Oneitis, Neediness, Pick Up: Gibt es denn das Besondere überhaupt?

527 Beiträge in diesem Thema

Empfohlene Beiträge

Gast botte

Wo auch immer es für Dich hingeht in der nächsten Zeit: Schreiben kannst Du.

Da ist sehr, sehr schöne Sprache in Deinen Posts. Lese ich gerne, auch wenn Deine Inhalte oft nicht einfach sind.

Den Muffin gehe ich heute mal mit, der wird draussen in der Sonne gegessen!

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Danke dir, botte.

Danke an alle, fürs Muffin mit mir essen :)

Ich habe mittlerweile um Marmeladenbrote, Pudding, Kekse, Schaumküsse, und und und erweitert. Vielleicht trinke ich noch flüssige Butter. Wer weiß. Normalerweise achte ich sehr auf meine Ernährung, aber im Moment ist alles erlaubt.

Ich fühle mich stabil und habe gestern beschlossen, das Tor doch nicht zu schließen. Morgens hatte ich bei einer Beratungsstelle angerufen. Es sind zu viele Schritte, die ich gehen müsste. Ich müsste wieder von vorne anfangen zu erklären und die Gefahr ist mir zu groß, dass ich an jemand "nicht liebenden mit geschlossenem Herzen" geraten könnte. Solche Therapeuten hatte ich nämlich auch bereits in meinem Leben.

Es fühlt sich so an, als wollte das nun alles nach draußen und ich habe bereits stundenlang weitergeschrieben. Unter Zuhilfenahme meiner Tagebücher, aber auch wissenschaftlicher Literatur bezüglich emotionalen Missbrauchs.

Die Kiste habe ich geöffnet und es war die richtige Entscheidung. Die Erinnerungen kommen nun chronologisch und nicht mehr so diffus in Fetzen wie zuvor. Damals hatte meine Seele sehr simple Schutzmechanismen, die man an den Tagebucheinträgen sehr gut nachvollziehen kann. Von den eigentlichen Traumata habe ich sehr wenig geschrieben. Ich habe viele Antworten gefunden.

Das Buch wächst. Ich wühle im Morast. Manches ist sehr unschön. Eigentlich ist alles sehr unschön.

Es ist erleichternd, die Worte niederzuschreiben. Es fühlt sich an, als würde ich das Gift aus meinem Körper ziehen.

Ich will irgendwann das Manuskript in Händen halten und spüren, dass der Schmerz übergegangen ist.

Ich bin nicht labil und um ehrlich zu sein, der kurze Zusammenbruch in der Bahn war lange überfällig. Ich habe es ein paar Tage zuvor schon gespürt, als beim Gehen immer wieder meine Hüfte weggeknickt ist. So als würde ich eine Last tragen, die zu schwer ist. Es war eine Erlösung für mein inneres Kind, das seinem Schmerz nun endlich Ausdruck verliehen hat.

Ich bin in meinem alten Jugendzimmer und schreibe mit herrlicher Kulisse vor den Bergen, den Wäldern, Wiesen und einem kleinen See. Die Vögel liefern mir die passende Hintergrundmusik. So ein bisschen wie bei Heidi, wenn ich jetzt nicht weiter mit bloßen Händen im Dreck wühlen würde.

Meine Erzählweise mag theatralisch wirken, aber seit dem ich die Worte nach den ganzen Jahren des Schweigens in mir entdeckt habe, sprudeln sie nur so aus mir heraus wie Regenbögen, Blütenblätter, Herbstlaub im Wind...

Dass der Eindruck entstand, ich würde mich hier so positiv darstellen, freut mich. Ich denke, für den Fortlauf der Geschichte spielt es keine Rolle, dass ich seit zwei Tagen nicht geduscht habe, mit Dutt auf dem Kopf vorm Laptop sitze, die gleichen Klamotten wie zum Schlafen anhabe und ich durch das ganze Essen so viel Wasser und Fett eingelagert habe, dass ich nicht mehr in meine Jeans passe und in ner richtig abgeranzten Jogging-Hose rumlaufe.

Habt alle einen wundervollen Tag. Das Wetter ist so paradiesisch.

  • LIKE 1
  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Ich muss die Fuckingforumssoftware austricksen deswegen:

Like Like Like Like Like Like Like Like Like Like Like Like Like Like

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Zunächst mal liebe Candy, sei allerliebst umarmt - tröstende Worte finde ich leider keine passenden.

Ich würde mir allerdings deinen Tiefseetauchgang sehr genau überlegen. Kennst du den Spruch über Tiefenpsychologie? 2 Menschen sitzen in einem Raum und reden solange bis einer weint!

Es gibt einen Grund, warum bei vielen Traumata die Erinnerung diffus und unvollständig ist - Es ist ein Schutzmechanismus des Gehirns, damit du das schreckliche Erlebniss nicht ständig wiederholen musst. Funktioniert dieser Mechanismus nicht, entwickelt sich leicht ein posttraumatische Belastungstörung - Das Hamsterrad des Grauens.

Es ist verständlich das du den Ursachen auf den Grund gehen möchtest - ich befürchte nur, du tust dir damit keinen Gefallen. Es ist manchmal besser bestimmte Dinge nicht zu wissen, oder bestimmtes Wissen schnellstmöglich zu begraben.

Was hilft es dir wenn du weisst, wo der Reifen kaputt ging? Was du tatsächlich brauchst ist ein Wagenkreuz und ein Ersatzreifen. Deine Logopädin ist eine echte Hilfe, mglw. dein neuer Job und eventuell irgendwann ein anderer Mensch. Ferner würde ich dir, sofern machbar, zu einem Hund raten. Du glaubst garnicht wieviel Kraft und Mut dir so ein süsser Wuff schenken kann. Un mit ihm kannst du reden und reden und er wird dich nicht schräg ankucken, nur weil du mal ein paar Silben verwurschtelst.

Ich empfehle dir deine Obsession zur Erkenntnis-Retrospektive auf Sparflamme zu schalten. Vielleicht hilft es dir SCHEINBAR mal alles von der Seele zu quasseln, aber das ist eine Phyrrus-Hilfe, je öfter du dich mit einen Thema beschäftigst desto mehr Ankerplätze finden sie in deinem Neuronen-Labyrinth. Google mach nach Neuroplastizität.

Ich glaube das du mit den Dreigestirn "Verdrängung" (Begrabung), lösungsorientierte therapeutische Massnahmen und vor allem Fokussierung auf die angenehmen Dinge des Lebens besser fährst als mit wühlen im Vergangenheistmorast. Der Vorschlag mal alles aufzuschreiben und dann den Brief schlusstrichziehend zu verbrennen, klingt zwar ganz gut, das Problem dass du bereits bei der Niederschrift neue Neuronenverbindungen mit dem belastenden Ereignis knüpfst.

Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Solange du keine Lehren für zukünftliche Ereignisse aus ihr exzerpieren kannst, ist eine Beschäftigung mit belastenden Erinnerungen nicht nur sinnlos, sondern kontraindiziert.

  • LIKE 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast Quanah

Deine Logopädin ist eine echte Hilfe, mglw. dein neuer Job und eventuell irgendwann ein anderer Mensch. Ferner würde ich dir, sofern machbar, zu einem Hund raten. Du glaubst garnicht wieviel Kraft und Mut dir so ein süsser Wuff schenken kann. Un mit ihm kannst du reden und reden und er wird dich nicht schräg ankucken, nur weil du mal ein paar Silben verwurschtelst.

Ich habe zwar eine Ahnung, was du damit meinst, aber es muss klar sein, dass das lediglich ein neues Pflaster auf der Wunde ist.

Kann man so machen, muss man aber nicht.

Heilung passiert bei der Nutzung neuer Pflaster allerdings eher nicht. Aufgeschlagene Knie trocknen auch am besten an der frischen Luft. IMO.

Anzuraten wäre für diese Aufarbeitung nach wie vor professionelle Begleitung resp. ein geschützer Rahmen.

Aber: Jede/r hat da seinen/ihren Weg, den er/sie zu gehen hat.

@Candygirls inneres Kind: Tapferes Mädchen. Du machst das schon. Ich habe vollstes Vertrauen in dich.

bearbeitet von Quanah
  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Ein Wuffi wäre natürlich sehr cool. Ich liebe Hunde. Wobei das in meinem Fall wirklich sehr kontraproduktiv wäre. Ich gehe aktiv nach draußen und baue mir Freundschaften auf. Ich habe mir bereits ein tolles Leben aufgebaut, habe nen großen Social Circle. Ich bin nämlich im Leben dort draußen trotz meines Stotterns sehr offen, lebensfroh, fröhlich und jedem Menschen gegenüber liebend. Meine Freunde lieben mich so wie ich bin.

Im Übrigen übe ich immer mehr, Menschen einfach anzusprechen, so z.B. im Zug vor zwei Tagen. Ich war im Abteil mit ner Studentin und nem Geschäftsmann. Ich habe beide angesprochen und wir haben uns super unterhalten, viel gelacht. Obwohl viele Abteile leer waren, haben wir es vorgezogen, die Nacht zu dritt in einem Abteil zu verbringen. Ich habe mich sehr verbunden gefühlt.

@Quanah, ja, ich werde an der Aufarbeitung dran bleiben. Ich werde da Rücksprache mit meiner Therapeutin halten, welche Wege am Besten sind. Professionelle Aufarbeitung ist in jedem Fall nötig.

Ich bin mittlerweile mit den dunkelsten Kapiteln durch. Es ist ein Wunder, dass ich das überlebt habe. Es gibt eine Hölle. In manchen Einträgen habe ich Gott angefleht, mir zu helfen. Aber selbst in den dunkelsten Stunden, war da Licht. Ich hatte selbst in den dunkelsten Stunden Hoffnung. Mein Überlebenswille muss unglaublich stark gewesen sein.

Ich habe Antworten gefunden. Meine Therapeutin hat mir das Leben gerettet. Ich erkenne nun die Zusammenhänge. Sie hat mich teilweise sehr geschickt manipuliert und auch in meiner Umwelt einige Fäden gezogen, um mein Überleben zu sichern.

Die Einträge spiegeln aber auch den Grad meiner forschreitenden seelischen Zerstörung. Ich habe das Erlebte fast vollständig abgespalten und war drauf und dran eine zweite Persönlichkeit zu entwickeln. Wenn meine Psychologin nicht dafür gesorgt hätte, dass ich auf ein Internat komme, wäre der Prozess fortgeschritten. Ein paar Monate länger und ich wäre verloren gewesen.

Ich bin gerade an dem Punkt in meinem Tagebuch, kurz bevor ich aufs Internat komme. Die Einträge sind voller Leid, aber auch Hoffnung...

Leute, es geht mir gut. Ich bin tagsüber immer mal wieder in die Sonne gegangen oder habe im Forum gelesen. Eure Einträge in meinem Thread. Ihr wisst gar nicht, wie viel Trost ihr mir spendet. Meine geliebte Oma würde sagen: Vergelt`s Gott!

In einigen Einträgen schreibe ich, dass ich mein Herz wegschließe, damit niemand es mehr finden kann. Einige Wochen später steht, dass ich mich nicht mehr spüre. Dass mein Herz nicht mehr schlägt und ich nicht weiß, wo es ist.

Ich habe es nun wieder gefunden.

Und es ist ein Herz voller Liebe!

Das war jetzt theatralisch ;) Ihr müsst euch dazu noch vorstellen, dass ich dabei laut vor Glück schluchze und weine und durch mein Zimmer laufe (das tue ich wirklich) ;)

Vergelt`s Gott, dass ihr bei mir seid!!!!!!!

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast Quanah

Bin nun ein paar Tage unterwegs, lasse dir aber noch einen Song hier von einem Mann, der wusste, wovon er sang.

Digging in the dirt
Stay with me I need support
I'm digging in the dirt
Find the places I got hurt
Open up the places I got hurt

The more I look, the more I find
As I close on in, I get so blind
I feel it in my head, I feel it in my toes
I feel it in my sex, that's the place it goes

...Digging in the dirt, to find the places we got hurt

Bis bald!

  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Ein Update von mir:

Ich bin wieder in Hamburg. Gestern war ich mit meinen beiden Logopädinnen in der Hamburger Meile und habe Pseudo-Stottern geübt. Zuerst haben die beiden es mir vorgemacht und ich habe nur die Reaktionen der Menschen beobachtet.

Schließlich habe ich mich selbst getraut und mich langsam gesteigert. Nachdem ich mich mit "einen Ka- Ka- Kaffee bitte" eingestottert hatte, habe ich mich sogar getraut, einen Zi- Zi- Zi-Zitronenkuchen zu bestellen.

Königsklasse war schließlich, ein Baguette zu bestellen. Und ich habe es geschafft!!! Noch nie zuvor habe ich in meinem Leben ein Baguette bestellt. Ich hatte Panik und mein gesamter Körper hat vor lauter Adrenalin gezittert als ich die Bäckerin fragte, welches Mehl für das Ba- Ba- Ba- Ba- Baguette benutzt werde. Für einen nicht-stotternden Menschen ist das schwer nachvollziehbar, aber ich konnte bisher das Wort "Baguette" einfach nicht sagen, noch nicht einmal das "B" ansetzen.

