Jugend ohne Gott und jetzt aufblühen

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Hallo liebe Community,

das Folgende ist ein langer, persönlicher Post, das hier soll keine Mitleidshascherei sein. Ich würde einfach gern Tipps von Menschen hören, die sich auch mit Persönlichkeitsentwicklung befassen und einen anderen Blick auf die Dinge haben als der normale Mensch oder ein Psychotherapeut :)

In der Anonymität des Internets kann ich das alles loswerden: Zurzeit wiederhole ich zum zweiten Mal die elfte Klasse am Gymnasium. Ich habe einige sehr schwere Jahre hinter mir.

Vor ungefähr zwei Jahren hatte meine Mutter einen Suizidversuch, was unsere Familie natürlich schwer getroffen hat. Sie war daraufhin ca. ein Jahr in Psychiatrien, dort ein ziemlich harter Fall inklusive starken Depressionen und Wahnvorstellungen. Manchmal wirkte es wie ein Horrorstreifen als sie Zuhause war. Sie hat sich Nachts im Bad oder in der Küche eingesperrt, geweint und geschrien, tagelang, nächtelang. Sie ist Zuhause mit einem Küchenmesser herumgestürzt, hat mich verfolgt, an der Haltestelle vor anderen Leuten angebetet.

In der Zeit hatte ich große Schwierigkeiten auf einem guten Weg zu bleiben. Sie ist schon immer meine einzige Familie gewesen, denn mein Vater war der typische gewalttätige Alkoholiker und meine Mutter verließ ihn als ich 6 war, nachdem er sie vor meinen Augen fast todschlug. Ich hatte als Teenie sehr gute Schulleistungen, war beliebt, sportlich, musikalisch, nur traurig. Nun kam eine destruktive Linie in mein Leben, Alkoholexesse, Partys, Schwänzen, schwere Depressionen, quälende Suizidgedanken, Kiffen, Stress mit der Polizei, Schlägereien, Psychotherapie, Psychopharmaka. Das ging alles sehr schnell und ich ertrank in diesem Sumpf aus Schulden, Arbeit, Schule, Beziehungsaus, zerbrechenden Freundschaften; zerstritt mich mit meinem Stiefvater aufs Blut, lebte in der Jugendherberge, sollte nach ärzlichem Rat von meiner Mutter wegbleiben, zog aus. Bei den ganzen Behördengängen, der Depression und der Arbeit (keiner gab Geld) blieb gar keine Zeit für Schule. Bei meinem jetzt dritten Anlauf der elften Klasse saß ich wohl weniger auf der Schulbank als ein normaler Elftklässler.

Meine Mutter war immer sehr hart zu mir vor ihrer Krankheit, machte ich etwas falsch, so hieß es in etwa: "Du genetischer Abfall, genauso wie alle Männer in deiner Familie bist und bleibst du ein elednes Schwein. Missgeburt. Wenn du es nicht schaffst wie ein Mann zu handeln, dann schneide dir deine Eier ab." Solche Ausbrüche fast täglich als Jugentlicher und Kind, es war zermürbend. Weinen auf dem Schulklo, Maulhalten, reinfressen, "starkbleiben". Sunnyboy nannten sie mich immer, der mit dem breitesten Grinsen. Damals flüchtete ich mich ins Tanzen und Kampfsport, spielte Klavier. War meine Mutter zwar sehr streng, aber für meine Entfaltung war immer Geld da. Ich machte einfach viele tolle Sachen und fühlte mich nicht mehr wie "genetischer Abfal" und Mit 15 entdeckte ich die Bücher für mich, las erst Gedichte, Biographien und Phillosophen, irgendwann hatte ich meine Ratgeber und die haben mich auch am Leben gehalten und zu einem "normalen" Menschen erzogen, davon bin ich überzeugt

Trotzem war irgendwann das Fass voll, ich musste wegen Depressionen vier Monate lang ins Krankenhaus, ecklige Zeit, aber es half.

Und das hier schreibe ich, weil ich mein Leben ändern möchte. Ich weiß nicht, ob das für dich nach einem Troll klingt, aber es war tatsächlich so, nur schlimmer.

Abgesehen von dem ganzen Müll bin ich ein netter, humorvoller und selbstbewusster Kerl. Mit netten Bekanntschaften, (wieder) super Noten, dank Pickup und Ratgebern offen, selbstbewusst, bla bla ... in Ordnung halt. Wenn neue Bekannte in den "inneren Kreis" kommen und meine Geschichte hören, schauen sie mich ungläubig an, was mich freut, denn ich habe mich wacker geschlagen. Oft erzähle ich sie auch gar nichts und genieße das, denn Mitleid nervt.

