in etwa habe ich das auch schon bei Bekannten formuliert, bin mir aber unsicher, ob ich das gegenüber der neuen Partnerin "wahrheitsgetreuer" erzähle

Ich meinte nicht, dass du deine Erlebnisse nicht wahrsheitsgetreu wiedergeben solltest. Im Gegenteil. Meine Empfehlung ist einzig, bei Burnout auf diese stigmatisierten, mit allen möglichen Vorurteilen behafteten Diagnosebegriffe so gut es geht zu verzichten. Warum also nicht deine Geschichte in deinen eigenen Worten erzählen?

 

vor 30 Minuten, Domimeister schrieb:

Ich habe zB einen Kollegen, der schon im Studium ne depressive Episode hatte und jetzt im Job nach 25 Jahren jetzt inzwischen das zweite mal mehrere Monate deswegen krankgeschrieben ist. Ansonsten hat er einen super Job gemacht. Der redet aber total offen über das Thema und ist einer von den Menschen, die awareness dafür wecken wollen. Das finde ich einerseits gut, ich selbst gehe damit aber nicht so offen um...

Ja, ich finde Menschen, die ohne selbstverliebte Hintergedanken solche Erlebnisse teilen, ebenfalls bewundernswert.

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vor 3 Stunden, Domimeister schrieb:

Hallo liebe PUler,

ich habe eine Frage, wie man Eurer Meinung nach mit dem Thema psychische Erkrankung gerade in neuen Beziehungen umgehen sollte. Bei mir geht es darum, dass ich vor jetzt 6 Jahren ein "Burnout" hatte, was nach den Aussagen meinem damals behandelnden Arztes (Psychiater und Psychotherapeut) nichts anderes ist als eine exogen verursachte Depression. (Trennung von Freundin und eher unpassender, sehr stressiger Job).

Ich habe verrübergehend für vielleicht 6 Monate Medikamente genommen und eine Verhaltenstherapie absolviert, welche mir in der Neuausrichtung sehr geholfen hat. War ein paar Wochen krankgeschrieben, aber nie in einer Klinik oder ähnliches--> Ein besser zu mir passender Job, habe viele Ansichten bezüglich Karriere und was allgemein wichtig ist im Leben geändert. Damit lebe ich seitdem gut und lebe viel bewusster. Die ganze Sache war für mich wie ein Schuss vor den Bug und ich habe bewusst viel geändert. Klar ist, dass ich damit ein geringeres Risiko einer erneuten Episode habe, das Risiko eines Neuauftretens aber höher ist als bei Nochnichtbetroffenen.

Was will ich also von Euch wissen:

  • Bei irgendwelchen Bettgeschichten werde ich einen Teufel tuen und das Thema ansprechen. Aber was empfiehlt sich bei ernsthaften Beziehungen? Ansprechen, dass mein ein Burnout hatte, aber das Wort Depression nicht in den Mund nehmen oder die ganze Wahrheit auf den Tisch legen?  Ich frage deswegen, weil das Thema doch noch ein Stigma hat. Habe früher selbst 27 Jahre sehr negativ über die Erkrankung gedacht bis es mich selbst getroffen hat. Davor 0 Probleme, habe Schule und Studium immer gut durchgezogen.

 

Haut rein

Versuch es mit der Wahrheit: du hattest eine Phase im Leben, in der du bitter enttäuscht wurdest und es dir darum nicht gut ging. Vielmehr muss der andere doch garnicht wissen, wenn es dir denn wichtig ist.

Labels für solche Lebensphasen/Ereignisse gibt es viele (Burnout, Depression, Anpassungstörung, Verbitterungsstörung, usw), aber ich würde das eigentlich nicht mehr groß thematisieren, wenn du die Phase wirklich hinter dir hast. Über ein gebrochenes Bein, weil dir jemand ein Bein gestellt hat würdest du ein paar Jahre später auch keine großen Worte mehr verlieren.

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vor 56 Minuten, MrProton schrieb:

Ich meine damit, dass man die Aufmerksamkeit plötzlich irgendwie auch geniessen kann. Schliesslich steht man im Mittelpunkt, gilt (aus eigener Sicht) als etwas Besonderes und das Umfeld nimmt ständig Rücksicht. Und wegen diesen positiven Begleiteffekten kann es dann vielleicht schwierig werden, sich davon zu lösen und sich weiterzuentwickeln.

