Meine private Dresdner Oper

8 Beiträge in diesem Thema

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Ich bin unterwegs in Dresden. Als Promoter. Als Messias der Welt. Oder auch besser gesagt als Jemand, der versucht Leuten einen Spendenvertrag für eine namen hafte Hilfsorganisation aufzudrücken.

Es ist verregnet, kühl und nass. Wir stehen mit unserem Team in Mitten einer Einkaufsstraße Dresdens, wo ein undefinierbares "Kunstwerk" aus Metall das Zentrum markiert.

Die Menschen huschen an uns vorbei, den Regenschirm vor den Kopf haltend, um ja nicht angesprochen zu werden. Amüsiert schaue ich dem wilden Treiben zu und grübele mal wieder wie so oft, über die Gedanken dieser Menschen.

In Mitten dieser Massen kristallisiert sich eine Dame hervor. Roter Regenschirm, rote Schuhe, braune Lederjacke und eine Jeans. Diese Frau versucht definitiv dem Alter zu entrinnen und sieht bei diesem Vorhaben auch noch richtig gut aus.

Jeder Promoter entwickelt mit der Zeit seine eigene Art um Menschen aus ihrem Wahn der Unantastbarkeit rauszulocken und zum stehen zu bewegen. Mein Kollege springt Beispielsweise gerne die Leute von der Seite an, verpasst Ihnen den Schock des Lebens und nutzt die Situation auf witzige Art und Weise aus, um Sie an unseren Stand zu schleppen.

Ich für meinen Teil bevorzuge den direkten Blickkontakt und versuche je nach Typ von Frau entweder Dominant oder als Musterschwiegersohn durchzugehen.

Man mag es kaum glauben, aber für mich wurde bereits zwei mal von "Förderinnen" auf der offenen Straße ein Gebet gesprochen.

Wenn die wüssten. Ein Schritt meinerseits in Gotteshaus und ich würde wohl im Fegefeuer den brennenden Busch für die Gläubigen darstellen.

Das ich zu dem damaligen Zeitpunkt ein Auto mit einem Durchschnittsverbrauch von 20 Liter gefahren bin, sollte nun außer Acht gelassen werden, schließlich habe ich mein Gewissen mit der freiwilligen Promotion Arbeit zu Frieden gestellt.

Zurück zu unserer Lady in Red.

Sie wollte definitiv keinen Schwiegersohn. Mit Ihrem selbstbewusstem Gang, einem frechen Arsch wackeln hat Sie eine Kampfarena erweckt. Alle Menschen um uns herum verblassen. Es gibt nur noch uns Beide.

Ich positioniere mich wie üblich Mitten in den Weg, versuche meine B-Körbchen nach vorne zu strecken, um das Alpha Tier raushängen zu lassen. Sie lächelt mich schon von einiger Entfernung an, bewusst der Gefahr die Ihr bevorsteht.

Als Sie nur noch wenige Schritte von mir entfernt ist, rufe ich Ihr entgegen "Hey, bleib mal kurz stehen!".

Der Kampf ist eröffnet. Der Gladiator hat seine Stellung bezogen. Die Bestie faucht.

Sie grinst mich an. Öffnet Ihre knallrot bepinselten Lippen und sagt "Nö!" während Sie mit Blickkontakt an mir vorbei zieht.

Kampfarena? Bestie? Hallo?

Ich bin sichtlich verwirrt. Meine Arena verblasst, die Leute in unserer Umgebung treten wieder hervor.

Ich drehe mich um und versuche es erneut "Jetzt bleib doch mal stehen!".

Amüsiert über meine Motivation, grinst Sie mich erneut an und antwortet völlig desinteressiert an den Besuchern der Kampfarena mit einem "Nein." Um mir den endgültigen Gnadenstoß zu geben, bleibt Sie bei dieser ganzen Situation nicht einen Augenblick stehen.

Als ich schließlich nur noch Ihren wunderschönen Apfelarsch bewundern darf, gebe ich ein letztes verzweifeltes "Du kannst mich doch nicht im Regen stehen lassen!" von mir.

