Die Sache mit den Taten und den Worten

5 Beiträge in diesem Thema

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Ich weiss nicht Mal, wie "wichtig" das Thema hier für mich ist. Ich vermute, nicht übertrieben dramatisch, aber doch so sehr, dass ich zumindest Mal wissen mag, wie es andere damit halten. 

 

Es bezieht sich nicht speziell auf den Umgang mit Frauen im tiefer zwischenmenschlichen Kontext, sondern auf Menschen im Allgemeinen. Freunde, Kollegen, auch oberflächliche Bekannte

Also:

Ich hab im Laufe meines Lebens gelernt, wenig auf das zu geben, was Menschen sagen oder ankündigen, sondern eher drauf zu schauen, wie das Verhalten aussieht. Heisst also auch: Wenn mir wer was sagt, gehe ich standardmäßig davon aus, dass nix bei rumkommt. Und ich bin cool damit. Und hab (heutzutage keine Erwartungen mehr). Simples Beispiel: Bekannter redet davon, dass man sich Mal auf'n Bier/etc treffen könnte. Kennt jeder. Entweder kommt's dazu, oder nicht. Die Ansage an sich ist aber etwas, das ich eigentlich nicht mehr ernst nehme.

Interessanter wird's dann bei Dingen, bei denen es um das Miteinander geht. Konflikte, etc.

 

"Ich werd xy ändern" ist ja n oft gelesener Satz im Forum, sei es bei TEs oder deren LTR. Standardkommentar ist dann: "Taten beurteilen, nicht die Worte".

Ich komm damit zurecht. Und hege keine Erwartungen nur aufgrund der Ansage. 

Und trotzdem: Wenn tatsächlich Taten folgen, ist's mir aus irgendne Grund wichtig, dass da noch Worte kommen. Also, nicht zwingend erforderlich, aber irgendwie fühl ich mich dann besser.

 

Kleines, Recht unbedeutendes Beispiel von vor einiger Zeit:

Ein guter Bekannter und ich hatten Mal Zoff wegen was an sich unwichtigem. Ging eigentlich nur ums rechthaben. Ich hab mich irgendwann rausgezogen, hab auch klar gemacht, dass ich auf das Thema keinen Bock mehr hab. Man ging sich ein paar Tage aus dem Weg, irgendwann hat man sich wieder angenähert. War soweit cool, war für mich auch mal wieder ein Zeichen, dass der Kollege n korrekter Kerl ist. Über den kleinen Zickenkrieg hat man nicht mehr gesprochen. Gut, ich hatte kurzzeitig immer Mal wieder Hirnfick, von wegen "ist wirklich alles gut". Wobei die Art, wie man miteinander umgeht dann doch immer wieder Zeichen war, dass alles gut ist.

 

Plottwist, ca einen Monat, nach dem wir Beef hatten: "Du, Dustwalker. Wegen der einen Sache da wollt ich mich noch entschuldigen. Hab mich Mal informiert, du hattest tatsächlich Recht. War doof, dass ich da so überreagiert hab". 

Das war unerwartet und ganz cool, die kleinen Hirnfick-Anfälle haben sich damit auch geregelt.

 

 

Ich könnte jetzt noch weitere Geschichten erzählen, in denen es ähnlich lief. Was mich eben geflissentlich nervt, ist, dass auch bei eindeutigen Taten und Signalen ich am Ende halt doch noch n paar Worte brauch, damit ich irgendwas komplett abschließen kann. Also, mir ist völlig bewusst, dass alles okay ist, aber irgendwas in mir meldet sich da und hätte gern als Sahnehäubchen noch n paar Worte hinterher.

 

Die Preisfrage ist halt: Warum reichen mir scheins eindeutige Zeichen nicht? Es wäre ja wesentlich entspannter, wenn nicht alles gesagt werden muss. So muss ich halt mit gelegentlichem Hirnfick umgehen (was ich zwar kann, cooler wär's aber ohne).