Aber ich bin gleicher Meinung wie du: eine Diagnose kann natürlich helfen, da man endlich etwas Greifbares hat und sich auf die entsprechenden Handlungsempfehlungen stützen kann. Mehr sollte sie meines Erachtens aber nicht sein.

Verstehst du, was ich meine? Ist schwierig zu erklären, da es ein sensibles Thema ist.

Ich sehe es so, dass ein psychisch Kranker/Depressiver schon gerne mit seinen Gefühlen klarkommen möchte und gerne das machen möchte, was die anderen so machen und darunter leidet, es nicht hin zu bekommen.

Was die Aufmerksamkeit des Umfelds angeht, sehe ich das so wie wenn jemand sich das Bein bricht und alle ihn dann besuchen.

Ein Problem hat man dann, wenn der Kranke sich in seiner Rolle als Kranker einfindet und die verhaltenstherapeutischen Hilfen nicht annimmt bzw. umsetzt.

 

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vor 12 Minuten, tomatosoup schrieb:

Was die Aufmerksamkeit des Umfelds angeht, sehe ich das so wie wenn jemand sich das Bein bricht und alle ihn dann besuchen.

Ein Problem hat man dann, wenn der Kranke sich in seiner Rolle als Kranker einfindet und die verhaltenstherapeutischen Hilfen nicht annimmt bzw. umsetzt.

Ich sehe das ebenfalls so.

Über einen betimmten Zeitraum ist es sicherlich auch hilfreich, besondere Aufmerksamkeit zu bekommen. So wie es ebenso hilfreich sein kann, eine Zeit lang zu jammern oder sich in der Opferrolle zu suhlen. Das Problem hat man dann erst, wenn man da nicht mehr raus möchte.

Und der TE redet ja von einer Überlastung/Überforderung, von welcher er sich verhältnismässg rasch und ohne stationären Aufenthalt wieder erholt hat. Er hat die richtigen Schlüsse gezogen und wenn er aufmerksam ist und auf die Signale des Körpers hört, wird ihm das voraussichtlich nicht mehr passieren. Wir reden hier nicht von einer schweren Depression o.ä., zumindest nicht nach meinem laienhaften Verständnis der Materie. Ich denke, das muss man schon klar abgrenzen.

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vor 5 Stunden, Domimeister schrieb:

Hallo liebe PUler,

ich habe eine Frage, wie man Eurer Meinung nach mit dem Thema psychische Erkrankung gerade in neuen Beziehungen umgehen sollte. Bei mir geht es darum, dass ich vor jetzt 6 Jahren ein "Burnout" hatte, was nach den Aussagen meinem damals behandelnden Arztes (Psychiater und Psychotherapeut) nichts anderes ist als eine exogen verursachte Depression. (Trennung von Freundin und eher unpassender, sehr stressiger Job).

Ich habe verrübergehend für vielleicht 6 Monate Medikamente genommen und eine Verhaltenstherapie absolviert, welche mir in der Neuausrichtung sehr geholfen hat. War ein paar Wochen krankgeschrieben, aber nie in einer Klinik oder ähnliches--> Ein besser zu mir passender Job, habe viele Ansichten bezüglich Karriere und was allgemein wichtig ist im Leben geändert. Damit lebe ich seitdem gut und lebe viel bewusster. Die ganze Sache war für mich wie ein Schuss vor den Bug und ich habe bewusst viel geändert. Klar ist, dass ich damit ein geringeres Risiko einer erneuten Episode habe, das Risiko eines Neuauftretens aber höher ist als bei Nochnichtbetroffenen.

Was will ich also von Euch wissen:

  • Bei irgendwelchen Bettgeschichten werde ich einen Teufel tuen und das Thema ansprechen. Aber was empfiehlt sich bei ernsthaften Beziehungen? Ansprechen, dass mein ein Burnout hatte, aber das Wort Depression nicht in den Mund nehmen oder die ganze Wahrheit auf den Tisch legen?  Ich frage deswegen, weil das Thema doch noch ein Stigma hat. Habe früher selbst 27 Jahre sehr negativ über die Erkrankung gedacht bis es mich selbst getroffen hat. Davor 0 Probleme, habe Schule und Studium immer gut durchgezogen.

 

Haut rein

Wenn du jemanden kennen lernst, warum solltest du davon erzählen. Erst mal ist es wichtig, dich als Person kennen zu lernen und nicht ihr schon deine ganze Lebensgeschichte aufzudrängen. Das ist nicht nötig.

Wenn Frauen anfangen sich zu dir als Person hingezogen zu fühlen, reagieren sie darauf viel verständnisvoller und können besser damit umgehen.

