Mindset: Schuldgefühle nach Kontaktabbruch/Trennung

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Gast

Ich war soeben wieder mit einer Situation konfrontiert, die ich so in ähnlicher Weise immer wieder durchlebt habe und mit der sich wohl jeder schon mal gestellt hat.

Kurz vor Beginn der allgemeinen Ausgangsbeschränkungen habe ich eine Frau kennengelernt und wir sind ein Verhältnis eingegangen. Obgleich ich kein Problem damit habe, mit mir alleine zu sein, habe ich mich anfangs über den Umstand gefreut, vielleicht für die nächste Zeit während der aktuellen Ausnahmesituation jemanden an meiner Seite zu haben.

Wir verstanden uns auf Anhieb gut, haben, zumindest im Bereich des aktuell möglichen, viel gemeinsam unternommen und über die letzten vier Wochen auch eine schöne Zeit gehabt. Ich habe selbst zwei aufeinanderfolgende unschöne Beziehungen hinter mir, wollte und möchte auch nicht wieder sofort eine neue Bindung eingehen und die Sache mit ihr eher locker angehen. 

Unangenehm war mir vor allem, dass sie kürzlich immer mehr und intensiver geklammert und mir gegenüber öfters geäußert hat, dass sie binnen der nächsten 2-3 Jahre ein Kind möchte - auch bedingt durch eine Autoimmunerkrankung mit der sie für immer leben und mit der sie auch sterben wird. Ich habe es für egoistisch gehalten, dieses Verhältnis weiterlaufen zu lassen und mich dazu entschlossen, für mich zu sein. Vor allem, weil ich aktuell keinen Kinderwunsch habe, ich ihr nichts vorspielen möchte und nicht noch einmal den Fehler begehen werde, aus Mitleid mit einer Person zusammenzubleiben. Da ich gerade meine Diplomarbeit schreibe, Leistungssport betreibe und einen großen Freundeskreis habe, mit dem ich auch weiterhin in Kontakt stehe, ist das kein Problem für mich. Ich nütze die Quarantäne für meine persönliche Weiterentwicklung.

Meine größte Schwierigkeit bei solchen Geschichten ist immer die, dass ich es schwer verdauen kann und Mitleid empfinde. Ich weiß, dass ich nicht für Sorgen, Wünsche und Probleme anderer Mitmenschen verantwortlich bin, kann mich zugleich auch nicht davon abstrahieren, da ich eine sehr sensible und empfindsame Persönlichkeit bin. Mir geht sowas unheimlich nahe und ich weiß nicht, ob ich diesbezüglich eine Ausnahme bin. Ich weiß, dass sie aufgrund ihres Lebenskonzepts und ihres Hintergrundes für eine langfristige Beziehung für mich nicht in Frage kommt und es nicht richtig wäre, sie bloß aus Zeitvertreib während der Quarantäne bei mir zu behalten. Gleichzeitig fühle ich mich aber bei dieser und bei vergangenen ähnlichen Situation verantwortlich und komme mir egozentrisch und rücksichtslos vor, wenn ich einen Schlussstrich ziehe und mir die Frau und ihre Persönlichkeit eigentlich sehr gut gefällt.

Ich würde gerne wissen, wie Ihr mit Euch selbst in solchen Umständen klar kommt und ob man ein Mindset entwickeln kann, um Schuldgefühle von vornherein abzustellen. 

 

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vor 13 Stunden, Schwertbert schrieb:

Meine größte Schwierigkeit bei solchen Geschichten ist immer die, dass ich es schwer verdauen kann und Mitleid empfinde. Ich weiß, dass ich nicht für Sorgen, Wünsche und Probleme anderer Mitmenschen verantwortlich bin, kann mich zugleich auch nicht davon abstrahieren, da ich eine sehr sensible und empfindsame Persönlichkeit bin.

Es besteht ein Unterschied zwischen Empathie (egal ob emotional oder kognitiv) und Verantwortlichkeit.

Wie findest du, dass du Sorgen, Wünsche und Probleme wahrnehmen kannst?
Weshalb fühlst du dich für diese Sachen verantwortlich?
 

 

vor 13 Stunden, Schwertbert schrieb:

Gleichzeitig fühle ich mich aber bei dieser und bei vergangenen ähnlichen Situation verantwortlich und komme mir egozentrisch und rücksichtslos vor, wenn ich einen Schlussstrich ziehe und mir die Frau und ihre Persönlichkeit eigentlich sehr gut gefällt.

Wofür bist du hier denn genau verantwortlich?
Was empfindest du hier als egozentrisch und rücksichtslos?

Was sagt sie denn zu deinen Gedanken und Gefühlen?
Leidet sie denn so, wie du es wahrnimmst?

Ich halte es für sinnvoll, immer erst abzuchecken, ob die eigene Wahrnehmung ein reales Abbild der Welt ist.

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Gast

Ich denke, dass die eigene emotionale Empfindung in Beziehungen gar kein Abbild rationaler Wahrnehmung sein kann.

So verhält es sich auch mit Mitleid und dem Gefühl, jemanden Schmerz zuzufügen, wenn man für sich entscheidet, eigene Wege zu gehen. Ich bin jedoch auch oft nicht mutig genug, dann klar zu sagen, was für mich Sache ist.

Anders gesagt, das Mitleid, oder die Angst, sie zwangsweise zu verletzen, halten mich oft zurück, klar Stellung zu beziehen und einen Schlussstrich zu ziehen. Ich tat mir in der Vergangenheit meist leichter, wenn ich nicht derjenige war, der den Anlass gab und von dem die Entscheidung ausging.

bearbeitet von Gast

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