1. Dein Alter: 29
2. Ihr Alter: 27
3. Art der Beziehung: monogam
4. Dauer der Beziehung: 1,5 Jahre
5. Dauer der Kennenlernphase vor LTR: 3 Wochen
6. Qualität/Häufigkeit Sex: anfangs sehr häufig, dann weniger, mittlerweile kaum noch
7. Gemeinsame Wohnung?: ja
8. Probleme, um die es sich handelt: unterschiedliche Kulturen und Sprache + Kind aus früherer Beziehung
Hallo zusammen,
ich habe Anfang letzten Jahres beim Gamen eine Frau kennengelernt. Optisch war sie genau mein Typ, mMn eine 9/10.
Nummer geholt, ne Woche später erstes Date gehabt und direkt im Bett gelandet. Danach wieder und wieder getroffen, 3 Wochen später Beziehung eingegangen. Anfangs war alles gut, sie lebte am anderen Ende der Stadt bei einer Familie, bei der sie als eine Art au-pair arbeitete. Wir sahen uns zu der Zeit 1-2 Mal die Woche. Ab September 2019, kurz vor Beginn ihres Masters, zog sie bei mir ein, da ihr Job bei der Familie endete. Hier war auch noch anfangs alles in Ordnung, bis Weihnachten ca. lief es richtig gut. Wir haben uns gut verstanden, im Bett lief es gut etc.
Jetzt, da die Anfangseuphorie verflogen ist und der Alltag Einzug hält, werden mir jedoch mehr und mehr die Schattenseiten von dieser Frau / Beziehung bewusst. Sie ist keine Deutsche, kommt aus einem Staat aus Osteuropa und ist zum Masterstudium hierher gekommen. Sie studiert auf Englisch. Ihre Deutschkenntnisse sind - naja sagen wir mal - ausbaufähig. In der Beziehung ist Englisch unsere Hauptsprache. Anfangs dachte ich noch, es sei nicht so schlimm und hatte die Hoffnung, sie würde sehr bald Fortschritte mit der deutschen Sprache machen. Mittlerweile stelle ich jedoch fest, dass die Fortschritte nicht so schnell kommen wie erwartet, sodass wir weiterhin nach 1 1/2 Jahren fast nur englisch miteinander sprechen. Wenn ich sie mit zu Familie / Freunden nehme, spricht sie zwar deutsch, aber es ist nicht einfach für alle Beteiligten. Sie kann sich praktisch kaum in Gespräche einbringen. Nur, wenn jemand explizit sie anspricht und auf sie eingeht, ist überhaupt eine Konversation möglich. Meistens wirkt es eher so, als bringe ich sie als nettes Anhängsel mit, nicht jedoch als meine gleichwertige Partnerin auf Augenhöhe. Auch wenn sie sehr gut aussieht, fühle ich mich damit irgendwie nicht besonders wohl. Auch sind intime und tiefergehende Gespräche für uns kaum möglich, da ich das nur in meiner Muttersprache kann. Ingesamt ist die Beziehung daher eher oberflächlich. Ich finde es unheimlich schwierig bspw. auf Englisch zu erklären, was genau ich in meinem neuen Job mache oder was ich auf ner Geschäftsreise Skurriles erlebt habe. Vor allem diese kuriosen Momente des Lebens, die man gerne mal mit seinem Partner teilt, kann ich kaum auf Englisch vernünftig rüberbringen. Meistens lasse ich in meinen Erzählungen daher 80 % von dem weg, was ich eigentlich sagen wollte / könnte. Den Rest bequatsche ich dann mit Freunden oder Eltern.
