PU als Problem im Beruf, wie schalte ich mein Mojo ab?

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Hey Leute

Mich beschäftigt in letzter Zeit eine Art "Luxusproblem" und erbitte da mal euren Rat. Ich werde versuchen erstmal kurz die Situation zu schildern.

Ich bin 32 und vor ca. vier Jahren auf PU gestossen. Ich war einerseits schon davor relativ "gut" mit Frauen, offen, kommunikativ, neugierig, im Kontakt sehr flirtend. Gleichzeitig war ich eine Anhäufung von Limiting Beliefs und selbstunsicher was Frauen anging. Trotzdem hatte ich mehrere langjährige Beziehungen und kurze Affairen gehabt. Ich habe Psychologie studiert, befinde mich aktuell in der Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten und arbeite gleichzeitig in einer Psychosomatischen Klinik.

Ich habe über die letzten Jahre eine für mich selbst beeindruckende Entwicklung durchgemacht. Mit 28 habe ich das erste mal realisiert, dass fast jeder Kontakt zu Frauen von mir eigentlich flirten ist, dass ich eigentlich Game habe aber mein Inner Game dem hinterherhinkt. Es war eine Mischung aus PU, diesem Forum, Selbsterfahrung im Rahmen meiner Weiterbildung und der therapeutischen Arbeit selbst die mir geholfen hat mich stark weiter zu entwickeln.

Es hat sich viel verändert, ich bin seit etwas über zwei Jahren in einer tollen LTR, davor mehrere Affairen, ONS, ich bin zu einem attraktiven selbstbewussten Mann geworden. Dazu kommt, dass ich früher normalgewichtig war, durch eine extreme Schilddrüsenunterfunktion noch vor PU aber auf 115 kilo hochgeschnellt war bevor ich das realisiert hatte. Ich bin inzwischen wieder auf 90 kg, treibe aktiv Sport und falle dadurch auch körperlich mehr auf. Tendenz fallend. Genau das scheine ich auch auszustrahlen mit der entsprechenden Wirkung auf Frauen.

Jetzt zu meinem Problem. PU hat mir nicht nur persönlich, sondern auch im Verstehen sozialer Dynamiken in meiner Arbeit geholfen. Natürlich ist es mein jetziger Zustand, der mir gut tut, der mir Spaß macht und den ich genieße. Gleichzeitig kann ich dieses "Feuer" nicht einfach so abstellen und das ist in meinem Beruf manchmal schwierig. Als angehender Psychotherapeut behandle ich überwiegend Frauen (ich arbeite nicht im Suchtbereich). Zwischen 17 Jahren und 82 Jahren war schon alles dabei. Mal abgesehen davon, dass mir meine Berufsordnung jeden persönlichen und sexuellen Kontakt mit meinen Klienten verbietet ist es für mich auch eine persönliche Selbstverständlichkeit, dass ich die therapeutische Beziehung auf einer rein professionellen Ebene führe. Gleichzeitig geh ich sehr nah an meine Patienten ran, sie fühlen sich bei mir wertgeschätzt, fühlen sich wohl und angenommen. Das ist auch eine persönliche Komponente von mir. Im Pu-Jargon bin und war ich früher schon verdammt gut in Comfort und ich kriege erstaunlich oft von Menschen zurückgemeldet, dass sie nach kurzer Zeit das Gefühl haben mich ewig zu kennen.

In meinem Beruf sieht das dann aber so aus. Ich habe Attraction durch die Art wie ich bin, durch meine Ausstrahlung, den Social Proof in der Klinik, dadurch dass ich als Therapeut natürlich mysteriös und hard2get bin, nicht indem ich bewusst Attractionswitches drücke, nicht indem ich meine Patientinnen game. Ich habe Comfort einerseits durch meine Art, andererseits extrem hoch durch meine Arbeit. Für einige meiner Patientinnen ist das katastrophal, männliche Therapeuten haben schon immer damit zu kämpfen, dass sich Patientinnen in sie verlieben und ich bin da ein Extremfall.

