Angst vor Zukunft - Beschwerden beim Verlassen der Comfortzone

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Hi Leute!

Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder hier, weil viel passiert ist.

Kurze Zusammenfassung.
- Ich, Anfang 20, bekomme mit 18 nach dem Abi extreme Panikattacken, depressive Phase und Angst vor Zukunft (die damals ungewiss war).
- Mit 19 zur Psychotherapie (musste ich gegen meine Eltern durchsetzen; denen war es peinlich) = Diagnose: Sozialphobie und Angststörung
- Nach einem halben Jahr Therapie nehme ich extrem schnell massiv ab = Diagnose: Morbus Crohn. Ein Jahr Pause von allem, Therapie geht weiter.
- Sommer 2015 bis letzte Woche zufrieden, glücklich, vor 1 Jahr PU und Persönlichkeitsentwicklung entdeckt, ersten Kuss gehabt, 3 "Freundinnen" gehabt, war super - muss viel nachholen - immer verbunden mit starken körperlichen Problemen (Übelkeit wie Sau) - aber das war es wert
- Letzten Mittwoch ein Date mit einer ehemaligen Freundin. Panik und alle Probleme mit einem Schlag wieder da. Massive Ängste. Kann nix essen. Date versemmelt. Hab mich diesen Montag erst wieder beruhigen können, seit dem geht es mir wieder gut.

Ich habe einfach nur erstmal den Drang, hier zu schreiben.
Gibt es hier Leute mit ähnlichen Geschichten? Sozialphobie?
Ich fühle mich zwar in Ordnung (in meiner Comfortzone) aber ich habe echt nur noch Schiss vor der Zukunft. Bald fängt meine Ausbildung an - dazu ein Praktikum im Zoo. Ich werde außerdem bei der Flüchtlingshilfe mitmachen, los geht es wohl nächste Woche. Alles, um aus der Comfortzone raus zu kommen und zu gucken, was passiert. Habe nur Angst vor körperlichen Reaktionen.
Manchmal gibt es Tage, die sind so unfassbar scheiße, da würde ich am liebsten nur im Bett liegen und pennen. Das einzige, was mir hilft, ist, meinen Doc anzurufen. Der kriegt meine Laune jedes mal wieder hin. (Ist so eine Art Peter Frahm)

Zur Zeit könnte ich echt nur noch kotzen, es ist ein Gefühl, als wenn ich nie wirklich sozial werde. Wenn ich es schließlich versuch und mich überwinde, kommt die riesige Angst. Dazu mein Bauch, der einfach nur weg will. Dementsprechend groß ist die Angst vor der Flüchtlingshilfe (und ja, ich mache es natürlich trotzdem - aber ich fühle mich nicht wirklich wohl bei dem Gedanken). Letzten Freitag habe ich mit Meditieren angefangen und während des Meditierens geht es mir auch sehr gut - allerdings fängt dann alles wieder im Alltag an.


Habt ihr vielleicht Ideen oder Aufmunterungen?

Wenn der Text für euch wenig Sinn ergibt, fragt einfach nach. Ich habe ein bisschen Probleme, alles jetzt auszuformulieren.

bearbeitet von Don Schneadle

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Nur mal als Rückfrage, hat es einen Grund, dass du im Zoo und im Flüchtlingsheim arbeiten willst? Ich habe das schon oft erlebt, das genau die Leute die eigentlich Hilfe bräuchten anderen helfen wollen. Das ergibt in meinen Augen keinen Sinn.

Grundsätzlich ist es ja gut seine Comfortzone zu verlassen, ob das bei dir jedoch die richtigen Maßnahmen zum jetztigen Zeitpunkt sind wage ich zu bezweifeln. Kümmere dich doch erstmal um den wichtigsten Menschen in deinem Leben, das bist nunmal DU!

Was du brauchst um eine Phobie, in dem Fall zu lösen sind kleine Erfolgserlebnisse, die du steigerst. Setz dir ganz kleine Ziele, wo die Erfolgschancen nahezu 100% sind und dann gehst du weiter vor. Frage z.B. im Supermarkt eine Mitarbeiterin wo ein Produkt ist. Sie wird/muss dir antworten. 

Versuche es als Spiel zu sehen und das Leben sowieso nicht so ernst zu sehen. Interaktion mit Menschen machen Spaß, wenn deinen Eltern es peinlich war dich zur Psychotherapie zu bringen weiß man auch woher dein Verhalten kommt. Lass mich raten, dir wurde alles vorgeschrieben, was du zu tun und zu lassen hast? Du durftest keine Grenze überschreiten und warst auch so brav und angepasst wie es von dir erwartet wurde? Das steckt tief in dir drin und nur du kannst es in kleinen Schritten lösen. 

