Schlimmstes Jahr meines Lebens überwunden und komme jetzt nicht aus dem Quark

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Hallo zusammen,

die Situation ist folgendermaßen: Ich bin jetzt 23 und habe letztes Jahr meinen Bachelor (B. Eng.) fertig gemacht, habe gleichzeitig gegen eine mittelschwere Depression gekämpft und dabei und danach gearbeitet. Parallel dazu ist mein altes Lebensmodell kaputt gegangen - mein ehemaliger, langjähriger bester Freund ist mir nichts dir nichts mit meiner Ex zusammengekommen. Auch ist mittlerweile klar geworden, dass er ein Narzist ist. Ich bin aufgrund dieser Ereignisse dann Ende letzten Jahres aus der WG, die ich mit ihm gegründet hatte, regelrecht „geflohen“ und wohne jetzt alleine.

Er und sie sind also weg (und damit zwei wichtige Stützen) und ich fühle mich jetzt verdammt einsam und damit ist irgendwie alles zusammengebrochen. Der gemeinsame Traum von ihm und mir, sich in der Großstadt ein "geiles Leben aufzubauen", ist spätestens an diesem Punkt zerplatzt und retrospektiv alles in Frage gestellt. So als ob ich in den letzten vier Jahren eine Illusion gelebt hätte. Wer mal mit einem Narzisten gelebt hat, weiß vielleicht was ich meine.

Ich könnte jetzt darüber rumheulen, wie scheiße das alles ist, dass ich mich letztes Jahr lange Zeit einfach nur umbringen wollte und das schlimmste Jahr meines Leben hatte, aber ich habe diese Depression GOTT SEI DANK überwunden und kann zumindest wieder klar denken. Ich will positiv in die Zukunft blicken und mir etwas schönes aufbauen.

Das Problem ist, dass ich einfach nicht aus dem Quark komme. Ein wesentliches Problem ist z.B. Einsamkeit. Quasi seit meiner Pubertät habe ich es nicht geschafft, einen richtigen Charakter zu entwickeln. Stattdessen war ich ein Mitläufer-Typ, habe Rollen gespielt, war angepasst und habe dadurch keine echten, tiefen Beziehungen aufgebaut. Mal abgesehen von den Beziehungen zum Narzisten-Freund, der jetzt weg ist, und einem alten Schulfreund, den ich alle paar Wochen mal sehe. Stattdessen habe ich ein paar weibliche Freundinnen, die aber oft nur was von mir wollen, und eher oberflächliche Bekanntschaften zu Kerlen.

Leider weiß ich nicht, was "normal" und gesund ist. Ich fühle mich schlecht damit, dass ich jetzt ein Jahr ohne Freundin merke, dass ich ohne nicht richtig klar komme. Dieser Umstand fühlt sich schwach und falsch an. Ich merke ganz eindeutig, dass da etwas fehlt. Das Körperliche, das Vertrauen, und jemanden zu haben, mit dem man Dinge unternimmt und einfach zusammen durchs Leben geht. Ich habe Frauen, die sich für mich interessieren, aber sie hauen mich nicht um. Keine passt wirklich zu mir. Und eigentlich will ich auch ohne eine klar kommen. 

Vor Corona habe ich wirklich viel getan, um dem Problem der Einsamkeit zu begegnen. Ich habe z.B. wie ein Bekloppter Karneval gefeiert und bin richtig rumgekommen, war total sozial unterwegs, obwohl ich eigentlich introvertiert und schüchtern bin. So doll, dass ich am Ende im Krankenhaus gelandet bin - nicht wegen Alkohol, sondern weil meine Psyche nicht damit klar kam. Ich bin auch öfter mal zum Sport mit verschieden Leuten. Habe mich deutlich öfter als früher mit Freunden getroffen, das wirklich gepflegt. Aber es hat alles irgendwie nicht so richtig was genützt. Ich hänge hier in meiner Bude und bin einfach echt verbittert. 

Ich glaube das reicht erstmal an Text - sorry, ich habe schon versucht mich kurz zu fassen. 

Habt ihr Ratschläge für mich? 

Alles Liebe

Blackfree

bearbeitet von Blackfree

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Ja, ein Jahr das dich geprägt hat!! Wird deinen Charakter formen. 

