Selbstüberschätzung langfristig ablegen

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Gast Johanna100

Hi! (sorry, der Text ist etwas länger, aber das Thema ist mir äußerst wichtig und wäre mit wenigen Worten nicht abgedeckt)

Ich will mich mit einem persönlichen Problem an euch wenden, das mir schon seit geraumer Zeit ein Bein stellt: Selbstüberschätzung.

An und für sich würde ich mich als einen Menschen mit einer relativen hohen Reflektionsfähigkeit bezeichnen - zumindest auf rationaler Ebene. Das bedeutet: Ich kann mich hinsetzen, nachdenken und feststellen: "Ja, das ist ein Punkt, an dem ich arbeiten könnte. Hier sollte ich ehrlich zu mir selbst sein, das geht so nicht." In vielen Situation ist diese Art der Reflektion bereits ausreichend, um mich in die Richtung zu loten, in die ich gehen möchte. Insbesondere im zwischenmenschlichen Bereich hat mir diese Fähigkeit in der Vergangenheit sehr geholfen, einen kühlen Kopf zu bewahren und auch dann nachzugeben, wenn ich es nicht unbedingt hätte tun müssen. (zu meinem eigenen seelischen Wohl) Darüberhinaus hat sie mir dabei geholfen, mich selbst und meine Interessen besser kennenzulernen. Ich bin einfach ein Mensch, der Selbstgespräche liebt und kann es an dieser Stelle nur jedem empfehlen, der es noch nicht wirklich ausprobiert hat. (aber das nur nebenei)

Leider stößt diese Methode an ihre Grenzen, nämlich da, wo es um die Entwicklung einer langfristigen emotionalen Haltung geht. Um auf den Punkt zu kommen: Wann immer es darum geht, sich einer Aufgabe zu stellen, die einen langfristigen Charakter aufweist, macht sich in mir eine gewisse Selbstüberschätzung bemerkbar. Mein Kopf signalisiert mir dann: "Du bist so gut, dir kann keiner das Wasser reichen." Beispiele dafür wären beispielsweise im Sport, beim Lernen, bei kreativer Arbeit oder dergleichen zu finden. Selbstverständlich weiß ich, dass ich nicht so gut bin, wie mir mein Kopf häufig signalisieren will und wie wichtig es ist, eine bescheidene Haltung zu wahren. Die Selbstüberschätzung blockiert mich, da ich meinem eigenen Anspruch natürlich nicht gerecht werden kann - dementsprechend schnell gebe ich leider auch auf. Es mangelt mir nicht selten einfach an einem gesunden Maß an Geduld, um mich in etwas hineinzuarbeiten und mir ein gutes Fundament zu schaffen, auf dem ich aufbauen könnte. Das ärgert mich ungemein.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Haltung ihren Ursprung in der Zeit hat, in der ich selbst zwar auf eher wackeligen emotionalen Beinen stand, ich aber durchaus Anerkennung dafür erhalten habe, dass ich eigentlich ein ganz helles Köpfchen bin. Das ist schon einige Jahre her und hat sich überwiegend in der Schule abgespielt. Ich habe es genossen, wie die Lehrer an meiner anmaßenden Art verzweifelt sind und immer versucht haben, ein bisschen von meinem Potenzial herauszukitzeln. (heute weiß ich natürlich, dass das ein absolutes kindisches und albernes Verhalten war, aber ich war jung und musste mein Ego füttern) Ebenso haben mich meine Mitschüler - warum auch immer - für meine Art anerkannt. In dieser Zeit war das wohl irgendwie der letzte Strohhalm, den ich greifen konnte und wollte. Diese ständige Bestätigung, ohne wirklich etwas getan oder geleistet zu haben, hat sicher seinen entscheidenden Anteil zu der Situation beigetragen.

Aber auch als kleines Kind war ich immer schon ein bisschen unzufrieden mit mir und meiner "Arbeit". In der Grundschule habe ich Geschichten geschrieben und Bilder gemalt, und meine Mutter hatte mir mal gesagt, ich hätte sie anschließend häufig zusammengeknüllt oder zerrissen, weil sie mir nicht gut genug waren. (das soll aber nur ein kleiner Anriss sein, ich weiß nicht, ob man das auf das gegenwärtige Problem übertragen kann, ist mir nur so eingefallen)

Um einmal wieder den Bogen zu dem eigentlichen Problem zu spannen: Kennt sich jemand mit solchen "Eigenschaften" aus und kann mir Hilfestellungen geben, wie ich diese langfristig abstellen kann?

bearbeitet von Johnny100
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Ich will mich mit einem persönlichen Problem an euch wenden, das mir schon seit geraumer Zeit ein Bein stellt: Selbstüberschätzung

Das ist kein Problem sondern eine Gabe !

Das Problem ist, dass du darin ein Problem siehst.

JR

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Wann immer es darum geht, sich einer Aufgabe zu stellen, die einen langfristigen Charakter aufweist, macht sich in mir eine gewisse Selbstüberschätzung bemerkbar. Mein Kopf signalisiert mir dann: "Du bist so gut, dir kann keiner das Wasser reichen." Beispiele dafür wären beispielsweise im Sport, beim Lernen, bei kreativer Arbeit oder dergleichen zu finden. Selbstverständlich weiß ich, dass ich nicht so gut bin, wie mir mein Kopf häufig signalisieren will und wie wichtig es ist, eine bescheidene Haltung zu wahren. Die Selbstüberschätzung blockiert mich, da ich meinem eigenen Anspruch natürlich nicht gerecht werden kann - dementsprechend schnell gebe ich leider auch auf. Es mangelt mir nicht selten einfach an einem gesunden Maß an Geduld, um mich in etwas hineinzuarbeiten und mir ein gutes Fundament zu schaffen, auf dem ich aufbauen könnte. Das ärgert mich ungemein.

