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Glück ist eine Kreatur, die man nicht jagen darf.

Man schwimmt in einem Meer bedeutungsloser Mösen. So beschreibt Hank Moody den Zustand der inneren Leere, die einen selbst unzufrieden und für andere scheinbar unendlich attraktiv macht. Es entwickelt sich automatisch eine "fuck it" Einstellung, welche absichtlich gewollt das Leben um Einiges erleichtern, unbeabsichtig aber die Leere niemals weichen lassen kann. Kann Leere entweichen? Ist physikalisch gar nicht möglich. Man muss sie füllen. Ich habe mir nach über 10 Jahren endlich mal Zeit für mich genommen. War nie länger als 2 Monate Single. Entweder in einer Beziehung oder umgeben von bedeutungslosen Vögeleien. Dabei habe ich gemerkt, dass eine innige, intime, loyale Partnerschaft genau das ist, was ich gerne hätte. Ja sogar der klassische Traum von einem eigenen Heim, Hund, Kindern und einem tollen Auto. Man möchte meinen, das sei eine veraltete Vorstellung, doch überraschenderweise sehnen sich viel mehr Menschen danach, als ich vermutete. Mein Ziel stand fest: Ich suche mir eine Partnerin. Darin liegt auch schon der Fehler. Ich habe gesucht. Das Glück ist eine komische Kreatur. Man kann sie jagen, aber nie erreichen. Manchmal jagt sie dich, aber du kriegst sie dennoch nicht zu fassen. Ich tat es wie immer, nur mit ernsterer Absicht. Meine Vorstellung von meiner Frau war bis ins kleinste Detail durchdacht. Noch so ein Fehler. Ich meldete mich bei Onlineplattformen an, ging mehr in Clubs und sprach auch welche auf der Straße an. Kein Problem. Einige Dates, einige Nummern. Und doch nur wieder bedeutungsloser Sex. Ich merkte schon nach Sekunden, dass diese Frau, die hier vor mir sitzt, nicht die Frau ist, die ich suche. Dabei war ich immer ehrlich und sagte ihnen, dass sie toll aussehen, viele tolle Eigenschaften haben, aber ich ein hoffnungsloser Romantiker bin und auf diesen Funken hoffe. Und das schon seit langer Zeit. Ich bedankte mich für den Abend, für die Gespräche und das Interesse und sofern sie möchten, wir sofort gehen können. Das taten wir nicht einmal. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl sie wollten meine lange Suche beenden, weshalb wir doch noch in der Kiste landeten. Jedes Mal. Ich habe eine 100% Date Quote. Darauf machte mich eine Freundin aufmerksam, der ich jede Story erzählte. Irgendwie heftig. Das Gute daran ist, dass ich weiß, was ich kann, wer ich bin und dass ich ein begehrenswerter Mensch bin. Aber bin ich auch liebenswert? Ich musste schmerzlich feststellen, dass ich Frauen regelrecht lang machen kann, aber sofern ich mal den Hauch von Interesse verspürte, kam ich nicht weiter. Es lief immer auf den selben Grund hinaus: "Du bist ein Player, ich vertrau dir nicht." Ganz egal, wie viel Vertrauen, intime Gespräche und Erfahrungen wir tauschten. Es funktionierte einfach nicht. Ich war noch nie der Typ, der Pickup bewusst einsetzte. Es hat immer irgendwie geklappt. Pickup hat eher mein Kopf gefickt, als ich in Beziehungen steckte. "Man kann so viel falsch machen, oh fuck! Ich