Für AFC's "Ich kann mich nur in eine gute Freundin verlieben"

10 Beiträge in diesem Thema

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Hallo liebes Forum,

ich bin hier seit etwa zwei Jahren stiller Mitleser. Ihr habt mir eine völlig neue Welt eröffnet und ich verdanke euch viele wichtige Erfahrungen meines Lebens. Dankeschön!

In den letzten Wochen habe ich jedoch etwas realisiert, was mein ganzes bisherigen Leben über den Haufen geworfen hat. Das Ganze hat nichts mit PickUp zu tun, könnte aber für einige wenige mit AFC Problemen interessant sein. Viele Geschichten erinnern mich ein wenig an meinen Lebenslauf. Falls ihr den Text unpassend findet, muss er wohl gelöscht werden. Vielleicht hat aber tatsächlich jemand das gleiche „Problem“ wie ich und findet Hilfe. Ich freue mich auch über konstruktive Diskussionen.

Ich habe kürzlich herausgefunden, dass ich demisexuell bin. Solche Pseudokonzepte waren für mich immer Bullshit („Ich bin eine Giraffe im Körper eines Fahrrades“). Bis ich etwas über Demisexualität gehört habe. Lest euch diesen Artikel durch. Er ist aus der Sicht einer Frau geschrieben, aber das ist austauschbar. Wenn euch die ersten drei Absätze nicht ansprechen ist alles „normal“ mit euch und ihr könnt abbrechen. Im anderen Fall werdet ihr das schon merken.

http://www.alternet.org/sex-amp-relationships/what-its-date-demisexual

Demisexualität ist eine sexuelle Orientierung, die bezeichnet, dass sich ein Mensch zu einem anderen erst sexuell hingezogen fühlt, nachdem er/sie eine starke emotionale Verbindung zu dieser Person aufgebaut hat.

Ich empfinde keine sexuelle Anziehung zu Personen, mit denen ich nicht emotional verbunden bin. Für Außenstehende ist das schwierig zu verstehen. Ich habe gelesen, dass Attraction sowas wie Hunger nach einem schönen Körper ist. Eine Wärme die überall ist und einen überwältigt. Etwas was passiert, sobald man ein schönes Mädchen sieht. Das verwirrt mich, ich muss das nachlesen, weil ich das nicht kenne. Ich weiß schon, dass ein Mädchen „heiß“ ist, aber das lässt mich emotional völlig kalt. Es weckt kein Verlangen mir. Ich kenne nur ein anderes Gefühl. Ich möchte nur Sex mit dem Mädchen haben, das ich liebe oder zumindest sehr gut kenne. Nicht, weil ich das als moralisch geboten finde, sondern weil ich nicht anders kann. Sex mit Fremden widert mich tatsächlich an. Ich habe es probiert, es geht nicht.

Meine Kurzgeschichte, das soll nicht ewig lang werden, auf Nachfrage kann ich das gerne länger ausführen:

Ich habe mich in der Schule nie für Mädchen interessiert, fand nie eine heiß, bin aber auch nicht schwul. Habe mich danach in meine beste Freundin verliebt, erfüllte Beziehung, erfülltes Sexleben. Danach zwei weitere Beziehung mit der exakt gleichen Konstellation (beste Freundin), jeweils immer etwa 2 Jahre. Danach ließ das Glück nach, ich musste selber aktiv werden. Hatte keine Ahnung, offensives flirten verwirrt mich. Vor dem 5. Date hatte ich kein Bedürfnis irgendwie körperlich zu werden. Wissen wir alle, funktioniert nicht. War sehr frustriert und einsam, habe mich daher eingelesen und alles aufgesaugt. Ich wollte nicht mehr alleine sein. Lehrbuchhaft umgesetzt, funktionierte oft traumhaft. Hand auf Oberschenkel, 2. Date Kuss, 3. Date Sex. Fühlte mich sehr unwohl, ich war überhaupt nicht zu Körperlichkeiten bereit, wollte aber die Frauen an mich binden. Alle anderen machen das doch auch, stell dich nicht so an. Es gab welche, die über meine offensichtliche Unsicherheit beim Sex hinwegsahen und mich behielten. Ich verliebte mich nach einiger Zeit und ab da konnte ich den Sex wirklich genießen. Habe mich im Prinzip aber selber jahrelang verbogen, belogen und kaputt gespielt.

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Sehr interessant, danke für die Aufklärung, wieder etwas gelernt!

Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwierig ist, mit dieser Orientierung Partner zu finden.

Respekt dass du es trotzdem schaffst.

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Linelis... ganz ehrlich, ich glaube, dass es dich zu einem wertvolleren Menschen macht, wenn du dich eher (oder nur) zu einer Frau sexuell hingezogen fühlst, wenn da auch emotional ne Grundlage ist. Das macht dich doch eigentlich automatisch loyaler, ehrlicher und treuer, oder? Also ich würde das wirklich nicht pathologisieren, ich würde dich vielmehr beglückwünschen!

