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Das hier ist ein spezielles Thema. Im Netz gibt es dazu sicher auch die ein oder anderen spezifischeren Foren, welche solche Themen behandeln. Da ich aber auch nicht in zig Foren angemeldet sein möchte und ich einfach mal auch neugierig bin, ob evtl. hier auch andere "Betroffene" anwesend sind, poste ich einfach mal hier. Ich hoffe auch, daß ich mir hier das richtige Unterforum herausgesucht habe. Falls nicht, so kann evtl. der ein oder andere Mod das gerne auch verschieben..

Also, wer kennt ähnliches: Man arbeitet im Schichtdienst in einer Einrichtung des Sozial- und/oder Gesundheitswesens. Der allgemein herrschende Personalmangel in diesem Bereich ist weithin bekannt. Wenn nun Kollegen aufgrund von Krankheit ausfallen, dann läuft meistens immer das gleiche Schema ab. Es werden die anderen Kollegen angefragt bzw. man wird auch an freien Tagen kontaktiert/angerufen, ob man hier oder da wegen xy einspringen könne. Ab und an macht man das schon mal mit. Aber wenn dieses "Schema" zum Dauerbrenner wird, dann nervt es nur noch ....

Man hat gefühlt keine "Gewissheit" mehr bzw. es besteht die Möglichkeit, daß man an sieben Tagen die Woche angerufen werden könnte, weil wieder der Fall X eingetreten ist. Sicher sind jedem seine freien Tage in dieser Branche heilig.

Bei mir in der Einrichtung bleibt es nur dann unangetastet, wenn man Urlaub hat. An allen anderen Tagen/freien Tagen bin ich nie gefeit davor, daß mal wieder jemand anrufen könnte ...

Dieses Spiel habe ich eine gewisse Zeit "sportlich" mitgemacht, aber nun möchte ich nicht mehr/kann nicht mehr ...

Ich handhabe es inzwischen so, daß ich Anrufe meines Arbeitgebers in meiner Freizeit ignoriere. Ich bin gesetzlich auch gar nicht dazu verpflichtet, erreichbar zu sein (wenn nicht explizit sowas wie Bereitschaftsdienste, Rufbereitschaften usw. geregelt sind - und das sind sie bei uns auch nicht!) Aber es sorgt halt auch jedesmal für so einen gewissen Stress, wenn wieder mal so eine Anfrage kommt ...

Wie handhaben das andere Personen, welche auch in ähnlichen Bereichen tätig sind? Wie schafft ihr da für euch "Abgrenzung"?

Bin mal neugierig...

 

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@Natural Business Ich arbeite in einer psychiatrischen Klinik, selbst allerdings nicht im Schichtdienst. Du hast völlig recht damit, dass du nicht erreichbar sein musst. Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass es Druck erzeugt zu sehen, wenn da Anrufe kommen. 

Meine Kollegen vom Pflege- und Erziehungsdienst nutzen erst mal unsere WhatsApp-Gruppe für solche Anfragen, was sicher verträglicher ist als direkt angerufen zu werden. Meist findet sich eine Lösung. Am Ende des Tages ist es hier letztlich auch nicht nicht die Aufgabe des Teams oder deren Leitung, sondern die des Pflegedienstleiters das Personal zu besorgen. Wenn die Hütte mal komplett gebrannt hat, dann ist er auch schon mal selbst reingekommen.

Ich kenne nun nicht eure Strukturen. Gibt es einen Bereitschaftspool? Oder wäre es eine Lösung, mit einer Einspringerliste zu arbeiten, um eine gewisse Vorhersehbarkeit zu haben, derjenige zu sein, der als nächstes einspringt? Der, der einspringt kommt wieder ans Ende der Liste. So handhaben wir das, wenn der ärztlich-therapeutische Notdienst am Tag ausfällt. Das schafft eine gewisse Ausgeglichenheit, klar läuft das auch nicht immer rund. 

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@Roja 

Also, was z.b. das Thema WhatsApp angeht, da ist es bei meiner Einrichtung so, daß sich in der Tat div. Kollegen auch mal über WhatsApp kontaktieren, um div. Angelegenheiten zu klären. Aber jetzt kommts: Die nutzen dafür ihre privaten Accounts! Und sowas ist für mich schon mal ein absolutes No Go! Meine private Handy-Nr. habe ich bislang noch nicht mitgeteilt. Ich bin für den Arbeitgeber quasi nur klassisch über eine Festnetznummer erreichbar...

