Abhängigkeit und Mutterkomplex

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Hallo zusammen,

Da es keine Grenzen zwischen mir und meiner Mutter gab als Kind und sie mich als ihr Besitztum sah hatten wir eine symbiotische Beziehung bei der keine Grenzen gab. Sie vereinnahmte mich und wollte sich durch mich verwirklichen. Übertriebenes Lob war mein Liebesersatz, das sich in Ablehnung bis zu Hass wandelte als ich nicht mehr ihren Vorstellungen entsprach.

In meiner jetzigen Beziehung merke ich wie sehr sich diese mit meiner frühren Mutterbeziehung ähnelt. Ich bin sehr abhängig von ihr, wenn wir viel Zeit miteinander verbringen und klebe förmlich an ihr. Dann provoziere ich immer wieder unbewusst heftige Streits, vermutlich weil dies die einzige Möglichkeit ist, um mich von ihr zu lösen. Ich kann die Streits auch darauf zurückführen, dass meine Freundin mir nicht die Aufmerksamkeit schenkt, die ich gerne hätte. Eine andere mögliche Ursache der Streits ist, dass ich sie herunterziehen möchte, wenn sie gut gelaunt ist, weil ich sonst Angst habe, dass sie mich nicht mehr braucht und mich verlässt. Als letzte mögliche Ursache dafür, dass ich Streit suche ist, dass ich das Gefühl habe sie lehnt mich ab, so wie mich meine Mutter ablehnte.

Wann immer ich etwas tue, von dem ich vermute, dass meine Freundin es als ablehnende Handlung von mir empfinden könnte, fühle ich mich schuldig und hasse mich. Ich hasse mich viel, habe unterdrückte Wut, welche auch manchmal im Streit mit ihr herausbricht, wofür ich mich dann noch mehr hasse. Ich habe die ganze Angelegenheit jetzt ein bisschen überspitzt negativ dargestellt, aber prinzipiell läuft es so.

Natürlich will ich nicht abhängig sein oder mit meiner Freundin Streiten und ich suche Unterstützung und Möglichkeiten wie ich meine Verhaltensweisen unterbinden kann, doch die unbewussten Muster brechen immer wieder durch. Es scheint alles erfolglos zu bleiben, was ich auch versuche. Es ist enttäuschend. Wie kann ich eine radikale Veränderung bewirken, so dass ich eine harmonische Beziehung mit meiner Freundin führen kann?

Dazu sei gesagt, dass wir uns des Öfteren für einige Tage nicht gesehen haben um Distanz zu schaffen, was mir auch gut tut, aber sobald wir uns wieder sehen, entstehen wieder die altbekannten Probleme.

Der letzte Streit ist jetzt zwei Tage her. Ich provozierte ihn unbewusst aus oben genannten Gründen. Als ich ging entschuldigte ich mich noch und seitdem hatten wir keinen Kontakt mehr. Bei der Selbsthilfegruppe für Partnerschaftskrisen, die ich heute besuchte, wurde mir geraten einen Entschuldigungsbrief an meine Freundin zu schicken. Was ist euer Rat, wie ich mich weiterhin verhalten solle?

Jenen Brief habe ich vorher eingeworfen. Dies geschah unter viel Zweifel, da ich ihn nocheinmal öffnete und wieder verschloss, weil ich mir nicht mehr sicher war, ob ich einen wichtigen Teil themaitsiert hatte. Als ich ihn wieder verschloss war der Brief leicht zerknickt und dreckig und ich befürchte, dass er jetzt nicht bei ihr ankommt. Der Brief ist aus meiner Sicht ihrer nicht würdig, er ist unvollkommen, unschön, und ich bilde mir ein, dass sie mich deswegen ablehnt und ich lehne mich selbst dafür ab und hasse mich, dass ich ihr diesen unvollkommenen Brief schicke. Ich hätte nocheinmal einen neuen Umschlag verwenden sollen.

Alles Zeichen von krankhafter Abhängigkeit wie ich denke.

