Faktencheck: Wenn Forschung wie Gaslighting wirkt und Verschwörungstheorien verbreitet

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1 EINLEITUNG
Zunehmend werden frauenfeindliche Bilder und Narrative im virtuellen öffentlichen Raum des Internets verbreitet und befeuern eine „Online-Hasskultur“ (Moloney/Love 2018: 2). Online-Misogynie kann viele Formen annehmen, von Hassrede im Netz ĂŒber sexualisierte Cyber-BelĂ€stigung bis hin zu digitaler Gewalt gegen Frauen. Diese frauenfeindlichen Handlungen im virtuellen Raum sind keineswegs trivial und tatsĂ€chlich mehr als „nur Worte“ (Ging/Siapera 2018: 520). Online-Hass und Morddrohungen können leicht in reale Gewalt gegen Frauen eskalieren – wie die Morde von Isla Vista in Kalifornien im Jahr 2014 und der Amoklauf mit einem Fahrzeug in Toronto 2018 auf brutale Weise zeigen. Die Auswirkungen von Online-Misogynie sind weitreichend, wie viele Studien belegen (Barker/Jurasz 2019; Bladini 2020; Chess/Shaw 2015; Massanari 2017; Poland 2016; Vitak et al. 2017). Frauen, die solcher Hassrede und BelĂ€stigung ausgesetzt sind, erleben hohe Stress- und Angstniveaus (Amnesty International 2017; Ging/Siapera 2018: 520) und neigen infolgedessen dazu, sich nicht mehr öffentlich (politisch) zu Ă€ußern oder sich vollstĂ€ndig aus dem virtuellen öffentlichen Leben zurĂŒckzuziehen. Dieses Problem betrifft nicht nur Frauen, die sich aktiv im Online-Feminismus engagieren – etwa in der #MeToo-Bewegung –, sondern alle Frauen, die fĂŒr ein emanzipiertes Leben einstehen und damit traditionelle GeschlechterverhĂ€ltnisse infrage stellen (Dickel/Evolvi 2023; Ging/Siapera 2018).

Anti-feministische und frauenfeindliche Maskulinisten bilden die sogenannte „Manosphere“ (ISD 2022a), die allgemein als ein „Konglomerat aus Blogs, Websites und Foren“ beschrieben werden kann (Rothermel et al. 2022: 122). Dieses Online-Milieu schafft ein toxisches virtuelles Umfeld, in dem frauenfeindliche Narrative, Hass und Gewalt mobilisiert werden, um Frauen zu „disziplinieren“ und zum Schweigen zu bringen. Eine Vielzahl maskulinistischer Gruppen mit unterschiedlichen ideologischen Ausrichtungen ist in der Manosphere aktiv, doch sie eint der Glaube an eine natĂŒrliche Ungleichheit der Geschlechter und mĂ€nnliche Überlegenheit (Rothermel et al. 2022: 122). Wie zahlreiche Studien zeigen, ĂŒberschneidet sich dieses frauenfeindliche und mĂ€nnlich-suprematistische Denken hĂ€ufig mit antiliberalen, rechtsextremen, rassistischen und antisemitischen Weltanschauungen, die mit individueller Freiheit, Gleichheit und der liberal-demokratischen Ordnung unvereinbar sind (DiBranco 2022; Ging 2019; Kaiser 2020; Rothermel 2023). TatsĂ€chlich bedroht die Manosphere die Grundfesten liberaler Demokratien. Sie leugnet nicht nur fundamentale Rechte von Frauen auf individuelle Selbstbestimmung, körperliche Unversehrtheit und Autonomie, sondern beschneidet auch ihre Meinungsfreiheit sowie ihre politischen und öffentlichen Teilhaberechte (Barker/Jurasz 2019: 102). Wie Karla Mantilla ĂŒberzeugend darlegt, geht es bei dieser Online-BelĂ€stigung darum, Geschlechtergrenzen zu ĂŒberwachen und mit Beleidigungen, Hass sowie Gewalt- und/oder Vergewaltigungsandrohungen sicherzustellen, dass Frauen und MĂ€dchen entweder ausgeschlossen oder auf untergeordnete Rollen in mĂ€nnlich dominierten Bereichen reduziert werden (2013: 568; siehe auch Ging 2019; Moloney/Love 2018). Letztlich schafft die Manosphere ein Umfeld, das Frauen daran hindert, sich öffentlich zu Ă€ußern oder gleichberechtigt mit MĂ€nnern an öffentlichen AktivitĂ€ten teilzunehmen.

Eine betrĂ€chtliche Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten hat sich mit dem PhĂ€nomen der Manosphere befasst – vor allem aus feministischer Perspektive und aus Disziplinen wie Soziologie, Politikwissenschaft sowie Medien- und Kommunikationswissenschaft. Diese Studien konzentrieren sich vorwiegend auf verschiedene Untergruppen der Manosphere (Rothermel et al. 2022: 117), die meist transnational agieren. Eine plattformĂŒbergreifende und gruppenĂŒbergreifende Untersuchung der Manosphere im deutschen Kontext – der von uns so bezeichneten „GerManosphere“ – fehlt bislang. Zudem werden frauenfeindliche Online-Communities hĂ€ufig als homogen und monolithische Echokammern dargestellt (Rothermel et al. 2022: 117). Über die Vielfalt innerhalb dieser Communities sowie ĂŒber deren Netzwerke und Interaktionen wissen wir bislang wenig.

Diese Pilotstudie hat zum Ziel, die GerManosphere in zwei Schritten zu kartieren: Erstens identifiziert sie die verschiedenen Untergruppen, deren Merkmale und Narrative; zweitens veranschaulicht sie deren Netzwerke und zeigt Verbindungen sowie Interaktionen zwischen den unterschiedlichen Communities und Subgruppen auf. Besonders interessiert uns, ob kontextuelle Faktoren wie nationale Geschlechternormen sowie Vorstellungen von MĂ€nnlichkeit und Weiblichkeit das Wirken dieser Communities beeinflussen. Als Pilotstudie zielt diese Untersuchung nicht darauf ab, eine abschließende Analyse der Manosphere in Deutschland zu liefern. Vielmehr soll sie das Forschungsfeld sondieren und Ausgangspunkte fĂŒr weiterfĂŒhrende Studien schaffen.

Die Studie ist wie folgt aufgebaut: Das nĂ€chste Kapitel gibt einen Überblick ĂŒber die bestehende Literatur zur Manosphere und prĂ€sentiert zentrale Erkenntnisse ĂŒber die verschiedenen Untergruppen sowie ĂŒber die theoretischen Konzepte von Misogynie und MĂ€nnlichkeit, die dieser Untersuchung zugrunde liegen. Anschließend folgt das Methodenkapitel, das die Kriterien der Stichprobenauswahl erlĂ€utert und die zur Datenerhebung und -analyse verwendeten Methoden beschreibt. Danach werden die Ergebnisse in zwei Teilen vorgestellt: Der erste Teil prĂ€sentiert die verschiedenen in der deutschen Manosphere identifizierten frauenfeindlichen Communities, ihre Merkmale und spezifischen Narrative. Der zweite Teil zeigt auf, ob und wie diese Gruppen miteinander vernetzt sind und ein aktives Netzwerk bilden. Die Studie schließt mit Empfehlungen fĂŒr verschiedene gesellschaftliche Akteure.

 

2 ONLINE-MISOGYNIE IN DER MANOSPHÄRE: FORSCHUNGSÜBERBLICK

Seit ĂŒber einem Jahrzehnt wird zur Online-Misogynie in der ManosphĂ€re geforscht. Besonders Wissenschaftler*innen aus der feministischen Medienforschung konzentrieren sich darauf, „Handlungen der Online-Misogynie zu katalogisieren und zu benennen“ (Moloney/Love 2018: 5), die sich entweder gegen einzelne Frauen oder gegen Frauen als soziale Gruppe richten. Es existiert eine FĂŒlle an Literatur, die verschiedene Formen von Online-BelĂ€stigung beschreibt – von „Gender-Trolling“ (Dafaure 2022; Mantilla 2013), sexualisierten Memes, Vergewaltigungsandrohungen oder -„witzen“ (Dickel/Evolvi 2023; Powell/Henry 2017), Cybermobbing bis hin zu Doxxing (z. B. Windisch et al. 2022; Vitak et al. 2017). Diese BelĂ€stigungsformen werden hĂ€ufig unter dem Begriff „e-bile“ (Jane 2012; 2014) analysiert. Dieser Begriff bezeichnet „eine Vielzahl von denunziatorischen Ausdrucksformen mit charakteristischen Merkmalen“, darunter „extreme SchmĂ€hungen, sexualisierte Gewaltandrohungen und eine spielerische Bösartigkeit, die zu einem prĂ€genden Ton der Internetkommunikation geworden sind“ (Jane 2012: 532, Hervorhebung im Original).

Zahlreiche Wissenschaftlerinnen untersuchen zudem die Auswirkungen solcher BelĂ€stigungen und verweisen auf die psychologischen wie strukturellen Folgen von Online-Misogynie (Barker/Jurasz 2019; Bladini 2020; Chess/Shaw 2015; Massanari 2017; Poland 2016; Vitak et al. 2017). Diese Studien belegen deutlich, dass die ManosphĂ€re ExklusivitĂ€t und strukturelle Ungleichheiten im virtuellen Raum fördert, indem sie „öffentliche und politische Stimmen von Frauen zum Schweigen bringt, Frauen aus öffentlichen RĂ€umen verdrĂ€ngt und jegliche BemĂŒhungen um Geschlechtergleichstellung im öffentlichen Raum untergrĂ€bt“ (Barker/Jurasz 2019: 100; siehe auch Bladini 2020; Ging/Siapera 2018). Die technischen Strukturen sozialer Medien, Gaming-Plattformen und Blogs sowie deren AnonymitĂ€t erschweren die Regulierung dieser RĂ€ume (Ganesh 2018) und ermutigen so BelĂ€stigerinnen, ihrem Hass – oft in extrem gewalttĂ€tiger Form – freien Lauf zu lassen (siehe auch Rothermel 2020). Dieses Spektakel des Hasses ist Ausdruck der aktuellen „Überschreitung kultureller Normen und Werte“ (Gaufman/Ganesh 2024: 2). Es gibt zahlreiche Belege dafĂŒr, dass Misogynie in der digitalen Hasskultur mit rassistischen und weiß-suprematistischen Ideologien verknĂŒpft ist (Jasser/Hammer 2022; MamiĂ© et al. 2021; Pruden et al. 2022). Diese Ideologien basieren hĂ€ufig auf dem Wunsch, gesellschaftliche Hierarchien einer vermeintlich „goldenen Vergangenheit“ wiederherzustellen – einer Zeit, in der „MĂ€nner unangefochten an der Spitze“ (Pruden et al. 2022: 218) standen.

Spezifischere Analysen zu Untergruppen der ManosphĂ€re wie Incels (Kracher 2020; Sugiura 2022), Pick-Up Artists (PUAs) (Dayter/RĂŒdiger 2016), misogynen MĂ€nnerrechtsaktivisten (MRAs) (de Coning 2021) oder Men Going Their Own Way (MGTOW) (Lin 2017) zeigen deutlich, dass diese Gruppen biologische oder kulturelle Essentialismen ĂŒber GeschlechterverhĂ€ltnisse und mĂ€nnliche Überlegenheit verbreiten. Besonders intensiv wurde die Incel-Ideologie analysiert (Baele et al. 2019), auch im Bereich der Terrorismus- und KriminalitĂ€tsforschung – vor allem aufgrund zahlreicher Gewalttaten, die mit der Incel-Community in Verbindung gebracht werden. Mehrere Arbeiten beschĂ€ftigen sich mit der sicherheitspolitischen Relevanz dieser Online-Communities (Hoffman et al. 2020; Zimmerman 2022).

Feministische Forscher*innen fordern, Incels und die ManosphĂ€re als politische Bewegung statt als IdentitĂ€t zu betrachten, die anfĂ€llig fĂŒr Radikalisierung sei (Carian et al. 2023; Gentry 2022). Sie kritisieren insbesondere die Fixierung auf die psychische Gesundheit von Incels, die Misogynie als Symptom individualisiert und dadurch die Verantwortung misogyn handelnder Individuen und Gruppen verschleiert. Diese Perspektive entspricht auch der verbreiteten Tendenz, jegliche misogyn motivierte Gewalt pauschal Incels zuzuschreiben und damit andere Formen der Misogynie zu verdecken (Jasser et al. 2020).

Die AktivitĂ€ten der ManosphĂ€re richten sich gegen Feministinnen sowie gegen alle Frauen (und geschlechtsnonkonforme Personen), die die binĂ€re Geschlechterordnung infrage stellen und patriarchale Normen unterwandern. Die angebliche „UnterdrĂŒckung“ von MĂ€nnern und ihrer MĂ€nnlichkeit wird dabei zur Ausgangsthese, aus der sich tief verankerte misogyne und gewaltvolle Haltungen entwickeln (Johannsen 2021; Lounela/Murphy 2023). Die Forschung zeigt: Das GefĂŒhl mĂ€nnlicher Anspruchshaltung ist ein zentraler Auslöser fĂŒr misogynes Verhalten, denn die Ablehnung der als selbstverstĂ€ndlich erachteten mĂ€nnlichen Überlegenheit wird als KrĂ€nkung und damit als Form von Viktimisierung erlebt.
Diese Wahrnehmung mĂ€nnlicher Opferrolle in einem System der „verlorenen Vorherrschaft“ verstĂ€rkt das Narrativ, dass traditionelle MĂ€nnlichkeit gefĂ€hrdet oder bereits zerstört sei. Feminismus wird in diesem Weltbild zum „Feind“, verantwortlich fĂŒr den Zusammenbruch mĂ€nnlicher Dominanz. Diese angebliche Bedrohung dient als Rechtfertigung fĂŒr Angriffe auf den Feminismus, den Wiederaufbau mĂ€nnlicher Vorherrschaft und die dafĂŒr als notwendig erachtete Gewalt.

Studien zeigen, dass dieses VerstĂ€ndnis ein zentrales Mobilisierungsnarrativ innerhalb der ManosphĂ€re darstellt (Bengtsson Meuller 2024; DiBranco 2022; Dickel/Evolvi 2019; Rothermel et al. 2022). Daher betonen Forscher*innen die politische Dimension dieser Online-Communities (O’Donnell/Shor 2022). Valerie Dickel und Giulia Evolvi sprechen in diesem Zusammenhang von „vernetzter Misogynie“ und verdeutlichen damit die gezielte, politisch koordinierte Natur solcher Praktiken, die ein „toxisches UnterstĂŒtzungssystem fĂŒr MĂ€nner schaffen, um sexistische Narrative und Ideologien zu verbreiten, die Frauen und Feminismus kriminalisieren“ (2023: 1395). In dieser Literatur steht Misogynie nicht nur fĂŒr ein GefĂŒhl des Frauenhasses. Vielmehr wird – in Anlehnung an Kate Mannes einflussreiches Buch Down Girl. The Logic of Misogyny – Misogynie „am produktivsten als politisches PhĂ€nomen verstanden“ (2019: 33, Hervorhebung im Original). Manne zeigt, dass Misogynie „innerhalb einer patriarchalen sozialen Ordnung funktioniert, um die Unterordnung von Frauen zu ĂŒberwachen und durchzusetzen und mĂ€nnliche Dominanz aufrechtzuerhalten“ (2019: 33). Misogynie ist damit nicht „nur“ ein Affekt, sondern – wie Manne es ausdrĂŒckt – die „Exekutive“ einer patriarchalen Ordnung (2019: 63). Misogyne Handlungen sind also nicht zufĂ€llig, sondern strategisch und politisch motiviert, um Frauen und MĂ€dchen zu sanktionieren, die patriarchale Normen herausfordern. Dieses VerstĂ€ndnis von Misogynie bildet die Grundlage der vorliegenden Studie.

Ein weiterer Strang der Forschung befasst sich mit MĂ€nnerbildern und MĂ€nnlichkeiten innerhalb der ManosphĂ€re. Debbie Ging (2019) analysiert unterschiedliche Performanzen von MĂ€nnlichkeiten in digitalen RĂ€umen. Sie unterscheidet zwischen „Alpha-“ und „Beta-MĂ€nnlichkeiten“ und argumentiert, dass marginalisierte MĂ€nnlichkeiten wie die „Geek-MĂ€nnlichkeit“ innerhalb digitaler RĂ€ume die Anwendung des Konzepts hegemonialer MĂ€nnlichkeit verkomplizieren (Ging 2019: 642). Sie verwendet das Konzept der hybriden MĂ€nnlichkeit, um zu zeigen, wie marginalisierte MĂ€nnlichkeiten dazu beitragen, die Grenzen hegemonialer MĂ€nnlichkeit aufrechtzuerhalten, indem sie bestimmte Geschlechtererwartungen unterlaufen, um Feminismus zu bekĂ€mpfen und Online-RĂ€ume als homosoziale Umgebungen zu sichern (Ging 2019: 652).

Neben der wachsenden internationalen Forschung zur ManosphĂ€re gibt es zunehmend auch Studien zu deutschen Online-Milieus. Susanne Kaiser (2020) untersucht die Mobilisierung patriarchaler Ressentiments in Deutschland, den USA und in transnationalen Netzwerken. Andreas Kemper (2012) analysierte bereits frĂŒh deutsche antifeministische AktivitĂ€ten und ihre Verschwörungsnarrative, die zu jener Zeit vor allem auf Webseiten statt auf sozialen Medien stattfanden. In neueren Arbeiten kartiert er verschiedene deutsche antifeministische Narrative in neoliberalen, konservativen und rechtspopulistischen Strömungen (Kemper 2024). Die Amadeu Antonio Stiftung (2021) veröffentlichte eine Studie ĂŒber frauenfeindliche Online-Subkulturen, in der Ideologie, Strategien und Bildsprache von ManosphĂ€re-Gruppen wie Incels beleuchtet wurden. Die Bundesarbeitsgemeinschaft „Gegen Hass im Netz“, ein deutsches Forschungs- und Netzwerkprojekt, hat Online-Misogynie und die ManosphĂ€re europaweit untersucht – mit Fallstudien und quantitativen Analysen. In ihrer Studie Tracing Online Misogyny analysierten Corinna Dolezalek und ihr Forschungsteam unter anderem deutsche Incels und Pick-Up Artists (BAG „Gegen Hass im Netz“ 2024).

Im weiteren Verlauf dieses Kapitels werden Erkenntnisse aus der Literatur zu spezifischen Sub-Gruppen der ManosphĂ€re nĂ€her betrachtet. Die Literatur unterscheidet fĂŒnf zentrale Gruppierungen: Pick-Up Artists (PUAs), Men Going Their Own Way (MGTOW), Vertreter*innen verschiedener „Red Pill“-Ideologien („Redpillers“), MĂ€nnerrechtsaktivisten (MRAs), einschließlich VĂ€terrechtsaktivisten (FRAs), sowie Incels (involuntĂ€r zölibatĂ€re MĂ€nner). Der folgende Abschnitt bietet einen kurzen Überblick ĂŒber diese Gruppen und greift dabei auf die aktuellste Literatur zurĂŒck.

 

2.1 PICK-UP ARTISTS

Pick-Up Artists (PUAs) oder deren VorlĂ€ufer existieren in verschiedenen Formen seit den 1970er Jahren, als die sogenannte „VerfĂŒhrungsszene“ entstand. Folglich ist diese Untergruppe Gegenstand umfangreicher Forschung, u. a. zur Kommunikation innerhalb der Community, z. B. zur SelbstbeweihrĂ€ucherung (RĂŒdiger/Dayter 2020), dem Herunterspielen oder Ignorieren von ZurĂŒckweisungen (Scotto di Carlo 2023), ihrer Rolle bei der Entstehung der Incel-Community (Bratich/Banet-Weiser 2019) sowie dem spielerischen Charakter ihres Ansatzes (Almog/Kaplan 2015).

PUAs bilden eine lose Untergruppe innerhalb der Manosphere und handeln nach den Prinzipien der „Pick-Up Artistry“, einer „Kunst“, die die „relative Geschwindigkeit hervorhebt, mit der der Protagonist IntimitĂ€t mit seinem GegenĂŒber erreichen kann“ (Hambling-Jones/Merrison 2012: 1115). Selbsternannte „Dating-Coaches“, „Beziehungscoaches“ und „Pick-Up Artists“ bieten Beratung an und erstellen Inhalte, in denen Techniken und Strategien zur VerfĂŒhrung von Frauen durch Spieltaktiken, Skripte, Übungen und Routinen gelehrt werden. Die Objektivierung von Frauen zeigt sich in Sprache und Handlung – Frauen werden etwa als „Ziel“ oder „Hindernis“ beschrieben oder auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet (RĂŒdiger/Dayter 2020).

Ein weiteres zentrales Thema ist die Hypergamie, also der Glaube, dass Frauen danach streben, sozial aufzusteigen („to marry up“). Demnach bevorzugen Frauen stets MĂ€nner mit dem höchsten verfĂŒgbaren „Sexual Market Value“ (SMV) – eine ökonomische Metapher, die ein zentrales Narrativ der PUAs darstellt. Das fĂŒhre laut PUAs dazu, dass Frauen Beziehungen beenden, um MĂ€nner mit höherem Status zu finden, wodurch MĂ€nner „zurĂŒckgelassen“ und als Opfer dargestellt werden (Rothermel et al. 2022). Diese angeblich biologisch bedingte Hypergamie sei auch verantwortlich dafĂŒr, dass MĂ€nner mit geringem SMV Single bleiben. Die WĂŒnsche von Frauen sind fĂŒr PUAs von begrenztem Interesse.

Auf Basis dieser Ideen verfolgen PUAs hauptsĂ€chlich zwei Strategien: eine konzentrierte Anstrengung zur Verbesserung mĂ€nnlichen Verhaltens gegenĂŒber Frauen durch das Studium weiblicher Psychologie sowie ein starker Fokus auf den mĂ€nnlichen Körper, orientiert an den fĂŒr PUAs zentralen MĂ€nnlichkeitsidealen. Im Vergleich zu anderen Manosphere-Untergruppen fördern PUAs weniger direkt eine antifeministische Agenda (McGlashan/Krendel 2023), sondern konzentrieren sich stĂ€rker auf Selbstverbesserung und individuelle Erfolgsstrategien. Einige PUAs betreiben erfolgreiche Social-Media-KanĂ€le, geben Dating- und LebensratschlĂ€ge und bewerben kostenpflichtige Angebote.


 

2.2 MEN GOING THEIR OWN WAY

„Men Going Their Own Way“ (MGTOW) lehnen Beziehungen zu Frauen ab. Einige Mitglieder dieser Community haben zwar weiterhin Dates oder Sex mit Sexarbeiterinnen, lehnen aber langfristige Beziehungen ab. Sie glauben, dass MĂ€nner Frauen grundsĂ€tzlich ĂŒberlegen seien, und sehen sich in der Tradition kreativer Genies wie Beethoven, van Gogh oder Jesus (Rothermel et al. 2022: 217). MGTOW vertreten hierarchische Theorien zu GeschlechterverhĂ€ltnissen, wobei manche Frauen als parasitĂ€r betrachten (vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft „Gegen Hass im Netz“ 2024: 41).

Neben sexistischer und frauenfeindlicher Ideologie findet sich bei einigen MGTOW auch eine rassistische Einordnung von Frauen nach ethnischer Zugehörigkeit. Ethnien, deren Frauen sie als besonders unterwĂŒrfig wahrnehmen, schneiden dabei am besten ab. Diese Vermischung sexistischer und rassistischer Narrative zeigt die Schnittstelle zwischen Rassismus und Misogynie. Weitere empirische Studien untersuchen das Online-Verhalten dieser Subgruppe (GĂłrska et al. 2022: 3776; 3789).