Nach dieser seltsamen Zeit will ich endlich frei werden und an meine Grenzen gehen, ich bin seit drei Monaten raus aus der Psychiatrie und wieder am Durchstarten. Clean, strukturiert und vernünftig. Ich möchte gern ein spannendes Leben führen. Welche Freizeitaktivitäten machen euch Spaß und erfüllen euch? Ich verbringe meine Freizeit derzeit meistens mit Freunden, Fitness und Lesen von Ratgebern oder im Internet, habe aber Lust auf gesunden, neuen Input. Aufgrund meiner Geschichte bin ich auch ewas anders als meine Gleichaltrigen, kann es schwer beschreiben. Ich hätte Lust, mich mit Menschen zu umgeben, die es nicht interessiert, "wer was wo wann gesagt hat" und mit denen ich Ideen teilen kann und vorankomme bzw. die ich voranbringen kann. Aber wo finde ich diese Leute? Ich finde keine. Leider hat die Zeit auch Narben hinterlassen, ich kann mich sehr schwer öffnen und bekomme manchmal große Angst vor Nähe. Wie habt ihr Traumas überwunden? Ich danke jedem, der bis zum Ende gelesen hat und bin für jede Anregung dankbar!!! :good:

Liebe Grüße,

Wingsuit

bearbeitet von Wingsuit
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Krasse Geschichte! Ich würde nicht so sehr dran denken, dass die Traumas dich eventuell kaputt gemacht haben, das weißt du erstmal nicht. Falls sie dich belasten, dann sprich mit guten Freunden oder einem Psychotherapeuten darüber. Du hörst dich insgesamt vom Text her doch ganz stabil an, das ist gut.

Sei nicht so streng mit dir und deiner persönlichen Entwicklung, mach kleine Schritte und nehme die Ratgeber usw. nicht allzu ernst. Vergleiche dich nicht zu sehr mit anderen, sondern versuche deinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn du in gewissen Bereichen schlechter bist. Das führt nur zu Frust.

Das mit deinen Eltern ist irgendwie interessant, weil ich solche Stories schon öfter gehört habe. Eine eher zur Psychose neigende Mutter sucht sich einen Mann mit einem Alkoholproblem. Solche Menschen scheinen sich anzuziehen. Und laut meiner Recherche ist das genetisch sogar gar nicht so dumm, denn des öfteren werden die Kinder dann stabiler. Und genau das wirkst du, stabiler als deine Eltern. Wobei das jetzt nichts gegen die sein soll, denn die können gar nicht mal immer so viel dafür dass sie so sind. Haben sicher so einige Probleme. Natürlich kannst du da schon richtig sauer auf sie sein zum Teil, trotzdem solltest du irgendwie versuchen sie zu akzeptieren wie sie waren und wie sie sind, wenn du das kannst. Das heißt jetzt auch nicht unbedingt, dass du so viel Kontakt mit ihnen haben musst, sondern einfach nur für dich. Das befreit meiner Meinung nach.

Und überhaupt Glückwunsch, dass du es so weit gebracht hast, das schaffen nicht alle! Wenn es so weiter geht, sieht es doch gut aus :-)

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Und das hier schreibe ich, weil ich mein Leben ändern möchte.

Was genau möchtest Du denn ändern? Durch Deinen Text habe ich den Eindruck, dass Du recht zielstrebig Deinen eigenen Weg gehst und mit den schlechten Karten, die Dir das Leben anfangs auf die Hand gegeben hat, sehr besonnen und strategisch klug spielst, Pokerface eingeschlossen. Du reflektierst Deine eigenen Probleme doch und distanzierst Dich doch von Deiner früheren "destruktiven Linie".

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Krasse Geschichte. Habe meine eigene Geschichte, die ich hier nicht erzählen möchte. Nur soviel: Mach eine Therapie, das wird Dir helfen, je jünger und früher, desto besser. Du bist nicht bekloppt oder krank, wenn Du eine solche Therapie machst. Aber ich bezweifle, dass man sich alleine aus solchen Traumata retten kann. Und Glückwunsch, dass Du nicht kaputt gegangen bist.

