Dem Schwarzbären entronnen zum ersten KC!

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Um den Wahnsinn dieser aufeinander folgenden Ereignisse begreifbar zu machen, muss ich ganz schön weit ausholen…

Eigentlich beginnt die Geschichte Anfang 2011, wo ich kurzzeitig mit einem Survival-Reiseleiter, nennen wir ihn Bernd, zusammen in einer WG wohnte. Fasziniert von seinen Erlebnissen genoss ich die gemeinsamen Abendessen, bei denen er meistens von seinen Reisen erzählte. Eines Tages erklärte er uns, wie man sich bei Begegnungen mit wilden Tieren, unter anderem auch Bären, zu verhalten habe. Niemals habe ich geglaubt, dass dieser Abend einmal meinen Hals retten würde…

September 2011, Toronto, Ontario:

Nachdem mein Kumpel und ich zuvor die Niagarafälle und die kanadische Metropole Toronto besucht haben, brechen wir bei Sonnenaufgang zur vorerst letzten Etappe unserer Reise, dem Algonquin Provincial Park im Norden Ontarios, auf. Die Cruise Control unseres brandneuen Jeep Grand Cherokee auf gemütliche 90km/h gestellt, gleiten wir stundenlang in Richtung Norden. Nachmittags erreichen wir endlich die Park Ranger Station des Algonquin Parks, schnappen uns eine grob skizzierte Karte, fahren noch ein Stück weiter hinein und machen uns zu Fuß auf den Weg.

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Die Landschaft ist traumhaft schön, wir treffen keine Menschenseele. Herbstliche Bäume erzeugen ein wunderbares Farbenspiel, und immer wieder stille, ruhende Seen. Erfreut von der unberührten Natur, springe ich jauchzend einen Felsen hinauf. Meine Tollheit wird schon kurz darauf bestraft: Etwa zehn Sekunden später schallt ein grollendes Brüllen aus dem Wald. Auch wenn es etwas danach klingt, wird uns schnell bewusst dass es keine Motorsäge sein kann…egal, weiter geht’s.

Nach weiteren fünfzehn Minuten Fußmarsch, inzwischen weit entfernt vom Highway, habe ich das ungute Gefühl, beobachtet zu werden. Ich drehe meinen Kopf nach rechts und erstarre – keine 10 Meter von uns entfernt beäugt uns neugierig ein ausgewachsener Schwarzbär und leckt sich die Zähne… Von einer nie erfahrenen, instinktiven Urangst ergriffen, beginnt mein Hirn zu rattern. Ich erinnere mich daran, was Bernd erzählt hat: unter keinen Umständen wegrennen, das würde den Jagdinstinkt des Tieres wecken und könnte uns das Leben kosten. Auf Zehenspitzen beginnen wir in Zeitlupe weiter zu schleichen. Ich sehe einen soliden Stock und greife ihn mir. Als wir uns nach einigen Metern umdrehen, steht die Bestie nur noch wenige Meter hinter uns und schaut uns tief in die Augen. Noch nie einen KC oder FC gehabt, möchte ich nicht sterben. Wir schleichen weiter, der Bär verfolgt uns nicht. Nach 20 Minuten nehmen wir die Beine in die Hand und rennen. Nach weiteren 30 Minuten endlich die Erlösung:

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Niemals werden wir erfahren, ob der Besitzer des blauen Autos wohl zurückgekehrt ist… Später lesen wir, dass Schwarzbären deutlich weniger aggressiv sind als Grizzlybären – Glück gehabt!

Moment, das soll doch ein Fieldreport sein?

Wir stellen fest, dass wir unser ursprüngliches Ziel heute nicht mehr erreichen werden, da es bereits später Abend ist. Ich rufe meinen Cousin an, der in London, Ontario (da kommt z.B. auch Ryan Gosling her) studiert, ob wir bei ihm übernachten können. Sure, kein Problem, heute ist dann auch gleich Party und so. Noch immer mit leichter Gänsehaut erreichen wir London. Die Stadt ist der Wahnsinn, ganze Wohnviertel in denen ausschließlich Studenten leben. Kurze Zeit später betreten wir ein Haus, in dem wir mit „some guys“ vorglühen sollen.

