

Ahura
Member-
Inhalte
820 -
Mitglied seit
-
Letzter Besuch
-
Coins
1674
Inhaltstyp
Profile
Forum
Blogs
Downloads
Kalender
Premium Store
Bewerbungen
Alle erstellten Inhalte von Ahura
-
Dass das mit der Kontaktnachverfolgung so nicht mehr funktioniert kann ich aus München bestätigen: Mitbewohner wurde vor 10 Tagen positiv getestet, ein Anruf vom Gesundheitsamt zur Ermittlung der Kontaktpersonen ist noch nicht erfolgt. Die Frage ist aber doch, ob die Strategie aus dem Sommer jeden positiv getesteten vom Gesundheitsamt anrufen zu lassen, angesichts beschränkter Kapazitäten im Winter weiter verfolgt werden sollte. Diskutierte Alternativen wären entweder wie in Berlin mittlerweile praktiziert, die positiven selbst Kontaktpersonen anrufen zu lassen oder nur noch Personen mit einer nicht geringen Viruslast zu kontaktieren, weil bei diesen Infektiosität vermutlich höher ist. Letzteres wurde wohl auch von Drosten vorgeschlagen. Beides ließe sich ja auch kombinieren: bei niedriger Viruslast setzt man auf die Mitwirkung des Infizierten, bei hoher Viruslast wird das Gesundheitsamt aktiv, weil es sich um einen potentiellen Superspreader handelt. Abweichend von der vorgenannten Praxis würde das Gesundheitsamt aber in jedem Fall bei Infektionen in besonders gefährdeten Einrichtungen aktiv.
-
Der Anfangsverdacht, dass Sars-Cov-2 gefährlich ist, wird nicht dadurch widerlegt, dass es viele milde Verläufe gibt. Es gibt genug schwere Verläufe, wenn auch kaum bei Kindern und Jugendlichen. Nicht jedem Kontakt mit einem Virus folgt die Bildung von Antikörpern und umgekehrt setzt die Bildung von Antikörpern keinen schweren Verlauf voraus.
-
Die Frage ob man gegen ein Virus immun ist, ist doch nicht das einzige Kriterium, ob ein Virus gefährlich ist. Gegenüber Windpocken haben (ungeimpfte) Kleinkinder genauso wenig Immunität wie gegenüber Ebola. Trotzdem ist Ebola zweifellos gefährlicher. Und dass Sars-Cov-2 gegenüber Influenza oder OC43 auf die gesamte deutsche Bevölkerung gefährlicher ist, ergibt sich ja gerade erst daraus, dass die Bevölkerung in der Breite keinerlei Immunität hat. Man vergleicht momentan Sars-Cov-2 bei einer Bevölkerung ohne Grundimmunität mit Influenza bei einer Bevölkerung mit Grundimmunität und da ist Sars-Cov-2 insgesamt gefährlicher. Bei den Teilen der Bevölkerung, die genauso wenig Immunität gegenüber Influenza hat wie gegen Sars-Cov-2, fällt der Vergleich anders aus. Milde und asymptomatische Verläufe von Sars-Cov-2-Infektionen haben vor Allem auch Kleinkinder, bei denen Kreuzimmunitäten eher unwahrscheinlich sind. Eine bestehende Hintergrundimmunität ist nicht Voraussetzung für einen milden Verlauf.
-
Das ist doch recht einfach zu verstehen: das Immunsystem von Neugeborenen hat noch keinen erworbenen Immunschutz, ist aber in jungen Jahren ungleich flexibler. Im Alter nimmt die Fähigkeit des Immunsystems sich auf neue Viren einzustellen ab. Mit den allermeisten endemischen, respiratorischen Viren haben wir im Kindesalter Kontakt und bauen eine gewisse Immunität auf, so dass Infektionen seltener werden oder milder verlaufen. Daher haben Kleinkinder (Rotznasen/Rotzlöffel) ständig irgendwelche milden Infekte. Bei RSV hab ich die Schätzung gelesen, dass 40%-70% aller im ersten Lebensjahr und fast 100% mit Ablauf des zweiten Lebensjahrs eine Infektion durchgemacht haben. Bei Sars-Cov-2 ist das anders: das haben wir nicht schonmal als Kinder gehabt und daher keinen Immunschutz (eine gewisse Kreuzimmunität mit anderen Corona-Viren wird ja immer noch diskutiert). Für Menschen mit einem schwächer werdenden Immunsystem ist das ein Problem, für Kinder nicht. Grippe ist gänzlich ohne Immunität anscheinend deutlich gefährlicher, die allermeisten erwachsenen Menschen hatten aber schon Kontakt mit Influenza und daher einen gewissen Immunschutz.
