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Vorabdaten:

- Mein Alter: 27

- Ihr Alter: 26
- Art der Beziehung: monogam
- Dauer der Beziehung: 3 Jahre
- Dauer der Kennenlernphase vor LTR: 5 Monate
- Qualität/Häufigkeit Sex: ...
- Gemeinsame Wohnung? Nein

Guten Abend liebes Forum, 

nach einiger Zeit des stillen Mitlesens, habe ich mich dazu entschlossen, mich nun selbst in diesem Forum anzumelden und mich an euch zu wenden. Seit Oktober 2019 bin ich von meiner Ex-Freundin getrennt, da sie sich entschieden hatte, unsere Beziehung zu beenden. Alles begann recht unspektakulär - wir haben uns über einen Bekannten kennengelernt. Zu Beginn schien sie sehr selbstbewusst, spontan, lebensfroh. Auch optisch war sie absolut ansprechend (verdient neben ihrem Beruf gutes Geld als Model). Wie dem auch sei - nach einiger Zeit fiel die Fassade. Ihr Alltag war geprägt von Selbstzweifeln, Missgunst gegenüber ihrem Umfeld und absolute Unzufriedenheit. Zudem hat sie eine kleine Tochter, zu welcher ich ein sehr gutes Verhältnis hatte.

Unsere Beziehung bestand im Endeffekt darin, dass ich stets als emotionaler Mülleimer gedient habe. Zum Dank wurde mein Geburtstag vergessen oder ich wurde zu Beginn der Beziehung den Freundinnen in der Stadt als Bekannter vorgestellt. Als ich meinen bestandenen Master meinen Freunden feierte, textete sie mit einem fremdem Mann. Allein wenn ich diese Zeilen verfasse, frage ich mich einmal mehr, warum ich das alles mitgemacht habe? Mit der Zeit stieg natürlich mein Frust und es kam häufiger zum Streit. Diese Streitigkeiten nannte sie auch als Trennungsgrund. Das ich emotional kühl und passiv aggressiv agiert hätte in der Vergangenheit und nicht wiederzukennen wäre. Die Trennung war Schock und Befreiung zugleich. Doch dann fing es erst richtig an. Sie fing an sich regelmäßig bei mir zu melden und meinte, dass sie mich vermisst aber jetzt auch einen neuen Mann an ihrer Seite hätte und ihr Herz und Verstand überfordert sei...

Ich blieb standhaft, habe alle Kontaktdaten gelöscht, habe mit Fitness angefangen und gute Fortschritte erzielt, habe mit einem alten Hobby angefangen (Fotografie und Zeichnen), hatte gute Aussichten auf eine Beförderung. Was gelang mir seitdem nicht? Ich habe mich seit der Trennung mit einer Frau getroffen, welche nach dem ersten Mal sofort eine Beziehung wollte. Absolut irre und dies lies mich plötzlich meine Ex-Freundin vermissen bzw. vergleichen. Zwar hatte ich des Öfteren Rückfälle bezüglich Gedanken an unsere schöne Zeit aber blieb standhaft und kümmerte mich weiterhin um mich. 

Und jetzt? Ich bin seit zwei Wochen im Homeoffice, die Aussicht auf Beförderung ist der Kurzarbeit gewichen mit eventueller Aussicht auf Jobverlust. Meine geplante USA-Reise im Sommer ist geplatzt. Ich bin isoliert, verfolge weiterhin Kraftsport (jedoch nur im eingeschränkten Maße) und widme mich weiterhin meinen Hobbys, welche im Rahmen möglich sind. Auch telefoniere ich häufig mit Bekannten aber mir geht es seit Tagen sehr elend. Ich habe plötzlich sehr starke Flashbacks, idealisiere meine Ex-Freundin, rede mir ein, dass unser Verlauf ausschließlich an mir lag, frage mich oft, was ihr Neuer hat, was ich nicht habe und war kurz davor Kontakt aufzunehmen. Letzteres konnte ich zum Glück durch Selbstdisziplin verhindern. Mir macht dies persönlich sehr stark Angst - wie kann ich sowas wieder in meinem Leben wollen? Wieso werte ich mich ab und eine andere Person, welche sehr egozentrisch und unreif handelt auf? Wieso wünsche ich mir, dass sie sich meldet? Das weckt sehr starke Zweifel an meiner eigenen Person und raubt mir derzeit jegliches Selbstvertrauen. Auch merke ich, dass ich mir gar nicht mehr traue, anderen Frauen Raum zu bieten oder nach vorn zu blicken. Niemand kommt an meine Ex-Freundin ran, was rational absoluter Blödsinn ist. Sie wollte die letzte in der Reihe sein ...
Ich sehe mich als ein geduldiger, sportlicher, humorvoller und emphatischer Mann, welcher sich selbst genügend Zeit im Leben einräumt. Welchen Vorwurf mache ich mir? Das ich das alles mitgemacht habe und erst zum Schluss auf den Tisch gehauen habe und dieses Verhalten letztendlich als Trennungsgrund angeführt wurde. 