muss was ändern. Bloß nichts falsch machen!" Total dämlich. Hab ich irgendwann sein lassen. Mir ist diese ganze Pickup Nummer zu doof. Und doch hat unbewusst irgendwas von mir Besitzt ergriffen. Ich weiß bis heute nicht, ob Pickup daran Schuld ist oder ich es einfach so gelernt und gespeichert habe. Als ich hier mal wieder meine Gedanken in die Statusleiste rotzte, hat jemand darauf geantwortet und den Punkt der Wahrheit perfekt getroffen. Meine Authentizität fehlte. Ich erzählte den Frauen meine Geschichten, meine Ängste und Ziele. Trotzdem wirkte es nicht echt. Obwohl es das war. Heute erzähle ich genau das selbe. Aber seit einer schweren Story in meiner Vergangenheit mit meiner einzigen großen Liebe bin ich verschlossen. Und das merken die Frauen sofort. Sie kommen nicht an mich ran und alles, was ich von mir gebe, wirkt nicht echt. Weil das Herz dicht ist. Dann traf ich meine erste Freundin nach 10 Jahren wieder. Wir waren jung, dumm und unerfahren. Und nun wollte es der Zufall so, dass wir uns wiedersehen. Beim Grillen bei Freunden, da saß sie mit einmal. Wir konnten die Blicke nicht von uns lassen. Lange Gespräche, ein paar Treffen und Käffchen später, trafen wir uns bei mir. Wir tranken, wir erzählten, wir kuschelten. Und ich sagte ihr, dass ich mich tierisch freue, dass sie da ist und dass ich sie jetzt schon mehr mag, als mir liebt ist. Bam. Und genau das fühlte ich auch. Tatsächlich. Gefühle. Was tat sie? Sie hat einen Freund. Lief nicht gut, viel Streit, aber vergegeben. Und dennoch verbrachten wir eine unglaubliche Nacht. Wir hatten eine Verbindung, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr spürte. Ich hatte das Gefühl, als wenn eine Mauer eingerissen wurde. Okay, ich hätte es leichter treffen können. Eine vergebene Frau. Nun ja, sie hat sich nun getrennt, eine Wohnung gesucht und wir treffen uns morgen wieder. Ob es was wird? Vielleicht. Wir gehen das locker an. Dann kam der Freitag. Ich schrieb meinem Kumpel, dass wir heute feiern gehen. Er antwortete später, dass er gerade ein Date hat, aber ich soll lang kommen. Tat ich. Mach ich mich hübsch? Nö, heute nicht. Seitdem ich wieder vermehrt Grunge höre, scheiß ich auf tolle Klamotten. Also Jeans, Chucks, Shirt und ein hochgekrempeltes Sakko. Muss reichen. (Tausend mal besser, laut den Ladies) Ich ging hin, sie kamen mir schon entgegen. Hübsches Ding. Sie will ihre Freundin abholen, die ist gerade noch arbeiten. Gesagt, getan. Die Mädels gehen erstmal zu ihr, mein Kumpel und ich ziehen weiter. Ab in eine Kneipe. Gesellig. Wir lernen ein Mädel kennen, labern ein bisschen. Ich sage ihr, dass ich sie mag. Irgendwas mag ich an ihr. Sie schaut mich an. Ich sage ihr, dass wir später tanzen gehen und danach in meinen Pool. Ja, ich habe einen im Keller meines Hauses. Sie ist dabei und fragt, ob wir gleich losgehen. Geilo. Am Nebentisch ein paar Leute, die spanisch sprechen. Mein Kumpel ist Spanier. Ich sage ihm, er soll irgendwas rüberrufen. Macht er. Ausgerechnet die heißeste von allen kommt rüber. Sauber! Wir reden ein bisschen, sie kann auch etwas