Leider gibt es bei uns auch keinen Bereitschaftspool bzw. sowas wie vorab geplante Rufdienste... Es läuft meistens so, wenn Ausfälle da sind, das nach folgendem Schema verfahren wird: Der Heimleiter bzw. die Teamleitung schreibt eine interne Rundmail an alle, daß Kollege/in XY an den Tagen ... ausfällt. Da wird dann abgefragt, wer sich vorstellen könne, Dienste zu übernehmen. Erstmal (so meint man) ist das dann natürlich eine "demokratische" Lösung für alle, weil ja niemand direkt angesprochen wird, sondern quasi das Team als Ganzes. Meist ist es dann so, daß es halt Kollegen gibt, die nie Nein sagen können und gleich immer bereit stehen. Dann gibt es die anderen, die eher sehr zurückhaltend sind bei der Sache....

Mir ist auch klar, daß es vielleicht insgeheim in der Kollegenschaft "Unmut" erzeugt, wenn jeder weiß, der/die "AB" springt öfter ein und der/die "CD" springt kaum ein... Aber sowas wird bei uns auch nicht offen angesprochen, es "gärt" dann mehr so im Untergrund....

Die Chefetage ist damit natürlich fein raus, die kann ja sagen "Es wird ja niemand gezwungen, die machen das ja alle freiwillig..."

Welche "Vergütung" ist zu erwarten, wenn die Leute freiwillig die Dienste übernehmen? Von oben kommt dann immer ein "Vergelt`s Gott" oder ein "Herzliches Dankeschön" .. Das wars dann..

Wie soll sich auch etwas ändern, wenn an diesem festgefahrenem Schema beigehalten wird und fast kaum jemand aus dem Team aufbegehrt?

Die Sache mit den Rundmails und der freiwilligen Abfrage funktioniert natürlich nur, wenn Dienste erst mit einem gewissen Vorlauf abgedeckt werden müssen.

Wenn kurzfristige Ausfälle drohen, wo innerhalb eines Tages, innerhalb des Folgetages usw. Dienste besetzt werden müssen, dann läuft es so, daß halt die Kollegen abtelefoniert werden, die gerade im Frei sind.. Also keinerlei Konzept dahinter, sondern reines "Glücksspiel" a la "Wer ist der erste, der anbeisst und zur Verfügung steht"? Und jetzt kommt für diese Konstellation auch noch ein wirklicher Hammer: Man hat wirklich die A...Karte gezogen, wenn man der Kollege ist, der grad in der Schicht ist, und den Anruf von XY reinbekommt, der sich krank meldet. Da wurde uns mal offeriert, daß wir selbst gleich mal am besten schauen sollen, wie die Strukturen gerade sind und evtl. gleich selbst div. Kollegen abtelefonieren, bevor wir das an die nächste Hierarchie weiter reichen.... Ein wirklicher Hammer, oder?

Sicher wird auch manchmal die Möglichkeit genutzt, daß zwei Wohngruppen dann zusammengelegt werden, und sich eben dann das verbliebene Personal die Betreuung aufteilt. Aber das ist manchmal aufgrund der ohnehin schon dünnen Personaldecke schwierig..

Ja, es ist ein verfluchter Teufelskreis.... Dieses ständige Springen aus dem Frei macht einen dann selber doch irgendwann chronisch krank...

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, welcher Bereich meine Einrichtung so ist. Also wir sind kein klassisches Pflegeheim. Es ist eine Wohneinrichtung der Heilerziehungspflege.

Sicher gibt es da auch nochmal Unterschiede in dern Strukturen, ob es jetzt ein Krankenhaus, Altenpflegeheim oder so Wohneinrichtungen sind.

Aber ich denke auch mit diesen Problemen "Personalmangel in Schichtdienst-branchen" haben sehr viele Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitswesen zu kämpfen.

Es muss sich endlich dringen nachhaltig etwas ändern!