-
@Rudelfuchs Nur ein Bespiel für viele: https://www.aerzteblatt.de/archiv/216647 Über die Schwere kann man sich streiten, dass der Lockdown negative Auswirkung auf die psychische Gesundheit von Kindern hat, kann man kaum bezweifeln. In Ländern mit hartem Lockdown, wo Kinder wochenlang nicht raus durften, sind die negativen Auswirkungen sicherlich deutlicher.
-
Die Ermittlung der Infektionssterblichkeit ist alles andere als trivial. In Bayern geht das LGL davon aus, dass rund 89% der MIT-Fälle auch AN Corona gestorben ist, allerdings wird hier nicht immer obduziert. In England werden verschiedene Cut-Off-Fristen diskutiert, aber das ist auch schwierig, weil es Langzeitfolgen unterschlägt und einige wenige Fälle sehr lange in Behandlung sind. Umgekehrt wird sicherlich auch Sars-Cov-2 als Todesursache bisweilen übersehen, weil z.B. das Virus bekanntlich das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte signifikant erhöht und weil die Tests nicht perfekt sind. Das mag aber vor Allem für sehr frühe Tode gelten, mittlerweile ist CoVid-19 ja stark im Fokus. Alles in allem dürfte die offizielle Zahl in Deutschland wohl von der Dimension passen. Die Ermittlung der tatsächlich infizierten ist auch nicht einfach. Zu Beginn meinte man ja noch einfach mit Antikörper-Tests feststellen zu können, wie viele Menschen eine Infektion überstanden haben. Mittlerweile haben aber unzählige Studien gezeigt, dass nicht alle Menschen Antikörper im nachweisbaren Umfang entwickeln und die Antikörper-Pegel mit der Zeit absinken. T-Zell Studien dürften der Zahl etwas näher kommen, aber die sind viel viel aufwändiger. Auch die LMU-Studie dürfte die tatsächliche Verbreitung des Virus etwas unterschätzen. Auch Schätzungen zur Übersterblichkeit geben nur ein grobes Bild, weil hier überhaupt nicht auf die Ursache eingegangen wird: wie viele sind am Virus verstorben und wie viele wegen chaotischen Umständen in der Pflege oder weil sie sich nicht zum Arzt getraut haben.
-
@Janoos Ich sehe nicht, dass Streeck groß vor Sicherheitsrisiken bei dem Virus gewarnt hat. Mir scheint, es ging ihm eher darum, dass man Leben trotz des Virus so weit es geht ermöglichen sollte. Das sieht man doch an seinen Beispielen, wie etwa dem Einsatz von Schnelltests ins besondere in Pflegeheimen. Zum anderen sehe ich das "Leben mit dem Virus" auch vor dem Hintergrund, dass das Virus ja auch trotz Impfstoff vermutlich endemisch wird. Bekanntlich gibt es nur einen Impfstoff mit dem es jemals gelungen ist ein Virus auszurotten. Und dass das bei Sars-Cov-2 vermutlich nicht passieren wird, aber auch gar nicht nötig ist, da sind wir uns ja glaub ich einig. Ich halte es auch nicht für übertrieben relevant, wie groß die Bedenken hinsichtlich der Sicherheit des Impfstoffs sind: die Menschen, die sich durch das Virus gefährdet sehen, werden sich überwiegend auch impfen lassen wollen. Das reicht. Für eine Impfung aller sind in den nächsten Monaten ohnehin keine Kapazitäten da.