Deutsch. Fragt mich, ob ich auch ins McFit gehe. Klar. Sie redet ein bisschen, ich höre nicht zu. Sage ihr, sie soll mir ihre Nummer geben, wir gehen zusammen. Gesagt, getan. Willst du mit in Pool? Klar. Läuft. Krasser Abend. Dann kommen die Mädels. Ich hatte ihre Freundin erst gar nicht so recht auf dem Schirm. Aber als sie ankamen, richtig hübsch gemacht, wurde ich neugierig. Sie sieht aus wie ein verdammtes Model. Sie setzte sich neben mich. Distanziert. Die andern beiden machten rum. Ich stellte ein paar Fragen, erzählte mit ihr. Hm, irgendwie doch interessant das Mädel. Sie trifft mit ihren Antworten genau meine Vorstellungen. Sie dreht sich mehr zu mir, zeigt deutlich Interesse. Wir unterhalten uns sehr vertieft. Als hätte man ihr die richtigen Antworten vorher gegeben, die sie mir sagen muss, um zu gefallen. Ich sage ihr das. Und dass sie aufhören soll, so viele Pluspunkte zu sammeln, schließlich ist sie erst 18. Ja....18. Ich bekam keine Luft, als ich das hörte. Und doch wirkt das Mädel so viel selbstbewusster, reflektierter und zielstrebiger als alle Frauen davor. Bis zu einem Alter von 32. Das kann nicht wahr sein. Ich hadere mit mir. Wir gehen weiter. Tanzen. Ab auf die Tanzfläche, bisschen scheuern. Tanzt mich mit einmal ein heiße Tussie an. WTF?! Aber so offensiv wie es nur geht. Mein Mädel sieht es, sie lacht. Cool. Mein Interesse lag aber einfach bei dem Mädel. Ich flüsterte der anderen was zu, sie ging. Dann zu meinem Mädchen. "Du bist für heute Abend meine Freundin." "okay.", dreht sich um und tanzt mich so unfassbar sexy an. Alter Vadder, kann das Mädel tanzen! Woher kann sie das? Sie ist 18? Fuck... Der Spanier macht sein Ding mit dem Mädel. Läuft. Später sitzen wir ein bisschen, der Spanier signalisert, ich soll sie küssen. Alle sehen es. Eine beruhigende Geste von mir. "Ich mach, wenn ich das will." Sie dreht sich etwas weg. "Jetzt zum Beispiel", lege meine Hand an ihre Wange, drehe sie um und wir küssen uns. Okay, knutschen. Rummachen. Heftiges Rummachen. Was hat das Mädel nur für eine Energie! Wir tanzen wieder heftigst. Trockensex. Später gehen wir los. Kumpel und sein Mädel "gehen erstmal vor zum Pool." Ich sitze mit meinem Mädchen auf der Couch, wir erzählen ein bisschen. Richtig intime Dinge. Dann machen wir rum und haben Sex. Später klopft es, die anderen kommen rein. Brauchen wohl nicht so lange hähähä. Die Situation wirkt skurril. Die Mädels machen sich auf den Weg. Schnell Nummer geholt, Date abgemacht. Ab ins Bett. Unglaubliche Nacht. Manchmal läuft es einfach. Was für mich den Unterschied machte ist, dass ich wirklich sagte, was ich dachte und fühlte. Vollkommen ehrlich. Sonst tat ich das eher nicht. Da wirkte dieses Ungewisse wohl immer sehr anziehend. Nun das genaue Gegenteil. Wenn man den Friendzone Heinies glaubt, müsste ich auch dazu gehören. Aber der Unterschied ist wohl, dass ich wirklich dazu stehe. Das mag für viele hier keine besondere Sache sein. Aber für mich ist es ein großer Schritt. Und ich habe das Gefühl, die Kreatur Namens Glück durch Handreichen erreicht zu haben.

