Viel zu bewusst und achtsam lebend? - Ich würd gern mal das Leben treiben lassen

14 Beiträge in diesem Thema

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Hi,

Kann man auch viel zu sehr bewusst und achtsam leben?

Irgendwie hab ich da möglicherweise was falsch kapiert.

Ich meine nämlich folgendes:
Ich bemerke oft im Alltag Momente, wo ich Geschehnisse, Konversationen etc. schon viel zu bewusst wahrnehme.
Statt einfach die Dinge ihren Lauf zu lassen.

Ich sehne mich nach einem "Das Leben treibt mich auch mal".

Wie schaffe ich da eine Balance, aber eben wo ich genau auch hier das nicht zu sehr bewusst angehe?

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Gast

Unter "nehme ich viel zu bewusst wahr" kann sich keiner was vorstellen. Was genau passiert da bzw. belastet dich daran? Hast du das Gefühl, alles was du "bewusst wahrnimmst" kontrollieren zu müssen oder einen Sinn darin zu suchen oder es zu bewerten, ob es richtig oder falsch ist?

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vor 8 Minuten schrieb Nachtzug:

Hast du das Gefühl, alles was du "bewusst wahrnimmst" kontrollieren zu müssen oder einen Sinn darin zu suchen oder es zu bewerten, ob es richtig oder falsch ist?

Ja, genau das.

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Gast botte

Das sind insgesamt drei verschiedene Ebenen, von denen Du da sprichst: Wahrnehmung, Urteil, Handlung. 

Bewusst zu leben (ich vermeide mal Begriff der Achtsamkeit, der ist mir zu promiskuitiv) steht für mich nicht in Gegensatz dazu, sich etwas treiben zu lassen. Ich versuche schon, die Vorgänge und vor allem die Menschen in meiner Umgebung möglichst genau zu verstehen und analysiere da durchaus auch viel - bin sehr kopflastig manchmal. Und ich finde Menschen einfach interessant, und das Studium ihres Verhaltens auch sehr hilfreich - unter anderem deswegen bin ich hier im Forum.

Die andere Frage ist jedoch, welche Schlüsse Du daraus ziehst Die Kunst ist mMn, eine Balance zu finden. Du kannst mit Deinen Beobachtungen zu viel anfangen (Aktivismus/Kontrollzwang als Extreme), aber auch zu wenig (Paralyse/Verfrickelung). Für mich persönlich war der Knackpunkt, dass ich irgendwann bewusst begonnen habe, nicht mehr zu urteilen. bzw. möglichst wenig. In dem Moment, wo Du insbesondere Menschen nicht mehr ständig be- oder verurteilst, bist Du auch frei davon, Dich entsprechend Deines Urteils zu verhalten. Das gilt in gleicher Form auch für Dich selbst: in dem Moment, wo Du Dich selbst nicht mehr ständig beurteilst oder gar von anderen beurteilen lässt, hast Du Freiheit davon, Dinge tun zu müssen. Lerne, andere zu akzeptieren. Lerne, Dich zu akzeptieren.

Das heisst für mich übrigens nicht, dass ich nicht versuche, mich zu entwickeln. Ich habe einige ausgesprochene Leidenschaften im Leben. Ich kenne die Richtungen, in die ich gehen will, mache mich aber möglichst wenig von Zielen abhängig. Es heisst zum Beispiel auch nicht, sich von anderen alles gefallen zu lassen. Ich nehme aber nicht mehr so viel persönlich, sondern sehe zum Beispiel negatives oder aggressives Verhalten als eine Rolle, die jemand halt in dem Moment annimmt (Stichwort Interaktionsanalyse). Er oder sie kann halt in dem Moment nicht aus seiner Haut. In dem Moment, wo ich das so sehe, habe ich mehr Freiheit darin, ob und wie ich darauf reagieren will.

Das mag sich jetzt alles esoterisch anhören, ist aber für mich eine sehr praktische Alltagsdirektive geworden. Und klappt wie so vieles im Leben mal mehr, mal weniger gut.

bearbeitet von botte

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Werter Froncolo

vor 2 Stunden schrieb Froncolo:

Kann man auch viel zu sehr bewusst und achtsam leben?

Irgendwie hab ich da möglicherweise was falsch kapiert.