Zu Deiner Frage: Du musst sehen, dass das, was Du da suchst, sehr gefährlich ist, wenn Du an die falschen Role Models gerätst. Du suchst Leute, die "Alpha" - ich hasse diesen Begriff, aber er ist kurz- sind. Leute, die auf gesellschaftliche Konventionen scheissen und ihr eigenes Wertesystem haben. Das ist erst einmal nicht negativ. Auf der anderen Seite fühlst Du Dich einsam und eventuell deinen Mitschülern/Gleichaltrigen überlegen oder von ihnen unverstanden. Das ist schlecht, Deine Mitschüler sind "normal", du solltest eigentlich auch so sein. Deine Erfahrungen haben Dich schneller erwachsen werden lassen, dadurch verpasst Du aber wichtige Entwicklungsstufen und bist jetzt etwas orientierungslos.

Leg dir ein Hobby zu, die Leute machen, die ähnlich ticken bzw, wo ältere mit Jüngeren zusammenkommen. Lern ein Instrument wie Trompete etc und triff Dich mit Leuten, um klassische Musik oder Jazz zu machen. Geh Schach spielen oder geh in ein Gewichtheberverein. Debatierclub, politisches Engagement etc. Leg Dir unbedingt was zu, wo du deine Leidenschaft reinstecken und auch deine negativen Gefühle rauslassen kannst (Schach weniger, Sport oder Musik).

Und ganz wichtig: Bleib den Drogen fern. In Deiner Situation bist Du nicht gefestigt genug, um damit wirklich umzugehen. Eventuell gehst da drauf.

Versuche, auch wenn es wenig ist, mit deinen Mitschülern was zu machen und dich mal auf ihr level runterzubegeben. Kino, Party etc.

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Harte Geschichte. Hört sich fast ein wenig nach Troll an. Aber wen kümmert es, solange es irgendjemandem hilft:

Du hast dich auf jeden Fall tapfer geschlagen, wundert mich fast, wie du so etwas ohne größere Schäden überstanden hast.

Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber du solltest weggehen. Deine Heimat verlassen, deine Umstände, an denen du nichts ändern kannst. Ist sicher so viel schwieriger in die Tat umzusetzen als zu schreiben, doch es wird dir helfen. Da bin ich mir sicher. Gehe weg, weit genug, dass du von deiner Mutter und deinen häuslichen Problemen isoliert bist. Wäre meine erste Idee.

Was dir hobby-technisch noch sehr helfen könnte, wäre da die Meditation. Versuche es mal mit Achtsamkeitsmeditation, wenn du dafür Interesse aufbauen kannst, wird es dir bald Welten besser gehen. Weiß ja nicht, auf was du deine Werte und Einstellungen berufst, aber die Wissenschaft steht in diesem Punkt hinter mir.

1. Schaffe Distanz

2. Pflege deine Psyche mit Meditation

3. Carpe diem

Viel Glück!

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Ach ich bin übrigens 19:)

Das befreit meiner Meinung nach.

Und überhaupt Glückwunsch, dass du es so weit gebracht hast, das schaffen nicht alle! Wenn es so weiter geht, sieht es doch gut aus :-)

Da hast du Recht, ich vergesse manchmal eine distanziertere Haltung einzunehmen.

Ja, wenn ich das auf dem Niveau halten kann wäre das fantastisch!:)

Was genau möchtest Du denn ändern?

Ich möchte, nach dem ich das Fundament für ein besseres Leben gegründet habe, Ventile finden. Wo ich mich ausleben kann, ich bin zwar sehr glücklich zurzeit aber ich suche nach mehr Erfüllung und Erkenntniss in meinem Leben, vermisse den Kick. Ich hatte an Kampfsport gedacht, machte ich ja auch 11 Jahre lang in Combo mit Yoga und Buddhismus, weil diese Weltsicht angenehm mit meinen Vorstellungen harmoniert und meinen Fokus verbessert. Will aber noch was richtig aufregendes anfangen, weiß nur noch nicht, wo ich meine ganze überschüssige Energie reinstecken soll :rofl: Desswegen frag ich ja auch wobei ihr aufgeht :)

Aber ich bezweifle, dass man sich alleine aus solchen Traumata retten kann. Und Glückwunsch, dass Du nicht kaputt gegangen bist.