Wir drei sind mittlerweile Freundinnen und haben beschlossen, auch außerhalb der Logopädie Kontakt zu halten. Es war ein Heidenspaß zu dritt durch die Shopping-Mall zu hüpfen und vor allem, als wir gezielt nach einem hübschen, jungen Mann Ausschau hielten, damit ich ihn stotternd nach dem Weg zur Toilette fragen konnte.

Ansprechangst vs. Candygirl -> 0:1

Im Übrigen reagieren die Menschen liebender auf mein Handicap als ich es jemals für möglich gehalten hätte.

Eine neue Sprechtechnik zu erlernen ist natürlich nur eine mechanische Behebung meiner inneren Blockierungen und Ängste. Ich merke jedoch, dass damit ein Prozess einhergeht, meine inneren Worte und meine Stimme wiederzufinden, nachdem ich mein Leben lang schwieg. Meinen Logopädinnen ist auch aufgefallen, dass ich nicht mit meiner richtigen Stimme spreche, sondern sehr hoch und leise, beinahe hauche. Als ich im geschützten Rahmen der Praxis ein wenig mit Lautstärke und Tonlage experimentieren konnte, habe ich deutlich gespürt, welche Kraft und Stärke eigentlich in meiner Stimme liegt.

Mit meinem Buchprojekt geht es gut voran. Ich bin bei über 30.000 Wörtern. Das Schlimmste ist überstanden. Ich habe einige Menschen in meinem Umfeld informiert und habe Anlaufstellen, wo ich mir einfach nur eine Umarmung abholen kann oder was auch immer ich brauche.

Wenn das alles vorbei ist, werde ich mich mit meinen Freunden im Park treffen und mir den ganzen Tag lang die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Wenn das alles aus meinem Körper und meiner Seele draußen ist und nicht mehr unter der Oberfläche gärt, dann wird nichts mehr mein Leben vergiften. Dann fängt mein Leben richtig an und ich kann es mit so unendlich viel Liebe, Licht und bunten Farben gestalten, wie ich es mir immer gewünscht habe.

derisabersüss hat vorgeschlagen, mir meinen Tiefseetauchgang gut zu überlegen. Natürlich könnte ich meine Symptomatiken - die Sportbulimie, das Stottern, das gelegentliche Rauchen, die Panik vor Nähe und einiges mehr in den Griff kriegen. Aber das würde nicht die Wurzel meiner Probleme beseitigen, sondern nur einen Teppich des Verdrängens und Vergessens darüber legen. Ich möchte das alles aufarbeiten, den Kreislauf der Gewalt durchbrechen und mein liebendes Herz für jemanden öffnen, mit dem ich in liebender Weise eines Tages eine Familie gründen kann.

Außerdem - ohne mich selbst für zu wichtig zu nehmen - glaube ich, dass ich eine Mission habe. Es gibt eine andere Form des Missbrauchs, der Misshandlung, subtiler als sexuelle und physische Gewalt. Es vergiftet unerkannt unsere Gesellschaft und nährt den ewigwährenden Kreislauf der Gewalt immer weiter, wie Wasser auf einer Mühle. Das Rad dreht sich, solange das Wasser fließt.

Etwas hat mich überleben lassen und gibt mir jetzt durch viele schicksalhafte Umstände meine Stimme zurück, damit ich sie erhebe und für all die misshandelten Kinder und Menschen da draußen spreche, denen die ihre genommen wurde.

Das alles mag für den ein oder anderen sehr pathetisch klingen, und doch kann ich einfach nicht anders, als diese Worte zu schreiben, sie in die Welt hinauszurufen. Es ist, als kämen sie direkt aus meinem Herzen.

So, und jetzt noch ein paar Mal die Ärmel hochkrempeln und im Morast der Vergangenheit wühlen, dann ist es geschafft...

bearbeitet von Candygirl
  • TOP 3

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Einen Satz würde ich gerne noch mit euch teilen, den ich in eines meiner Poesie-Büchlein geschrieben habe, als ich 18 war.

Ich teile ihn mit euch und wer will, kann meinen Schmerz ein Stück weit mit mir tragen.

Fühl mein Herz sterbend vor dir niederknien, du wirst mich nie verstehn.

Er galt meiner Mutter. Mit 18 flehte ich sie an, eine Therapie zu machen. Sie weigerte sich, sagte mir aber, dass sie sich am liebsten den Strick nehmen würde. Einmal sank ich weinend vor ihr auf die Knie und fragte sie, warum sie mir das alles angetan hat. Sie wusste noch nicht einmal, wovon ich sprach.

Mit 18 schrieb ich viele Kurzgeschichten und Gedichte, in denen ich das Erlebte verarbeitet habe. Beim erneuten Lesen habe ich viele Hinweise gefunden und so manche Erinnerung ist zu mir zurückgekommen.

Habt alle einen wundervollen Tag. Das Wetter in Hamburg ist einfach traumhaft!

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Bei meiner Recherche bin ich auf einen alten Text gestoßen, den ich vor mehr als 5 Jahren schrieb. Schon damals wusste ich, was genau jetzt in diesem Augenblick geschieht. Ich bin in den letzten Zügen meines Buches. Morgen müsste es fertig sein. Wie gut das Universum plant und für einen sorgt, nicht wahr? 4 Tage frei und genau 4 Tage brauche ich, um mein Manuskript fertig zu stellen

:

Und nach all diesen schrecklichen Dingen, die passiert sind, träume ich davon, mit dir am Kirschbaum lehnend auf dem Hügel zu sitzen, alles was passiert ist, hinter uns lassend. Einfach nur die warme Luft, die uns umströmt zu genießen, die Augen zu schließen, und unser Gesicht gen Wind zu richten, ihn spürend, uns durchdringend, uns reinigend.

Aber das wird nicht geschehen. Zu sehr ist das Innerste unserer Seelen zerstört und zerbrochen, und alles, was ich tun kann, ist dieses Gefühl der unendlichen Leere, Einsamkeit und Sinnlosigkeit verzweifelt auf diesem weißen Papier zu verewigen. Doch je mehr ich schreibe, je mehr schwarze Buchstaben das Blatt füllen, desto leerer und einsamer wird es in mir. Mit dem Aussprechen meines Schmerzes, meines Schicksals entblöße ich Stück für Stück mein anders-Sein, meine Narben auf Armen und Seele, und je mehr ich davon ausspreche, desto mehr entferne ich mich von euch. Je mehr ich ausspreche, desto weniger kann ich zurück in ein normales Leben, desto weniger kann ich zurück in diese Gesellschaft, die so grausam über die Institution Familie, Schule und Religion wacht, als dass man als unschuldiges Kind daran kratzen könnte.

