Ist mein Leben ein einziger Frame?

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Hallo,

ich bin 19 Jahre alt und war als Kind immer das sensible Muttersöhnchen mit Heimweh, das für seine Bravheit gelobt wurde und hatte wenig männliche Einflüsse. Ab 15-16 bemerkte ich, dass das so nicht richtig ist und ich versuchte die nächsten Jahre die "richtige Persönlichkeit" zu finden, bzw. hinterfragte, was für ein Mann ich werden möchte.

Ab 15 äußerte sich das darin, dass ich Drogen ausprobierte, regelmäßig getrunken und geraucht habe. Außerdem war es der größte Kick einfach die Gesetze zu brechen, ich wollte ein "bad ass" sein und hab viel Mist gebaut, wurde aber wenigstens nie erwischt und konnte das Verhalten einigermaßen ablegen. Ich trinke mittlerweile nur noch mäßig Alkohol, mache Sport und beruflich/schulisch läuft alles super und bin von zu Hause ausgezogen, der Drang "hart" zu wirken ist irgendwie geblieben, im Vergleich zu meinem Umfeld habe ich aus welchem Grund auch immer keine Angst vor Konsequenzen, obwohl sie mir stets bewusst sind, daher kommt dieses "Gesetze brechen" immer noch manchmal durch.

Diese "Frame -oder Persönlichkeitssuche" hat sich in den letzten zwei Jahren eingependelt, ich bin ein junger Mann geworden, der kaum Gefühle zeigt bzw. zeigen kann und vortäuscht, kaum Empathie zu haben. Ich liebe es, wenn man mir Respekt und etwas Ehrfurcht entgegen bringt, vermutlich habe ich alleine deswegen meinen Kampfsport ab 17 durchgezogen (Reaktion meiner Familie bis heute darauf: "sowas passt doch gar nicht zu dir und deinem Wesen, willst du dir denn unbedingt alle Knochen brechen lassen?"). Meine Kampfsportkollegen werden alle durch ihre Familien (meist Väter mit gleichen Interessen) gepusht, damit sie noch mehr trainieren und öfter in den Ring steigen, darum beneide ich sie sehr.

Bezüglich Gefühle und Empathie, erst vor kurzer Zeit gab es eine Katastrophe in meiner Family, ein Ausnahmezustand, alle weinten und ich war vermutlich der Einzige mit klarem Kopf, ich fühlte mich in der Situation einfach nur unwohl und bekam es gerade so gebacken, dass ich meinen Arm um meine heulende Schwester lege um sie zu trösten. Ich konnte die Trauer nachvollziehen, ich war selbst traurig und es war für mich genau so schlimm aber warum hat sich niemand unter Kontrolle abgesehen von mir? In diesen Situationen werden alle "Erwachsene" die eigentlich fest im Leben stehen zu kleinen, hilflosen Kindern.

Vermutlich denkt ihr jetzt, ich wäre ein asozialer, ernster und beschränkter Typ. Es ist aber wirklich anders, in meinem SC bin ich immer gut drauf und hilfsbereit, ich bediene mich laufend meinem Humor, der allgemein super ankommt und bin nie aggresiv oder so. So wirke ich auf den äußeren SC oder neue Bekannte, bei meinem inneren SC ist es mir wichtig, dass sie wissen, dass ich einerseits der funny betrunkene Typ von der Party sein kann aber trotzdem diese knallharte und ernste Seite an mir habe. Dies geht soweit, dass ich mich teilweise nach Situationen sehne, in denen ich meine Männlichkeit und Härte beweisen kann, hauptsächlich gegenüber mir selbst. Ein Auslandseinsatz oder ähnliches ist da sowas wie die Spitze meiner Befriedigung und Selbstbestätigung, ich weiß, ist irgendwie krank.

Ich versuche mir das oft zu beweisen, indem ich dumme Sachen mache. Z.B. gehe ich nachts alleine durch zwielichtige Gossen, durch die niemand frewillig tagsüber geht und halte Blickkontakt mit dem Gesindel.

Da ich dies nun alles reflektiert habe, ist mir aufgefallen, dass ich evtl. in einem einzigen Frame leben könnte, evtl. bin ich in Wirklichkeit einfach immer noch diese Muttersöhnchen-Pussy und meine Prinzipien usw. sind alles nur Selbstbetrug? Ich bin ursprünglich auf diese Gedanken gekommen, da mein Frame im PU regelmäßig brüchig wird, wenn ich mehr Zeit mit einem HB verbringe oder sich Gefühle entwickeln. Äußert sich dann in fehlender Führung, Inkongruenz und Angst vor Verantwortung.