-
Es gibt zahlreiche epidemiologische Modelle, aber ich hoffe wirklich, dass langsam weniger die theoretischen Epidemiologen als vielmehr Immunologen und Public Health Experten die Diskussionen dominieren. So langsam sollte sich doch wirklich die Erkenntnis durchsetzen, dass Immunität gegen Viren keine Sache von Schwarz und Weiß ist. Die 90%, die von Biontech/Pfizer gemeldet wurden, besagen doch, dass sich kurz nach der Impfung in der Placebo-Gruppe 10x so viele angesteckt haben (bzw. als infiziert erkannt wurden), wie in der geimpften Gruppe. Das heißt aber weder, dass die infizierten in der geimpften Gruppe nicht von der Impfung profitiert hätten, noch dass der Impfstatus nach einem Jahr der gleiche wäre. Ich sehe auch nach wie vor nicht, dass für Jüngere ein größeres Risiko bestünde. Wirkliche Zahlen zur Häufigkeit von Langzeitfolgen bei jüngeren habe ich noch nicht gesehen. Meiner Einschätzung nach sind diese auch nicht viel häufiger als bei vergleichbaren Viren. Irgendwelche Case Studies halte ich für die Risikoeinschätzung für wenig brauchbar. Meines Erachtens sollte wirklich zu erst die Risikogruppe geimpft werden, bei der auch das Interesse am größten sein dürfte, und erst später dann gesunde, junge Menschen. Ein logistisches Problem mag sich aber insbesondere bei der Hochrisikogruppe Pflegeheim- und Krankenhausbewohner ergeben. Bekomme ich die alle in die Impfzentren und dann wieder zurück ins Heim? Klar, das überfordert sicher auch viele. Insbesondere in Krisenzeiten will man sich nicht mit Unsicherheiten auseinander setzen. Ich finde es aber umgekehrt als problematisch, wenn darüber hinweg gegangen wird und Dinge, über die die Wissenschaft ganz offensichtlich die nächsten Jahre noch streiten wird, einfach hinweggegangen wird und so getan wird, als gäbe es einen wissenschaftlichen Konsens. Tatsächlich steht ja etwa die Politik vor schwierigen Abwägungen aufgrund unsicherer Faktenlage. Mittelfristig ist es da wenig hilfreich, Entscheidungen als alternativlos darzustellen, weil "die Wissenschaft" dies nun einmal sage. Insbesondere Streeck hat ja auch immer betont, dass die Entscheidung welche Maßnahme zu treffen sei, nicht von "der Wissenschaft" getroffen werden könne.
-
Die Einschätzung, es werde keine Zweite Welle geben, war wirklich falsch. Seinen Pessimismus zum Impfstoff habe ich auch nicht geteilt, er beruht aber wohl auf seinen eigenen frustrierenden Erfahrungen in der HIV-Forschung. Die Äußerungen zu den Todesfällen könnte so aber auch von meiner Stiefmutter kommen, die als Hausärztin hauptsächlich die Risikogruppe behandelt. Die FAZ hat es bei mir seit April mit ihrem unreflektierten Dauer-Alarmismus, bei dem jeden Tag irgendwelche neuen Horrormeldungen auf das unbedarfte Publikum losgelassen wurden, ziemlich verschissen. Die Berichterstattung über die Heinsberg-Studie war bisweilen einfach absurd. Zu offensichtlich war, dass alles, was nicht dazu diente Schreckensszenarien aufzubauen, verrissen wurde. Ich finde auch, dass sich Streeck bisweilen recht eitel wirkt. Seine Heinsberg-Studie samt Ergebnisse waren schon im April weltweit betrachtet kein Unikum. Dennoch bin ich sehr dankbar dafür, dass er öffentlich eine Gegenposition bezogen hat. Dass er andere (politische) Werte vertritt als etwa Lauterbach ist unübersehbar.
-
@Janoos Bundes- und meine Landesregierung scheinen aber leider schon darauf hinzuzielen.
-
@Janoos Ich gehe nach wie vor davon aus, dass die Impfung keine ewige, sterilisierende Immunität bietet, das Virus endemisch bleibt und sich langfristig bei den anderen Erkältungsviren einreiht.