Ich gehe manchmal sogar soweit, daß ich meinem privaten Freundes- und Bekanntenkreis sage: Leute, sorgt vor! Seht zu, daß ihr selbst später nicht irgendwann zu einem Pflegefall werdet! Kümmert euch um eure Angehörigen, eure Eltern, trefft Vorsorge! Wenn es so weiter geht, dann wird eines Tages niemand mehr da sein, der sich um die Bedürftigen/Kranken kümmert ....

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Ich kenne die Notstände sehr genau in dem Bereich und das ist wirklich schlimm. Gleichzeitig verstehe ich nicht, warum du nicht im Team mit den anderen Kollegen mal aufbringst, wie da zumindest gewisse Verbesserung reinkommen kann. Besprecht es miteinander. Letztlich gibt es immer die, die sich permanent aufopfern (die haben auch ihre Gründe dafür) und die, die sich immer totstellen.
Eine Einspringerliste kann da wie gesagt etwas mehr Gerechtigkeit reinbringen. Genau so mit der Handynummer. Wenn du die nicht rausgibst, dann rufen die natürlich an. Ich persönlich finde da eine WhatsApp oder Email deutlich angenehmer, aber das musst du für dich entscheiden. 

Ich kann die Not und den Ärger sehr gut verstehen und bin bei dir, dass die Lage absolut beschissen ist und dringend verbessert werden sollte. Gleichzeitig möchte ich dich ermutigen zu überlegen, wie ihr im Team Verbesserungen in der beschissenen Situation herbeiführen könnt. Wie du dazu beitragen kannst. Sonst wird das nur ein Jammerthema. 

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Ja, Roja, es stimmt schon, wenn das Team geschlossen so eine Sache mal vorbringen würde, dann könnte sich evtl. was bewegen...

Aber keiner will sozusagen "den ersten Stein werfen" ... Jeder kocht auch irgendwie so sein eigenes Süppchen.... es ist komplex ...

 

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Dann sprich es doch an im Team. Mehr als schiefgehen kann’s doch nicht. Stimm dich mit den Kollegen ab, sprecht miteinander. 

Ergänzung: im Bereich psychiatrische Klinik wird ja wohl bald die PPP-RL nach und nach scharf geschaltet. Kurz gesagt, Mindestpersonalanforderungen pro Patient mit Zahlungen für Kliniken, wenn nicht genug Personal da ist. Wo das allerdings herkommen soll? Weiß man nicht. 

bearbeitet von Roja

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Das ist auf jedenfall schon mal gut, wenn in gewissen Bereichen Mindestanforderungen geschaffen werden.

Frage ist natürlich, wie steht es um die Umsetzbarkeit?

Berufe in diesem Bereich müssen halt auch noch viel, viel mehr attraktiver gemacht werden.. Sprich: Bessere Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen, bessere Vereinbarkeit von Beruf/Familie/Freizeit etc. ...

Bei uns ist der Trend leider eher so, daß immer mehr Kollegen/innen in andere Bereiche/Berufsfelder abwandern, bevor sie sich die Mühe machen, im aktuellen Betrieb etwas nachhaltig verändern zu wollen..

 

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Gast

Tjo, mit euch im sozialen Bereich wird es gemacht, weil man es mit "sozialen" Menschen machen kann. Sieht man in diesem Post auch wieder gut. 

Arbeitgeber stellt (und das ist immer, immer gewollt so) zu wenige Leute ein. Arbeitnehmer bemüht sich dann selbst um eine Problemlösung, die aber mangels Budgetverantwortung außerhalb seiner Möglichkeiten liegt. 

Manager, Anwälte, Ingenieure,... sch... da drauf und wechseln einfach sofort den Job. Daher sind die Arbeitsbedingungen dort auch generell viel besser. 

 

 

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Am 14.1.2023 um 20:31 , MissionToMars schrieb:

Tjo, mit euch im sozialen Bereich wird es gemacht, weil man es mit "sozialen" Menschen machen kann. Sieht man in diesem Post auch wieder gut. 