Zlatanos

Zlatanos

 

Man in the Box

Man in the Box Endlich Freitag. Es ist Mittagspause. Ich kralle mir meinen Autoschlüssel, zieh meine Lederjacke an und setze die Sonnenbrille auf. Verdammt, seh ich lässig aus. Um das ganze noch zu krönen, zünde ich mir mit meinem Zippo eine Kippe an. Innerlich fühle ich mich wie James Dean. Cooler Typ. Ich mache mich auf den Weg zum Edeka. Wir lieben Lebensmittel. Ich auch. Kurzerhand kaufe ich mir einen CurryKing. Natürlich die XXL Version, heut lass ich es krachen. An der Kasse erblicke ich aus dem Augenwinkel feinstes Stöckelwild. Schwarzes Fell, aerodynamische Figur. Ich habe nur einen 50er, aber das sollte mich jetzt nicht unbedingt nach hinten werfen. Schnell bezahlt, ein paar freundliche Worte mit der Kassiererin gewechselt. Man kennt sich. Sie heißt Tina, spielt Handball und arbeitet in der Nähe. Ich habe nur wenig Zeit, die Nummer muss reichen. Ich kann mein Grinsen nicht verbergen. Ein Küsschen links, eines recht. Verdammt, warum hat man damals immer so ein riesen Ding daraus gemacht? Ausstrahlung ist alles. Oder der Bart. Damals waren da immer die älteren Typen, die unsere Prinzessin wie Scheiße behandelt haben, mit ihren Lederjacken und 3-Tage Bärten. Frauen muss man doch nett behandeln. Trotzdem hingen sie an ihnen. Also ließ man sich einen 3-Tage Bart wachsen und kaufte sich eine Lederjacke. Ich checke kurz mein Handy, eine Nachricht bei Lovoo. Ein Mädchen aus Wismar, kommt mir bekannt vor. Ich frage sie, ob ihre große Schwester auch damals studiert hat. Nein. Sie war es selbst. Ich weiß sogar noch ihren Namen. Sowas merk ich mir nicht mal 5 Minuten. Warum dann jetzt? Leicht verstört stottere ich mir ein paar Antworten zusammen, keine Antwort mehr von ihr. Fuck, was soll der Mist hier? Ich schmeiße mein Handy ins Auto und reiße die Musik auf. Tina geht vorbei und lächelt mir nochmal zu. Alice in Chains liegt im Wechsler und wartet nur darauf mir ihre Lebensweisheiten ins Gesicht zu brettern, hammer Band. "I'm the man in the box" trällert es aus meinen Lautsprechern. Bei dem Song kriege ich immer Gänsehaut. Live, 1991 in Seattle. Der Sänger hat eine Stimme, die sich tief in die Seele bohrt. Leider lebt er nicht mehr, wie so viele gute Leute. Erstmal 'nen Smoothie. Gesund muss sein. Bevor ich auch noch so ende. Nebenbei singe ich lautstark mit. Die Leute auf dem Parkplatz gucken mich an, als wäre ich Osama Bin Laden. Dabei fällt mir auf, dass ich ziemlich oft solche Situationen habe. Ist es der Bart? Nein, der ist lässig. Die Leute sind einfach zu verklemmt, so einfach ist das. Das Leben ist kurz, man muss es genießen. Sagen alle, keiner macht es wirklich. Ich auch nicht, lange Zeit. Mittlerweile ist mir irgendwie so vieles total Rille. Das Problem dabei ist, wenn man einfach macht, was man selbst will, dann stößt man an so viele Ecken und Kanten. Die Gesellschaft will dir irgendwas vorschreiben. Aber so groß braucht man dabei gar nicht denken. Selbst deine Freunde gucken dich schon schief an, wenn du aus der Reihe