-
Gibt ja nicht nur Studien, die bei CoVid-19 Erkrankten häufig sehr niedrige Werte zeigen, sondern auch erste kleine Studien, die eine signifikante positive Wirkung der Gabe von Vitamin D bei CoViD-19-Patienten nahelegen sowie zahlreiche Studien, die eine generelle, positive Wirkung der Gabe von Vitamin-D im Hinblick auf respiratorische Viren zeigen. Klar bewiesen ist damit nichts, aber die Hinweise werden immer deutlicher. 5.000 IU als Standard finde ich recht viel.
-
Viel besser als erwartet, zumal sich die Zahl 90% ja auf sterilisierende Immunität bezieht. Bei der Placebo-Gruppe gab es rund 10x so viele Infektionen beobachtet, wie bei der Gruppe der geimpften. Damit ist nicht gesagt, dass bei den geimpften, bei denen es dennoch zu einer Infektion kam, die Impfung überhaupt keine schützende Wirkung hätte. Ich würde damit rechnen, dass bei diesen die Infektion erheblich milder verläuft. Das wird sich wohl aber erst später zeigen. Auf der anderen Seite wäre es auch nicht völlig überraschen, wenn die Immunität trotz Booster mit der Zeit etwas nachlässt. Dennoch: super Zahlen!
-
Das Gesetz ist öffentlich, klein ist da nichts gedruckt. Etwas mühselig zu lesen, weil man in den einzelnen geänderten Gesetzen nachschauen muss, worum es geht, aber in 30 min machbar. Lies es durch und wenn du was problematisches liest kann man drüber reden. Ich bin Jurist und ganz bestimmt kein Freund einschneidender Grundrechtseingriffe, aber ich hab nach überfliegen nichts schlimmes gelesen. Aus Faulheit nicht ins Gesetz schauen und stattdessen einfach nur irgendwas ins Forum raunen, wird wohl nicht die erwartete Empörung auslösen.
-
Hier in München geht das Testen super schnell: am Dienstag Abend hat mein Mitbewohner sein positives Resultat bekommen, nachdem er sich am Montag hatte testen lassen. Hab daraufhin am Mittwoch morgen bei einem Arzt angerufen und 10min später den Test gemacht, weil ich am Samstag bei meiner Mutter war (Risikogruppe). Im Falle eines positiven Ergebnissen sollte das eventuell am selben Abend oder am nächsten Morgen mitgeteilt werden. Donnerstag Mittag hatte ich beim Arzt angerufen und das negative Ergebnis bekommen. Mein Mitbewohner hatte sich Donnerstag beim Gesundheitsamt gemeldet, aber ihm wurde gesagt, man melde sich bei ihm. Mal schauen. Seitdem verlassen wir die Wohnung nicht mehr.
-
Bisher steht doch nur fest, dass erstmals eine Mutation am Spike-Protein beobachtet worden ist. Dass die Mutation bewirkt, dass Antikörper gegen das Virus ohne der Mutation gegen die neue Mutation weniger effektiv wären, ist noch nicht beobachtet worden (gibt so viel ich weiß einen englischsprachigen Artikel in dem von "impaired" die Rede ist und was von anderen übernommen wurde, was aber wohl in der dänischen Originalfassung auch so nicht stand). Hierzulande wiegeln selbst Drosten und co. ab, es bestünde kein erhöhtes Risiko und auch die Wirksamkeit der anstehenden Impfstoffe stünde nicht in Frage. Meines Erachtens ist die beobachtete Mutation aber ein Argument, sich nicht ausschließlich auf einen Impfstoff zu verlassen, der mit dem Spike-Protein auf ein einzelnes Antigen abzielt (die Impfstoffe von AstraZeneca, Moderna, Biontech, CuraVac etc. präsentieren dem Immunsystem ja gar nicht das gesamte Virus, sondern nur das Spike-Protein). Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber im falle einer Infektion zielt das Immunsystem zwar auch sehr stark auf das Spike-Protein, aber eben nicht ausschließlich. Was anderes: eine extrem starke Koinzidenz zwischen niedrigem Vitamin-D-Spiegel und schwerem CoVid-19 Verlauf gilt wohl mittlerweile als unbestritten. Fast täglich belegen neue Studien, dass Vitamin-D-Mangel das Risiko erhöht. Es gibt jetzt aber auch erste Studien die zeigen, dass die Gabe von (hochdosiertem) Vitamin-D das Risiko eines schweren Verlaufs deutlich herab senkt. Zahlreiche weitere Studien laufen noch. Zur positiven Wirkung von Vitamin-D bei respiratorischen Infekten gab es in der Vergangenheit schon Studien. In Deutschland scheut man sich noch, eine Empfehlung auszusprechen, weil man Vitamin-D (anders als wasserlösliche Vitamine wie Vitamin C) vor allem über längere Zeiträume auch überdosieren kann. Das Thema hat meines Erachtens aber durchaus Potential und eine leichte Supplementierung in den dunklen Monaten scheint nicht verkehrt.