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vor 5 Stunden, Domimeister schrieb:

Ich habe verrübergehend für vielleicht 6 Monate Medikamente genommen und eine Verhaltenstherapie absolviert, welche mir in der Neuausrichtung sehr geholfen hat. War ein paar Wochen krankgeschrieben, aber nie in einer Klinik oder ähnliches--> Ein besser zu mir passender Job, habe viele Ansichten bezüglich Karriere und was allgemein wichtig ist im Leben geändert. Damit lebe ich seitdem gut und lebe viel bewusster. Die ganze Sache war für mich wie ein Schuss vor den Bug und ich habe bewusst viel geändert. Klar ist, dass ich damit ein geringeres Risiko einer erneuten Episode habe, das Risiko eines Neuauftretens aber höher ist als bei Nochnichtbetroffenen.

 

Haut rein

Genau so kannst du die Geschichte doch erzählen. Nicht beim ersten Date aber wenn es ernster wird schon

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vor 2 Stunden, bandit_bln schrieb:

Über ein gebrochenes Bein, weil dir jemand ein Bein gestellt hat würdest du ein paar Jahre später auch keine großen Worte mehr verlieren.

Aber man hätte auch kein Problem, das gebrochene Bein konkret zu nennen, wenn es zum aktuellen Gesprächsthema passt, oder? Genau so sollte das denke ich mit anderen Erkrankungen auch sein. Es ist unsinnig, sich darüber zu definieren, und es gleich jedem auf die Nase zu binden. Genauso unsinnig ist es aber, es unbedingt umschiffen oder mit Euphemismen umschreiben zu wollen. 

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vor 36 Minuten, Nahilaa schrieb:

Aber man hätte auch kein Problem, das gebrochene Bein konkret zu nennen, wenn es zum aktuellen Gesprächsthema passt, oder? Genau so sollte das denke ich mit anderen Erkrankungen auch sein. Es ist unsinnig, sich darüber zu definieren, und es gleich jedem auf die Nase zu binden. Genauso unsinnig ist es aber, es unbedingt umschiffen oder mit Euphemismen umschreiben zu wollen. 

Bei einer reaktiven Depression sind aber die Umstände ursächlich. Daher kann man auch das Erzählen von der eigenen Depression als umschiffen betrachten, anstatt über die Ursachen zu berichten.

Es sollte kein Problem sein, über eine Depression im Leben zu reden. Die Depression ist vielleicht eher dann richtig vorbei, wenn es einem nicht mehr wichtig ist, dass man eine hatte und einem egal ist, was andere darüber denken. Daher der vergleich mit dem Beinbruch. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Ich hatte das genauso, wie der Threadersteller und mir ist das inzwischen egal. Ich habe sehr viel daraus gelernt und mich dadurch sehr stark weiterentwickelt. Aber es ist für mich kein Thema welches ich beim Daten oder Kennenlernen anschneiden, aber ich würde auch nicht ausweichen.  Nur im beruflichen  Bereich würde ich es nicht erwähnen.

 

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vor 14 Stunden, Domimeister schrieb:

Naja, es ist ja kein 6er im Lotto. Ich trage das weder wie einen Gral vor mir her, noch versinke ich im Selbstmitleid. Ist einfach was, womit ich leben muss und das mir gezeigt hat, dass etwas in meinem Leben in die falsche Richtung lief. Eben ein Warnschuss, den ich meiner Meinung nach gehört und dementsprechende Anpassungen in meinem Leben / meinen Denkmustern vorgenommen habe.

Doch, es war dein 6er im Lotto und du den Gral kannst du sogar mit stolz vor die hertragen. Kein Warnschuss, sondern ein Weckruf. Du hast dich angepasst und bist daran gewachsen. Du hast dich weiter entwickelt.

Leider erkennst du das (noch) nicht bzw. kannst du es (noch) nicht annehmen.

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Mein Partner hat das Thema beim 1. Date angesprochen, bzw. floss es ganz natürlich in unser Gespräch ein. War bei ihm auch vor mehreren Jahren. Es hat ihm geholfen anschließend bewusster auf sich zu achten. Er ist ein stabiler Mensch und für mich wäre es nie ein Ausschlusskriterium so lange ich den Eindruck habe, dass der Mensch mit sich und der damaligen Situation im Reinen ist. Menschen die sich ihre Depressionen schön reden ("Ich bin manchmal ein bisschen melancholisch.") meide ich hingegen.

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