Ich bekomme Liebesbriefe (teils von Patientinnen die außer "Hallo" auf dem Gang nie Kontakt mit mir hatten), IOIs, Komplimente, war erst letztens in der Therapiegruppe einer Kollegin Thema weil ich so ein "Schnittchen" bin. Das geht teilweise so weit, dass ich Therapien abbrechen muss, weil die Neutralität nicht mehr möglich ist, der Höhepunkt war, dass eine persönlichkeitsgestörte Patientin die Klinik wechseln musste. Ich bin mir bewusst, dass es an sich nicht mein Problem ist, mir geht es nicht schlecht damit. Aber es behindert meine Arbeit.

Mein Supervisor sagte mal scherzhaft, "Sie sind ein Verführer Herr W.," ich musste innerlich lachen weil ich dachte wie recht er doch hat und werde es mit ihm definitiv auch nochmal ansprechen.

Trotzdem bin ich über jeden Rat von eurer Seite dankbar. Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie kann ich mich anders verhalten oder welche anderen Sichtweisen seh ich grad noch nicht?

bearbeitet von gone crazy back soon

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Fraglich ist, wieviel du überhaupt tun kannst. Als Therapeut dürftest du eh wissen, dass deine MEthodik kaum eine Rolle spielt (15% aufgeklärte Varianz), die therapeutische Beziehung zwischen Therapeut und Klient eine deutlich höhere (30% der aufgeklärten Varianz, siehe Asay & Lambert, 1999).

Daher ist es für mich am besten die große Frage, inwieweit du eben diese Beziehung nützlich gestalten kannst. Du hast sicher Fälle, die wirklich gut funktionieren. Was machst du in diesen Fällen anders? Bedenken musst du ja, dass extratherapeutische Faktoren (Ressourcen des Patienten, Kontext des Patienten) mit 40% einschlagen. Da kannst du teilweise gar nicht mal mehr soviel tun.

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Fraglich ist, wieviel du überhaupt tun kannst. Als Therapeut dürftest du eh wissen, dass deine MEthodik kaum eine Rolle spielt (15% aufgeklärte Varianz), die therapeutische Beziehung zwischen Therapeut und Klient eine deutlich höhere (30% der aufgeklärten Varianz, siehe Asay & Lambert, 1999).

Ich sehe das so, mein Saatgut kann noch so gut sein, wenn der Acker einfach nix hergibt gibts einfach keine Ernte. Egal welche Methode ich anwende, die Saat kann nicht aufgehen wenn die Beziehung nicht stimmt. Dessen bin ich mir bewusst. Beziehungsaufbau und therapeutische Beziehung sind zwei meiner großen Stärken. In Sonderfällen eben auch mal nachteilig.

Daher ist es für mich am besten die große Frage, inwieweit du eben diese Beziehung nützlich gestalten kannst. Du hast sicher Fälle, die wirklich gut funktionieren. Was machst du in diesen Fällen anders? Bedenken musst du ja, dass extratherapeutische Faktoren (Ressourcen des Patienten, Kontext des Patienten) mit 40% einschlagen. Da kannst du teilweise gar nicht mal mehr soviel tun.

Wie gesagt, in den meisten Fällen ist das eine Ressource und ich kann die Beziehung sehr gut gestalten und als Nährboden für Veränderungen nutzen. Spontan fällt mir nichts ein, was ich anders mache. Aber danke da werde ich nochmal genauer drauf versuchen zu achten. Oft sind es eben im klinischen Kontext Patientinnen mit denen ich keine therapeutische Beziehung habe, weil nicht von mir betreut. Das reduziert meine Einflußmöglichkeiten gewaltig.

Diese 40% sind eben die unkontrollierbare Variable und ja ich geb dir recht, da kann ich leider nicht mehr so viel tun. Außer zu versuchen in die Therapie mit einfließen zu lassen, wenn es soweit kommt. Aber genau da liegt ja das Hindernis für meine Arbeit. Ein Faktor den ich nicht oder nur teilweise kontrollieren kann, der bei mir aber beispielsweise häufiger vorkommt als bei meinen Kollegen.

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Mir ist grad noch was eingefallen. Wie sieht es damit aus, vielleicht eine Mediationsausbildung zu machen?

Da Mediatoren extrem neutral sein müssen, wird in dieser Ausbildung sehr stark darauf geachtet, wie derjenige bestimmte Ticks und minimale Körperregungen äussert, wie er Sympathie ausdrückt und so weiter. Ziel der Ausbildung ist dies so weit wie möglich abzustellen, um ein neutraler Verhandlungspartner beider Parteien zu sein. Könnte sehr hilfreich sein.