Es gibt Zeiten/Phasen im Leben, da kommt es dicke. So richtig dicke... Auch wenn sie alles andere als schön sind, in diesen Zeiten/Phasen wachsen wir. Wolltest du nicht deinen Charakter formen? Kein Mitläufer mehr sein? Dann sind gerade solche Zeiten gut für dich, weil sie dich auf dich selber zurückwerfen. Sie zwingen dich dazu mal genauer hinzuschauen, dich zu hinterfragen und deinen Status Quo abzuchecken. Das solltest du nutzen, um dich weiterzuentwickeln. 

Ein bisschen jammern darfst du auch dabei, aber bitteschön, du bist weder verbittert, noch sind beide Beine ab. Alle Möglichkeiten stehen dir offen und du kannst dich in jede Richtung orientieren, in die du gehen magst. 

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vor 15 Stunden, Blackfree schrieb:

Vor Corona habe ich wirklich viel getan, um dem Problem der Einsamkeit zu begegnen. Ich habe z.B. wie ein Bekloppter Karneval gefeiert und bin richtig rumgekommen, war total sozial unterwegs, obwohl ich eigentlich introvertiert und schüchtern bin. So doll, dass ich am Ende im Krankenhaus gelandet bin - nicht wegen Alkohol, sondern weil meine Psyche nicht damit klar kam.

Sorry, dass ich (erstmal) nicht auf deinen Post eingehe...aber diese Textstelle hat mich sehr interessiert. Warum genau musstest du in Krankenhaus?

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vor 45 Minuten, LastActionHero schrieb:

Sorry, dass ich (erstmal) nicht auf deinen Post eingehe...aber diese Textstelle hat mich sehr interessiert. Warum genau musstest du in Krankenhaus?

Ich hatte Orientierungsprobleme & Schwindel. Wenn ich mich bewegt habe hat alles geschwankt, und ich kam mehrere Tage kaum aus dem Haus, weil ich mich in der Stadt nicht richtig verorten konnte. Nach Hause zu finden war schwierig, weil ich es kognitiv irgendwie nicht hinbekommen habe, mir den Weg auszumalen usw. Und ich war enorm gestresst einfach (Angst), glaube ich im Nachhinein. In der Neurologie konnte aber nichts festgestellt werden, man ging eher von psychosomatischen Beschwerden aus. Das hat sich dann auch nach ein paar Tagen wieder gelegt. 

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vor 16 Stunden, Blackfree schrieb:

Das Problem ist, dass ich einfach nicht aus dem Quark komme. Ein wesentliches Problem ist z.B. Einsamkeit. Quasi seit meiner Pubertät habe ich es nicht geschafft, einen richtigen Charakter zu entwickeln. Stattdessen war ich ein Mitläufer-Typ, habe Rollen gespielt, war angepasst und habe dadurch keine echten, tiefen Beziehungen aufgebaut. Mal abgesehen von den Beziehungen zum Narzisten-Freund, der jetzt weg ist, und einem alten Schulfreund, den ich alle paar Wochen mal sehe. Stattdessen habe ich ein paar weibliche Freundinnen, die aber oft nur was von mir wollen, und eher oberflächliche Bekanntschaften zu Kerlen.

Da würden sich einige hier die Finger nach lecken.

Um auf den Absatz zurück zu kommen: Eigentlich ist es jetzt der perfekte Zeitpunkt für dich, dass auszuhalten bzw. das anzugehen. Dank Corona kannst du aktuell nichts anderes machen. Nimm dir mal die Zeit und die Ehrlichkeit und guck, welche Rollen du gespielt hast, warum du die gespielt hast und was sie dir gebracht haben. Oft haben die einen tieferen Sinn und sind nicht so aus Jux & Tollerei entstanden, die hat man selbst gut weiter entwickelt. Schreib das auf ein Blatt Papier, vergleich die miteinander und dann mach dir Gedanken, wer du eigentlich bist und wer du sein willst. Oft gibt es Überschneidungen bei solchen Rollen und den eigenen Vorstellungen / der eigenen Person. 

