Ich wäre gerne ein Elefant Melde Dich an, um diesen Inhalt zu abonnieren 0

[itzi 1592]

Hallo,

ich wäre gerne ein Elefant.

Morgens aufschwingen, einmal nach links, dann nach rechts und Schwung, Ründchen den Rüssel kreisen lassen, gegen den Durst erstmal 'ne Melone und ein Ründchen durchs Gehege frische Luft schnappen, mit den Ohren wackeln für die Durchblutung und schnell ein Ründchen gejoggt, bevor der Pfleger mit frischem Heu kommt. Ich hätte so großen Hunger. Immer und ständig denke ich an die Mampferei. Ein Sack alte Brötchen schmeckt so herrlich mit 'nem Sack Möhren. Ich müsste den ganzen Tag kein einziges Wort sagen, dnen man kann mir jeden Wunsch von meiner großen Lippe ablesen. Morgens einen Laut zur Begrüßung für den (Fuß-)Pfleger und der ist happy, mittags einmal kurz trompeten um die Fütterungszeit anzukündigen, nachmittags zur Fütterungszeit bisschen schmatzen und einmal schnauben, nachts kann ich so viel schnarchen wie ich will und keinen stört's. Witze gingen mir leicht von den Lippen. Einmal links, einmal rechts, bisschen mit der Oberlippe zucken und die Leute sind fröhlich und mögen mich, wenn ich meine Ohren schön anlege, nicht trompete und sanft bin. Alle wollen mich dann streicheln, füttern und mir nahe sein. Selbst wenn ich ungelenk durchs Wasserloch robbe, kommt das gut an und gefällt. Die Leute machen viele Fotos und bleiben lange stehen.

Alle paar Monate bekäme ich Besuch aus einem anderen Zoo. Sehr rüsselige Damen mit Kinderwunsch. Manch einer erfülle ich diesen in romantischen Stunden, die wir uns zurückziehen können nach hinten. Bei der Geburt darf ich meist nur nebenan dabei sein, aber wenn ich lieb bin, dann kann ich meinen Nachwuchs schon sehr schnell nach der Entbindung sehen und ins Herz schließen.

Wenn ich mal Bauchschmerzen oder einen eingewachsenen Nagel habe, weil ein Pfleger nicht vom Fach war, dann hilft mir sofort jemand. Ich muss nur mal ein paar Stunden nix fressen und bisschen aufpassen, dass man mir nicht gleich Blut abnimmt. Das ist nämlich unangenehm. Auch gegen die Mücken sollten die mal was machen.

Einmal die Woche geht's raus und eine Runde durch den Park. Inzwischen kenne ich die Route und weiß worauf zu achten ist, wenn sich um mich herum Menschentrauben bilden. Einfachen eben abwarten, ein paar Äste snacken, die Pfleger fragen beantworten lassen, paar Kindern 'ne Freude machen, auf Fotos posieren und dann aber auch rasch weiter, bevor der Pfleger mir mit dem Ding zum piksen das Kommando gibt. Der weiß gar nicht wie kleinkariert er manchmal ist. Wir haben schließlich Zeit, die Äste sind lecker und alle freuen sich. Nur der nicht.

Nächstes Jahr bekomme ich eine neue Anlage. Die Pfleger sprechen über die neue Anlage wie ich über Afrika und die Savanne. Das macht mich manchmal traurig, aber in Afrika gibt's keine Melonen, Möhren und trockene Brötchen. Ich weiß gar nicht, was ich da überhaupt fressen soll. Hoffentlich gibt's nächstes Jahr nicht nur noch verdorrenes Gras, wobei es ist ja zum Glück relativ kühl hier. Für die Kids gibt's sogar Wärmelampen oder für meinen Rücken im Winter. Der wird manchmal ganz schön steif. Der Orthopäde hat mir nun 'ne Box in großer Höhe aufgehängt. Daraus soll ich ab und an mal was naschen. Das tut gut mal den Rüssel auszustrecken, mich auf die Zehenspitzen zu stellen und in die Giraffenstellung aus dem Elefantenjoga einzunehmen.

Klamotten außer einer Heizdecke brauche ich auch nicht. Zu grau lässt sich außerdem alles kombinieren und die Stromrechnung brauche ich nicht zu bezahlen.

Manche Pfleger schalten mir das Radio an, wenn ich mich ein wenig vor und zurück bewege, tanzen mit mir oder flöten auf 'ner Pfeife rum. Die checken gar nicht, dass ich mich dann nur vollfressen möchte. Mir ist aber schon klar, dass ein bisschen Bewegung mir ganz gut tut. Das Schwimmbecken wird nämlich langsam eng und mein Bauch wird häufiger als früher fotografiert. Was zählt ist nämlich nicht nur der Rüssel.

Ich könnte auch einfach abhauen. Mal so richtig stampfen und ich bin weg, wenn ich schneller als der Doktor mit dem Narkosepfeil bin. Das schaffe ich leicht. Nur ich wüsste nicht, wohin ich abhauen sollte.

Also bleibe ich, lasse es mir gut gehen und muss nichts anderes als das tun.

Meinen Nebenverdienst (süße Früchtchen) darf ich sogar steuerfrei behalten.

[m1kel 3593]

ich würde dich da gerne unterstützen.. Wenn du was brauchst, Erdnüsse oder so, dann sag bescheid

[andimüller 241]

Elefant im Zoo ist nicht so cool, das ist wie im Gefängnis.

Lieber ein freier Elefant. Muss nur auf die Scheißwilderer aufpassen.

Juli 19, 2013 bearbeitet von andimüller