Klassisches Beispiel: ich hasse es strikte Dates zu vereinbaren, da habe ich Verantwortung und muss zwingend führen. Meistens sehen meine Datevorschläge eher so aus: "Lust nächste Woche spontan das Hamsterzuchtfestival anzusehen? Ist aber noch nicht sicher, muss evtl. noch XY erledigen, müssten wir spontan absprechen". Es kostet mich allgemein viel Überwindung die Führung zu packen, Dates anzusagen, Plätze auszusuchen und das übliche Zeugs eben, ich beneide da die Frauen um ihre passive Rolle. Ebenso habe ich eine Angst vor der Verantwortung in einer Beziehung entwickelt, das fühlt sich für mich an, als müsste ich zwei Leben aufeinmal führen, beschützen und mein Leben komplett umstrukturieren.

Was sagt ihr dazu?

 

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Du beschreibst d e i n e n Lebensweg. Die Suche nach deiner Persönlichkeit.

vor 15 Minuten schrieb Dopton:

Meine Kampfsportkollegen werden alle durch ihre Familien (meist Väter mit gleichen Interessen) gepusht, damit sie noch mehr trainieren und öfter in den Ring steigen, darum beneide ich sie sehr.

Nehme mal an, du hast kein Alphavorbild und meinst nun, die Stärke und den Frame eines Alphas durch Härte dir selbst gegenüber entwickeln zu müssen.

Die Stärke eines Alphas besteht aber auch darin, dass er Behutsamkeit, Verständnis, Toleranz, Milde und Geduld aufbringen kann. Und dies nicht nur anderen gegenüber, sondern in erster Linie für sich selbst. Auch Trauer zulassen können, ist ein wichtiger Persönlichkeitsanteil. Deswegen wird man nicht wieder zum Kind! Tust du`s nicht, wirst du eher zu einem Arschloch.

Außerdem kommt mir da viel Angst entgegen. Angst vor Zurückweisung, Angst vor fehlender Annerkennung, Angst davor jemand könnte dich sehen, wie du wirklich bist. Das ist im gesamten gesehen, zu viel Angst. Dem begegnest du mit Härte und Coolness. Verstehen kann ich das, aber für gut befinden tu ich es nicht. Du trägst ne ziehmliche Last auf deinen Schultern, die du Stück für Stück ablegen solltest. Auch ein James Bond kackt sich mal in die Hose. Das ist menschlich und gut so. Die wirklich Helden im Leben besitzen immer Herz.

Schön finde ich zu lesen, das ein Teil von dir da wohl nicht mitspielt. Den zu lokalisieren, bist du ja schon dabei, sonst hättest du hier nicht gepostet.

Gestehe dir einfach auch mal zu, weich sein zu dürfen. Das macht keine Pussy aus dir! Verletzlichkeit schafft Intimität und die ist wichtig im Umgang mit Frauen.

Und zwischendurch, dreh dich mal um und schau dir deine Vergangenheit an. Du bist schon ein ganzes Stück gegangen, hast also Erkenntnis errungen. Das ist ein bedeutendes Ergebnis, welches dir helfen wird deine Zukunft zu gestalten.

Und zum guten Schluss: Die Verantwortung für  sein Leben, trägt jeder selber. Somit lass den Damen in deinem Leben, ihre eigenen Verantwortlichkeiten tragen. Es reicht, wenn du dich zu einem Menschen entwickelst, mit dem man gerne zusammen ist.

 

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Das einzige was dir ein Auslandseinsatz bringt , ist eine traumatisierte Seele. Da hilft dir dann auch keine Männlichkeit mehr.

Liest sich so als ob du ein Problem hast intime Verbindung einzugehen und auch mal deine verletzliche Seite zu zeigen.

Dabei ist es eigentlich mal was schönes ehrlich mit einem Lebenspartner reden zu können ohne diese ganze Frame Sache. Ist zumindest meine Erfahrung-

bearbeitet von Shangtsung

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Ja ich stells mir auch schön vor, einfach mal verletzliche Seiten zu zeigen. Fällt mir jedoch extrem schwer und passiert nur bei langjährigen Freunden usw.

Bei HBs behalte ich meinen "Frame" leider immer bei, da war ich bisher immer etwas verschlossen und hab viel aus meiner Vergangenheit für mich behalten.

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vor 19 Stunden schrieb Dopton:

Bezüglich Gefühle und Empathie, erst vor kurzer Zeit gab es eine Katastrophe in meiner Family, ein Ausnahmezustand, alle weinten und ich war vermutlich der Einzige mit klarem Kopf, ich fühlte mich in der Situation einfach nur unwohl und bekam es gerade so gebacken, dass ich meinen Arm um meine heulende Schwester lege um sie zu trösten. Ich konnte die Trauer nachvollziehen, ich war selbst traurig und es war für mich genau so schlimm aber warum hat sich niemand unter Kontrolle abgesehen von mir? In diesen Situationen werden alle "Erwachsene" die eigentlich fest im Leben stehen zu kleinen, hilflosen Kindern.

 

Weinen =/= Kontrollverlust

 

Ich würde über eine Therapie nachdenken, weil das bei dir alles ziemlich komplex klingt, nach einem ganzen Netz unterschiedlicher Sticking Points, die eine gemeinsame Basis haben mögen, die aber schwierig zu enthüllen ist.

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