Einige MGTOW Ă€ußern die Angst, von Frauen fĂ€lschlich der Vergewaltigung beschuldigt zu werden (vgl. Lin 2017: 86). Sie sind zudem ĂŒberzeugt, dass Scheidungsgesetze und andere Teile des Rechtssystems gezielt mĂ€nnerfeindlich ausgestaltet seien – als Teil einer Industrie, die Frauen bevorzuge (Rothermel et al. 2022: 127–128). Diese Überzeugung ist Teil der weiter gefassten MGTOW-Behauptung, dass die Gesellschaft „gynozentrisch“ organisiert sei (Lin 2017: 78) und Frauen bevorzuge. MGTOW glauben, dass diese soziale Schieflage und der Einfluss des Feminismus die Gesellschaft zerstören werden.

MGTOW gingen in den spÀten 1990er Jahren aus der MÀnnerrechtsbewegung (MRM) hervor und entwickelten sich zu einer eigenen Strömung (Rothermel et al. 2022: 122). Laut Scott Wright, Verity Trott und Callum Jones (2020):

MGTOWs fördern einen separatistischen Ansatz, bei dem MĂ€nner ein selbstbestimmtes Leben abseits von Frauen fĂŒhren. Anstatt an kollektiven Protesten teilzunehmen oder soziale Reformen wie MRAs zu fordern oder direkte Gewalt und Terrorakte wie manche Incels zu begehen, wĂ€hlen MGTOWs den Weg, „ihr eigenes Ding zu machen“ (Wright et al. 2020: 910).

Obwohl MGTOW behaupten, sie wollten in Ruhe gelassen werden, beteiligen sich AnhĂ€nger hĂ€ufig an frauenfeindlicher Online-BelĂ€stigung (Jones et al. 2020). In einer Untersuchung von MGTOW-Tweets im Zusammenhang mit BelĂ€stigung stellten Jones, Trott und Wright (2020: 11) fest, dass diese vor allem beilĂ€ufig sexistisch seien: „Die hĂ€ufigsten Formen der BelĂ€stigung waren beilĂ€ufiger Sexismus (38 %), EntmĂ€nnlichung (16 %) und Antifeminismus (13 %).“ Studien zu MGTOW-Foren zeigen zudem ein hohes Maß an Gewaltverherrlichung (Farrell et al. 2019) und toxischem Diskurs (Horta Ribeiro et al. 2021). Eine quantitative Analyse von MGTOW-Tweets belegt, dass die Community trotz ihres separatistischen Selbstbilds Frauenemanzipation aktiv angreift und mĂ€nnliche Privilegien verteidigen will (GĂłrska et al. 2022: 3776).


 

2.3 INVOLUNTARY CELIBATES (INCELS)

Incels („unfreiwillig ZölibatĂ€re“) umfassen unterschiedliche Strömungen. Gemein ist ihnen die Überzeugung, dass sie gegen ihren Willen sexuell enthaltsam leben und unter dem Fehlen einer Beziehung leiden. Allerdings unterscheiden sich Incels in ihrer EinschĂ€tzung der Ursachen – sowohl ihrer individuellen Situation als auch einer gesellschaftlichen Krise – sowie in den Lösungen, die sie vorschlagen.

Innerhalb des Incel-Milieus gibt es resignierte Stimmen, die keine Hoffnung mehr auf romantische Partnerschaften haben und Verzweiflung oder Nihilismus Ă€ußern. Einige Incels sehen Gewalt als legitimes Mittel der Vergeltung fĂŒr die von ihnen wahrgenommene soziale Ungerechtigkeit. Andere entwickeln politische Visionen, verknĂŒpfen Ursachen und Lösungen mit rechtsextremen Gesellschaftsbildern oder diskutieren utopische Gegenmodelle. Es finden sich auch Diskussionen ĂŒber individuelle Verbesserungsmaßnahmen, etwa durch sogenanntes „looksmaxxing“, um attraktiver fĂŒr Frauen zu werden.

Ein zentraler Gedanke misogyner Incels ist das GefĂŒhl, ein Recht auf Sex und Beziehungen mit Frauen zu haben, und dass ihre unfreiwillige Enthaltsamkeit eine Form der UnterdrĂŒckung sei. Manche beschreiben fehlenden Sex gar als „umgekehrte Vergewaltigung“ (Kini 2017). Viele Incels glauben, dass sie aufgrund ihres Aussehens keinen Sex haben, halten sich selbst fĂŒr hĂ€sslich und gehen davon aus, dass Frauen nur mit attraktiven MĂ€nnern intim werden. Diese MĂ€nner bezeichnen sie abwertend als „Chads“, denen sie zwar Erfolg zuschreiben, die sie aber auch hassen, weil sie sie fĂŒr ihr eigenes Scheitern verantwortlich machen.

Neben „Chads“ geben Incels auch Frauen die Schuld. Ähnlich wie PUAs gehen sie davon aus, dass Frauen einer hypergamen Partnerwahlstrategie folgen (ISD 2022), bei der MĂ€nner mit niedrigerem Status keine Chancen haben. Diese Strategie sei durch Feminismus und grĂ¶ĂŸere Gleichstellung verschĂ€rft worden, weil Frauen nun aus einer grĂ¶ĂŸeren Auswahl an Partnern wĂ€hlen könnten. Incels empfinden dies als ungerecht, da viele sich zur SexualitĂ€t und Gesellschaft von Frauen berechtigt fĂŒhlen. Die Incel-Community verbreitet stark frauenverachtende Ansichten, fantasieren teils offen ĂŒber die Auslöschung von Frauen (vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft „Gegen Hass im Netz“ 2024: 49).

In Incel-Foren sind daher misogyne Inhalte weit verbreitet, darunter stereotypisierende Aussagen ĂŒber Frauen, BefĂŒrwortung sexualisierter und hĂ€uslicher Gewalt sowie offene Entmenschlichung. Die gewaltvolle Misogynie der Incel-Ideologie war wiederholt Antrieb tödlicher Angriffe in den USA und Kanada (ISD 2022). Manche Incels feiern die TĂ€ter solcher Angriffe als „Heilige“ (zur „Saints Culture“ siehe Manzi 2024) und sprechen vom „Going ER“ (Anspielung auf den Isla-Vista-Angreifer) oder „Doing an hERo“ (Bezeichnung fĂŒr einen Selbstmordanschlag). Andere distanzieren sich von Gewalt und sehen sich zu Unrecht verunglimpft, wenn gewalttĂ€tige Incels erwĂ€hnt werden.

Beobachter vermuten, dass die TĂ€ter der TerroranschlĂ€ge 2019 in Halle und 2020 in Hanau Incels gewesen sein könnten. Zwar Ă€ußerten beide TĂ€ter frauenfeindliche Ansichten (Jasser et al. 2020), jedoch gibt es keine stichhaltigen Belege fĂŒr ihre Zugehörigkeit zur Incel-Community.

Der deutsche Incel-Szene fehlt es derzeit an quantitativen Erfassungen durch Sicherheitsbehörden (NDR, o. D.). Laut einer Untersuchung von Moonshot, einem Unternehmen im Bereich Deradikalisierung, existierten zwischen 2017 und 2020 etwa 189 deutschsprachige Accounts in einem bekannten Incel-Forum (Radicalisation Awareness Network 2021: 12). Moonshot schĂ€tzt die Zahl der Incels in Deutschland auf etwa 1.000 (Amadeu Antonio Stiftung 2021: 26). Die Szene agiert international, nutzt internationale Foren und zeigt bislang nur wenige eigenstĂ€ndige deutschsprachige KanĂ€le oder Websites.

 

2.4 MÄNNERRECHTSAKTIVISTEN

MĂ€nnerrechtsaktivisten (MRAs) wurden insbesondere im Hinblick auf die von ihnen geteilten Beschwerden in Online-RĂ€umen untersucht, zum Beispiel auf Reddit (Rafail/Fraitas 2019). Ebenso wurde ihre Verwendung spezifischer Narrative erforscht, wie etwa ihre Behauptungen ĂŒber falsche Anschuldigungen sexueller Übergriffe, die als GegenerzĂ€hlung zur Diskussion ĂŒber „rape culture“ dienen (siehe Kettrey et al. 2024).

Allgemein bilden MRA-VerbĂ€nde und andere verwandte Gruppen eine Gemeinschaft, die davon ĂŒberzeugt ist, dass MĂ€nner durch den Feminismus benachteiligt werden. Sie argumentieren, dass eine maskulinistische Gegenbewegung notwendig sei, um Gleichberechtigung zwischen MĂ€nnern und Frauen im moderaten Sinne zu erreichen – oder in radikaleren Auslegungen – um eine traditionelle patriarchale Weltordnung wiederherzustellen (Dragiewicz 2011). Auch als „Maskulinisten“ bezeichnet, sehen sich MRAs als Opfer eines „staatsgestĂŒtzten Feminismus“ (Kemper o. D.).

Im Unterschied zu Diskursen rund um Incels oder PUAs versuchen MRAs hĂ€ufig, ihre Argumente zu „formalisieren“, indem sie sie in akademischen Begriffen formulieren und manchmal als formale Stellungnahmen an die Bundesregierung einreichen (Beck et al. 2024), um ihren Forderungen einen legitimen Anschein zu verleihen. Einige MRAs arbeiten mit breiteren antifeministischen Bewegungen zusammen, wobei Antifeminismus wie folgt definiert werden kann: „Antifeminismus beschreibt die Gegenbewegung zu emanzipatorischen oder feministischen Idealen, die auf sexistische Strategien und Taktiken zurĂŒckgreift. Antifeministen stellen sich gegen GleichstellungsbemĂŒhungen und die demokratische Aushandlung von GeschlechterverhĂ€ltnissen“ (Drath/Hevesi 2025: 6; siehe auch Höcker et al. 2020: 249–282).

Ein wiederkehrendes Thema innerhalb der MRA-Communities sind berechtigte Anliegen bezĂŒglich der MĂ€nnergesundheit und psychischen Gesundheit. Diese Themen werden hĂ€ufig als von der Gesellschaft ignoriert dargestellt, wĂ€hrend weibliche Gesundheitsprobleme angeblich ĂŒbermĂ€ĂŸig viel Aufmerksamkeit erhalten. Weitere prominente Themen umfassen elterliche Entfremdung und eine vermeintliche Voreingenommenheit bei Scheidungen und Sorgerechtsfragen. Auch wenn einige dieser Anliegen berechtigt sein mögen, neigt ein Großteil der Inhalte von MRAs dazu, antifeministische und teils auch misogyne Rhetorik zu verbreiten – mit AusprĂ€gungen von mild bis radikal (Rosenbrock 2012).

MRAs argumentieren, dass „Gynozentrismus“ in der Gesellschaft allgegenwĂ€rtig sei – insbesondere in Rechtssystemen und Gesetzen, die Frauen bevorzugen wĂŒrden, vor allem bei Scheidungen und in Vergewaltigungsprozessen. Auch die moderne Ehe wird als gynozentrisch betrachtet und stelle angeblich eine ĂŒbermĂ€ĂŸige finanzielle und emotionale Belastung fĂŒr MĂ€nner dar. Dieses Glaubenssystem mĂ€nnlicher Opferrolle – mit dem Kern, dass Frauen und Feminismus fĂŒr den wahrgenommenen Statusverlust der MĂ€nner verantwortlich seien – fĂŒhrt zu sprachlichen und ideologischen Überschneidungen zwischen MRAs, Incels und PUAs.

WĂ€hrend MRAs fĂŒr systemischen Wandel durch Lobbyarbeit und gesetzgeberische Reformen in Bereichen wie Ehe, Sorgerecht und sexuelle Einwilligung eintreten (Han/Yin 2022), vertreten andere verwandte Gruppen wie MGTOW und Incels die Ansicht, dass systemischer Wandel unmöglich sei.

Eine Untergruppe der MRAs sind die VĂ€terrechtsaktivisten (FRA). Diese Gruppen behaupten, dass VĂ€ter durch den Feminismus ĂŒberproportional benachteiligt werden, insbesondere in Fragen des Umgangsrechts, der Kinderbetreuung und des Unterhalts. Misogyne FRA-Gruppen rahmen ihren Diskurs jedoch oft mit feindseligen Narrativen, etwa durch VorwĂŒrfe des „Gold Diggers“ oder Darstellungen von MĂŒttern als egoistisch oder selbstbezogen. Mehrere Webseiten fassen die Forderungen und AktivitĂ€ten deutschsprachiger VĂ€terrechtsgruppen zusammen. Auch wenn ihre spezifischen Ziele in Details variieren, folgen ihre ĂŒbergeordneten Forderungen und Behauptungen einem einheitlichen Muster. Eine investigativ-journalistische Recherche der NGO Correctiv aus dem Jahr 2023 zeigte Verbindungen deutscher FRA zu anderen Akteuren der Manosphere sowie zu rechten Politikern (Keller 2023).


 

2.5 REDPILLER

Incels, PUAs, MRAs und andere Gruppen beziehen sich hĂ€ufig auf „Red Pills“ und andere metaphorische „farbige Pillen“, wobei jede Pille fĂŒr eine bestimmte Weltsicht steht. Die Klassifikation dieser „Pillen“ basiert auf der Vorstellung, dass Menschen mit einer anderen Weltsicht gegen die vorherrschende Meinung verstoßen. Die Metapher stammt aus dem Science-Fiction-Film „The Matrix“ (1999), in dem der Protagonist zwischen einer blauen und einer roten Pille wĂ€hlen muss. Die rote Pille offenbart ihm die dĂŒstere RealitĂ€t einer von Maschinen beherrschten postapokalyptischen Welt.

In der Manosphere dient die „rote Pille“ als Metapher fĂŒr das Erwachen gegenĂŒber einer angeblich feministischen Manipulation der Gesellschaft. Wer die rote Pille nimmt, glaubt, die Wahrheit erkannt zu haben: dass Feminismus MĂ€nnlichkeit untergrĂ€bt und MĂ€nner ihre Kontrolle zurĂŒckerlangen mĂŒssen.

Im Kontext der Manosphere glauben „Redpiller“, sie seien aus der Ignoranz erwacht und wĂŒrden erkennen, dass MĂ€nner Opfer einer gynozentrischen Weltordnung seien. Unter Incels fĂŒhrt dieser Glaube oft zur Annahme, MĂ€nner hĂ€tten ein Anrecht auf Sex und Frauen mĂŒssten ihnen daher sexuell zur VerfĂŒgung stehen.

Diskussionen darĂŒber, „wie man andere redpillt“ oder „die rote Pille nimmt“, sind zentral fĂŒr diese Ideologie. Personen, die diese Sichtweise nicht teilen, gelten als „blue-pilled“, also unwissend gegenĂŒber den „Wahrheiten“ der Redpiller. Die „schwarze Pille“ hingegen, vor allem unter Incels verbreitet, steht fĂŒr völlige Verzweiflung oder Nihilismus – die Überzeugung, dass das System nicht verĂ€ndert werden kann und man seine Einsamkeit und UnfĂ€higkeit zu Liebe und GlĂŒck akzeptieren muss (Halpin 2022).

Zur StĂŒtzung ihres Glaubens an mĂ€nnliche Überlegenheit greifen Redpiller hĂ€ufig auf Geschlechteressenzialismus und evolutionĂ€re Psychologie zurĂŒck (Botto/GottzĂ©n 2024). Die Red-Pill-Ideologie ist auch mit anderen VerschwörungserzĂ€hlungen verbunden, etwa dem „großen Austausch“ (Dixit 2022) oder der Überzeugung, dass Feministinnen und „jĂŒdische Globalisten“ die Weltordnung zu ihrem Vorteil manipulierten.

Andrew Tate, der Misogynie propagiert und unter anderem wegen Vergewaltigung und Menschenhandel angeklagt wurde (BBC 2024), gilt als zentrale Figur der internationalen Red-Pill-Bewegung. Social-Media-BeitrÀge deuten darauf hin, dass einige deutsche Redpiller persönlichen Kontakt zu Tate haben. Zudem orientieren sich manche MaskulinitÀtscoaches in Deutschland an seinen Narrativen.

Zu diesen zĂ€hlen auch Coaches, denen laut Medienberichten vorgeworfen wird, Frauen ĂŒber die Verwaltung ihrer OnlyFans-Konten auszubeuten (NDR 2023a). Recherchen offenbarten geheime Direktnachrichten-KanĂ€le, in denen diese Coaches angeblich Methoden vermitteln, um Frauen zur Produktion von Inhalten fĂŒr OnlyFans zu manipulieren und zu zwingen – oft durch sexuelle, emotionale und finanzielle Ausbeutung. Die Bewerbung von „OnlyFans-Management“ als GeschĂ€ftsmodell basiert auf der Objektivierung, Ausnutzung und Beherrschung von Frauen, wobei Red-Pill-Ideologien als ideologische Legitimation dienen.


 

2.6 DAS NETZWERK DER DEUTSCHEN MANOSPHERE

Zusammen bilden die beschriebenen Social-Media-Accounts, KanĂ€le, Foren und Webseiten ein lose verbundenes Netzwerk misogyn motivierter Akteure, die sowohl online als auch offline agieren. Obwohl sich diese Subgruppen thematisch ĂŒberschneiden, variieren Betonung und Schwerpunktsetzung je nach Bewegung. WidersprĂŒchliche Narrative bestehen innerhalb dieses Netzwerks nebeneinander, vereint durch das gemeinsame Fundament des Frauenhasses.

Diese Studie analysiert das Spektrum der deutschsprachigen Manosphere (die „GerManosphere“). Sie untersucht Netzwerke innerhalb dieses Milieus und analysiert, wie zentrale Akteure in der Manosphere agieren und auf welchen Plattformen und Webseiten die Subgruppen prĂ€sent sind. HintergrundgesprĂ€che mit Expert*innen liefern Informationen ĂŒber dieses Milieu und helfen bei der Formulierung erster Empfehlungen zum Umgang mit misogyn motivierter Online-Gewalt aus der GerManosphere.

Die Studie beantwortet folgende Forschungsfragen:

− Welche sind die zentralen Subgruppen innerhalb der Manosphere in Deutschland?
− Wie sind diese Gruppen untereinander vernetzt?
− Welche Plattformen und Webseiten nutzt die GerManosphere?
− Gibt es Akteure außerhalb des Milieus, die die Botschaften der Manosphere weitervermitteln?
− Wie kann geschlechtsspezifische Online-Gewalt, wie etwa von der Manosphere ausgehende BelĂ€stigungskampagnen, bekĂ€mpft werden?


 

3 METHODOLOGIE

Die Analyse der Online-RÀume der GerManosphere basiert auf vier verschiedenen qualitativen und ethnografischen ForschungsansÀtzen und -methoden. Diese umfassen Experteninterviews, die Kodierung von Social-Media-Daten und Websites, qualitative Analyse mittels Memos und Netzwerkanalyse.

3.1 EXPERTENINTERVIEWS

Um tiefere Einblicke in aktuelle Entwicklungen und den Forschungsstand zur deutschsprachigen Manosphere zu gewinnen, wurden leitfadengestĂŒtzte Interviews mit Expert*innen aus den Bereichen Extremismus- und Genderforschung gefĂŒhrt. Die Ergebnisse flossen in die Akteursanalyse und WirkungsabschĂ€tzung ein sowie in die Entwicklung von Handlungsempfehlungen zur BekĂ€mpfung geschlechtsspezifischer Online-Gewalt, die aus dem Manosphere-Spektrum hervorgeht.

Ein halbstrukturiertes Interviewformat wurde gewĂ€hlt, da es vergleichende Auswertungen erlaubt und dennoch Raum fĂŒr individuelle Antworten der GesprĂ€chspartnerinnen lĂ€sst. Der zugrunde liegende Interviewleitfaden wurde vom Forschungsteam entworfen und in einem Testinterview erprobt. Nach dem Testinterview wurde der Leitfaden ĂŒberarbeitet. Insgesamt wurden im Rahmen der Studie fĂŒnf Experteninterviews durchgefĂŒhrt. Vor den Interviews gaben die Teilnehmerinnen ihre Zustimmung gemĂ€ĂŸ der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EuropĂ€ischen Union. Die Interviews wurden online durchgefĂŒhrt, automatisch transkribiert und anschließend von Forschenden des Institute for Strategic Dialogue (ISD) zusammengefasst.

3.2 DATENERHEBUNG UND KODIERUNG

Zentrale Websites der deutschen Manosphere wurden manuell gesammelt und untersucht (teilweise basierend auf den Experteninterviews, einer Literaturrecherche sowie einem Schneeballverfahren ĂŒber eine Wiki-Seite, die Teilen des Spektrums nahesteht). Auf Basis der Analyse der gesammelten Websites und bekannter Internetforen der deutschen Manosphere wurde eine Datenbank zentraler Akteurinnen und Accounts (z. B. Social-Media-Profile, Podcasts und Websites) erstellt. Das Auswahlkriterium war, dass sie in eine von zwei Gruppen fallen: (1) Akteurinnen und Accounts, die sich klar als Teil einer Subgruppe der Manosphere identifizieren, einschließlich Accounts, die sich den Bewegungen MGTOW, Incels, Men’s Rights oder Fathers’ Rights, Redpillern, Dating Coaches oder PUAs zuordnen, oder (2) Akteur*innen und Accounts, die regelmĂ€ĂŸig frauenfeindliche Inhalte verbreiten und Narrative der Manosphere verwenden, auch wenn sie sich nicht explizit als Teil einer solchen Bewegung bezeichnen.

Parallel zur Datenerhebung wurden die identifizierten Accounts durch ein qualitatives Kodierverfahren, das deduktiv angelegt war, Subgruppen der Manosphere zugeordnet. Bekannte Subgruppen wurden als Codes verwendet: PUA, Incel, MRA und FRA, MGTOW und Redpiller. DarĂŒber hinaus wurden induktive Codes fĂŒr Accounts verwendet, die nicht eindeutig in diese Subgruppen fielen, aber dennoch Narrative der Manosphere und Misogynie verbreiteten. Diese Codes umfassen Begriffe wie „Masculinity Coach“, „Masculinity Influencer“, „Maskulinist“ und „Finance Coach“. Die öffentlich zugĂ€nglichen Plattformmetriken der gesammelten Accounts wurden in die Datenbank aufgenommen, um Wirkung und Reichweite zu dokumentieren. ZusĂ€tzlich wurden auch Accounts der Akteur*innen auf anderen Plattformen sowie deren Websites erfasst.

In diesem Schritt wurde auch eine Liste gruppeninterner Terminologie sowie Neologismen/Umdeutungen erstellt. Die Datenbank dient als Grundlage zur Kartierung der deutschen Manosphere und zur Untersuchung der Verbindungen innerhalb und zwischen ihren Spektren. Die manosphĂ€ren-spezifischen AusdrĂŒcke geben Aufschluss darĂŒber, wie und in welchem Ausmaß sich Terminologie im Internet und in Online-Subkulturen verbreitet und welche Gruppen oder Akteurinnen eine besondere sprachliche AffinitĂ€t zur Manosphere aufweisen. Durch Onlinerecherchen mit den gesammelten SchlĂŒsselbegriffen wurden weitere Akteurinnen identifiziert und der Datenbank hinzugefĂŒgt. Begriffe, Formulierungen und Hashtags, die mit der Manosphere assoziiert sind, wurden auf verschiedenen Social-Media-Plattformen gesucht. Die Ergebnisse wurden analysiert und aufgenommen, wenn die Accounts erkennbar Teil einer Subgruppe der Manosphere waren oder wiederholt entsprechende Narrative verbreiteten.

Neben Websites und Social-Media-Accounts von Akteur*innen der Manosphere wurden auch Foren gesammelt, in denen sich Mitglieder der Manosphere austauschen.