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Ich habe auch wieder etwas gelernt. Den Begriff kannte ich vorher nicht.

Du bist der Traum vieler Frauen, die stets panische Angst haben, dass Typen sie nur vögeln wollen. Wenn eine Frau wirklich auf dich steht, dann wird sie auch 4 - 5 Dates warten. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass so einige Frauen zu strahlen anfangen, wenn du erzählst, wie das bei dir wirklich aussieht. Wenn du nach dem ersten Kennenlernen ehrlich bist.

Das ist die ultimative Wertschätzung. Du bist erstens ehrlich, offen, authentisch und gleichzeitig sagst du der Frau, dass du überhaupt nur körperlich reagieren kannst, da du dich emotional zu ihr hingezogen fühlst. Da du vielleicht sogar schon Gefühle für sie hast und verliebt bist.

Ich denke es kommt darauf an, wie du das kommunizierst. Aber ich würde meinen Arsch und meinen Penis darauf verwetten, dass viele Frauen absolut und total auf so eine Eigenschaft/so einen Menschen stehen.

Oh yes.

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Ich hab jetzt den Artikel nicht gelesen, aber das kommt mir durchaus ein Stück weit bekannt vor.

Es muss ja nicht immer die große Liebe sein, aber ich muss mich zumindest irgendwie emotional verbunden fühlen, den Menschen persönlich schätzen und mögen, um mich hingezogen zu fühlen.

Das kann auch mal ganz schnell gehen, wenn die Situation passt, und der Rapport hoch genug ist, aber meistens brauchts Zeit zum Kennenlernen.

Für mich selbst hab ich das aber nie als Problem oder gar pathologisch gesehen.

Ich fühle mich ja gut damit, und es macht Sexualität schon ein Stück weit wertvoller, weil das immer auch bedeutet: "Ich mag dich wirklich".

Mag sein, dass du damit nicht besonders viele Frauen aufreißen kannst. Aber mal ehrlich, würdest du das denn wollen?

bearbeitet von Nahilaa

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Auch ich bin der Meinung, dass das alles andere als schlecht ist. Er ist sogar auf eine Art und Weise für die Frauen anziehender...wie lowSubmarino schon schrieb. Der Gedanke "Der will nur vögeln" ist erstmal nicht vorhanden.

Klar kann das auch sehr schnell nach hinten gehen, wenn die beste Freundin einfach nur die "beste Freundin" ist und keine sexuelle Anziehung herrscht. (was bei dir in den letzten Malen ja nicht der Fall ist, da hat es ja auch geklappt)

Meiner Meinung nach haben aber viele Menschen diese Einstellung, jetzt zwar nicht so extrem wie in dem Artikel beschrieben, aber schon in gewisser Art und Weise.

Ich bin zB auch jemand, der noch nie einen ONS hatte und sich sowas auch nicht vorstellen könnte.

Ich habe nichts von Sex mit einem "Fremden". Ich persönliche finde einfach, da fehlt es ein Stück an "Vertrautheit" und "Leidenschaft". Man weiß halt auch nie, ob es harmoniert oder eben nicht.

Es muss zu mindestens eine gewisse emotionale Verbundenheit existieren, damit ich mich von dem Mann angezogen fühle.

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Erstmal muss ich sagen: Tolle Antworten von meinen Vorrednern!

Hier zeigt sich endlich mal wieder, dass das PU-Forum (anders als in den Medien dargestellt) kein Haifisch-Becken für hirnlose Vollproleten ist - sondern dass hier ganz vernünftige, offene, tolerante Menschen miteinander kommunizieren. Allen bisherigen Antworten kann ich (ohne Einschränkungen) zustimmen!

Für den Thread-Ersteller freue ich mich, dass er erkannt hat, wie er "tickt". Denn Sexualität ist etwas relativ Komplexes - auch wenn immer behauptet wird, die männliche Geilheit sei primitiv. Jeder Mann (und jede Frau) ist ein bisschen anders; jeder Mensch hat seine eigenen Vorlieben, Veranlagungen und Gelüste.

Du hast erkannt, dass du dich nicht wohl fühlst, wenn du mit (oder bei) wildfremden Frauen eskalierst. Aber du weißt, was dich glücklich macht - und dieser Weg ist (wie du aus deiner Biographie weißt) gangbar.

Danke für die Aufklärung (auch ich kannte das Wort für dieses Phänomen noch nicht). Und alles Gute!

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Vielen Dank für die vielen Antworten. Das PU Forum überrascht mich wieder einmal, ehrlich gesagt, hätte ich nicht mit so viel Verständnis und konstruktiven Antworten gerechnet.

Einige meinten, dass ich wohl der loyalste und treuste Mann bin, den man sich vorstellen kann. "Ich betrüge meine Freundin" -> Ich bin auf so vielen Ebenen unfähig diesen Gedankengang zu verstehen. Ich wüsste nicht, welchen Reiz das haben soll, es ergibt einfach keinen Sinn.