-
Die Fallsterbeziffer laut RKI liegt in Deutschland momentan bei 1,8%. Die halbwegs seriösen Studien und Schätzungen verorten die Infektionssterblichkeit für Deutschland irgendwo zwischen 0,25% und 0,8%. Ich würde sie bei 0,3%-0,4% verorten und damit 3x-4x so hoch wie allgemeine Schätzung für die Influenza, wo die Infektionssterblichkeit je Saison stark schwankt. Die Infektionssterblichkeit geht vor allem aber bei einer Überlastung des Gesundheitssystem nach oben, das zeigen die Zahlen etwa aus New York und der Lombardei. Und nicht nur deswegen ist es nicht völlig egal wie viele Menschen sich infizieren.
-
Da die Zahl der Grippetoten anders erfasst bzw. geschätzt wird als bei CoVid-19 stellt sich die Frage nicht. Auch das Risiko an der Grippe zu versterben steigt mit dem Alter an, wenn auch nicht ganz so stark wie bei CoVid-19. Daneben gelten aber auch Kleinkinder als durch die Grippe gefährdet. Das ist bei CoVid-19 anders. Ich finde solche Vergleiche durchaus hilfreich, sofern man sich nicht nur die Gemeinsamkeiten, sondern auch die Unterschiede vor Augen hält. Auch bei der Grippe gibt es asymptomatische Verläufe. Die Faustregel ist bei der Grippe 1/3 asymptomatisch, 1/3 leichte Symptome, 1/3 schwere Symptome. Hauptunterschied dürfte eher die lange Inkubationszeit und der hohe Anteil präsymptomatischer Infektionen sein. Nein, das ist kein Unterschied zwischen Sars-Cov-2 und der Grippe. Auch Influenzaviren greifen Nervenzellen an, genauso wie auch andere respiratorische Viren, etwa OC-43 oder HKU-1. Auch bei der Grippe kann es zu Geschmacksverlust kommen, wenn auch wohl deutlich seltener. Und auch Influenza, OC-43, HKU-1, RSV können Zellen im ganzen Körper befallen. Auch Spätfolgen bei der Grippe sind bekannt, einschließlich dem postviralen Erschöpfungssyndrom. Hauptunterschied zwischen Sars-Cov-2 und den endemischen Viren dürfte sein, dass wir letztere als Kleinkind zum ersten Mal bekommen, wenn das Immunsystem sehr agil ist, und damit eine Grundimmunität haben wenn das Immunsystem nicht mehr ideal reagiert.