Dass viele Kollegen im Sozialbereich sich "ausnutzen" lassen, dem stimme ich teilweise zu. Den Begriff "sozialer Mensch" möchte ich allerdings hier nicht verallgemeinert wissen. In diesem Kontext ist damit vielleicht gemeint, daß "soziale Menschen" oft in solchen Berufsfeldern landen und entsprechend über wenig Selbstbewusstsein verfügen, um das mit sich machen zu lassen? Wenn niemand mehr in diesen Bereichen arbeiten würde, so hätten wir gesamtgesellschaftlich ein eklatantes Problem. Also hier teilweise auch eine leider sehr oberflächliche Sichtweise, wenn ich mal anmerken darf..

Am 14.1.2023 um 20:31 , MissionToMars schrieb:

Arbeitgeber stellt (und das ist immer, immer gewollt so) zu wenige Leute ein. Arbeitnehmer bemüht sich dann selbst um eine Problemlösung, die aber mangels Budgetverantwortung außerhalb seiner Möglichkeiten liegt. 

Hier stimme ich zu, ja. Traurige Erkenntnis, aber wohl wahr. Die Arbeitgeber (scheinbar egal, welche Branche) sind mehr auf Sparmaßnahmen getrimmt. Zufriedenheit der AN, Echtes Wohlwollen ihnen gegenüber wird oft hinten angestellt (Auch wenn kein AG das offiziell zugeben würde). Probleme werden von der Chefetage teilweise an die Mitarbeiterebene deligiert: "Versucht selbst eine Lösung zu finden.. bla bla bla..". Funktioniert auch nur teilweise, aber in den meisten Fällen eben nicht wirklich. Viele Probleme sind "globaler" Natur und somit entzieht sich der Arbeitgeber (im weiteren Sinne die Politik) seiner (ihrer) Verantwortung. 

Sicher hat der ein oder andere hier schon mal den Satz gehört "Verantwortung kann man nicht deligieren!" Da ist was absolut wahres dran! Scheinbar sind sich viele Arbeitgeber dessen nicht bewusst..

Am 14.1.2023 um 20:31 , MissionToMars schrieb:

Manager, Anwälte, Ingenieure,... sch... da drauf und wechseln einfach sofort den Job. Daher sind die Arbeitsbedingungen dort auch generell viel besser. 

Ja, stimmt schon... Die hier genannten Berufe haben andere Voraussetzungen, müssen sich nicht mit div. Themen befassen. Aber was soll man mit dieser Aussage anfangen? Nicht jedes fleissige Bienchen, was unser System am laufen hält, kann nun Anwalt oder Manager sein.... Es muss eben auch die vielen produktiv arbeitenden Menschen geben, welche sich um andere kümmern, welche dafür sorgen, dass wir alle genug zu beissen haben, welche für unsere Sicherheit sorgen usw. Wenn jeder nur den Ton angeben will und keiner mehr "die Ärmel hochkrempeln" will, wohin soll das Ganze führen?

 

Der Thread hier ist halt in erster Linie dazu gedacht, daß sich auch mal Leute melden, die ähnliches durchgemacht haben oder die in solchen Berufsfeldern tätig sind und das alles nachvollziehen können.

Aussagen wie "Oh, blöd gelaufen, da haben es andere aber besser" oder "Mensch, ihr habt es aber echt nicht leicht in diesem Job" oder "Boah, diese Art von Tätigkeit könnte ich nicht machen" habe ich leider, leider schon sehr oft von außenstehenden zu hören bekommen..... 

Wie fühlt man sich, wenn man sowas vorgesagt bekommt? Ja, richtig mies!!!

Meiner Meinung nach sind die Schwierigkeiten in diesen Bereich nur wirklich nachhaltig zu beheben, wenn ein gesamtgesellschaftliches Interesse besteht, hier wirklich an der Wurzel anzupacken.

Wenn sich andere immer nur wegdrehen so a la "Gut, daß ich selbst davon nicht betroffen bin", dann wird sich da nicht so viel ändern .....

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Am 14.1.2023 um 20:31 , MissionToMars schrieb:

Tjo, mit euch im sozialen Bereich wird es gemacht, weil man es mit "sozialen" Menschen machen kann. Sieht man in diesem Post auch wieder gut. 

 

Kann dir gar nicht sagen, wie ätzend ich solche Meinungen finde. Richtig unpassender Vergleich auch deinerseits. Das kann man absolut nicht vergleichen. Im klinischen Bereich fehlt es schlichtweg an Personal. Punkt. Warum? Weil die Konditionen teils beschissen sind. Komm nicht mit „soziale Menschen lassen das mit sich machen“. Dein Blick darauf ist der Komplexität der Problematik überhaupt nicht angemessen. 

