Steht zu euren Prinzipien!

32 Beiträge in diesem Thema

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Prinziptreue ist nach der Ehre eine der dümmsten Ideen für Religionsersatz (damit meine ich die Suche nach Halt und Sicherheit). Flexibel jede Situation neu einzuschätzen ist der Schlüssel für Erfolg.

Das stimmt so nicht.

Das ist wie beim Segeln. Du kannst dich natürlich immer optimal zu jeder Windrichtung ausrichten und so immer viel Fahrt haben. Aber wenn du das tust bestimmt eben der Wind deinen Kurs und du wirst nie dort hin kommen wo du eigentlich hin willst.

Zum eigentlichen Thema will ich hinzufügen das eure Grundsätze auch Indiskutabel und nicht verhandelbar sein sollten.

Ich hatte heute mit nem Mädel ein Gespräch bei dem sie mich gelöchert hat warum dich das so und so sehe und wie absurd das sei. Ich habs ihr bestimmt ne Stunde wieder und wieder erklärt, selbst als ich immer nur noch ein Wort gesagt hatte wollte sie weiter bohren. Am Ende bin ich aufgestanden und gegangen.

Wenn es darum geht sagt eure Einstellung einmal und sagt klipp und klar das ihr auf Debatten dazu keine Lust habt. Wenn die Leute das nicht akzeptieren geht am besten sofort das erspart euch ne Menge Zeit und Nerven.

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Das ist nichts, was ich mir ausgedacht habe. Stell Dir mal vor, Du müsstest jeden Tag neu in die Welt rausgehen und Dir für alles, was Du machst, siehst, fühlst, denkst, erstmal wieder neu erkennen: "Was geht hier eigentlich vor?"

Genau das ist übrigens ein Ansatz, den ich im Zuge von "Leben im Jetzt" verfolgen kann, um das sture Schubladendenken zu durchbrechen.

Das hat in meinen Augen allerdings erstmal nicht viel mit Prinzipien zu tun, da die "Prinzipien" von denen hier immer so viel gesprochen wird, mMn eher auf der ganz rationalen Ebene ablaufen, wo ein bewusstes Abwägen geschieht. Die Kriterien nach denen das Geschieht halte ich aus eigener Erfahrung keineswegs "gottgegeben", sondern sie können hinterfragt und bewusst "überwunden" werden. Und zwar in jeder Situation aufs neue, Vorausgesetzt ich gehe auch achtsam und bewusst genug durch den Tag. Mit "unbewussten" Konditionierungen geht das genauso, vorausgesetzt ich habe sie erst einmal erkannt.

Es geht bei "Prinzipien" im Zuges dieses Threads für mich aber nicht um Abläufe wie das heben meines Armes oder das Klodeckel hochklappen vor"m Kacken. Es geht um Dinge wie "Wenn sie 3 mal nicht ran geht, lösche ich ihre Nummer und ignoriere sie auf ewig." Das kann ich jetzt z.B. stur so durchziehen, komme was wolle, oder ich kann das Geschehen in der konkreten Situation abwägen, und z.B. zu einem anderen Schluss kommen nachdem sie sich 2 Wochen später meldet und erklärt, dass ihre Oma gestorben ist und sie deshalb 3 Tage heulend im Zimmer verbracht hat und ihr ihr Handy scheißegal war.

Deine Beispiele an sich sind ja für mich schon interessant, da sie zwingend Flexibilität und eine Bewertung in jeder konkreten Situation erfordern.

Ich bringe beispielsweise schon allein aus Prinzip keinen um und für mich gilt das Prinzip keinem Gewalt anzutun, solange es nicht wirklich - bspw. in Situationen, in denen ich mich sonst selbst gefährde - nötig ist.

Die Entscheidung, ob Gewalt hier "wirklich notwendig" ist, werde ich nur in der konkreten Situation aus dem Moment heraus fällen können. Eventuell werde ich dann sogar gegen meinen Grundsatz "aus Prinzip bringe ich keinen um" verstoßen müssen. Das "Prinzip" ist an sich sowieso schon total schwammig, denn niemand setzt Gewalt ein wenn er sie nicht für "notwendig" erachtet. Interessanterweise fällt eben diese Notwendigkeitsbetrachtung bei verschiedenen Menschen mitunter völlig anders aus, sodass total verschiedene Handlungsweisen entstehen ... trotz identischem "Prinzip". Damit sind wir wieder bei meinem Post der ersten Seite: Die "Realität" unterliegt Subjektivität und ist damit von Natur aus nicht annähernd so "präzise" wie ein Prinzip sein kann. Da für mich sowieso in jeder Situation zwingend eine Bewertung erfolgen MUSS (schon um einen Abgleich der Situation mit "Prinzipien" vorzunehmen), kann ich mich nun an einem von vornherein zum Scheitern verurteilten Konstrukt wie "Prinzipien" festhalten. Objektive Wahrheiten sind eine Illusion in meinen Augen.