Andersrum ist's halt auch so: Wenn direkt ne Entschuldigung für etwas kommt, kann ich das schlecht annehmen und gehe eigentlich von leeren Worten aus. Und warte dann erstmal weiteres Verhalten ab. Liegt in dem Fall einfach dran, dass ich in der Vergangenheit n paar Mal auf die Schnauze Gefallen bin. Meine bevorzugte Kombination ist daher "Erst Taten, dann Worte". Ich halte das selber auch ähnlich, dass ich nicht gross rumlabere, sondern lieber mache. Durch Gesten, durch generelles Verhalten. Liegt auch dran, dass ich ganz früher selber nicht jedes Versprechen halten konnte. Also Leg ich im Zweifelsfall erstmal vor.

Kennt das wer? Wie tickt ihr da? Habt ihr mir Tipps wie das kleine Bedürfnis nach n paar begleitende Worten abzustellen ist?

bearbeitet von Dustwalker

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Naja, Worte sind für das menschliche Sein schon von essentieller Bedeutung, weil wir einfach sehr komplexe und soziale Wesen sind mit Bewusstsein für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft! Wäre das nicht der Fall, so wie bei vielen anderen Tieren auf diesem Planeten, dann würden Handlungen und Körpersprache allein ausreichen und wir hätten unsere komplexen Sprachen gar nicht erst entwickelt. Klar sind Worte ohne Taten nichts, aber Taten allein sind eben auch nicht vollständig. Verständnis, Aussprachen, Palaver sind einfach ein wichtiger Teil des Kontakts und des Vertrauens, weil wir so auch unsere Emotionen benennen, teilen und verarbeiten können. Nur im Schweigen schaffen wir das nicht. wir brauchen dafür im Normalfall einen Menschen, der uns spiegelt.

Doofes Beispiel: Wann ist ein Krieg wirklich zuende? Reicht es, wenn keiner mehr schießt oder braucht man ein Treffen, um sich zu einigen (gern auch mit Vertrag) und sich zu versöhnen (Hände schütteln)? Meiner Meinung nach kann man dem anderen nie mehr vertrauen, dass er nicht doch wieder anfängt, wenn die Sache nicht abschließend geklärt wird und jeder gesagt und gehört hat, was er muss und braucht. Das ist jetzt natürlich ne große Sache, im Kleinen kann man auch mal über bestimmte Dinge hinweg sehen, vor allem wenn es eher peinlich für alle Beteiligten ist. Aber selbst da tut ein einfaches "Komm, Schwamm drüber" ein kleines, soziales Wunder. 

Ich würde also gar nicht erst versuchen, mir dieses Bedürfnis nach Klärung abzugewöhnen. Es gehört zum Menschen dazu. Aber man muss natürlich lernen, dass nicht jeder Wunsch und jedes Bedürfnis erfüllt werden kann. Auch das gehört zum Menschsein dazu. Weißt Du warum wir uns so gern Geschichten erzählen? Weil es da für jeden Konflikt einen Abschluss gibt. Das kommt uns sehr zupaß, weil es ein Gefühl von Kontrolle und vermeintlicher Sicherheit gibt. Aber das Leben ist halt oft genug keine Geschichte, sondern einfach das Chaos, das es schon immer war, ist und sein wird. Und weil wir das in seinem ganzen Ausmaß nicht ertragen, ohne verrückt zu werden, halten wir es mit Lauten, Buchstaben und vermeintlich sinnvollen Erklärungen in Schach. Im Grunde ist es ein Überlebensmechanismus, der uns gleichzeitig hilft, uns in unseren sozialen Verbänden zu organisieren. Sprache ist natürlich nur Schall und Rauch, aber gleichzeitig ein sehr mächtiger Zauber. 