Es ist ein langer Text geworden und ich bin jeder Person des Forums dankbar, welche sich Zeit für diese Zeilen nimmt. Was möchte ich nun eigentlich? 

Ich möchte kein Mitleid, jedoch Tipps wie ich an diesem Zustand arbeiten kann, ähnliche Erfahrungen austauschen. Auch frage ich mich, ob ich mir zu sehr Druck mache? Jede Person verarbeitet Trennungen/Verlust anders. Ich war noch nie eine Person, welche Frauen mit vielen Frauen verarbeitet sondern war überwiegend in längeren Beziehungen. Ich möchte einfach nur aus diesem Kreislauf ausbrechen. 

Ich hoffe, dass ich in den richtigen Forenbereich poste. 

Ich danke euch sehr und wünsche einen schönen Abend. Bleibt gesund!  
 

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Gast

Ich will weniger auf dich und sie eingehen, habe da meine Meinung aber das spielt keine Rolle.

Deine Frage war "wie du am besten mit der Situation umgehen kannst". Die Antwort darauf ist einfach und du kennst sie selbst:

Kontaktsperre halten, dich um dein Leben und deine Mission kümmern und daraus deine Lebensfreude ziehen (dafür brauchst du garantiert keine Frau - kein Mann braucht eine Partnerschaft um glücklich zu sein). Allerdings brauchst du Sex mit möglichst guten Frauen, die Spaß machen und dich mit ihrem Drama verschonen. 

Wie du das machst und aufziehst, ist auch ein anderes Thema.

 

 

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Hast du dich bereits zu dem Themen "toxische Beziehungen" und "One-it-is" eingelesen? Falls nicht, könnte ich mir vorstellen, dass dies sehr interessant für dich ist.

Ich selbst kenne solche Gedankenspiralen sehr gut. Wichtig ist, dich nicht in diesen zu verfangen und diese nicht immer weiter durch Grübeleien zu verstärken. Ist in der jetzigen Situation wahrscheinlich nicht so einfach, aber ich finde, dass dir dies bewusst sein sollte und du da aktiv gegensteuern solltest.

Und zum anderen scheint es, dass mit deiner jetzigen Situationen einige unverarbeitete Themen der Trennung hoch kommen. Dies ist insofern gut, weil du dich jetzt darauf konzentrieren, diese Themen evtl. zulassen und damit wirklich verarbeiten kannst. Du hast ja schon selbst einige interessante Fragen in deinem Eingangspost gestellt. Jetzt heißt es, einmal hinter die Fassaden zu schauen um mögliche Antworten zu finden. Mit diesem Prozess wird es dir dann auch langfristig gesehen wieder besser gehen.

Und ganz wichtig an dieser Stelle: Gerade in deiner jetzigen Situationen. Melde dich auf keinen Fall bei deiner Ex! Du bemerkst ja selbst, wie schlecht es dir geht und mit ihr den Kontakt aufzunehmen wird es auf keinen Fall besser machen! Sei da standhaft. Gut, dass du bis hierher Disziplin bewahrt hast.

bearbeitet von Lillith
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Deine Beziehung ist passé, also gehört das hier in Persönlichkeitsentwicklung, oder, und das hoffe ich nicht für dich, in den Ex Back.