Insgesamt wurden ĂŒber 350 Websites, Podcasts und Social-Media-Accounts fĂŒr die Datenbank gesammelt, darunter Profile auf YouTube, Twitch, Reddit, TikTok, Instagram, Telegram, X und Facebook sowie Blogs und Websites. ZusĂ€tzlich wurden 178 Slang-AusdrĂŒcke und hĂ€ufig verwendete Beleidigungen gesammelt und der Datenbank hinzugefĂŒgt. Die Datenbank soll helfen, Forschungsfragen zu zentralen Akteurinnen und dominanten Gruppen der Manosphere zu beantworten. Die Kategorisierung der Akteurinnen in verschiedene Gruppen ermöglichte es, deren Verbreitung im Datensatz zu analysieren. Die AufschlĂŒsselung nach Plattformen erlaubte es dem Forschungsteam außerdem, herauszufinden, welche Subgruppe welche Plattform bevorzugt. Metriken wie „Follower“ und „Views“ wurden genutzt, um die Reichweite und Wirkung einzelner Akteur*innen zu vergleichen. DarĂŒber hinaus bildeten die gesammelten Accounts die Grundlage fĂŒr die Netzwerkanalyse.


 

3.3 QUALITATIVE ANALYSE

Eine qualitative Analyse zentraler Seiten und Foren ermöglichte Einblicke in wichtige Gruppen und Akteur*innen der deutschen Manosphere. Dieser methodische Ansatz erlaubt ein vertieftes VerstĂ€ndnis der Subgruppen, Themen und Schwerpunkte der deutschen Manosphere. Die verschiedenen Gruppen wurden auf Basis digital-ethnografischer Forschung zu ihren Inhalten untersucht. DafĂŒr wurden Foren, Websites und Social-Media-Accounts analysiert.

Incels, fĂŒr die im Rahmen dieser Studie keine deutschsprachige PrĂ€senz in sozialen Medien gefunden wurde, wurden ĂŒberwiegend ĂŒber zwei Foren untersucht. Weitere Forschung wĂ€re nötig, um zu ĂŒberprĂŒfen, ob sich deutschsprachige Incels in sozialen Medien zu erkennen geben. FĂŒr andere Gruppen der Manosphere wurde eine Zusammenfassung erstellt und Accounts wichtiger Akteurinnen als Beispiele analysiert, um zentrale Merkmale der jeweiligen Gruppe zu veranschaulichen. Die Auswahl der Accounts basierte auf ihrer Reichweite, ihrem Engagement und dem Ausdruck von Manosphere-Ideen. Das Engagement wurde ĂŒber Plattformmetriken wie „Likes“ und „Abonnenten“ gemessen. Ein weiteres Auswahlkriterium war, dass in den Videos die Standpunkte der Akteurinnen deutlich dargelegt werden. Die Analyse basierte ĂŒberwiegend auf YouTube-Videos, da lĂ€ngere Videoformate eine ausfĂŒhrlichere Darstellung von Weltanschauungen ermöglichen. Die Namen der Akteurinnen wurden durch eine AbkĂŒrzung basierend auf ihrer Kategorisierung und einem Buchstaben anonymisiert, um keine Werbung fĂŒr deren Inhalte zu machen. Neben diesen Langformaten wurden auch Websites und Inhalte der Akteurinnen auf anderen Plattformen in die Analyse einbezogen.

FĂŒr die einzelnen Akteurinnen umfasste die Analyse keine vorab festgelegte Anzahl an Videos oder Inhalten, sondern folgte dem Prinzip der theoretischen SĂ€ttigung. Theoretische SĂ€ttigung – ein Konzept aus der Grounded-Theory-Methodologie – ist erreicht, wenn „neue Daten keine neuen theoretischen Erkenntnisse oder Eigenschaften der zentralen theoretischen Kategorien mehr hervorbringen“ (Charmaz 2006: 113). In diesem Kontext war die SĂ€ttigung erreicht, wenn das analysierte Material ausreichend war, um zentrale Ideen, Positionen und Merkmale einesr Akteur*in oder einer Website zu beschreiben und einzuordnen.

Die zentralen Narrative und Strategien der Accounts wurden mittels Memos schriftlich und vergleichend analysiert. Memoing beschreibt das Schreiben und Vergleichen kurzer Forschungstexte zu einem Thema. Diese Methode kann Interviews, ethnografische Beobachtungen, Texte oder audiovisuelle Medien umfassen, die sozialwissenschaftlich ausgewertet werden. Als analytische Methode ist Memoing eng mit Grounded-Theory-AnsĂ€tzen verknĂŒpft. Kathy Charmaz (2006) beschreibt Memoing wie folgt:

„Memo-Schreiben bietet einen Raum, um sich aktiv mit dem Material auseinanderzusetzen, Ideen zu entwickeln und die weitere Datenerhebung zu verfeinern. Durch das Schreiben von Memos erstellen Sie analytische Notizen, um Kategorien zu erklĂ€ren und auszubauen. [
] Memos geben Ihnen Raum, um Vergleiche zwischen Daten und Daten, Daten und Codes, Codes von Daten und anderen Codes, Codes und Kategorien sowie zwischen Kategorien und Konzepten anzustellen und Vermutungen ĂŒber diese Vergleiche zu formulieren“ (Charmaz 2006: 72f.).

Memos sind ein zentrales Element der Analyseprozesse in der Grounded-Theory, beschrĂ€nken sich jedoch nicht ausschließlich auf das Ziel, Theorien mittlerer Reichweite zu entwickeln. In dieser Studie wurden Memos verwendet, um die Analyse einzelner Akteur*innen und Subgruppen der deutschen Manosphere voranzutreiben. Die Memos folgten einer festen Struktur mit einer geplanten Abfolge von Fragen. ZunĂ€chst adressierte das Memo folgende Kategorien: „Analysierte Accounts, Subgruppen, Plattformen, Narrative oder Themen/PhĂ€nomene“, gefolgt von einer „Datenzusammenfassung“. Danach folgten „Reflexionen und Interpretationen“. Wo anwendbar, enthielten die Memos auch „Verbindungen zu anderen Memos oder Daten“, „nĂ€chste Schritte“ und „offene Fragen“. Dieser Ansatz wurde gewĂ€hlt, um zu verstehen, welche Gruppen innerhalb der deutschen Manosphere existieren.

 

3.4 NETZWERKANALYSE

YouTube-Konten und Webseiten der deutschsprachigen ManosphĂ€re (z. B. Blogs und persönliche Seiten) wurden im Rahmen einer Netzwerkanalyse untersucht. Diese Methode wurde gewĂ€hlt, um festzustellen, ob und wie Mitglieder unterschiedlicher Subgruppen der ManosphĂ€re miteinander vernetzt sind – sowohl innerhalb als auch zwischen den Subgruppen. Netzwerkanalysen können starke und schwache Verbindungen zwischen Akteuren aufzeigen, Cluster verbundener Gruppen oder Austauschbeziehungen sichtbar machen. Netzwerkmetriken können zudem die ZentralitĂ€t und Bedeutung einzelner Akteure innerhalb eines Netzwerks verdeutlichen, was beim VerstĂ€ndnis der Dynamiken sozialer Bewegungen hilfreich ist.

FĂŒr die Analyse wurden Webseiten ausgewĂ€hlt, da sie oft eine lĂ€ngere Lebensdauer als einzelne Social-Media-Profile haben und in Teilen der ManosphĂ€re die vorherrschende Form der Online-PrĂ€senz darstellen. Ein Grund dafĂŒr ist, dass persönliche Webseiten – anders als Social-Media-Konten oder Subreddits – schwerer zu sperren sind. Ausgangspunkt der Netzwerkanalyse waren die in der Datenbank erfassten Verlinkungen zwischen Webseiten.

Eine Netzwerkanalyse wurde auch fĂŒr Akteure der deutschsprachigen ManosphĂ€re auf YouTube durchgefĂŒhrt. YouTube wurde deshalb ausgewĂ€hlt, weil es eine beliebte Plattform fĂŒr Podcasts oder kollaborative Videos mit anderen Content Creators ist. Die Analyse erstellte ein Netzwerk durch Nachverfolgung gemeinsamer Auftritte von ManosphĂ€re-Akteuren auf YouTube-KanĂ€len, Gastauftritte in Podcasts oder gemeinsamer Videoproduktionen. Die Netzwerkanalysen erfolgten nach folgenden Schritten: Basierend auf der fĂŒr diese Studie erstellten Datenbank wurden YouTube-Videos von ManosphĂ€re-Akteuren auf gemeinsame Auftritte mit anderen ManosphĂ€re-Akteuren chronologisch untersucht. FĂŒr die Netzwerkanalyse ausgewĂ€hlt wurden nur solche Akteure, die seit Oktober 2021 – also drei Jahre vor Beginn der Datenerhebung – auf YouTube aktiv waren. Alle Videos mit entsprechenden Gastauftritten wurden dokumentiert, einschließlich der zugehörigen Links. Die Recherche ergab 57 Verlinkungen zwischen 28 YouTube-Konten.

Auch fĂŒr die Webseiten-Netzwerkanalyse diente die bestehende Datenbank als Grundlage. Webseiten aus unterschiedlichen Kategorien wurden ausgewĂ€hlt, und Blogrolls sowie Linklisten wurden katalogisiert. Es wurden nur solche Webseiten berĂŒcksichtigt, die der ManosphĂ€re zuzuordnen sind und in den letzten zwei Jahren aktiv gepflegt wurden. Seiten, die offline waren oder Spam-Inhalte verlinkten, wurden nicht einbezogen. Die Recherche ergab 103 Verlinkungen zwischen 46 Webseiten. In der fĂŒr die Netzwerkanalyse genutzten Datenbank wurden die Webseiten und Konten anonymisiert – durch eine AbkĂŒrzung ihrer Kategorisierung und eine laufende Nummer –, um keine Werbung fĂŒr diese Seiten und Konten zu machen.

Die Verbindungen zwischen den Konten wurden in Gephi als ungerichtete Netzwerke unter Anwendung des ForceAtlas2-Algorithmus visualisiert (vgl. Jacomy et al. 2014). Die visualisierten Netzwerke sowie zentrale Netzwerkmetriken wurden anschließend interpretiert, um Erkenntnisse ĂŒber zentrale Akteure und die Verbindungen innerhalb und zwischen Subgruppen der ManosphĂ€re auf Webseiten und YouTube zu gewinnen. Dieser Ansatz wurde gewĂ€hlt, um Fragen zur Vernetzung deutschsprachiger ManosphĂ€re-Akteure zu beantworten.

Die in dieser Studie angewandten Methoden wurden so konzipiert, dass sie die zentralen Ziele der Untersuchung adressieren: die Identifikation der Kernsubgruppen der deutschsprachigen ManosphĂ€re, das VerstĂ€ndnis ihrer Verbindungen untereinander, die Kartierung der von ihnen genutzten Plattformen und Webseiten sowie die Frage, ob auch Akteure außerhalb des ManosphĂ€re-Milieus deren Narrative weiterverbreiten. Durch die Beantwortung dieser Fragen will diese Vorstudie einen ersten Überblick ĂŒber die Struktur der deutschsprachigen ManosphĂ€re liefern.


 

4 ERGEBNISSE DER EXPERTENINTERVIEWS ZUR DEUTSCHEN MANOSPHÄRE

Die ausgewĂ€hlten Expertinnen, die sich alle beruflich mit der Erforschung verschiedener Aspekte der deutschen und internationalen ManosphĂ€re befassen, stammen aus unterschiedlichen Fachrichtungen – darunter Politikwissenschaft, Sozialwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Medienwissenschaft und Psychoanalyse. Zu den interviewten Expertinnen zĂ€hlen unter anderem Dr. Eviane Leidig, Dr. Jacob Johannsen, Corinna Dolezalek und Dr. Ann-Kathrin Rothermel.

 

4.1 AKTEURE

Die befragten Expertinnen stellten sowohl ein Wachstum als auch eine zunehmende Fragmentierung der ManosphĂ€re fest. Anstelle strukturierter RekrutierungsbemĂŒhungen wurde die organische Ausbreitung der ManosphĂ€re auf das eigenstĂ€ndige Engagement Einzelner mit entsprechenden Inhalten zurĂŒckgefĂŒhrt – hĂ€ufig motiviert durch bereits gesellschaftlich verankerte misogyne Überzeugungen. Die Expertinnen betonten die Notwendigkeit, zwischen großen Influencern und Einzelpersonen zu unterscheiden, die zwar misogyne Inhalte verbreiten, sich jedoch keiner bestimmten Gruppe zugehörig fĂŒhlen, sowie solchen, die sich explizit als Teil einer oder mehrerer Gemeinschaften innerhalb der ManosphĂ€re verstehen und entsprechende Inhalte teilen. Entsprechend wurde betont, dass es keine einheitliche „Incel-Community“ gibt und dass der Begriff „ManosphĂ€re“ fĂ€lschlicherweise den Eindruck einer homogenen Gruppe erwecken kann.

Zu den ideologischen Strömungen, die von den Expert*innen beschrieben wurden, zĂ€hlen PUAs (Pick-Up Artists) und MRAs (Men’s Rights Activists), die als ursprĂŒngliche Hauptgruppen der ManosphĂ€re gelten. Weitere heute zentrale Gruppen sind:

  • Incels, die PUA-Strategien ablehnen und nach den Attentaten von Elliot Rodger und Alek Minassian an Aufmerksamkeit gewannen.
    (Elliot Rodger tötete 2014 bei einem Amoklauf in Isla Vista, Kalifornien, sieben Menschen – einschließlich sich selbst – und hinterließ ein Manifest, in dem er Frauen fĂŒr seine Einsamkeit verantwortlich machte. Rodger inspirierte Alek Minassian, der 2018 in Toronto mit einem Lieferwagen zehn Menschen tötete und 15 verletzte.)

  • Selbstoptimierungs-Influencer wie Andrew Tate, die die fatalistische und pessimistische Weltsicht der Incels ablehnen und ihre Reichweite insbesondere wĂ€hrend der Covid-19-Pandemie deutlich ausbauen konnten.

  • MGTOW („Men Going Their Own Way“)

  • Redpillers, die das Narrativ der mĂ€nnlichen Opferrolle im Feminismus weiterentwickelten und behaupten, aus der Unwissenheit „aufgewacht“ zu sein.

Die genannten Gruppen stimmen mit den in der Literatur beschriebenen Strömungen ĂŒberein (siehe Abschnitt 2), was auf einen breiten Konsens unter Expert*innen und eine starke Ähnlichkeit zwischen der deutschsprachigen und der internationalen ManosphĂ€re hindeutet. Die Vorstellung des „Aufwachens“ verknĂŒpft Redpill-Konzepte zudem mit rechtsextremen und verschwörungsideologischen Elementen.

Expertinnen verwiesen auf die PrĂ€senz von Misogynie in neonazistischen, rechtsextremen und alt-right Gruppen – besonders in deren Online-RĂ€umen – und deren Kombination mit rassistischen und antifeministischen Ansichten. Zwei Expertinnen beobachteten Ă€hnliche Tendenzen auch in der WĂ€hlerschaft von Donald Trump. Dies deckt sich mit Forschungsergebnissen des ISD, die nach der US-PrĂ€sidentschaftswahl einen massiven Anstieg misogynen Sprachgebrauchs in der ManosphĂ€re dokumentierten, insbesondere gegen Kamala Harris und deren UnterstĂŒtzer*innen.

Aufgrund der Fragmentierung der ManosphĂ€re und der Überschneidungen ihrer SphĂ€ren sei eine klare ideologische Abgrenzung schwierig. Ein Beispiel ist das neuere Konzept der „Sigma Males“, die zwar die neoliberale Weltanschauung der PUAs teilen, jedoch – wie Expert*innen anmerkten – nicht den VerfĂŒhrungsteil ihrer Ideologie betonen. Ebenso seien „Green Piller“ entstanden, die Elemente von Islamismus und ManosphĂ€re vermischen. Die „Green Pill“ steht hier sinnbildlich fĂŒr eine islamisch geprĂ€gte Weltanschauung, in der das ideale GeschlechterverhĂ€ltnis ĂŒber das Idealbild einer traditionellen islamischen Ehe beschrieben wird.
(Siehe zur islamischen ManosphĂ€re u. a. Hussein Kesvani, 2019; Saad Ghumkor & Hina Mir, 2022.)

DarĂŒber hinaus wurden einige Online-Gaming-Communities als RĂ€ume hervorgehoben, in denen Misogynie und Rassismus tief verwurzelt seien. Als SchlĂŒsselereignis wurde die Gamergate-BelĂ€stigungskampagne 2014–2015 genannt, bei der Frauen, People of Color und queere Menschen aus der Gaming-Branche mithilfe von Twitter und anderen Plattformen gezielt angegriffen wurden. Diese Kampagne habe laut Expertinnen zur Radikalisierung vieler Nutzer beigetragen, die anschließend in die ManosphĂ€re abdrifteten. Der anhaltende Widerstand gegen DiversitĂ€t in Games und Filmen wurde als Ausdruck einer ĂŒbermĂ€ĂŸigen Identifikation mit Medienprodukten interpretiert – etwa wenn Schwarze Hauptdarstellerinnen oder Pronomen-Optionen als persönliche Bedrohung wahrgenommen werden. Subkulturen fungieren laut Expertinnen als Spiegel breiterer gesellschaftlicher Trends, wobei besonders lautstarke Vertreter*innen deren Bild prĂ€gen.

Auch von Frauen unterstĂŒtzte Misogynie wurde thematisiert – besonders im Umfeld rechtsextremer und zunehmend konservativer Influencerinnen. Diese Ă€ußert sich z. B. in idealisierten Rollenbildern wie der „Tradwife“ (traditionelle Ehefrau). Die Reichweite weiblicher Akteurinnen variiert dabei je nach Plattform – besonders aktiv seien sie laut einemeiner Expert*in auf TikTok, Instagram und YouTube, wo sie vornehmlich mĂ€nnliche Follower ansprechen. Ideologisch stĂŒnden sie tendenziell nĂ€her an MĂ€nnerrechts- und VĂ€terrechtsbewegungen als an PUAs oder MGTOW. Auch „Femcels“, also weibliche Incels, wurden erwĂ€hnt. Diese seien zwar ebenfalls durch sexuelle Frustration geprĂ€gt, jedoch weniger gewaltbereit.
(Siehe hierzu Evans & Lankford, 2024.)

Abschließend wurde festgestellt, dass Misogynie in konservativen politischen Kreisen oft normalisiert und selten hinterfragt werde. In solchen Milieus könnten entsprechende Ideologien leichter verbreitet werden, was sie zu potenziellen EinstiegsrĂ€umen in die ManosphĂ€re mache. Misogynie sei kein RandphĂ€nomen, sondern in patriarchalisch geprĂ€gten Gesellschaften tief verankert – online wie offline.

Die meisten Interviewpartner*innen hatten sich bisher nicht eingehend mit der deutschsprachigen ManosphĂ€re befasst und Ă€ußerten sich deshalb zurĂŒckhaltend zur Relevanz einzelner Akteure. Als besonders weit verbreitet und relevant in der deutschen ManosphĂ€re beschrieben wurden folgende Gruppen:

  • Beliebte Influencer mit großer Reichweite, die subtil, aber wirkungsvoll sexistische Inhalte verbreiten.

  • Finanzcoaches, die kommerzielle Interessen mit ideologischer Überzeugung verbinden und Misogynie mit „Hustle“- und „Grindset“-Ideologien vermischen.

  • Dating- und Lifestyle-Coaches im Stil von Andrew Tate, die auf TikTok und Instagram entmenschlichende Lebens- und Datingtipps geben.

  • SchlĂŒsselfiguren der deutschen MĂ€nnerrechtsbewegung und VĂ€terrechtsaktivisten.

  • Die Incel-Community mit internationaler Vernetzung und deutschsprachigen Nutzern – etwa auf Twitter und in Foren. Diese wuchs nach dem rechtsextremen Anschlag in Halle 2019.
    (Am 9. Oktober 2019 versuchte ein Rechtsextremist, wĂ€hrend eines Jom-Kippur-Gottesdienstes in die Synagoge in Halle einzudringen. Als dies scheiterte, erschoss er zwei Menschen auf der Straße. Einige Kommentatoren vermuteten Incel-Motive, obwohl keine Belege vorlagen. Dies fĂŒhrte dennoch zu grĂ¶ĂŸerem Interesse an der Incel-Szene.)

  • Politische Akteure, die zwar nicht explizit der ManosphĂ€re angehören, aber deren misogyne Positionen teilen – z. B. AfD und ihre Jugendorganisation „Junge Alternative“ sowie prominente Politiker*innen mit entsprechenden Ansichten.

  • Neu gegrĂŒndete neonazistische Gruppen, die gegen Pride-Veranstaltungen in deutschen StĂ€dten mobilisieren.

  • Rechtsextreme und queerfeindliche Akteure wie z. B. der Podcast „Honigwabe“.

  • Gaming-Communities wie die „Heimatjams“ oder rechtsextreme Discord-Server.

  • Tradwife-Influencerinnen.

  • Überbleibsel der IdentitĂ€ren Bewegung.

DarĂŒber hinaus ist laut EinschĂ€tzung der Expert*innen mit Überschneidungen zwischen der ManosphĂ€re und extremistischen bzw. verschwörungsideologischen Bewegungen in Deutschland zu rechnen. Internationale Influencer aus dem angelsĂ€chsischen Raum beeinflussen auch den deutschsprachigen Diskurs erheblich. Diese EinschĂ€tzungen werden durch die empirischen Befunde der Studie gestĂŒtzt: ManosphĂ€re-Akteure greifen Narrative aus der Corona-Leugnerszene, verschwörungsideologische Inhalte zu Medien, sowie rassistische und antisemitische Theorien wie den „großen Austausch“ auf. Mehrere Akteure beziehen sich positiv auf Andrew Tate und andere internationale Vertreter der ManosphĂ€re.

 

4.2 PLATTFORMEN
Die befragten Expert:innen nannten eine große Bandbreite an Plattformen, die von Akteuren innerhalb der ManosphĂ€re genutzt werden – von Mainstream-Plattformen ĂŒber alternative und Gaming-Plattformen bis hin zu klassischen Online-Foren. Sie stellten fest, dass die Wahl der Plattform oft vom Inhaltstyp, dem gewĂŒnschten Publikum und den dahinterstehenden Zielen abhĂ€ngt. Zudem hoben die Expert:innen hervor, dass viele Akteure der ManosphĂ€re sich schnell an VerĂ€nderungen in ihrer Online-Umgebung anpassen, etwa bei zunehmender Inhaltsmoderation. Auch die teils erheblichen Unterschiede in den Funktionen und Nutzungsmöglichkeiten der jeweiligen Plattformen sowie deren Auswirkungen auf die Nutzung wurden hervorgehoben. Zudem wurde das Zusammenspiel zwischen Online- und Offline-SphĂ€ren als Kontinuum beschrieben.

TikTok, Instagram und YouTube wurden bevorzugt von PUAs, Redpillern und maskulinistischen Influencern (z. B. BronzeAgePervert und SloBrah) genutzt, da diese hĂ€ufig ein breites Publikum ansprechen wollen. Die Expert:innen betonten deren Rolle bei der Übersetzung extrem rechter und frauenfeindlicher Positionen in den Mainstream. Besonders TikTok wurde als Plattform identifiziert, auf der sich viele Inhalte finden, die an Andrew Tates frauenfeindliche Rhetorik erinnern. Influencer dort verbreiten hĂ€ufig Ă€hnliche Ideen ĂŒber mĂ€nnliche Dominanz und die Unterwerfung von Frauen. Im Allgemeinen bieten Mainstream-Plattformen maskulinistischen Influencern die Möglichkeit, durch kurze, aufmerksamkeitsstarke Inhalte – etwa Motivationsvideos, Selbstoptimierung oder persönliche Transformationen – eine große Reichweite zu erzielen. Dazu zĂ€hlt auch sogenannter „Looksmaxxing“-Content, bei dem MĂ€nner Strategien diskutieren, ihr Ă€ußeres Erscheinungsbild zu verbessern, um mĂ€nnlichen Idealen zu entsprechen – oft in Verbindung mit frauenfeindlichen Vorstellungen ĂŒber weibliche AttraktivitĂ€t.