Okay, ich hab hier einen Lösungsansatz parat, bin mir aber nicht sicher ob ich es dir auch brauchbar vermitteln kann, ich werde es trotzdem mal versuchen.

An sich ist es ja schon mal gut, das du verstanden hast das man seiner eigenen Stimme nicht bei jeder Angelegenheit trauen sollte.

wir sind dazu fähig uns durch unseren Verstand zu motivieren, und positive Gefühle auszlösen, die uns pushen,

auf der anderen Seite lösen Sachen die uns Spass machen auf ganz natürliche Weise positive Gefühls Zustände aus, und unser Verstand liefert uns nur eine "wörtliche" Verdeutlichung, wie es gerade in uns aussieht.

Der Grund warum ich das erzähle ist, ist weil ich denke das bei dir letzteres der Fall ist, und du einen kleinen Denkfehler drin hast, der einen.... sagen wir mal "inneren Konflikt" auslöst. Evtl durch den Believe ausgelöst, dass es immer ratsam und vorteilhaft ist ruhig und geduldig zu sein.

Wenn du gerade hoch motiviert an etwas arbeitest passiert es sehr schnell, dass man euphorisch wird, und Gefühlszustände statt finden, die einen "high" machen und pushen. Also wie bereits beschrieben, ist der Gefühlzutand bereits da und gibt den rythmus und die Melodie vor , alles was dein Kopf macht, ist zu einem Mic zu greifen und etwas passendes zur Melodie bzw. dem Gefühls Zustand zu palabern. "Du bist der geilste, der beste" etc. pp.....

ich denke das du jetzt unbewusst den Denkfehler drin hast, und auf "rationaler" Ebene fest stellst "Huch ich überschätze mich gerade selber..."

Das Wort "Selbstüberschätzung" ist natürlich alles andere als mit positiven Sachen behaftet. Man wird natürlich Selbstkritisch, und verurteilt evtl sogar seinen derzeitigen "ist" Zustand, was den "inneren Konflickt" an sich darstellt.

Und jetzt sind wir beim Knackpunkt, umso mehr du deine derzeitigen Gefühls Zustand verurteilst und verdrängst, umso mehr verstärkst du ihn. Denke das ist das was dich in die Hirnwichserei treibt. Würdest du deinen "State" einfach mal annehmen, und ausleben, wäre die Sache auch garkein Problem, da Gefühle eig nur gefühlt werden wollen, und wenn du dies tust, sind auch recht schnell weg.

Lösungsansatz den ich dir anbiete:

das nächste Mal wenn du wieder in der Annahme bist dass du dich "Selbst überschätzt.", würde ich an deiner Stelle einfach mal tief durch atmen, versuchen an garnichts zu denken, und einfach mal in mich hinein horchen, ohne zu urteilen, und sich seinen "State" einfach nur mal anschauen. Wenn er positiv ist, dann weist du ganz genau das dich deine "Aktivität" gerade unheimlich motiviert, und zwar von innen her. Alles was dein Kopf tut, ist passendes Vokabular auf den vorhanden "State" zu malen. Ab dem Zeitpunkt weist du dann ja eig. Dass du dich nicht selbst Überschätzt, und der LB ist somit entlarvt, was wiederum dazu führt dass kein innerer Konflickt ausgelöst wird, der dich unnötig Energie kostet, und dich zwangsläufig frustriert.

Irgendwann wäre die "hitzköpfigkeit" auch weg, wegen der natürlich "desensibilisierung". So funktioniert eben Entwicklung, nur so nebenbei....

hoffe ich konnte das alles gut vermitteln.

meine gute Tat für Heute, und jetzt Peace, ich bin raus feiern.

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Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Haltung ihren Ursprung in der Zeit hat, in der ich selbst zwar auf eher wackeligen emotionalen Beinen stand, ich aber durchaus Anerkennung dafür erhalten habe, dass ich eigentlich ein ganz helles Köpfchen bin. Das ist schon einige Jahre her und hat sich überwiegend in der Schule abgespielt. Ich habe es genossen, wie die Lehrer an meiner anmaßenden Art verzweifelt sind und immer versucht haben, ein bisschen von meinem Potenzial herauszukitzeln. (heute weiß ich natürlich, dass das ein absolutes kindisches und albernes Verhalten war, aber ich war jung und musste mein Ego füttern) Ebenso haben mich meine Mitschüler - warum auch immer - für meine Art anerkannt. In dieser Zeit war das wohl irgendwie der letzte Strohhalm, den ich greifen konnte und wollte. Diese ständige Bestätigung, ohne wirklich etwas getan oder geleistet zu haben, hat sicher seinen entscheidenden Anteil zu der Situation beigetragen.

Ja kenne ich exakt genauso. Wie du schon selbst beschreibst geht es nicht um Selbstüberschätzung sondern um Ego und Betätigung vom Aussen. Nicht ums Malen oder Sport an sich sondern um Anerkennung.

Oliver Kahn hat mal ein Motiviationbuch geschrieben in der er externe von interner Motivation unterscheidet und das interne immer grösser sein muss als externe. Logisch sonst geht es dir nicht um die Sache an sich sondern um den Applaus.

Ergo hilft viel einfach die Dinge zu tun die einem wirklich ohne das irgendein anderer Applaus spendet DIR gefallen bzw. gefallen daran zu finden. Du musst deine interne Motivation finden.

Bodybuilding ist sowas bei mir. Sicherlich Körper usw ist alles toll... aber ganz ehrlich: Training ist geil. Das ist Meditation... es gibt mir soviel selbst wenn der Muskelwachstum ausbliebe...

Es ist auch immer eine Frage der inneren Einstellung. Hier hat mir geholfen: Das Hagakure (gibts auch bei youtube) vorallendingen einfach nur das erste Kapitel/Absatz.