Das stimmt auf jeden Fall! Wenn ich gleich auf die Profis gehört hätte, hätte ich mir vielleicht viel Leid erspart mit einer Therapie. Hatte Anfangs nicht das Gefühl, das ich Therapie brauche und bin dann im "Lonly Cowboy"-Modus, wie mein Therapeut beschrieb, ersoffen. Da muss man mit Profis ran, Freunde können da nicht helfen nur unterstützen. Ich empfehle jedem, der ähnliches durchgemacht hat eine Therapie, da kann man viel Lebensquallität wiederherstellen.

Zu Deiner Frage: Du musst sehen, dass das, was Du da suchst, sehr gefährlich ist, wenn Du an die falschen Role Models gerätst. Du suchst Leute, die "Alpha" - ich hasse diesen Begriff, aber er ist kurz- sind. Leute, die auf gesellschaftliche Konventionen scheissen und ihr eigenes Wertesystem haben. Das ist erst einmal nicht negativ. Auf der anderen Seite fühlst Du Dich einsam und eventuell deinen Mitschülern/Gleichaltrigen überlegen oder von ihnen unverstanden. Das ist schlecht, Deine Mitschüler sind "normal", du solltest eigentlich auch so sein. Deine Erfahrungen haben Dich schneller erwachsen werden lassen, dadurch verpasst Du aber wichtige Entwicklungsstufen und bist jetzt etwas orientierungslos.

Ich fühl mich allgemein Leuten weder über- noch unterlegen, aber es macht mich nachdenklich, wie abgestumpft ich teilweise bin. Ich kann mich in solche temporären Geschichten schlecht reinversetzen, welche die Leute aufregen (im Guten und Schlechten). Naja ich leb einfach damit vermutlich, gehört halt zu meiner Geschichte, keine Ahnung. Wenn aber Leute vor allem Partnerinnen von Mist/Tratsch.. die hat das und das... belastet mich das auf übelste Weise, manchmal werde ich sogar bisschen böse.

Kaum ein Mensch kann das wirklich nachvollziehen, was diese Zeilen, die ich geschrieben habe mit einem anstellen, desswegen fühl ich mich tatsächlich auf eine gewisse Art einsam.

Und ganz wichtig: Bleib den Drogen fern. In Deiner Situation bist Du nicht gefestigt genug, um damit wirklich umzugehen. Eventuell gehst da drauf.

Versuche, auch wenn es wenig ist, mit deinen Mitschülern was zu machen und dich mal auf ihr level runterzubegeben. Kino, Party etc.

Gefestigt genug schon, aber ich habe keinen Bock mehr auf solche Lifehacks. Ich bringe mich ständig "auf ihr Level" runter Party, Kino, Essengehen, quatschen, lachen:D macht ja auch Spaß, brauch aber auch einen konstruktiveren Ausgleich. Den such ich gerade.

Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber du solltest weggehen. Deine Heimat verlassen, deine Umstände, an denen du nichts ändern kannst. Ist sicher so viel schwieriger in die Tat umzusetzen als zu schreiben, doch es wird dir helfen. Da bin ich mir sicher. Gehe weg, weit genug, dass du von deiner Mutter und deinen häuslichen Problemen isoliert bist. Wäre meine erste Idee.

Habe mir am Anfang nichts sehnlicher gewünscht als abzuhauen, weg von allem, mit frischem imput wegbeamen. Dann hab ich festgestellt, dass es viel geiler wäre für mich, mich den Problemen, den kaputten Freundschaften und Familienbeziehungen und der selben Schule zu stellen. Ich gewinne dadurch Respekt vor mir auch wenn es anders leichter wäre und siehe da, es klappt. Alles nur im Kopf.

bearbeitet von Wingsuit

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Was genau möchtest Du denn ändern?

Ich möchte, nach dem ich das Fundament für ein besseres Leben gegründet habe, Ventile finden. Wo ich mich ausleben kann, ich bin zwar sehr glücklich zurzeit aber ich suche nach mehr Erfüllung und Erkenntniss in meinem Leben, vermisse den Kick. Ich hatte an Kampfsport gedacht, machte ich ja auch 11 Jahre lang in Combo mit Yoga und Buddhismus, weil diese Weltsicht angenehm mit meinen Vorstellungen harmoniert und meinen Fokus verbessert. Will aber noch was richtig aufregendes anfangen, weiß nur noch nicht, wo ich meine ganze überschüssige Energie reinstecken soll :rofl: Desswegen frag ich ja auch wobei ihr aufgeht :)

Wenn DAS angesichts Deiner bisherigen Geschichte Dein einziges "Problem" ist, dann hast Du das alles aber verdammt gut gemacht.

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