tanzt. Fuck that. Ich heize los. Fühle mich wie Vin Diesel in F&F, nur nicht ganz so'n Gorilla. Überlege kurz, ob er einen Erdnusspimmel hat, kümmere mich dann aber wieder um wichtigere Dinge. Eine Freundin ruft mich an und fragt, was sie heute Abend kochen soll, ich darf mir was wünschen. Wie zum Teufel soll man in diesem Leben nicht glücklich sein?! Es sind halt die kleinen Dinge. Das musste ich auch erstmal checken. Ich dachte oft zu groß. Warum eigentlich? Man soll immer so erfolgreich sein. Für wen denn? Damit wieder alle sagen: Ja, gut gemacht. Sonst lohnt sich das Leben ja nicht, du Versager. Oder sowas. Keine Ahnung, alles Unfug. Ich wünsche mir kurzerhand ein saftiges Steak. Mal schauen, wie groß die Liebe zu mir ist, schließlich ist sie Vegetaröse. Ich fühle die Hörner auf meinem Kopf. Hähä Ich gehe kurzerhand nochmal meinen Plan für das Wochenende durch. Heute Abend Kochen bei der Freundin. Morgen möglicherweise kurz das heimische Nest anfliegen. Danach wiederum mit einer anderen Freundin feiern gehen. Sonntag ruhe ich mich etwas aus, dann übernachtet wieder eine andere Freundin bei mir. Ich seh so langsam nicht mehr durch. Ich frage mich, wie ich das Wochenende noch besser gestalten könnte, schließlich ist das mein verdammter Monat. Noch in Tausend Jahren soll man davon noch reden. Oder einen Feiertag einführen. Was auch immer. Ich schreibe einen Kumpel an, ob er morgen mitkommen will. Mal sehen. Okay, das muss reichen. Was noch? Etwas überfordert komme ich wieder bei der Arbeit an. Alle sind gut drauf, es ist Freitag und die Sonne scheint wie im Sommer. Jetzt Grillen und Bierchen trinken. Ich schwelge in meinem Tagtraum, kann schon fast das blonde Nass auf meiner benetzten Zunge spüren, da merke ich, dass jemand mit mir redet. Ich hab keine Ahnung, was er da redet und nicke einfach mit dem Kopf. Dann merke ich, dass es irgendwie wichtig klingt, also sage ich ihm kurz, dass ich überhaupt nicht anwesend war. Er wiederholt, ich merke, war doch nicht so wichtig. Mit einer geselligen Zufriedenheit schlurfe ich den Flur entlang und geh in mein Büro. Erstmal die Wurstpelle mit Currygeschmack in den Hals werfen. Nebenbei google ich ein wenig nach Humphrey Bogart. Cooler Typ. Dabei stoße ich auf einen Text: "Humphrey Bogart ist Legende. Die Männer schätzten seine Freundschaft, die Frauen fühlten sich zu ihm hingezogen, und dem Filmpublikum bietet er auch Jahrzehnte nach seinem frühen Tod noch immer Möglichkeiten, sich mit seinem Leinwandcharakter zu identifizieren. Er war der Liebhaber und Gangster, unter dessen rauher Schale ein romantischer Kern steckte. Er war der Rebell, der sagte, was er dachte, der sich auflehnte, aber für die Sache auch einzustecken bereit war. Es besaß Tugenden und Laster, war zynisch und doch wieder einfühlsam. Er gab sich unabhängig und war doch immer auf der Suche nach Bindung. Er war Gewinner und Verlierer. Steckt in uns allen nicht ein wenig von Bogie?" Ich erkenne mich wieder und bin etwas beunruhigt. Suche ich auch nach Bindung? Vielleicht