-
Botte, zumindest in meinem Umfeld und in den Medien sagt niemand "Lasst die Alten halt verrecken!". Das äußerste was man mal hört ist der Hinweis, dass der Großteil Corona-Toten Pflegeheimbewohner über 80 sind, die keine große Lebenserwartung mehr hatten (so etwa meine 62-jährige Stiefmutter, die wie ihre Schwester und ihr Schwager selber an CoViD-19 erkrankt war, deren Mutter Anfang des Jahres gestorben ist und die sich vor Allem als Hausärztin sehr engagiert für die Gesundheit von Pflegeheimbewohnern einsetzt). Die Geschichten mit den Jugendlichen, die massenhaft Rentner anhusten, gab es wohl auch nur in den Erzählungen von Söder und co. Ansonsten wird der Elefant im Raum aber zu selten angesprochen: das Virus ist für Junge kein Risiko, für (sehr) alte Menschen aber schon. Die Last der Maßnahmen wird aber vor Allem von den Jungen getragen. Die Kontaktbeschränkungen und die Schließung von Einrichtungen haben auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene viel größere Auswirkungen als auf Rentner, die ohnehin einen Großteil der Zeit vor dem Fernseher verbringen. Das zeigen auch sämtliche Studien (siehe zuletzt etwa die Meldungen zur Sonderauswertung der NAKO Studie zur psychischen Belastung durch den Lockdown): ältere Menschen kamen in der Regel gut mit den Einschränkungen zurecht, bei den Jüngeren war die psychische Belastung zum Teil enorm. Nicht mal das wichtigste, aber noch deutlicher: die finanzielle Last der Krise wird fast ausschließlich von den Jungen getragen. Von den Problemen am Arbeitsmarkt sind vor Allem Berufseinsteiger betroffen, jedenfalls aber keine Rentner. Die Renten steigen dieses Jahr, während die Reallöhne sinken. Wachsende Schulden müssen zukünftige Generationen bezahlen, während auch Rentner von der Mehrwertsteuersenkung profitieren. Und wirtschaftliche Einbußen wegen Einschränkungen in der Bildung werden sich auch erst in Jahren bis Jahrzehnten bemerkbar machen. Das ist sicher keine Besonderheit in Deutschland, in Italien ist das ja noch viel krasser. Beim aktuellen Lockdown hat man wenigstens auf Schulschließungen verzichtet. Als jemand mittleren Alters finde ich aber sehr wohl, dass auf die Bedürfnisse der jüngeren in der Krise mehr Rücksicht genommen werden sollte. Und ich finde, dass erheblich mehr Fokus auf die eigentlichen Risikogruppen gelegt werden sollte. Infektionen bei Feiern unter Jugendlichen mögen das Infektionsgeschehen insgesamt antreiben, zur schweren Erkrankungen führen sie aber allenfalls mittelbar. Beim Superspreader-Event auf dem Volksmusik-Kreuzfahrtschiff sieht es anders aus Bevor man etwa Freizeiteinrichtungen für alle schließt, wären Warnungen an die Risikogruppen z.B. ein zumutbares, milderes Mittel gewesen. Und so Überlegungen wie, wir machen im November alles dicht, damit Oma und Opa mit den Enkeln Weihnachten feiern können, kann ich nicht nachvollziehen.
-
In den allermeisten Ländern ist das Virus so weit verbreitet, dass man es nicht mehr an der Grenze aufhalten kann. Und eine Impfung wird die nächsten Jahre kein Garant dafür sein, dass man andere nicht anstecken kann. Eine solche Impflicht macht daher allenfalls für 1-2 Jahre als Ausnahmeregelung, soweit der Einreisende aus einem aktuellen Risikogebiet kommt.
-
Ich denke auch nicht, dass man die derzeitige CoViD-19 Pandemie mit der Spanischen Grippe vergleichen kann. An der Spanischen Grippe starben nach Schätzungen zwischen 20 und 100 Millionen Menschen bei einer Weltbevölkerung von 1,8 Mrd. An CoViD-19 sind bisher sicher mehr als die 1,2 Mio gestorben, die gezählt worden sind, in solche Dimension dringt das aber nicht vor. Die Weltbevölkerung ist mit 7,8 Mrd. auch mehr als 4x so groß. Vor Allem aber ist die Demographie anders, sowohl der Bevölkerung wie der Toten: das Durchschnittsalter der CoViD-19 Toten ist um die 80, für Kinder und jüngere Erwachsene ist das Virus kaum gefährlich. An der Spanischen Grippe starben nicht nur Alte, sondern auch Kinder und jüngere Erwachsene (mit auffälligen Peaks). Das Durchschnittsalter lag in Deutschland damals bei knapp 30, heute Mitte 40. Die Lebenserwartung heute liegt bei knapp 80, damals Mitte 50. Gegen die Spanische Grippe dürfte es auf der anderen Seite eine stärkere Hintergrundimmunität gegeben haben, weil die Unterschiede zu anderen Grippestämmen geringer sind als zwischen Sars-Cov-2 und anderen Corona-Viren. Das Hauptproblem mit Sars-Cov-2 ist doch gerade die fehlende Grundimmunität, die das Virus für Menschen mit (alters-)schwachen Immunsystem gefährlich macht. Wenn Grippe und Sars-Cov-2 auf völlig ungeschützte Populationen treffen, wütet die Grippe wohl viel, viel schlimmer als Sars-Cov-2. Verschwunden ist die Spanische Grippe auch nicht wirklich und schon gar nicht einfach so. H1N1 ist bei uns endemisch, schwächere Varianten haben die Spanische Grippe nur teilweise verdrängt. Ich denke, die allermeisten gehen davon aus, dass Sars-Cov-2 auch bei uns bleiben wird. CoViD-19 wird mit der Zeit aber weniger bedrohlich, wenn sich eine breitere Immunität aufbaut. Das Virus aussterben und hoffen, dass es in 1,5 Jahren in etwas harmloses mutiert ist glaub ich keine Option.