Könntest auch Tolle Deida o.ä. Lesen,

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Gast Johanna100

Hallo Freunde,

ich will versuchen, euch im besoffenen Kopf so gut zu antworten, wie es nun einmal geht. Hey, meine Grammatik und Interpunktion gehen noch voll klar, super! :D

Erst einmal vielen Dank für eure Antworten, insbesondere dir Sheytan, da du dir so viel Mühe gemacht hast. Leider bin ich der Ansicht, dass dein Beitrag ein bisschen an der Thematik vorbeigeht. Das ist allerdings nicht dein Fehler, wahrscheinlich habe ich euch einfach noch nicht einen ausreichenden Blick in meine Gedankenwelt gegeben. Das ist von außen vermutlich einfach sehr schwer zu beurteilen. Mhh, naja, wie soll ich das nun erklären. Damn, ähh. Diese Selbstüberschätzung, Sheytan, ist nicht wirklich eine Annahme. Es ist vielmehr ein Rettungsanker, wenn ich merke: "Okay, das kannst du gerade nicht so gut, wie du dir am Anfang erhofft hast." Dann flüchte ich mich glaube ich unterbewusst einfach in diese Welt, die ich mir aufgebaut habe, als es nicht so gut lief. Ich habe ununterbrochen Bestätigung bekommen, ohne eine Leistung erbracht zu haben, und so dachte ich dann einfach, dass ich ja alles irgendwie schaffen würde, ohne einen Finger zu krümmen. Das ist natürlich großer Quatsch und eine überzogene Erwartungshaltung, die mir einfach immer wieder begegnet. Da hilft auch kein Durchatmen, weil es sich dabei um etwas handelt, das tief in mir verankert ist und vielerlei Gesichter annimmt. (wie gesagt: es begegnet mir bei so vielen Tätigkeiten)

Selbstverständlich kann ich versuchen, diesen Zustand anzunehmen, aber ich weiß, dass er nicht mein Ich widerspiegelt, sondern nur irgendeine Kopie von mir, die um diese Selbstüberschätzungs-Komponente erweitert wurde. Wobei, um genau zu sein, irgendwie nehme ich diesen Zustand schon an, denn wie gesagt: Es ist eine Art Barriere, die mich vor der Erkenntnis bewahren soll, dass dort eine Aufgabe lauert, die ich nicht ohne Weiteres lösen kann und die ein gewisses Engagement benötigt. Und diese Barriere nehme ich natürlich gerne an, denn es ist ja viel leichter, eine überzogene Erwartungshaltung zu haben als wirklich auf emotionaler Ebene - nicht auf rationaler Ebene - zu verstehen, dass da ein langer Weg vor mir liegt. Wir Menschen sind da ja eher gemütlich - oder ich zumindest.

Es ist auch nicht so, dass ich wirkliche Hirnwichserei betreibe. Ich habe mir heute einfach gedacht, dass ich nicht das gemacht habe, was ich irgendwie schon machen wollte, aber nicht geschafft habe, weil mich so eine schleichende Angst irgendwie einfach davon abgehalten halt, denn ich könnte ja merken, dass ich doch ein bisschen Geduld und Disziplin haben muss, um die Aufgabe zu bewältigen. Und dann dachte ich, dass das irgendwie immer der Fall ist, wenn es um solche langfristigen Aufgaben geht - und dann habe ich den Thread erstellt, weil ich der Ansicht war, dass da Redebedarf besteht.

Ja, maccheroni, intrinsische und extrinsische Motivation. Ich bin zwar zugegebenermaßen nach wie vor auf der Suche nach der richtigen intrinsischen Motivation - also nach der Tätigkeit, die mich wirklich erfüllt -, und das ist wirklich ein wichtiger Punkt, aber auch bei derlei Dingen mangelt es mir einfach an der nötigen Portion Durchhaltevermögen, weil mir mein Kopf von Anfang einfach diesen Streich spielt. (zumindest wenn man davon ausgeht, dass ich wirklich die Dinge tue, die intrinsisch motiviert sind)

Mann, ich tue mich echt schwer, das alles zu formulieren. (und das liegt nicht nur daran,d asss ich betrunken bin, irgendwie scheine ich da gerade auf einen Aspekt meiner Persönlichkeit zu stoßen, dem ich bisher zu wenig Beachtung geschenkt habe)

Danke erstmal für eure Antworten. Schauen wir mal, was sich hier noch so zuträgt.

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Hm, Johnny, ich schreibe einfach mal los, was mir so dazu beim ersten Eindruck einfällt und das ist eigentlich, dass Du Dir um die Selbstüberschätzung nicht so den Kopf machen brauchst. Warum? Weil Du selber erkennst, dass sie nur eine"Funktion" erfüllen soll, in Dir drinnen.

Diese Selbstüberschätzung, Sheytan, ist nicht wirklich eine Annahme. Es ist vielmehr ein Rettungsanker, wenn ich merke: "Okay, das kannst du gerade nicht so gut, wie du dir am Anfang erhofft hast." Dann flüchte ich mich glaube ich unterbewusst einfach in diese Welt, die ich mir aufgebaut habe, als es nicht so gut lief.


Es geht als um Deine inneren Bedürfnisse. Etwas läuft nicht gut und nun könnten Gefühle hoch kriechen. Unangenehme Gefühle. Angst, Minderwertigkeit, Panik, Fragen .... Selbstzweifel. All das. Das ist nicht schön anzufühlen.Also Rettungsanker und einen Mantel drüber. Vergessen. Andere öffnen sich ne Flasche Schnaps und kippen die rein, andere nehmen schlimmere Drogen. Also, ich finde, sich einen solchen Rettungsanker zuzulegen ist vielleicht nicht das was Du Dir erträumst aber menschlich und vergleichsweise harmlos, ja?