Jeder hat einen Charakter. Manchmal muss man ihn nur wieder freischaufeln bzw. finden. Und dafür hast du grad die beste Zeit erwischt, weil du keine Ablenkung von außen hast. 
Du musst halt nur ehrlich zu dir sein, auch wenns unangenehm, peinlich oder schmerzhaft wird - wenn das eintritt, bist du an der richtigen Stelle. 

vor 16 Stunden, Blackfree schrieb:

Leider weiß ich nicht, was "normal" und gesund ist. Ich fühle mich schlecht damit, dass ich jetzt ein Jahr ohne Freundin merke, dass ich ohne nicht richtig klar komme. Dieser Umstand fühlt sich schwach und falsch an. Ich merke ganz eindeutig, dass da etwas fehlt. Das Körperliche, das Vertrauen, und jemanden zu haben, mit dem man Dinge unternimmt und einfach zusammen durchs Leben geht. Ich habe Frauen, die sich für mich interessieren, aber sie hauen mich nicht um. Keine passt wirklich zu mir. Und eigentlich will ich auch ohne eine klar kommen. 

Du brauchst dich nicht schlecht fühlen. Sei eher froh, weil genau dadurch kommst du grad ins Handeln und ins Angehen des Problems. 

Du kannst aktuell nichts an der Situation ändern, dass dir jemand fehlt, dass dir das Körperliche abgeht o.ä. Aber du kannst an dir selbst arbeiten, dass es nicht mehr so weit kommt. Mach dein Leben nicht von Personen in deinem Umfeld abhängig - klar tut es weh, dass dein bester Freund mit deiner Ex zusammen ist und dir jetzt zwei wichtige Stützpfeiler weggebrochen sind - aber du kannst jetzt entweder damit versauern und ständig trostlos sein oder dich jetzt aufraffen und dein Glück & deine Zufriedenheit selbst in die Hand nehmen. 

vor 16 Stunden, Blackfree schrieb:

Vor Corona habe ich wirklich viel getan, um dem Problem der Einsamkeit zu begegnen. Ich habe z.B. wie ein Bekloppter Karneval gefeiert und bin richtig rumgekommen, war total sozial unterwegs, obwohl ich eigentlich introvertiert und schüchtern bin. So doll, dass ich am Ende im Krankenhaus gelandet bin - nicht wegen Alkohol, sondern weil meine Psyche nicht damit klar kam. Ich bin auch öfter mal zum Sport mit verschieden Leuten. Habe mich deutlich öfter als früher mit Freunden getroffen, das wirklich gepflegt. Aber es hat alles irgendwie nicht so richtig was genützt. Ich hänge hier in meiner Bude und bin einfach echt verbittert. 

Feiern gehen und auf Krampf Menschen kennenlernen hilft vielleicht primär kurzzeitig, aber die wirkliche Ursache bekämpft es nicht. Es hilft auch nicht, sich komplett gegen seine Charaktereigenschaften zu stellen und genau das Gegenteil zu machen. Das liegt aber vermutlich daran, dass du nicht zu 100% sicher bist, wer oder was du bist. Manchmal muss man das mit Trial & Error rausfinden, um zu wissen, dass man da nicht zu gehört. 

Versuch mal, in der jetzigen, wenn auch blöden Situation, nicht nur das negative zu sehen sondern auch einen Funken positives. Wäre die Corona-Kacke jetzt nicht, dann würde dich das ganze halt irgendwann später einholen. Jetzt hast du Zeit dafür, genau das anzugehen und die Einsamkeit auszuhalten und dir ein neues Mindset anzutrainieren bzw. dich kennen zu lernen. 

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Am 31.3.2020 um 11:55 , MissXYZ schrieb:

Nimm dir mal die Zeit und die Ehrlichkeit und guck, welche Rollen du gespielt hast, warum du die gespielt hast und was sie dir gebracht haben. Oft haben die einen tieferen Sinn und sind nicht so aus Jux & Tollerei entstanden, die hat man selbst gut weiter entwickelt.

Ich bin immer noch in Therapie und im Prinzip machen wir das gerade, wir sammeln also gerade alle Rollen/ Modi von mir. Bin gespannt, was dabei noch so herauskommt. 

 

Ich bin einfach völlig verkrampft und fast pausenlos darüber am nachdenken, wie ich mein Leben gestalten will. Bisher war das nicht so, in meinem Leben hab ich einfach meinem Bauch vertraut und gemacht. Das Problem ist, und das verunsichert mich jetzt auf einer fundamentalen Ebene: Mit dieser Art zu leben bin ich halt völlig vor die Wand gefahren. 