Imageboards wie 4chan, Kohlchan sowie das Honigwabe-Forum wurden als bevorzugte Plattformen fĂŒr Incels beschrieben, die abgeschottete, private RĂ€ume suchen, um ihre extremen Ansichten offen zu teilen. Reddit galt frĂŒher als zentrale Plattform fĂŒr Incels und MGTOWs, verlor diese Rolle jedoch durch strengere Moderationsrichtlinien und das Verbot einschlĂ€giger Subreddits wie r/Incel, r/braIncels und r/mgtow. Allerdings verwiesen Expert:innen auf die weiterhin bestehende PrĂ€senz des Subreddits r/NoFap – einer Community, die Masturbation ablehnt und in der auch ManosphĂ€ren-Akteure aktiv sind – sowie auf große Mengen frauenfeindlicher Pornografie auf der Plattform.

Facebook wurde als besonders relevant fĂŒr VĂ€terrechtsaktivisten eingestuft – vermutlich aufgrund der Ă€lteren Nutzer:innendemografie sowohl dieser Subgruppe als auch der aktiven Facebook-Nutzer:innen insgesamt. Nach der Übernahme von X (ehemals Twitter) durch Elon Musk und dem damit einhergehenden RĂŒckgang der Inhaltsmoderation sowie der Auflösung von Trust- und Safety-Teams wurde laut Expert:innen ein starker Anstieg frauenfeindlicher Inhalte beobachtet. X entwickelte sich demnach zu einer zentralen Plattform fĂŒr misogynes und rechtes Gedankengut.

YouTube wird breit fĂŒr Langform-Videoformate genutzt, ĂŒber die sich große AnhĂ€ngerschaften aufbauen lassen. Telegram und Discord wurden als stĂ€rker abgeschottete, weniger moderierte RĂ€ume beschrieben, die kontinuierliche Nutzerbindung und Community-Bildung ermöglichen. WĂ€hrend von den meisten Interviewten nicht erwĂ€hnt, verwies ein:e Expert:in darauf, dass Snapchat als Plattform fĂŒr junge Nutzer:innen, die sich mit frauenfeindlichen Inhalten beschĂ€ftigen, bislang zu wenig Beachtung gefunden habe.

Podcasts wurden als zentrales Medium fĂŒr die Verbreitung von Ideen und tiefgehende Diskussionen ĂŒber gesellschaftliche Themen hervorgehoben. Generell wurde festgestellt, dass sich auf Mainstream-Plattformen und in Podcasts oft subtilere, aber dennoch schĂ€dliche Inhalte finden lassen – wobei Nutzer:innen zwischen diesen öffentlichen RĂ€umen und stĂ€rker abgeschlossenen, radikaleren RĂ€umen wechseln. So funktionieren etwa Incel-Foren und Discord-Server als In-Group-RĂ€ume, in denen Misogynie validiert und normalisiert wird. Dies verstĂ€rke oft narzisstische SelbstĂŒberhöhung und das Feindbild gegenĂŒber Frauen und queeren Menschen. Diese Migrationsbewegungen wĂŒrden hĂ€ufig aktiv gefördert – etwa durch Einladungslinks in den Profilen auf Mainstream-Plattformen oder Werbung fĂŒr geschlossene Telegram-Gruppen auf YouTube.

 

4.3 TAKTIKEN UND STRATEGIEN
Die befragten Expert:innen beschrieben eine Vielzahl an Ausdrucks- und Verbreitungsformen von Frauenfeindlichkeit in digitalen RĂ€umen – von subtilen, alltĂ€glichen Interaktionen bis hin zu aggressiven und schĂ€dlichen Kampagnen. Zu den eingesetzten Taktiken gehören:

  • Der Einsatz von Memes und niederschwelligen Inhalten zur schnellen Ansprache, insbesondere junger Nutzer:innen.

  • Die Nutzung von „memetischer KriegsfĂŒhrung“ als Mittel zur BelĂ€stigung und zum Community-Aufbau.

  • Das massenhafte Veröffentlichen von Inhalten, um herauszufinden, was beim Publikum Anklang findet.

  • Der Gebrauch von verschlĂŒsselter Sprache und Euphemismen zur Umgehung von Inhaltsmoderation bei gleichzeitiger StĂ€rkung der In-Group-Zugehörigkeit.

  • Das Wechseln zwischen Plattformen („Platform Hopping“), um trotz Regulierungen und geĂ€nderter Nutzungsbedingungen weiterhin Reichweite zu erzielen.

  • Die Verbreitung einer Mischung aus Persönlichkeitsentwicklung und Selbsthilfe mit frauenfeindlicher Grundlage.

  • Der Einsatz affektiver Taktiken, die auf GefĂŒhlen wie Empörung, Frustration oder Angst basieren, um emotionale Bindung zu erzeugen und ein ZugehörigkeitsgefĂŒhl zu stĂ€rken.

Insbesondere bei Dating-Coaches wurde beobachtet, dass sie gezielt manipulative Inhalte verwenden, um bei ihren Followern ein GefĂŒhl der AbhĂ€ngigkeit zu erzeugen. Diese sollen ermutigt werden, weiterhin Inhalte zu konsumieren, um BestĂ€tigung und Orientierung zu erhalten.

Viele Akteure generieren Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit ĂŒber politische Kommentare und Reaktionen auf aktuelle Ereignisse – insbesondere im Kontext von Feminismus und Transfeindlichkeit – indem sie diese Themen als Teil einer grĂ¶ĂŸeren kulturellen Krise darstellen, um ihr Publikum zu radikalisieren. Expert:innen stellten eine Zunahme systematischer Angriffe auf feministische Errungenschaften und LGBTQ+-Rechte fest, insbesondere gegen trans Personen in rechtsextremen Gruppen. Gleichzeitig bleiben Hass gegen Migrant:innen und Muslim:innen zentrale Bestandteile der Ideologie.

Auch ausgewĂ€hlte Mainstream-Medien, die von diesen Akteuren als BestĂ€tigung ihrer Ansichten wahrgenommen werden, spielen eine Rolle bei der Verbreitung misogynen Gedankenguts. Frauenfeindliche Akteure verwenden zudem sogenannte „evidenzbasierte Misogynie“ (vgl. Rothermel 2023). Dabei werden wissenschaftliche Studien, Statistiken oder andere Quellen so interpretiert, dass ihre Sichtweisen scheinbar faktenbasiert erscheinen. Manche Akteure erzeugen zirkulĂ€re Referenznetzwerke, um GlaubwĂŒrdigkeit vorzutĂ€uschen, und betreiben gefĂ€lschte Wissensplattformen oder Ă€ndern selbstreferenzielle Inhalte auf Plattformen wie Wikipedia, um ihre Sichtweisen zu stĂŒtzen.

Ein wachsender Trend ist die romantisierte und idealisierte Darstellung traditioneller Geschlechterrollen in Verbindung mit antifeministischen Ideologien, eingebettet in Lifestyle-Inhalte. Diese stellen weibliche Unterordnung unter mĂ€nnliche Dominanz positiv dar, etwa durch Konzepte wie „traditionelle MĂ€nnlichkeit“ oder „Tradwives“. Solche Inhalte verstĂ€rken laut EinschĂ€tzung der Expert:innen radikale Einstellungen unter Zuschauer:innen. Besonders gefĂ€hrdet seien junge MĂ€nner in ihrer Entwicklungsphase, die mit Emotionen und Einsamkeit kĂ€mpfen und fĂŒr radikale Selbsthilfe-Inhalte anfĂ€llig sind.

Die Rolle ökonomischer und gesellschaftlicher Krisen, die individuelle Unsicherheiten fördern, sowie die generelle Verbreitung von Misogynie und anderen Ungleichheitsideologien wurden als kontextuelle Faktoren fĂŒr Radikalisierung hervorgehoben. Ein:e Expert:in schilderte ein Beispiel aus der eigenen Forschung, in dem Befragte den Feminismus fĂŒr wirtschaftliche Krisen verantwortlich machten – solche Haltungen fĂ€nden sich auch außerhalb der ManosphĂ€re.

Die HerabwĂŒrdigung und Entmenschlichung von Frauen steht im Zentrum der Taktiken und Strategien der ManosphĂ€re. Offensichtliche Beispiele sind die nicht-einvernehmliche Verbreitung intimer Bilder oder KI-generierter Pornografie, koordinierte Hasskampagnen gegen Einzelpersonen – etwa gegen Amber Heard (vgl. Nelson 2024) oder Pia Scholz (vgl. Bovermann 2024) – sowie die Verwendung entmenschlichender Begriffe wie „Femoid“ oder „Foid“ in Incel-Kreisen. Gewaltfantasien wie die in Elliot Rodgers Manifest beschriebenen – etwa Konzentrationslager fĂŒr Frauen oder geschlechtliche VerhĂ€ltnisse nach dem Vorbild von The Handmaid’s Tale – zeigen ebenfalls diese Ideologie. Die Expert:innen betonten, dass diese Entmenschlichung nicht nur bei Incels oder Terroristen vorkommt, sondern ein durchgĂ€ngiges Merkmal der gesamten ManosphĂ€re ist.


 

5 DIE DEUTSCHE MANOSPHÄRE: VERTEILUNG AUF PLATTFORMEN, AKTEURE, NARRATIVE UND STRATEGIEN
Basierend auf den erfassten Akteuren und Webseiten der fĂŒr diese Studie erstellten Datenbank lassen sich erste Erkenntnisse ĂŒber die Verbreitung der deutschen ManosphĂ€re ĂŒber verschiedene Plattformen formulieren. Auch wenn die Datenbank nicht vollstĂ€ndig oder abschließend ist, erlaubt die fĂŒnf Wochen umfassende Datenerhebung mit mehreren Forscher:innen erste RĂŒckschlĂŒsse zur Zusammensetzung und Plattformverteilung der Subgruppen.

Akteure der deutschen ManosphĂ€re, wie in der Datenbank identifiziert, sind auf mehreren Plattformen aktiv – teils parallel. Die gesammelten PUA-Accounts verteilten sich breit ĂŒber verschiedene Plattformen: neun waren auf Webseiten aktiv, vier auf Facebook, 37 auf YouTube, 22 auf TikTok und 23 auf Instagram. Die MGTOW-Accounts waren auf YouTube, Facebook und Webseiten vertreten. Neben einer Incel-nahen Webseite wurden in der Datenbank zwei Incel-Foren erfasst. Redpiller traten vor allem auf audiovisuellen Plattformen auf: 17 auf YouTube, elf auf Instagram und fĂŒnf auf TikTok. MRA-Accounts waren hauptsĂ€chlich auf Webseiten aktiv (82), mit nur wenigen auf YouTube (4), TikTok (7), Instagram (2) und Facebook (2). ZusĂ€tzlich wurden zwei MRA-Foren sowie ein MRA-Account auf X dokumentiert.

Schließlich wurde eine Gruppe von Influencern identifiziert, die als „MĂ€nnlichkeitscoaches“ beschrieben werden können. Diese bieten UnterstĂŒtzung in verschiedenen Lebensbereichen an, mit dem Ziel, MĂ€nnlichkeit zu stĂ€rken. Ähnlich wie PUAs behandeln sie das Thema Dating, verfolgen jedoch einen ganzheitlicheren Ansatz. Dennoch verbreiten auch sie frauenfeindliche Narrative. Ihre Accounts fanden sich vor allem auf audiovisuellen Plattformen wie YouTube (19), TikTok (14) und Instagram (22), vereinzelt auch auf Facebook (3) und Webseiten (6).

Die Verteilung der Accounts spiegelt teils methodische Grenzen der Studie wider, teils aber auch Merkmale der untersuchten Subgruppen. PUAs, Redpiller und MĂ€nnlichkeitscoaches streben oft eine Monetarisierung ihrer Inhalte an, was eine PrĂ€senz auf Webseiten und in sozialen Medien erforderlich macht. Audiovisuelle Plattformen bieten durch direkte Ansprache der Zielgruppe die Möglichkeit zur AuthentizitĂ€tsinszenierung und StĂ€rkung der „Microcelebrity“-Ideale – was sowohl politisch als auch wirtschaftlich nĂŒtzlich ist.

Die relative Isolation der deutschen Incel-RĂ€ume in der Datenbank stimmt nicht unbedingt mit anderer Forschung ĂŒberein, die eine grĂ¶ĂŸere AktivitĂ€t von Incels auf sozialen Medien zeigt (vgl. Baele et al. 2024). Es bleibt zu untersuchen, ob sich Incels auf deutschen Plattformen auch als solche identifizieren.

MGTOW-Akteure nutzten in dieser Studie tendenziell hĂ€ufiger YouTube als andere Plattformen, allerdings ist die Stichprobe zu klein fĂŒr weiterreichende Aussagen. MRAs zeigten eine starke PrĂ€ferenz fĂŒr Webseiten. Viele dieser Akteure betreiben institutionelle Webseiten oder persönliche Blogs, auf denen sie ihre Weltsicht darlegen, politische Forderungen formulieren oder persönliche Geschichten teilen.

Die folgenden Abschnitte bieten eine Übersicht ĂŒber die fĂŒnf untersuchten Subgruppen der deutschen ManosphĂ€re. Sie analysieren deren Strategien, zentrale Themen, politische und wirtschaftliche Motivationen, interne Verbindungen sowie die Relevanz einzelner Akteure im deutschsprachigen Raum. Die Einstufung einer Person als relevante Figur basiert auf der HĂ€ufigkeit und Absicht, mit der sie narrative Kernthemen verbreitet.

Neben den hier analysierten ManosphĂ€ren-Akteuren gibt es zahlreiche Influencer und Content Creators, die sich nicht explizit der ManosphĂ€re zuordnen lassen, jedoch frauenfeindliche Rhetorik in ihre Inhalte einbauen. So verglich etwa MontanaBlack, einer der bekanntesten deutschen Streamer mit ĂŒber drei Millionen Followern, Frauen mit Hunden und behauptete, er könne Frauen nicht lĂ€nger als zehn Minuten zuhören – betonte aber gleichzeitig, er meine das nicht diskriminierend (Lydia 2023). Solche Aussagen wirken laut Expert:innen oft als Einstiegspunkt in manosphĂ€rennahe Themen. Obwohl die meisten fĂŒhrenden Figuren der deutschen ManosphĂ€re cis-heterosexuelle MĂ€nner sind, spielen auch Frauen eine aktive Rolle bei der Verbreitung frauenfeindlicher Ansichten. Diese weibliche Beteiligung wird am Ende des Kapitels kurz beleuchtet.

 

5.1 EIN EXEMPLARISCHES BEISPIEL VON PUAS IM UNTERSUCHTEN DATENSATZ

Actor_PUA_A ist ein deutscher PUA, der seine Erfahrungen mit Pick-Up-Strategien an Frauen schildert. Auf YouTube veröffentlicht er Beispielvideos von Frauen, die er angesprochen und mit manipulativen Strategien „verfĂŒhrt“ hat. Diese Videos werden mit einer versteckten Kamera aufgenommen, die den Ersteller begleitet. In einem Video nĂ€hert er sich beispielsweise einer Frau selbstbewusst, die zunĂ€chst deutlich Desinteresse signalisiert, spĂ€ter jedoch körperlichem Kontakt zustimmt. Diese Darstellung vermittelt dem Publikum, dass ein „Nein“ nicht immer ein „Nein“ bedeute und durch die „richtigen“ Strategien in Zustimmung verwandelt werden könne. Solche und Ă€hnliche „Infield“-Videos zeigen FĂ€lle von Missachtung weiblicher sexueller ZurĂŒckweisung, GrenzĂŒberschreitungen, sexueller BelĂ€stigung und einer GeringschĂ€tzung von Zustimmung – ein typisches Merkmal von PUAs (Scotto di Carlo 2023). Die Videos zeigen auch, wie PUAs sowohl online als auch offline agieren.

Actor_PUA_A behauptet, dass es harte Arbeit sei, ein PUA zu werden, was soziale FĂ€higkeiten und eine von Dominanz geprĂ€gte Persönlichkeit erfordere – Eigenschaften, die durch kostenpflichtiges Einzelcoaching erlernt werden könnten, welches er anbietet. Auf seinem TikTok-Kanal verspricht er seinen Kunden im Gegenzug „ein Date pro Woche“. Dieses Beispiel verdeutlicht eine weit verbreitete kommerzielle Motivation unter Pick-Up Artists.

Ein weiteres zentrales Thema ist die „Game“-Taktik, die alle AktivitĂ€ten und Regeln zusammenfasst, die PUAs ihren AnhĂ€ngern beibringen, um besser im „Spiel“ (dem Dating-Spiel) zu werden (Kray 2017). Laut PUAs mĂŒssen MĂ€nner dieses Spiel gewinnen, was durch dominante Verhaltensweisen geschehe, wĂ€hrend Frauen als unterwĂŒrfige und passive Objekte dargestellt werden (Scotto di Carlo 2023). Actor_PUA_A verwendet die Spiel- oder GeschĂ€ftsmetapher auch in Videos ĂŒber das Schreiben von Nachrichten an Frauen („Textgame“) oder schlĂ€gt wirtschaftliche Methoden zur Bewertung der Investition in Frauen vor. In seinem Buch verwendet er spielbezogene Metaphern, um Verhaltensregeln fĂŒr MĂ€nner beim VerfĂŒhren von Frauen zu beschreiben, die er mit Prinzipien gleichsetzt, denen „Spieler“ folgen mĂŒssen.

WĂ€hrend seine YouTube-Inhalte ausfĂŒhrlich und auf das Lehren von VerfĂŒhrungstechniken fokussiert sind, veröffentlicht er auf Instagram und TikTok kĂŒrzere Inhalte, in denen er MĂ€nnern etwa empfiehlt, fremde Frauen in der Öffentlichkeit mit den Augen „auszuziehen“. Viele Frauen empfinden dies als sexuelle Objektivierung (Hollett et al. 2022). Zudem ermutigt er MĂ€nner, die auf Sex aus sind, gezielt Frauen anzusprechen, die sie fĂŒr „aufreizend gekleidet“ halten, und diese aufgrund ihres Aussehens als „leicht zu haben“ und verfĂŒgbar zu betrachten, wodurch BelĂ€stigung gerechtfertigt wird. Actor_PUA_A ist mit weiteren Akteuren der Manosphere vernetzt, mit denen er gemeinsame Videos und Podcast-Folgen produziert sowie andere KanĂ€le empfiehlt, die RatschlĂ€ge zu Sex- und Lifestyle-Themen geben.

Actor_PUA_B ist ein Pick-Up Artist und MĂ€nnlichkeits-Coach, der mĂ€nnliche Archetypen und in der Manosphere verbreitete Stereotype bespricht. Er bietet biologische ErklĂ€rungen fĂŒr mĂ€nnliche und weibliche Eigenschaften und sieht MĂ€nnlichkeit als „gottgegebenes“ Werkzeug zum Erfolg. Er behauptet, dass weiblicher Seitensprung und „Cuckoldry“ gesellschaftlich akzeptiert seien (ein Fetisch, der in alt-rechten und manosphĂ€rischen Kreisen diskutiert wird). Unter Bezugnahme auf epigenetische ErklĂ€rungen ĂŒbernimmt er ein in diesen Kreisen verbreitetes Nietzscheanisches Narrativ: dass die Starken moralisch von den Schwachen manipuliert werden.

Er setzt den „Nice Guy“ mit einem „schwachen Mann“ gleich – einer seiner Ansicht nach unerwĂŒnschten mĂ€nnlichen Eigenschaft, die ĂŒberwunden werden mĂŒsse (King 2017). Actor_PUA_B diskutiert Geschlechterrollen, betont ihre „natĂŒrliche Harmonie“ und stellt sie gesellschaftlichen „Perversionen“ gegenĂŒber. Er verknĂŒpft mĂ€nnliche und weibliche Eigenschaften mit Testosteron bzw. Östrogen und Ă€ußert Sorge darĂŒber, dass MĂ€nner durch Trinkwasser zu viel Östrogen aufnehmen und dadurch verweiblicht wĂŒrden – ein in der Manosphere gĂ€ngiges Thema (McGlashan/Krendel 2023). Er bekrĂ€ftigt Ideale mĂ€nnlicher Dominanz und findet es schlecht, wenn eine Ehefrau arbeiten mĂŒsse – im Einklang mit traditionellen Versorgermodellen. Routinen seien wichtig, um MĂ€nnlichkeit zu verbessern, so Actor_PUA_B, der seine Routinen im Fitnessstudio und im Alltag zeigt.

Er kritisiert den Kapitalismus – Ă€hnlich wie andere Manosphere-Influencer wie Andrew Tate – bietet jedoch keine systemischen Lösungen, sondern nur individuelle Auswege im Sinne von Tates Vision des „Matrix-Ausbruchs“. Anders als andere Akteure, die Frauen direkt die Schuld geben, fokussiert sich dieser PUA auf abstrakte gesellschaftliche KrĂ€fte – kritisiert jedoch auch Frauen. Er fordert eine RĂŒckkehr zu Geschlechterrollen der 1950er Jahre. Er bewundert Andrew Tate und behauptet, milliardenschwere Industrien nutzten die LGBTQ+-Community zur Spaltung der Gesellschaft, wobei er die UnterstĂŒtzung durch Konzerne als Beleg fĂŒr eine Verschwörung sieht. WĂ€hrend er vorgibt, kein Problem mit Homosexuellen zu haben, bezeichnet er GeschlechterfluiditĂ€t als „Psy-Op“ und schreibt unkonventionelle Rollen einer manipulativen Verschwörung zu. Er macht auch vage „die Medien“ fĂŒr gesellschaftliche MissstĂ€nde verantwortlich, was seine verschwörungsideologische Weltsicht weiter nĂ€hrt. Die Ansichten von Actor_PUA_B ĂŒberschneiden sich stark mit anderen Subgruppen der Manosphere und enthalten Narrative, die auch in der anglophonen Manosphere verbreitet sind.

Actor_PUA_C versteht sich selbst als Vertreter der MĂ€nner und weist den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit zurĂŒck – er sei „auf der Seite der Frauen“. Er behauptet, Feminismus schade Frauen, indem er ihnen gesellschaftlich eine Sonderbehandlung zukommen lasse, z. B. durch Frauenförderungsprogramme in MINT-Bereichen, die Frauen als geistig und körperlich unterlegen darstellten. Im Fall Rammstein in Deutschland (NDR 2023b) forderte er, das Verhalten und die Kleidung von Frauen in der NĂ€he mĂ€chtiger MĂ€nner zu thematisieren – ein klassisches Beispiel von TĂ€ter-Opfer-Umkehr.

Obwohl Actor_PUA_C behauptet, Frauen nicht zu objektivieren, enthalten seine Videos hĂ€ufig Kommentare zu Aussehen, Kleidung und Verhalten von Frauen, die typisch fĂŒr PUAs sind und Frauen als Sexualobjekte in einem „Spiel“ der VerfĂŒhrung darstellen – also doch eine klare Objektivierung. Er kritisiert das, was er als „weibliche Opferhaltung“ bezeichnet, und behauptet, dass Frauen historisch ein besseres Leben gehabt hĂ€tten, da sie Kriegs- und MilitĂ€rdienst nicht leisten mussten. WĂ€hrend Wissenschaftler PUA-Taktiken hĂ€ufig als manipulativ und zustimmungsverneinend beschreiben, behauptet Actor_PUA_C, Frauen seien die eigentlichen Manipulatorinnen. Er ist sich der Kritik an der PUA-Community bewusst und nutzt seine Plattformen, um sie aktiv zu widerlegen – oft, indem er Kritiker einschĂŒchtert.

Auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht er politische Kommentare mit hĂ€ufigen auslĂ€nderfeindlichen Aussagen. Auf anderen Plattformen teilt er PUA-bezogene Inhalte, darunter Tipps zu Dating und VerfĂŒhrung. Dies deutet auf eine gezielte Strategie hin, seine Inhalte je nach Plattform anzupassen und gleichzeitig sein Publikum zu halten.

