Lyrische Ejakulationen

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Gast joes_garage

Falls es hier weitere Menschen gibt, die ihre Gefühlslage, ihr Sexleben, ihren Drogenkonsum, ihre Träume oder all dies zusammen in Texte verwandeln - nehmt euer Notizbuch zur Hand und übertragt eure Texte ins digitale. Ich - und sicherlich auch einige andere hier - lesen gerne Texte von euch. Kann auch gerne ins <70 Forum verschoben werden falls es einen Moderator dazu drängt. Und wenn niemand etwas dazu beiträgt, nutze ich diesen Thread als digitale Kopie meines Notizbuches.

Vielleicht entsteht dieser Thread nur aus einem Mitteilungsbedürfnis heraus, aber um den Anfang zu machen:

17 war ich, allein Zuhause. Der Vater, mit der neuen Freundin an einem Konzert der Philharmonie. Es war ein Traum.

Ich lud sie zu mir ein. Ich kannte ihre Träume, es waren die meinen. Wir beide träumten von Freiheit; von Freiheit und von grenzenloser Liebe. Wir träumten von Abenteuern und von der Lust. Und nun sollte es so weit sein.

Um 15.00 Uhr öffnete ich ihr die Tür. Ich hatte sie erwartet. Sie hatte ihre Maske bei sich und ich die meine bereits aufgesetzt. Wir beide waren auf der suche nach dem Leben. Und heute sollten wir es finden.

Das Licht hatte ich bereits ausgelöscht. Die Kerzen füllten den Raum in ein wunderbares Licht. Ihr Flackern würde unser Rhythmus sein. Rachmaninoff klang aus den Boxen, das zweite Pianokonzert. Wir beide liebten es.

Der Rauch füllte das Zimmer mit Magie und die Tabletten füllten unseren Körper mit Exstase. Innerhalb von wenigen Minuten verloren wir uns in der Musik. Das Streichorchester und der Absinth. Das Piano und das Meskalin. Bald waren wir soweit.

Die Grenze zwischen unseren Herzen verschwand; unsere Körper begannen sich aufzulösen.

Ihre Tränen und meine Tränen verwischten sich mit unserem Schweiss. Und wir begannen zu vergessen.

Mit jedem Stoss, mit jedem Schrei vergassen wir mehr und mehr.

Unsere Eltern vergassen wir.

Unsere toten Geschwister vergassen wir.

Den Tod vergassen wir,

und auch das Leben vergassen wir.

Es gab nur noch diesen Moment.

Es gab nur noch ihre Kratzer. Unsere Schreie waren das einzige. Der Geruch des Schweisses, der Kerzen und des goldenen Rauches war das Einzige. Das Sofa, die leeren Flaschen, die Medikamente; alles verlor sich in einem verwischten Bild des Momentes. Trauer, Freude; alles ward zu einem Diener unsere Lust. Gott verlor an Bedeutung, denn die Sünde wurde zu unserem Instrument.

Die Ekstase hatte längst die Grenzen unsere Körper überwunden und wir fanden das Nirvana. Wir fanden das ewige Licht.

Hinter all den Kerzen, der Musik, den Tabletten, der Lust, den Masken und der Liebe fanden wir das ewige Licht.

Nun hatten wir gelebt, hatten von dem goldenen Nektar gekostet. Also taten wir wie vorbestimmt.

Unsere Schreie wurden schnell von den Medikamenten erstickt und in der folgenden Stille erloschen all die Kerzen. Im ewigen Licht fanden wir Ruhe.

Cheers,

joes_garage

bearbeitet von joes_garage

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