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Verführer

Gewartet habe ich vor vielen Türen,

In manches Mädchenohr mein Lied gesungen,

Viel schöne Frauen sucht ich zu verführen,

Bei der und jener ist es mir gelungen.

Und immer, wenn ein Mund sich mir ergab,

Und immer, wenn die Gier Erfüllung fand,

Sank eine selige Phantasie ins Grab,

Hielt ich nur Fleisch in der enttäuschten Hand.

Der Kuß, um den ich innigst mich bemühte,

Die Nacht, um die ich lang voll Glut geworben,

Ward endlich mein - und war gebrochene Blüte,

Der Duft war hin, das Beste war verdorben.

Von manchem Lager stand ich auf voll Leid,

Und jede Sättigung ward Überdruß;

Ich sehnte glühend fort mich vom Genuß

Nach Traum, nach Sehnsucht und nach Einsamkeit.

O Fluch, daß kein Besitz mich kann beglücken,

Daß jede Wirklichkeit den Traum vernichtet,

Den ich von ihr im Werben mir gedichtet

Und der so selig klang, so voll Entzücken!

Nach neuen Blumen zögernd greift die Hand,

Zu neuer Werbung stimm ich mein Gedicht ...

Wehr dich, du schöne Frau, straff dein Gewand!

Entzücke, quäle - doch erhör mich nicht!

Herrmann Hesse

[Gast]

Verführer

Gewartet habe ich vor vielen Türen,

In manches Mädchenohr mein Lied gesungen,

Viel schöne Frauen sucht ich zu verführen,

Bei der und jener ist es mir gelungen.

Und immer, wenn ein Mund sich mir ergab,

Und immer, wenn die Gier Erfüllung fand,

Sank eine selige Phantasie ins Grab,

Hielt ich nur Fleisch in der enttäuschten Hand.

Der Kuß, um den ich innigst mich bemühte,

Die Nacht, um die ich lang voll Glut geworben,

Ward endlich mein - und war gebrochene Blüte,

Der Duft war hin, das Beste war verdorben.

Von manchem Lager stand ich auf voll Leid,

Und jede Sättigung ward Überdruß;

Ich sehnte glühend fort mich vom Genuß

Nach Traum, nach Sehnsucht und nach Einsamkeit.

O Fluch, daß kein Besitz mich kann beglücken,

Daß jede Wirklichkeit den Traum vernichtet,

Den ich von ihr im Werben mir gedichtet

Und der so selig klang, so voll Entzücken!

Nach neuen Blumen zögernd greift die Hand,

Zu neuer Werbung stimm ich mein Gedicht ...

Wehr dich, du schöne Frau, straff dein Gewand!

Entzücke, quäle - doch erhör mich nicht!

Herrmann Hesse

Weise Worte... Kannte ich bisher nicht, danke für's Posten :D

Über den fett makierten Gedanken stolpere ich auch hin und wieder, so gut wie jede Handlung wird von Gier (Zuneigung) bzw. Hass (Abneigung) bestimmt. Ich halte es für unmöglich so glücklich zu werden.

Das Gedicht zeigt schön, dass weder Frauen Männer noch umgekehrt glücklich machen.

Aber ich lass es jetzt lieber meine Gedanken zu dem Thema aufzuschreiben, schließlich sind wir in einem PU-Forum.

Also auf auf in die Nacht stimmt eure Gedichte zu neuer Werbung :D

Edit: Falls Du Hesse magst und es nicht schon kennst, könntest Du Dir "Siddhartha" von ihm durchlesen, ein saugutes Buch. Das Ganze in Buddhas Zeit zu setzen finde ich etwas unglücklich gewählt, aber das ändert nichts an der Qualität des Buches!!

Juli 28, 2010 bearbeitet von Gast

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Hey, Siddharta hab ich schon gelesen, krasses Buch ! Danach weiß man, "worum es geht", einfach ausgedrückt. Ich finde das faszinierende an dem Gedicht ist, dass er sich am Ende wünscht, dass die Frau "ihn nicht ranlässt". Weil er jedes Mal eine riesige Enttäuschung erlebt, wenn sein Traum zur Wirklichkeit wurde. Wie man es ja auch selber kennt, wenn man merkt, dass eine noch so schöne Frau eben dann doch nur eine Frau ist und man sich letztendlich danach so fühlt wie vorher. (z.B. Mystery hat ja auch irgednwann übelste Depressionen gekriegt.) Ansonsten, danke, Herr Hesse, es ist trotzdem ein gutes GEdicht !