Zum Rest: Yo, was soll ich dir sagen? Du gibst dir deine Diagnosen doch selber. Willst du jetzt hier 5 Wuschis, die dir beipflichten und sagen, "Oh ja Bruder, hab das selbe grade durch, diese verdammte, Co-Abhängigkeit, oder ist das Narzissmus? Ja, das musste sie haben, anders kann es gar nicht sein, oder nein, Borderlinerin, ja, alles spricht dafür, es fällt mir wie Schuppen von den Au..."

Willste nicht, brauchste nicht. Komisch oder? 8 Milliarden Menschen auf Mutter Erde, und jeder findet seine Seelenverwandte im Dorf nebenan, oder in der Nachbarstadt. 

Was du spürst, ist keine Liebe mehr, sondern den Schmerz der Ablehnung. Du fühlst dich minderwertig, elendig, nicht gut genug. Im Endeffekt willst du aber die Trennung nur gewinnen. Was ist da das Zauberwort? Hass, Groll, ihre Reifen durchstechen? Nö, Vergebung. Nichts bringt dir mehr Frieden. Ach, hätte das doch schon der gute Adi damals verstanden, ich schweife ab..

Versetz dich in sie hinein. Selbstwertprobleme, kleine Tochter, du als emotionaler Mülleimer, sie mit anderen Männern geschrieben um sich wertvoll zu fühlen, dich den Freunden erstmal als Kumpel vorgestellt. Die Frau hat Probleme gehabt und hat sie, vergib ihr, jeder handelt egoistisch, und in dem Moment, dachte sie vielleicht, du kannst sie als ihrem Schlamassel names Leben retten.

To do now: Kopf hochkriegen, im Jetzt leben, dich nicht weiter mit der Vergangenheit identifizieren und/oder in der Zukunft eine Art Erlösung suchen. Dir gehts jetzt gut, arbeite an dir, bau deine Mission aus, lächle und erinner dich an die schönen Momente mit ihr. Die nächste wird kommen.

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Zudem sind solche Phasen im Verarbeitungsprozess völlig normal. Vergiss nicht, dass diese Momente oftmals der letzte Schritt vor dem völligen Loslassen sind. 

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Also ich vermute, dass du im Grunde gerade einen Mangel erlebst / empfindest. Und in deinem Hirn scheint als einfachste Lösung deine Ex zu sein. Du vermisst sie vermutlich nicht als Person oder eure Beziehung. Sondern es gibt einen Aspekt, einen Wunsch, den sie bedient hat, der gerade bei dir offenbar wieder sehr stark zu sein scheint.

und da würde ich an deiner Stelle mal ausführlich forschen. Die Frage, was dahinter steckt genau klären.

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Zuallererst - vielen Dank für eure ausführlichen Antworten auf meine Nachricht. 

Am 17.4.2020 um 00:45 , Lillith schrieb:

Hast du dich bereits zu dem Themen "toxische Beziehungen" und "One-it-is" eingelesen? Falls nicht, könnte ich mir vorstellen, dass dies sehr interessant für dich ist.

Ja, dass habe ich bereits getan. Aber zwischen objektiver Rationalität und der von dir genannten "Gedankenspirale", welche sich bei mir momentan fast täglich dreht ist es in den "schwierigen Momenten" wirklich schwer zu unterscheiden. Ich merke wirklich, dass durch die fehlende Ablenkung durch die COVID-19 Situation (z.B. geregelte Arbeit, Verabredungen mit Freunden) einiges in mir hochkocht. Dies zeigt mir, dass ich wirklich aktiv verarbeite aber es macht mir auch große Sorge. Ich gehe momentan oft mit quälenden Gedanken ins Bett, dass sie sich gerade mit ihrem neuen Freund vergnügt und ein paradiesisches Leben führt. Einerseits wüsste ich nicht, warum dies derzeit der Fall sein sollte, es sollte mir egal sein und ich frage mich nach wie vor, warum es diese Frau schafft, dass ich mich in diesen Momenten abwerte. Ich meide derzeit Instagram, weil ich sonst oft das Verlangen habe, ihr Profil von meiner Blockliste zu nehmen. Ich bleibe aber standhaft, auch vielen dank für deinen Zuspruch von Mut. Ich will vorankommen und mich auf die Zukunft fokussieren und keinem Menschen nachweinen, welcher mich wie Dreck behandelt haben. 
 

