Hallo liebe Leute! Lasst mich Euch diese Geschichte erzählen. Es ist eine Männergeschichte. Sie hatte für mich einen hohen Spassfaktor, wie Ihr nachher verstehen werdet. Am Freitagabend komme ich in die Kneipe, die "Beim Schrauber" heisst. Der hintere Teil des Ladens ist aus Dekorationsgründen, und auch um den Namen der Kneipe zu rechtfertigen, als Schrauberecke ausgelegt, dort stehen drei oder vier mehr oder weniger zerlegte Motorräder herum, zwischen Werkzeugen und ausgebauten Teilen. Meine Karre steht auch dort, ich hatte mit Paulchen, der hinter dem Tresen steht, vereinbart, die ausgebaute Batterie ans Ladegerät zu hängen. Ich hatte vor, das Moped an diesem Abend wieder zu bewegen. Mit einem Blick in die Ecke sehe ich: die Batterie steht immer noch dort, wo ich sie hingestellt hatte, sie war also immer noch nicht geladen, Paulchen hatte nicht funktioniert. Ich gehe am Ende des Tresens vorbei, bewaffnet mit Helm und Lederjacke (ich hatte ja vor zu fahren), und grüße allgemein in die Runde, laut und vernehmlich "Moin Kinners!!", dort sitzen drei Frauen und ein junger Mann vor ihren Getränken und unterhalten sich. Rechts sitzt, nennen wir sie hier mal Giulia, obwohl sie anders heisst, eine Ex von mir, wir waren früher mal zwei oder drei Monate lang zusammen. Ich habe zu meinen Ex immer eine entspannte Relation, aus der Sicht der Freiheit, dennoch um ihre Stärken und Schwächen wissend, nie im Streit auseinandergegangen, und immer eine gewisse Spannung erhalten. Sie hat wunderbare hellgrüne katzenartige Augen, die sie fast einmalig machen, eine überdurchschnittliche Körbchengröße und sie ist Motorradfahrerin (weswegen wir uns damals auch kennengelernt hatten), meist aber ohne eigenes Motorrad. Aus irgendeinem mir jetzt nicht mehr nachvollziehbaren Grund sehe ich sie beim Vorbeigehen scharf an und sage: "Wegen DIR bin ich hier!" und gehe weiter in Richtung meines Motorrades. Paulchen brüllt gegen den lauten Stevie Ray Vaughan aus den Lautsprechern an: "Hooky, was trinkst Du?", ich brülle zurück: "Ein Wasser!" und übergangslos: "Du hast die Batterie nicht angeklemmt?", worauf er entschuldigend die Schultern zuckt, wir grinsen uns an, er weiss, dass ich weiss, dass er in solchen Sachen nicht zuverlässig funktioniert, aber man kann es ihm nie übelnehmen. Ich hole das Ladegerät von hinten, schließe die Batterie an und stelle den Ladestrom auf 1 Ampere. Damit dürfte morgen früh erst wieder was gehen, ich setze mich seitlich auf den Motorradsitz. Ich schaue rüber zu der Gruppe am Ende des Tresens, Guilia steht auf und kommt zu mir rüber. Sie setzt sich auf meinen Oberschenkel und gibt mir einen fast schüchternen Kuss auf die Wange und schaut mir freundlich ins Gesicht. Sie kommt sympathisch, frisch und offen rüber, und sie riecht gut. Hat sie auf dem Weg zu mir noch schnell einen Blusenknopf mehr geöffnet? Frauen sind manchmal so trickreich, hmmm. In diesem Moment haut der junge Mann am Tresen mit beiden Fäusten zugleich auf die Tischplatte, er bekommt für diesen Moment von allen die volle Aufmerksamkeit, er steht ruckartig von seinem Stuhl auf und hämmert seinen Kopf gegen einen Stützbalken aus Holz. Mein Gott, ein männliches Drama, oder was läuft da ab. In den Balken sind Spaxschrauben reingedreht, wo früher mal eine Dartsscheibe oder ähnliches dranhing. Der Kopf blutet, weil er sich an solch einem Schraubenkopf geschrammt hat. Mir tut er leid, und mit einem männlich-solidarischen Reflex stehe ich auf, Guilia rutscht von meinem Bein in den Stand und sieht mich fragend an. Ich beachte das nicht weiter, gehe zu ihm hin und sehe ihn an, sein Gesicht ist verkrampft. Ich lege die Hand auf seine Schulter und nehme ihn zur Seite, wir gehen ein paar Schritte in Richtung Ausgang und ich sage: "Eine Frau?" Lautloses Nicken. Ich sage weiter, beruhigender Tonfall: "Hey mach dich nicht zum Affen vor den Mädels mit solchen dramatischen Gesten, warum setzt Du Dich nicht zu irgendeiner anderen Frau hier im Laden oder unterhältst Dich mit bessergelaunten Menschen, statt Dich durch Eifersucht stressen zu lassen. Mach Dich rar, sie wird auf dich zukommen, und wenn nicht, vergiss sie, dann wird es eh nichts." Ich winke Paulchen, und er gibt ihm was zu trinken, wo er sich jetzt niedersetzt. Ich gehe zurück und