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Hmm, ich arbeite nicht im sozialen Bereich, aber meine Freundin ist seit Jahrzehnten OP-Schwester und klagt mir jedes Wochenende ihr Leid (und das ist auch ok so). Von 10 Schwesternstellen sind 4 nicht besetzt, 3 sind schwanger und dürfen nur noch Ablage machen, 1 meldet sich vorab krank und 2 machen den Job von 10, mit der unbeeinflussbarkeit der Ärzte, die dann kurz vor schichtende spontan beschließen jetzt noch bock auf eine 3h Sonder-OP zu haben… um die Schwesternschülerinnen auszubilden hat keiner Zeit, Lust und oft keine Ahnung mehr, und daher hocken die meisten Schülerinnen in der dauerhaften raucherpause. Und während die Mitarbeiter da stehen und schwitzen sagt die KH Leitung, cool, wir haben xx Mio Gewinn gemacht, während der Putz von der Decke in den Bauchraum des Patienten rieselt… seit ich diese Storys kenne möchte ich im Leben in kein KH mehr… da vergeht dir hören und sehen.

das Problem ist, du wirst das System nicht ändern. Denn hier geht es um viel Geld und die standhafte Verweigerung der Erkenntnis, dass Mitarbeiter das höchste Gut sind. Solange da von oben keine Änderung kommt, wird sich da nichts tun. Und das wird es nicht, wenn es nicht knallt. Und das kann es noch nicht, da, zumindest Krankenschwestern und Ärzte nicht streiken dürfen.

die Frage ist also, wie kannst du für dich besser damit umgehen, damit du eben nicht dran kaputtgehst? Hast du dir mal ausgerechnet, wie viele Dienste jeder Mitarbeiter freiwillig übernehmen müsste, dass es fair verteilt wird? Denn dann würde ich sagen, wenn dein Counter voll ist: „oh sorry, hab gerade 3 Gläser Wein getrunken, ich kann nicht kommen“. Du machst nen mega wichtigen Job. Tiefer Respekt. Du nützt aber nur strategisch was, wenn du das durchhältst. Das tust du nicht, wenn du dich verbrennst. Ja, dann müssen leider die Patienten leiden. Oder ne andere Lösung muss gefunden werden, aber du kannst nicht immer der depp sein.

Bei meinem AG (Unternehmensberatung, ich kenn Überstunden, glaub mir) haben gezielt ausgewählte Leute meine private Nummer. Weil ich inzwischen auf so einer Hierarchiestufe angekommen bin, dass ich nicht einfach sagen kann „ist Wochenende, geh weg“. Trotzdem kriegt die nicht jeder. Gibt nämlich einfach honks, die Sonntagnachmittag arbeiten, weil sie halt Mittwochs beim Golfen waren, und dann meinen, sie müssten dich anwhatsappen, weil jetzt würden sie ja gerne an xyz arbeiten. Oder honks, die rufen an, während man gerade vorm Traualtar steht, fieldtested.

dafür hab ich Narrenfreiheit. Ich teile meine Zeit ein und wenn ich nicht da bin, bin ich nicht da. Dafür komme ich dem Job entgegen. Und zwar soweit, dass es sich für mich wie ein ausgeglichenes geben & nehmen anfühlt. Das war früher nicht so, da habe ich mehr gegeben und wurde dann sehr unhappy, egal, wie viel mehr Kohle reinkam. Ich musste lernen, für mich die Rechnung auszugleichen, und nach kleineren Diskussionen wurde das auch akzeptiert.

Wie werden denn deine freiwilligen zusatzdienste ausgeglichen? Bist du für dich mit dem geben und nehmen zufrieden? Oder nicht? Was müsste passieren, damit du zufrieden bist?

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Am 23.1.2023 um 22:06 , Morgain schrieb:

Wie werden denn deine freiwilligen zusatzdienste ausgeglichen? Bist du für dich mit dem geben und nehmen zufrieden? Oder nicht? Was müsste passieren, damit du zufrieden bist?