Manche Dinge sind zu schmerzhaft um sie auszusprechen, andere wiederum werden erst dann schmerzhaft, wenn man sie ausspricht, und wieder andere spürt man nie. Sie sind einfach zu schmerzhaft. Zu schmerzhaft, um irgendwann imstande zu sein, sie zu spüren.

Manchmal will ich mich unter dem Tisch verstecken und meine Beine ganz eng an meinen Körper ziehen und meinen Kopf darin vergraben. Aber dann sehe ich, dass ich bereits zu alt dafür bin, dass die Jahre in der Hölle bereits vergangen sind und dass ich jetzt frei bin und damit eigentlich glücklich sein muss. Doch immer noch erscheint mir dieses Bild meines Selbst zusammengepfercht und sich versteckend unter einem Tisch in meinen Gedanken. Was wurde mir angetan?

Irgendwann werde ich mein Schweigen brechen. Dann, wenn die richtigen Worte mich finden, mich durchfließen und Tage und Nächte meine Hände zum Schreiben bringen, ohne dass der Tag oder die Nacht auch nur die geringste Bedeutung hätten. Denn das bin ich diesem kleinen Kind in mir schuldig, das zusammengekauert unter dem Tisch sitzt.

Durch die Nacht und auf dem Weg in meine letzten Schmerzkammern begleitetet mich das Lied "Another World" von Antony and the Johnsons, auf das ich durch Zufall gestoßen bin. Wunderschön.

Meine Therapeutin sagte einmal zu mir: "Wie wunderschön man Schmerz ausdrücken kann, nicht wahr? Das ist sicher eines der Geheimnisse von Schmerz, dass er uns zu Künstlern macht."

Alles Liebe für euch alle in dieser frostigen Osternacht.

bearbeitet von Candygirl

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Es ist noch nicht ganz geschafft.

Die Schmerzen sind alle zu Papier gebracht und chronologisch bin ich bei Februar 2015 angelangt.

Ich habe stundenlang gearbeitet und fühle mich leer.

Ich fühle mich so vollkommen in meiner unvollkommenen Menschlichkeit, jetzt da ich die Göttlichkeit in mir entdeckt habe.

Da ist ein tiefes Gefühl der Liebe und der Verbundenheit in mir, mit allem was ist.

Ich sehne mich nach einem ebenso unvollkommenen Mann, mit dem ich zu einem vollkommenen Ganzen verschmelzen kann.

Ich habe das Gefühl, als hätte ich meine Aufgabe erfüllt und als ob ich jetzt bereit wäre für die liebende Fülle des Lebens. Etwas in mir ist in den letzten Tagen gestorben und es ist, als sei etwas Neues, Bedeutendes in mein Leben getreten. Die Liebe zu mir selbst.

Ich sehne mich danach mit dem Leben zu verschmelzen. Eins zu werden mit allem, was ist.

Was auch immer in der nächsten Zeit zu mir kommen mag, ich werde es bereitwillig annehmen, denn ich vertraue dem Leben. Ich lege mein Leben in seine Hände und bin nicht mehr als eine Dienerin für das große Ganze. Alles was ich bin ist Liebe und meine Aufgabe ist es, Liebe in die Welt zu tragen und eine neue, heile Welt zu erschaffen. So wie ich in mir eine neue, heilende Welt erschaffen habe.

Meine Therapeutin hat mir folgendes geschrieben, als ich ihr von meinem Buchprojekt erzählt habe:

"Besser könntest du nicht in die letzten Keller deiner Vergangenheit und Erinnerung hinabsteigen und dort für eine neue und heilende Ordnung sorgen. Das Wort ist Dein Medium, war es immer schon, denn ohne Deine Gabe, unangenehme Erfahrungen in geeignete Worte zu fassen, hätten sich die Türen zu Deinen Schmerzkammern nicht geöffnet und Du hättest eine stumme Verdrängung irgendwann hingenommen."

Ich bin in meine eigene Dunkelheit eingetaucht, bin dort mit einer Laterne umhergelaufen und habe Kammer für Kammer geöffnet. Ich habe Erinnerungen gefunden, die mir sehr wehgetan haben. In manchen Kammern habe ich mich auf den Boden gelegt und geweint, andere haben mich beinahe zusammenbrechen lassen. Aber vor keiner Kammer bin ich weggelaufen, so wie ich es mein ganzes Leben zuvor tat. Ich habe mich allem gestellt.

Ich habe meine Erinnerungen zurück. Ich weiß jetzt um alles, was mir widerfahren ist und ich habe alles in Worte gefasst.

All die Jahre konnte ich mich nicht erinnern und die verdrängte, tief vergrabene Vergangenheit hat unerkannt einen düsteren Schatten über mein gesamtes Leben geworfen.

Der abstrakte, diffuse Schatten ist nun zu einer hellen, klaren Geschichte geworden und wird nie wieder mein Leben vergiften.

Ich bin heil. Ganz. Und unendlich leer. Bereit dafür, meine Leere mit bunten Farben, Liebe, Licht, Blumen und ganz viel Glitzer anzufüllen. Das ist meine Seele. Wie die glitzernde Oberfläche des Wassers, auf dem sich die Sonnenstrahlen spiegeln und voller Freude ihren wilden Tanz aufführen. So wie mein offenes Herz einen wilden Tanz aufführt, wenn es lieben darf.

Ich gebe mich hin. Ich bin nicht mehr als eine Dienerin. Ein Gefäß.

Mein offenes Herz ist eine Gnade, welche mir geschenkt wurde und ich nehme sie dankend an.

Etwas hat sich verändert, und es wird nie mehr sein, wie es war.

Ich erinnere mich an die Zeit, als ich stundenlang im Schaukelstuhl saß und mit leeren Augen aus dem Fenster starrte. Ein 16-jähriges Mädchen, traumatisiert durch die jahrelange seelische Vergewaltigung. Ich sende ihr all die Liebe, die sie gebraucht hätte und nie bekam.

Ich denke an meine Geschwister. Ich wünsche mir sehr, dass mein Bruder eines Tages den Weg zurückfindet und gesund wird. Er hatte nicht das Glück, welches ich hatte. Er durfte nicht zu einer liebenden Therapeutin gehen und wurde nicht auf ein Internat geschickt. Ich werde nie seine schmerzerfüllte Stimme vergessen und die markerschütternden Worte, die unsere Eltern auf ihn niederprasseln ließen. Es ist mir in Mark und Bein übergegangen. Ich war im Zimmer nebenan und habe mir unter der Bettdecke die Ohren zugehalten. Ich kann es mir nicht verzeihen, was sie ihm angetan haben und dass ich ihm nicht helfen konnte.