Ich habe ununterbrochen Bestätigung bekommen, ohne eine Leistung erbracht zu haben, und so dachte ich dann einfach, dass ich ja alles irgendwie schaffen würde, ohne einen Finger zu krümmen. Das ist natürlich großer Quatsch und eine überzogene Erwartungshaltung, die mir einfach immer wieder begegnet. Da hilft auch kein Durchatmen, weil es sich dabei um etwas handelt, das tief in mir verankert ist und vielerlei Gesichter annimmt. (wie gesagt: es begegnet mir bei so vielen Tätigkeiten)


Nun dröseln wir mal weiter auf. Dir fiel Deine Bestätigung also in den Schoß und nun ist das vorbei. Es ist immer schmerzlich von Vorteilen Abschied nehmen zu müssen, die man mal genossen hat. Immerhin weißt Du es, das ist gut.

Selbstverständlich kann ich versuchen, diesen Zustand anzunehmen, aber ich weiß, dass er nicht mein Ich widerspiegelt, sondern nur irgendeine Kopie von mir, die um diese Selbstüberschätzungs-Komponente erweitert wurde. Wobei, um genau zu sein, irgendwie nehme ich diesen Zustand schon an, denn wie gesagt: Es ist eine Art Barriere, die mich vor der Erkenntnis bewahren soll, dass dort eine Aufgabe lauert, die ich nicht ohne Weiteres lösen kann und die ein gewisses Engagement benötigt. Und diese Barriere nehme ich natürlich gerne an, denn es ist ja viel leichter, eine überzogene Erwartungshaltung zu haben als wirklich auf emotionaler Ebene - nicht auf rationaler Ebene - zu verstehen, dass da ein langer Weg vor mir liegt. Wir Menschen sind da ja eher gemütlich - oder ich zumindest.


Mit dem Zustand meinst Du nun wieder den Akt der Selbstüberschätzung, also das Festhalten wollen, dass alles Dir zufliegt? So wie früher eben als alles noch so leicht und einfach war?

Die Barriere hängt tiefer, meine ich. Schau mal, es gibt doch eine Reihenfolge, zunächst Deine Bedürfnisse. Die sind nicht beeinflussbar, die sind. Der Weg diese zu erfüllen lässt sich aber beeinflussen. Es geht da los mit Deinen Glaubenssätzen was denn als "erfüllend" erlebt wird. Welche Werte Du Dingen, Handlungen usw. zuweist sind maßgeblich dafür welche Gefühle Du dabei entwickelst.

Darum ist es ja oft so, dass ein und die selbe Geste z. B. bei Menschen unterschiedlich wirkt, zu ganz anderen Ergebnissen führt. Das hat zur Konsequenz, dass Du Dich selber "umprogrammieren" kannst. Du kannst Dingen und Handlungen andere Werte zuweisen und sie damit als erfüllend erleben.

Nun noch mal zur Barriere. Es geht nur oberflächlich um die Erkenntnis, dass dort eine Aufgabe lauert, die Dich fordert. Anders gefragt, ich halte Deine Selbstüberschätzung für einen Schutzmechanismus. Wie kommst Du denn so mit Ent_täuschungen klar? Also dem Gefühl, den Anforderungen nicht zu genügen?

Es ist auch nicht so, dass ich wirkliche Hirnwichserei betreibe. Ich habe mir heute einfach gedacht, dass ich nicht das gemacht habe, was ich irgendwie schon machen wollte, aber nicht geschafft habe, weil mich so eine schleichende Angst irgendwie einfach davon abgehalten halt, denn ich könnte ja merken, dass ich doch ein bisschen Geduld und Disziplin haben muss, um die Aufgabe zu bewältigen. Und dann dachte ich, dass das irgendwie immer der Fall ist, wenn es um solche langfristigen Aufgaben geht - und dann habe ich den Thread erstellt, weil ich der Ansicht war, dass da Redebedarf besteht.

Nicht ohne Grund ist Motivation mit der Verbindung zu Gefühlen verbunden. Rational weiß ich auch, dass mir ein paar Pfunde weniger gut tun und das gesund ist. Bringt mich das weiter? Nein. Geduld und Disziplin klingen nach Mühe und Arbeit, das schreckt ab. Nun muss also die intrinsische Motivation her, ganz recht. Ich hab das auch dann und wann und ich trickse mich dann gern mal selber aus, das funktioniert ganz gut.

Also finde Deine persönliche emotionale Verknüpfung...um den inneren Schweinehund zu besiegen. Dazu gab es doch mal so ein schönes Buch, das wirklich Spaß bringt, war mal groß in Mode vor einigen Jahren:

"Günter, der innere Schweinehund: Ein tierisches Motivationsbuch" von Stefan Frädrich

Stelle es Dir so vor Wie fühle ich mich, wenn ich mein Ziel erreicht habe? Was habe ich nicht für einen rationalen Vorteil, sondern einen emotionalen Nutzen davon und das nun praktisch übertragen: Ich werde mich wohl fühlen in meinem grünen Kleid, das ich so sehr mag, vielleicht stelle ich mir vor damit tanzen zu gehen, zu lachen, Spaß zu haben, einen Cocktail dabei zu trinken an der Bar. Oder am Strand zu liegen und die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Das hier drückt es für mich sehr gut aus, worum es geht:

Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.
- Antoine de Saint-Exupéry

bearbeitet von "Charlie"

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Gast Johanna100

Mann, vielen herzlichen Dank für euer Engagement, klasse. :) Ihr beide greift nun zwei vollkommen unterschiedliche Aspekte auf, ich will euch daher möglichst unabhängig voneinander antworten, so als gäbe es den anderen gar nicht. ;-)

Hi Charlie. (ehemalig Keltica, oder?)