 

5.2 EIN EXEMPLARISCHES BEISPIEL VON MGTOW-AKTEUREN IM UNTERSUCHTEN DATENSATZ

In dem fĂŒr diese Studie untersuchten Material waren MGTOW-Akteure auf verschiedenen Plattformen prĂ€sent. Die Anzahl der MGTOW-Akteure war jedoch vergleichsweise gering, weshalb die beiden Akteure, die zentrale Ideen der deutschen MGTOW-Szene veranschaulichen, gemeinsam behandelt werden.

Actor_MGTOW_A diskutiert MGTOW im Kontext verschiedener Philosophien und Red-Pill-Ideen. Er versteht traditionelle Beziehungen zwischen MĂ€nnern und Frauen als rein transaktional und beschreibt Frauen, die solche Beziehungen anstreben, als Parasiten. Der Ersteller behauptet, dass Frauen MĂ€nner skrupellos ausnutzen wĂŒrden – SexualitĂ€t diene ihnen zur Kontrolle, und sie nutzten die emotionale Bindung der MĂ€nner aus. Er ist der Überzeugung, dass Frauen Beziehungen ausschließlich aus unmittelbarem materiellem Interesse eingehen und erklĂ€rt dies mit biologischer Programmierung.

MGTOW-AnhĂ€nger sehen die Gesellschaft generell als gegen MĂ€nner gerichtet. Actor_MGTOW_A spricht von systematischer UnterdrĂŒckung von MĂ€nnern und nennt als Beispiel etwa den Mangel an Hilfsangeboten fĂŒr mĂ€nnliche Opfer hĂ€uslicher Gewalt. Wie viele Mitglieder der Manosphere bezieht er sich auf Begriffe wie „Hypergamie“ und „Gynozentrismus“, um weibliches Verhalten zu erklĂ€ren. Auch vertritt er libertĂ€re Positionen und versteht sich selbst als Rationalist.

Actor_MGTOW_B sieht MGTOW ebenfalls als individuelle und individualistische Philosophie, die er dem Kollektivismus gegenĂŒberstellt. Er verbindet die Diskussionen ĂŒber MGTOW-Themen mit persönlichen Erfahrungen. Er glaubt nicht, dass MGTOW grundsĂ€tzlich einen Verzicht auf Beziehungen bedeutet, sieht diese aber als potenzielle Gefahr fĂŒr die individuelle Autonomie, da andere Menschen die eigene emotionale Verfassung beeinflussen könnten.

Actor_MGTOW_B betont stark die Kontrolle ĂŒber Emotionen und identifiziert MGTOW mit der FĂ€higkeit, die eigenen Emotionen zu beherrschen. FĂŒr ihn bergen Beziehungen das Risiko Ă€ußerer Manipulation. DarĂŒber hinaus hat MGTOW fĂŒr ihn auch eine politische Dimension. Im Allgemeinen zeigt er libertĂ€re Tendenzen. MĂ€nnerrechtsaktivismus lehnt er als politisch wirkungslos ab und erklĂ€rt, dass er „Gynozentrismus“ auf individueller Ebene durch seine MGTOW-Existenz bekĂ€mpfe.

Der untersuchte YouTube-Ersteller glaubt zudem, dass Schulen eine „Schuldkultur“ in Bezug auf die deutsche Geschichte fördern und ein GefĂŒhl moralischer Opferrolle erzeugen. Wie viele in der Manosphere ist er der Meinung, dass Sozialhilfe und Unterhaltszahlungen alleinerziehende MĂŒtter zu einer attraktiven Lebensform machen. Diese Sichtweise steht in engem Zusammenhang mit dem Manosphere-Konzept des „Betabux“: einem mĂ€nnlichen Versorger mit niedrigerem Status, der – laut Red-Pill-Ideologie – von Frauen in Anspruch genommen wird, wĂ€hrend oder nachdem sie AffĂ€ren mit MĂ€nnern höheren Status’ eingehen oder angestrebt haben.

Das ZurĂŒckgreifen auf einen „Betabux“ wird als Teil der hypergamen Sexualstrategien verstanden, die man Frauen zuschreibt. Einige in der Manosphere argumentieren, dass der Staat diese Hypergamie begĂŒnstige – etwa durch Sozialleistungen fĂŒr alleinerziehende MĂŒtter und durch Gerichtsentscheidungen zu Unterhaltszahlungen. Auf diese Weise wĂŒrden Steuerzahler kollektiv zu „Betabuxen“ gemacht.

Insgesamt scheint die deutsche MGTOW-Szene stark vom internationalen MGTOW- und Manosphere-Diskurs beeinflusst zu sein. Die im Datensatz untersuchten Akteure teilten weitgehend die manosphĂ€rischen Sichtweisen und zeigten keine signifikanten regionalen Besonderheiten. Weitere Forschung ist erforderlich, um das Ausmaß und die Vernetzung der deutschsprachigen MGTOW-Online-Milieus besser zu verstehen.

 

5.3 EINE ANALYSE VON ZWEI INCEL- UND LOOKSMAXXING-ONLINE-RÄUMEN IM DATENSATZ

Im fĂŒr diese Studie untersuchten Material waren deutschsprachige Incels ĂŒberwiegend auf zwei Foren aktiv: einem Sub-Board eines Incel-Forums, das sich an Fremdsprachige richtet, und einem deutschsprachigen Board eines Looksmaxxing-Forums. Einige Incels nutzen Strategien in der Hoffnung, sexuelle Partner zu finden. Diese Strategien bezeichnen sie als „De-Incelisierung“. Zu diesen Strategien zĂ€hlt „Looksmaxxing“, ein Sammelbegriff fĂŒr verschiedene AnsĂ€tze zur Verbesserung der eigenen physischen AttraktivitĂ€t. WĂ€hrend einige dieser AnsĂ€tze harmlos sind, wie die Verbesserung der persönlichen Hygiene oder Trainingsroutinen, können andere Methoden die Gesundheit der Betroffenen gefĂ€hrden. Beispielsweise befĂŒrworten einige Akteure die Einnahme von NahrungsergĂ€nzungsmitteln oder Methoden, die zu schweren Verletzungen fĂŒhren können (z. B. der Versuch, Knochen zu brechen, um GesichtszĂŒge zu verstĂ€rken) oder sogar operative Eingriffe.

Verschiedene Aspekte und Formen des Looksmaxxing werden in einem fĂŒr diese Studie untersuchten Forum diskutiert. Einige Nutzer berichten von ihrem erfolgreichen „Aufstieg“, was bedeutet, dass sie „Inceldom“ (vorĂŒbergehend) ĂŒberwunden und sexuelle Partner gefunden haben, wĂ€hrend andere ihr Scheitern und die andauernde Suche nach Partnern beklagen.

WĂ€hrend die meisten Nutzer des untersuchten Looksmaxxing-Forums Strategien zum „Looksmax“ austauschen und diese offenbar nutzen wollen, um sexuelle Partner zu finden, erklĂ€ren einzelne Nutzer, sie seien „blackpilled“ und hĂ€tten das Dating aufgegeben. Im deutschen Forum tauschen sich die Nutzer ĂŒber kosmetische Chirurgen und NahrungsergĂ€nzungsmittel sowie Dating-Richtlinien aus. Einige Forumsteilnehmer Ă€ußern Sympathien fĂŒr die rechte Szene, insbesondere fĂŒr die deutsche AfD. Einzelne Nutzer loben offen Hitler und teilen antisemitische Slogans und Memes. Zudem finden sich rassistische BeitrĂ€ge in Threads, die sich etwa mit dem Dating-Erfolg (oder Misserfolg) von asiatischen oder tĂŒrkischen MĂ€nnern beschĂ€ftigen.

Das untersuchte Looksmaxxing-Forum ist von sexistischer Terminologie durchzogen, viele Begriffe stammen aus Incel-RĂ€umen, etwa „Stacy“ oder „Foid“. Auf dem analysierten Board diskutieren die Nutzer auch Suizid („ropemaxxing“) und die Möglichkeit tödlicher Angriffe im Stil von Elliot Rodger („Going ER“) in Deutschland. Einzelne Nutzer rechtfertigen auch Femizide. BeitrĂ€ge, die Nachrichten ĂŒber Mord oder Folter von Frauen enthalten, werden mit Kommentaren wie „just fucking lol“ oder „lifefuel“ (aufmunternde Nachrichten) versehen.

WĂ€hrend das Inceldasein oft mit einer gewissen Resignation bezĂŒglich Dating-Möglichkeiten verbunden ist, versuchen Looksmaxxer Wege zu finden, im Dating erfolgreich zu sein – Ă€hnlich wie Pick-Up Artists (PUAs). Nutzer des deutschsprachigen Boards des Looksmaxxing-Forums verwenden ebenfalls individualisierte Strategien zur Selbstverbesserung, um ihren Dating-Erfolg zu steigern. Neben der physischen Verbesserung greifen sie zu Strategien, die denen der PUAs Ă€hneln, wie das „Peacocking“, bei dem durch außergewöhnliche Kleidung oder andere Mittel versucht wird, aus der Masse hervorzustechen.

Obwohl das analysierte Looksmaxxing-Forum auch einige „blackpilled“ Incels beherbergt, haben viele Nutzer eine positivere Lebenseinstellung und verfolgen einen proaktiveren Ansatz beim Dating. Looksmaxxer werden von anderen Incels möglicherweise nicht als „Truecels“ angesehen, da sie Erfolg beim Dating haben. Sie teilen jedoch dieselben pseudowissenschaftlichen und bio-deterministischen Theorien ĂŒber menschliche Anziehung und sind trotz ihres Dating-Erfolgs oft ebenso frauenfeindlich wie ihre „Truecel“-GegenstĂŒcke.

Das untersuchte Incel-Forum ist einer der zentralen Online-RĂ€ume fĂŒr Incels. Es ist mit dem „Incel Wiki“ verbunden und umfasst eine Vielzahl von thematischen Boards. Es gibt auch einen Bereich fĂŒr nicht-englischsprachige Boards namens „Incel International“. In diesen Subsektionen sind Spanisch- und TĂŒrkischsprachige Boards als eigene Boards vertreten; zudem gibt es ein Board fĂŒr „andere Sprachen“. In diesem Board finden sich auch mehrere deutschsprachige Threads. In den wĂ€hrend der Forschungsperiode analysierten Threads haben sich etwa 40 Personen als deutschsprachig geoutet. Diskutiert werden politische Themen wie die Wehrpflicht, die Incels ablehnen, und Migration, der sie feindlich gegenĂŒberstehen.

WĂ€hrend einige Incels Hitler und Nazi-Deutschland offen loben, kritisieren andere die Nazis mit der BegrĂŒndung, dass deren Niederlage die Grundlage fĂŒr die heutige deutsche Gesellschaft gelegt habe. Die Diskussionen im Board sind hĂ€ufig rassistisch und verknĂŒpfen Sexismus mit Rassismus. Ein weiteres wiederkehrendes Thema ist Antisemitismus.

Im Gegensatz zu den Nutzern des Looksmaxxing-Forums wirken die Nutzer des untersuchten Incel-Forums resignierter und verbitterter. Das Ausmaß an Frauenfeindlichkeit im untersuchten Material ist Ă€hnlich hoch wie im Looksmaxxing-Forum, ebenso die PrĂ€senz rassistischer und antisemitischer Einstellungen. Das Forum scheint im Vergleich zur Gesamtzahl der Nutzer nur eine relativ geringe Zahl deutlich deutschsprachiger Poster zu haben.

Bemerkenswert im Hinblick auf beide Foren ist, dass die Board-Struktur den Stil der BeitrĂ€ge zu beeinflussen scheint. In beiden Boards verwenden Poster eine gewalttĂ€tige Sprache und faschistische Memes, die in sozialen Medien seltener vorkommen. Die Nutzer posten diese Inhalte im vollen Bewusstsein darĂŒber, dass sie von Forschenden oder Strafverfolgungsbehörden beobachtet werden könnten; sie scherzen gelegentlich ĂŒber „Feds“, die ihre BeitrĂ€ge lesen. Die AnonymitĂ€t der Boards und die lockeren Moderationsregeln machen diese RĂ€ume offenbar zu Zufluchtsorten fĂŒr extremistische Inhalte.

Obwohl deutschsprachige Incels die Imageboards 4chan und das deutsche Imageboard „Kohlchan“ nutzen (vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft „Gegen Hass im Netz“ 2024: 39), wurde wĂ€hrend der Forschungsperiode keine AktivitĂ€t deutschsprachiger Nutzer festgestellt, die sich selbst als Incels bezeichnen oder Incel-Terminologie auf diesen Boards verwenden.

Wie frĂŒhere Studien zeigen, ist die Incel-Online-Subkultur in Deutschland vergleichsweise klein. FĂŒr diese Studie wurden nur wenige hundert BeitrĂ€ge vom deutschen Board des Looksmaxxing-Forums und vom „Other Languages“-Board des Incel-Forums analysiert. Die BeitrĂ€ge stammen von 40 Mitgliedern des Incel-Forums und 50 Mitgliedern des Looksmaxxing-Forums. Die vergleichsweise geringe Zahl aktiv online tĂ€tiger deutschsprachiger Incels steht im Gegensatz zur Medienaufmerksamkeit, die deutsche Incels erhalten und weiterhin erhalten. Diese Aufmerksamkeit basiert wahrscheinlich auf der extremen und gewalttĂ€tigen Frauenfeindlichkeit, die Teile dieses Online-Milieus propagieren, wodurch sie sich von weniger offen extremen Teilen der Manosphere abheben. Durch die starke Fokussierung auf Incels und die Darstellung als besondere Bedrohung laufen Forschende jedoch Gefahr, Frauenfeindlichkeit in der gesamten Manosphere und der Gesellschaft insgesamt zu ĂŒbersehen, indem sie deren extremste AusprĂ€gungen auf eine als fremd dargestellte Gruppe projizieren, anstatt deren Verbreitung zu verstehen.

 

5.4 EIN ILLUSTRATIVES BEISPIEL VON MRAS UND FRAS IM UNTERSUCHTEN DATENSATZ

Akteur_MRA_A ist ein aktiver Blogger und selbsternanntes Mitglied der „anti-sexistischen MĂ€nnerrechtsbewegung“ (MRA). Auf seinem Blog behauptet er, man mĂŒsse gleichzeitig Feminist und Maskulinist sein, um die Welt wirklich zu verstehen. Seine Hauptthemen sind hĂ€usliche Gewalt gegen MĂ€nner und eine angebliche feministische Manipulation der Gesellschaft. Er behauptet, „feministische Kriegstruppen“ unterdrĂŒckten Studien ĂŒber hĂ€usliche Gewalt, die von Frauen ausgeĂŒbt werde. Diese UnterdrĂŒckung zeige sich etwa in der Manipulation relevanter Wikipedia-EintrĂ€ge durch Feministinnen.

Der MRA hat kontroverse Aussagen gemacht, beispielsweise vergleicht er weibliche Journalistinnen mit Prostituierten, lehnt das Konzept des Patriarchats als „Unsinn“ ab und bezeichnet feministische Frauen als Heuchlerinnen. Er definiert MĂ€nnlichkeit als die FĂ€higkeit, Schwierigkeiten zu ertragen, ohne sich zu beklagen – eine Auffassung, die er – falsch und aus dem Kontext gerissen – dem ehemaligen US-PrĂ€sidenten Barack Obama zuschreibt.

Ein weiterer Blogeintrag von Akteur_MRA_A enthĂ€lt eine Sammlung sogenannter „anti-maskulinistischer Mythen“, die er zu widerlegen versucht. Dazu gehören Argumente gegen die Vorstellung, Krieg sei ein grundsĂ€tzlich mĂ€nnliches Verlangen, oder die Behauptung, die Gesellschaft zeige generell kein MitgefĂŒhl fĂŒr MĂ€nner. Obwohl er sich als legitimer MRA darstellt und gelegentlich radikalere MRAs kritisiert, veröffentlicht oder verlinkt er hĂ€ufig Inhalte anderer, extremerer antifeministischer Akteure. Seine Distanzierung von solchen Positionen ist inkonsistent und legitimiert oft indirekt radikale antifeministische Rhetorik.

Forum_MRA_B ist ein offenes, antifeministisches Online-Forum mit ĂŒber 120.000 EintrĂ€gen und fast 300 registrierten Nutzern. Der Inhalt des Forums ist geprĂ€gt von frauenfeindlichen Narrativen sowie homophoben, xenophoben, antisemitischen und rassistischen Äußerungen. Das Forum wird von Hassrede und emotional aufgeladenen Argumenten dominiert, die oft Bezug auf deutschsprachige MRA-Statements aus Blogs und Figuren der englischsprachigen extremen Rechten oder frauenfeindlichen Szene nehmen.

Frauen werden hĂ€ufig mit abwertenden Begriffen wie „dumm“ oder „hĂ€ssliche Tussis“ bezeichnet. Politikerinnen erfahren Fat-Shaming und werden als „billige Nutten“ bezeichnet, wĂ€hrend eine Journalistin als „Schlampe“ beschimpft wird. Ein Nutzer behauptet, Frauen wĂŒrden MĂ€nner in Bereichen wie Wissenschaft, Wirtschaft, Sport, MilitĂ€r und Polizei konstant unterperformen.

Ein anderer Nutzer Ă€ußert den Wunsch, eine schwarze feministische KĂŒnstlerin und Journalistin nach Afrika abzuschieben und ihr einen „Blackout“ zu wĂŒnschen. Diese Aussage verweist implizit auf Gewalt gegen Frauen sowie auf die Überschneidung mit Rassismus und „Misogynoir“, einer spezifischen Form von Frauenfeindlichkeit gegenĂŒber schwarzen Frauen (siehe Madden et al. 2018 zur Rolle anti-schwarzer Frauenfeindlichkeit in Online-BelĂ€stigung).

Weitere Inhalte auf dem Board beinhalten die Behauptung, Feminismus ziele darauf ab, Frauen zu kontrollieren und weibliche Fruchtbarkeit zu regulieren – insbesondere gegen Frauen, die sich dem Feminismus widersetzen. Ein Nutzer bewirbt und verlinkt die Schweizer rechtsextreme Gruppe Junge Tat.

Ein selbsternannter „Experte fĂŒr Frauen“ behauptet, Feminismus habe zur geistigen Degeneration westlicher Frauen gefĂŒhrt, wobei er einen verletzenden Schimpfwort verwendet. Öffentlich und privat Medien werden als „LĂŒgenpresse“ abgetan.

Unter maskulinistischen und mĂ€nnerrechtlichen Gruppen gilt diese Plattform als eine der extremsten und aggressivsten. Forum_MRA_B ist ein Knotenpunkt fĂŒr verschiedene deutschsprachige Akteure der Manosphere, insbesondere MRAs. Der Blog des Forums wird im Ausland gehostet (DrĂŒeke/Klaus 2014).

Eine prominente deutschsprachige Organisation, Website_MRA_C, bezeichnet sich selbst als Lobbyorganisation fĂŒr Kinder und behauptet, das Wohl von Kindern durch stĂ€rkere Eltern-Kind-Beziehungen fördern zu wollen. Die Gruppe vertritt die Ansicht, dass Kinder geschiedener Eltern leiden, wenn gesellschaftliche Normen die Mutter-Kind-Beziehung zulasten der Vater-Kind-Beziehung betonen. Um ihre Argumente zu untermauern, beruft sich die Organisation hĂ€ufig auf das Grundgesetz.

Das Thema „elterliche Entfremdung“ ist in der FRA-Diskussion (Fathers’ Rights Activists) hĂ€ufig prĂ€sent, wobei hĂ€ufig MĂŒttern – und teilweise implizit auch Kindern – die Schuld an belasteten Vater-Kind-Beziehungen gegeben wird. Dabei wird stark biologisch argumentiert: Mutter und Vater – die das Kind gezeugt haben – seien die Eltern, andere Familienformen wie queere Familien, Patchwork-Familien oder Familien mit Adoptivkindern werden abgelehnt. Ein weiteres zentrales Thema ist der Begriff der „Vaterentbehrung“, mit dem aggressive Ressentiments gegenĂŒber weiblichen Ex-Partnerinnen und MĂŒttern ausgedrĂŒckt werden, denen vorgeworfen wird, Kindern absichtlich den Kontakt zum Vater zu verwehren. Weitere Klagen betreffen die gesellschaftliche Marginalisierung von VĂ€tern zugunsten von MĂŒttern, die Priorisierung mĂŒtterlicher Rechte sowie die Ausbeutung von VĂ€tern durch Unterhaltspflichten bei gleichzeitigem Entzug von Besuchsrechten. FRAs stellen alleinerziehende MĂŒtter oft als egoistisch dar und behaupten, geschiedene oder getrennte VĂ€ter wĂŒrden gesellschaftlich stigmatisiert.

Eine bemerkenswerte Strategie der FRAs, auch von Website_MRA_C, ist die sogenannte „politische Nachahmung“ (political mimicry). Dabei werden ihre Ziele als neutral und kindzentriert dargestellt, wĂ€hrend dahinterliegende Absichten verborgen bleiben. Diese können etwa darin bestehen, patriarchale Normen zu stĂ€rken, hĂ€usliche Gewalt durch MĂ€nner zu verharmlosen oder mĂ€nnliche Dominanz durch die Vaterrolle zu behaupten. So betont die untersuchte Website zwar Kinderrechte und verweist auf Kinderrechtskonventionen in Artikeln, nutzt diese Diskurse aber oft als Fassade zur Durchsetzung der genannten Hintergedanken (Trilsbeek/Hartleb 2024).

Website_MRA_C verfĂŒgt auch ĂŒber einen geschlossenen Mitgliederbereich, der fĂŒr diese Untersuchung nicht zugĂ€nglich war.

 

5.5 EIN ILLUSTRATIVES BEISPIEL VON REDPILLERN IM UNTERSUCHTEN DATENSATZ

Akteur_RP_A ist hauptsĂ€chlich auf YouTube aktiv, wo er die Auswirkungen toxischer MĂ€nnlichkeit lĂ€cherlich macht und sich an Debatten ĂŒber evolutionspsychologische Themen beteiligt. In einem Video behauptet der Redpiller explizit, dass „Frauen die wahren Kapitalisten“ seien und „parasitĂ€re Wesen“, beschreibt Frauen als gierig und verweist auf eine beobachtete inhĂ€rente Ungerechtigkeit in mĂ€nnlich-weiblichen Beziehungen, bei der MĂ€nner Versorgerrollen einnehmen (und dies seiner Meinung nach auch sollten), wĂ€hrend Frauen sich „beschweren, nicht gesehen zu werden“. Seine Haltung zur mĂ€nnlichen Dominanz in Partnerschaften ist nicht nur ein Wunsch, sondern etwas, das er als natĂŒrlich ansieht. Deshalb sei es wichtig, diese Hierarchie zu schĂŒtzen: Wahre Beziehungen – anders als Partnerschaften, ein Begriff, den er ablehnt, weil er demokratische Gleichheit unter Partnern suggeriert – funktionierten nur gut, wenn der Mann eine fĂŒhrende Rolle ĂŒbernimmt.

Der Akteur drĂŒckt Geschlechteressenzialismus aus, indem er behauptet, Frauen wollten gefĂŒhrt oder „dominiert“ werden. Er legitimiert seine Aussagen durch Verweise auf wissenschaftliche Publikationen, die er in seinen Inhalten verlinkt. Außerdem enthalten seine Positionen anti-LGBTQ+- und anti-islamische Aussagen.