Diese Dienste landen einfach auf dem Überstundenkonto, daß halt irgendwann auch wieder ausgeglichen werden muß. Manchmal kommt von der Chefetage dann ein "Herzliches Dankeschön an Alle, die eingesprungen sind". Mehr Vergütung gibt es in der Regel nicht..

Wenn der Arbeitgeber endlich mal ein vernünftiges Konzept entwickeln würde, wie mit Dienstausfällen adäquat umgegangen werden könnte, dann würde es für mehr Zufriedenheit bei allen Beteiligten sorgen. Bisher lautet das Konzept leider nur "Wir schauen mal, wer bei Personalausfall gerade Zeit und Lust hat, um zu springen" .....

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Nun, natürlich müssen Pausen eingehalten werden. Das ist auch ganz klar...

Die Zuschläge für Feiertage usw. gibt es natürlich. Die werden auch automatisch berücksichtigt. Aber in der Fragestellung ging es ja um die Vergütung von "Zusatzdiensten".

Für mich müsste eben das passieren, was ich da am Schluss von meinem letzten Beitrag geschrieben habe. Das eben der Arbeitgeber eine Regelung findet.

Und ja, das stimmt, in unserem Bereich gibt es "chronisch" zu wenig Personal. Dennoch ist es die Aufgabe des Arbeitgebers eine stimmige Lösung zu finden, so meine ich.

Happy bin ich mit der Situation keineswegs. 

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vor einer Stunde, Natural Business schrieb:

Dennoch ist es die Aufgabe des Arbeitgebers eine stimmige Lösung zu finden, so meine ich.

Happy bin ich mit der Situation keineswegs. 

Korrekt, das ist deinem AG aber egal. und vermutlich den meisten in der Branche auch, sonst könnten die das nichts durchziehen. Hat für die ungeregelt mehr Vorteile.

Lustigerweise steht in Arbeitsverträgen meistens nix von den Pflichten des AGs außer halt Gehalt zu zahlen, Urlaub zu gewähren und gesetzliche KV. Also wie willst du jetzt nachweisen, dass der AG in der Pflicht ist? Wie willst du einen Hebel finden um anzusetzen?
Wenn du nicht happy bist, gilt hier love it aka find dich ab, leave it aka Branchen- und Jobwechsel oder change it aka mach keine freiwilligen zusatzdienste mehr.

das sind deine Optionen, mehr hast du mEn nicht, weil mit Kopf durch die Wand als Einzelkämpfer wird nicht klappen. Da müsstet ihr euch schon alle zusammentun um nen Ansatz einer Chance zu haben. Pick your fights … musste ich auch lernen.

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vor 31 Minuten, Morgain schrieb:

Pick your fights … musste ich auch lernen.

Sehr wichtiger Rat, find ich gut 

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Am 7.1.2023 um 19:04 , Natural Business schrieb:

Dieses Spiel habe ich eine gewisse Zeit "sportlich" mitgemacht, aber nun möchte ich nicht mehr/kann nicht mehr ...

Du unterstützt das "marode" System weiter, wenn du einspringst. Mach es nicht mehr. Dein freier Tag ist dein freier Tag. Du bist ja nicht im Dauerbereitschaftsdienst.

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Das Grundproblem ist letztlich systemisch, weil die Dienstleistungen direkt erbracht werden und im Regelfall nicht aufschiebbar sind. Zudem sind es notwendige Leistungen, auf die nicht verzichtet werden kann. Obenauf kommt noch die Wirtschaftlichkeit - Gesundheit und Pflege sind ein Milliardenbusiness, die Kranken- und Pflegekassen versuchen möglichst auf geringe Kosten zu drängen, da die Politik sonst die Beiträge anheben müsste. Deshalb sind die Dienstpläne in der Regel auf Kante genäht und kein Reförmchen wird daran etwas ändern.

Wenn im Finanzamt ein Sachbearbeiter krank ist, dann bleiben die Akten häufig erst einmal liegen. Wenn in einer öffentlichen Bibliothek zuviele Mitarbeiter krank sind, dann wird der Laden einfach zu gemacht.

Am 7.1.2023 um 19:04 , Natural Business schrieb:

Wie handhaben das andere Personen, welche auch in ähnlichen Bereichen tätig sind? Wie schafft ihr da für euch "Abgrenzung"?