Ich werde nie vergessen, wie ich Nacht für Nacht meine Schwester im Arm hielt und ihr Gesicht streichelte. Es war die einzige Liebe, die dieses wundervolle Wesen bekam.

Drei geschundene Geschöpfe. Ich liebe meine Geschwister über alles und ich wünsche mir so sehr, dass sie eines Tages heilen.

Ich habe dieses Buch für sie geschrieben. Solange sie jedoch nicht von sich aus anfangen, die Vergangenheit aufzuarbeiten, wird es unter Verschluss bleiben.

Ich träume davon, dass wir uns eines Tages in die Arme fallen und unserer Vergangenheit gemeinsam begegnen.

Meine Eltern liebe ich aus ganzem Herzen. Sie sind wie kleine Kinder, die zornig auf den Boden stampfen, wenn sie etwas nicht bekommen. Ich wünsche ihnen, dass sie eines Tages gesund werden. Sie können nichts dafür.

Der Gesellschaft werfe ich vor, dass sie unsere Hilfeschreie ignorierten und uns immer wieder zurück schickten in diese Hölle.

Ich trage meine Geschwister in meinem Herzen und wenn ich könnte, würde ich ihren Schmerz für sie tragen. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als sie gesund zu sehen.

So viele Worte, die ich immer schreibe... Ich war mein Leben lang immer so wortkarg und nun sprudeln die Worte nur so aus mir heraus... Wer auch immer meinen "kleinen Blog" mitliest und Teil meiner kleinen Welt wird, es sei dir gedankt für dein mitfühlendes Herz. Ich lasse hier unmittelbar in meine Seele blicken...

Es sei euch allen gedankt. Dass ihr Teil seid von einer neuen, heilenden Ordnung.

Sala

  • LIKE 1
  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Vielleicht kann ich das Tagebuchding auch mit meinen Untiefen machen. Erzähl mal was über deine Methodik, falls du überhaupt eine hast. Verbalisierst du einfach alles vor allem das unausgesprochene und hat dann wohl eine heilende Wirkung? Hab ich auch mal geschafft, aber dann dachte ich nur, toll und nu?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Du meinst mein Buchprojekt? Oder meinen Blog hier? Im Blog schreibe ich, was mir in den Sinn kommt und lasse meiner Wortlust freien Lauf ;)

Bei meinem Buch habe ich angefangen mit einer Szene in der Logopädie, bei der ich auf Video aufgenommen und nach meinem prägendsten Kindheitserlebnis gefragt wurde. Ich habe angefangen davon zu erzählen, wie sich mit meinen 28 Jahren in einer Logopädie-Praxis ein Tor zu meiner verdrängten Vergangenheit geöffnet hat.

Danach bin ich bei meiner frühesten Kindheitserinnerung eingestiegen, bzw. schon vorher, da ich mir mal Videos von mir als Baby angeschaut habe.

Die Geschichte bis zu meinem 12. Lebensjahr habe ich aus der Erinnerung geschrieben und ab dann habe ich mit meinen Tagebüchern gearbeitet. Das war nicht schön, echt! Da mussten einige Muffins dran glauben ;)

Mit 19 hören die Tagebücher auf, danach gab es ein paar Briefe, Email-Korrespondenzen, alte Texte von mir und natürlich Erinnerungen. Ich habe alles genutzt, was zur Verfügung stand.

Ich bin ganz strikt chronologisch vorgegangen.

Das Unausgesprochene war der diffuse Schatten meiner verdrängten Erinnerung. Ich wusste nur, dass da etwas ist. Aber vieles war so tief vergraben, dass ich mich nur bruchstückhaft erinnern konnte. Mit dem Schreiben und dem Recherchieren sind die Erinnerungen zurückgekommen. Unaufhörlich. Deswegen war die Arbeit mit den Tagebüchern sehr gut, denn durch sie konnte ich den Strom kontrollieren und die Erinnerungen kamen nicht mehr wie ein Gespenst aus dem Nichts.

Kurz zusammengefasst -> Einstieg. Ab dann streng chronologisch ;)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen
Gast Quanah

Gratulation dafür, dass du es durchgezogen hast! :)

Dein (jetzt vorletztes) Posting ruft bei mir ganz verschiedene Gefühle hervor, bittersüß bis schwer ums Herz.

Ich wünsche dir auf jeden Fall den Frieden, für den du hart gearbeitet hast, und viel Liebe. Und dass dir das Gefühl der Verbundenheit immer gegenwärtig bleibt.

Als du von der Laterne gesprochen hast, habe ich mich an folgendes Bild erinnert:

vasilisa_the_beautiful.jpg

Falls du die Autorin Clarissa Pinkola Estés noch nicht kennst, glaube ich, dass "Die Wolfsfrau" etwas für dich sein könnte.

Viel Glück weiterhin.

  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Friede. Ja, Quanah, ich will Frieden. Nach so viel Leid. Endlich Frieden.

Etwas ist gestorben und ich bin nicht mehr die, die ich war. Die, die ich war, gibt es nicht mehr. Der Name, den meine Eltern für mich gewählt haben, fühlt sich mittlerweile fremd an. Ich habe einen neuen. Einen stimmigen Klang, für das, wer ich bin. Ich heiße nun Sala.

Sala die Glitzernde ist die Autorin des Werkes, welches ich bald in Händen halten werde.

Dein Bild trifft es sehr gut. Die Frau sieht mir sogar recht ähnlich und die Umgebung ähnelt dem Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Ich war in den Wäldern zuhause und als Kind war ich oft Pilze suchen

Das Buch werde ich mir bestellen. Es klingt, als würde ich darin etwas finden.

Ich habe über meine Erfahrungen mit Männern nachgedacht.

Den Sex.

Ich habe mir viel groben Sex gesucht und ich habe mich in allen Stellungen durchficken lassen, mir den Mund zuhalten, mich an den Haaren ziehen, mich würgen, mich schlagen, mich überall penetrieren lassen....so als könnten die Männer den Schmerz aus mir herausbumsen. Mich erlösen. Und in gewisser Weise haben sie das. Denn obwohl sie mich so grob behandelten, haben sie zu jeder Zeit umgeschaltet und waren zärtlich zu mir, wenn es mir zuviel wurde.