erzähle Guilia von meinen Plänen, das Motorrad heute abend mitzunehmen, um morgen früh loszufahren Richtung Norden. Und von Plan B, die Batterie die Nacht über zu laden, und die Karre morgen früh um Nullachthundert abzuholen, und dann zu starten. Ich frage sie, ob sie mitkommen möchte, ein ganzes Wochenende entspannt auf dem Bock, ein paar Freunde und Verwandte besuchen. Wetterprognose ist hervorragend. Sie schaut unschlüssig und fragt: "Uwe ist wohl nicht gut drauf?" und ich bin sicher, er ist der Grund für die Unschlüssigkeit. Na wie auch immer, ich trinke mein Wasser aus und mache Anstalten zu gehen. Ich mache Guilia klar, dass wir die Tour zusammen machen können, wenn sie morgen früh pünktlich hier ist, und wenn nicht, fahre ich solo. Auch ok. Wir reden noch etwas, die anderen beiden Frauen sind Freundinnen von ihr, und mit der Zeit steigt die Stimmung doch etwas, Uwe lässt sich nicht blicken. Wir reden auch nicht über das Drama, wenn das Gespräch darauf zu kommen droht, biege ich das Thema um. Es will mich nicht interessieren. Später sage ich tschüss und bin weg. Ich packe abends noch den Tankrucksack mit Proviant und ein paar Papptellern und Plastikbesteck für ein mögliches Picknick irgendwo und einige Getränke ein. Morgens bin ich pünktlich auf der Matte. Guilia ist da, hat den Helm dabei, strahlt mich an und scheint mit Uwe zu einer Lösung gekommen zu sein. Wir reden noch ein bisschen über alte Zeiten, alles wird locker und wir starten. Wir machen häufig Pausen, haben es nicht eilig, meiden Autobahnen, sie braucht Raucherpausen ab und zu, ich bin froh, meinerseits die Nikotinsucht losgeworden zu sein. Es ist ein sehr entspannter Vormittag, später kommen wir an $ZIELORT#1 an. Ich sehe Guilia ernst an und erzähle ihr von einer guten Freundin von mir, die ich jetzt kurz besuchen möchte, ALLEIN. Um etwas zu beenden, was noch schwelt. Sie scheint zu verstehen. Ich verspreche: maximal 30 Minuten. Sie wartet gegenüber beim Motorrad und einem kleinen Imbiss bei einem Kaffee, und spricht dort gleich ein anderes Motorradfahrerpärchen an, sie kommen gleich ins Gespräch. Ich mache mich auf. Meine alte Freundin hatte von ihrer Wohnung aus schon das Motorrad und meine Begleitung gesehen und erwidert meine gute Laune bei der Begrüßung nicht so richtig. Einzelheiten über Zickigkeiten und Stutenbissigkeiten erspare ich Euch, nach 20 Minuten war ich wieder zurück, und erfahre, dass die beiden anderen Klaus und Kerstin sind. Kerstin ist eine große, strähnig blonde und dominante Frau, gutgelaunt und laut. Kerstin zieht die Fäden, Klaus scheint zurückhaltend und bescheiden den ruhigen Part zu spielen. Jeder der beiden hat ein eigenes Bike und sie sind verheiratet, keine Kinder. Wir beschließen, zusammen durch die Berge zu fahren und irgendwo zu Mittag zu essen. Klaus meldet sich zu Wort und erklärt sich bereit, vorweg zu fahren und ein Restaurant anzusteuern, ca. 1 Stunde Fahrt von hier weg. Noch eine Zigarette von Guilia, ich gebe ihr nur mit Blicken zu verstehen, dass die Geschichte mit meiner alten Freundin "geklärt" ist. Guilia nickt nur. So langsam imponiert sie mir. Von oben schaut jemand durch die Gardine. Wir starten, dann langsame und gemütliche Fahrt. Klaus ist sympathischerweise kein Heizer oder will irgendwelche PS-Angaben beweisen. Nach dem Essen fahren wir getrennt weiter, und tauschen vorher noch Mobilfunknummern aus. Man sieht sich. Beim Fahren schmiegen sich Guilias Arme enger an meine Hüften als auf der Herfahrt und testen den Bauchumfang, sie scheint sich wohl zu fühlen. Die Stimmung färbt auf mich ab, ich genieße. Wir besuchen jetzt an $ZIELORT#2 meinen Freund und alten Musikerkumpel Arne und trinken Kaffee zusammen, dann spielt er Gitarre und ich Klavier, und wir jazzen ein Stündchen. Guilia fühlt sich bestens unterhalten, und am späten Nachmittag brechen wir wieder auf. Auf freiem Feld gibt es später noch ein Picknick auf der Decke und irgendwann liegen wir uns auch in der Armen, ohne Klamotten. Die Sonne scheint, kein Mensch weit und breit, das Leben ist schön, warum kann es nicht immer so sein. Alles stimmt. Ach, und übrigens: Guilia ist mit ihrem bebrillten Lockenköpfchen Uwe wieder "zusammen" wie sie sagt. Dennoch sehen wir uns hin und wieder und bei Gelegenheit. Euer Hooky