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How to: Den Social Circle vergrößern oder neu aufstellen

Eintrag erstellt von Xatrix · - 157 Ansichten

In meinem ersten Blog-Beitrag 

habe ich euch die Harvard Logitudinal Study vorgestellt. Das ist für mich eine der wichtigsten Studien, die ich je gelesen habe und ich habe in den letzten 20 Jahren wirklich all-you-can-Read Studien gelesen. 

Sie betont, wie wichtig menschliche Beziehungen für unsere Zufriedenheit und unsere Gesundheit sind und dass selbst vermeintlich erfolgreich wirkende Menschen in dieser Kategorie scheitern oder schlimmer: Je älter sie werden, alles mit dem Hintern einreißen.

Das Gute an PU und diesem Forum: Wir wissen, dass man Freundschaften aktiv neu anbahnen kann, Freundschaften intensivieren und ritualisieren kann und auch Familienbeziehungen steuern oder verbessern unabhängig, von dem, wie vorbelastet sie einmal waren.

Das Gute für deinen Terminkalender: Um sozial gut aufgestellt zu sein, braucht es nicht 42 verschiedene neue oder intensivierte Beziehungen, die du ansteuerst, denn die Studie betont auch, dass wenige, aber dafür enge & stabile Beziehungen besser sind als viele und eher nur oberflächliche. 

 Um sich dem Thema Social Circle zu nähern teile ich diesen in 2 Kategorien ein:

I. Vorhandene Freundschaften, die du intensivierst, ritualisierst oder sogar wieder aufwärmst/herstellst. Das ist gerade besonders von Nöten für Männer in meinem Alter (naughty fourty 🙈), aber noch mehr für jene älteren Semester und generell für Männer ab 30, da sich hier die Rate an sich neu anbahnenden Freundschaften auch laut Studien signifikant abschwächt. Das ist auch nur logisch, da sich das Gros der Deutschen zu dem Zeitpunkt sozial, örtlich und auch arbeitstechnisch oft eingerichtet hat.

Hier kommen meine 4 Strategien, mit denen du bestehende Beziehungen erfolgreich steuerst und verbesserst.

1. Wiederkehrende jährliche Rituale: Mit meinem „Abi“-Freundeskreis, der zu großen Teilen 3-4 Autostunden entfernt wohnt, sitze ich im Februar im Bierbad (Badezuber mit Bier im Wasser und in unseren Mägen), ich stehe mit ihnen am 23.12. auf unserem Heim-Weihnachtsmarkt und dann ist im Sommer auch immer noch ein Event durch einen bestimmten Geburtstag. Mit meinem anderen „Kommilitonen“-Freundeskreis machen wir pro Jahr einen Jungs-Trip ins Ausland, für dessen Planung immer einer verantwortlich ist. Zusätzlich haben wir einmal pro Jahr ein Gänseessen in Köln. Mit einem anderem Freundeskreis gehen wir einmal pro Jahr den Rotweinwanderweg im Ahrtal und schütten uns auf dem Winzerfest ordentlich zu. Mit einem meiner zwei Trauzeugen, der nun weiter weggezogen ist, habe ich jetzt abgestimmt, dass wir uns einmal im Jahr auf ein Wochenende Im Wellnesshotel einschließen.

All das und noch ein paar Dinge mehr führen dazu, dass man sich regelmäßig updatet und Freundschaften nicht einschlafen.

2. Marmeladenglasmomente: Im Kommilitonen-Freundeskreis klappern wir zur Zeit einige Konzerte ab, die uns nochmal 20-30 Jahre zurückkatapultieren: In den letzten Jahren waren u.a. Blink182, Nas, The Libertines und The Offspring dran. Gleichzeitig verbindet uns ein genuines Interesse, uns Sport reinzuziehen. Erstliga-Basketball in Bonn (ja, sie waren schonmal besser..), diverse Drittliga-Spiele (günstige Bratwurst und Bier), mal den KAS Eupen in Belgien besuchen (und anderes Ground Hopping), aber auch planen, ob wir uns die Orlando Magic in Berlin nächstes Jahr leisten möchten. Auch Lesungen, Comedians und Kabarett sind jetzt in unserem Alter dazugekommen und ersetzen die früheren durchschwitzten Club-Nächte. Zusätzlich futtern wir neben internationalen Spezialitäten inzwischen auch viel im Fine Dining-Bereich; das sind auch besondere Abende. Und das kann übrigens für viele Geldbeutel funktionieren, da selbst Sternerestaurants nicht mehr zwingend 8 Gänge servieren, sondern immer mehr auf à la Carte umstellen oder auch günstigere Mittags-Lunches anbieten, wenn man im Home Office ist.