Am 17.4.2020 um 01:16 , Max_well schrieb:

Deine Beziehung ist passé, also gehört das hier in Persönlichkeitsentwicklung, oder, und das hoffe ich nicht für dich, in den Ex Back.

 

 Auf keinen Fall Ex-Back! Wie du schon sagst, nach vorn soll es gehen. Ich habe verstanden, dass sie Probleme hat. Aber ich tue mich schwer, dass alles zu verzeihen oder ihr Verhalten damit zu relativieren. Hass soll es nicht sein, aber ich versuche es neutral nachzuvollziehen, warum sie so gehandelt hat. 

Am 17.4.2020 um 11:20 , Herzdame schrieb:

Also ich vermute, dass du im Grunde gerade einen Mangel erlebst / empfindest. Und in deinem Hirn scheint als einfachste Lösung deine Ex zu sein. Du vermisst sie vermutlich nicht als Person oder eure Beziehung. Sondern es gibt einen Aspekt, einen Wunsch, den sie bedient hat, der gerade bei dir offenbar wieder sehr stark zu sein scheint.

und da würde ich an deiner Stelle mal ausführlich forschen. Die Frage, was dahinter steckt genau klären.

in deiner Aussage steckt soviel Wahrheit! Ich fühle mich derzeit echt einsam, ungeliebt, nicht ausgelastet. Ich idealisiere sehr viele Momenten und verdränge wohl die restlichen 90 % der täglichen Konflikte, Manipulationen und die der allgemeinen Unzufriedenheit. Die ganze Situation um Corona verschärft dies wohl stark in mir. 

bearbeitet von delorean92
Korrektur von Grammatik

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vor 1 Minute, delorean92 schrieb:

Ich gehe momentan oft mit quälenden Gedanken ins Bett, dass sie sich gerade mit ihrem neuen Freund vergnügt und ein paradiesisches Leben führt. Einerseits wüsste ich nicht, warum dies derzeit der Fall sein sollte, es sollte mir egal sein und ich frage mich nach wie vor, warum es diese Frau schafft, dass ich mich in diesen Momenten abwerte.

Nicht die Frau schafft es, dich in diesen Momenten abzuwerten. Das machst du ganz allein, indem du dir diese quälenden Gedanken machst bzw. die Gedankenspirale immer weiter drehen lässt.

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vor 13 Minuten, Lillith schrieb:

Nicht die Frau schafft es, dich in diesen Momenten abzuwerten. Das machst du ganz allein, indem du dir diese quälenden Gedanken machst bzw. die Gedankenspirale immer weiter drehen lässt.

Da du geschrieben hast, dass du diese Momente kennst. Was hilft dir in diesen Momenten bzw. wie trittst du kontrolliert auf die Bremse?

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Wie du selbst schon erkannt hast, verstärkt Corona viele Emotionen, die sonst noch kontrollierbar wären. Was großartig ist, weil dadurch Dinge sichtbar werden die wir sonst überspielen.

vor 27 Minuten, delorean92 schrieb:

fühle mich derzeit echt einsam, ungeliebt

Was genau bedeuten diese beiden Worte für dich? Wie fühlt sich das an?

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vor 7 Minuten, Helmut schrieb:

Wie du selbst schon erkannt hast, verstärkt Corona viele Emotionen, die sonst noch kontrollierbar wären. Was großartig ist, weil dadurch Dinge sichtbar werden die wir sonst überspielen.

Was genau bedeuten diese beiden Worte für dich? Wie fühlt sich das an?

In regelmäßigen Abständen bilde ich mir ein, dass es anderen Menschen um mich herum besser geht. Möglicherweise die Folge meiner intensiven Social-Media-Nutzung. Überall Paarfotos, Rundreisen. Auch habe ich seit dieser Beziehung ein verstärktes Gefühl, dass ich nicht genüge in meinem Dasein. Mein Vater hat mich sitzen lassen als ich drei Jahre alt war. In meinen ersten beiden Beziehungen während meiner Jugendzeit wurde ich zweimal betrogen. So kommt in mir das Gefühl auf, dass egal wie ich bin - ich bin es nicht wert, dass man angemessen mit meiner Person umgeht. 