Ich mache eine Therapie, besuche Selbsthilfegruppen und will in eine psychosomatische Klinik und hole mir Hilfe wo es nur möglich ist, doch bisher hat sich noch immer nicht der gewünschte Effekt eingestellt. Was mache ich falsch? Ich will mich lösen von meiner Mutter und den unbewussten Mustern, die mich so gefangen nehmen. Es ist so leidig. Naja, ich versuche den Schmerz zu akzeptieren und will ihn mit Demut ertragen.

Ich liebe meine Freundin, so weit das mit einer gestörten Persönlichkeit überhaupt möglich ist und will eine harmonische Beziehung mit ihr führen. Sie ist definitiv eine Bereicherung für mein Leben, auch wenn es viel Ärger gibt. Sie zweifelt oft daran, ob unsere Beziehung sinnvoll ist. Sex ist auch rar.

Danke für eure Aufmerksamkeit. Ratschläge sind willkommen.

Alles Liebe

Ich sehe mir gerade Teenager in Not an und kann mich voll mit deren Problemen identifizieren. Im Besonderen mit der Angst vorm Erwachsenwerden und Verantwortung zu übernhemen, dabei bin ich schon 23 :/

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Ich glaube hier wird dir kaum einer weiter helfen können. Da reicht auch ein "Lies dich in der Schatztruhe ein" "Du musst am Innergame arbeiten" nicht mehr weiter.

Gut ist schon mal das Du Dir professionelle Hilfe gesucht hast. Meiner Meinung nach, ist das genau der richtige Weg. Den Brief hätte ich zwar geschrieben aber nicht abgeschickt. Das hättest Du vielleicht vorher mit deinem Therapeuten mal klären sollen.

Du bist verwirrt nicht "klar" im Kopf derzeit, da kann so ein Brief schon kontraproduktiv wirken. Aber nun ist er weg, also eh zu spät. Akzeptieren.

Wie lange machst Du schon die Therapie? Das wird sich ja nicht von heute auf morgen einstellen, erwarte da am Anfang nicht zu viel. Diese Denkmuster und Verhaltensweisen haben sich 23 Jahre (!!!!) in deinem Kopf eingebrannt, das wird sich nicht innerhalb von wenigen Wochen komplett ändern lassen. Aber ich denke Du bist auf dem richtigen Weg.

Viel Erfolg

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Gast Quanah

Ich finde deine Wortwahl, deinen Ansatz, deine Sichtweisen recht erwachsen und für 23 wirklich absolut in Ordnung. Um nicht zu sagen, dein Posting finde ich "schön" (wenn es da nicht die Thematik gäbe, klar). Du suchst nach verschiedenen Hebeln und machst ja schon wirklich viel; was du brauchst aktuell scheint mir vor allem Geduld zu sein. IMO wäre es gut, würdest du einen Weg finden, deine unterdrückte Wut zu kanalisieren und vor allem am Thema Selbstliebe zu arbeiten; sowas stellt sich nicht über Nacht ein.

Am praktischen Beispiel: Ob der Briefumschlag nun sauber ist oder etwas zerknittert, auf den Inhalt kommt es an. Da ist es doch wie bei uns Menschen: Keiner von uns ist perfekt, alle sind wir unvollkommen.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Weg. :)

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Hast du schon mal an ein klärendes Gespräch mit deiner Mutter gedacht. Wäre sicher nicht einfach aber du könntest ihr mal direkt sagen was sie "angerichtet" hat.

Aktuell sehe ich das so, dass du deine Wut / Aggression, dein ganzes "schlechte" Verhalten, auf deine Beziehung ablässt.
Vielleicht hilft es dir wenn du dir dafür einen anderen Kanal suchst.
Viele Menschen betreiben z.b. Sport um ihren Druck abzubauen.

Ich könnte mir vorstellen, dass das auch bei dir helfen könnte.