3. Gruppen oder Institutionen definieren. Wir haben an verschiedenen Stellen versucht, unsere Freundeskreise etwas mehr zu mischen, weil es uns sonst auch zu viele Termine sind. Alle verstehen sich gut, aber wirkliche Vermischung außer bei Partys gab es eigentlich nicht. Das haben wir nun aber auf anderem Wege geschafft. Im Kommilitonen-Freundeskreis haben wir vor 6 Jahren einen Karnevalsverein (als e.V. mit allem drum und dran) gegründet. Da müssen wir natürlich in der 5. Jahreszeit Programm machen, aber haben auch einen monatlichen Stammtisch, ein Sommerfest, eine eigene Kinder-Karnevalssitzung und 2-3 karitative Events pro Jahr. Weniger eingetragen, aber ähnlich gut funktioniert auch meine „Foodie“-WhatsApp-Gruppe mit denen ich regelmäßig Neueröffnungen im Rheinland teste. Außerdem haben viele von uns Padel für sich entdeckt und gehen öfter in einer der vielen Hallen zocken, die man recht einfach buchen kann. Das ist aber auch mit Tennis/Squash/Tischtennis/Badminton/Pickleball möglich. Zum 21-er Basketballspiel, das man vor allem schon zu zweit spielen kann, kommen wir oft nur im Urlaub, aber das wäre sonst auch was, wenn Rückschlag-Sportarten nix für dich sind. Natürlich gibt es auch das klassische Fitti, in dem man sich regelmäßig treffen könnte. Und es muss nicht immer sportlich sein, wir sind auch große Cineasten. In letzter Zeit gab es Weapons, One Battle After Another… 

Je nach Arbeitslast- und Kinderkrankwochen bin ich nicht immer bei allem oben genannten dabei, aber dadurch, dass es institutionalisiert ist oder es die WhatsApp-Gruppen gibt, sind wir danach aber auch einfach wieder dabei.

4. Für neue Realitäten öffnen: 3/4 der Paare unserer Freundeskreise haben wie von dir beschrieben Kids inklusive uns. Es gibt nun die Paare, die sich zusammen einen Camper holen, gemeinsam Yoga entdecken und so ihr Leben füllen oder unsere Single-Freunde, die zu den Punkten aus 3. noch Halb-Marathons, Trailrunning oder Sprachenlernen hinzunehmen. Und unter diesen sind einige, die wegen unerfülltem Kinderwunsch auch wenig mit unseren Kids machen. Aber es gibt andere, die auch zu unseren Kids-Parties mit einem kleinen Geschenk kommen, sich mal in Köln mit uns am Spielplatz treffen oder akzeptieren, dass viele Partymomente nun auch als Daydrinking stattfinden, bei dem auch die Kids dabei sind. 
 

II. Neu anzubahnende Freundschaften: 

Das war ursprünglich eine Frage (danke @UrbanViking) zu meinem ersten Blogbeitrag, die ich an dieser Stelle mit der nötigen Tiefe beantworten möchte. Denn, wer aus I. nicht ausreichendes Social Circle-Potential hat, um es zu einer „well oiled Machine“ zu machen, sondern vor allem mit Schnarchnasen als ehemaligen Schul- , Studiums- oder Arbeitskollegen gesegnet ist, muss neue Freundschaften anbahnen. Auch hier kann man mit verschiedenen, wirksamen Strategien vorgehen:

1. Such dir einen neuen Sport, gerade bei neueren angesagten Sportarten ist viel Potential für neue Sport-Freundschaften, die sich dann irgendwann auch unabhängig vom Sport führen lassen. Zur Zeit boomt weltweit und auch in Deutschland Padel. Eine Rückschlagsportart irgendwo zwischen Tennis, Squash und Badminton. Hier im Rheinland sprießen immer mehr Plätze und Hallen dazu aus dem Boden. Weil es noch nicht so viele etablierte Spieler gibt, gibt es recht viele Anfänger-Kurse und am WE oder abends auch kleine Turniere, in dem man mit wechselnden Partnern 2vs2 spielt und das in 4-5 verschiedenen Konstellationen. Wenn die Hand-Augen-Koordination eher wenig ausgeprägt ist, gibt es auch Running Clubs in den Großstädten. Da treffen sich in der Regel 10-30 Leute und laufen gemeinsam & lernen sich kennen. Gleiches gilt für spezielle Fitnessformate oder Clubs wie Hyrox, Callisthenics, Beat81, Rocycle…