tun wir das alle irgendwo. So viele Menschen auf diesem Planeten und doch sind wir alle irgendwie einsam. Hin und wieder eine Beziehung, ansonsten schwimmt man in einem Meer voller Muschis, wie Hank Moody (großer Philosoph des 21. Jahrhunderts) zu sagen pflegte. Doch ist man damit Gewinner oder Verlierer? Und warum schreibe ich hier wie Sex and the City für Männer?! Fuck, erstmal 'nen Kaffee. Während ich das flüssige Gold genüsslich schlürfe, denke ich über Sex and the City nach. Wie viel Wahrheit steckt eigentlich darin? Was so erfolgreich war, muss irgendwo einen wahren Kern haben. Entweder man findet sich darin wieder oder man wünscht es sich. Ansonsten wäre es irgendwo im Hades verschwunden und keiner wüsste mehr, was die Serie eigentlich sein sollte. Ich habe damals ein paar Folgen gesehen und fand es doof. Heute, älter, weiser, attraktiver, versteh ich das Konzept dahinter etwas besser. Man findet so ziemlich jeden Archetyp von Frau darin wieder. Die Versaute, die Business-Emanze, die Familienglucke und die Frau, über jeden Mist grübelt und einen Blog schreibt. Jetzt bin ich noch mehr beunruhigt. Denke ich zu viel nach? Pffft. Und wenn schon. Welche würde eigentlich zu mir passen? Hmm... Würde das halten? Man weiß es nicht... Oder doch eher mal die eine, dann die andere?.... Ich komme zu der Erkenntnis, dass ich eigentlich nicht viel nachdenke und entschließe mich die Nymphomanin zu wählen. Zeitgleich grinse ich innerlich darüber, dass Bogie sie alle kriegen würde. Cooler Typ. Noch ein richtiger Mann. Gibt es heute ja eher selten zu sehen. Und wenn, dann wollen ihn alle in den Käfig sperren. Aber nicht, weil er toll ist und ausgestellt werden muss. Nein, weil er gefährlich ist. Dieses evolutionsbehinderte Monster! Ich erinnere mich an gestern Nachmittag. Nach Feierabend bin ich noch in die Buchhandlung. "Lebenshilfe" oder so heißt meine Abteilung. Als wenn ich das bräuchte. Pfffft. Dabei fiel mir auf, dass Unmengen an Büchern über das "wahre Mann-sein" geschrieben wurden. Und ALLE von FRAUEN. Alle! Wissen Frauen denn besser, wie man Mann sein soll? Verstörend. Neugierig ließ ich meinen Blick durch die Buchhandlung wandern und fand einen Mann in der Romane-Abteilung, während eine Frau in der Handwerkerabteilung suchte. Okay, irgendwas ist hier falsch. Ich registriere einen blonden Östrogenweiher ein paar Schritte neben mir. Feinstes Erbgut. Sanft wie eine Gazelle und mit dem intelligentesten Anmachspruch gleite ich zu ihr rüber: "Hey, was geht?!" Ich stelle mich kurz vor, eröffne ihr mein Problem und während sie mir ihre Hand gibt, ziehe ich sie damit auch schon in die Lebensbewältigungstherapie oder wie die Abteilung hieß. "Sach mal, kannst du mir helfen ein richtiger Mann zu werden? Guck mal hier..." und zeige auf geschätze 3000 Bücher zu dem Thema. "Als wenn du das bräuchtest". Die gute Frau war glücklich verheiratet und etwas älter als ich jemals erahnen könnte, aber immerhin konnte ich zufrieden mit mir und der Welt in die Romane-Abteilung gehen.