In der Sekunde als Sie stehen bleibt und Ihr lang gelocktes Haar mir andeutet, dass Sie Ihren Kopf umdreht, setze ich einen unwiderstehlich niedlichen Blick ein, wo sich selbst der gestiefelte Kater von dem Film "Shrek" eine Scheibe abschneiden kann.

Ich renne einige Meter zu Ihr und ignoriere das Geschehene.

"Wie heißt du denn?" gebe ich voller Eifer von mir.

Am Liebsten hätte ich mir in diesem Moment selbst eine verpasst. Mein Sabber war nicht zu vergleichen mit einem räudigen Hund welcher gerade ein Stück Knochen zugeworfen bekommen hat.

Wir halten kurzen Small Talk. Ich erfahre, dass Sie eine Hauptrolle in der Dresdner Oper spielt, deutlich älter ist als ich und zu einem Cafe verabredet ist.

"Du willst mir also jetzt schon fremd gehen?" gebe ich vollkommen entsetzt von mir.

Sie amüsiert sich und bejaht. Es folgt ein Moment der Stille als Sie plötzlich folgenden Satz von sich gibt.

"Soll ich dir meine Nummer geben?"

Vollkommen entsetzt von Ihrer Frage, gehe ich jegliche Regel in meinem Kopf durch und gebe den erst besten Satz von mir.

"Ich habe nicht danach gefragt."

Strike! Der Satz hat gesessen. Dachte ich zumindest.

"Ich biete Sie dir aber an." gibt Sie mit einem Gewinner Lächeln von sich.

Schneidet meine Eier ab und vergrabt Sie tief in der Erde. Ich habe Sie gerade gegen eine Handy Nummer eingetauscht.

Wir tauschen Nummern aus und verabschieden uns von einander, ich kündige an Sie eventuell noch am selben Tag in Ihrer Oper zu besuchen.

Schließlich wurde der Tag lang. Ich schaffte leider bei weitem nicht mir die Zeit für die Kulturvorstellung zu nehmen und schrieb der begabten Sängerin schließlich eine SMS um Sie auf einen Drink einzuladen.

Mutter wäre so stolz gewesen, aber ich bin ja noch jung.

Ohne großartige Einwände, machten wir ein Treffen am Abend aus und ich holte Sie an der besagten Uhrzeit von zu Hause ab.

Im Auto folgte ein langweiliges Gespräch über mein Leben, meine Firma und all die üblichen Geschichten, die man Frauen so beim kennen lernen von sich erzählen tut.

Ich war sichtlich geschlaucht vom nassen Tag in Dresden, als wir schließlich in eine nette mexikanische Bar unseren Fuß reinsetzten.

Wie am Abend üblich, versuchte ich von der Energiegeladenen Person meinerseits, umzuschalten auf die emotional einfühlsame Person aus dem Bilderbuch.

Ich redete über Dies und Jenes in einer ruhigen Tonlage, habe versucht als erwachsen und verständnisvoll zu wirken als uns allmählich die Gesprächsthemen ausgingen.

Code Red, wir haben Probleme!

Ich bemerkte, dass auf diese Art und Weise kein Weiterkommen an dem Abend mehr möglich war und fing an, mit Raketen auf Spatzen zu schießen.

"Warum sitzen wir eigentlich hier?" gebe ich zur Verdauung der Drinks von mir.

Sie schaut mich an und rührt in Ihrem Cocktail.

"Nun, ich habe eigentlich gedacht, dass du ein witziger Typ bist, wir was trinken gehen und ... einen schönen Abend miteinander haben."

Ich verstehe nicht. Vor mir sitzt eine Frau, mit einem top Aussehen, einer selbstbewussten Ausstrahlung und faselt etwas "von schönen Abend miteinander haben".

Im Grübeln entdecke ich plötzlich einen Ring an Ihrem Finger.

"Bist du verheiratet?"

