Hartz4 oder arbeiten?

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Gast
vor 2 Stunden, jon29 schrieb:

Jeder Job, aber wirklich jeder Job ist angenehmer und profitabler als Flaschen sammeln.

dafür machen das dann aber ziemlich viele

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vor 3 Stunden, jon29 schrieb:

Vielleicht mal informieren, wieviel man bei Aldi Vollzeit verdient und wieviel Flaschen pro Tag mann rausziehen muss, um so 200 Euro pro Monat zusammenzubekommen. Dann einfach mal hochrechnen,, wieviel STunden pro Tag du bei jedem Wetter Flaschen sammeln musst unter Berücksichtigung der großen Konkurrenz der Rentner. Da sind dann 2,50 pro Stunde am We, wenn alle  weggehen vl. mal drin, sonst weniger.

Jeder Job, aber wirklich jeder Job ist angenehmer und profitabler als Flaschen sammeln.

Das kommt SEHR drauf an, wo du sammelst und wie sehr du bereit bist, dein Revier gegen Konkurrenten zu verteidigen.
Ich kannte mal einen Flaschensammler, der hat ca. 3000 Euro netto monatlich zu seinem Harz4 dazu verdient mit 2 Arbeitstagen pro Woche durch Flaschen sammeln an den Wochenendnächten auf einem Abschnitt der Hamburger Partymeile. Der hat mehrere Male pro Nacht einen randvollen Einkaufswagen mit Pfandflaschen abtransportiert. Sein Revier war schlichweg klein genug, um es alleine "bewirtschaften" zu können und  gleichzeitig ergiebig genug um eine ganze Gruppe Flaschensammler durchzufüttern und er hat es irgendwie geschafft, jegliche Konkurrenten, die in sein Revier eingedrungen sind, erfolgreich zu vertreiben. Im Schnitt 1.500 Pfandflaschen/-dosen zu je 25Cent pro Nacht, 3.000 pro Wochenende, 12.000 pro Monat und er musste nicht mal in Mülleimern graben, er hat die Pfandflaschen einfach den Trinkenden Partygängern abgeschwatzt und diese immer schön befriendet, so dass viele ihre leeren Flaschen extra für ihn aufgehoben und sie ihm teilweise sogar vorbeigebracht haben. Funktionieren tut das übrigens zum großen Teil deshalb, weil die Nachtlokale vor Ort sich weigern, bei Rücknahme der leeren Flaschen Pfand raus zu geben und die Partygänger dann natürlich eher auf den Pfand verzichten als die ganze Nacht ihre leeren Flaschen mit sich rumzuschleppen.

bearbeitet von Kaiserludi
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Gast

Hauptbahnhof, Flughafen, im Sommer Kölner Domplatte... da ist auch genug für alle da

man sieht ja die vollen Säcke, die diese Leute wegtragen

 

neulich irgendwo gelesen, es landet jedes Jahr Leergut in dreistelliger Millionenhöhe im Müll

bearbeitet von Gast

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vor 11 Minuten, Nachtzug schrieb:

man sieht ja die vollen Säcke, die diese Leute wegtragen

Habe mal in der Nachbarschaft von einem Pennymarkt an der Reeperbahn gewohnt. Samstag früh ein paar Pfandflaschen aus eigenem Konsum wegbringen? Viel Spaß! Da heißt es anstehen am Automaten hinter den professionellen Pfandsammlern mit ihren riesigen Säcken. Ich war einmal live dabei, wie der Marktleiter einen Pfandsammler unter Androhung von Hausverbot zum Lidl gegenüber weitergeschickt hat, nachdem dieser innerhalb von 2 Stunden schon zum 3. Mal mit 4 Müllsäcken von jeweils 200 Liter randvoll mit Pfandflaschen von letzter Nacht angerückt kam und entsprechend normale Kunden ewig am Pfandautomaten warten mussten.

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vor 16 Minuten, Nachtzug schrieb:

Hauptbahnhof, Flughafen, im Sommer Kölner Domplatte... da ist auch genug für alle da

man sieht ja die vollen Säcke, die diese Leute wegtragen

 

neulich irgendwo gelesen, es landet jedes Jahr Leergut in dreistelliger Millionenhöhe im Müll

Weisst du wieviel im Sack sind, vielleicht fünf Euro, wenn. An diesen guten Plätzen sind sie ja nicht alleine. Wie soll der das dann auch alles transportieren, wenn er 

..