Meine ehemalige Oneitis fickte mich einmal wie von Sinnen durch, nachdem wir einen Streit hatten. Ich habe in seinen Augen gesehen, wie er sich von mir entfernte und wie er in Trance seine Gewalt in mir austobte. Nach einer Weile flüsterte ich leise, fast unhörbar: "Hör auf". Als er mich nicht hörte, sagte ich es etwas lauter, aber immer noch sanft: "Hör auf." Seine Augen wurden auf einmal völlig klar und er sah mich liebend an. Er sank auf mir nieder, küsste mich und schlief zärtlich und liebevoll mit mir, während ich meine Arme um ihn schlang. Tränen liefen über meine Wangen. Ich wurde erhört.

Jahrelang erlebte ich Gewalt und wenn ich weinend zusammenbrach und flehte, wurde ich ausgelacht oder einfach ignoriert.

Mit den Männern konnte ich diese Gewalt wiederholen, erfuhr bei ihnen jedoch Erlösung für meinen Schmerz. Sie waren nicht grausam.

Letzten Oktober habe ich mir eine Erfahrung gesucht, die mich aufgeweckt hat. Ich traf mich mitten in der Nacht mit einem Tinder-Kontakt, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Er ist über mich hergefallen und hat mir die Kleider vom Leib gerissen. Ich wusste nicht, wie mir geschah und habe mich nicht gewehrt. Er hat mir wehgetan und ich habe dabei geschrieen. Danach habe ich mich gefragt, warum ich immer wieder zu Männern sagte: Lass uns doch gleich Sex haben und nicht lange vorher treffen. Auch wenn mich diese Erfahrung lange belastet hat, sie hat mir geholfen, mich selbst zu erkennen.

Ich muss meine Gewalterfahrung nun nicht mehr wiederholen. Ich habe Erlösung meiner Schmerzen gefunden und bin nun bereit, in liebender Art und Weise mit einem Mann zu schlafen. Mich wahrlich zu öffnen und mich wirklich nackt zu zeigen.

Nichts geringeres kann ich mehr in meinem Leben akzeptieren.

Ich akzeptiere es nicht mehr, eine Option, eine Alternative oder eine angenehme Zerstreuung zu sein.

Ich trage einen Schatz in mir, den ich mit jemandem teilen will, der mich erkennt. Der das Glitzernde in mir sieht und mich so nimmt wie ich bin.

Letzte Nacht bin ich aufgewacht und habe lange aus dem Fenster geschaut. Die Welt war so still. Der Himmel wurde langsam hell und die Bäume vor meinem Zimmer wogen sanft im Wind.

Meine Orchidee hat wieder angefangen zu blühen. Über Nacht hat sich die erste Blüte geöffnet. Ich fühle mich nicht mehr allein.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Das Gerüst steht. Es ist fertig. Es ist vorbei.

Die nächsten Schritte werden sein, den Text in Kapitel einzuteilen, anschließend stilistisch zu überarbeiten und dann zu formatieren.

Aber das alles mit der Zeit.

Es ist geschafft. Ich bin frei.

Es ist nun alles anders. Ein wunderbarer Sommer steht uns bevor. Eine unbeschwerte Zeit.

Ein Herz voller Liebe

von Sala die Glitzernde

Womöglich werde ich euch jetzt hier auch nicht mehr die Ohren vollheulen, sondern ein paar leichtere Töne anschlagen.

Einen Dank an meine Hamburger PUAs, die jetzt wissen, dass die rotzfreche Cat mit dem stahlharten Frame in Wirklichkeit das verletzte, stotternde Candygirl ist. Da hab ich euch ja ne Zeit lang ganz schön an der Nase herumgeführt ;)

Danke für die vielen lustigen Stunden, unsere coolen Stammtischtreffen und unseren fruchtbringenden Austausch, bei dem jeder so sein darf, wie er ist.

Danke an alle, die mir geholfen haben, das alles durchzustehen! Ohne diesen Thread und eure Unterstützung hätte ich das nicht geschafft. Fühlt euch geliebt und fest in mein Herz geschlossen. Möge es 1000fach zu euch zurückkommen!

bearbeitet von Candygirl
  • TOP 3

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Und jetzt, da der Frühjahrsputz in meinem Inneren vollzogen ist, geht es im Außen weiter.

Ich habe beschlossen, meine jetzige FB zu beenden. Wir treffen uns seit einigen Wochen und mit ihm hatte ich nur Kuschelsex, insgesamt mehr als die ganzen Jahre zuvor. Es ist einfach wundervoll und ich kann nicht genug davon kriegen! Ich liebe es!

Und doch will ich es beenden, weil es mir nicht gut dabei geht, mit jemandem nur Sex zu haben. Ich spüre, dass ich mich vor ihm nicht öffnen kann, außerdem misstraue ich ihm. Mein Alarmsystem hat schon mehrfach angeschlagen.

Ich will dieses ganze Durchgebumse nicht mehr. Als ich in Nürnberg war, um meine Ex-Oneitis wiederzusehen, hat er zu mir gesagt, während ich seinen Schwanz im Mund hatte: Eines muss man dir lassen. Keine Andere hat meinen Schwanz so gelutscht wie du.

Das hat mich unendlich verletzt. Für mich war das ein Zeichen meiner Hingabe und meiner Liebe zu ihm.

Ich habe beschlossen, von nun an auf LTR zu screenen. Ich kann mich mittlerweile öffnen und will echte emotionale Nähe. Ich habe auch kein Problem mehr mit meinem Stottern, ganz im Gegenteil. Ich mag es jetzt.

Ich will alles. Liebe, Zuneigung, Nähe, Geborgenheit, Wärme und Sex. Irgendwann will ich bestimmt auch wieder härteren Sex. Aber nicht im Moment. Zur Zeit darf man mich nur anfassen wie eine Figur aus Kristallglas.

Ach, schon verrückt, wie sich das alles entwickelt hat. Ich erinnere mich noch so gut, wie ihr mir zu Beginn des Threads den Kopf gewaschen und mir die Löffel lang gezogen habt. Zwei Tage lang saß ich heulend wie ein Schlosshund vor meinem Notebook :)

Es gibt einen Weg aus dem Leid. Ich habe jetzt keine Angst mehr.

Mal schauen, was das Leben für mich bereithält. Ich habe ein gutes Gefühl :)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Wenn die Frage zu persönlich ist, nicht antworten. Warum hat dein "Alarmsystem" angeschlagen bei deinem FB? Und wie gewohnt einen dicken Korb Muffins von mir, diesmal

aber mit reinem Gewissen essen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Stone Cold, da waren einige Dinge, die mich haben aufhorchen lassen.

Es ist ein Gefühl, dass er sich das Beste von mir nimmt, aber nichts geben will. Emotional, sexuell, spirituell, energetisch... Ich spüre einen Energiefluss in nur eine Richtung. Und zwar von mir zu ihm. Nach den Treffen fühle ich mich kraftlos und unangenehm ausgelaugt. Der Kuschelsex geht auch von mir aus. Er würde mich gerne durchnehmen.