Es war nicht der aber mit ein Grund, warum ich schließlich innerhalb des Gesundheitswesens meine Stelle gewechselt habe. Gerade wenn man in Teilzeit arbeitet wird man meist als erstes angerufen, weil man theoretisch verfügbar ist. Mit dem Einspringen an sich hatte ich seltener ein Problem (ich gestalte meine Freizeit zumeist spontan und kurzfristig), aber mein Stundenkonto hat sich immer weiter augedehnt.

Aktuell habe ich das Glück in einem Bereich zu arbeiten, der verhältnismäßig gute Personalquoten erfüllt (wonach ich gezielt gesucht habe). Wenn mal ein Mitarbeiter ausfällt, muss sich die bestehende Schicht etwas mehr anstrengen, was aber noch im Bereich des möglichen ist. Im Schnitt springe ich alle 1-2 Monate einmal ein. Beim Vorarbeitgeber war's wöchentlich der Fall.

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Das Problem ist nur teilweise branchenspezifisch. 

Ich war zum Beispiel jahrelang König der unbezahlten Überstunden in meinem Betrieb, habe proaktiv Arbeitszeitgesetz und Pausenregelungen (auch Urlaubstage) ignoriert, weil ich halt dachte, dass man das so macht, Hustle-Culture, etc... - war saudumm und hat meiner Karriere letztlich sogar geschadet (nach 12h Arbeit machst du halt plötzlich Fehler). Saudumm, aber habe ich halt mit mir machen lassen. Du hast mildernde Umstände, weil du natürlich deine Patienten nicht im Stich lassen willst. Ehrenwert, wird aber halt hier auch ausgenutzt.

Anrufe in seiner Freizeit kennt wahrscheinlich fast jeder "Ingenieur, Anwalt oder Betriebswirt". Wenn du jung bist, dann gehst du natürlich noch ran oder rufst sogar zurück, wenn du vom Strand zurück bist und vier Anrufe in Abwesenheit hast. Nach ein paar Jahren weißt du aber, dass das zu 90% absolute Pillepalle ist und nur jemand zu faul war fünf Minuten selbst nachzudenken (habe jetzt aber auch einen Job, bei dem man wirklich mal 1-2 Wochen geplant außer Haus sein kann, ohne dass die Welt untergeht). Harte Konsequenz für mich: Ich bin extrem selektiv mit dem Herausrücken meiner Handynummer. Extrem selektiv.  

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Am 15.3.2023 um 14:08 , Metrodoros schrieb:

Deshalb sind die Dienstpläne in der Regel auf Kante genäht und kein Reförmchen wird daran etwas ändern.

Die Krankenhäuer sind mittlerweile sehr daran interessiert, gerade in den kritischen Bereichen die ppugv und die Quote der Fachkräfte einzuhalten, denn sonst drohen den Kliniken hier schon mal Millionenverluste. Reförmchen können schon was ändern, die Frage ist natürlich, ob in den nicht essentiellen Bereichen jetzt womöglich noch mehr gespart wird. 

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Am 18.3.2023 um 23:00 , ElNuevo schrieb:

Die Krankenhäuer sind mittlerweile sehr daran interessiert, gerade in den kritischen Bereichen die ppugv und die Quote der Fachkräfte einzuhalten, denn sonst drohen den Kliniken hier schon mal Millionenverluste.

Meine Erfahrung bezieht sich vor allem auf den Altenpflegesektor. Dort ist es grundsätzlich so, dass anbieterübergreifend, egal wo man sich umhört, immer nur das Minimum an Personal eingesetzt wird. Unter Minimum verstehe ich, dass immer etwas zu tun ist und es keine Pufferzeiten gibt, man es gerade so schafft die Pausenzeit einzuhalten. Wer das mal live im Alltag nebenbei erleben möchte: Das läuft ab wie in einem Discounter. Es ist immer eine Kasse am rotieren, die ununterbrochen läuft, erst wenn 7 oder 8 Kunden in der Schlange stehen wird eine neue aufgemacht. Zwischendurch werden Regale aufgefüllt und der Boden gewienert. Wenn sich nun jemand krank meldet, dann muss jemand anderes aus seiner geplanten Freizeit spontan einspringen und steht natürlich unter Druck, weil der Laden sonst nicht laufen kann, weil er schon in der Standardbesetzung am Limit läuft.

