Nächster Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung

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Hallo zusammen, liebe Lebenskünstler und jene die es werden wollen.

Das folgende schreibe ich nicht nur auf, weil ich gedanklich gerade im Umbruch bin, weil ich an mir selbst arbeiten will, weil ich mich weiterentwickeln will - und paradoxerweise nicht weiter weiß. Sondern auch, weil ich von Euch bisher so viel gelernt habe und hoffe, dass ich hier weitere Impulse für den Lebensweg bekomme.

Ich bin gerade 22, als ich mit PU damals angefangen habe war ich 18/19. Die ersten Ergebnisse waren überragend - ich war der King, bzw. fühlte mich so, kannte tausend Leute, war immer irgendwo unterwegs. Mädels gruben mich an, Jungs wollten mit mir befreundet sein. Ich fand heraus, dass ich nicht nur extrem charismatisch sein kann, sondern auch ein guter Schauspieler war. Ich lernte meine erste Freundin kennen, mit der ich jetzt seit länger als 2 Jahren zusammen bin - das wäre ohne PU nicht so gelaufen. Kurz: Ich fühlte mich eine Zeit lang wie ein Gott. In der Zeit begann ich auch Jura zu studieren und ich entwickelte eine - gespielte - Persönlichkeit von dem was ich gerne sein wollte und immer noch will: Der junge, intelligente, internationale aufstrebende Kerl, der souverän ist, die Welt gesehen hat, mit Frauen klarkommt und irgendwie in allem gut ist.

Heute denke ich darüber anders. Irgendwann habe ich den Kontakt zu mir selbst verloren, als ich mich dermaßen interpretiert (uminterpretiert? überinterpretiert) und gespielt habe. Dazu ruhte ich mich auf meinen Erfolgen aus: Ich studierte, hatte Freunde, sah gut aus, hatte eine Freundin und eigentlich keine Sorgen. Ich begann, nur noch trinken zu gehen, zu zocken, zu kiffen. Ich verbrachte immer mehr mit meiner Freundin, wir schauten Filme, und ging auch nicht mehr raus. Meine Freunde wurden mir egal, zu den einen verlor ich den Kontakt, die anderen wandten sich ab und brachen den Kontakt ab. Meine Leistungen in der Uni gingen den Bach runter, ich wurde dick, da ich nicht mehr zum Sport ging. Mit meiner Freundin lief es schlechter und schlechter - sie ist das einzige, was mir bis jetzt geblieben ist.

Das alles sind nur Symptome, aber ich weiß nicht, wofür. Ich war in der Suchttherapie, bei insgesamt drei verschiedenen Therapeuten. Alle hatten unterschiedliche Erklärungsansätze und ergänzen sich daher perfekt: Die erste sah die Scheidung meiner Eltern und die dahingehende emotionale Kälte in mir als Grund, ich habe alle Gefühle unterdrückt und kann deshalb auch kaum etwas positives empfinden. Meine Begeisterung für das Leben hält sich in Grenzen, deshalb zocke ich immer mehr. Die zweite meinte, ich müsste mehr auf mich und meine Bedürfnisse hören. Der Dritte meinte, ich überfordere mich in meinem Leben, ich wolle "immer alles, das Beste davon und alles sofort" und sei nicht bereit, zu warten, zu genießen, sondern würde mich komplett überfordern.

Vor einem Jahr zog ich von zuhause weg ins Studentenwohnheim. "Jetzt wird alles besser", sagte ich mir. Und - teilweise - stimmte das auch. Ich machte mehr für die Uni, zwang mich, regelmäßig zu lernen und erzielte wieder bessere Ergebnisse (um genau zu sein: für den Aufwand sogar sehr gute Ergebnisse). Aber diese innere Leere blieb. Jede Woche nehme ich mir vor, mein Leben in die Hand zu nehmen, etwas zu ändern, nicht mehr zu zocken. Ich ziehe es drei Tage durch, maximal. Montag stehe ich voller Tatendrang auf. Der Tag gehört mir, nicht selten arbeite ich an dem Tag 10 Stunden und gehe dann noch trainieren. Im Anschluss manchmal auch was trinken mit Leuten, die ich doch recht schnell begeistern kann (ein paar meiner charismatischen Fähigkeiten sind mir geblieben). Am zweiten und dritten Tag geht das ebenso, bis ich irgendwann komplett zusammenbreche und nur noch zocke. In der Zeit räume ich meine Bude nicht auf und kümmere mich um nichts. Dann kommt mein anderes "Ich" hervor, das ich sonst immer versuche zu unterdrücken.