Immer, wenn ich diese Warnsignale in den Wind geschlagen habe, hat es für mich in Tränen geendet.

Die Warnsignale fühlen sich auch ganz anders an als die Panik und die Fluchtgedanken.

  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Ein kurzes Update von mir:

Ich habe mich mittlerweile gut in meinen neuen Job eingefunden. Im Team fühle ich mich sehr wohl und jeder hat mich gern. Die Mittagspausen verbringe ich lachend und schnackend mit meinen Kollegen und nicht mehr wie zuvor allein.

Zudem bekomme ich immer mehr Verantwortung und eigene Projekte. Da wir recht klein sind, kann ich mich in jedem Bereich vollständig austoben.

Auch das Sprechen klappt sehr gut. Bei internen Meetings stottere ich praktisch gar nicht. Beim Telefonieren wende ich Pseudostottern an, wenn schwierige Wörter kommen. Ich hatte noch keinen einzigen vollständigen Block. Zeitnah werde ich auch beim Kunden präsentieren und ich freue mich schon darauf. Notfalls kann ich immer noch sagen: "Das Wort klemmt grad. Ich muss es ihnen jetzt buchstabieren."

Das Stottern bestimmt nicht mehr mein Leben.

Ich habe keine Angst mehr.

Ich vertraue mir selbst.

Die Arbeit an meinem Buch geht gut voran. Es ist in Kapitel eingeteilt und etwas weniger als die Hälfte habe ich stilistisch überarbeitet.

Kommendes Wochenende werde ich noch einmal intensiv nutzen und spätestens übernächste Woche wird es komplett fertig sein.

Jetzt gleich habe ich einen MRT-Termin wegen meiner Hand. Seit einem Sport-Unfall vor 3 Monaten habe ich Schmerzen und die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Meine Erklärung ist: Alles um mir herum hat mir geholfen, dass dieses Buch entsteht. Sport hätte zu viel Zeit eingenommen und ich hätte mich damit zerstreut. So aber war ich auf mich selbst ohne Betäubung zurückgeworfen.

Bestimmt wird die Hand wieder ganz gesund, sobald das Buch abgeschlossen ist.

Nach dem Buch habe ich bereits ein neues Projekt. Davon erzähle ich alsbald :)

Habt alle einen wundervollen April-Tag und genießt das launische Wetter. Die Welt darf auch mal launisch sein und unser Inneres spiegeln :)

Sala

bearbeitet von Candygirl
  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Ich habe mir heute mit einer Freundin Cinderella angeschaut.

Vor zwei Wochen hatte ich ihr und einer weiteren Freundin beim gemeinsamen Frühstücken von meinem Buch-Projekt und meiner Vergangenheit erzählt.

Nach dem Film sagte sie zu mir: Cinderella hat mich an dich erinnert. Du wurdest auch dein Leben lang mit Worten verletzt und kleingemacht. Und doch hast du dich nie aufgegeben.

Wir haben uns noch lange unterhalten und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Zuvor hatte ich immerzu Angst vor anderen Menschen und habe jeglichen intensiven Kontakt gemieden. Ich konnte noch nicht einmal Blickkontakt mit jemandem halten. Und nun suche ich Gesellschaft und Verbindung. Ich bin gerade auf Wohnungssuche in HH und oberstes Auswahlkriterium ist die Lebendigkeit des Stadtteils.

Vor zwei Tagen bin ich mitten in der Nacht aufgewacht und hatte so heftig Schüttelfrost wie noch nie zuvor. Ich habe mir warme Sachen angezogen, hatte zwei Decken und habe mich dann an die voll aufgedrehte Heizung gelegt. Wärmen konnte ich mich trotzdem nicht.

Ich habe mich gefühlt, als wäre ich gerade aus einem Eisblock herausgeschmolzen.

Vielleicht ist das ein Zeichen, dass ich jetzt wieder fühlen kann. Dass ich mich selbst wieder spüre.

Gleichzeitig habe ich mir jemanden gewünscht, der mich wärmt.

Mein ganzes Leben lang haben mich Männer mit blonden Haaren und grünen Augen völlig verrückt gemacht. Ich habe immer nur nach solchen Männer gesucht. Heute morgen, als ich in den Spiegel geschaut habe, ist mir aufgefallen, dass ich die ganze Zeit nach mir selbst gesucht habe. Ich bin blond und habe grüne Augen.

Meine Arbeitskollegin ist genauso alt wie ich und seit zwei Jahren verheiratet. Sie hat mich gefragt, wie das Single-Leben ist und ich habe mir daraufhin überlegt wie es ist, wenn man jemanden hat. Wenn man nach Hause kommt und jemand da ist. Wenn man nicht mehr alleine frühstückt und zu Abend isst. Wenn man am Wochenende lange im Bett liegen bleibt und dann Hand in Hand spazieren geht. Wenn man etwas Schönes erlebt und diesem geliebten Menschen gleich als Erstes davon erzählen will.

Es muss schön sein, jemanden zu haben und es muss schön sein, so wunderschöne Hochzeitsfotos zu haben wie meine Arbeitskollegin.

Und doch möchte ich nicht mit ihr tauschen.

Seit einiger Zeit wächst ein Gefühl in mir, dass ich vielleicht dazu bestimmt bin, alleine zu bleiben. Vielleicht werde ich niemals Familie haben oder einen Mann, mit dem ich alt werde. Ich spüre, dass ich etwas anderes will.

Mein Herz ist heute wieder etwas schwerer. Es steht etwas bevor, eine große Veränderung, aber ich kann sie noch nicht greifen. Es ist das große Unbekannte, das alles für immer verändern wird und vor dem ich noch wie ein kleines Kind stehe und das Ausmaß nicht begreifen kann.

Mal schauen, was passieren wird.

Es ist Zeit zu schlafen, morgen bin ich mit einer wundervollen Freundin zum Frühstücken verabredet. Ab einem bestimmten Alter ersetzen gemeinsames Frühstücken und Brunchen die Mädelsabende mit Prosecco. Aber nicht immer ;)

Sehnsuchtvolle Grüße in die Nacht hinein.

Sala

  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Heute morgen beim Orthopäden wurde mir gesagt, dass ein kleiner Knochen in meiner Hand gebrochen ist und meine Schmerzen deswegen nicht weggehen. Wahrscheinlich muss es sogar operiert werden. Morgen wird ein CT gemacht und nächste Woche entscheidet sich das mit der OP. Seit dreieinhalb Monaten trage ich diese Verletzung nun schon mit mir.