Akteur_RP_A bietet individuelles Coaching fĂŒr MĂ€nner an und verspricht, sie Teil einer mĂ€nnlichen Elite zu machen. Sein Coaching kombiniert Aspekte des Datings und der Partnerschaft mit Persönlichkeits- und GeschĂ€ftsentwicklung. Nach Angaben des Schöpfers sollen diese Ziele durch die Verbesserung der „mĂ€nnlichen Essenz“ erreicht werden. Er beschreibt seine AktivitĂ€ten als „Krieg“ gegen Bluepiller und Feministen, nutzt dabei die ĂŒbliche Rhetorik der Manosphere – insbesondere im Incel-Diskurs –, die Akteure der Manosphere als Rebellen gegen Frauen oder Feminismus darstellt. Akteur_RP_A ist gut vernetzt mit anderen Manosphere-Akteuren, vor allem mit Pick-Up Artists (PUAs), mit denen er gelegentlich gemeinsame Inhalte produziert. Die gĂ€ngigen Redpill-Taktiken, wirtschaftliche Diskurse mit VerfĂŒhrungstechniken zu verweben (Van Valkenburgh 2018), werden auf seiner Webseite deutlich, wo er Coaching-Dienste anbietet, die darauf abzielen, Dominanz sowohl im GeschĂ€ftsleben als auch in Beziehungen zu Frauen zu entwickeln. Dies trĂ€gt zu einer verbreiteten Manosphere-Vision bei, in der finanzieller Erfolg Hand in Hand geht mit Dominanz gegenĂŒber Frauen (Haslop et al. 2024).

Akteur_RP_B veröffentlicht Videos zu Evolutionspsychologie, Soziobiologie und Geschlechteressenzialismus. Er strebt an, die Redpill-Ideologie zu institutionalisieren, die er als „aufgeklĂ€rten Geschlechterdiskurs“ bezeichnet, und sucht dafĂŒr gesellschaftliche Akzeptanz. Nach seiner Auffassung ist die Redpill-Ideologie nicht politisch, sondern könne genutzt werden, um Geschlechtergerechtigkeit fĂŒr „beide Geschlechter“ zu erreichen. Er beschreibt die Redpill als eine Proto-Wissenschaft – ein noch unvollstĂ€ndig etabliertes Forschungsfeld, das auf empirischen Fakten basiere. In einem Video, in dem Akteur_RP_B gemeinsam mit Akteur_RP_A auftritt, diskutieren sie anti-feministische Konzepte wie „weiblichen Opportunismus“ oder „strategischen Pluralismus“, die ihrer Meinung nach verbreitete Praktiken seien. Beide argumentieren, weibliche Hypergamie und weiblicher Opportunismus seien nicht zwingend biologisch determiniert, sondern sozial und politisch beeinflusst. Dennoch behaupten sie, MĂ€nner sollten immer davon ausgehen, dass Frauen opportunistisch und somit instrumentell in mĂ€nnlich-weiblichen Beziehungen seien.

Akteur_RP_B lehnt das Konzept der sexuellen Selbstbestimmung ab und schlĂ€gt vor, dass das Desinteresse einer Frau an einem Mann auf Unsicherheit bezĂŒglich seines Status zurĂŒckzufĂŒhren sei. Außerdem argumentiert er, dass die Entscheidung einer Frau, einen Partner zu verlassen, von einem inneren Drang getrieben sei, stets den höchstwertigen Mann zu verfolgen, der gerade verfĂŒgbar ist. Diese Ansichten stellen die Autonomie und Wahlfreiheit von Frauen in ihrer sexuellen und romantischen LebensfĂŒhrung infrage und suggerieren stattdessen eine gewisse Zwanghaftigkeit.

In einem Video kritisiert der untersuchte Akteur die seiner Ansicht nach vorhandene Heuchelei bei Frauen, die es erlauben, ihre SexualitĂ€t frei auszuleben, wĂ€hrend MĂ€nner, die dasselbe tun, als „Arschlöcher“ bezeichnet wĂŒrden. Diese Darstellung positioniert MĂ€nner gleichzeitig als Opfer prĂŒder Moralvorstellungen und leugnet die gesellschaftliche moralische Abwertung, der Frauen ausgesetzt sind, die als promiskuitiv gelten. ZusĂ€tzlich prĂ€sentiert er oft pseudowissenschaftliche Behauptungen, etwa dass Frauen in 80 % der FĂ€lle MĂ€nner ablehnen, ohne dafĂŒr glaubwĂŒrdige Belege zu liefern.

Akteur_RP_B kritisiert außerdem Berichte ĂŒber den Gender-Pay-Gap und argumentiert, MĂ€nner hĂ€tten höhere Ausgaben fĂŒr AktivitĂ€ten wie Clubbesuche und Dating. Er schlĂ€gt kontrovers vor, eine sogenannte â€žĂŒbermĂ€ĂŸige mentale Belastung von MĂ€nnern beim Dating“ in diese Berechnungen einzubeziehen. Er fordert finanzielle UnterstĂŒtzung fĂŒr MĂ€nner, die daten, und rahmt dies als Ausgleich fĂŒr diese vermeintlichen Belastungen ein. Die Videos des Akteurs zeigen ein gut vernetztes Netzwerk deutschsprachiger Redpill-Vertreter, da er hĂ€ufig mit anderen prominenten Figuren dieser Manosphere-Gruppe zusammenarbeitet.

Akteur_RP_C ist der Kanal einer Community von MĂ€nnern, die Erfolg im Leben anstreben. Ihre Webseite und Social-Media-Plattformen bieten RatschlĂ€ge und Strategien zur Selbstverbesserung, mit Themen wie „Scheiß drauf, was andere sagen“, „Wie man ein besserer Mensch wird“, „Wie man kein Feigling ist“ und „Wie man reich wird“. Die Hauptinhalte werden von Personen erstellt, die außerhalb Europas leben und dokumentierte Verbindungen zu Andrew Tate haben, wie Social-Media-Posts zeigen.

Auf TikTok verwenden sie oft abwertende Sprache, bezeichnen Frauen als „kleine MĂ€dchen“ und behaupten, die moderne Gesellschaft fördere keine MĂ€nnlichkeit mehr. Sie sagen, sie glaubten nicht, dass MĂ€nner „schwach gemacht“ wĂŒrden, sondern machten gesellschaftliche Trends und die Jagd nach „Clicks“ fĂŒr die sinkende Nachfrage nach „starken MĂ€nnern“ verantwortlich. Diese Rhetorik stĂŒtzt sich stark auf OpfererzĂ€hlungen (Han/Yin 2022), um die vermeintliche gesellschaftliche Ablehnung von MĂ€nnern zu erklĂ€ren.

In ihren Inhalten finden sich hĂ€ufig Aussagen, die Ungleichheit loben, etwa: „Es wĂ€re nicht gut, wenn alle gut gebildet wĂ€ren, weil ich jemanden will, der mir mein Sandwich macht“ oder „Wenn alle Elite sind, gibt es keine Elite mehr“. Akteur_RP_C verspricht seinen Followern GeschĂ€ftsberatung ĂŒber exklusive, kostenpflichtige Inhalte, teilt aber einige RatschlĂ€ge auch öffentlich. So rĂ€t er etwa: „Werde nicht juristisch, bevor du reich bist“, was suggeriert, dass rechtliches GeschĂ€ftsgebaren zweitrangig gegenĂŒber finanziellem Erfolg sei.

Auf Instagram prĂ€sentieren sie ihr MĂ€nnlichkeitsideal mit Fotos von exklusiven Mitgliedertreffen. Diese Bilder zeigen MĂ€nner mit martialischem, fast militĂ€rischem Auftreten, oft in Boxringen oder Fitnessstudios sowie bei luxuriösen Urlauben. Der Zusammenhalt dieser MĂ€nner ist zentral fĂŒr die Gruppe und bildet „Allianzen“ (Han/Yin 2022), vereint durch HypermaskulinitĂ€t und antifeministische Narrative. Solche exklusiven In-Group-Treffen sind auch der Ort – ein sogenannter „homosozialer Raum“ (Frick 2023) –, an dem hegemoniale MĂ€nnlichkeit im Abgrenzungskontext zu Frauen und anderen MĂ€nnertypen gebildet wird.

 

5.6 WEIBLICHE MANOSPHERE-AKTEURINNEN

Die Einstellungen der Manosphere werden auch von einigen Frauen geteilt, die eine Vielzahl antifeministischer Ansichten unterstĂŒtzen. In einer Studie des deutschen Bundesministeriums fĂŒr Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2016 gaben 15,2 % der befragten Frauen an, einzelne maskulinistische Aussagen zu befĂŒrworten, wĂ€hrend sich 1,4 % als MĂ€nnerrechtsaktivistinnen (Men’s Rights Activists, MRA) identifizierten (Bundesministerium fĂŒr Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2016). Einige weibliche Content-Erstellerinnen unterstĂŒtzen die Manosphere direkt, indem sie mĂ€nnliche Manosphere-Akteure als positive Referenzen benennen, ihnen eine BĂŒhne bieten, sie unter ihren weiblichen Followern bekannt machen, gemeinsame Inhalte mit ihnen erstellen oder wohlwollend und zustimmend auf deren BeitrĂ€ge reagieren.

Akteurin_female_A hat rund 163.000 Follower auf YouTube, fast 17.000 auf Instagram und ĂŒber 35.000 auf X. Sie diskutiert mĂ€nnlich-weibliche Dynamiken in Beziehungen und weibliche Hypergamie und verwendet dabei die Manosphere-Sprache wie „Alpha-Typ“ und „Sigma-Mann“. Akteurin_female_B, mit 2.250 Followern auf YouTube, lĂ€dt hĂ€ufig bekannte Manosphere-Akteure auf ihren Kanal ein, wie etwa Akteur_PUA_B und Akteur_PUA_C. Sie zeigt Bewunderung fĂŒr die Inhalte von Akteur_PUA_B und seine Ideen zu Geschlechterdynamiken. Ebenso lobt sie Akteur_PUA_C fĂŒr seine Ehrlichkeit und seine Missachtung politischer Korrektheit.

Weitere Forschung ist notwendig, um die Rolle, Narrative und den Einfluss weiblicher Akteurinnen in der deutschen Manosphere besser zu verstehen und abzubilden, etwa weibliche Maskulinistinnen, weibliche MRA, weibliche PUAs und andere. Die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese weiblichen Akteurinnen vor allem dazu dienen, Manosphere-Diskurse zu normalisieren.

 

5.7 ZUSAMMENFASSUNG

Die Taktiken, Strategien, Themen und Schwerpunkte verschiedener Teilgruppen und Akteure innerhalb der deutschen Manosphere zeigen eine große HeterogenitĂ€t. Sie erstrecken sich ĂŒber ein Spektrum von moderaten bis hin zu radikalen Ausrichtungen, bleiben dabei aber durch eine gemeinsame Grundlage von Frauenfeindlichkeit vereint. WĂ€hrend einige eine Gegenbewegung als Reaktion auf den Feminismus darstellen, verwenden andere einen eher persönlichen maskulinistischen Diskurs. Philosophische und religiöse AnsĂ€tze, die traditionelle Werte betonen, existieren neben pragmatischen, ergebnisorientierten Diskussionen zu den Themen Dating, Fitness und finanzieller Erfolg. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den sozialen Dynamiken wider: Manche Gruppen fördern enge mĂ€nnliche UnterstĂŒtzungsnetzwerke, andere setzen auf individuelles Handeln und Eigenverantwortung. Diese HeterogenitĂ€t entspricht den frĂŒheren Befunden von Ging (2019: 653).

Teile der deutschen Manosphere sind vergleichsweise moderat und plĂ€dieren fĂŒr Gleichberechtigung, doch dieses Online-Milieu beherbergt auch radikale Elemente, die mĂ€nnliche Vormachtstellung befĂŒrworten. Diese Narrative verbinden hĂ€ufig pseudowissenschaftliche Argumente mit anekdotischen Kommentaren, um die unterschiedlichen Vorlieben ihrer Zielgruppen anzusprechen. Die Frauenfeindlichkeit der Manosphere ĂŒberschneidet sich oft mit anderen Diskriminierungsformen, darunter Sozialdarwinismus, Rassismus, Anti-LGBTQIA+-Rhetorik, Antisemitismus und Rechtsextremismus und zeigt sich hĂ€ufig in antidemokratischen oder anti-establishmentorientierten Einstellungen.

Finanziell wird die Szene durch Monetarisierungsstrategien wie exklusive kostenpflichtige Inhalte, Merchandise und Crowdfunding getragen. Die Inhaltserstellung umfasst KI-generierte Medien, Podcasts, Livestreams sowie traditionelle Social-Media-Posts. Die Plattformen prĂ€gen die ZugĂ€nglichkeit der Inhalte – von offenen Foren bis hin zu exklusiven Communities –, wobei die Creator ihre Inhalte auf die spezifischen Algorithmen und Nutzergruppen der jeweiligen Plattform zuschneiden. Dieses vielschichtige Netzwerk bleibt dynamisch und einflussreich und verstĂ€rkt seine Wirkung durch innovative und anpassungsfĂ€hige Strategien.

Ein Merkmal, das bei allen untersuchten Gruppen konstant ist, ist, dass die verbreiteten Narrative denen der anglophonen Manosphere entsprechen. In einigen FĂ€llen wurden Diskussionspunkte von englischsprachigen Manosphere-Influencern „entliehen“, einschließlich englischer Syntax, was zu einem Mischmasch aus englischer und deutscher Grammatik fĂŒhrt. Deutsche Manosphere-Influencer diskutieren zwar aktuelle Ereignisse in Deutschland, aber die Konzepte und Ideen, mit denen sie diese Ereignisse interpretieren, stammen fest aus dem englischsprachigen Raum. Dies liegt vermutlich daran, dass die meisten Teilgruppen der Manosphere historisch in englischsprachigen LĂ€ndern entstanden sind, was sich auch an den Namen dieser Gruppen wie MGTOW oder Incels zeigt.

Trotzdem ist bemerkenswert, wie wenig nationaler Charakter die deutsche Manosphere bisher entwickelt hat. Man hĂ€tte erwartet, dass die deutsche Manosphere angesichts der Unterschiede in GeschlechterverhĂ€ltnissen, Geschichte, Wirtschaftsmodellen und Politik zwischen Deutschland und beispielsweise den USA mehr Besonderheiten aufweist. Dennoch erscheinen die zentralen Narrative sehr Ă€hnlich. Im Gegensatz zu anderen Internet-Subkulturen oder Plattformen (vgl. Gibbs et al. 2014) haben die fĂŒr diese Studie untersuchten Akteure und Foren noch keine eigene Umgangssprache oder eigene Narrative entwickelt. Die Dominanz englischer Konzepte in der deutschen Manosphere unterstreicht den Erfolg des Internets als Medium fĂŒr die internationale Verbreitung von Ideen und Ideologien.

 

6 DIE DEUTSCHE MANOSPHERE: NETZWERK

Die Recherche fĂŒr diese Studie ergab, dass Akteure der deutschen Manosphere auf einer Vielzahl von Plattformen aktiv sind, darunter Instagram, X (ehemals Twitter), Facebook, Twitch, TikTok, YouTube, Reddit, Foren sowie auf individuellen Websites und Blogs. DarĂŒber hinaus produzieren einige Akteure eigene Podcasts, die auf verschiedenen Plattformen wie Spotify oder Podcast.de verbreitet werden.

Um besser zu verstehen, wie Akteure der deutschen Manosphere miteinander vernetzt sind, wurden zwei Plattformen – Websites und YouTube – ausgewĂ€hlt, um die Netzwerke der Manosphere zu visualisieren. Es wurden Karten der zentralen Akteure auf diesen Plattformen erstellt. Diese Karten stellen keine vollstĂ€ndigen Netzwerke dar, sondern basieren auf einer vorlĂ€ufigen, explorativen Untersuchung der Verbindungen zwischen wichtigen Akteuren aus unterschiedlichen Teilgruppen der deutschen Manosphere.

Obwohl diese Netzwerke der deutschen Manosphere-Akteure auf Websites und YouTube nicht vollstĂ€ndig sind, geben sie dennoch wichtige Einblicke in die Natur der Manosphere und ihrer Teilgruppen. Die untersuchten Websites enthielten viele defekte Links sowie Links zu Blogs und anderen Seiten, die keine neuen Inhalte mehr veröffentlichen. Das deutet darauf hin, dass viele Link-Listen oder Blogrolls nicht regelmĂ€ĂŸig aktualisiert werden. Es zeigt außerdem, dass einige Akteure das Website- und Blognetzwerk der Manosphere verlassen. Sowohl auf YouTube als auch bei den Webseiten im Datensatz gab es Account-Typen, die keine Verlinkungen zu anderen Seiten enthielten. Auf YouTube waren dies unter anderem diverse „Dating-Ratgeber“-Accounts, die Manosphere-Narrative verbreiten und KI-generierte Voiceovers und Grafiken nutzten, jedoch keine Verlinkungen zu anderen Creators hatten. Unter den Webseiten im Datensatz verlinkten Seiten von Pick-Up Artists (PUAs) nicht auf andere Manosphere-Akteure, sondern dienten hauptsĂ€chlich der Bewerbung der eigenen kostenpflichtigen Dienstleistungen der PUAs.

Das Netzwerk der Manosphere-Websites, das aus der Datenbank dieser Studie entstand, zeigt eine starke Dominanz allgemein antifeministischer Akteure sowie von MĂ€nnerrechtsaktivisten (MRAs) und VĂ€terrechtsaktivisten (FRAs). Im Netzwerk taucht nur je ein MGTOW- und ein Pick-Up-Artist-Akteur auf. Das Fehlen mancher Subgruppen und das Vorhandensein anderer lĂ€sst sich durch deren jeweilige Nutzung von Websites und deren Ideologien erklĂ€ren. Pick-Up Artists nutzen ihre Websites kommerziell zur Bewerbung ihrer Dienstleistungen oder zum Vertrieb von E-Books. Sie sind vor allem auf Social-Media-Plattformen wie YouTube, Instagram und TikTok aktiv. Dort vernetzen sie sich ĂŒber audiovisuelle Plattformen, wĂ€hrend die eigenen Websites vornehmlich als GeschĂ€ftseiten dienen und selten als VernetzungsrĂ€ume genutzt werden. MGTOW, die von einigen Forschern als Abspaltung der MĂ€nnerrechtsbewegung beschrieben werden, verfolgen einen individualistischeren Ansatz und lehnen politische AktivitĂ€t meist ab. Das Fehlen von Incels erklĂ€rt sich dadurch, dass sich Incel-RĂ€ume in der Forschung ĂŒberwiegend auf Foren beschrĂ€nken.

Politisch orientierte Subgruppen in der Manosphere und ihre Vernetzung folgen ebenfalls diesen Charakteristika. MĂ€nnerrechtsaktivisten, VĂ€terrechtsaktivisten und Antifeministen wollen den politischen Diskurs beeinflussen und ihre politischen Positionen vorantreiben. Im Gegensatz zu anderen Manosphere-Gruppen wie den Incels sind MRAs, FRAs und Antifeministen politische Bewegungen, die sich online etabliert haben, aber keine rein online-politischen Bewegungen darstellen. Sie teilen Ă€hnliche Positionen zu einer Reihe politischer Themen, weshalb es politisch sinnvoll ist, auf die Inhalte der jeweils anderen zu verlinken. Diese grundsĂ€tzliche Übereinstimmung erklĂ€rt sowohl die Verlinkungen zwischen antifeministischen Akteuren, MĂ€nnerrechtsaktivisten und VĂ€terrechtsaktivisten als auch die Verbindungen zwischen Websites innerhalb der jeweiligen Kategorien, wie beispielsweise der Cluster der VĂ€terrechtsaktivisten in der oberen Mitte der Netzwerk-Grafik.

Die Bedeutung dieser Gruppen zeigt sich auch in der Analyse der Kennzahlen fĂŒr „Betweenness Centrality“ (VermittlungszentralitĂ€t), „Closeness Centrality“ (NĂ€he-ZentralitĂ€t) und der Anzahl der eingehenden und ausgehenden Links der einzelnen Seiten. In der Netzwerktheorie misst die VermittlungszentralitĂ€t, wie zentral ein Akteur im Netzwerk ist, indem er als BrĂŒcke zwischen anderen Akteuren fungiert. Die NĂ€he-ZentralitĂ€t misst, wie kurz der Pfad von einem Akteur zu anderen ist, also wie viele Klicks benötigt werden, um eine andere Seite zu erreichen. Eine hohe NĂ€he-ZentralitĂ€t zeigt eine kurze durchschnittliche WeglĂ€nge zu allen anderen Knoten an und ermöglicht eine schnelle Verbreitung von Informationen. Ein Knoten mit hoher VermittlungszentralitĂ€t agiert als Gatekeeper, wĂ€hrend ein Knoten mit hoher NĂ€he-ZentralitĂ€t als Hub im sozialen Netzwerk fungiert.

 

Das YouTube-Netzwerk, das auf Verbindungen durch gemeinsame Videos und Gastauftritte zwischen Manosphere-Creators basiert, umfasst verschiedene Teilgruppen. Die gemeinsamen Videos zwischen Pick-Up Artists (PUAs) erfĂŒllen wahrscheinlich eine doppelte Funktion: Sie dienen sowohl als Austauschformate als auch als Mechanismus zur gegenseitigen Promotion. Die Verbindungen zwischen verschiedenen Gruppen wie Redpillern, Pick-Up Artists und „Masculinity Coaches“ (MĂ€nnlichkeitscoaches) lassen sich Ă€hnlich interpretieren. TatsĂ€chlich sind die Grenzen zwischen den Kategorien „Pick-Up Artist“, „Redpiller“ und „Masculinity Coach“ relativ durchlĂ€ssig: PUAs beziehen sich auf Redpill-Ideen und bieten Coaching auch ĂŒber das Dating hinaus an. Ähnlich geben MĂ€nnlichkeitscoaches auch Dating-RatschlĂ€ge, und Redpiller bieten teilweise ebenfalls MĂ€nnlichkeitscoaching an. Teilweise arbeiteten Akteure dieser Kategorien auch offline zusammen. Die gemeinsamen Videos verschiedener Subgruppen lassen sich somit nicht nur als Zeichen eines lebhaften Austauschs verstehen, sondern auch als Hinweis darauf, dass Teile der deutschen Manosphere zusammenwachsen und homogener werden.

Die Manosphere auf YouTube ist etwa gleich stark geprĂ€gt von sozialer und politischer Philosophie, Selbstoptimierung und GeschĂ€ftsmodellen. Diese Interpretation soll nicht bedeuten, dass die untersuchten Manosphere-Influencer unecht sind oder nicht an ihre Botschaften glauben. Im Gegenteil zeigt die Verbindung von GeschĂ€ftsideen und ideologischen Überzeugungen als persönliche Marke sowohl die Logik von YouTube-Creatorn als auch, wie zentral Fragen von MĂ€nnlichkeit fĂŒr die Persönlichkeiten der Manosphere-Influencer geworden sind. Die Netzwerk-Visualisierung zeigt einen kleinen MGTOW-Cluster und einen Pick-Up-Artist-Cluster. Besonders deutlich wird die zentrale Rolle einiger weniger prominenter Accounts, die ĂŒber die verschiedenen Spektren hinweg vernetzt sind.

Tabelle 6: Kennzahlen der fĂŒnf wichtigsten YouTube-Akteure im untersuchten Netzwerk

Label

Closeness Centrality

Betweenness Centrality

RP_YT_01

0,58

275

RP_YT_02

0,49

158

MC_YT_07

0,36

81

MC_YT_01

0,45

68,5

O_YT_01

0,41

55

MGTOW_YT_01

0,44

55

 

Ein Redpiller ist der zentrale Akteur im Netzwerk und Teil von 20 der 57 Verbindungen im Netzwerk. Dieser Akteur hat auch die höchste VermittlungszentralitĂ€t, gefolgt von einem weiteren Redpiller, zwei MĂ€nnlichkeitscoaches und auf Platz fĂŒnf gemeinsam ein Account, der als „sonstige“ klassifiziert ist und hĂ€ufig GĂ€ste aus der Manosphere in seiner Show empfĂ€ngt, sowie ein MGTOW-Account.