Es hört sich sicherlich naiv an, das man sowas erst in seinen späten 20ern entdeckt. Klassiche Asexuelle merken das sicher eher. Aber ich möchte Sex und Beziehungen mit Frauen. ich finde auf den ersten Blick nur niemanden, mit dem ich das Bedürfnis dazu habe. "Hey Linelis, die da drüben im Club, starrt dich die ganze Zeit an. Geh dahin! Die ist so heiß, ich würde die sofort flachlegen". "Warum sollte ich das tun, ich kenne die gar nicht"? Sperrt mich in einen Raum mit 100 heißen (wobei dieser Begriff für mich keine Bedeutung hat) Frauen ein. Ich kann sicher viel Spaß haben, würde aber niemals auf die Idee kommen sexuell agieren.
Es gibt einen klassischen Test für Demisexuelle. Auf einer Skala von eins bis zehn, inwieweit stimmst du mit diesem Statement überein: Ich würde lieber mit einer guten alten Freundin schlafen, als das gleiche mit einer heißen Fremden zu tun. Was würdet ihr nehmen? Vier? Zwei? Oder null? Ich kann das nicht einschätzen. Ich brauche mindestens eine fünfzehn.

Ich bin mir jedoch noch unsicher, ob ich meine Sexualität offen kommunizieren soll. Meine Erfahrungen haben gezeigt, das an PickUp überraschenderweise wirklich viel dran ist. Wenn du nicht eskalierst, passiert gar nicht und viele Frauen wollen auch erstmal nur Sex. Sie wollen den "kleinen Finger" ausprobieren und ich kann nur den ganzen Arm bieten. In der Regel kam das nicht gut an. Obwohl ich es natürlich auch nie erklären konnte, weil ich es selber nicht wusste. Ich bin gerade Single und date, aber ich weiß wirklich nicht, ob es schlau ist, das einzubringen. Zumal Demisexualität schwierig zu erklären ist. Ich weiß nicht, ob euch allen die gesamte Tragweite des Ganzen bewusst ist. Es ist immer unterschiedlich, wie lange es dauert dieses emotionale Band zu bilden. Das können schon mehrere Monate sein. Wahrscheinlich die Zeit, ab der ein "normaler Mensch" nicht mehr verknallt ist, sondern tatsächlich liebt. Was meint ihr dazu?

bearbeitet von Linelis

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Mir fehlen jetzt echt die Fachbergriffe, aber ich hätte da schon einen Ansatz für dich.

Bis zum Block eskalieren ist ja nur erstmal die Anfänger-Basisvariante, die meist klappt.

Noch besser ist es jedoch super sexuell zu sein und gleichzeitig eben nicht so viel zu tun. Also den Moment zu schaffen, wo Frau sich gewisse Dinge herbeisehnt, weiß du könntest wenn du wolltest, aber du machst es bewusst eben nicht. Ich glaub da gibts im Bereich LMR vermeiden einiges zu und Alibi hat da auch schon gute Dinge zu geschrieben.

Solange sie dich als sexuell wahrnimmt, kannst du das völlig offen kommunizieren. Nicht im Sinne von "ich kann nicht" sondern im Sinne von "Ich will (noch) nicht". Und es führt dann eher dazu, dass die Mädels immer aktiver dich gamen.

Eine meiner FB hats gebracht mir beim heavy makeout im Bett zu erzählen er sei kein Mann für eine Nacht und hat sich standhaft geweigert mich zu vögeln. Das hat meinem Interesse keinen Abbruch getan, sondern mich eher noch angespornt ihn beim nächsten Mal genug in Versuchung zu führen.

bearbeitet von Herzdame
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Ich kenne da eine ähnliche Geschichte wie Herzdame.

Der hat mir erzählt, er sei kein Typ für ONS, das könne er einfach nicht. Mehrere Wochen anfreunden per Text und Telefon später kannten wir uns gut genug, dass wir uns beide wohl fühlten.

Aber wirklich interessant für dich ist, was er mir von anderen Frauen erzählt hat: Wenn ihm eine Avancen macht, zieht er sich lieber erstmal zurück, er kennt sie ja garnicht.

Dann fangen die an, sich um ihn zu bemühen. Zitat: "die wollte mich, und die hat wirklich alles getan, um dieses Ziel zu erreichen"...

Ich glaube, das ist auch ein Beispiel dafür, dass du durchaus anziehend wirken kannst, ohne groß zu eskalieren. Wenn du nicht aus Unsicherheit nicht eskalierst, sondern wünsch weil du nicht willst.

Der Typ findet das übrigens vollkommen normal und in Ordnung, und hat glaub ich keine Ahnung, dass es Leute gibt, die diesem Bedürfnis "kennen vor vögeln wollen" überhaupt einen Namen gegeben haben ;-)

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