Ich meine nämlich folgendes:
Ich bemerke oft im Alltag Momente, wo ich Geschehnisse, Konversationen etc. schon viel zu bewusst wahrnehme.
Statt einfach die Dinge ihren Lauf zu lassen.

Ich sehne mich nach einem "Das Leben treibt mich auch mal".

Wie schaffe ich da eine Balance, aber eben wo ich genau auch hier das nicht zu sehr bewusst angehe?

Vielleicht hilft Dir ein Vergleichsbeispiel:

Tanzen - Salsa

Geht man in Clubs wo das getanzt wird, sieht es alles easy aus, locker entspannt, einfach ein Flow der guten Laune, Interaktion, Sexualität und des provozierenden Schalk.

Das Ding ist aber, um auf das Level zu kommen, braucht es Basics. So wie auch im PU, so wie auch im Leben selbst.
Die zu erlernen ist mitunter, von Person zu Person unterschiedlich, schwer.
Der Aufbau eines Repertoires, im Sinne der Möglichkeiten, dauert Zeit - Stichwort Übung.

Wenn die Basics, entsprechende Handlungsoptionen, Figuren, Figurenteile, Elemente des Schabernacks, Stils etc. da sind, dann entsteht der Flow, da man nicht mehr angestrengt überlegen muss wie handeln, da man schon viel getanzt hat, in verschiedenen Situationen war, und für verschiedene Situationen ein paar Optionen hat.

Das ist dann der Moment, wo es am meisten Spass macht, was wiederum befreit und den Moment, ganz gleich wo er hin will geniessen kann.

Möglicherweise bist Du gerade in der Phase des Repertoire Aufbaus, und arbeitest deshalb bewusster.
Das ist OK, bringt Dich voran.

LeDe

 

bearbeitet von LeDe
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Am 3/15/2017 um 09:21 schrieb Froncolo:

Kann man auch viel zu sehr bewusst und achtsam leben?

Irgendwie hab ich da möglicherweise was falsch kapiert.

Statt einfach die Dinge ihren Lauf zu lassen.

 

Am 3/15/2017 um 09:41 schrieb Nachtzug:

Hast du das Gefühl, alles was du "bewusst wahrnimmst" kontrollieren zu müssen oder einen Sinn darin zu suchen oder es zu bewerten, ob es richtig oder falsch ist?

Hast tatsächlich Achtsamkeit falsch verstanden - heißt einfach nur den Augenblick bewußt wahrzunehmen, ohne jede Wertung. Dh du bist tatsächlich "anwesend" in deinem Leben und das überflüssige Denkchaos läßt über die Zeit nach. Du kannst dich zB interessiert  beim Rumgammeln beobachten und das genießen. Oder merken, daß dir das gerade nicht gut tut. Bewußtheit ist nie verkehrt oder "zu viel" und ganz entscheidender Faktor für das eigene Selbstwertgefühl.

Meditation ist der übliche Weg, Achtsamkeit/Bewußtheit für den Alltag zu lernen. Such zB mal nach "Atem zählen" oder "Atem beobachten".

bearbeitet von Jingang
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Am 15.3.2017 um 09:21 schrieb Froncolo:

Irgendwie hab ich da möglicherweise was falsch kapiert.

Ja. Du redest bei dir von Kontrolle, Korrektheit und "auf der Lauer liegend".

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Das Problem ist, dass du "achtsam leben" zu deiner neuen Religion machst. Es ist schlichtweg nicht möglich 100% am Tag achtsam zu sein.

Einfach gesagt:

Bewusstsein: Achtsam leben = Bewusst leben, du machst Vorgänge 100% bewusst, wie beim ersten Mal Auto fahren. Da brauchst du dein ganzes Bewusstsein, weil jede noch so kleine Aktion deine Aufmerksamkeit erfordert.

Unterbewusstsein: Vorgänge wie das Schalten beim Auto fahren, du drehst durch, wenn du jedes mal 100% Bewusstsein brauchst um einen Gang hochzuschalten. Dasselbe beim Müll rausbringen, Eier aufschlagen für das Frühstück, die Kaffeemaschine anschalten.

Das Unterbewusstsein programmiert die bewussten Prozesse ein und schaltet auf Autopilot und erleichtert dein Leben dadurch. Wenn du jetzt versuchst diese unbewussten Vorgänge jedes mal zu 100% bewusst zu machen verbrauchst du extrem viel Energie. 