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Puh, das klingt wirklich nicht schön. Ich kann dir auch nur den Rat geben, den Therapieansatz mit mehr Nachdruck zu verfolgen. Ich will überhaupt keine Ferndiagnose stellen, aber bei deinen Schilderungen fällt einem natürlich zuerst eine ganz bestimmte Störung ein, die nicht mit einer Wald-und-Wiesen-Gesprächstherapie zu lösen ist. Geh in die psychosomatische Klinik, vielleicht sogar in eine Psychiatrie, ansonsten auch zum Neurologen und lass dich vernünftig diagnostizieren. Du hast wahrscheinlich einen extrem harten Weg vor dir, aber da du zumindest außerhalb deiner Beziehung äußerst reflektiert bist, wirst du das schon schaffen :)

Pass bitte gut auf deine Freundin auf, solche Beziehungsmuster können den Partner kaputt machen, wie gerade hier tausend mal zu lesen ist. Mach dir klar, dass die Mehrheit hier deiner Freundin raten würde, sich sofort zu trennen. Hast du mit ihr schonmal offen über deine Probleme gesprochen?

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Kann dir raten - wie schon hier erwähnt - ein klärendes Gespräch mit deiner Mutter zu führen.

Abhängigkeit an sich ist nicht so schlimm (so lange es im "gesunden" Rahmen bleibt), jedoch solltest du schon mit professioneller Hilfe

da ran gehen.

Ob der Begriff "gestörte Persönlichkeit" hier zutreffend ist, nur weil man(n) eine Abhängigkeit zur eigenen Mutter hat wage ich zu bezweifeln.

Kann da durchaus auch von mir selbst sprechen, da ich eine Frühgeburt war und so un(ter)bewusst eine Abhängigkeit entstand!

Diese Abhängigkeit zieht sich dann durch sämtliche Beziehungen durch mit immer demselben Muster.

Wichtig ist glaube ich jetzt für dich, dass du erkennst (was du ja teilweise schon hast) wo deine Ansatzpunkte sind.

Ergründe für dich was dir gut tut, was macht dich glücklich?

Setz dir kleine Ziele in deinem Leben, die du erreichen kannst!

Ich habe mich mit meinem Traum selbstständig gemacht und bin bis heute glücklich damit!

Hier findest du sehr gute Ansatzpunkte, gepaart mit einer vernünftigen Psychotherapie und auf einmal wird ein Schuh draus und du erkennst!

Ich wünsche dir alles gute auf deinem Weg und du schaffst das - ich hab es auch!

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Es mag sein, dass du durch deine Mutter vorbelastet bist. Das sind viele - der eine mehr, der andere eben weniger...

Aus dem, was du schreibst, kann ich nur schließen, dass das Hauptproblem hier ein anderes ist: deine jetzige Freundin gibt dir nicht die Aufmerksamkeit (in der Quantität und/oder Qualität), die du brauchst (bzw. gewöhnt bist).

Da wird keine Therapie und sicher auch kein Gespräch mit deiner Mutter helfen.

Gesteh dir deine Bedürfnisse ein und stehe dazu: Such dir eine andere Freundin aus - eine, die diese Bedürfnisse erfüllt!

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Gesteh dir deine Bedürfnisse ein und stehe dazu: Such dir eine andere Freundin aus - eine, die diese Bedürfnisse erfüllt!

Ne Frau will als Frau wahrgenommen werden, nicht als Mutti. Solche Symbiosen passen nur bei sich ergänzenden Defiziten und funktionieren nie wirklich. Ursachen anpassen, nicht Symptome.

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Gast Ayelen

außer dem ratschlag eine Therapie zu beginnen, kann ich noch empfehlen:

Die Kunst erwachsen zu werden von Victor Chu.

Darin geht es darum, wenn Eltern die Beziehung zum Kind so gestalten, dass das Kind später keine oder keine gesunde Beziehung mit einem anderen Erwachsenen führen kann.

Man nennt das Parentifizierung.

Grüße

Ayelen

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