Es geht als um Deine inneren Bedürfnisse. Etwas läuft nicht gut und nun könnten Gefühle hoch kriechen. Unangenehme Gefühle. Angst, Minderwertigkeit, Panik, Fragen .... Selbstzweifel. All das. Das ist nicht schön anzufühlen.Also Rettungsanker und einen Mantel drüber. Vergessen. Andere öffnen sich ne Flasche Schnaps und kippen die rein, andere nehmen schlimmere Drogen. Also, ich finde, sich einen solchen Rettungsanker zuzulegen ist vielleicht nicht das was Du Dir erträumst aber menschlich und vergleichsweise harmlos, ja?

Ja, schon. Das Problem ist, dass dieser "Mantel" das Gefühl ja noch verstärkt, denn letztendlich will ich nichts anderes erreichen, als eine Emotion zu unterdrücken - und die kommt dann doppelt und dreifach wieder nach oben geschossen, häufig in Form von Resignation, manchmal gepaart mit der Überzeugung, es mir dann eben einfach beim nächsten Mal aus dem Ärmel zu schütteln. Allerdings muss dabei auch differenziert werden. Schließlich geht dieser Komplex / diese Angst immer mal andere Wege, doch eines steht fest: In 99% der Fälle endet sie darin, dass ich ein Potenzial bei einer bestimmten Aufgabe niemals erwecke, sondern diese abbreche oder zumindest schleifen lasse. (um dann irgendwann doch abzubrechen)

Zugegebenermaßen bin ich gerade sehr bemüht, mich in derartige Situationen und die damit verbundenen Emotionen hineinzufühlen. Ich habe oben bereits gesagt, dass das ein Problem ist, das mir erst seit gestern wirklich wieder bewusst geworden ist. Es kann daher sein, dass meine Darstellung hier noch Lücken hat, die erst im weiteren Verlauf aufgedeckt werden. Bisher sollte ich das Bild aber ganz gut umrissen haben.


Nun dröseln wir mal weiter auf. Dir fiel Deine Bestätigung also in den Schoß und nun ist das vorbei. Es ist immer schmerzlich von Vorteilen Abschied nehmen zu müssen, die man mal genossen hat. Immerhin weißt Du es, das ist gut.

Es ist ein Vorteil - genau, das ist ein guter Begriff. Ich glaube wirklich, dass ich damals eine Art von Macht gespürt habe, und da ich als 16- / 17-jähriger nicht in der Lage war, dies entsprechend zu reflektieren, habe ich sie natürlich angenommen und mich emotional daran bereichert. (wie gesagt: um mein Ego zu füttern, das damals doch eher mickrig war)

Mit dem Zustand meinst Du nun wieder den Akt der Selbstüberschätzung, also das Festhalten wollen, dass alles Dir zufliegt? So wie früher eben als alles noch so leicht und einfach war?

Ja, absolut. Ich kann dir mal ein ziemlich krasses Beispiel nennen, über das ich gerade sogar ein bisschen schmunzeln muss, weil es wirklich albern ist: Damals habe ich mir eingeredet, dass ich irgendeine Art von Fähigkeit hätte, die meine Gedanken Wege gehen lässt, die sonst so gut wie niemand - wenn überhaupt - gehen kann. Ich habe wirklich versucht, diese besondere Fähigkeit in mir aufleben zu lassen, und das ganze hatte zeitweise Ähnlichkeit mit einem Wahn. Das ist wirklich ein sehr deutliches Beispiel, wie ein solcher Anker aussehen könnte: der Glaube daran, dass ich selbst in einem IQ-Test zwar keine 220 Punkte erzielen würde - ich also nicht das größte Genie auf diesem Planeten wäre-, ich aber diese eine Fähigkeit hatte, die mich anderen Menschen zwei Nasenlängen voraus sein lässt. Ich habe mir dann irgendwelche Physik-Bücher oder -Skripte zur Hand genommen, überflogen und gedacht, dass ich den Inhalt nun begriffen hätte, was absoluter Quatsch war, denn solche Bücher liest und versteht man schließlich nicht "einfach so". Ich habe mir einfach ziemlich skurrile Brücken gebaut, um mir Bestätigung zu holen.

Heute (mit 20 Jahren) bin ich wesentlich reifer und mit meinem Ich stärker im Reinen, und doch habe ich mich ehrlich gesagt erst kürzlich wieder dabei erwischt, mir diese Brücke gebaut zu haben, als mich eine Aufgabe ein bisschen gefordert hat.

Nun noch mal zur Barriere. Es geht nur oberflächlich um die Erkenntnis, dass dort eine Aufgabe lauert, die Dich fordert. Anders gefragt, ich halte Deine Selbstüberschätzung für einen Schutzmechanismus. Wie kommst Du denn so mit Ent_täuschungen klar? Also dem Gefühl, den Anforderungen nicht zu genügen?

Hmm, das ist eine gute Frage. Rein intuitiv würde ich dir sogar sagen, dass ich damit so gut klar komme wie jeder andere Mensch auch, aber ich könnte mich natürlich auch täuschen.

Stelle es Dir so vor Wie fühle ich mich, wenn ich mein Ziel erreicht habe? Was habe ich nicht für einen rationalen Vorteil, sondern einen emotionalen Nutzen davon und das nun praktisch übertragen: Ich werde mich wohl fühlen in meinem grünen Kleid, das ich so sehr mag, vielleicht stelle ich mir vor damit tanzen zu gehen, zu lachen, Spaß zu haben, einen Cocktail dabei zu trinken an der Bar. Oder am Strand zu liegen und die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Das hier drückt es für mich sehr gut aus, worum es geht:

Da ich in letzter Zeit einen kleinen Fable für Ratgeberbücher aller Art entwickelt habe, ist mir die Methode der Visualisierung der Zielerreichung bereits als Trick bekannt. Wichtig ist hierbei eben, dass die Zielerreichung - nicht unbedingt die Ziele selbst - mit meinen Interessen korrelieren, und eben das ist ein Aspekt, den ich nach wie vor zu evaluieren versuche.