Ich habe langsam Fortschritte gemacht. Aber diese Leere bleibt. Ich fühle mich wie ein Rädchen in dem System, manchmal minderwertig. Die anderen machen so coole Dinge: Der eine schafft die besten Leistungen, der andere arbeitet, der dritte macht Sport und sieht einfach gut aus, der vierte ist ein Partylöwe. Der fünfte ist nur am Reisen. Während ich in meiner Studentenbude sitze, einmal pro Woche meine Freundin treffe, ein bisschen studiere, ein bisschen Bier trinke mit anderen Gammlern. Wenn ich mir das vor Augen halte geht es mir richtig schlecht und mein Selbstwertgefühl, mein ganzes Inner game leidet darunter.

Zu meinen Fortschritten zählen: Gewicht abgenommen, wieder etwas regelmäßiger Sport (bin in einem Leichtathletikkurs). Bessere Leistungen in der Uni. Demnächst fange ich an der Uni an zu unterrichten, also kommt etwas Geld rein. Ich komme langsam in ein "normales" Leben rein.

Und irgendwie fühle ich mich dabei dennoch schlecht. Ich bin ein Rädchen im System, ich bin auf dem Weg, zu normal zu werden. Kein Gewinnertyp. Ich weiß ja nichtmal, wer ich selbst bin. Ich glaube, das Problem ist, dass ich nicht selbstbestimmt lebe. (Meine Mutter hat mich damals zwangsimmatrikuliert, weil ich wie ein Zombie 14 Stunden am Tag zuhause saß und gezockt habe. Das ist okay, Jura liegt mir und fällt mir auch leicht). Hier schließt sich der Kreis, der Grund warum ich diesen Post erstelle: Ich fühle nicht, dass das mein Leben ist. Es ist zumindest nicht befriedigend. Ich habe angefangen, Bücher über Persönlichkeitsentwicklung zu lesen und ein Gedanke traf es auf den Punkt: Man darf nichts tun, weil andere oder die Gesellschaft es von einem erwarten. Und hier der Knackpunkt: Meine ganze Persönlichkeit habe ich darauf aufgebaut, möglichst gut anzukommen. Ich habe PU-Texte verschlungen, mit ihnen geübt und ich war ein Meister darin, mit den verschiedensten Leuten konnte ich reden und Spaß haben. Doch wer bin ich selbst? Heute habe ich keine Lust mehr, mich mit Leuten zu treffen,...

In Facebook sehe ich, was andere meines Jahrgangs für geile Sachen machen. Der eine reist mit einem Hippiebus durch Südamerika, der andere hat sein Studium aufs Eis gesetzt und reist durch Bolivien und nach Brasilien. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was die für Erfahrungen sammeln, mit welchen Mädels sie alles Sex haben, wieviel Spaß sie haben und was sie von der Welt sehen - ich aber sitze in meinem behüteten kleinen Zimmerchen und studiere ein bisschen. Ekelhaft.

Alles zieht auch mich in die Ferne. Ich habe beinahe ein Jahr im Ausland gelebt, jetzt lebe ich hier. Und habe über 2.000 Stunden League of Legends auf meinem Konto.

Mir fehlt die Kraft und die Motivation, mich aktiv weiterzuentwickeln. Ja, ich habe angefangen Bücher zu lesen, aber regelmäßig zieht es mich an den PC. Ich bin auch kein dummer Kerl und weiß was zu tun ist (alle Spiele löschen, nie wieder installieren - easy?!) aber ich kann mich nicht selbst austricken. Ich müsste mir Gedanken machen, was ich in meinem Leben erreichen möchte. In diesen ganzen 26.000 Tagen, die ich lebe. Aber das ist anstrengend und die nächste Runde LoL wartet.

Ich brauche Inspiration und Motivation. Und ich weiß, dass es da draußen das alles gibt. Vielleicht habe ich auch einfach nur Angst vor der Welt?

Wer mehr weiß als ich, oder so eine "Sinnkrise" schonmal durchgemacht habt: Wie habt ihr sie gelöst? Was habt ihr gelesen?

Viele Grüße,

N

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So, ich habe mich aufgerafft und alle Spiele gelöscht. An meiner Tür führe ich jetzt eine Liste: Tage ohne zu zocken.

Und in der Zeit, die ich jetzt mehr habe werde ich mir Gedanken machen, was ich will und wie ich mein Leben nutze.

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Hallo.

Oft ist es ja ein Gefühl von FOMO - https://de.wikipedia.org/wiki/Fomo

Das mit den PC-Spielen finde ich prinzipiell nicht schlimm. 2.000h sind 3 Jahre jeweils 2h. Wenn du die anderen 22h des Tages etwas anderes machst, sehe ich da kein Problem.

Nicht immer alles schwarz oder weiß sehen.

Aber auf jeden Fall ist es wichtig, dass du wirklich für die nächsten Wochen oder Monate erkennst, was du wirklich willst.

Dann werden PC-Spiele automatisch weniger wichtig.

Ich habe früher täglich um die 3-5h gespielt. Jetzt spiele ich im gesamten Jahr etwa 10h.

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