Zlatanos

Zlatanos

 

Dolce far niente

Dolce far niente Ich sitze gerade entspannt auf Arbeit. Die Sonne scheint mir ins Gesicht, ich mache eine kurze Pause. Ein doppelter Espresso, dazu Tiramisu und Musik von Al Green. Mein Gott, das Leben kann so einfach und doch so schön sein. Ich surfe gedankenversunken in Facebook rum. Was für ein absoluter Blödsinn diese Plattform eigentlich ist. Aber dann seh ich doch etwas Brauchbares: Nächste Woche ist Thorsten Havener in Schwerin. Ich bestelle reflexartig eine Karte für mich. Der Typ ist genial. Körperspracheprofi und Hypnosekünstler. Auf sowas steh ich. Die letzte Karte. Ich grinse süffisant und geb mir mental ein High Five. Da sitzt bestimmt noch jemand irgendwo in der Nähe und weint jetzt. hähä Eine Freundin meldet sich. "Nächsten Freitag sind Motörhead in Hamburg, gehst du mit mir hin?" Natürlich, Zuckerarsch, sagt die Stimme in meinem Kopf die wie Mickey Rourke klingt. Wenn es erstmal läuft, dann läuft es einfach. Ich erinnere mich an Sin City. Der erste Teil war grandios. Ich merke, dass grandios mein neues Lieblingswort ist. "Here I am come and take me" säuselt mir Al durch die Lautsprecher. Mein Gott, der Typ ist echt ein Büchsenöffner. Ein Kumpel schreibt mir. Er ist wieder Single, wir müssen unbedingt was machen. Gott sei Dank, seine Freundin war eine Mischung aus Carmen Geissen und Kim Jong Un. Dabei fällt mir auf, dass momentan viele wieder Single sind. Ungewöhnlich, da der Winter eigentlich genau das Gegenteil bewirkt. Aber wir haben keinen Winter. Kein Kuscheln? Irgendwie gerät so einiges aus den Fugen. Ich beschließe mit ihm demnächst feiern zu gehen. Der Junge braucht Spaß und ein wenig Ablenkung. Er ist einer von der Sorte, die nach einer Trennung rotzevoll jede Frau anquatschen und nach ausbleibendem Erfolg - wen wunderts - dann vollkommen deprimiert sind. Wird schon, denk ich mir. Eine Kollegin kommt in mein Büro. "Na, du bist ja auch voll entspannt, was?" "I am so full of fire" singe ich im Duett mit Al. Unschlagbares Team, wir zwei. Meine Kollegin geht leicht verstört, aber meiner Meinung nach auch sichtlich angetan von meinem musikalischen Talent wieder aus meinem Büro. Dolce far niente. Das süße Nichtstun. Es ist die italienische Lebensweise schlechthin. Die haben es einfach drauf, was das genießen angeht. Ich liebe es. Tolles Land! Den Spruch kenne ich aus dem Film "Eat, Pray, Love". Guter Film, trotz Julia Roberts. Grandioser Film. Haha, grandios. Nice. Ich beschließe eine Freundin anzurufen und sie auf einen Film - Eat, Pray, Love - einzuladen. Die Frau kocht wie eine Göttin und tanzt dabei. Es ist hypnotisierend. Dabei fällt mir auf, dass ich absolut nicht mehr tanzen kann. Ich frage mich, ob ich einen Kurs besuchen sollte. Facebook gibt mir leider kein Feedback. Ich beschließe daraufhin diesen Text zu schreiben. Eine Freundin macht sich darüber lustig, dass ich eine Nachricht bei Whatsapp gelesen, aber nicht beantwortet habe. Stasi Whatsapp, nennt sie es. Blaue Häkchen. Heißes Thema heute. Alle Welt diskutiert darüber. Ich trinke derweil meinen Espresso und kratze mich am Rücken. Diese Mischung aus entspannter Musik und starkem Kaffee lässt mich durch's Büro tanzen und singen. Es kam zum Glück keiner rein, wobei die mich eh alle für bekloppt halten. Vielleicht haben sie auch Recht. Ich höre, wie sich Kollegen über die Bahn aufregen. Ich unterbreche kurz meinen Tanz, der - wie ich finde- keines Kurses bedarf, muss eh was drucken. Dabei gehe ich an ihnen vorbei und frage nur kurz, wie die Umstände der Leute sind und wofür sie eigentlich streiken. Fragende Gesichter. "Hab ich mir gedacht." Damit war das Thema geklärt. Ich wundere mich, worüber sich die Leute alles aufregen. Dabei komm ich zu dem Ergebnis, dass es total egal ist. Hauptsache man kann sich über irgendwas aufregen. Typisch deutsch. Ich setze mich wieder in mein Büro und die Entspannung ist wieder voll auf ihrem Höhepunkt. Boom shakalaka. Mir fällt ein, dass Ende November Atze Schröder nach Schwerin kommt und meine liebe Schwester mir Karten geschenkt hat. Bester Mann. Atze. Grandios. Ich beschließe, dass dieser Monat mein absolutes Highlight dieses Jahr wird. Wann immer sich eine Gelegenheit ergibt, werde ich sie wahrnehmen. Letztes Wochenende, 1. November, Monatsanfang, Reeperbahn. Eskalationsabend, mit allem, was sich ein Mann so wünscht. Hotelzimmer, Mädel, coole Kumpels und Bayern hat auch gewonnen. Da wusste ich schon, dass dieser Monat unsterblich wird. Ich denke kurz über das Wort "Unsterblichkeit" nach. Wie macht man sich selbst eigentlich unsterblich? Ich denke über den Film Troja nach. "Man wird sich in Tausend Jahren noch an ihn erinnern". Cool, das will ich auch. Aber wie mach ich das? Ich merke, die Antwort auf diese Frage könnte etwas länger dauern und verschiebe kurzfristig. Mein Kaffee ist leer und ich merke schlagartig, dass Unendlichkeit so eine Sache ist. Ein Geschäftspartner ruft mich an und bestätigt mir, dass ich verdammt gute Arbeit gemacht habe. "Put it on paper" singt Al und unbewusst antworte ich so dem Kunden, der daraufhin kaum mehr aufhören kann zu lachen. Nachdem ich realisiert habe, was da gerade abging, gibt mir Mickey ein High Five. Ich habe Anfang der Woche in Dortmund schon gemerkt, dass die Zukunft erfolgsversprechend sein wird. Und das nicht nur beruflich. Mickey Rourke nickt mir zu und ich weiß, der Monat wird ein Highlight.