Und es soweit zu schaffen 1000 Flaschen pro Nacht zu sammeln, das schafft halt einer in D. 

Realismus bitte, wenn einer in zehn Stunden dreißig Euro sammelt ist das extrem viel und eben vier Säcke voll, die er dann jeden Tag zum Discounter bringen muss.

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Gast
vor 30 Minuten, Kaiserludi schrieb:

Habe mal in der Nachbarschaft von einem Pennymarkt an der Reeperbahn gewohnt. Samstag früh ein paar Pfandflaschen aus eigenem Konsum wegbringen? Viel Spaß! Da heißt es anstehen am Automaten hinter den professionellen Pfandsammlern mit ihren riesigen Säcken. Ich war einmal live dabei, wie der Marktleiter einen Pfandsammler unter Androhung von Hausverbot zum Lidl gegenüber weitergeschickt hat, nachdem dieser innerhalb von 2 Stunden schon zum 3. Mal mit 4 Müllsäcken von jeweils 200 Liter randvoll mit Pfandflaschen von letzter Nacht angerückt kam und entsprechend normale Kunden ewig am Pfandautomaten warten mussten.

im REWE im Kölner Flughafen sind nur ich glaub 8 oder 10 Flaschen/Dosen Rückgabe pro Kunde erlaubt

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vor 27 Minuten, jon29 schrieb:

wenn einer in zehn Stunden dreißig Euro sammelt ist das extrem viel und eben vier Säcke voll, die er dann jeden Tag zum Discounter bringen muss.

30 Euro sind 120 Flaschen. Damit bekommst du nichtmal einen Müllsack voll (die meisten der öffentlich kosumierten und entsprechend im öffentlichen raum entsorgten Flaschen sind 0,5 Liter Flaschen oder noch kleiner).

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vor 2 Minuten, Nachtzug schrieb:

im REWE im Kölner Flughafen sind nur ich glaub 8 oder 10 Flaschen/Dosen Rückgabe pro Kunde erlaubt

Wobei die mit Sicherheit nichts sagen werden, wenn du da deinen Wocheneinkauf machst, 100 Euro im Laden ausgibst und dann 15 dort letzte Woche selbst gekaufte Pfandflaschen zurückgeben willst.

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Gast
Gerade eben, Kaiserludi schrieb:

Wobei die mit Sicherheit nichts sagen werden, wenn du da deinen Wocheneinkauf machst, 100 Euro im Laden ausgibst und dann 15 dort letzte Woche selbst gekaufte Pfandflaschen zurückgeben willst.

sie sagen aber was, wenn einer 10 mal am Tag mit jeweils 8 Dosen ankommt - der wird vom Personal dann auch angeschnauzt

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Gast

Fakt ist jedenfalls, man KANN sich in Hartz 4 einrichten und damit gar nicht so schlecht leben. Dass Hartz 4 ganz furchtbar ist und die alle hungern und sozial isoliert sind, weil sie sich keine Kinokarte leisten können, ist einfach falsch.

Und KEIN anderes Land dieser Welt hat so eine generöse soziale Sicherung.

bearbeitet von Gast

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Gerade eben, Nachtzug schrieb:

sie sagen aber was, wenn einer 10 mal am Tag mit jeweils 8 Dosen ankommt - der wird vom Personal dann auch angeschnauzt

Das meinte ich gerade. Es geht denenen weniger um die exakte Menge auf Flaschen bei einem Besuch als vielmehr darum, ob du in großer Menge Pfandflaschen dort abgibst, die du nicht selbst dort gekauft hast. Die Grenze von 8 oder 10 existiert nur auf dem Papier, damit sie die Leute darauf verweisen können, aber wenn du die Flaschen alle dort kaufst und Stammkunde dort bist, dann wirst du auch 200 auf einen Schlag abgeben können ohne dass sie was sagen werden.