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Seh ich genauso wie Minou. Dieses "Beurteile Menschen nach Taten, nicht nach ihren Worten" mag grundsätzlich eine gute Richtschnur sein, aber wie jede Richtschnur hat sie ihre Grenzen, wenn man sie zu wörtlich nimmt. Denn dann wird sie von einer Richtschnur, von einem nützlichen Helfer im Alltag, zu einem Korsett ("Worte müssen mir völlig egal sein, weil nur Taten zählen").

Ich würde es so betrachten: Das genannte Mantra ist immer dann hilfreich, wenn es offensichtliche und eklatante Abweichungen zwischen Worten und Taten einer Person gibt. Dann wiegen natürlich die Taten schwerer und auf das Wort sollte man nicht viel geben. Auch wenn man bereits weiß, dass jemand ein chronischer Lügner ist, bleiben Taten im Prinzip das einzig halbwegs verlässliche Kriterium. Das bedeutet aber nicht, dass Worte immer völlig wertlos wären:

a) Schon aus logistischen Gründen sind gar nicht alle Taten für uns einsehbar, sodass das Wort manchmal der einzige Anhaltspunkt ist, um etwas über einen anderen zu erfahren.

b) Es gibt viele Phänomene (Gefühle, Gedanken, Werte, Vorlieben etc.), die sich gar nicht (immer) in Taten manifestieren (müssen). Auch hier können Worte (vielleicht sogar noch subtiler: Das zwischen Zeilen Gesagte) wertvolle Hinweise über einen Menschen liefern.

c) Taten allein sind oft nicht eindeutig zu interpretieren, weil ohne Erklärung die Motive im Ungewissen bleiben. Wenn ein Kumpel nicht zu deiner Party erscheint: Woran willst du bemessen, ob er weg bleibt, weil du ihm nicht wichtig bist oder ob es ihm vielleicht an dem Abend wirklich schlecht ging? Du musst dich hier zunächst einmal auf sein Wort verlassen.

d) (Gesprochenes oder geschriebenes) Wort kann manchmal die Tat selbst sein. Ein ins Ohr geflüstertes "ich liebe dich" als Zuneigungsbeweis. Eine aufrichtige Entschuldigung als Reuebeweis. Ein ehrliches Lob als Zeichen der Anerkennung. Ein Anfeuern und Ermutigen als Ansporn. Oder auch ganz einfach ein gutes Gespräch. Worte als soziale Handlung bzw. sozialer Kitt.

 

Würdest du das obige Mantra so streng leben können, wie du es offenbar z. Zt. anstrebst, würdest du damit m. E. auch wertvolle Fähigkeiten und Erfahrungen verlieren:

- du könntest Worte (wenn es eben angebracht ist) nicht mehr als wertvollen Wegweiser nutzen

- du würdest die Fähigkeit verlieren, Worte zu genießen (z. B. das erwähnte "Ich liebe dich" etc.)

- du würdest zu einem guten Stück die Fähigkeit verlieren, anderen Menschen zu vertrauen bzw. einen Vertrauensvorschuss zu gewähren. Weil du auf Worte grundsätzlich nichts geben würdest, bis sich irgendetwas auch durch Taten belegen lässt

- umgekehrt würdest du dich selbst u. U. auch "sozial inkompatibler" machen. Vielleicht würdest du selbst vieles ungesagt lassen, weil du der Meinung bist, dass Taten ausreichen (viele andere Personen aber mehr erwarten)

Fazit:

vor 5 Stunden, Dustwalker schrieb:

Warum reichen mir scheins eindeutige Zeichen nicht?

Statt darin ein Problem zu sehen, könntest du dich auch einfach daran erfreuen, dass du ein ganz normales soziales Wesen bist.

bearbeitet von tonystark
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Ist ne reine Egosache. In deinem Beispiel war Es dir zum Beispiel einfach wichtig, dass Er anerkennt, dass du Recht hattest.

Heißt wenn du dich damit beschäftigst, dich mehr von deinem Ego freizumachen, löst sich das Problem von selbst.