Zlatanos

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My way or the highway

Ich sitze in meinem Büro, trinke unfassbar guten Espresso, bin erkältet, aber dennoch gut gelaunt. Hör das Limp Bizkit Best of. Die Arbeit läuft auch wie von selbst. Muss irgendwie im Zusammenhang stehen. Die Kollegen lächeln, hab sie glatt angesteckt. Mit guter Launer. Mit der Erkältung wahrscheinlich auch. Muss gerade teuflisch grinsen. Zum Mittag gibt es ein sattes Pfund bestes Rindfleisch mit Gemüse. Freu mich schon drauf. Mein Gott ist der Kaffee gut. Nehm mir noch einen. Heute darf ich das. Heute ist ein toller Tag. Ich merk das. Ganz entspannt und nicht so ernst. Das Leben auch mal locker nehmen. Fuck, keep on rollin' Baby. Geiler Song. Würd am liebsten volle Möhre abgehen jetzt. Mach die Tür zu und schüttel drei mal mit dem Kopf. Geil! Muss am Kaffee liegen. Nehme mir noch einen. Die Sonne scheint, wie hübsch! Schimmert. Insider. Muss wieder grinsen. Kollegin kommt rein, schaut verwundert. Ich grinse immernoch. "Can you feel it?!" - schallt es aus mir. Sie geht wieder. Scheinbar nicht. Nehme noch einen Schluck des dunklen Goldes aus Peru. Müssen alle denken ich bin bekloppt. Entscheide mich dafür, nicht weiter darüber nachzudenken. Heute nicht. Heute darf ich das. Gehe über den Flur, Kollege kommt mir entgegen. Ist fast so groß wie ich, Typ Rocker. Cooler Typ. Richtig cool. Die absolute Nummer Zwei in dem Laden hier. Begrüßen uns mit Ghetto Faust. Verdammt, sind wir cool! Genießen die neidischen Blicke der anderen. Sitze wieder in meinem Büro. Verdammt, der Kaffee ist leer. Entscheide mich dafür, nach dem Mittag noch einen anzumischen. Bis dahin vergeht das Zittern bestimmt auch wieder. Hole meine Frühstückspause nach und mache das einzig anständige. Schaue nach Autos. Ich meine richtige Autos. So alt wie meine Eltern, nur noch etwas schneller zu Fuß. Beschließe, mein nächster Wagen kommt nicht von diesem Kontinent. Mustang, Charger, GTO, Camaro. Die Namen sind schon mehr wert als ein Dacia. Bekomme Gänsehaut. Verliere mich im Tagtraum. Nur ich, ein schwarzer Chevy Camaro, die unendlichen Straßen Amerikas und mein Weibsbild. Freiheit pur. Kriege Gänsehaut auf der Gänsehaut. "My way or the highway" schallt es aus den Boxen. Beschließe, das Schicksal will mir damit etwas sagen. Alles hat einen Sinn. Insider. Muss wieder grinsen.

Zlatanos

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