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Mir ist grad noch was eingefallen. Wie sieht es damit aus, vielleicht eine Mediationsausbildung zu machen?

Da Mediatoren extrem neutral sein müssen, wird in dieser Ausbildung sehr stark darauf geachtet, wie derjenige bestimmte Ticks und minimale Körperregungen äussert, wie er Sympathie ausdrückt und so weiter. Ziel der Ausbildung ist dies so weit wie möglich abzustellen, um ein neutraler Verhandlungspartner beider Parteien zu sein. Könnte sehr hilfreich sein.

Witzig, dass du das ansprichst. Ich hab mich schon während des Studiums mit dem Thema Mediation beschäftigt. Habe es aber vorerst zurückgestellt, weil meine Weiterbildung zu viele zeitliche und finanzielle Ressourcen frisst. Definitiv noch etwas, worauf ich nochmal einen Blick werfen werde.

"Aber es behindert meine Arbeit."

Inwiefern behindert es genau deine Arbeit?

Das ist schwierig in Kurzform zu erklären, ich versuche es ansatzweise.

Ich arbeite in einem Setting, da sind fünf bis sieben Wochen Aufenthalt schon viel. Ich hatte letztens einen Patienten der kam mit einer stark ausgeprägten ängstlich-depressiven Symptomatik. Wir konnten anfangs gut arbeiten, er hat einige Dinge erkannt, konnte erste Veränderungen beginnen. Dann hat er sich in eine Mitpatientin verliebt. Das Verliebtheitsgefühl hat die depressive Symptomatik kurzfristig überlagert, er war nicht mehr zugänglich für Therapien und obwohl er berichtete sich toll zu fühlen ging er ohne eine Besserung. Er schlief immer noch kaum, konnte sich nicht konzentrieren, brach beim "Anstupsen" seiner Themen in Tränen aus. War für mich jetzt keine Katastrophe, für ihn halt doof. Soll nur die Auswirkungen darstellen. Es ist schlecht möglich sich noch mit den auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren zu befassen, wenn meine rosarote Brille meine Sicht verdeckt.

Gleichzeitig sind die meisten meiner Patienten natürlicherweise, tendenziell das was wir hier als LSE bezeichnen. Verlieben bedeutet hierbei also oft nicht ein "freiwilliges wertschätzen" sondern eine Oneitis, eine Abhängigkeit auch vom Therapeuten. Im schlimmsten Fall geht das bis zu einer Art Liebeswahn in der der Patient das Gefühl hat, nicht mehr ohne den Therapeuten leben zu können. In dem Fall ist es kein neutrales Arbeiten mehr, gleichzeitig treten wichtige Themen in den Hintergrund. Mir ist das noch nicht im beruflichen Kontext passiert aber Therapeuten werden oft gestalkt. Das ging bei einer Patientin so weit, dass ihr von meinem Oberarzt der Kontakt zu mir verboten wurde und sie die Station wechseln musste. Klar, das war damals in der Psychiatrie und die Patientin hatte definitiv eine Persönlichkeitsstörung aber passieren kann einem Therapeuten das immer.

Es geht mir darum, dass ich dadurch die therapeutische Neutralität nicht mehr als Basis habe, die Therapie verlagert sich teilweise zu stark auf die persönliche Beziehungsebene, eben auch mit Kränkung (weil ich nicht erwidere) was dann bis zum Kontaktabbruch des Patienten führen kann, um sich selbst zu schützen. Um es mal platt auszudrücken, die Patientin beschäftigt sich nicht mehr mit sich, sondern mit der Frage wie sie mich in ihr Bett kriegen kann. Besser geht es ihr dadurch nicht.

Ist es so etwas besser verständlich? Ich komme gut damit klar, dass ich nicht jeden Patienten "retten" kann. Das ist nicht meine Aufgabe. Aber ich sehe, dass ich als Person einen teils zu großen negativen Einfluss auf meine Arbeit habe. Ich halte mich für einen zwar unerfahrenen aber sehr guten Therapeuten. Mein Gedanke dabei ist, wenn zwei Therapeuten genau gleich arbeiten aber der eine hat "ständig" Therapieabbrüche weil sich Patientinnen verlieben, dann macht der was falsch. Deswegen stellt sich mir die Frage, wie ich diesen persönlichen Anteil aus meiner "Rolle" als Therapeut besser herausfiltern kann.

bearbeitet von gone crazy back soon

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Was mir sehr stark auffällt, ist, dass du in deiner Antwort weiterhin sehr wage bleibst, was dich selbst angeht.