---

Hi Shao.

Realistisches Feedback.

Ich fasse den ersten Teil deines Beitrags einfach mal unter diesem Punkt zusammen, damit es nicht so lang wird. :P

Ja, das ist eine gute Idee, auch wenn mir so spontan niemand einfällt, der diese Aufgabe übernehmen könnte und wollte. Alles in allem glaube ich aber, dass mir das wirklich Helfen könnte, um auf dem Boden zu bleiben. Wahrscheinlich haben eben das meine Lehrer damals falsch gemacht. Sie haben mich nicht auf dem Boden gehalten, sondern mich in meinem Glauben eher noch bestärkt. (wobei das auch an meiner eigenen anmaßenden Haltung geliegt haben könnte)



Das ist leider ein Klassiker für Hochbegabte.

Mhh, jetzt stichst du aber in eine ganz andere Sparte. Also die Situation ist die folgende: In der Grundschule hatte meine Lehrerin den Verdacht, dass ich an ADHS leiden würde, da ich dem Unterricht nicht gefolgt bin, sondern meinen Kopf lieber auf den Tisch gelegt habe. (so hat es mir meine Mutter erzählt) Anschließend waren wir beim Psychologen, der aber kein Aufmerksamkeitsdefizit festgestellt hatte, sondern eine überdurchschnittliche Intelligenz. Leider können sich weder meine Eltern noch ich an das Ergebnis erinnern, aber ich glaube, wenn es wirklich über 130 gewesen wäre, dann wären bestimmte Maßnahmen ergriffen worden. (wobei das so Ende der 90er / Anfang der 2000er war. Ich weiß nicht, wie weit die Pädagogik da schon war)

Dennoch werde ich versuchen, die folgenden Ratschläge zu beherzigen.

Setz dir eine Grenze, wann etwas fertig ist. Und zwar zeitlich, nicht qualitativ. Ignorier den Perfektionismus und such dir gezielt Aufgaben, bei denen es hartes Feedback gibt. Wenn es so leicht ist, such dir etwas Schwereres. Fang leicht an und such dir jemanden, der dir Feedback gibt.

Mhh, eine Aufgabe, bei der es hartes Feedback gibt. Ich glaube, dass ich so eine Aufgabe mal hatte, nämlich das Schreiben von Geschichten, die ich anschließend in einem Forum gepostet habe. Mir wurde Talent bescheinigt, aber ich habe es nicht weiter verfolgt, weil es mir - wen wundert's - einfach zu anstrengend war. Just in diesem Moment signalisiert mir mein Bauchgefühl eine tiefe Abneigung gegen das Schreiben, so als wäre ich dort echt abgestürzt. Irgendwie ist das gerade etwas strange. Krasser Schutzmechanismus anscheinend. Da kommt gerade echt eine seltsame Seite in mir zum Vorschein. Anscheinend greift das Problem viel weiter als ich bisher angenommen habe.

Finde dich vielleicht damit ab, dass du während Aufgaben mit Perfektionismus niemals richtig erfüllt bist, das kann nur das Lösen der Aufgaben und die permanente Exposition zu Dingen, die dich wieder fordern, auf lange Sicht schaffen. Mit vielen Setbacks.

Wie meinst du das mit den Setbacks? Google schildert mir lediglich, dass es sich dabei um das englische Wort für "Rückschlag" handelt. Meinst du, dass ich schlicht lernen sollte, diese Rückschläge hinzunehmen?

Nun, mann, das war jetzt ein langer und schwieriger Beitrag, habe eine gefühlte Ewigkeit daran geschrieben. Noch einmal vielen Dank für eure Hilfe! Ich bin gespannt, was mich hier noch so erwartet.

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An IQ brauchst du dich wirklich nicht zu richten. Das misst lediglich deine Performance bei diesem standardisierten Test, und nicht deine "Intelligenz" - dafür gibt es zur Zeit gar kein einheitliches, objektives, Maß. Mein IQ Wert (ein paar Mal beim Psychologen testen lassen seit dem ich 4 war - weil ich mit 4½ eingeschult wurde (weil ich unbedingt in die Schule wollte)) schwankte über die Jahre hinweg um ganze 40 Punkte. Ich scheiße mittlerweile darauf, weil es nichts heißt. Meine Leistungen sind proportional zur Mühe/Arbeit, die ich hineinstecke - das *weiß* ich aber auch leider nur mit meinem rationalen Verstanden.

Meine Gefühle gehen häufig andere Wege, ähnlich wie deine. Beispiele,

(1) Ich bin ein sehr guter Autofahrer, prinzipiell. Aber wie bei jeder solch' dynamischen Tätigkeit gibt es Ausnahmesituationen, die sich ergeben. Damals nach dem ich mein Führerschein gemacht hatte, bekam ich nicht selten Selbsthassanfälle, wenn etwas nicht so geklappt hat, wie ich es wollte - bspw. wenn ich korrigieren musste beim Einparken. Ich wollte mein Führerschein zerschneiden und nie wieder in ein Auto steigen. Das Gefühl habe ich heute immernoch, wenn mir etwas nicht so gelingt, wie ich es von mir erwarte.

(2) Zeichnen. Ich hatte als Kind und Jugendlicher gerne gezeichnet, gemalt, etc. - ich hätte das auch sehr weit bringen können, wenn ich nicht meine Werke vernichtet hätte. Davon wäre bis heute nichts mehr übrig, wenn meine Mutter mir manche nicht weggenommen hätte, um es für sich aufzubewahren. Ich habe es dann auch aufgegeben, weil es mich emotional viel zu belastet hat, wenn es nicht geklappt hat.