Überfordere dich nicht, belohne dich für jeden noch so kleinen Fortschritt, dann werden (warscheinlich) auch körperliche Panikreaktionen abnehmen. Auch Meditation ist gut, aber das meiste nimmst du mit wenn du dich deiner Angst stellst und den Mut hast trotzdem zu handeln. Setz dich vielleicht mal mit deinem Doc hin und überlegt einen kleinen Tages/Wochenplan, der dir Spaß macht, dich leicht fordert und dir Erfolgserlebnisse bringt. 

Viel Erfolg!

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Vielen Dank für die hilfreiche Antwort!

Der Grund ist tatsächlich, dass ich so etwas als "Aufgabe" vom Doc bekommen habe. Er sagt, es kann nix schief gehen und er ist felsenfest überzeugt, dass ich nach 5 Minuten raus aus dem (Angst-)gefühl sein werde. Das ist sozusagen mein Wochenplan.
Es ist übrigens Tiefenpsychologie und genau deine Vorschläge fragte ich ihn auch schon mal, er meinte, dies sei Verhaltenstherapie und bei mir höchstwahrscheinlich wirkungslos wegen meiner sehr schlechten Kindheit - also ich bräuchte "einen Sprung ins kalte Wasser".

Bei deiner Einschätzung zu meinen Eltern kann ich nur sagen: Exakt so!
Wenn ich Grenzen überschritten habe, gab es schlimmsten "Liebesentzug" - teilweise wurde tagelang nicht mit mir als Kind geredet.
Selbst heute habe ich ein ungutes Gefühl, den PC anzumachen - vor 5 Jahren hätte ich für PC anschalten ohne Nachfrage wahnsinnig Ärger bekommen.

Ich wohne übrigens noch zu Hause und tu alles, um so schnell wie möglich rauszukommen. Die Hoffnung ist natürlich auch, dass es dann besser wird!
Allgemein habe ich ja schon 20 Jahre meines Lebens fast nur gekämpft und deshalb bin ich mir sehr sicher, dass ich das hinkriegen werde. Wirklich schlimm sind nur die körperlichen Symptome. Ich bin ziemlich dünn (64Kg bei 1,79) und merke sofort, wenn Stress ist. Das sorgt für äußerst schlechtes Gewissen (musste als Kind immer viel essen und habe Ärger bekommen, wenn ich abgenommen habe) - allerdings weiß ich noch nicht, wie ich dieses schlechte Gewissen in ziemlich allen Bereichen des Lebens weg kriege.
So weit bin ich auch in der Therapie noch nicht, aber er meinte schon, ich muss dazu in die Wut und die "Männlichkeit" gehen.

Soweit, so gut. :)

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Sowas dachte ich mir schon, deswegen auch nochmal ein paar Sachen die ich noch so im Kopf habe dazu. 

Ich sehe wie so oft die Ursache für deine Probleme bei der Erziehung deiner Eltern, aber auch da muss ich sagen, sie wussten es wahrscheinlich nicht besser und wollten_dir_nur_was_gutes_tun indem sie dir die Zeit vorm PC oder anderen Dingen vorenthielten. Erziehungsstil Liebesentzug habe ich auch durchgemacht, das war das gängige Mittel und für mich sogar schlimmer als körperliche Gewalt. Eltern verdrängen da oftmals die eigenen Enttäuschungen aus ihrer Kindheit, weil sie sich selbst nie mit sich selbst richtig beschäftigt haben. Und wie sollen Personen Liebe zeigen, wenn sie sie selbst nie bedingungslos früher Erhalten haben...Nagut, ist ein eigenes Thema, aber ein sehr wichtiges für sehr viele in diesem Forum, warum sie needy werden. Bei mir früher teilweise genauso. 

Der Punkt des Liebesentzug ist auch sehr entscheidend für PU. Du hast diese Konditionierung tief in dir drin und diese wird dich auch hindern eine harmonische Beziehung aufzubauen, weil du in die gleichen Muster wie bei deiner Mutter/Familie verfällst. So blöd es klingt, aber übe dich in der Selbstliebe, dass du dich vollständig so annimmst wie du bist.

Sei dir selbst bewusst wer du bist. Gebe dir selbst den Wert den du verdienst unabhängig von allen anderen. Achte dich selbst! Ziehe deine eigenen Grenzen und lebe nach deinen eigenen Vorstellungen, du musst dich mit niemandem (auch wenn es deine Eltern sind) abgeben, wenn sie dich nicht respektieren und als die Person die du bist achten. Und der letzte Punkt: Wenn du das alles verinnerlicht hast, kannst du dir auch selbst vertrauen. Du bist wer du bist, mit deinen Stärken und Schwächen, und du entscheidest und handelst wie du es für richtig hältst. Gestehe dir auch ein Fehler zu machen oder mal "komisch" auf andere zu wirken, je mehr du du selbst bist und zu dir stehst desto mutiger wirst du und desto weniger empfindest du Angst und Panik in Situationen, die dir jetzt noch Schweißausbrüche verursachen. 