-
@Janoos Das sehen wohl sehr viele so. Allein die Äußerungen vieler Entscheider sowie des RKI gehen in eine andere Richtung. Sofern ein passabler Impfstoff kommt, mit dem man einen Großteil der Risikopersonen impfen kann, wird die Gefahr von schweren Verläufen und Todesfällen im Frühjahr/Sommer deutlich abnehmen. Will man die Ausbreitung des Virus komplett verhindern, wird es auf absehbare Zeit keine Großveranstaltungen, Diskotheken usw. mehr geben und man wird auch ansonsten langfristig mit erheblichen Restriktionen leben müssen. Ganze Branchen würden das nicht überleben. Entsprechend nimmt in meinem Umfeld die Zustimmung zu den Maßnahmen rapide ab. Während im März fast alle "Flatten-the-Curve" unterstützt haben, auch die für die das Betriebsschließungen bedeutete, wachsen bei vielen Wut und Verzweiflung. Würde man hier eine wirkliche Perspektive aufzeigen und ein Entgegenkommen signalisieren, das über Entschädigungszahlungen hinaus geht (für die dann auch in der Zukunft die Jungen wieder aufkommen müssten), würden meines Erachtens auch wesentlich mehr die derzeitigen Maßnahmen unterstützen. Umgekehrt besteht bei einem Abrücken vom Containment natürlich ein riesiges Konfliktpotential, so lang in Teilen der Bevölkerung Panik herrscht. Auch hier müsste sich die Kommunikation der Entscheider ändern.
-
@Kepler Für mich ist das Bild ist uneinheitlich. Meine Mutter (66 und musste mehrere Jahre wegen einer Lungenerkrankung behandelt werden) kann nur schwer nachvollziehen, wenn ihre Kinder und Enkel Abstand halten, dass ich bei ihr z.B. nicht übernachte, sie nicht umarme und zumindest morgen eine Masken tragen werde. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass ältere Menschen per se weniger Restaurants etc. besuchen würden als das bei jüngeren der Fall ist. FFP-2 Masken sehe ich im Alltag gar nicht, auch nicht bei Großeltern im Umgang mit ihren Enkeln. Ich hatte den Sommer über Tanzveranstaltungen (mit für mich ziemlich aufwendigen Corona-Maßnahmen) organisiert. Zielgruppe waren eigentlich 20-40 jährige, es waren aber auch zahlreiche über 60jährige da. Natürlich ist es für Risikogruppen besonders schwierig, wenn sie ihre Kontakte stärker einschränken müssen. Ich finde es ehrlich gesagt nicht ok, wenn es heißt, Kinder sollten ihre Freunde nicht mehr besuchen oder der Schulunterricht sollte eingeschränkt werden, Großeltern könne aber nicht zugemutet werden, ihre Enkel nicht zu sehen bzw. sie nicht in den Arm nehmen oder sie müssten zuhause bleiben. Und die Begründung der jetzt geplanten Maßnahmen liest sich ja bisweilen so, dass man jetzt die Freizeitkontakte auch und gerade für jüngere einschränken soll, damit man Weihnachten mit Oma und Opa feiern kann. Nicht wenige Ältere würden ja auch lieber ein paar Monate wirklich leben, als die letzten Jahre auf Leben zu verzichten. So äußern sich ja auch gerade viele Interessenvertreter aus dieser Gruppe. Das respektiere ich auch voll und ganz, aber das heißt auch nicht, dass man jungen Menschen so einfach zumuten kann ihr Leben so stark einzuschränken. Ich wende mich auch keinesfalls gegen Maskenzwang etwa im ÖPNV oder in öffentlichen Einrichtungen, sehr wohl aber gegen die Schließung von Freizeiteinrichtungen für Jugendliche. Und man hätte sehr wohl mehr in so Dinge wie Antigen-Schnelltests investieren können. Es ist aber auch eine grundsätzliche Frage, ob ich schwere Erkrankungen und Todesfälle verhindern oder "das Virus besiegen will". Für mich stellt sich das Thema vor Allem auch in einem halben Jahr, wenn hoffentlich ein Impfstoff die Risikogruppen besser schützen kann. Dann sollte meines Erachtens sehr wohl das Containment nach und nach aufgegeben werden (was wiederum auch nicht bedeutet, dass jegliche Schutzmaßnahme wie die Maskenpflicht im ÖPNV sofort wegfällt).