Zudem hast du scheinbar tief verankerte Erwartungen an Menschen, welche etwas verdreht rüberkommen. Denn einerseits sagst du, Taten sind dir wichtiger, aber die richtigen Worte willst du trotzdem hören. Aber wenn sich Jemand direkt entschuldigt, ist Es auch nicht cool, wenn Jemand Es zu spät tut, auch nicht und wenn sich Jemand gar nicht entschuldigt, auch nciht.

Dein Grundsatz , dass Taten wichtiger als Worte sind, bedeutet dir also bewusst wohl viel, aber unterbewusst scheint das noch lange nicht angekommen zu sein.

Es kann auch möglich sein, dass da eine gewisse Unsicherheit bzw. ein Vertrauensproblem hinter steht. Dass du eben erwartest, dass Menschen Taten sprechen lassen und das Richtige tuen, aber Es auch ncoh verbalisieren sollen, damit du weiß, woran du bist. Und wenn sich mal das Wort nicht mit der Tat deckt, hast du wieder eine Bestätigung deines Menschenbildes, deiner Erwartungen etc.

 

 

 

 

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vor 54 Minuten, ruskovic90 schrieb:

Ist ne reine Egosache. In deinem Beispiel war Es dir zum Beispiel einfach wichtig, dass Er anerkennt, dass du Recht hattest.

Jaein. Evtl bin ich da etwas ambivalent. Erwartet hab ich's von dem Menschen in dem Beispiel nicht mehr aktiv, ob er oder ich in der Sache Recht hatten, war auch irrelevant, wichtiger war mir da tatsächlich das Eingeständnis, dass er überreagiert hat. Auch vor der Entschuldigung war's in den Kontakten für mich ok. Thema wurde nicht mehr angesprochen, verhalten war positiv, zugewandt und respektvoll. Rein vom Kopf hat mir das gereicht. Bzw mir gezeigt, dass die Sache durch ist. Reicht aber offenbar nicht zu 100%. Was mich zugegeben etwas nervt, das eben zu "brauchen". 

vor einer Stunde, tonystark schrieb:

Seh ich genauso wie Minou. Dieses "Beurteile Menschen nach Taten, nicht nach ihren Worten" mag grundsätzlich eine gute Richtschnur sein, aber wie jede Richtschnur hat sie ihre Grenzen, wenn man sie zu wörtlich nimmt. Denn dann wird sie von einer Richtschnur, von einem nützlichen Helfer im Alltag, zu einem Korsett ("Worte müssen mir völlig egal sein, weil nur Taten zählen").

Vielleicht zu meinem Hintergrund: Ich war früher n Typ, der vieles geklärt haben wollte und im Wesentlichen auf der verbalen direkten Ebene kommuniziert hat.  Kam natürlich nicht immer gut an.

Gleichzeitig hatte ich ein paar nicht so geile Erlebnisse, bei denen A gesagt und B gemacht wurde. Kurz: Ich bin n paar Mal verarscht worden.

Hab das dann irgendwann realisiert, und festgestellt, dass Leute auch viel auf anderen Ebenen kommunizieren (für mich war das damals neu. Don't ask.). Ergebnis war, dass Kommunikation anfing, deutlich besser zu laufen. Auch weil ich nicht mehr alles durchgesprochen haben muss. 

 

Was bleibt, ist eine gewisse Ambivalenz. Die würde ich gern loswerden. Oder wenigstens runterschrauben. Nach Deinem und auch @Minou 's Beitrag deucht mir aber, dass ich da wohl eine gesunde Mitte finden sollte.

vor 54 Minuten, ruskovic90 schrieb:

Es kann auch möglich sein, dass da eine gewisse Unsicherheit bzw. ein Vertrauensproblem hinter steht. 

 

Will ich nicht ausschließen, jupp. Werd mir das Mal etwas ansehen. Siehe oben. Gebranntes Kind scheut das Feuer.

bearbeitet von Dustwalker

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