Meine Seelenschwester hat einen wunderbaren Satz zu mir gesagt: "Flügel brechen nicht. Sie ruhen sich aus, um stärker zu werden."

Sie ist mein Gegenstück. Wir sind wie Schneeweißchen und Rosenrot. In ihr erkenne ich mich selbst. Sie ist ein wundervolles Wesen. So wie ich.

Ich wollte fragen, ob jemand Interesse hat, mein Buch Probe zu lesen. Das rohe Manuskript wird am Samstag nun komplett fertig sein und ich möchte gerne ein paar Rückmeldungen, ob es logisch aufgebaut ist und ob es sich gut liest.

Es ist sehr, sehr intim. Wirklich sehr intim. Deswegen würde ich mich freuen, vielleicht ein, zwei Eckdaten zu erfahren, wer sich als Probeleser zur Verfügung stellen möchte. Gerne PM an mich, dann können wir alles näher besprechen.

Wer meinen Thread nicht verfolgt hat:

Ich habe eine Biographie geschrieben. Meine Mutter ist Borderlinerin. Die Diagnose meines Vaters kenne ich nicht, aber er ist sehr grausam. Ich wurde als Kind schwer emotional missbraucht, psychisch terrorisiert und misshandelt, im physischen wie psychischen Bereich vernachlässigt und war massiven Demütigungen ausgesetzt. Meine Eltern hätten mich beinahe in den Selbstmord oder den psychischen Tod getrieben. Viele glückliche Umstände haben mir das Leben gerettet. Ich habe fünf Jahre lang eine Fernbeziehung zu einem Moslem geführt, den ich mit jeder Faser meines Körpers geliebt habe. Ohne seine Liebe wäre ich zerbrochen. Außer dieser Fernbeziehung konnte ich keine Bindungen zulassen, weil ich panische Angst vor anderen Menschen hatte. Ich hatte weder Freunde noch Beziehungen. Ich habe eine Stotter-Symptomatik entwickelt, die mein Leben bestimmte. Sex und Männer sind ebenfalls ein großes Thema. Ein bisschen Shades of Grey, wenn man so will. Pick Up hat ebenfalls seinen Platz in dem Buch. Das vorletzte Kapitel ist dieser Thread.

Das Buch beschreibt meinen Weg aus dem Leid. Ich habe Frieden gefunden und Heilung.

Hiermit sei den Usern dieses Forums noch einmal von Herzen gedankt. Ihr habt dazu beigetragen, dass sich die Kammern zu meiner Vergangenheit geöffnet haben und ich der Dunkelheit in mir endlich begegnet bin. Dadurch hat sie sich in Licht verwandelt.

Es sei euch von Herzen gedankt. Ihr seid Herzen voller Liebe und ich, als ein Herz voller Liebe, fühle mich als ein Teil von euch.

Sala die Glitzernde

bearbeitet von Candygirl
  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Hey Candygirl,
erst mal toi, toi, toi wegen Deiner Hand! Freut mich, dass Du deinen Zielen immer ein Stück näher kommst.

Hier, mein Whatsapp ist zurzeit down, deshalb hinterlasse ich Dir auch mal etwas in deinem Thread. Du hattest uns ja das Probelesen des Pick-Up Kapitels an unserem nächsten Hamburger Stammtisch angeboten. Mich brennt es aber schon mal früher Neues zu erfahren. :banana:

Also falls Du es vor dem nächsten Stammtisch fertigbekommst, biete ich mich ganz gerne auch vorher als Probeleser an und lasse die Seele deines Manuskripts, an einem sonnigen Tag am Strand, schon mal hier in Kiel frei! ;-)

First Violin

PS: „Gebrannte Kinder fürchten das Feuer oder vernarren sich darein.“ - Marie von Ebner-Eschenbach

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

First Violin,

na ob unsere lustigen, verrückten Stammtisch-Treffen so viel Wehmütigkeit vertragen ;)

Da muss ich dann wohl die brisanten Kapitel über die Männerwelt zum Probelesen mitbringen :)

Ich kann es dir gerne vorab schicken, wenn du magst. Musst mir nur sagen, auf welchem Weg.

Na, deswegen ist es grad in der Gruppe so ruhig :D Vermisse dich schon!

Ach ja, das ist was Feines. Füße in den Sand stecken und lesen. Und das klingt wunderbar, die Seele des Buches am Strand freizulassen. Vielleicht werde ich das ebenfalls irgendwann tun.

Ich freu mich jetzt schon wie ein Schnitzel auf unseren nächsten Stammtisch!

  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Und da ist das Ding.

Die Rohversion des Buches ist heute fertig geworden und bereits an zwei Probeleser verschickt (Vergelt`s Gott).

Es ist inhaltlich und formal sicher noch nicht der letzte Stand, aber ich will jetzt wieder ein normales Leben führen. In diesem Buch stecken unzählbare Stunden Arbeit.

Durch das viele Schreiben sowie meine Verletzung habe ich keinen Sport mehr gemacht, aber mich gleichzeitig mit Essen getröstet. Ein paar Kilos sind drauf und müssen wieder runter. Das heißt, mein neues Projekt wird sein, meinen Körper wieder in Schuss zu bekommen.

Ach, ich freue mich sehr. Ich fühle mich leicht und beschwingt und mein Körper wird meiner Seele folgen.

Wie wundervoll alles auf einmal ist. Es wird etwas ganz Wunderbares passieren, das spüre ich ganz deutlich.

Den Abschluss meines Projekts werde ich irgendwann mit meinen engsten Freunden feiern. Heute ist es mir zum ersten Mal wirklich bewusst geworden, dass ich tatsächlich ein Buch geschrieben habe. Verrückt. Ich habe es mir übers Internet bestellt und bald werde ich es in Händen halten. Vielleicht fahre ich wirklich ein paar Tage ans Meer und überlasse es dann den Wellen.

Oder ich lese es in Planten un Bloomen. Oder im Stadtpark. Ganz egal, Hauptsache in der Sonne.

Demnächst will ich bei einem Poetry Slam mitmachen. Nur raus aus der Comfortzone! Vorwärts! Das ist Leben! Ich fühle mich lebendig! Ich liebe mich! Wie wundervoll ich bin und absolut perfekt, so wie ich bin.

  • TOP 1

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Mitgliedskonto, oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Mitgliedskonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Mitgliedskonto erstellen

Registriere Dich ganz einfach in unserer Community.

Mitgliedskonto registrieren

Anmelden

Du hast bereits ein Mitgliedskonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden

  • Wer ist Online   0 Mitglieder

    Aktuell keine registrierten Mitglieder auf dieser Seite.