Das ist ein guter Übergang zu:

Am 18.3.2023 um 22:40 , Marcio schrieb:

Das Problem ist nur teilweise branchenspezifisch. 

Ich war zum Beispiel jahrelang König der unbezahlten Überstunden in meinem Betrieb, habe proaktiv Arbeitszeitgesetz und Pausenregelungen (auch Urlaubstage) ignoriert, weil ich halt dachte, dass man das so macht, Hustle-Culture, etc...

Wichtig ist, dass man sich einen Grad an Flexibilität bewahrt. Den Horizont zu erweitern und auch mal zu neuen Ufern aufbrechen ist branchenübergreifend wichtig, weil man ja bei jedem Arbeitgeberwechsel seinen Marktwert neu taxiert und die eigenen Ziele neu überdenkt. Die Option auf alternative Wirkungsfelder ist mit Sicherheit mit das vielversprechendste Mittel, um Druck auf der Arbeit zu begegnen. Auch andere Mütter haben schöne Töchter.

 

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Hier an der Stelle darf ich jetzt mal ein Update zu meiner beruflichen Situation geben: Ich werde den Arbeitgeber wechseln!

Habe es einem glücklichen Umstand zu verdanken, daß mich ein neuer Arbeitgeber angeschrieben hat, bei dem ich vor ca. einem Jahr mal "angeheuert" hatte. Damals waren keine Stellen mehr vakant, aber er hat mir versprochen, auf mich zurückzukommen, falls sich eine neue Möglichkeit ergeben sollte. Und siehe da, es hat nun geklappt! 🙂

Ich bin sehr froh, diesen Weg nun gehen zu können,es ist ein etwas anderer Bereich. Also auch Gesundheitssektor, aber eben mehr eine unterstützende/beratende Tätigkeit.

Die ganzen Widrigkeiten wie Schichtdienste, Arbeit am WE/Feiertagen, ständig angerufen werden wegen Einspringen etc. fallen nun weg!

Bei meinem "Noch-AG" hätte ich in hundert Jahren nicht mehr daran geglaubt, daß die endlich mal ne vernünftige Lösung, ein Konzept finden, um mit dem Mitarbeitermangel adäquat umzugehen.

Ich lasse also das Alte hinter mir und wage mich, mehr oder weniger, auf ein etwas anderes Parkett, worüber ich mich aber auch sehr freue!

Was noch ein sehr großer Vorteil ist, es ist am Wohnort, also auch Spritkosten quasi auch kein Thema mehr...

Also alles in allem ein Angebot, was ich nicht ablehnen kann/will. Selten so eine Chance in meinem Leben gehabt!

Und hier irgendwie auch so ein Phänomen: Hatte mir zunächst gar keine großen Hoffnungen auf die Stelle gemacht, keine "Erwartungen" gehabt etc. .. aber gerade dann klappt es dann meistens (War irgendwie beim alten AG auch so). Wenn man sich zu sehr "reinhängt", klappt es oft nicht, eher mal einfach "laufen" lassen und alles wird gut! (Ob ich mir das für andere Lebensbereiche auch so eingestehen sollte? ;))

Zum 01.06.23 gehts dann richtig los. Ich starte in ein neues Kapitel! 🙂

Meiner "alten" Branche wünsche ich sehr, daß sie endlich daraus lernt, wenn immer mehr Mitarbeiter aus dem Bereich "fliehen" und daraus endlich Schlüsse zieht ..

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Hallo Natural Business,

Ich habe mir dein Beitrag komplett durchgelesen.

Ich habe da nur eine Frage:

Wie gehst du mit den Menschen um, denen du begnest? Bzw. was macht es mit dir, wenn du hilfsbedürftige Menschen siehst?

Ich muss da ehrlich sagen, ich empfinde da eigentlich eher Mitleid und Mitgefühl mit denen, sodass ich da eigentlich fehl am Platze bin. Sowie, wie geht man mit an Demenz Erkrankte um?

Alles schwierige Fragen, wie ich finde!

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