Sie schlendert vor sich hin, schaut ins Fenster als plötzlich eine geballte Energie von Ihr freigesetzt wird.

"Also pass auf, damit keine blöden Fragen mehr kommen. Ich bin glücklich verheiratet, bin 31 Jahre alt und habe einen süßen Sohn. Mein Mann und Ich, sind zwar glücklich, haben uns aber keine körperliche Treue geschworen, sodass ich mir dachte, dass wir uns vielleicht einen netten Abend machen könnten."

Während ich vergeblich versuche auf ruhig zu machen und wie ein Wasserhydrant meine Cola mit dem Strohhalm schlürfe, schießen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Mein Puls ist an einer ungesunden Grenze angekommen.

Ruhe bewahren, junger Padawan.

Ich schweige einige Sekunden um meine äußerliche Gelassenheit zum Ausdruck zu bringen, während innerlich bei mir ein Vulkan brodelt.

"Das erklärt einiges!" gebe ich lächelnd von mir.

Danke lieber Gott, du triffst mich ab sofort jeden Sonntag in deinem Hause. Ach und entschuldige das ich letztes an deine Türen gewässert habe.

Nach dieser Ansage, zögere ich nicht lange, schnappe die Bedienung an der Hand und bezahlte unsere Getränke.

Ab diesem Zeitpunkt läuft unsere ganze Unterhaltung auf einer wesentlich enspannteren Ebene ab, sodass ich allmählich Vertrauen gewinne und meine wahren Stärken zum Vorschein bringen kann.

Wir laufen zum Auto, ich wähle die 11880 und ordere ein Zimmer im Hotel.

Sie scheut sich davor, mit mir an der Rezeption zu stehen, sei es drum.

Angekommen im Hotelzimmer, versuche ich eine passende Überleitung zu finden. Ich komme mir vor, wie die letzte Jungfrau auf Erden, als ich Sie schließlich dominant auf den Bauch lege und anfange Ihren wunderschön braunen Rücken zu küssen.

Danach läuft alles von alleine ab. Wir verbringen eine wunderschöne Nacht miteinander, in der ich mich in Gedanken mit dem Thema offene Beziehungen auseinander setze.

Beim Sex ist sie sehr offen, man merkt jedoch, dass Ihr die Untreue nicht im Blut liegt. Sie wurde von Ihrem Mann in diese Sache eingezogen und wird vermutlich dort auch nie wieder herauskommen.

Am Morgen danach setze ich Sie an der Ecke zu Ihrem Hause ab, Sie wirft mir noch "Meld dich mal, wenn du wieder in Dresden bist." zu und verschwindet kurz darauf.

Huldigt den Gladiator.

Ich danke an euch.

Weitere "Field Reports" findet Ihr auf meinem Blog: http://meine-besenkammer.blog.de

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Süß geschrieben :-D Gefällt mir gut.

Wieso eigentlich so oft ein Hotelzimmer? :rolleyes:

bearbeitet von porec

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Süß geschrieben :blink: Gefällt mir gut.

Wieso eigentlich so oft ein Hotelzimmer? :unknw:

In der Zeit als Promoter ist man immer in verschiedenen Städten unterwegs und ein Hotel macht einen besseren Eindruck, anstelle unser überfülltes jeweiliges Quartier :>

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Guter Schreibstil, gefällt mir auch. No offense, aber ich kann leider nichts von einem souveränen Mann wiederfinden. Du scheinst nur Glück mit der Frau gehabt zu haben.

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Wow ein wirklich fesselnder Schreibstil, das gefällt mir

Würde mich über weitere Geschichten von dir freuen !!

Grüße aus Wien

sYn

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Guter Schreibstil, gefällt mir auch. No offense, aber ich kann leider nichts von einem souveränen Mann wiederfinden. Du scheinst nur Glück mit der Frau gehabt zu haben.

Definitiv, dieses Erlebnis hat im Grunde wenig mit Verführung zu tun, sondern eher mit glücklichen Zufällen. Andere Geschichten in dem Blog sind jedoch in anderer Richtung.

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