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Gast

das Lidl im Essener Hauptbahnhof, das sonntags auf hat, ist auch so ein "Hotspot" für Pfandsammler... da brauchst dich als normaler Pfandabgeber auch gar nicht erst anstellen

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Am 3.12.2018 um 16:54 , Hexer schrieb:

Job ist eben mehr als nur Geld verdienen. Da sind soziale Kontakte, das Gefühl gebraucht zu werden, Erfolgserlebnisse, gefordert werden und noch so einiges mehr. 

Und in wievielen Promille der heutigen McJobs bekommt man das noch?

Hartz IV beziehen und nebenher mit Schwarzarbeit aufstocken ist sozial auch nicht verwerflicher als bei VW zu arbeiten. Oder in irgendeinem anderen Dax-Unternehmen. Oder als Politiker. Oder in der Werbebranche.

bearbeitet von HerrRossi
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Gast botte
vor 3 Stunden, HerrRossi schrieb:

Und in wievielen Promille der heutigen McJobs bekommt man das noch? Ich krieg eh keine ab. Hartz IV beziehen und nebenher mit Schwarzarbeit aufstocken ist sozial auch nicht verwerflicher als bei VW zu arbeiten. Die guten Frauen gehen alle an die Chads. Mach ich halt Pump&Dump mit UGs. Keine Perspektiven, aber der Aufwand hält sich in Grenzen. Oder in irgendeinem anderen Dax-Unternehmen. Scheiss Insta-Typen. Oder als Politiker. Scheiss PU-Harrys. Oder in der Werbebranche. Scheiss Hipster.

Ein Haufen Excuses, Limiting Beliefs und Selection Bias. Würde man in PU wohl so sagen. So'n bischen das Equivalent von MvL in der Arbeitswelt. Bewundernswerte Ambition.

Keine Frage, Arbeit im Niedriglohnsektor ist oft keine Pracht (oberhalb davon übrigens auch nicht immer, aber das ist ne andere Story). Aber selbst der liegt insgesamt anteilig stabil bei 22-23% (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/161881/umfrage/niedriglohnbeschaeftigte-in-deutschland-seit-1995/). Die Arbeitslosenquote insgesamt sehr niedrig. Aber klar: alles nur noch 'McJobs' und Volkswagen-Skandale. Wer braucht da schon Fakten?

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vor 19 Minuten, botte schrieb:

Ein Haufen Excuses, Limiting Beliefs und Selection Bias. Würde man in PU wohl so sagen. So'n bischen das Equivalent von MvL in der Arbeitswelt. Bewundernswerte Ambition.

Keine Frage, Arbeit im Niedriglohnsektor ist oft keine Pracht (oberhalb davon übrigens auch nicht immer, aber das ist ne andere Story). Aber selbst der liegt insgesamt anteilig stabil bei 22-23% (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/161881/umfrage/niedriglohnbeschaeftigte-in-deutschland-seit-1995/). Die Arbeitslosenquote insgesamt sehr niedrig. Aber klar: alles nur noch 'McJobs' und Volkswagen-Skandale. Wer braucht da schon Fakten?

Botte, der Link ist irgendwie nicht so gut. Ich muss da Premium User sein um genauere Zahlen sehen zu können.

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Gast botte
vor 2 Minuten, Max--Power-- schrieb:

Botte, der Link ist irgendwie nicht so gut. Ich muss da Premium User sein um genauere Zahlen sehen zu können.

Guter Einwand, ich hab die volle Statistik allerdings von Google aus einsehen können ("Niedriglohnsektor Statistik" als Suchbegriffe). Beim zweiten Zugriff jetzt aber auch nicht mehr. Shifty Bastards 😉

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Gast
vor 4 Stunden, HerrRossi schrieb:

Und in wievielen Promille der heutigen McJobs bekommt man das noch?

Hartz IV beziehen und nebenher mit Schwarzarbeit aufstocken ist sozial auch nicht verwerflicher als bei VW zu arbeiten. Oder in irgendeinem anderen Dax-Unternehmen. Oder als Politiker. Oder in der Werbebranche.

Viele Hartzer landen nach genügend Druck durch die Arge am Ende im Callcenter. Outbound natürlich. Übelster Drückerjob.