2. Wenn du einigermaßen Englisch kannst oder zumindest offen bist, dann empfehle ich auch von vorn herein definierte Social Events. Ab 25 bis Open End kann man zu Internations gehen, darunter vielleicht Erasmus und Ähnliches. Jap, das ist noch mehr ein Stadtding, aber in Deutschland wohnen ja viele Menschen im Umkreis von 30-45 Minuten zu einer mehr oder weniger großen Stadt. Internations habe ich bereits genutzt, um einen ersten Aufschlag in vielen Städten zu machen wie Saigon, Glasgow, L.A. … Es gibt das aber auch als deutsche Formate im Sinne von „Neu in der Stadt XY“ als Facebook-Gruppe zB.

3. Das war in meiner Sturm- und Drang-Zeit noch absolute Nische, aber jetzt boomen schon seit einigen Jahren im Mainstream Persönlichkeitsentwicklungsevents. Das Greator Festival, Tobias Becks Vorträge, Musik-Coaching-Abende von Maik Baum, diverse andere PE-Typen und Frauen, die ihre Tickets ähnlich wie Konzerte verkaufen. Ich bin ehrlich, die Inhalte sind manchmal fragwürdig und das forcierte Abklatschen à la Tony Robbins ist nicht meins, aber ihr könnt dort viele Menschen kennenlernen, die logischerweise sehr an Persönlichkeitsentwicklung interessiert sind und Gleichgesinnte suchen. 

4. Du musst in keinem Bali-esquen Startup arbeiten, um dich nicht auch mal in einen Co-Working-Space zu setzen. Klar, im St. Oberholz (Berlin Mitte) hört man mehr Träume platzen als Seifenblasen, aber in Köln hast du alles von Monatsmitgliedschaften für Co-Working-Spacesüber Tagestickets bis hin zu coolen Locations, die Plätze für Co Worker anbieten. Egal ob im stylishen 25 Hours-Hotel, dem hippen Kaffeesaurus (auch in Bonn) mit gemeinsamen Arbeitstischen oder dem schnöden Starbucks. Hier existiert auch eine hohe Kennenlern-Rate und es ist ausreichend, wenn du deinen Laptop dabei hast. Ein eigenes Startup ist kein Teilnahme-Kriterium ;-)

5. Das ist vielleicht etwas fortgeschrittener und ist nicht etwas für den kleinsten Geldbeutel, aber es ist äußerst sinnvoll, dir ein Stamm-Café und/oder ein Stamm-Restaurant zuzulegen. Nimm dir eine Zeitung oder Kindle oder Readly auf dem Tablet mit und beginne (nach einer Auswahlphase) im immer gleichen Café zu lesen statt nur zu Hause. Mit der Zeit kennst du das Personal, manchmal auch den Inhaber und du gehörst zum Stamminventar. Da werden dir immer wieder neue Leute vorgestellt oder kommen sogar teilweise auf dich zu, da du ja „dazugehörst.“

6. Ein Fortschrittsstep weiter: Hast du eine Expertise in einem Bereich? Dann kannst du auch einen Stammtisch, Club oder was auch immer gründen. Ich hätte gerne mehr Zeit für sie, aber in 2 Wochen sind 10 von meinen ehemaligen Coachees in Köln. Wir haben uns schon länger nicht mehr gesehen, aber früher war ich gerade auf Grund meines Coaching-Themas beständig mit anderen Männern unterwegs und aus manchen Coachings wurden Freundschaften. Die Expertise kann aber auch in einem ganz anderen Bereich liegen. Spanisch, Salsa, Groundhopping, Pub Quizzes… das gibt es in vielen kleineren Städten oder Stadtteilen bei großen Städten noch nicht und die Expertenrolle hat auch noch weitere Benefits ;-)

So, das sind erstmal meine Erstüberlegungen am frühen Morgen. Die Liste erhebt wegen der Uhrzeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit 😅

Viel Erfolg mit eurem „Social Circle“ und euren Freundschaften!

Euer Xatrix



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Empfohlene Kommentare

Hi, sehr guter Content und eine echte Bereicherung - vielen Dank! Ich würde gern zwei zusätzliche Impulse aus meiner eigenen Biographie zum Thema Freunde Finden & Socializen ergänzen wollen. 