Ziel sollte es sein oft bewusst zu leben um dein Unterbewusstsein mit dem Input zu versorgen, der dich trägt, der dein Leben auf Autopilot voranbringt und dich in einen Flow-Zustand versetzt.

Du solltest nur in regelmäßiges Abständen bewusst leben z.b. wenn du im Restaurant am essen bist die Aufmerksamkeit auf den Geschmack zu lenken, jeden einzelnen Bissen genießen. Bei einer neuen Frau genau drauf zu achten wie sie auf deine Berührungen reagiert. Atmet sie schneller? Schiebt sie ihr Becken hoch, stöhnt sie lauter als vorher? 

Nehm die Verkrampftheit aus dem "Achtsam leben" raus und erinnere dich in regelmäßigen Abständen daran in denen du zu kopflastig bist. Kein Achtsamkeitsguru der Welt wird beim Schuhe anziehen jede Millisekunde achtsam sein und vor seiner inneren Stimme sagen "Ich greife den Schuh, ich fühle ihn mit 4 Fingerkuppen, es fühlt sich nach Leder an, ich winkle mein rechtes Bein langsam  an, die Sonne strahlt hell auf den Boden usw. usf."

Beginne mit einfachen Übungen wie bewusst Zähne putzen und bewusst zu essen, das hilft mehr als der Twentyfourseven-Achtsamkeitsfanatiker zu sein.
 

bearbeitet von frank_hustle
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vor 4 Stunden schrieb frank_hustle:

Das Unterbewusstsein programmiert die bewussten Prozesse ein und schaltet auf Autopilot und erleichtert dein Leben dadurch. Wenn du jetzt versuchst diese unbewussten Vorgänge jedes mal zu 100% bewusst zu machen verbrauchst du extrem viel Energie.

Hat nichts mit Achtsamkeit zu tun.

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vor 1 Stunde schrieb Jingang:

Hat nichts mit Achtsamkeit zu tun.

Damit wollte ich nur verdeutlichen, dass die bewussten Prozesse und wertfreies Beobachten (Achtsamkeit) der Welt das Unterbewusstsein beeinflussen und damit auch das Bewusstsein.

Ich selbst finde auch das das Unterbewusstsein mit all seinen Glaubenssätzen, Referenzerfahrungen etc. bei dem Ziel bewusster zu leben nicht außer Acht gelassen werden sollte. Weil man auch bei bewusstem Beobachten dazu neigt alles durch einen Filter zu sehen, der durch das Unterbewusstsein erzeugt wird.

Das Thema soll jetzt aber auch nicht verwässert werden, du hast das schon richtig oben geschrieben was Achtsamkeit ist.

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Achtsamkeit hat als Ziel salopp gesagt einen freien Kopf, da sind komplizierte Erklärungsmodelle wenig hilfreich ;) Wenn du ißt, esse - reicht als Anleitung.

Ich glaub bei nem Bier wären wir einer Meinung.

bearbeitet von Jingang
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Ich finde es ganz gut, wie es frank_hustle beschreibt, vor allem hiermit:

Zitat

Nehm die Verkrampftheit aus dem "Achtsam leben" raus und erinnere dich in regelmäßigen Abständen daran in denen du zu kopflastig bist. Kein Achtsamkeitsguru der Welt wird beim Schuhe anziehen jede Millisekunde achtsam sein und vor seiner inneren Stimme sagen "Ich greife den Schuh, ich fühle ihn mit 4 Fingerkuppen, es fühlt sich nach Leder an, ich winkle mein rechtes Bein langsam  an, die Sonne strahlt hell auf den Boden usw. usf."

Das triffts ganz gut auf den Punkt.

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Hey, ich hab meinen Thread mal wieder ausgekramt.

Was mir heute aufgefallen ist, und das könnte zum einen daran liegen dass ich zur Zeit eine stressige und unzufriedene Phase durchmache, dass ich mich selbst reden höre.
Kennt ihr das, wenn man umgangssprachlich sagt "Hörst du dich eigentlich selbst reden?"

Bei mir scheint das zu viel des guten ausgeprägt zu sein.
Ich achte selbst zu sehr darauf, was ich in dem Moment sage und tue, statt einfach den Dingen intuitiv ihren Lauf zu lassen.

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