Artikel über Introvertiertheit

5 Beiträge in diesem Thema

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Netter Schülerzeitungsartikel von einem Mädchen in der Zeit (ok, man nennt das heute "Journalistin" und "Social Selfbellylookreport" oder so):

http://ze.tt/warum-ich-mich-auf-partys-immer-heimlich-davonstehle/
 

Es geht um Introvertiertheit und um Leute, die soziale Kontexte einfach als anstrengend erleben. Man schätzt den Anteil der Introvertierten auf bis zu 30%.

Nach Forscheransicht haben Betroffene nicht notwendigerweise soziale Ängste oder leiden unter Schüchternheit, sondern die Dosis an Sozialleben, die sie vertragen, ist einfach geringer. Dieses Persönlichkeitsmerkmal sei sehr resistent gegenüber Veränderungen. Wer es dennoch versuche, laufe Gefahr sich psychisch zu malträtieren, man fühle sich letztlich minderwertig.

 

Kann ich so aus meinem Erleben bestätigen. Gruppen sind für mich die Hölle, eine Disco die Steigerung davon. Wenn ich allein auf einem Fest oder in einem Club bin, bin ich der einsamste Mensch auf der Welt. Das ist aber auch nicht anders, wenn ich mit einer Gruppe dabin. Alle haben (scheinbar) Spaß und unterhalten sich, nur nicht mit mir.  Jede einzelne Person dort mißachtet ostentativ meine Existenz und meine Bedürfnisse. Ich habe gefühlt keine Möglichkeit, mit irgendjemandem in Kontakt zu treten. Klar, ich kann zu irgendwem irgendwas sagen, aber das kann ich mit demselben Erfolg auch mit dem Blumentopf neben mir.

Für mich ist glaube ich der Grad der Oberflächlichkeit des Sozialkontakts das Kriterium, wann ich ihn als anstrengend oder verletzend empfinde.

Ich weiß noch aus Gründungszeiten in so einem alternativen Projekt, da saß man nach getaner Arbeit um das Lagerfeuer und hat sich unterhalten. Sämtliche Leute kannten sich - auch ich sie - ziemlich gut. Auch wenn es z.B. 10 Leute waren, empfand ich das als angenehm, weil die Interaktion persönlich war. Ich wußte, was ich sage, wird wahrgenommen und mir als Mensch zugeordnet. Paar Jahre später, selbe Gruppe, andere Menschen. Total oberflächlich, von dreiviertel der Leute kenne ich nichtmal den Namen. Man sitzt immer noch am Lagerfeuer, aber man labert eine oberflächliche Scheiße, aus der sich keine Inhalte entnehmen lassen. Der Versuch, an der Kommunikation teilzunehmen, sie wenigstens zu entschlüsseln, ist für mich so anstrengend wie auf Kokosnüssen stehend einen Turm Medizinbälle zu balancieren.  Ich habe mich nicht geändert in der Zeit, sondern es ist eine andere Gruppe geworden. Und zwar eine der üblichen, anstrengenden Art.

 

Pickupmäßig ist man damit natürlich äußerst gehandicapt. Was für Selbstdarsteller der Einstieg ist ("Hey, schaut mal alle her, ich bin der tollste Mensch auf der Welt"), ist mit den Merkmalen von Introversion bereits die mit allergrößter Anstrengung erreichbare Endleistung.

 

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Ja, Asendorpf ist da tatsächlich ein guter Gesprächspartner für.

Man kann halt grob sagen es gibt Leute, die laden in Interaktion mit andern ihre Akkus auf und andere, die das Kraft kostet, die alleine dann ihre Akkus wieder aufladen.

Ich glaube aber dein Schluss zu PU ist nicht richtig.

vor 3 Minuten schrieb HerrRossi:

Gruppen sind für mich die Hölle, eine Disco die Steigerung davon.

vor 4 Minuten schrieb HerrRossi:

Pickupmäßig ist man damit natürlich äußerst gehandicapt. Was für Selbstdarsteller der Einstieg ist ("Hey, schaut mal alle her, ich bin der tollste Mensch auf der Welt"), ist mit den Merkmalen von Introversion bereits die mit allergrößter Anstrengung erreichbare Endleistung.

PU bietet dir einen Werkzeugsatz, aus dem du dir raussuchst was du brauchst und was für dich funktioniert. Ich finde Disco auch total blöd. Aus anderen Gründen. Aber dann verlegt man sich eben auf andere Bereiche - seis jetzt Streetgame, oder SC-Game (funktioniert über Hobbys / Stammtische durchaus gut), oder man macht eben doch online-Game.