Wer Pfandflaschen sammelt, tut wenigstens noch was für die Unwelt: Er vermindert die Menge an Müll, die am Ende auf der Deponie oder in der Müllverbrennungsanlage landet.

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vor einer Stunde, Max--Power-- schrieb:

Botte, der Link ist irgendwie nicht so gut. Ich muss da Premium User sein um genauere Zahlen sehen zu können.

Geh Arbeiten dann kannst du dir die Premiummitgliedschaft leisten du Schnorrer!

 

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Am 3.12.2018 um 15:57 , Sprachlos schrieb:

Und die Gesellschaft ist kein ominöses Wesen aus dem Weltall, sondern das sind wir selber... und bezahlt wird Hartz4 von den Steuergeldern, die alle zahlen, die im Augenblick arbeiten.

Es geht also überhaupt nicht um die Frage, ob arbeiten gehen sinnvoll ist.
Es geht nur darum, ob Du gerade arbeitsfähig bist. Und wenn ja - dann geh arbeiten.
Ansonsten bist du nur noch ein Sozialschmarotzer.

Dieser Gedanke wurde gerade sehr stark geliked. Dabei ist er eindeutig politischer Natur.

Er setzt Existenz mit Erwerbstätigkeit gleich und beruht auf dem Grundsatz:

Nur jene, die arbeiten, haben Recht auf ein menschenwürdiges Leben.

Ich selbst bin ja für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Wo nicht automatisch jedem Arbeitslosen unterstellt wird, er sei ein Sozialschmarotzer. Wo nicht zwischen Freizeit und Arbeitszeit unterschieden wird. Sondern wo Menschen die Möglichkeit haben, sich tatsächlich für eine Arbeit zu entscheiden und ihre Interessen zu verfolgen, ohne vom Sozialstaat zu Arbeit gezwungen zu werden.

Das wäre ein echter Schritt in eine post-kapitalistische und solidarische Gesellschaft.

Arbeitslosigkeit sollte das verachtende Stigma des Sozialschmarotzertums verlieren.

bearbeitet von Lodan
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Gast
Zitat

und bezahlt wird Hartz4 von den Steuergeldern, die alle zahlen, die im Augenblick arbeiten.

auch ein Hartzer zahlt Steuern, nämlich Mehrwertsteuer

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Gast

Jemanden als Sozialschmarotzer zu bezeichen finde ich auch nicht in Ordnung. In den meisten Fällen ist es halt die Sinnfrage, die ich schon angesprochen habe - was stelle ich mit meinem Leben an? Wie nutze ich meine Zeit? Ich kenne einige, die eine Zeit lang Hartz4 bezogen haben, in dieser Zeit ihr Hobby zum Beruf machten und damit nun selbstständig Geld verdienen.

Sind halt aber auch post-preußische Sekundärtugenden, die immernoch sitzen. Gehst du nicht arbeiten, bist du ein Polacke, Musel, Pimok. Faul, unordentlich, eine Last für den Staat.

Arbeitslosigkeit geht oft mit etwas einher, Depressionen, Sinnlosigkeit, vielen unbeantworteten Fragen. So auch die Frage warum man denn arbeiten gehen sollte. Was nützt es mir? Wenn man darin keine Bereicherung im Leben sieht und es nur eine eigene Last ist, dann erschließt sich einem die Logik natürlich nicht. So gesehen, da kann ich dann nur für mich sprechen, so kann das auch nur jeder für sich beantworten, hab ich einen Sinn darin gesehen. Das gilt aber nicht für jeden so. Nicht jeder sieht "eigenes Erwirtschaften" auch als Möhre vor dem eigenen Karren.

