Basileus

Rookie
  • Inhalte

    1
  • Mitglied seit

  • Letzter Besuch

  • Coins

     0

Ansehen in der Community

0 Neutral

Über Basileus

  • Rang
    Neuling
  • Geburtstag 04/30/1989

Profilinformation

  • Geschlecht
    Male
  • Aufenthaltsort
    Berlin
  1. Ich denke solche Fragen sind auf jeden Fall berechtigt, aber ich möchte mich doch hier dem Zen-Buddhismus anschließen, der sagt das man derlei Sachverhalte mit bloßem logischen Überlegungen nicht fassen kann, dazu ist eher eine intuitive Sichtweise von Nöten. Durch bloßes Theorisieren kommt nur in Elfenbeinturm des Philosophen. Alles in Maßen, nich übertreiben. Aber folgen wir deiner Theorie doch mal weiter: Die gesicherte Abfolge der Ereignisse erübrigt theoretisch das Zermartern über die Zukunft. Zum Beispiel: Du weißt du wirst sterben, nicht wann, nicht wie, aber an der Tatsache gibts nichts zu rütteln. Das Thema kannst du also abhaken, das Unvermeidliche braucht einem keine Sorgen zu bereiten. Nutz deine Zeit. Ich glaube was du meinst kam mir auch schon in den Sinn. Zwar nicht als Plan in dem Sinne das den irgendeine Instanz denken könnte, aber so, dass dieser Moment alle nachfolgenden hervorbringt ( die Momente haben quasi eine potentielle Existenz bevor sie überhaupt in Erscheinung treten). Reicht das bloße Wissen und Verinnerlichen der Tatsache das sich die Dinge entfalten werden - und sie werden dies unweigerlich auf die ein oder andere Weise tun, auch wenn jetzt noch nicht feststehen mag auf welche Weise, aber etwas wird passieren (das ganze Konzept soll in keinster Weise bedeuten das es etwas wie "Schicksal" gibt) - reicht dieses Wissen nicht aus um eben jenen "Frieden" zu realisieren ( gesetzt man kann sich das bewusst machen)? Das ist natürlich nur sehr vage ausgedrückt. Der Mensch realisiert sich zwar aufgrund der Subjekt-Objekt-Differenz immer auf die Zukunft hin, aber ich meine das kann auf verschiedene Arten erfolgen. Unsere Wahrnehmung ist ja auch nur etwas das von unserem Bewusstsein konstruiert wird. Immer gehört zum Jetzt die unmittelbare Vergangenheit und Zukunft, diesen Mechanismus abzuschalten und im Hier und Jetzt zu verweilen ist schwer. Was bedeutet das nun? Irgendwo im Bi-Yän-Lu, eine der Hauptschriften des Zen, heißt es: "Wer das begriffen hat, der weiß das nichts mehr zu tun ist, geht nach Haus und setzt sich ruhig hin." Das wäre dann wohl das Verwirklichen jenes angesprochenen "Friedens" bezogen auf das Handeln generell. Dieser "Frieden" besteht aber, wie von Dreamcatcher schon gesagt, nicht im Nicht-Handeln, sondern im Nicht-Anhaften an den Dingen, speziell meinen Wünschen, Ideen, bezüglich zukünftiger Handlungen. Diese Unterscheidung ist nicht offensichtlich, aber essentiell. Es geht eben darum nicht "Sklave der eigenen Begierden zu sein", sondern seine Aktivitäten mühelos, gleichsam spielerisch zu verfolgen, ohne Krampf, ohne Kampf. Wie eine Wolke treibend im Wind, und nicht wie ein Getriebener. Lockerlassen. Nicht weil man sich nicht anstrengen will, sondern weil keine Anstrengung in dem Sinne mehr nötig ist. Keine Bürden mehr, absolute Freiheit je nach Bedarf "sieben mal in die Länge und acht mal in die Quere" gehen zu können. Im Zen werden die zwei Richtungen "überwärts" und "niederwärts" unterschieden - Ersteres bedeutet Weltabgewandtheit (z.B. allem Materiellen entsagend als Eremit zu leben), Letzteres Weltzugewandtheit (also eben übermäßig dem materiellen Genuß zu" fröhnen"^^), beide eher im negativen Sinne. Quasi Über-Spiritualität und materielle Abstumpfung. Die Zen-Meister werden nicht müde diesen Punkt immer wieder zu betonen - das Wichtigste ist zwischen diesen beiden Richtungen genau den Mittelweg zu halten, wieder mal die Goldene Mitte also, denn beide bedeuten Abhängigkeit vom Materiellen, den Dingen, im einen Fall durch Abgrenzung, im anderen durch Konformität. Wie der unverbesserliche Rebell und der Streber und ewige Ja-Sager (als triviales Sinnbild). Beide kommen evtl. wenn sie konsequent sind zu ihrem Willen, aber unabhängige, integre Personen sind sie nicht - weil sie eben ihre Position an etwas anderem als sich selbst fest machen. Wer meint "Frieden" bedeutet Inaktivität und Willenlosigkeit, der versteht eben das "Überwärtige" als "Frieden". Aber wie gesagt, mit der materiellen Welt auf permanenten Kriegsfuß zu sein hat wenig mit Frieden zu tun, baut mehr Schranken auf als es abreißt. Fieden heißt nicht Willenlosigkeit, vielmehr die Entfesselung des Willens. Die Freiheit zu Tun, kein Müssen mehr. Oder nehmt doch mal so ein Kloster her: Sind die Mönche denn eitle, faule Säcke? Im Gegenteil, die arbeiten den Großteil ihres Tages, sind alles andere als müßig. Und was für eine Determination muss doch dahinterstecken (neben Tradition und kultureller Disposition) sein ganzes Leben so konsequent der Erkenntnis zu widmen. Diese Idee von "Frieden" ist sicher nicht leicht vereinbar mit unserem westlichen Konzept des Kraft- und Willensmenschen, aber sicher von Belang für unser Verständnis von Unzufriedenheit und Gehetztheit in der heutigen Gesellschaft. Und für PU hat das in Hinblick auf State und Flow auch große Bedeutung. Wenn du aufhörst irgend etwas krampfhaft zu versuchen geht es dir besser und leichter von der Hand. Die Fähigkeiten von Logik und Willen haben eben ihre Grenzen (auch wenn mir da vielleicht viele widersprechen würden), der Mensch ist nunmal nur vernunftbegabt aber nicht durch und durch rational. Freiheit im Handeln, das Überwinden aller Widersprüche - nicht durch gewaltsames Niederkämpfen sondern durch Ablassen von ihnen. "Stirb noch während du lebst, und dann geh und tu was immer du willst". Aber hier hört die Anstrengung nie auf, diesen Frieden muss man jedem Moment abringen. Im Zen ist Erleuchtung oder Nirvana auch nicht unbedingt ein dauerhafter Zustand sondern eher eher ein Gleichhewicht das in jedem Augenblick vom geübten Geist neu ausbalanciert werden muss. Jetzt hab ich hier ja einiges als Behauptung postuliert, aber das sind natürlich nur meine persönlichen Ansichten, ich bin ja auch weit davon entfernt das zu realisieren^^... Soviel dazu - genug philosophiert, wie gesagt, die Anwendung in der Praxis zählt, Grüsse, Basileus