Ein weiteres Thema ist, dass meine Freundin eine 6 jährige Tochter hat, die derzeit noch in ihrem Heimatland bei ihren Eltern lebt. Ihr Plan ist es, die Tochter nächstes Jahr nach dem Ende des Studiums nach Deutschland zu holen. Positiv anrechnen muss ich ihr, dass sie mir schon beim ersten Date von ihrem Kind erzählt hat und nie ein Geheimnis aus ihren Plänen gemacht hat. Wir waren auch schon 2 Mal bei ihrer Familie und ich habe ihre Eltern und ihre Tochter kennengelernt. Es ist wirklich eine liebe Familie und das Kind wächst in guten Verhältnissen auf. Leider bietet das Land für die jüngere Generation wenig Perspektiven, weshalb viele Menschen auswandern. Es ist dort üblich, früh Kinder zu bekommen (mit 25 wäre man schon alt). Viele Mütter und Väter gehen für eine Zeit ins europäische Ausland um Geld für ihre junge Familie zu verdienen. Sie lassen ihre Kinder in der Heimat für eine gewisse Zeit zurück; entweder beim Ehepartner oder nach einer gescheiterten Ehe - wie in diesem Fall - bei den Eltern. Ich persönlich könnte so nicht leben, aber andere Länder, andere Sitten.
Bedenklicher finde ich hingegen, dass meine Freundin keine weiteren Kinder mehr möchte (sie fühlt sich mit 27 offenbar zu alt dafür). Ich hatte lange ebenfalls das Gefühl, gar keine Kinder haben zu wollen, weshalb ich anfangs dachte, dass diese Konstellation eigentlich perfekt sei. Dann habe ich aber mal darüber nachgedacht, was das bedeuten würde. Wenn ihre Tochter nach Deutschland kommt, würde ich mit zwei Nicht-Deutschen zusammen wohnen, dabei höchstwahrscheinlich Hauptverdiener sein und quasi ein fremdes Kind mit durchbringen (müssen). Die Kommunikation der beiden würde wiederum überwiegend in deren Muttersprache sein und ich würde kein Wort verstehen, sodass ich mich in gewisser Weise als Fremder im eigenen Land fühlen würde. Es könnte natürlich auch so sein, dass die Tochter sehr schnell in der Schule deutsch lernt und meine Partnerin ebenfalls nach dem Studium deutlich mehr Zeit für die neue Sprache aufbringen kann und dann schneller Fortschritte macht und alles nicht so schlimm wird wie vermutet. Man weiß es halt nicht.
Der viel wichtigere Punkt ist jedoch, dass mir in der letzten Zeit mehr und mehr bewusst geworden ist, dass ich eigentlich doch ein eigenes Kind möchte. Mit Anfang Mitte 20 hat mich das überhaupt nicht interessiert. Ich war mehr auf Karriere und materiellen Erfolg aus. Jetzt, da ich auf die 30 zugehe, sehe ich die Dinge etwas anders. Ich bin deutlich konservativer geworden, gehe kaum noch raus, bevorzuge es mit Freunden daheim zu kochen anstatt auf wilde Partys zu gehen und so weiter. Mit der „richtigen“ Frau wäre ich wahrscheinlich auch schon bald bereits eine eigene Familie zu gründen. Mit einer Frau, die meine Sprache spricht, mit der ich gemeinsame Vorstellungen und Werte habe, die den gleichen sozialen Status hat wie ich etc., würde ich sehr gerne ein Kind bekommen.
Während ich das alles so schreibe frage ich mich, wieso die Beziehung überhaupt noch Bestand hat. Wahrscheinlich bringe ich es einfach nicht übers Herz mich von ihr zu trennen. Ich habe diese Frau wirklich geliebt und sie ist auch eine sehr guter Mensch. Sie macht auch vieles für mich und wir hatten viele schöne Momente zusammen. Ich weiß nicht, ob sie es ohne mich packen würde, in Deutschland zu bleiben: sie lebt mietfrei bei mir, arbeitet zwar nebenbei und verdient sich was dazu, aber ne eigene Wohnung / WG zu finanzieren bei den Mietpreisen mittlerweile, könnte eng werden. Ich müsste neben der beendeten Beziehung also möglicherweise noch mit dem Gedanken leben, dass sie „wegen mir“ zurück in ihr Heimatland muss. Andererseits ist sie ja auch unaufgefordert hierher gekommen und hatte von Anfang an den Plan, es notfalls auch alleine zu schaffen.
Ihr lest heraus, es ist alles andere als unkompliziert. Ich hoffe es ist einigermaßen klar geworden, was Sache ist. Ich danke allen die bis hier gelesen haben. Vielleicht kennt der ein oder andere eine solche Situation und kann sagen, wie er / sie damit umgegangen ist oder was ihr mir raten würdet. Würde ich freuen von euch zu hören.
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.
Viele Grüße