Wir betreten das Paradies. Etwa 15 heiße kanadische Studentinnen inmitten von maximal vier Jungs erblicken uns, kreischen hysterisch „Geeeeeeeeeermaaaaaaaaaaanssss!!!!“ und scharen sich um uns exotische Neuankömmlinge. Sehr praktisch, dass wir gleich eine frische DHV-Story zur Hand haben =) Danach haben wir eine Art Club besucht und einen Wahnsinnsspass gehabt.

Später besuchen wir ein anderes Studentenhaus. Alle sind bereits ordentlich dabei und fett am Feiern. Mein Kumpel, er selber hat eine LTR, redet mit einem hübschen asiatisch angehauchten Collegegirl, nennen wir sie Shelly. Ich komme vorbei, er stellt mich ihr vor und verschwindet. Wir reden kurz, woher wir kommen, wohin wir gehen, warum wir hier in Kanada sind. Sie scheint Autos zu mögen und freut sich, dass ich studentisch für einen deutschen Autohersteller tätig bin.

Über was wir danach geredet haben, weiss ich nicht mehr. Auf einmal verstumme ich, dann verstummt sie. Ich schaue ihr tief in die Augen, auf ihren Mund und wieder auf ihre Augen. Dann tue ich, was ich noch nie zuvor getan habe: ohne weitere Worte küsse ich sie einfach. Es fühlt sich großartig an und ich bin erfüllt von Glück. Cool, is ja gar nicht so schwer irgendwie…

Nach einigen Sekunden hört sie kurz auf:

Shelly:Hey, all the people are looking at us…Don’t you think it’s a little bit too fast?“

Ich:No, it’s not!”

Shelly: “Alright, sorry!!” (Kanadier entschuldigen sich für wirklich alles)

Dann küssen wir uns wieder. Später möchte sie mit mir aufs Bad verschwinden. Ich stelle fest, dass ich keine Kondome dabei habe. KC und FC an einem Abend, das wäre der Hammer. Dennoch, das Risiko ist mir zu groß. Irgendwie ist es mir zu peinlich, einen noch unbekannten Kanadier um ein Kondom zu fragen.

Die Party löst sich langsam auf. Mir wird bewusst, dass wir morgen wieder hunderte von Meilen vor uns haben. Bald müssen wir in den USA sein. Ich verabschiede mich von Shelly und wir wünschen uns alles Gute im Leben. Im Haus angekommen, kann ich immer noch nicht an all das Geschehene glauben. Todmüde und glücklich schlafe ich ein.

Zurückblickend sind diese Ereignisse ein wichtiger Wendepunkt in meinem Leben. Der Druck, nicht zu wissen wie es ist zu küssen, war davongeblasen. Innerhalb weniger Wochen sind dann weitere KC’s und Intimitäten gefolgt.

Einen richtigen FC hatte ich leider immer noch nicht, aber ich blicke der Sache positiv und mit Vorfreude entgegen. Das anschließende Auslandsstudium in einer der gefährlichsten Städte Amerikas war ein toller Teil meines Lebens und hat es möglich gemacht, dass ich jetzt, leider nicht mehr allzu lange, in New York City arbeite und ein wunderbares Leben führe.

Man weiß nie, was kommen wird.

Dave

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So paradox ist die menschliche Psyche...

"Erfolgreich mit einem Bär gekämpft" dann aber nicht den mut einen Kanadier um ein Kondom zu fragen. (Was denkt nur der Bär über mich = egal, nix wie weg. Was denkt ein fremder Kanadier über mich, wenn ich ihn um ein Kondom bitte = nicht egal!!! (FC verzicht wegen der Angst vor 1 Kanadier? sind die gefürchtiger als Schwarzbären? Nein, aber vor nichts hat der Mensch mehr angst, als vor der Möglichkeit, negativ beurteilt zu werden.

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