- Ich habe den falschen Bachelor gewählt. In einem der möglichen Arbeitsbereiche hab ich jetzt ein Jahr gearbeitet und gemerkt, dass das einfach echt nicht meins ist. Die anderen Arbeitsbereiche kommen sogar noch weniger in Frage. Lediglich einen Beruf kann ich mir vorstellen, als Notnagel.   

- Ich habe kein vernünftiges Sozialleben aufgebaut. Habe daher keinen festen Freundeskreis und nicht die sozialen Aktivitäten, wie ich sie mir wünschen würde. 

- Ich habe mich nicht gut um mich gekümmert. Habe Drogen genommen, die ich nicht hätte nehmen dürfen. Habe von anderen persönliche Grenzen überschreiten lassen. War freiwillig im Einsatzdienst bei der Feuerwehr, bin zu oft nachts raus und habe Einsätze mit Toten zu nah an mich herangelassen. Der psychische Stress durch all das ging so weit, dass ich über Wochen hinweg am dissoziieren war und mich nicht mehr im Spiegel erkannt habe. Ich war auf einem anderen Stern.   

Ich mache mir da überall keinen Vorwurf. Ich wusste es bisher einfach alles nicht besser und habe immer so entschieden, wie ich es für richtig gehalten habe. Aber jetzt stehe ich hier und bin, mit mehreren Monaten Abstand, völlig verschreckt und ängstlich mein Leben wieder aufzubauen, weil ich nie wieder diese Todesängste, Suizidgedanken, Panikattacken, Horror-Trips usw. erleben will. Ich glaube man kann von Glück reden, dass ich nicht in einer geschlossenen Klinik gelandet bin. 

Im Alltag komme ich jetzt wieder ganz gut zurecht. Ich bin wie gesagt nicht mehr depressiv, habe durchaus soziale Kontakte (wenn auch lange nicht wie gewünscht) und kann mich selber ernähren. Aber die Konsequenz nach all diesen Sachen ist, dass ich keine Entscheidungen mehr treffen kann. Ich traue mich nicht, einen Master zu wählen. Traue mich teilweise nicht, mit Frauen Sex zu haben oder eine näher kennen zu lernen - es könnte ja die Falsche sein. Und so zieht sich das durch alle Lebensbereiche. Stattdessen muss das, was ich tue, alles perfekt sein. 

 

Das auch einfach mal so niedergeschrieben, vielleicht kann man dazu ja was sagen. Für mich ist das gerade schon ein großer Akt, meine Gedanken so niederzuschreiben. Aber ich glaube das beschreibt meine Situation/ das Problem ganz gut. 

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Am 31.3.2020 um 11:32 , Blackfree schrieb:

Ich hatte Orientierungsprobleme & Schwindel. Wenn ich mich bewegt habe hat alles geschwankt, und ich kam mehrere Tage kaum aus dem Haus, weil ich mich in der Stadt nicht richtig verorten konnte. Nach Hause zu finden war schwierig, weil ich es kognitiv irgendwie nicht hinbekommen habe, mir den Weg auszumalen usw. Und ich war enorm gestresst einfach (Angst), glaube ich im Nachhinein. In der Neurologie konnte aber nichts festgestellt werden, man ging eher von psychosomatischen Beschwerden aus. Das hat sich dann auch nach ein paar Tagen wieder gelegt. 

WOW! Genau diese Problematik hatte ich auch GENAU nach dem Erwerb meines Bachelors. 8 Monate Dauerschwindel mit zig ärztlichen Untersuchungen und 3-wöchiger Kur. Dachte damals wirklich ich sterbe. Dann irgendwann ging's mir besser, bis heute nicht mehr aufgetreten (3 Jahre).

bearbeitet von Samuelsama

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Wir Lafars kennen das. Wir Lafars sind für dich da.

 

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Gast
Am 1.4.2020 um 19:15 , Blackfree schrieb:

Im Alltag komme ich jetzt wieder ganz gut zurecht. Ich bin wie gesagt nicht mehr depressiv, habe durchaus soziale Kontakte (wenn auch lange nicht wie gewünscht) und kann mich selber ernähren. Aber die Konsequenz nach all diesen Sachen ist, dass ich keine Entscheidungen mehr treffen kann. Ich traue mich nicht, einen Master zu wählen. Traue mich teilweise nicht, mit Frauen Sex zu haben oder eine näher kennen zu lernen - es könnte ja die Falsche sein. Und so zieht sich das durch alle Lebensbereiche. Stattdessen muss das, was ich tue, alles perfekt sein. 