Man darf einfach nicht vergessen: Es gibt nicht DEN PUA. Jeder hat Stärken und Schwächen und muss die eben sinnvoll einsetzen.
Zusätzlich: Der Ort des Kennenlernens ist ein Screening-Faktor. Gehst du in die Disko, lernst du dort eine ganz spezielle Art von Leuten kennen (macht gerne Party, mag große Gruppen, mag Musik xy). Wenn das nicht dein angestrebter Partner ist, dann solltest du besser woanders jagen ;-)

Zusammenfassend: Nur weil für viele Clubgame funktioniert, muss es nicht dein Weg sein. Such dir aus den Methoden das raus, was zu dir passt. Guck dir an, wie viele hier sagen "Ich mache Clubgame, aber Daygame ist nicht so meins." Andere Persönlichkeit, andere Zielgruppe, andere Stärken, anderes Game.

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So war es auch bei mir. Ich habe so bis 25-27 gegen meine Introvertiertheit angekämpft, wollte mich umpolen, weil die Gesellschaft die Extrovertierte bevorzugt und mehr akzeptiert. Ich ging alleine in die Disco, dabei habe ich mich ständig dem Stress ausgesetzt, ich fühlte mich sehr unwohl, auch wenn einige Leute dabei waren, die ich kannte. Ich habe versuch ständig irgendwelche Veranstaltungen zu besuchen, auch da fühlte ich mich wie am falschen Ort. Dagegen, wenn ich einen Spaziergang im Wald mache oder mit meinem MB durch Wald fahre, fühle ich mich danach sehr glücklich und erholt, ich entwickle dabei neue Idee und werde oft kreativ.  

Also, je mehr ich gegen meine Natur ankämpfte, desto mehr fühlte mich minderwertiger, das mit mir irgendwas falsch ist.  

Hat etwas gedauert, bis ich verstanden habe, dass bestimmte Wesenszüge schon seit der Geburt veranlagt sind und nicht zu ändern sind. Man sollt eher das Positive aus ihnen ziehen, ist halt nur schade, dass die Gesellschaft Introvertiertheit wie eine Krankheit ansieht, die man heilen kann. In USA ist das leider noch schlimmer.  

bearbeitet von Sotha

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Als introvertierter Mensch in unserer Gesellschaft zu leben, ist aber auch garnicht so schwer, wenn man diese Eigenschaft an sich nicht nur akzeptiert, sondern sich auch gut genug kennt, um Ausgleich schaffen zu können. Will heißen, ich weiß, dass Clubs oder Partys, Smalltalk und alles das einfach nur anstrengend für mich sind. Früher hatte ich da gar keine Lust drauf, und ging da nie hin, heute macht mir das manchmal Spaß, wenn ich in guter Gesellschaft dort bin, die Musikrichtung/Szene meinem Geschmack entspricht, und es vor allem nicht zu häufig vorkommt. 

Das bedeutet, ich gehe inzwischen etwa einmal im Monat weg, wenn ich grade in der Arbeit schon viel um die Ohren hab und mich nicht gut fühle, dann garnicht. Dort versuche ich dann, Menschen zu finden, mit denen man ein tieferes Gespräch führen kann als üblich. Das geht tatsächlich, Frame halten, Comfort schaffen, sich emotional beteiligen - PU liefert Skills, mit denen man auch eine nichtsexuelle soziale Interaktion positiv beeinflussen kann. Bei mir funktioniert das relativ oft, und ich werde tatsächlich von einigen Leuten grade deshalb geschätzt. 

Ansonsten halte ich ebenwenig bis gar keinen Kontakt zu "Bekannten", mit denen es immer nur um Belanglosigkeiten geht. Ich versuche, mein Privatleben mit Menschen zu füllen, die mich als Person wahrnehmen, und umgekehrt. 

Neulich hatte ich eine Feier bei mir daheim, hatte eingeladen - und zwar wirklich nur die Menschen, mit denen ich mich gerne umgebe - und hatte plötzlich 20 Leute da. Über die Hälfte von denen "mag keine Menschen", ist also auch irgendwie introvertiert, und fühlt sich in Gruppen nicht wohl. Nicht alle kannten sich untereinander - aber alle fühlten sich wohl, inklusive mir, obwohl ich immer geglaubt hatte, eine solche Masse an Leuten überfordert mich... 

Ich stelle fest, es ist eine Frage von Screening. Und eine Frage dessen, wie viel man sich davon geben will - mal weggehen und dann Ausgleich schaffen, ist was ganz anderes als Party jedes Wochenende. 

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Blöde Frage, was sind denn geeignete Jagdreviere für Intros, Kurse? Kneipen? Wo geht gamed ihr? Ich habe dasselbe Problem. Ich habe bisher ein einziges Mal in meinem Leben dass weggehen genießen können - und das war in einer kleinen abgesifften Rockerkneipe in Köln.

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