Ok, ich glaube, wir haben unterschiedliche Auffassungen von der Definition von "Prinzip". Ich glaube auch, dass wir hier von unterschiedlichen Dingen reden: ' Dinge wie "Wenn sie 3 mal nicht ran geht, lösche ich ihre Nummer und ignoriere sie auf ewig." ' - um sowas geht es hier doch gar nicht. Es geht doch hier im Thread vielmehr um grundlegende Einstellungen, um Werte, nicht um kleinkarierte Regeln. Vielleicht ist "Prinzip"als Umschreibung etwas unglücklich gewählt. Ersetze das mal durch "Werte", dann sieht das alles gleich ganz anders aus.

Für mich ist grundsätzlich klar, dass ich keiner hinterherrenne und dazu steh ich auch. Wenn jetzt aber so ein wie von Dir genannter Sonderfall eintritt, ist eine Ausnahme aufgrund der Situation natürlich möglich, dadurch verändert sich aber mein Grundsatz nicht.

Genauso das Beispiel mit der Gewalt: Das sehe ich ganz genauso wie Du. Ich wende prinzipiell keine Gewalt an, das ist der Werterahmen, der hinter meinem Handeln steht. Wenn es eine Situation erfordert, ist aber eine Ausnahme natürlich unvermeidbar. Das ändert aber dennoch nichts an meiner grundsätzlichen Einstellung( /Prinzip/Wert).

Und ich meine, es geht hier darum, dass man sich seiner Werte/Grundsätze/Prinzipien bewusst ist und zu ihnen steht. Natürlich gibt es Sonderfälle, aber die beeinflussen den grundsätzlichen Rahmen doch nicht, sondern werden innerhalb eines erweiterten gelöst.

Dazu nochmal das Beispiel: Gewalt: Grundsätzlich keine Gewalt (Wert) - jemand greift mich an, ich muss mich verteidigen -> wende Gewalt an, aber um einen größeren Wert zu schützen. Eigene körperliche Unversehrtheit steht in dem Fall eben prinzipiell wieder über Friedfertigkeit.

Kurz und sehr vereinfacht Zusammengefasst: Soziale Interaktion findet immer innerhalb bestimmter Rahmen, natürlicher und sozialer Art statt.

Natürlich. Aber deshalb ist dieser Rahmen nicht gleich "gottgegeben" und unveränderlich, sondern jedes Mal, wenn ich kommuniziere, einige ich mich im Zuge der Kommunikation mit den anderen auf einen Rahmen. Und diese Einigung gilt selbstverständlich nicht für immer, sondern nur bis zu einer neuen Einigung. Auch hier halte ich "feste Rahmenbedingungen" für eine Illusion.

Da würde ich nicht widersprechen. Aber das ist auch ein anderes Thema. Ein Rahmen einer Interaktion wird ja von mehr als einer Komponente definiert und selbst während der Interaktion durch kleinste Änderungen immer wieder neu. Das ändert jedoch nichts dran, dass ich einen für mich definierten Wertekanon in den Rahmen der Interaktion (natürlich meist nicht explizit) mit einbringe.

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Ich bin ein eher rationaler Mensch.

Andererseits habe ich ein stark ausgeprägtes Gefühl dafür, was ich in Ordnung finde und was nicht, was ich gut finde und was schlecht. Das kam nicht über Nacht, sondern durch jahrelanges nachdenken und beurteilen von damals schwierigen realen Situationen.

Ansonsten sind Prinzipien für mich Modelle, die meine Umgebung strukturieren. Glaubenssätze, die ich für ganz selbstverständlich als gegeben sehe. Haben ja oft die Form "Wenn... dann...". In dieser Form ist aber bereits ein Generalisierungsschritt passiert. Prinzipien und Modelle gelten und bestimmten Voraussetzungen und sind zuweilen aufgrund sehr konkreter Kontexte entstanden. Wenn man diese Voraussetzungen kennt und die Entstehungs- oder Anwendungskontexte sind Prinzipien eine feine und hilfreiche Sache, da sie komplexe Zusammenhänge bündeln.

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Prinziptreue ist nach der Ehre eine der dümmsten Ideen für Religionsersatz (damit meine ich die Suche nach Halt und Sicherheit). Flexibel jede Situation neu einzuschätzen ist der Schlüssel für Erfolg.

ich werd von nem Weib 2 mal sitzen gelassen und "schätze die situation neu ein"? WTF?

Wer diesen Text nicht kapiert hat, der is einfach noch nich so weit!

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Diese Prinzipien und dieses überzogene Alphaverhalten kann auch einfach zur Verblendung führen.