Ich glaube du hast aufgrund des ganzen , massive Ängste entwickelt. Du bist nähmlich eigentlich ein sehr intelligentes Wesen und hast gelernt: Wenn ich mich wem anvertraue , ob Freund oder Frau, kann ich extrem hart verletzt werden.

Wenn ich ein Studium anfange , kann ich sogar nach Jahren erkennen , dass es nicht meins ist und ins unglück stürzen.

Wenn ich als Feuerwehrman arbeite , was alle als sehr ehrenvoll ansehe , kann ich den Tod sehr nahe mitansehen , obwohl ich das gar nicht will.

 

Ich würde sagen dieser "Perfektionismus" ist nicht das richtige wort. Du vermeidest gerade Schmerz mit allen Mitteln und das machst du in dem du den "sicheren" Weg gehst. Wer niemanden an sich ranlässt , der muss auch keine Angst haben verletzt zu werden , richtig?

Aber wer nie das Risiko eingeht, der wird auch nie wirklich gewinnen.

Dein ex-Mitbewohner + bester Freund war ja offensichtlich jemand den du als Narzissten beschreibst (ich gehe mal davon aus , es gibt keine Diagnose , aber du ziehst das aus seinem verhalten). Das gute ist , du hast ne menge unfassbar wertvolle Erfahrungen machen können UND du bist noch verdammt jung. 

23 Jahre alt , bachelor of E. , beziehungserfahrung, schon ehrenamtlich harte arbeit verrichtet , du bist glaub ich für viele n 6er im Lotto wenn du es richtig spielst.

Am 1.4.2020 um 19:15 , Blackfree schrieb:

- Ich habe den falschen Bachelor gewählt. In einem der möglichen Arbeitsbereiche hab ich jetzt ein Jahr gearbeitet und gemerkt, dass das einfach echt nicht meins ist. Die anderen Arbeitsbereiche kommen sogar noch weniger in Frage. Lediglich einen Beruf kann ich mir vorstellen, als Notnagel.   

- Ich habe kein vernünftiges Sozialleben aufgebaut. Habe daher keinen festen Freundeskreis und nicht die sozialen Aktivitäten, wie ich sie mir wünschen würde. 

I disagree. Ich denke du hast einfach ne Wahl getroffen und das war das beste was du hättest tun können. Denn die alternative wäre gewesen , nichts zu machen. Es ist viel normaler als du denkst , die Karriereschiene zu wechseln oder mal in verschiedene Bereiche zu schnuppern.

Ich denke auch nicht , dass du kein Sozialleben aufgebaut hast , nur nicht dass was du dir wünschst. Du hast glaub ich sogar viel versucht und viel gearbeitet , aber der Gedanke , dass du SOVIEL gemacht hast und es trotzdem nicht reicht , das tut halt weh. 

So blöd das klingt , das gehört zum Leben dazu. 

Hab ähnlich wie du eine Situation wo ich jemanden kenne seit 10 Jahren und es langsam gedämmert hat , er hat sehr viel narzisstische Charakterzüge etc. , manchmal braucht es zeit. 

JETZT erst hab ich quasi die Möglichkeit RICHTIG zu filtern.

Du bist sogar 5 Jahre jünger als ich , du hast noch viel zeit und alle Mittel UND du gehst in Therapie.

Am 1.4.2020 um 19:15 , Blackfree schrieb:

- Ich habe mich nicht gut um mich gekümmert. Habe Drogen genommen, die ich nicht hätte nehmen dürfen. Habe von anderen persönliche Grenzen überschreiten lassen. War freiwillig im Einsatzdienst bei der Feuerwehr, bin zu oft nachts raus und habe Einsätze mit Toten zu nah an mich herangelassen. Der psychische Stress durch all das ging so weit, dass ich über Wochen hinweg am dissoziieren war und mich nicht mehr im Spiegel erkannt habe. Ich war auf einem anderen Stern.   

Kenne ich. Kiffe und Rauche nicht mehr UND trinke keinen Alkohol. War die beste Entscheidung, hilft mir enorm. Hat aber 2 Krankenhausauftenthalt nach zuviel suff gebraucht und jahrelangen Missbrauch.