Wie Nachtzug schon sagte, die üblichen Jobs die man von den Zeitarbeitsfirmen aufgedrückt bekommen sind echt einfach nur reine Folter, da kann der wöchentliche Gang zum Amt schon ein reiner Spaziergang zu werden. Das sieht man aber nicht in dem Moment. Muss man die Auflagen des Amts erfüllen, ist es kacke. Sitzt man im Call-Center oder als Picker im Lager, wünscht man sich nichts sehnlicher als das. Das ist ein Teufelskreis. Viele, die in Zeitarbeitsfirmen vermittelt werden kriegen schneller Erkrankungen, körperlich und geistig. Weil es wirklich Wegwerfarbeit ist, zu harten Anforderungen unter massiv schlechten Konditionen zu diesen Anforderungen. Da stellt sich natürlich die Frage - wozu arbeiten? Wieso sich kaputt machen, wenn man nicht muss? Wenn man nicht weiß was man sonst kann, keine Stärken in sich findet die man ausbauen kann. Dass man da in ein seelisches Loch fällt ist nicht verwunderlich.

Dennoch hat Hartz4 einen schlechten Ruf. Weil viele sich auf dem Status aussitzen. Genauso stellt sich dann jeder, der dennoch den "harten" Weg geht - wenn ich es doch tue, wieso machst du es dann auch nicht? Das Stigma ist also mehr eine Projektion des eigenen Selbstwerts, bzw. der Aufwertung dessen. Man versucht sich darüber zu stellen, indem man sagt "Ich mag meinen Job auch nicht, dennoch tu ich es. Du solltest es auch." - Das hat also nicht unbedingt etwas mit dem Arbeitslosen zutun, sondern mit der Identität desjenigen der es projeziert. Wir haben halt noch Sekundärtugenden, die wir zwar nicht mehr groß an die Glocke schreiben, aber halt in Aussagen wie " Es geht also überhaupt nicht um die Frage, ob arbeiten gehen sinnvoll ist. Es geht nur darum, ob Du gerade arbeitsfähig bist. Und wenn ja - dann geh arbeiten." - Fleiß, Gehorsam, Disziplin, Pflichtbewusstsein, Zuverlässigkeit, Gewissenhaftigkeit, Zielstrebigkeit. Check, check, check.

Grundsätzlich versucht man ja aber in Grundschulen und Schulen mehr Emanzipation zu lehren. Selbstbestimmt handeln zu können und ein selbstbestimmter Mensch zu sein, der seiner Würde unantastbar ist. Aber ist dann Zeitarbeit auch selbstbestimmtes und würdevolles Arbeiten? Wenn man so aufgezogen wird, aber sich nicht entscheiden kann oder nicht weiß ob man sich überhaupt zu etwas entscheiden möchte, ist es nicht die Schuld des Einzelnen, sondern dann fehlte es vielleicht an einer Richtung, die nicht gezeigt wurde. Magicman könnte z.B. richtig Spaß daran haben Designs für Möbel zu entwerfen, aber es wurde ihm nicht angeboten, bzw. er hatte sich in dieser Richtung nie entfalten können. Mit der Zeit wurde die Frage des eigenen Selbst größer, es fehlte an etwas und somit kam die Sinnfrage auf ob sich das überhaupt lohnen würde, wenn nichts selbstbestimmt ist oder keine Richtung ihm wirklich zusagt? Die Sinnfrage wurde also immer größer und größer bis es also seinen ganze Identität vereinnahmte und er die "Arbeitsfrage" mit einer Sozialfrage gleichstellte. "Ich würde nur arbeiten um zu sagen, dass ich etwas tue." - Identität ist Arbeit ist Identität.

Das hat also nichts mit "Sozialschmarotzer" zutun, da steckt so viel mehr hinter. Ich würde da etwas mehr von dir erwarten also nur bis 2 zu zählen.

 

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Gast
vor 43 Minuten, Doc Dingo schrieb:

Ich verstehe auf was du hinauswillst. Aber

Ich bin Hauptschüler, gelernter Handwerker,  aufm Bau gearbeitet in einer Zeit in der es mit der Baubranche steil bergab ging. Mehrmals Arbeitslos gewesen weil keine Aufträge bei meinen Arbeitgebern reinkamen. Genauso hab ich einige Höllenjobs durch, in der Hinsicht muss mir niemand was erzählen. Dauerhaft Arbeitslos sein war keine Option für mich weil ich selbst für mein Leben sorgen wollte und weil mir das Geld Zuwenig war. Also haber ich nachgedacht was ich tun könnte, hab eine neue Branche entdeckt in der mir das Arbeiten Spass machte, hab eine Weiterbildung gemacht, selbst aus eigener Tasche finanziert wohlgemerkt, und bin jetzt in einem großen Konzern angestellt. Ich habe einen Job der mir Spass macht, in dem ich viele Freiheiten habe und bin insgesamt glücklich. Ich gehe gern in die Arbeit und durch meine Arbeit kann ich meine Träume privater Natur erfüllen.