Du verweist hauptsächlich auf andere Fälle und bleibst im theoretischen.

Die Frage war: Wie geht es DIR denn damit? Wie erlebst du das genau?

Schau, warauf ich hinaus will.

Wäre es für dich viellecht eine Idee, an der eigenen Wahrnehmung des Problems zu arbeiten?

Sprich, wäre dies hier vielleicht eine Option: Immer wenn der Patient mit seiner Verliebtheit beschäftigt ist, ist das seine (ihre) private Sache.

Ich finde es ist das gute Recht eines jeden Menschen sich zu verlieben, auch in dich.

Was du hingegen z.B. tun kannst:

Du könntest dich selbst zunächst einmal darin üben, dich nicht dermaßen innerlich damit zu beschäftigen.

(Beispiel: "Kränkung (weil ich nicht erwidere)" Woher genau weißt du dass die Person aufgrund mangelnder Erwiderung gekränkt ist?

Wozu beziehst du die Kränkung auf eine (unterlassene) Aktion von dir?)

Einen Anfang könntest du z.B. auf folgende Weise machen:

Du könntest zunächst beobachten, wie du genau auf solche Situationen reagierst -

ob da ein widerkehrender Gedanke ist, ein Gefühl von Machtlosigkeit oder was auch immer, stelle also zunächst genau fest, wie du innerlich reagierst,

wie du also dieses Problem denn überhaupt genau innerlich repräsentierst.

Und als erfolgreicher Therapeut kennst du sicherlich die eine oder andere wirkungsvolle Methode, um anschließend auf die Innenwelt Einfluss zu nehmen, oder?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich dies auch rückwirkend positiv auf die Arbeit mit dem Patienten auswirken könnte.

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Gast

Am Rande: Ich bin Mediator, u.a. Auch dort soll man nicht zum Neutrum mutieren. Neben Neutralität wird Allparteilichkeit im selben Atemzug genannt. Rapport braucht man eben immer. Allerdings, dem stimme ich zu, haben in Mediationen bereits kleine Unstimmigkeiten manchmal weitreichende Wirkung.

Ich würde mich an deiner Stelle - unabhängig von der Therapierichtung, in der du ausgebildet bist - mal intensiv mit den Themen Übertragung, Gegenübertragung und Projektion beschäftigen.

Wenn du die Probleme bei den Leuten antriggerst, überträgst du ja ihren Widerstand gegen das Thema auf dich. Vielleicht ist ihre Art, Widerstand gegen die Therapie zu leisten, vom Thema abzulenken (und sich positiveren Dingen zuzuwenden), sich in dich zu verlieben. Vielleicht bietest du durch dein Auftreten diese Moglichkeit geradezu an (daher die Häufung) oder suchst sie unbewusst. Genug der Hypothesen...

Lass dich mal coachen zu dem Thema.

Das Bearbeiten von Störungen (Verliebtsein) der Therapie geht imo vor Bearbeitung der eigentlichen Probleme. Ich sehe da allerdings Verbindungen, s.o.

Zu deinem Rapport gratuliere ich dir! Das Wichtigste überhaupt!

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Gast

"Deswegen stellt sich mir die Frage, wie ich diesen persönlichen Anteil aus meiner "Rolle" als Therapeut besser herausfiltern kann."

Besorg dir ne hässliche Brille mit Fensterglas (wenn du sonst keine Brille trägst) und ankere Deine gewünschte Therapeutenrolle auf das Tragen der Brille... oder sowas.. leg dir einfach einen passenden Frame zurecht.

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Was mir sehr stark auffällt, ist, dass du in deiner Antwort weiterhin sehr wage bleibst, was dich selbst angeht.

Du verweist hauptsächlich auf andere Fälle und bleibst im theoretischen.

Die Frage war: Wie geht es DIR denn damit? Wie erlebst du das genau?

Schau, warauf ich hinaus will.

Wäre es für dich viellecht eine Idee, an der eigenen Wahrnehmung des Problems zu arbeiten?