Mit 23 das zu erkennen , TOP. 

Kann dir nur nahe legen zu meditieren und die emotionen rauszulassen. Denn du bist nicht deine Gedanken. Du bist mehr.

Und ich glaube daran , dass du bald wieder an dich glaubst und das ganze in den Griff kriegst.

Viel erfolg wünsche ich dir von ganzen Herzen.

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Am 4.4.2020 um 12:15 , jeadony schrieb:

Ich glaube du hast aufgrund des ganzen , massive Ängste entwickelt. Du bist nähmlich eigentlich ein sehr intelligentes Wesen und hast gelernt: Wenn ich mich wem anvertraue , ob Freund oder Frau, kann ich extrem hart verletzt werden.

Ja, das ist es eigentlich. Ich hab wahnsinnig Schiss davor, wieder vor die Wand zu fahren. Unabhängig von Corona bin ich einfach schon seit Wochen bzw. Monaten in dem Modus, dass ich hin und her überlege (und effektiv fast nichts mache):

- Diesen oder jenen Master machen? Ich könnte ja wieder ne falsche Wahl treffen

- Überhaupt einen Master machen? Oder nicht doch selbstständig machen, weil ich keine Lust auf das Angestellten-Hamsterrad habe? 

- In der Stadt bleiben oder für einen Master umziehen? Ich müsste mir alles neu aufbauen und es ist nicht sicher, ob das klappt. Andererseits mache ich es mir ohne Umzug vielleicht auch etwas einfach und verpasse wichtige Erfahrungen. 

Ich wüsste gerne, wie andere Menschen mit solchen Fragen umgehen. Vermutlich entscheiden die nach einer gewissen Zeit einfach. Aber ich habe Angst, dass ich mit diesen Entscheidungen mein Leben verkacke. Ich habe nur dieses eine Leben und will nicht die nächsten 40 Jahre jeden Tag im Büro denken, dass dieser Scheiß gerade mein Leben sein soll. Das kann es doch nicht sein, dass man sich für 30 Urlaubstage so dermaßen versklavt. Vielleicht ist das auch nur eine selektive Wahrnehmung, aber ich habe zu viele Menschen gesehen, darunter auch meine Eltern, die halt ein "so da"-Leben führen. Die strahlen nicht, sondern leben halt jeden Tag und haben ihre Probleme und sitzen ihre Zeit ab, bis sie dann irgendwann sterben. Habe manchmal das Gefühl, dass "die fetten Jahre" in meinem Leben schon vorbei sind. 4 Jahre ganz cooles Studentenleben mit tollen Erfahrungen, und ab jetzt kommt für den Rest des Lebens nur noch scheiße. Das kann es doch nicht gewesen sein. Das waren dann auch wesentliche Auslöser für meine Suizidgedanken/ Depression.  

Danke für eure Beiträge bisher, da ist einiges hilfreiches dabei. 

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Moin Blackfree,

Ich bin echt in einer sehr ähnlichen Situation was viele Dinge deines Lebens angeht. Gleiches Alter, falscher Bachelor, eine schwierige Entscheidung zu fällen was ich jetzt mache und habe auch die gleichen Gedanken bezüglich der 9/5 Jobs. Keine unserer Entscheidungen ist ewig und nicht revidierbar. Du fängst einen Master an und es passt nicht? Mach was anderes. Du versuchst "unerfolgreich" an, ein Unternehmen aufzubauen? Dann mach auch hier was anderes. Bei jedem Versuch lernst du auch etwas neues, was die anderen in der Hinsicht über dich denken kann dir ja echt egal sein. Du kannst für dich aus allem was gutes ziehen, wenn du danach suchst und den Blick darauf tust. Nicht ohne Selbstkritik selbstverständlich. Absolute Ehrlichkeit, vor allem mit sich selber ist denke ich DER Schlüssel. Für tiefe, echte Beziehungen. Für die Jobs, die einem Spaß machen und für einen gesunden Lifestyle. Man muss erkennen, dass diese Masken und Fassaden nichts bringen. Weder dir noch anderen. Wie kannst DU geliebt werden, wenn DU dich nicht zeigst? Ich bin einigen ein Anstoß in dem was ich sage, die Leute, die ich in meinem Umfeld habe kennen mich und mögen/lieben mich für das was ich bin. Nicht für eine Maske. Obwohl ich auch immer wieder mich selber damit konfrontieren muss diese Rollen nicht einzunehmen und die Maske abzunehmen. Versuche es. Es ist kein unbedingt leichter Weg, ich sehe aber für ECHTE Beziehungen für mich keine andere Lösung. Ich hoffe meine wilden Gedanken können dir etwas weiterhelfen 😉

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Ich möchte nochmal ein kleines Update geben. 5 Monate sind nun seit dem ersten Beitrag rum und es hat sich aus einiges getan.