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vor 6 Minuten, delorean92 schrieb:

So kommt in mir das Gefühl auf, dass egal wie ich bin - ich bin es nicht wert, dass man angemessen mit meiner Person umgeht. 

Hast du da dran schon mal bewusst gearbeitet, versucht was zu ändern? Wenn ja, wie?

vor 7 Minuten, delorean92 schrieb:

In regelmäßigen Abständen bilde ich mir ein, dass es anderen Menschen um mich herum besser geht. 

Inwiefern besser? Was haben die, was du nicht kriegst?

Wie siehts bei dir mit guten Freundschaften aus? Zuverlässigen, engen Vertrauten?

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Am 23.4.2020 um 22:37 , delorean92 schrieb:

Da du geschrieben hast, dass du diese Momente kennst. Was hilft dir in diesen Momenten bzw. wie trittst du kontrolliert auf die Bremse?

Zum einen kenne ich deine Beschreibung davon sehr gut, sich immer und immer wieder zu fragen, warum man das alles so mitgemacht hat. Darüber habe ich mir nach meiner Trennung immer und immer wieder den Kopf zerbrochen. Habe immer wieder durchdacht, was ich anders hätte machen können. Mir immer wieder den Zeitpunkt vorgestellt, an dem ich spätestens meine Sachen hätte packen und gehen sollen. Was ich jedoch nicht gemacht habe. Habe mir große Vorwürfe gemacht und es mir selbst lange nicht verzeihen können.

Der Trugschluss besteht aber darin, dass man es im Nachhinein halt immer besser weiß. Aber in dem Moment eben nicht. Da hat man so gehandelt, wie man glaubte, dass es am besten war.

Und dazu kommt wieder das Thema Selbstwertgefühl. Ich konnte nach der Trennung nicht wirklich liebevoll und fürsorglich mit mir selbst umgehen. Habe mir für das Scheitern der Beziehung die Schuld gegeben. Mir immer wieder überlegt, was die neue Partnerin habe, was ich nicht habe. Aber auch da bin ich einem Denkfehler unterlaufen: Es geht nicht um "besser" oder "schlechter". Die andere Frau ist halt einfach "anders" als ich. Aber das er mit einer anderen Frau zusammen ist, sagt nichts über mich als Menschen aus. Das er sich für eine andere Frau entschieden hat, war für mich nur die Bestätigung für mein schlechtes Selbstwertgefühl.

Auch das Idealisieren und das damit verbundene One-It-Is hat mich jahrelang beschäftigt. Der Schlüssel hierfür ist, deine Lücken in der Persönlichkeit zu finden. Die kannst du herausfinden, wenn du dich einmal fragst, was du an deiner Ex besonders mochtest oder was du ganz besonders schmerzhaft vermisst, jetzt wo sie nicht mehr da ist. (Bei mir war es z.B. sein grenzenloser Optimismus und seine Lebensfreude und das damit verbundene Gefühl, nur bei ihm kann "alles gut sein".) Und dir dies, nach und nach selbst zu geben, sodass du nicht mehr auf deine Ex angewiesen bist. Dann vergeht auch das Idealisieren.

Die Tagträumerei, dass er sich irgendwann wieder meldet (was er im übrigen getan, aber nichts grundlegendes in meiner Denkweise geändert hat), ist auch durch meine niedriges Selbstwertgefühl und meine Lücken in der Persönlichkeit entstanden. Irgendwie ist dieser Wunsch ja auch nochvollziehbar. Dieser Akspekt hat ja auch etwas mit dem eigenen Ego (was bei einer Trennung immer in Mitleidenschaft gezogen wird) und natürlich der Hoffnung zu tun, wenn er/sie denn wieder zurück käme, wäre alles wieder gut. Klar, für den Moment vielleicht, weil dann kurzfristig die Lücken der Persönlichkeit gefüllt sind und nicht mehr so akut schmerzen.