(3) Akademische Interessen jeder Art. Der einzige Vorteil, den ich hierbei habe, ist der, dass sie mich wirklich interessieren, und ich häufig genug Erfolge erziele. Ansonsten hätte ich das auch schon seit Ewigkeiten hingeschmissen.

Diese ständige Bestätigung, ohne wirklich etwas getan oder geleistet zu haben, hat sicher seinen entscheidenden Anteil zu der Situation beigetragen.

Das ist mit Sicherheit ein Faktor, und davon kann ich auch aus meinem Leben berichten. Ich hatte leider immer Lob dafür bekommen, was ich gemacht hatte, auch wenn es einfach scheiße war. Ich habe das damals schon gehasst, und irgendwie war keiner in meiner Umgebung in der Lage mir realistisches Feedback zu geben. Als Reaktion darauf, in Kombination mit meiner anfänglich durchaus korrekten Selbstwahrnehmung, musste ich überkompensierend negativ auf meine Leistungen reagieren, und habe sie runtergemacht, oder sogar vernichtet, nur, um allen zu zeigen, wie scheiße es war. Ich hätte mich echt über Kritik gefreut. Das hat jetzt auch den Nachteil, dass ich nicht ganz so gut mit Kritik umgehen kann, weil ich über die Jahre verinnerlicht hatte, jenseits von Kritik zu sein, so weit, dass sogar Selbstkritik unangebracht ist.

Ich denke, unter'm Strich ist dieser Zustand der Selbstüberschätzung, wie du ihn beschreibst, ein Defizit der Erziehung, sowohl durch die Eltern, wie auch durch die Schule, und das soziale Umfeld. Meine Lehrer waren nämlich nicht anders, als meine Familie, in ihrer Bewertung von mir.

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Gast Johanna100

(2) Zeichnen. Ich hatte als Kind und Jugendlicher gerne gezeichnet, gemalt, etc. - ich hätte das auch sehr weit bringen können, wenn ich nicht meine Werke vernichtet hätte. Davon wäre bis heute nichts mehr übrig, wenn meine Mutter mir manche nicht weggenommen hätte, um es für sich aufzubewahren. Ich habe es dann auch aufgegeben, weil es mich emotional viel zu belastet hat, wenn es nicht geklappt hat.

Ich habe Ähnliches beim Schreiben beobachten können, insbesondere als Jugendlicher / Erwachsener. (ich habe als Jugendlicher wieder mit dem Schreiben begonnen, dann unterbrochen, dann vor einigen Monaten wieder angefangen, dann wieder unterbrochen) Ich habe das Gefühl oben bereits beschrieben und kann es auch genau in diesem Moment spüren: es ist ein Gefühl der Abneigung, aber auch ein Gefühl der Angst. Ich habe mir selbstverständlich auch beim Schreiben andauernd eingeredet, wie unheimlich begabt ich doch sei und schon bald der größte Autor auf diesem Planeten sein könnte, auch als Erwachsener, der eigentlich ein anderes Maß an Reife an den Tag legen können sollte. Schreiben / Zeichnen ist natürlich eine Tätigkeit, die geradezu dazu einlädt, sich selbst mit Schutzmechanismen zu versehen, da es niemanden gibt, der dich an die Hand nimmt, dich reflektiert, dir ununterbrochen Feedback gibt. (mit der Ausnahme der Leute, denen du dein schlußendliches Werk präsentierst)

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Gast Johanna100

Da der Thread beinahe nur aus Antworten besteht, die den üblichen Rahmen sprengen und ich auch anderen Leuten die Möglichkeit geben will, sich an dieser Diskussion zu beteiligen, hier eine kurze Zusammenfassung der meiner Meinung nach wichtigsten Erkenntnisse:

- Ich bin ein Mensch, der sich bei der Ausführung bestimmter Aufgaben regelmäßig selbst überschätzt - mit der Folge, dass ich mich selbst blockiere, dementsprechend viel Frust anstaue und die Aufgabe daher sehr schnell wieder fallen lasse. Dies bezieht sich auf das Lernen, den Sport, auf kreatives oder auf vergleichbares Arbeiten. Diese Selbstüberschätzung will ich überwinden.

- Die Selbstüberschätzung kann seinen Grund in vielen Ereignissen haben, wahrscheinlich ist es eine Mischung aus vielerlei Dingen. In der Schule habe ich zeitweise Anerkennung erhalten, ohne etwas geleistet zu haben, weil ich als helles Köpfchen galt. In dieser Zeit stand ich auf emotional eher wackeligen Beinen und habe dies wohlwollend angenommen. Als Kind wurde ich auf überdurchschnittliche Intelligenz getestet - das ist nun 12 - 13 Jahre her -, nachdem meine Lehrerin sich darüber beklagt hatte, dass ich dem Unterricht nicht folgen, sondern lediglich mit meinem Kopf auf dem Tisch liegen würde. (erster Verdacht war ADHS) Erzieherische Maßnahmen gab es weder von Lehrer- noch von Eltern-Seite. (könnte ein Grund sein, muss es aber nicht)

- Im Allgemeinen ist die Selbstüberschätzung wahrscheinlich als eine Art von Schutzmechanismus zu verstehen, damit ich mir nicht eingestehen muss, dass ich nicht so gut bin, wie ich häufig glaube. Dies hat in der Vergangenheit als Jugendlicher sehr skurrile Züge angenommen, und auch heute als Erwachsener gibt es diese Momente, in denen ich mir Brücken in der Form baue, dass ich mir einrede, irgendwie anders als der Rest zu sein und dementsprechend alles schaffen zu können. (zum Beispiel Physik-Fachliteratur zu lesen und zu glauben, alles direkt verstanden zu haben - das ist natürlich Unsinn, habe ich aber immerhin mittlerweile abgelegt) Das kann dann teilweise schon wahnhaft wirken.