Danke, wegen genau dem bin ich hier. Ich hatte deine Frage missverständlich gelesen, als Verständnisfrage.

Sprich, wäre dies hier vielleicht eine Option: Immer wenn der Patient mit seiner Verliebtheit beschäftigt ist, ist das seine (ihre) private Sache.

Ich finde es ist das gute Recht eines jeden Menschen sich zu verlieben, auch in dich.

Was du hingegen z.B. tun kannst:

Du könntest dich selbst zunächst einmal darin üben, dich nicht dermaßen innerlich damit zu beschäftigen.

(Beispiel: "Kränkung (weil ich nicht erwidere)" Woher genau weißt du dass die Person aufgrund mangelnder Erwiderung gekränkt ist?

Wozu beziehst du die Kränkung auf eine (unterlassene) Aktion von dir?)

Einen Anfang könntest du z.B. auf folgende Weise machen:

Du könntest zunächst beobachten, wie du genau auf solche Situationen reagierst -

ob da ein widerkehrender Gedanke ist, ein Gefühl von Machtlosigkeit oder was auch immer, stelle also zunächst genau fest, wie du innerlich reagierst,

wie du also dieses Problem denn überhaupt genau innerlich repräsentierst.

Dein Ansatz gefällt mir. Jeder hat das Recht darauf, sich zu verlieben. In meinem Fall wundert es mich ja nicht mal ;-) Ich glaube ich empfinde es auf gewisser Ebene als Hindernis meiner Arbeit, weil... Ich sehe die Gegebenheiten (die Patienten sind fünf Wochen hier, ich seh sie in der Zeit fünf mal a 30 Minuten im Einzel) und da ist anfängergeists Satz sehr wichtig. Störungen haben Vorrang, so handhabe ich das auch. Wenn das zum Thema wird, sind halt gleich mal zwei bis drei Sitzungen weg. Das heißt ich werde meinem therapeutischen Anspruch, den ich in diesem Setting eh schon stark zurückfahren muss, weniger Recht.

Ich habe für mich ein klares Bild davon, was ich als einen schlechten Therapeuten ansehe. Für mich ist ein guter Therapeut ein Fahrlehrer. Er sitzt nebendran, gibt Tipps wie der Fahrschüler besser fahren lernt und steigt irgendwann aus. Schlechte Therapeuten sind Chauffeure, sie fahren den Patienten überall hin und wenn die Therapie fertig ist fällt der Patient aufs Maul weil er nie fahren gelernt hat. Ich glaube ich vermische das irgendwie, die Verliebtheit als abhängig von mir machen wahrnehmen. Das will ich nicht und gleichzeitig übernehme ich zu viel Verantwortung. Hmm...

Das Gefühl ist Ärger. Definitiv. Wozu weiße ich mir das zu? Um kein schlechter Therapeut zu sein.

Und als erfolgreicher Therapeut kennst du sicherlich die eine oder andere wirkungsvolle Methode, um anschließend auf die Innenwelt Einfluss zu nehmen, oder?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich dies auch rückwirkend positiv auf die Arbeit mit dem Patienten auswirken könnte.

Kenne ich und bin dran. Danke dir Dreamcatcher. Da waren richtige Fragen dabei.

Wichtige Frage für mich. Warum stört es mich, wenn die Patienten nicht mal "meine eigenen", also bei anderen Kollegen in Behandlung sind?

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@ gone crazy back soon

Ich arbeite in einem Setting, da sind fünf bis sieben Wochen Aufenthalt schon viel. Ich hatte letztens einen Patienten der kam mit einer stark ausgeprägten ängstlich-depressiven Symptomatik. Wir konnten anfangs gut arbeiten, er hat einige Dinge erkannt, konnte erste Veränderungen beginnen. Dann hat er sich in eine Mitpatientin verliebt. Das Verliebtheitsgefühl hat die depressive Symptomatik kurzfristig überlagert, er war nicht mehr zugänglich für Therapien und obwohl er berichtete sich toll zu fühlen ging er ohne eine Besserung. Er schlief immer noch kaum, konnte sich nicht konzentrieren, brach beim "Anstupsen" seiner Themen in Tränen aus. War für mich jetzt keine Katastrophe, für ihn halt doof. Soll nur die Auswirkungen darstellen. Es ist schlecht möglich sich noch mit den auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren zu befassen, wenn meine rosarote Brille meine Sicht verdeckt.