-
Gerade auch wenn man der Ansicht ist, der Pandemie sollte vor Allem mit Schutz der Risikogruppen begegnet werden, während man Infektionen bei den Menschen zulassen sollte, für die kein besonderes Risiko besteht, hat Schweden sicher nicht alles richtig gemacht. Viele Maßnahmen hätte man 1-2 Wochen früher treffen müssen, um eine schnelle Verbreitung im Frühjahr zu verhindern und den relevanten Institutionen überhaupt Zeit zu geben, Risikogruppen zu schützen. Dadurch hätte man auch mehr Infektionen in den Sommer gezogen, wo sie vermutlich weniger schwer verlaufen als im Frühjahr. Im Sommer waren die Einschränkungen in Schweden ja teilweise intensiver als bei uns, etwa was Veranstaltungen im Freien angeht. Ein auffälliges Beispiel: in Schweden galt erst ab dem 1. April ein Besuchsverbot in Pflegeheimen, das dafür erst vor ein paar Wochen wieder aufgehoben worden ist. Teilweise hat man wohl zu Beginn sogar symptomatisches Pflege- und Krankenhauspersonal weiterarbeiten lassen. Auch die Ermittlung der tatsächlichen Corona-Toten ist nicht so trivial. Infektionen mit Sars-Cov-2 erhöhen vermutlich mehr noch als andere grippale Infekte das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Diese Personen kann man bei den Coronatoten nicht einfach rausrechnen. Bei den Jungen unter den Coronatoten dürfte eine parallele Krebserkrankung evtl. mit Chemotherapie, die das Immunsystem schwächt, der typische Fall sein. Und bei einer Ermittlung der Coronatoten allein über die Übersterblichkeit stellt sich das Problem, dass man andere Ursachen einer Übersterblichkeit (im Sommer wohl die Hitzewelle) schwer rausrechnen kann, insbesondere auch nicht klar ist, ob nicht gerade auch einzelne Pandemie-Maßnahmen zu einer Übersterblichkeit führen, weil andere potentielle Todesursachen weniger behandelt werden oder etwa die Pflege beeinträchtigt ist.
-
Wie gesagt: Einrichtungen für Kinder sind Gegenstand zahlreicher Studien, weil Kinder bei der Grippe als Infektionstreiber gelten. Wenn ein Schüler positiv getestet wird, wird automatisch mindestens die gesamte Klasse getestet. Cluster fallen da sehr schnell auf, wobei ja noch nicht mal gesagt wäre, dass es zu einer Übertragung in der Schule gekommen wäre. Auffällig finde ich insbesondere die Studie zu KiTas des RKI: es gibt wenige Cluster in KiTas und bei der Mehrzahl der Cluster werden nur volljährige Erzieher aber keine Kinder positiv getestet. Und meines Erachtens kann der Impfstoff sehr wohl einiges Bewirken, weil er zwar vielleicht nicht die Ausbreitung des Virus in der Gesellschaft aufhalten kann, sehr wohl aber schwere Verläufe in der Risikogruppe verhindern mag.