Was die Gedankenspiralen bzgl. das es Anderen viel besser geht und besonders deine Ex ein paradisisches Leben führt, betrifft: Das hast du ja bereits selbst benannt. Klar, nach Außen sieht alles perfekt aus. Darauf sind die Bilder ja auch getrimmt. Du siehst bei den Anderen nur den äußeren Schein, während du selbst, auch dein Inneres wahrnimmst (und alle damit verbundenen "Schattenseiten"). Das siehst du bei den anderen nicht. Aber auch diese Menschen haben ihre "verborgenen Schattenseiten", Nöte, Sorgen, Verletzungen ect. ect.

Um nochmal konkret auf die Gedankenspiralen zurückzukommen: Ich habe mir diese regelrecht "antrainiert", indem ich sie immer und immer und immer wieder gedacht habe. Mit dem gleichen Inhalt. Was geholfen war, diese auzusprechen/aufzuschreiben und mich darüber auszutauschen. Man bemerkt recht schnell, welche Grundthemen dies sind und kann daran arbeiten. Auch, sich bewusst ein "Stopp" zu setzen und sich abzulenken. (War für mich wohl das Schwierigste.) Manchmal habe ich mir auch bewusst einen Zeitrahmen am Tag gesetzt, wo ich diese Gedanken zugelassen habe.
Neue Routinen setzen, bei Zeitpunkten, wo die Spiralen am schlimmsten sind. War bei mir vorallem Abends vor dem Einschlafen und Morgens beim Aufwachen oder beim Autofahren. Abends hat mir Meditation geholfen.
Irgendwann ist mir auch bewusst geworden, dass ich da zum Beispiel immer wieder die gleiche Musik beim Autofahren gehört habe. Es war unglaublich befreiend, diese nicht mehr zu hören weil ich nicht mehr automatisch getriggert wurde.
In der Anfangszeit, als es besonders schlimm war, habe ich so lange und hart trainiert, dass ich Abends so erschöpft war und wirklich nur noch eingeschlafen bin. Soll heißen, dass es manchmal auch helfen kann, besonders starke Reize gegen die Gedanken einzusetzen. Dabei solltest du aber unbedingt darauf achten, dass sich diese auf Dauer nicht schädigend auswirken! Die sind sozusagen nur für den Notfall da.

Und ansonsten: Bewusst trauern. Die Traurigkeit zulassen, um dann auch loslassen zu können. Das war bei mir so stark (auch aufgrund oben genannter Baustellen), dass sich dieser Schmerz richtig körperlich angefühlt hat. Ich habe dann ganz bewusst Abschied von Hoffnungen (und anderen Dingen) genommen. Zum Beispiel der Hoffnung, dass es irgendwann mal eine Zukunft geben wird ect.

Und sich bewusst machen: Vergangenheit ist Vergangheit. Gegenwart ist Gegenwart. Die Zukunft liegt vor dir. Ich habe z.B. lange Zeit gar nicht bewusst wahrgenommen, dass ich durch meine Gedankenspiralen die ganze Zeit in der Vergangenheit festgehangen und damit wertvolle Lebenszeit vertan habe.

Das waren bei mir Prozesse über Jahre hinweg, die noch immer andauern. Vielleicht kann ich dies ja bei dir, durch meine Erfahrungen, ein wenig verkürzen. 😉

Prinzipiell kann ich dir noch raten, gut in dich zu gehen. Meist weiß man dann doch intuitiv, was einen gut tun würde. (Aber nicht, sich wieder zu melden!) Ich bin mir sicher, dass du eigene und gute Dinge finden wirst, um aus deinen Gedankenspiralen auszubrechen!

 

bearbeitet von Lillith
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Am 23.4.2020 um 23:12 , Helmut schrieb:

Hast du da dran schon mal bewusst gearbeitet, versucht was zu ändern? Wenn ja, wie?

Inwiefern besser? Was haben die, was du nicht kriegst?

Wie siehts bei dir mit guten Freundschaften aus? Zuverlässigen, engen Vertrauten?

Ja, ich habe mich vor einem Jahr daher in Therapie begeben. Dies hat mir etwas geholfen. 