Die identifizierten zentralen Akteure tauschen sich hĂ€ufig mit anderen Manosphere-Creatorn aus und können als Gatekeeper fungieren, die andere Accounts fördern. Die meisten von ihnen verfolgen sowohl ideologische als auch kommerzielle Motive, was ihr Netzwerkverhalten erklĂ€rt. Einige Akteure im Netzwerk waren auch GĂ€ste bei Podcasts, die Manosphere-GĂ€ste einladen, aber nicht ausschließlich Manosphere-Themen behandeln.

AuffÀllig ist das Fehlen von MÀnnerrechtsaktivisten (MRAs) und das Vorhandensein von nur einem VÀterrechtsaktivisten (FRA). Weitere Forschung ist notwendig, um zu klÀren, ob auf YouTube und anderen Plattformen Netzwerke zwischen solchen KanÀlen existieren und wie umfangreich diese sind. Dabei könnte auch untersucht werden, ob Manosphere-Creator auf YouTube eher schwÀchere Verbindungen (wie Links) oder stÀrkere Verbindungen (wie gemeinsame Videos) zum Netzwerkaufbau nutzen.

 

7 FAZIT

Diese Studie untersucht die deutschsprachige Manosphere und verfolgt das Ziel, verschiedene Forschungsfragen mithilfe unterschiedlicher Methoden zu beantworten. ZunĂ€chst wurden die von der deutschsprachigen Manosphere genutzten Plattformen und Webseiten identifiziert, indem Manosphere-Accounts von verschiedenen Plattformen gesammelt und in einer Datenbank zusammengefĂŒhrt wurden. Diese Accounts wurden dann mit Hilfe deduktiver und induktiver Codes kategorisiert, um die zentralen Untergruppen der deutschen Manosphere zu bestimmen. Anschließend wurde eine qualitative Analyse der deutschsprachigen Manosphere-Untergruppen durchgefĂŒhrt, basierend auf Forschungserinnerungen, um deren zentrale Narrative und Strategien zu erforschen. Außerdem wurde eine explorative Kartierung der Manosphere-Netzwerke auf YouTube und Webseiten vorgenommen, um Erkenntnisse ĂŒber Netzwerkdynamiken zu gewinnen und mehr ĂŒber deren Vernetzungen zu erfahren. Obwohl diese Kartierung vorlĂ€ufig und begrenzt war, zeigte sie Ansatzpunkte fĂŒr weitere Forschung auf. Abschließend wurden geleitete halbstrukturierte Interviews mit fĂŒnf Expert*innen gefĂŒhrt, um Akteure außerhalb des Manosphere-Milieus zu identifizieren, die deren Botschaften verbreiten, und um zu erfahren, wie online geschlechtsspezifische Gewalt bekĂ€mpft werden kann.

Die Untersuchung zeigte, dass die Manosphere-Untergruppen MĂ€nnerrechtsaktivisten (MRAs), Pick-Up Artists (PUAs), Redpiller, Incels und MGTOW alle im deutschsprachigen Online-Raum vertreten sind. Diese Subgruppen sind auf einer Vielzahl von Online-Plattformen aktiv, darunter TikTok, YouTube, Instagram, Telegram, X (ehemals Twitter), Facebook, Reddit, Twitch sowie in Foren und auf Webseiten. WĂ€hrend einige klare PrĂ€ferenzen fĂŒr bestimmte Plattformen zeigen, sind andere plattformĂŒbergreifend aktiv. Die explorative Forschung zu Manosphere-Netzwerken auf YouTube und zwischen Webseiten ergab, dass sich die politisch orientierteren Gruppen innerhalb der Manosphere tendenziell stĂ€rker untereinander auf Webseiten verlinken. Verbindungen zwischen Akteuren auf YouTube, gemessen an gemeinsamen Videos, wurden hingegen hĂ€ufiger bei Manosphere-Gruppen mit ideologischer und individualistischer Ausrichtung festgestellt. Das YouTube-Netzwerk zeigte zudem die Differenzierung innerhalb der Manosphere, die Akteure umfasst, welche Merkmale aus verschiedenen Subgruppen kombinieren.

Zentrale Erkenntnisse zu den Forschungsfragen sind unter anderem:

  • Die deutschsprachigen Manosphere-Narrative spiegeln den internationalen Diskurs stark wider. Zentrale Konzepte wie evolutionĂ€r-psychologische ErklĂ€rungen menschlichen Verhaltens, das Konzept des „Red Pillings“ als ideologische Erweckung sowie stereotypisches Denken in verschiedenen hierarchischen Archetypen scheinen aus dem internationalen Manosphere-Diskurs ĂŒbernommen zu sein. Dies spricht fĂŒr die Internationalisierung antifeministischer Netzwerke und die Verbreitung misogynistischer Ideen und Argumentationsmuster.

  • Die Struktur der deutschen Manosphere und ihrer Untergruppen entspricht weitgehend den Gruppen in der internationalen Manosphere. Wie die englischsprachige Manosphere besteht die deutschsprachige Manosphere aus MRAs, PUAs, Incels, MGTOW und Redpillern. Die deutsche Manosphere umfasst zudem MĂ€nnlichkeitscoaches, die versprechen, ihre Klienten durch die StĂ€rkung ihrer MĂ€nnlichkeit zu unterstĂŒtzen, und dabei Aspekte der Redpill- und PUA-Ideologien verbinden.

  • In der untersuchten Datenbasis nutzen PUA, Redpiller und MĂ€nnlichkeitscoaches vor allem audiovisuelle Plattformen. Diese Subgruppen verbinden ideologische Botschaften mit kommerziellen Dienstleistungen und nutzen Video-Plattformen zur Selbstvermarktung und Verbreitung ihrer Inhalte. MRAs sind eher auf Webseiten vertreten, die fĂŒr politische Kampagnen und das Teilen persönlicher Geschichten in Form von Blogs genutzt werden.

  • Antifeministen, MRAs und FRA sind ĂŒber ein Netzwerk von Webseiten-Links verbunden.

  • Auf YouTube verbindet ein Netzwerk aus gemeinsamen Videos PUAs, Redpiller und MĂ€nnlichkeitscoaches. Diese Videokooperationen lassen sich sowohl als Cross-Promotion als auch als Ausdruck politisch-ideologischer NĂ€he und Austausch interpretieren.

  • Nur eine geringe Anzahl von MGTOW konnte in der Datenbasis identifiziert werden. Diese waren jedoch aktiv in Manosphere-Netzwerken involviert und interagierten mit Redpillern, MRAs und antifeministischen Akteuren. Auf deutschsprachigen Foren wurde eine kleine Zahl von Incels identifiziert, die inhaltlich weitgehend die Diskurspunkte der internationalen Incel-Szene wiedergaben, darunter extreme Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus.

Auf Basis der vorlĂ€ufigen Forschung zur deutschen Manosphere können einige vorlĂ€ufige Empfehlungen zum Umgang mit misogynen Online-Inhalten formuliert werden, die mit den Empfehlungen der befragten Expert*innen ĂŒbereinstimmen:

  • Einige Untergruppen der deutschen Manosphere nutzen Foren, um oftmals illegale misogynistische, rassistische, antisemitische und anti-LGBTQ+-Inhalte zu verbreiten. Regeln zur Moderation illegaler Inhalte, wie sie im Digitale-Dienste-Gesetz (DDG) – dem deutschen Umsetzungsgesetz zum Digital Services Act (DSA) – festgelegt sind und in der ZustĂ€ndigkeit des nationalen Digital Services Coordinators (DSC) liegen, könnten die Verbreitung solcher Inhalte verhindern. Weitere Forschung ist notwendig, um das Ausmaß illegaler Inhalte in Foren zu quantifizieren.

  • Eine bemerkenswerte Anzahl von Manosphere-Influencern ist auf audiovisuellen Plattformen wie YouTube und TikTok aktiv oder nutzt Instagram Reels, um vor allem junge MĂ€nner mit ihren Inhalten zu erreichen. Bildungsinhalte, die die Behauptungen dieser Influencer widerlegen oder potenzielle Zielgruppen immunisieren sollen, sollten ebenso zielgruppen- und plattformspezifisch gestaltet werden.

  • Bildungsinhalte sollten auf Social Media erstellt und verbreitet werden, um ĂŒber manipulative Taktiken von Pick-Up Artists und die Gefahren sexueller Ausbeutung, die von manchen Manosphere-Akteuren propagiert werden, aufzuklĂ€ren. Solche Inhalte können helfen, frĂŒhzeitige Warnzeichen zu erkennen.

  • Das Ausmaß an ToxizitĂ€t und Gewalt in der deutschen Manosphere sollte durch quantitative Forschung in deutschsprachigen Manosphere-Communities untersucht werden. Solche Forschung könnte die Bedrohung demokratischer Prozesse und der individuellen Sicherheit durch die Manosphere beleuchten.

  • Angesichts der plattformĂŒbergreifenden Natur der deutschen Manosphere und der heterogenen Online-Community sollten Plattformen, die Teil dieses Ökosystems sind, in eine plattformĂŒbergreifende Koordination investieren. Außerdem sollten sie Online-Interventionen entwickeln, die darauf abzielen, dieses Ökosystem zu stören. Es sollten KommunikationskanĂ€le zwischen relevanten Teams, darunter Content-Moderationseinheiten, aufgebaut und gepflegt werden, um proaktiv Informationen ĂŒber misogynistische Akteure und Taktiken innerhalb der Manosphere auszutauschen. Dieser Ansatz kann helfen, das Ausmaß und die Reichweite solcher AktivitĂ€ten zu erfassen und koordinierte, informierte Reaktionen ĂŒber Plattformen hinweg zu ermöglichen.

  • Technologieunternehmen und Regulierungsbehörden sollten die Rolle von Plattform-FunktionalitĂ€ten wie algorithmischer VerstĂ€rkung verstehen und untersuchen, wie diese zur Verbreitung der Manosphere beitragen, Traffic auf diese Community lenken und schĂ€dliche Inhalte verbreiten. Bestehende Regelwerke wie der Digital Services Act, der Verhaltenskodex zur BekĂ€mpfung von Desinformation und die Richtlinie zur BekĂ€mpfung von Gewalt gegen Frauen und hĂ€uslicher Gewalt sollten genutzt werden, um die durch die Manosphere verursachten SchĂ€den und Merkmale zu adressieren. Politische Maßnahmen, die einen risikobasierten Ansatz oder einen Sorgfaltspflicht-Rahmen verfolgen, könnten helfen, die VerstĂ€rkung grenzwertiger Inhalte zu mindern und gleichzeitig die Meinungsfreiheit zu schĂŒtzen.

  • Technologieunternehmen sollten in die Content-Moderation in nicht-englischen Sprachen, beispielsweise Deutsch, investieren, um Manosphere-Inhalte bei VerstĂ¶ĂŸen gegen die Plattformregeln adressieren zu können. Plattformen sollten sicherstellen, dass dies alle Sprachen berĂŒcksichtigt und sich nicht nur auf Englisch konzentriert.

Die Analyse der verschiedenen Gruppen innerhalb der Manosphere zeigte generell eine große HeterogenitĂ€t, wobei Frauenfeindlichkeit als ideologischer Überbau zwischen und innerhalb der Gruppen fungiert. Die unterschiedlichen Ausdrucksformen von Frauenfeindlichkeit reichten von impliziten Behauptungen bis hin zu gewaltverherrlichenden Fantasien. Zudem zeigte sich die ideologische NĂ€he einiger Manosphere-Akteure zur extremen Rechten.

Um die deutsche Manosphere besser zu verstehen, ist weitere Forschung notwendig. Im Hinblick auf Netzwerke könnten zukĂŒnftige Analysen von YouTube-Netzwerken die Rolle von MRAs und FRA, die im untersuchten YouTube-Netzwerk kaum prĂ€sent waren, genauer betrachten. Solche Analysen könnten auch Links in YouTube-Videobeschreibungen berĂŒcksichtigen, um Netzwerke mit schwĂ€cheren Verbindungen abzubilden. Eine umfassendere Netzwerkanalyse könnte das Netzwerk auf plattformĂŒbergreifende Links und Netzwerke auf weiteren Plattformen ausweiten, inklusive gerichteter Links. Dabei könnten auch plattformĂŒbergreifende Strategien und mögliche Migrationen zwischen Plattformen untersucht werden. Weitere Forschungsfelder zur deutschen Manosphere sind plattformĂŒbergreifende Vergleiche von Narrativen, Taktiken und Strategien der Akteure sowie Untersuchungen zur Monetarisierung der Akteure. Die Rolle weiblicher Akteurinnen innerhalb der deutschen Manosphere verdient ebenfalls mehr Aufmerksamkeit. Weiterhin sollte Forschung in anderen geografischen und sprachlichen Manosphere-Kontexten betrieben werden, um die ZusammenhĂ€nge dieser Gemeinschaften zu verstehen. Durch weitere Analysen der Manosphere kann deren Einfluss besser eingeschĂ€tzt und Strategien entwickelt werden, um der online verbreiteten Frauenfeindlichkeit aus Manosphere-Gruppen entgegenzuwirken.

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Ja was zum Geier viel zu Lang der Text, ich habe nur die ersten AbsĂ€tze gelesen wĂŒrde aber auf den Grund Kern zurĂŒckkommen. Mysogynie ist aufjedenfall populĂ€rer geworden gerade im Bereich Social Media da dort oft clips von Frauen gezeigt werden die schlechte ansichten haben, offen betrĂŒgen etc. Aber im Gegensatz zu Mysogynie die ĂŒberwiegend von Incels praktiziert wird(sehr sehr kleiner Teil der MĂ€nnlichen Gesellschaft) wird meiner Meinung nach die Misandrie viel extremer und öffentlich sogar Verherrlicht. Es hat schon einen Grund wenn MĂ€nner in unterschiedlichen Teilen auf der Welt anfangen sich von Frauen zu distanzieren gerade durch social Media haben Frauen angefangen MĂ€nner in ein sehr schlechhtes Licht zu rĂŒcken ( filmen im gym und als creep darstellen (mir selber schon passiert), hervorheben und massives kritisieren von alltagssituationen worin MĂ€nner einfach nur helfen wollten nur um follower zu kriegen etc., MGTOW ist einfach eine NatĂŒrliche Reaktion, das ist evolutionsbiologogie im Kern wir MĂ€nner werden in eine Situation forciert wo wir nur verlieren können und fangen an uns davon zu distanzierenm das ist nicht nur ein internet Trend das ist auf aller Welt ein Gesellschaftliches PhĂ€nomen zzt. Natur reguliert sich immer selbst und meine Prognose ist: Frauen fangen an mehr Wert zu haben, mĂ€nner folgen diesem---> frauen krigen zu hohe ansprĂŒche, mĂ€nner können diesen nicht mehr gerecht werden---> Die normale Frau ist fast nicht mehr zu haben fĂŒr den normalen Mann--->mgtow, frauen realisieren dass sie keinen partner mehr kriegen, validation fehlt----> frauen werden wieder anfangen konformer zu werden. 

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Am 13.7.2025 um 02:04 , street_corner schrieb:

Eineï»ż ï»żbetrĂ€chtliche Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten hat sich mit dem PhĂ€nomen ï»żder Manosphere befasst – vor allem aus feministischer Perspektive undï»ż ï»żaus Disziplinen wie Soziologie, Politikwissenschaft sowie ï»żMedien- und Kommunikationswissenschaft

Aus feministischer Perspektive also. Nicht etwa aus einer neutralen oder wissenschaftlichen Perspektive... Keine weiteren Fragen.

Linke Aktivisten "forschen" ĂŒber ihre politischen Gegner. Da kommt sicher etwas seriöses dabei raus 

 

 

nicht.

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WĂ€re es nicht besser gewesen den Text nur zu Verlinken und eine kurze Zusammenfassung ins Forum zu schreiben?

Die Kernpunkte lassen sich sicherlich deutlich kĂŒrzer zusammenfassen.. Hier liest wohl keiner einen so langen Text..

Und davon mal ab ich brauch keine "Experten" und einseitige "Faktenfinder" um mir die Welt zu erklÀren zu lassen...

Es ist eh keine Konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema zu erwarten allein schon weil viel zu viele "Journalisten" "Experten" Angst vor der eigenen Bubble hÀtten wenn eine Gruppe da positiver bei weg kommt als es in der Bubble gestattet ist...

Soll halt jeder glauben was er meint. Von mir aus können Frauen auch glauben dass MĂ€nner perse das Problem seien und nicht mit Hoes und Ü40 Singlemummies "klarkommen" oder eine Frau mit ganz hoher Ausbildung automatisch auch fĂŒr MĂ€nner einen hohen Wert hat. Soll man alles denken wĂ€hrend man dann zuhause die Katzen streichelt. Man ist dann einsam aber kann sich aufsagen dass man selbst auf jedenfall richtig liegt...

 

Keiner muss irgendetwas glauben....   Im Zweifel bin ich mehr fĂŒr die Seite die der anderen nicht verbieten will zu existieren. Das ist auch was ich an Linken Positionen oftmals so befremdlich finde: Man will andere Meinungen verbieten und am Ende bricht man sehr viel darauf herunter das soziale Unterschiede der Grund fĂŒr alle existierenden Probleme seien. Wenns Weltfrieden gĂ€be und alle gleich viel Wohlstand hĂ€tten dass sich dann alle lieb haben wĂŒrden und alle Menschen dasselbe denken wĂŒrden...

 

 

bearbeitet von Danisol

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Ich weiß garned was die fĂŒrn Problem haben?!

Ich akzeptiere auch Frauenbewegungen, Twerken zum Beispiel

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vor 20 Stunden, Danisol schrieb:

WĂ€re es nicht besser gewesen den Text nur zu Verlinken und eine kurze Zusammenfassung ins Forum zu schreiben? ï»ż

Die Kernpunkte lassen sich sicherlich deutlich kĂŒrzer zusammenfassen.. Hier liest wohl keiner einen so langen Text..

 

Kurzzusammenfassung: 


Diese Pilotstudie stellt die erste Analyse deutschsprachiger misogynen Online-Milieus ĂŒber verschiedene Plattformen und Subgruppen hinweg dar. Die sogenannte „MannosphĂ€re“ – die deutsche Variante der anglophonen manosphere – umfasst Bewegungen wie „Incels“, „Pick-Up Artists“ und „Men’s Rights Activists“ (MĂ€nnerrechtsaktivisten), die eine frauenfeindliche Ideologie propagieren, Geschlechtergleichheit und die liberale Gesellschaftsordnung ablehnen und gewaltvolle Fantasien verbreiten.

Die Studie verwendet einen Mixed-Methods-Ansatz, der Experteninterviews, digitale Ethnografie und eine Netzwerkanalyse kombiniert. Insgesamt wurden ĂŒber 350 Websites und Social-Media-Konten mit misogynem Inhalt identifiziert, kategorisiert und analysiert. Verlinkungen zwischen Websites sowie Gastauftritte auf YouTube-KanĂ€len wurden untersucht, um die Bedeutung einzelner Akteure und Narrative sowie deren politische oder kommerzielle Motivationen besser zu verstehen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die „MannosphĂ€re“ die internationale manosphere sowohl in ihren Narrativen als auch in ihrer Struktur widerspiegelt. Allerdings unterscheidet sich die Plattformnutzung zwischen den einzelnen Subgruppen der MannosphĂ€re. Auf Grundlage der Studienergebnisse wurden Empfehlungen zum Umgang mit misogynen Online-Milieus entwickelt.

 

 

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Interessant wÀre zu wissen, wer mit den Codierungen gemeint ist.

PUA_A bis PUA_C
RP_A bis RP_C

Also ein PUA ist DonJon und der andere mĂŒsste P. sein, der dritte ist mir unbekannt.
Bei den RP mĂŒsste einer Klaus Thiele sein, die anderen sind mir unbekannt.

bearbeitet von Shadow_Game

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vor 2 Stunden, Shadow_Game schrieb:

Geschlechtergleichheit und die liberale Gesellschaftsordnung ablehnen

Lehne Liberalismus auch ab 😄

 

Nicht in GĂ€nze aber ich bin der Meinung dass ne Gesellschaft einfach so etwas wie Normen, Werte und Leitplanken braucht innerhalb denen die Masse sich bewegen sollte. Muss nicht jeder alles dĂŒrfen in meinen Augen selbst wenn er damit direkt niemanden schadet aber Gesellschaftlichen Zerfall vorantreibt.

zB wenn jetzt immer mehr Leute anfangen wĂŒrden mit heraushĂ€ngenden Eiern in Berlin rumzulaufen.  Der Liberalismus steht am Ende genau dafĂŒr, quasi komplette Auflösung von Grenzen. Ich glaube das kann nicht funktionieren. Selbst wenn du ALLE Drogen legalisieren wĂŒrdest, wĂŒrdest du damit vielleicht den Schwarzmarkt trocken legen aber zu was fĂŒr einen Preis?

 

Viele Probleme die wir aktuell haben gehen ja auf den Liberalismus zurĂŒck. In meinen Augen Krieg zum Teil ebenso einfach wegen diesem denken dass jeder so zu sein hat wie wir, so sein will und wenn er das nicht sein will das alles nur an irgendeinem Herrschen liegt der sein Volk unterdrĂŒckt denn eigentlich wollen alle Menschen liberal sein...

Es muss Grenzen geben fĂŒr alles. Nichtmal nur Gesetze sondern auch durch beispielsweise so etwas wie soziale Ächtung...

Damit hat der Liberalismus ja ein Problem. Er hat ein Problem damit wenn ich OnlyFans "Creatorinnen" Prostituierte nenne, also das Kind beim Namen nennen... Der Liberalismus sagt es wÀre Empowerment... Der Liberalismus will nicht dass ich offen ausspreche dass ich so etwas verachte und nicht will dass meine Frau, Tochter, Enkelin, etc so endet...

 

Und Liberalismus wird uns als Links verkauft wobei es das gar nicht ist....Die meisten Liberalen verstehen sich aber auch als Links, weil sie es entweder nicht besser wissen oder einfach weil sie sich gern mit dem Label Links schmĂŒcken weil es so etwas wie ein AushĂ€ngeschild fĂŒr "ich bin einer von den Guten" darstellt..

 

Selbst sehr viele Linke Politiker sind nicht Links sondern Liberal....

 

vor 2 Stunden, Shadow_Game schrieb:

Die Ergebnisse zeigen, dass die „MannosphĂ€re“ die internationale manosphere sowohl in ihren Narrativen als auch in ihrer Struktur widerspiegelt. Allerdings unterscheidet sich die Plattformnutzung zwischen den einzelnen Subgruppen der MannosphĂ€re. Auf Grundlage der Studienergebnisse wurden Empfehlungen zum Umgang mit misogynen Online-Milieus entwickelt.

Also kann man sagen man sieht all diese Liberalen Entwicklungen natĂŒrlich nicht irgendwie als ursĂ€chlich fĂŒr das an was diese Leute beklagen? RedPill, MannosphĂ€re usw sind ja nicht einfach im leeren Raum entstanden sondern vieles davon ist einfach nur ne Gegenbewegung...

Da ist natĂŒrlich ne unglaubliche Doppelmoral dabei, erst ruft man den Feminismus ins Leben, erreicht fast alle Ziele die man sich gesetzt hat, aber wenn sich dann Gegenbewegungen bilden dann ist das ganz böse und muss bekĂ€mpft werden... Also exakt das Mittel was man selber damals benutzt hat stellt man wenn andere es benutzen fĂŒr ihre Ideologie/Ziele (Wertfrei gemeint) als unredlich da...

Kurzum nen AntifaStammtisch darf ich abhalten. Aber nen Treffen der AfD-WĂ€hler nicht....das eine "muss" gefördert werden, das andere gehört verboten...Erlaubt ist nur das was der liberalen Ideologie nĂŒtzt, nichts was ihr schadet...kann man an soooo vielen Stellen beobachten.