Vor allem ist mir klar geworden, wie mental krank ich war und immer noch bin. 

Positiv kann man hier berichten, dass ich keine Angst- und Panikattacken mehr erleide. Ich habe einen neuen Nebenjob, bin meistens arbeitsfähig und kann dort komplexe, rechtliche Fragestellungen und Probleme bearbeiten. Ich erkenne mich im Spiegel wieder und bekomme auch mehr und mehr ein Gefühl dafür, wer ich bin und was ich fühle. Habe mich auf verschiedene Studiengänge beworben und mich entschieden, vorerst in meiner Stadt zu bleiben.  

Andererseits bin ich nach wie vor traumatisiert und fühle mich manchmal wie ein Soldat, der aus Afghanistan zurückgekommen ist. Zum Beispiel hatte ich am Sonntag ein Date, eigentlich war alles cool. Wir waren im Museum, aber plötzlich holt es mich ein: Ich fange durch irgendwas getriggert an, den Kontakt zu mir zu verlieren (im Fachjargon Depersonalisation) und stehe neben mir, bin so ein bisschen weggetreten. Später, draußen auf einer Bank, quatschen wir und sie meint (nicht vorwurfsvoll), dass sie mich von den Nachrichten her etwas hibbeliger erwartet hätte. Ich sage ihr, dass das bei mir tagesformabhängig ist und ich auch einfach schlecht geschlafen habe. Sie glaubt mir das, da ich das ganze gut überspielen kann, aber tatsächlich sitze ich versteinert neben ihr und habe heftige Flashbacks.

Sowas passiert mir fast jeden Tag, zu ganz unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten. Und das nimmt mir halt, wie ich es auch in einem anderen Thread angesprochen habe, einfach jede Lebendigkeit und Freude. 

Mit 18, 19, 20 war ich lebensfroh, hab Dinge probiert und gemacht, war lustig und wurde auf dem Campus angesprochen, die Leute haben sich gefreut, mich zu sehen und sind zu mir hin. Habe viele Projekte gemacht und mir viel zugetraut, war als Draufgänger bekannt. Dann aber kam irgendwann die Depression aus der Jugend wieder. Und Ängste. Beruflich war ich seit den Anschlägen in Paris 2015 stark mit dem Thema beschäftigt und da die Bedrohung teilweise sehr konkret war, haben sich hieraus reale Ängste und Albträume entwickelt. Zu allem Überfluss hab ich sogar noch einen der Gefährder, der konkret einen Anschlag vorbereitet hat, persönlich in einer JVA getroffen. Und Zuhause ballert der seit 10 Jahren vermeintlich beste Freund aka Narzisst deine Ex (und zu dem Zeitpunkt noch enge Vertraute). Fährste durch die Stadt, wird ein Junkie auf offener Straße reanimiert. Ne Woche später erlebst du, wie jemand vor deinen Augen stirbt, den du eigentlich retten sollst. 

Kannste dir nicht ausdenken sowas. Nur so Scheiße. Ich weiß auch, dass das nicht die Regel ist. Aber wenn man über mehrere Monate und Jahre nur sowas erlebt, dann hält man das irgendwann für normal. Das ist dann nämlich kein Spielfilm, sondern Realität.

Die Therapie hilft da auch leider momentan wenig, ich bin jetzt schon seit eineinhalb Jahren dran.  Die Depression ist zwar weg, aber die Flashbacks sind halt immer präsent. Wir arbeiten halt gerade noch daran, die Depersonalisation, also dass ich keinen Bezug zu mir und meinen Gefühlen etc habe, abzumildern. 

Ich würde einfach gerne die letzten drei Jahre aus meinem Leben "ausschneiden". Dann wäre wohl alles okay... 

 

 

 

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