Manche gute Freunde hatte ich damit schon in Vergangenheit vergrault.

bearbeitet von Castiliono_F

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Gast Peer Vormäntz

Ok, ich glaube, wir haben unterschiedliche Auffassungen von der Definition von "Prinzip". Ich glaube auch, dass wir hier von unterschiedlichen Dingen reden: ' Dinge wie "Wenn sie 3 mal nicht ran geht, lösche ich ihre Nummer und ignoriere sie auf ewig." ' - um sowas geht es hier doch gar nicht. Es geht doch hier im Thread vielmehr um grundlegende Einstellungen, um Werte, nicht um kleinkarierte Regeln. Vielleicht ist "Prinzip"als Umschreibung etwas unglücklich gewählt. Ersetze das mal durch "Werte", dann sieht das alles gleich ganz anders aus.

Es ist für mich nicht verwunderlich, dass wir da unterschiedliche Auffassungen haben. Genau darin äußert sich die Subjektivität von Wahrnehmungen. Ob ich es nun "Prinzip" oder "Wert" nenne, ist in meinen Augen Wortklauberei. Der springende Punkt für mich ist: Es ist immer eine subjektive Sache, wie ich eine Situation im Kontext "fest definierter" Werte einordne. Das ist keine Konstante.

Für mich ist grundsätzlich klar, dass ich keiner hinterherrenne und dazu steh ich auch.

Wo fängt "hinterherrennen" an? Verstehst du was ich meine?

Und ich meine, es geht hier darum, dass man sich seiner Werte/Grundsätze/Prinzipien bewusst ist und zu ihnen steht. Natürlich gibt es Sonderfälle, aber die beeinflussen den grundsätzlichen Rahmen doch nicht, sondern werden innerhalb eines erweiterten gelöst.

Schön, dass du das sagst. Es gibt also Sonderfälle, in denen ich ein "Prinzip" außer Kraft setze, meinetwegen durch ein anderes. Der springende Punkt ist hier jetzt für mich: Wo ziehe ich die Grenze? Wenn ich jetzt noch davon ausgehe, dass ich ein Prinzip jedem Gegenüber gleichartig anwenden will, dann werde ich schnell feststellen, dass ich da zum Scheitern verurteilt bin. Denn es wird mir aufgrund ständig wechselnder subjekiver Faktoren, die meine Wahrnehmung beeinflussen, nicht gelingen. Wenn ich jedoch nicht "konstant" bezüglich meiner Prinzipien sein kann, dann wird die ganze Prinzipiengeschichte äußerst schwammig.

Ich fand "feste und unerschütterliche" Prinzipen mal ganz toll. Doch ich habe eben festgestellt, dass ich mir dann selbst nicht gerecht werden kann. Deshalb habe ich mich davon gelöst. Ich vertrete die Meinung, solange ich "Werte", "Prinzipien" oder andere Handlungsgrundlagen noch vollständig in Worte fassen kann, kann ich der Welt mit ihnen nicht genügen. Deshalb rede ich auch nicht mehr über "Prinzipien". So alá "Wenn du dich mir gegenüber schlecht verhältst, dann schieße ich dich ab." Wenn es soweit ist, verhalte ich mich einfach so, wie ich es für richtig erachte. Ich muss mich nicht vor mir und meinen irgendwie "formulierten Prinzipien" rechtfertigen und mir mein Verhalten in diesem Kontext zurechtbiegen.

Hier im Forum lese ich manchmal Beiträge von mir, und dann ein paar andere, und denke mir, auf den ersten Blick könnte jemand den Eindruck bekommen, ich widerspreche mir. In Wirklichkeit ist das jedoch trotzdem konsistent, da jeweils in einem anderen Kontext. Mir würde es jedoch nicht gelingen, meine "Werte" auch nur annähernd in allen Feinheiten darzulegen. Deshalb versuche ich das nicht, und ich weiß auch, ich muss es nicht. Das Stichwort lautet Intuition. Das interessante ist: Trotzdem sagen mir desöfteren Leute, ich sei sehr konsequent. Ob das stimmt weiß ich nicht ... ich denke in meinem Handeln bin ich vielleicht garnicht so geradlinig. Ich bin lediglich konsequent darin, meinem Bauchgefühl zu folgen.

Ich schrieb aber auch in meinem ersten Post hier im Thread ... "feste Prinzipien" sind ein, vielleicht notwendiger Schritt, auf dem Weg zum "intuitiven Handeln". Ich denke, erst wenn ich die Grenzen und Einschränkungen fester Prinzipien oder auch Modelle im Generellen erkannt habe, kann ich einen Schritt weiter gehen.

Grüße,

Ali Mente

bearbeitet von Ali Mente
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Gast slarki

Zu Kuchenmann: deswegen brauch man keine Prinzipien extra setzen, da man sowieso genug Orientierungshilfen selber unbewusst setzt.

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