Ich lasse mich häufig vom Social-Media blenden und ich versuche zunehmend, mich davon zu distanzieren. Jeder hat dort ein tolles Auto, tollen Beruf, besucht viele Events. Ich fühle mich dann häufig minderwertig und verknüpfe dies auch mit den Aussagen meiner besagten Ex-Freundin ("Warum hast du das nicht oder dies und das sollte ein Mann in deinem Alter haben"). Unterhalte ich mich hingegen mit meinen Freunden, dann erdet mich das wieder. Auch die haben schwache Momente und auch die posten sich gerne mit ihren Liebsten. Deren Streitigkeiten oder Krisen merke ich dann wieder erst im direkten Kontakt, was mich dann etwas beruhigt. Ich habe einen "normalen" Freundeskreis in meinen Augen. Sechs bis sieben gute Freude, die ich seit Kindheit/Jugendalter kenne und mit denen ich regelmäßig in Kontakt stehe.  

 

Am 25.4.2020 um 01:28 , Lillith schrieb:

...

 


Liebe Lilith, ich habe wirklich Gänsehaut bei deinem Text bekommen. Ich danke dir für deine Zeit und Offenheit. Wahnsinn! Deine Aussagen beschreiben mich im Moment absolut. 

Wie oft quälen mich Gedanken, dass ich dies und jenes in x-beliebigen Momenten so oder so hätte machen können, dann wäre die jetzige Wirklichkeit eine Andere. Aber du hast es so schön reflektiert - im Nachhinein ist man immer schlauer. 

Was fehlt mir? Ich bin ehrlich, ihre Optik hat mich schon immer umgehauen. Es mag aber auch gern sein, dass mir dieser Reiz durch das idealisieren nur so verdammt stark vorkommt. Dies steht aber in keiner Relation zu unserem Alltag. Und wenn ich dies hier so schreibe - mir fällt es wirklich schwer, dass ich jetzt eine Vielzahl an positiven benennen kann. Es gab keine emotionale Tiefe, ich war immer der positive, optimistische Part in unserer Beziehung. Es war fast wie eine Aufgabe, dass ich ihr Fels bin und sie unterstütze. Wahrscheinlich habe ich mir so erhofft, dass ich Zuneigung und Anerkennung erfahre, wenn ich Dinge gut mache. Allein diese Denkweise meinerseits lässt mich so sehr fragen, warum dies mich dann so dermaßen verfolgt. In anderen Beziehungen konnte ich mich fallen lassen aber hier war ich stets der Part, der gegeben hat. Ganz oberflächlich betrachtet, hatte ich mein Leben im Griff und habe meine Ressourcen ihr vermacht um sie bei ihren Problemen zu unterstützen. 

Auch deine Aussagen zum Tagträumen - der Wunsch das sie sich meldet, würde sehr wohl meinem Ego schmeicheln aber auf der anderen Seite alles wieder einreißen und ich weiß einfach, dass ich weiterhin stark bleibe muss. 

Auch die Nacht habe ich von ihr geträumt. Mir ging es heute Morgen absolut übel damit, da es sich so real anfühlt. Und auch bei uns in der Stadt ertappe ich mich oft, dass ich sie irgendwo sehe, obwohl dann nur Frauen sind, die ihr ansatzweise ähneln. 

Ich treibe viel Sport und auch mit meiner Arbeit geht es wieder besser voran. Ich umgebe mich mit meinen Freunden und erlebe schöne Momente aber auch nutze ich Zeit mit mir allein und bin fest der Meinung, dass man auch mit sich allein gut auskommen muss, da man sein eigener Partner ist, der einen ein Leben lang begleitet. 
Auch habe ich ähnlich wie du Routinen eingeführt, sei dies am Abend Podcasts hören oder früh Musik hören. Somit kann man manchmal ganz gut die eigene Gedankenspirale bremsen. 

Ich will nach vorn kommen, bin leider etwas zu ungeduldig. Auch merke ich, dass es mir schwer fällt, sich vielleicht anderen Frauen zu öffnen aber ich spüre in mir, dass ich erstmal mit meiner eigenen Person wieder zufrieden sein möchte (Selbstwert) und mich nicht wie in der Vergangenheit von und über andere definiere. Und mit 27 Jahren, denke ich optimistisch, dass da noch etwas auf mich warten wird, was nicht so dermaßen problembehaftet sein wird. 

Liebe Grüße 

bearbeitet von delorean92

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