Deine Eltern haben halt eine enorme Macht über dich, du bist ausgeliefert seit du auf die Welt gekommen bist. Du brauchtest sie, dass du ein Dach über dem Kopf hast, Essen, Trinken und auch Zuneigung. Bedinungslose Zuneigung gab es sicherlich nicht, alles wurde an Bedingungen geknüpft. 

Stichwort Maslowsche Bedürfnispyramide:

Maslow-Pyramide.gif

Für die 2 untersten haben sie gesorgt. Bei der 3. Stufe haben sie leider vollkommen versagt und wenn du eh schon Angst hast dich anderen zu öffnen, dann kannst du das Defizit was in der Familie herrscht auch nicht ausgleichen durch Gespräche mit Freunden.

Ich kann dir nur raten dich komplett unabhängig von deinen Eltern zu machen, der erste Punkt ist Geld. Das machst du ja bald mit deiner Ausbildung, schau, dass du mit dem Geld auskommst, damit deine Wohnung, Essen, Kleidung etc. alles alleine finanziert bekommst. Damit haben deine Eltern schonmal nichtmehr die Macht über dich mit Geld.

Allgemein musst du schauen, das Machtverhältnis durch deine Eltern loszuwerden. Dir fehlt komplett die "rebellische" Phase der Jugend, weil du so dermaßen klein gehalten wurdest und dich somit garnicht selbst ausprobieren konntest. 

Du bist noch jung, du hast noch alles vor dir. Fange an wild und gefährlich zu leben, das Leben besteht nicht aus Sicherheit. Die Unsicherheit was passiert und ist macht das Leben erst richtig lebenswert. Wenn du mutig lebst und dich Ängsten stellst bist du lebendig, machst du es nicht bist du gehemmt und tot. Du wirst Sachen erleben von denen andere ihr ganzes Leben träumen, aber nie mutig genug waren es zu tun. 

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Dein Beitrag hier gibt mir Kraft und Hoffnung, danke! Ist sowas von gespeichert.

Das klingt für mich alles unvorstellbar und nicht-zu-mir-gehörend, aber vor 1 Jahr kamen mir diese Gedanken schon, wenn ich nur ans Küssen dachte.
Mit meinen Eltern (vor allem Mutter, Vater war selten da) ist es sehr schwer zu realisieren. Mein Leben war bis vor 2 Jahren noch "perfekt", ich musste dankbar sein und hatte die mit Abstand "tollste" Erziehung genossen - bis mich der Therapeut irgendwann aufgeweckt hat.
Selbst heute, 1,5 Jahre später. ist es schwer zu verdauen. Ich habe meine Kindheit komplett glorifizert und kann selbst jetzt schwer wütend auf meine Mutter sein, auch wenn das eine der Aufgaben der Therapie ist - Wut zu empfinden. Ich kann es noch nicht. Wenn ich etwas zu meinen Eltern empfinde, dann Trauer.

Aber ja, ich werde an die Arbeit gehen. Auch wenn es hart wird.
Das Forum ist nach wie vor genial. (Hab auch noch andere Themen gelesen)

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Glaub mir, das kommt noch mit der Wut und auch die ist vollkommen OK. Wenn du erstmal die Freiheit gespürt hast und den krassen Gegensatz zu Hause live mitbekommst wirst du dich auch umschauen wo der Typ kommt, der dir den Oscar für 20 Jahre beste Schauspiel-Leistung überreicht. 

Lass dir dann kein schlechtes Gewissen einreden, warum du dich nicht so oft meldest etc. da werden noch einige Tests auf dich zukommen. Je mehr du du selbst bist desto mehr prallt sowas an dir ab und die Eltern kommen dann nach einer Zeit ganz kleinlaut an, weil sie merken, wie sie nichtmehr die Macht über dich haben. Das ist auch ihre größte Angst die Kontrolle zu verlieren über dich und dein Leben. So ist es aber oft im Leben, viele wollen dich mundtot und klein halten, weil sie sonst mit ihren eigenen Problemen, Ängsten und Sorgen konfrontiert würden. 

Irgendwann macht es dann richtig Spaß, stell dir nur mal das Gesicht vor, wenn du erzählst, dass du mit Kampfsport angefangen hast, durch die Welt reist, oder sonst einfach das machst was du willst und neues ausprobierst. Das wird ihr ganzes kleines Weltbild ins wanken bringen. Die Kommunikation mit anderen bekommst du dann auch noch in den Griff und plötzlich bist du wie ausgewechselt. Nichtmehr der kleine angepasste Junge, sondern der Typ, der sein Leben lebt und jeden Moment genießt, mit der Kellnerin beim Essen mit deinen Eltern im Restaurant flirtet und sich langsam aber sicher zum richtigen Mann entwickelt.

Lös dich langsam, aber sicher, sonst bist du auch mit 30 noch keinen Schritt weiter und fragst deine Eltern noch welches Auto du dir kaufen sollst/darfst, lässt dir einen Urlaub nach Thailand ausreden und rennst den Frauen hinterher und bettelst nach deren Anerkennung. 

 

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