1.) Bumble for Friends. Funktioniert für meine Altersgruppe (27-34) sehr gut - hat aber die Gleichen Pitfalls wie klassisches Online Dating (gute Bilder, Ghosting, Screentime, komische Leute). Mit Männern ist es aber grundsätzlich ein bisschen einfacher. Ich habe immer die Leute geswiped, die hinsichtlich Hobby, Beruf und Aussehen mir am Ähnlichsten waren. Das setzt aber natürlich voraus, dass du dich selber gut kennst. Zudem sollte das Profil möglichst "spitz" sein, auf deine Zielgruppe zugeschnitten. Zum Beispiel: Redest du gern über dein Aktienportfolio, trinkst Weißwein und trägst am liebsten Chino und Hemd? Dann sollten deine Bilder und deine Prompts das auch widerspiegeln. Wenn du eher der Outdoor Typ bist, hast du vermutlich Bilder von dir und deiner Funktionskleidung, beim Bikepacking oder beim Wandern drinnen. Suchst du Jungs für Konzerte? Dann entsprechend lockere Bilder von dir auf Festivals, beim Feiern gehen oder beim Musik machen. So oder so: das Schlimmste bei BFF ist in meinen Augen, nicht zu polarisieren und die Zielgruppe nicht zu kennen. Ich habe einfach immer ein-zwei Nachrichten gewechselt, ein Voice-Memo gemacht und dann auf WhatsApp ein Treffen vorgeschlagen ("hier meine Nummer, kannst mir schreiben"). 99% der Jungs waren da auch offen dafür. Habe in den letzten zwölf Monaten auf diese Art und Weise zehn Treffen gehabt, mit fünf Stück hat es gepasst, zwei davon sind zu neuen (engen) Freunden geworden. Bei Spontacts und MeetUp habe ich gemischte Erfahrungen gemacht, das Publikum da war z.T. 40+ (sorry TE ;)) und ländlich geprägt - da gab es einfach nicht besonders viele Berührungspunkte. Wenn man sich selbst aber sehr gut kennt und weiß was und vor allem wen man mag, dann kann man auf BFF hervorragend selektieren. Unsereins judged auch nicht ganz so hart wie die Mädels im klassischen OD.. 😉

2.) Startpunkt. Die Tipps oben von @Xatrix sind hilfreich und ein guter Weg. Funktionieren auch, field-tested. ABER: Jemand, der komplett am Boden liegt (aus einer Trennung kommt in der er sich selbst komplett verloren hat, Jahre lang sozial isoliert war, wenig Freunde hat, viel Homeoffice macht, "nicht mit Menschen kann", ggf. ein Härtefall ist) wird vermutlich Schwierigkeiten haben, beispielsweise einfach zu einem Laufclub zu gehen und mit den Leuten mal eben zu quatschen. War jedenfalls bei mir früher so. Ich würde empfehlen, in solchen Fällen deutlich niederschwelliger zu starten und ein "soziales Grundrauschen" zu erzeugen. Das Ziel ist es, erst mal grundlegend (wieder) komfortabel mit Menschen zu werden. Hierzu ist das BNFB aus dem Forum Gold wert - ich habe es damals selber um Augenkontakt-Duelle, Weg-Erfragen und drei Homeoffice Tage auf einer täglichen bzw. wöchentlichen Basis erweitert.

Vielleicht noch eine Sache zum Thema Sport (v.a. Cross-Fit, MMA und Bodybuilding / Strong Men) als Nachtrag. In keinem der Gyms in dem ich über die letzten Jahre war, habe ich mich Anfangs wohl oder willkommen gefühlt; überall gab es eine klare, deutliche Hierarchie die nach Leistung und Alter gestaffelt war. Das mag ggf. mehr über mich und meine eigene Wahrnehmung der Welt aussagen, aber wirkliche Kontakte konnte ich da erst knüpfen, als ich ein gewisses Level erreicht habe. Das ist bei einem Anfängerkurs für Padel natürlich etwas anders (Publikum dürfte auch fundamental unterschiedlich sein), wollte es aber trotzdem mal angemerkt haben. Bei diesen klassischen Kraftsportarten wartet sicher keine auf den nächsten Mitte-Ende-20 Skinny-Fat-Akademiker mit Bürojob. Du brauchst also ein dickes Fell für den Anfang..

bearbeitet von Royal Beggar
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