Hier sprichst Du Deinen wunden Punkt eigentlich schon sehr deutlich an: es ist Deine rosarote Brille

Was bedeutet für Dich allgemein Verliebt-sein, was löst das Wort in Dir aus?

Und um bei Deinem Patienten zu bleiben, was stellt das Verliebtheitsgefühl tatsächlich in seinem persönlichen Fall dar?

Meines Erachtens liegt Dein Fokus bei der depressiven Symptomatik des Patienten und Du siehst den Rahmen des Patienten (eine Überlagerung) nicht, der eigentlich schon mit dem Fokus in Verbindung steht.

Wie kreiert der Patient einen Widerstand, der ihn scheinbar wieder machtlos macht?

Und wie gehst Du mit dieser scheinbaren "Machtlosigkeit" um?

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Ich würde mich an deiner Stelle - unabhängig von der Therapierichtung, in der du ausgebildet bist - mal intensiv mit den Themen Übertragung, Gegenübertragung und Projektion beschäftigen.

Wenn du die Probleme bei den Leuten antriggerst, überträgst du ja ihren Widerstand gegen das Thema auf dich. Vielleicht ist ihre Art, Widerstand gegen die Therapie zu leisten, vom Thema abzulenken (und sich positiveren Dingen zuzuwenden), sich in dich zu verlieben. Vielleicht bietest du durch dein Auftreten diese Moglichkeit geradezu an (daher die Häufung) oder suchst sie unbewusst. Genug der Hypothesen...

Lass dich mal coachen zu dem Thema.

Das Bearbeiten von Störungen (Verliebtsein) der Therapie geht imo vor Bearbeitung der eigentlichen Probleme. Ich sehe da allerdings Verbindungen, s.o.

Störungen gehen definitiv vor, deswegen wie eben zu Dreamcatchers Beitrag geschrieben glaube ich auch ein Faktor des Ärgernisses. Mich mehr mit dem analytischen Konzept ist ein wichtiger Tipp. Wo muss ich was verändern um weniger Projektionsfläche zu bieten? Ist ne wichtige Frage.

Zu deinem Rapport gratuliere ich dir! Das Wichtigste überhaupt!

Danke.

"Deswegen stellt sich mir die Frage, wie ich diesen persönlichen Anteil aus meiner "Rolle" als Therapeut besser herausfiltern kann."

Besorg dir ne hässliche Brille mit Fensterglas (wenn du sonst keine Brille trägst) und ankere Deine gewünschte Therapeutenrolle auf das Tragen der Brille... oder sowas.. leg dir einfach einen passenden Frame zurecht.

Brille hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, aber gewisse Stilveränderungen hatte ich mir auch schon überlegt.

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Hier sprichst Du Deinen wunden Punkt eigentlich schon sehr deutlich an: es ist Deine rosarote Brille

Was bedeutet für Dich allgemein Verliebt-sein, was löst das Wort in Dir aus?

Verliebt sein ist cool. Rosarote Brille triffts für mich nicht, kann ich in dem Kontext nicht auf mich anwenden.

Und um bei Deinem Patienten zu bleiben, was stellt das Verliebtheitsgefühl tatsächlich in seinem persönlichen Fall dar?

Meines Erachtens liegt Dein Fokus bei der depressiven Symptomatik des Patienten und Du siehst den Rahmen des Patienten (eine Überlagerung) nicht, der eigentlich schon mit dem Fokus in Verbindung steht.

Wie kreiert der Patient einen Widerstand, der ihn scheinbar wieder machtlos macht?

Und wie gehst Du mit dieser scheinbaren "Machtlosigkeit" um?

Naja das war mehr ein Beispiel um eine Auswirkung die ich so erlebt habe deutlich zu machen. Für den Patienten freute ich mich einerseits. Andererseits fand ich es traurig für ihn, dass er nicht mehr hat erreichen können.

Wobei ich hier wieder zu sehr an meinem eigenen Anspruch bin, ja. Ich muss mich nochmal mehr mit dem Konzept des Widerstands auseinandersetzen. Ich komme aus der VT Richtung, auch wenn ich Verfechter der Allgemeinen Psychotherapie bin fehlt mir im Moment der Hintergrund um darauf grade spezifischer einzugehen.

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