So, vielleicht fühlt sich ja der eine oder andere angesprochen, noch ein paar Impulse zu geben. :) Ich hoffe, ich habe die Situation im Wesentlichen zusammengefasst.

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Posted 19 October 2013 - 23:26 PM

Quote

Ich will mich mit einem persönlichen Problem an euch wenden, das mir schon seit geraumer Zeit ein Bein stellt: Selbstüberschätzung

Das ist kein Problem sondern eine Gabe !

Das Problem ist, dass du darin ein Problem siehst.

...are you kidding me ? ...

Vielleicht hättest du diesen Thread verfassen sollen. Ich hoffe nur, dass ich dich falsch verstanden habe :)

Selbstüberschätzung ist alles aber keine Gabe, definitv nicht. Ich würde mir gerne eine Argumentation von dir anhören.

Selbstüberschätzung ist genau so schlimm wie mangelndes Selbstbewusstein.

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Gast Johanna100

Selbstüberschätzung ist alles aber keine Gabe, definitv nicht. Ich würde mir gerne eine Argumentation von dir anhören.

Aber bitte nicht an dieser Stelle. Ich erhoffe mir immer noch, den einen oder anderen Tipp zu erhalten und will nicht, dass der Fluss hier durch die geistigen Ergüsse von Jack unterbrochen wird - ich kann mir nämlich denken, in welche Richtung diese gehen werden. Also diskutiert bitte per PN.

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Selbstverständlich kann ich versuchen, diesen Zustand anzunehmen, aber ich weiß, dass er nicht mein Ich widerspiegelt, sondern nur irgendeine Kopie von mir, die um diese Selbstüberschätzungs-Komponente erweitert wurde. Wobei, um genau zu sein, irgendwie nehme ich diesen Zustand schon an, denn wie gesagt: Es ist eine Art Barriere, die mich vor der Erkenntnis bewahren soll, dass dort eine Aufgabe lauert, die ich nicht ohne Weiteres lösen kann und die ein gewisses Engagement benötigt.
Es mangelt mir nicht selten einfach an einem gesunden Maß an Geduld, um mich in etwas hineinzuarbeiten und mir ein gutes Fundament zu schaffen, auf dem ich aufbauen könnte.

Zuerst mal: ich denke, dass deine Selbstanalyse sehr genau den Punkt trifft.

Und ich hab mal die zwei Zitate von dir rausgesucht, weil ich irgendwie dachte, du gibst dir die Antwort vielleicht selbst?

Du schreibst, du hast erkannt, dass dieser Zustand nicht dein ICH widerspiegelt, sondern eine Kopie. Ich hab da dabei noch eher das Bild von verschiedenen Schichten oder "Häuten" (von außen anerzogene Werte, Schutzmechanismen etc), die unsere wahres, echtes ICH bedecken und naja, ich denke, das ganze ist eine lebenslange Aufgabe, unser unter 1000 Schichten und Schutzmänteln verborgenes Ich wieder hervorzubuddeln (so wir das wollen und uns trauen- aber das tust du ja).

So, und jetzt hast sozusagen in den Spiegel geschaut, und entschlossen, eine Häutung vorzunehmen. Naja, und hier kommt das zweite Zitat ins Spiel: die Geduld. Sag mal, willst du dir eigentlich die Haut mit Gewalt vom Körper reißen? Dann hast du überall offenen Wunden.

So eine Häutung braucht halt Zeit und Geduld. ;-)

Daher meine Frage: wenn du schon an etwas "arbeiten" willst, wäre es nicht sinnvoller, zu üben, geduldiger mit sich selbst zu sein?

Solche Veränderungen dauern nun mal ne ganze Weile.... Und ich glaube, du wirst einfach etwas rumsuchen müssen und vielleicht auch warten und schauen....und irgendwann bestimmt etwas finden, was dich intrinisch so motiviert, dass du nicht mehr auf extrinsische Motivation angewiesen bist. Oder deinen Einstellung wird sich geändert haben, so dass du die Bestätigung nicht mehr brauchst...

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Gast Johanna100

Hallo Hatsche,

vielen Dank für deine Antwort! Ich hätte nicht gedacht, dass sich noch einmal jemand durch diesen Gedanken-Wulst durcharbeitet. :)

Daher meine Frage: wenn du schon an etwas "arbeiten" willst, wäre es nicht sinnvoller, zu üben, geduldiger mit sich selbst zu sein?

Natürlich. Ich würde auch nicht erwarten, dass eine Eigenschaft, die anscheinend seit so vielen Jahren präsent ist, von heute auf morgen verschwindet und Platz macht für den geduldigen, disziplinierten Johnny. Es geht mir im Wesentlichen um zweierlei Dinge: Einerseits will ich selbstverständlich "Techniken" an die Hand bekommen, die mir einen Rettungsanker bieten, und andererseits auch verstehen, wieso ich bin, wie ich bin. (das wäre im Gegensatz zum Rettungsanker die langfristige Lösung)

Das zu entdecken, was mich wirklich intrinsisch motiviert, sollte wahrscheinlich ein bedeutender Bestandteil dieses Weges sein, aber ich muss auch lernen, mich den unliebsamen Aufgaben zu stellen. Ich denke, dass ich einen wichtigen Schritt gemacht habe, mir überhaupt über dieses Problem gewahr zu werden.

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Gast Johanna100

Ich habe noch guten Input von jemandem bekommen und ich bin mir ziemlich sicher, eben das auch schon an mir beobachtet zu haben:

Manchmal bin ich in Gedanken nur bei dem Erfolg an sich, ohne mich dabei in gleichem Maße auf die Aufgabe zu konzentrieren. Das logische Resultat: Ich komme nicht voran, wenngleich in meinem Kopf bereits ein anderes Bild - das des Erfolges - existiert. Folglich staut sich der Frust an und die Aufgabe wird abgebrochen.

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