Abschiebung framed man als "radikal" "extrem". Aber Grenzen komplett abschaffen und JEDEN(!!!) reinlassen ist gleichzeitig keine radikale Position 😉 

Eigentlich gilt eher: Du darfst so extrem sein wie du willst, es muss nur in die richtige Richtung sein.  Du darfst andere bescheißen damit der König mehr Geld und Macht bekommt aber den König bescheißen und ihm Geld und Macht nehmen das darfste nicht 😛

 

Im Grunde ist jeder böse der nicht liberal ist. Aber so ehrlich sind Liberale quasi nie 😉Wenn man das herunterbricht ist das einfach nur ein riesen großes Fussballspiel und jede Mannschaft will jeweils gewinnen. 

bearbeitet von Danisol
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Das Problem ist nicht, dass die Studie von Feministinnen gemacht wurde, sondern dass solche Themen oft gleich durch eine bestimmte ideologische Brille betrachtet werden. Das Ergebnis: Die einen fĂŒhlen sich wie „Untersuchungsobjekte“, die anderen sehen ĂŒberall „Gefahr“. Wirklich konstruktiver Dialog kommt da selten zustande. Nicht ganz zum Thema, aber auch eine nĂŒtzliche Website, falls Sie Interesse haben, können Sie sich dort umsehen.
bearbeitet von Sebastian_B

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vor 3 Stunden, Sebastian_B schrieb:

Das Problem ist nicht, dass die Studie von Feministinnen gemacht wurde, sondern dass solche Themen oft gleich durch eine bestimmte ideologische Brille betrachtet werden.

Oh Wunder: Unter Feministinnen ist diese ideologische Weltsicht nun aber der Grund dafĂŒr wieso man sich als Feministin sieht. Die beiden Punkte sind miteinander verknĂŒpft. Feministin ist man halt nicht einfach so rein zufĂ€llig sondern weil man sich in eine bestimmte Bubble zuvor begeben hat...

Der Satz ist bisschen so wie wenn man ne Umfrage unter Matrosen macht und sich dann tatsĂ€chlich wundert wieso die sich fast alle so sehr fĂŒr Schifffahrt interessieren.

Ich behaupte du wirst kaum ne Studie finden mit Leuten die Pro etwas sind, auch von wem bezahlt wurden der Pro ist und wo am Ende nicht das gewĂŒnschte Ergebnis bei raus kommt und die damit alle transparent sind und sich dann gelĂ€utert sehen. Mitunter werden Studien wenn sie dann mal doch zum nicht erwĂŒnschten Ergebnis fĂŒhren auch nicht veröffentlicht weil der Auftraggeber am Ende das Letzte Wort hat..

 

Ich glaube in erster Linie das was ich mit meinen eigenen Sinnen wahrnehme...wenn 80% der Frauen die ich verfĂŒhre ohne Gummi mit mir vögeln wollen, dann brauch ich da keine "Studie" oder "Expertenmeinung" die mir dann erklĂ€rt "alles quatsch was du denkst". Finde sowieso dass wir ein Problem damit haben dass viel zu viele Leute Expertenhörig sind statt einfach sich mal selber nen Bild zu machen...Wenn du mir fĂŒr 2Jahre die Kontrolle ĂŒber sĂ€mtliche Medien gibst bekomm ich die Mehrheit auch dazu sonst was zu denken... Dann bekommst du nen Großteil der Menschen auch dazu sich ne rote Clownsnase aufzusetzen und ihnen einzureden das wĂŒrde gegen ein Virus schĂŒtzen und dann wird es gesprĂ€che darĂŒber geben der Leute untereinander welche rote Clownsnase nun besser vor Viren schĂŒtzt...Viele Menschen unterschĂ€tzen einfach wie ManipulationsanfĂ€llig sie sind....

 

 

 

 

bearbeitet von Danisol

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vor 20 Stunden, Shadow_Game schrieb:

 

Kurzzusammenfassung: 


Diese Pilotstudie stellt die erste Analyse deutschsprachiger misogynen Online-Milieus ĂŒber verschiedene Plattformen und Subgruppen hinweg dar. Die sogenannte „MannosphĂ€re“ – die deutsche Variante der anglophonen manosphere – umfasst Bewegungen wie „Incels“, „Pick-Up Artists“ und „Men’s Rights Activists“ (MĂ€nnerrechtsaktivisten), die eine frauenfeindliche Ideologie propagieren, Geschlechtergleichheit und die liberale Gesellschaftsordnung ablehnen und gewaltvolle Fantasien verbreiten.

Die Studie verwendet einen Mixed-Methods-Ansatz, der Experteninterviews, digitale Ethnografie und eine Netzwerkanalyse kombiniert. Insgesamt wurden ĂŒber 350 Websites und Social-Media-Konten mit misogynem Inhalt identifiziert, kategorisiert und analysiert. Verlinkungen zwischen Websites sowie Gastauftritte auf YouTube-KanĂ€len wurden untersucht, um die Bedeutung einzelner Akteure und Narrative sowie deren politische oder kommerzielle Motivationen besser zu verstehen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die „MannosphĂ€re“ die internationale manosphere sowohl in ihren Narrativen als auch in ihrer Struktur widerspiegelt. Allerdings unterscheidet sich die Plattformnutzung zwischen den einzelnen Subgruppen der MannosphĂ€re. Auf Grundlage der Studienergebnisse wurden Empfehlungen zum Umgang mit misogynen Online-Milieus entwickelt.

Ich empfinde es als höchst unprofessionell, wenn alle möglichen MĂ€nner-Bewegungen wie „Incels“, „Pick-Up Artists“ und „Men’s Rights Activists“ in einen Topf geworfen und pauschal als gebrandmarkt werden mit "frauenfeindliche Ideologie propagieren, Geschlechtergleichheit und die liberale Gesellschaftsordnung ablehnen und gewaltvolle Fantasien verbreiten"

Das ist auf Ă€hnlichem Level unprofessionell, wie wenn man nicht zwischen Antifa, Die GrĂŒnen, Die Linke und die SPD differenzieren wĂŒrde.  

Insofern basiert diese Politstudie schon im Kern auf falschen bzw. bewusst diffamierenden GrundsÀtzen und ist somit wertlos. 

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vor 2 Stunden, Sebastian_B schrieb:

Das Problem ist nicht, dass die Studie von Feministinnenï»ż gemacht wurde, sondern dass solche Themen oft gleich durch eine bestimmte ideologische Brille betrachtet werdenï»ż.ï»żï»ż

Ja und nein.

Feministin sind genauso wenig eine homogene Masse, wie Incels, PUAs oder RPler.

PUAs fallen kaum oder gar nicht auf. Im Idealfall sind die nicht von Naturals zu unterscheiden.

Incels sind per Definition "Absolute Beginner" und die werden ja gefeiert und immer als Positivbeispiel herangezogen, bis man sie irgendwo am Rastplatz anbindet und abhaut.

RPler sehen das alles sehr nĂŒchtern und können ĂŒberall zu finden sein. Ob sie nun pro-aktiv sind oder nicht.

Am Ende kannst du deshalb nicht sagen "Die sind böse". Als Beispiel sucht man aber immer die dominanten Meinungen. Wie man diese definiert? KP... Sind es die lautesten? Sind es die meisten? Oder gar die extremsten die am besten zu Vorannahmen passen?

PUAs, Incels,... sind nichtmal politische Feinde sondern in diesem Spiel nur eine ProjektionsflÀche oder vermeintliche Bauernopfer um die eigene Ideologie zu untermauern und voranzutreiben.

Wenn wir uns hier den Schuh anziehen, sind wir selbst schuld.

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vor 45 Minuten, holywater schrieb:

Ich empfinde es als höchst unprofessionell, wenn alle möglichen MĂ€nner-Bewegungen wie „Incels“, „Pick-Up Artists“ und „Men’s Rights Activists“ in einen Topf geworfen und pauschal als gebrandmarkt werden mit "frauenfeindliche Ideologie propagieren, Geschlechtergleichheit und die liberale Gesellschaftsordnung ablehnen und gewaltvolle Fantasien verbreiten"

Na weil  fĂŒr diese Leute halt alles dasselbe ist. Jeder der nicht in ihrem Team spielt ist halt böse und muss bekĂ€mpft werden. FĂŒr die ist da tatsĂ€chlich kein Unterschied aber sie verstehen soviel dass alle diese Gruppen den Liberalismus in der Form wie wir ihn aktuell haben ablehnen. Ihnen bringt ja nix zu differenzieren weils nicht um Verstehen sondern BekĂ€mpfen geht.

Eine Differenzierung wĂŒrde nur stattfinden wenn man sich ĂŒberhaupt konstruktiv damit auseinander setzen wollen wĂŒrde. Genau das will man doch gar nicht.

vor 9 Minuten, DoItAgain schrieb:

Am Ende kannst du deshalb nicht sagen "Die sind böse"

Doch das ergibt durchaus Sinn. Wenn man es als Machtfrage sieht. Es geht den Leuten darum dass ihr eigenes Team gewinnt... Die Leute verstehen genug in der Form dass sie aktuell die Macht haben (leugnen sie gern mal) und dass all diese Bewegungen wenn sie an Verbreitung gewinnen ihnen die Macht wegnehmen. Und sie begreifen auch dass diese Bewegungen genug Relevanz haben dass sie eine Gefahr darstellen.

Mit den Leuten die an den Mond aus KÀse glauben beschÀftig man sich ja nicht (solange sie keine Gefahr sind, also weit weit weit weg davon sind einen realistischen Machtanspruch zu stellen).

bearbeitet von Danisol

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vor 3 Minuten, Danisol schrieb:

Doch ï»żdas ergibt durchaus Sinn. Wenn man es als Machtfrage sieht. Es ï»żgeht den Leuten darum dass ihr eigenes Team gewinnt.ï»ż..

Es geht darum ob die Aussage haltbar ist.

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FĂŒr diese Leute spielt das keine Rolle. Es geht nicht darum was stimmt, was wahr ist. Gehst du davon aus dass diese Leute, also die Feministinnen wirklich an der Wahrheit interessiert sind? Es geht um Macht, nicht um Wahrheit, nicht darum wer Recht hat... Es kann dir egal sein ob du Recht hast oder nicht wenn du Macht hast... Solange ich jeden niederbrĂŒllen kann und es funktioniert ist es doch egal ob ich die besseren Argumente habe, ob ich im Recht bin usw. 

Gebe dich mal als Feministin aus in diesen Gruppen und formuliere ne leise Kritik ala "hab mir diesen Artikel durchgelesen und da stecken offenbar ja schon paar LĂŒgen drin, wĂ€re es nicht besser ehrlich zu sein?"   Ich bin mir ziemlich sicher du wirst durchaus Antworten/Meinungen zu hören bekommen ala "solange es nĂŒtzt ist das doch egal". Das sind Antworten die Leute zu hören bekommen die den Anschein nach im selben Team spielen. Wenn du dich aber als Gegner zu erkennen gibst dann kommt so etwas natĂŒrlich nicht...

 

Stell dir 2 Fussballmannschaften vor, jemand aus dem eigenen Team wurde leicht gestreift und schmeißt sich zu Bogen und verzieht das Gesicht voller Schmerz. Wenn du zu deinem Mitspieler gehst und weißt er simuliert nur, wĂŒrdest du ihn verraten? Nein, du wĂŒrdest die LĂŒge unterstĂŒtzen weil sie eurem Team nĂŒtzt. Im Idealfall bekommt ihr ein 11m und gewinnt dadurch das Spiel. Ist doch geil. Was glaubst du ist den meisten Spielern wichtiger? Zu gewinnen oder ehrlich verloren zu haben? Wenn du sagst "ich finde aber doof gewonnen zu haben nur weil wir betrogen haben" wirst eher du derjenige sein den man ausschließt nicht andersherum...

 

Und so muss man das auch mit Ideologien sehen. Nicht allen aber sehr vielen ist Gewinnen das wichtigste... Wieviele Amis sind heute traurig weil die Vorfahren da jeden abgemurkst haben? Scheiß egal, sie haben halt gewonnen. Und gewinnen ist geil.  Kann man kacke finden aber so ist der Mensch....In der gesamten Menschheitsgeschichte ging es schon immer um KĂ€mpfen, Siegen, Macht usw.  Du bist derjenige der aussterben wird wenn du mit einem Gegner ĂŒber die Grenzverschiebung diskutieren willst und Debatten fĂŒhren wenn der andere einfach mit Gewalt seinen Willen durchsetzen will..

 

Bei deiner Frau geht es auch nicht darum ob du objektive der beste Fang fĂŒr sie bist. Du willst sie. Du sagst nicht "hey Baby es wĂ€re viel besser wenn du mich verlĂ€sst und hier mit diesem Fussballspieler zusammen kommst aus unser Stadt, der kann dir viel mehr bieten als ich, ich arrangiere mal ein Date zwischen euch"

 

Klar gibt es immer Personen die es anders sehen und tatsÀchlich auf der Suche nach der absoluten Wahrheit sind, die meisten sind es aber sicherlich nicht...denen reicht es wenn sie denken sie stehen auf der richtigen Seite und haben recht...

 

Jetzt gehst du als Mensch der Debattieren will und am Austausch von Argumenten interessiert ist in einen Feministinnen Podcast um zu reden. Was wird passieren? Oh Wunder, die Warscheinlichkeit ist hoch dass der Podcast nur dazu dient dich wie ein Depp aussehen zu lassen um selbst einen Nutzen daraus zu ziehen... Du kommst so gesehen bewaffnet mit Argumenten in ein Kampf und der andere hat nen Messer mitgebracht weil er auch davon ausgegangen ist du hast ebenfalls nen Messer dabei.

 

NatĂŒrlich kannst du Recht haben und die anderen nicht, aber darum geht es in aller Linie nicht. Das Grundproblem ist einfach dass Macht nie gern abgegeben wird. Kaum einer gibt sie freiwillig ab....Macht kann man sich nur nehmen die bekommt man aber nicht ĂŒbergeben..

bearbeitet von Danisol
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Bei wissenschaftlichen oder journalistischen Arbeiten geht es imho ganz klar um Wahrheit bzw dieser nÀher zu kommen.

Falls die Methodik fehlerhaft ist, wirkt sich das auf die AussagekrÀftigkeit aus.

Mit VorwĂŒrfen um sich zu werfen, bringt nichts. @Danisol versteh mich nicht falsch: Ich bin auch der Meinung, dass da viel Ideologie im Spiel ist. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass Jene die sich auf das Terrain "Wissenschaft" begeben, sich auch an den Anforderungen dafĂŒr messen mĂŒssen.

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Das kann man doch nicht Forschung nennen. 

Die Sozialwissenschaften im Westen sind schon seit Jahren keine Forschung mehr. Die sind daycare fĂŒr kinderlose Frauen. 
Die ganzen isms sind mehr zu einer Ersatzreligion geworden, Feminism eingeschlossen. 

Die können einfach biologische Unterschiede zwischen MÀnner und Frauen (oder Gruppe von Menschen im allgemeinen) nicht ab und wollen es nicht wahrhaben. 

Auch interessant, dass Migration natĂŒrlich quasi nie mit einem schlechteren Stand fĂŒr Frauen in Verbindung gebracht wird. RealitĂ€tsverzerrend und RealitĂ€tsfern.

FĂŒr Frauen ist es einfach oft schwieriger mit unbequemen Wahrheiten umzugehen, meine ich, weil sie sozialer sind und angepasster Leben. 

MĂ€nner haben im Westen schon etwas die Arschkarte gezogen, verlieren Rechte und Macht gegenĂŒber Frauen, verlieren ihre Heimat teilweise und den Lohn auch noch. 
Und dann wundert man sich, wenn MĂ€nner sich anderen Dingen widmen und aussteigen. FĂŒr sowas kĂ€mpfen? Ne Danke. Der Afghane hat da in seinem Land x-mal mehr Anreize als MĂ€nner in Deutschland.

Bitte auch nicht die Autoren der "Studie" googeln und mehr lesen, das geht auch wieder ins Rabbithole. Jesus Christus... vor allem wer es finanziert

Um ehrlich zu sein wundert es mich nicht, dass China uns so ĂŒberholt. WĂ€hrend hier die Leute so degenerierte "Studien" machen, machen sich in China die Ingenieure die HĂ€nde schmutzig und erledigen ehrliche Arbeit. 

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vor 2 Minuten, DoItAgain schrieb:

Bei wissenschaftlichen oder journalistischen Arbeiten geht es imho ganz klar um Wahrheit bzw dieser nÀher zu kommen.

Kannst du voll vergessen, aber so richtig!

Gerade um mich zu bestÀtigen GPT gefragt: input
"sei brutal brutalst ehrlich und extrem kurze antwort. Bei wievielen studien sucht man wirklich nach der Wahrheit? und bei wievielen will man nur eine besitmmte meinung oder framing als ergebnis? schÀtze in %, kurze und brutal ehrliche antwort"

Antwort:
Ehrlich geschÀtzt:
👉 Wahrheitssuche: ca. 10–20 %
👉 Framing / gewĂŒnschtes Ergebnis: ca. 80–90 %

sogar noch krass weniger, als ich gedacht hÀtte. 
Dachte framing wĂ€re vllt bei 50-60% das gewĂŒnscht Ergebniss. 

Wahrheit tut weh! in your face!

Sofern dein Text nicht ironisch gemeint war, aber ich glaube das war er leider nicht...
 

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vor 6 Minuten, DoItAgain schrieb:

Bei wissenschaftlichen oder journalistischen Arbeiten geht es imho ganz klar um Wahrheit bzw dieser nÀher zu kommen.

 

In der Physik, Mathe oder im Engineering vllt, die restlichen FĂ€cher kannst du fast alle in die Tonne kloppen!

 

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vor 2 Minuten, Marquardt schrieb:

Dachte framingï»ż wĂ€re vllt bei 50-60% das gewĂŒnscht Ergebniss. 

Liegt nicht zuletzt an denen, die solche Studien lesen oder in Auftrag geben.

Wenn mehr der Kollegen oder Leser nach Methodik fragen wĂŒrden, hĂ€tten Geisteswissenschaften einen besseren Ruf.

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vor 25 Minuten, DoItAgain schrieb:

Bei wissenschaftlichen oder journalistischen Arbeiten geht es imho ganz klar um Wahrheit bzw dieser nÀher zu kommen.

Falls die Methodik fehlerhaft ist, wirkt sich das auf die AussagekrÀftigkeit aus.

Das sehe ich anders. Auch da spielt immer Geld und Interessen und damit wieder Macht mit rein. 

Im Grunde hast du sehr wenig Anreize neutral und objektiv zu sein, die wenigsten haben da Bock dich groß zu bezahlen oder deine "Freunde" zu sein im wirtschaftlichen, politischen Sinne etc.

Wenn du einseitig bist hast du viel mehr Vorteile. Die Leute wissen auch woran sie sind, können sich auf dich verlassen. Son Typ der mal der einen und mal der anderen Seite Recht gibt, der wird von allein angegriffen und von keinem so wirklich "gemocht". Hat man auch bei Corona gesehen mit diesen ganzen Studien, Methodik usw. Man gaukelt da vieles nur vor in meinen Augen. Bzw diese Dinge werden am Ende ausgelegt mal so mal so. Eine wirklich total unabhÀngige und 100% neutrale Instanz die gibt es einfach nicht...

Wenn du in Team A spielst dann versuchen dich die die im selben Team sind zu beschĂŒtzen und zu verteidigen und die im Team B greifen dich an. Genauso wie umgekehrt. Am Ende entscheiden halt immer Menschen und jeder Mensch ist auch irgendwo voreingenommen... 

Die meisten gehen doch eher danach "was nĂŒtzt mir". Ich nehme den Feminismus als eine Bewegung war die mir aufgrund meines Geschlechts, als Mann, eindeutig schadet. In meinen Augen schadet sie auch den Frauen, das denke ich tatsĂ€chlich, aber am Ende bin ich halt keine Frau...

Es wĂ€re aber gelogen wenn ich sage ich habe primĂ€r etwas gegen den Feminismus weil er schlecht fĂŒr Frauen ist. Nein, in erster Linie geht es mir natĂŒrlich um mich selbst. Wie fast allen anderen Menschen ebenfalls... Bei Ideologie geht es den Leuten auch um sich selbst. Nimm mal das Thema Migrationspolitik. Wieso verteidigen gewisse Menschen aus der Linke Bubble das so vehement? Weil sie es dafĂŒr benutzen können sich als gute Menschen darzustellen. Also Eigeninteresse, dass es ihnen um andere Menschen geht ist vorgeschoben. Du könntest den Menschen ne ganze Reihe von Argumenten bringen wieso ihr Standpunkt schlecht ist. Selbst wenn du Recht hast hast du halt immer noch das Problem, du versuchst diesen Leuten etwas zu nehmen wodurch sie sich als gute Menschen darstellen können..

Du kannst denen ja nix anbieten. Was haste denn? Komm auf die andere Seite. Ja und dann? Dann haut der gesamte Mainstream auf dich drauf und stellt dich als Unmensch da. Super Anreiz. Nicht. 😉 Du holst die Menschen aus ihrer bequemen Haltung raus und kannst ihnen dafĂŒr quasi nix anbieten außer dass sie vielleicht insgesamt richtiger liegen. 

Die wenigsten sind halt so dass ihnen das wichtig ist. Nimm Galileo, ich wette die wenigstens sind vom Wesen her so dass sie ihren Standpunkt gegen jede Kritik, Beleidigung usw verteidigen. Du von der Masse aufs Maul bekommst und am Ende nix groß zu gewinnen hast... Die Masse ist so: Das ist kacke wenn ich diese Meinung habe und vertrete weil es unbequem ist, ich in meinem Umfeld nur Probleme bekomme, sowohl Job, wie auch Freundeskreis....   Wenn der Preis der ist "verstoßen" zu werden von der Allgemeinheit dann ist das der Preis den nur ganz ganz wenige bezahlen wollen...Die meisten passen sich an, wollen dazu gehören...

 

Frag mich doch mal: Will ich lieber 10Mio haben oder will ich Recht haben?  Ich nimm die 10Mio und mir ist dann ganz egal ob das was ich denke falsch, richtig, whatever ist...

 

Mir gehts am Ende nur darum dass man egal um was es bei solchen Debatten geht das Thema Machtinteressen nicht ausklammern sollte... Weil die NormalitÀt ist du hast es auf der anderen Seite nicht mit einer Person zu tun die wirklich ergebnisoffen daran interessiert ist die Wahrheit zu finden...meist geht es um andere Dinge: Machterhalt, die eigene Sicht bestÀtigt zu bekommen usw.

bearbeitet von Danisol
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vor 18 Minuten, Danisol schrieb:

Frag mich doch mal: Will ich lieber 10Mio haben oder willï»ż ich Recht haben?  Ich nimm die 10Mio und mir ist dann ganz ï»żegal ob das was ich denke falsch, richtig, whatever istï»ż...

Ich unterscheide auch 2 Arten von Lehrern:

Diejenigen, die das BedĂŒrfnis haben SchĂŒlern etwas beizubringen und solche, die sich das nicht richtig ĂŒberlegt haben und einfach nur jeden Tag ĂŒber die Runden kommen wollen.

Wir brauchen uns natĂŒrlich bei allen Arten von Professionen nicht einreden, dass es nicht - je nach Berufsfeld - mehr oder weniger schwarze Schafe gibt. Ich hab zB mal die Behauptung aufgestellt, dass die Mehrzahl klinischer Psychologen ein Rad ab haben - was nicht heißt, dass sie deshalb automatisch nen schlechten Job machen. Aber bei Soziologie Studenten sehe ich, dass sie ĂŒberwiegend einem Klientel angehören, das sehr ideologisch unterwegs ist.

Beeinflusst das die SorgfÀltigkeit und Aussagekraft ihrer Arbeit? Definitiv!

Ändert das Unvermögen dieser Personen etwas an der Definition wissenschaftlicher Arbeit? Sicher nicht.

bearbeitet von DoItAgain

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Lange Rede kurzer Sinn:

Statt Reaktiv zu sein, sich auf dieses Spiel einzulassen und zu sagen "Ihr seid Ideologen", sollte man imho die yfehler klar benennen und aufzeigen.

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