Preisfrage: Wenn ich das als minderbemittelter Hauptschüler kann und schaffe, warum sollte man es nicht von anderen erwarten können. In D stehen jedem in der Hinsicht quasi alle Türen offen. Man kann sich weiterbilden, Abi nachholen, studieren usw. Man muss halt etwas dafür tun.

Ähnlich ging es mir auch, anstatt ALG war es dann bei mir aber auch Kellnern, Callcenter, etc. Ohne die Arge oder anderes, aber im Grunde ähnliches Prinzip. Man steckt nur nicht in den Zeitverträgen, die teilweise sehr viel schlechtere Bezahlungen hatten. Es gab einige Arbeitgeber, die aber schon so couragiert waren zu sagen, dass die Mitarbeiter die über Zeitarbeitsfirmen vorgeladen sind, diese kündigen sollten um dann einen eigenen Vertrag mit diesen zu machen. Das hatte vielleicht auch Prestigegründe, fand ich aber unter den Umständen echt super.

Der Unterschied ist nur, dass du etwas gefunden hast. Dieses Glück haben nicht viele. Das freut mich aber. Ähnliches habe ich auch, über den 2. Bildungsweg Abitur, eine Arbeit die mir wirklich Spaß macht, hin und wieder helfe ich aber auch noch gerne alten Chefs aus, weil man sich auch wirklich ans Herz gewachsen ist. Aber - das ist halt der Unterschied. Ob man etwas tut, weil man es möchte oder etwas tut, weil man es muss. Und nicht jeder weiß was er möchte. "Wat willer?" Haha.

Aber natürlich, ich bin vollkommen deiner Meinung, und das habe ich ja auch zum letzten Abschnitt noch erwähnt - es ist die Frage wie man sich ausleben kann und zu welchen Umständen. Vorallem als Hauptschüler wird man oft als weniger wert behandelt. Mein bester Freund hat z.B. eine Muskeldystrophie, ist lebenslänglich gehbehindert. Er wurde nach der Grundschule auf eine Behindertenschule geschickt, weil sich die Lehrer nicht sicher waren ob er mit den anderen "gesunden" Schülern mithalten konnte. Er war auch keinesfalls dumm. Er konnte nur nicht laufen. Ein völlig geistesgesunder Junge lernt die Uhr lesen, mit 12. Er hat es aber geschafft, über viele Jahre eisernen Durchhaltevermögens auf eine Realschule, und dann ein Gymnasium zu wechseln. Heute macht er seinen Master. Das ist aber auch eine Sache - wieviel Glauben an sich selbst hat man zu wissen, dass man es dennoch schafft? Hat jemand durch schlechte Erfahrungen und wenig Zuwendung nie gelernt sich seiner Stärken bewusst zu werden und bekommt dann gesagt er könne das nicht, die Chancen stehen nicht schlecht, dass er es auch irgendwann glaubt. Ich kenne auch viele die viele Jahre im sozialen Bereich arbeiten. Langzeitarbeitslose gibt es da Zuhauf. Und die meisten haben eins gemeinsam - sie sind der Meinung, dass sie nichts können. Weil sie niemand ermutigt hat. Das ist eigentlich unfassbar traurig. Deswegen - freu dich, dass du dich durchgeschlagen hast! Darauf kannst du stolz sein.

Jeder ist seines Glückes Schmied.

Wenn man aktiv und interessiert am Leben teilnimmt dann findet man zangsläufig von allein irgendwelche Richtungen mit denen man etwas anfangen kann. Wenn man nur zuhause sitzt und Playsi zockt wird das eher nicht passieren.

Nun, wie ich schon oben sagte. Das erfordert nicht nur Mut, sondern auch den Glauben an sich selbst. Verliert man diesen, wieso sollte man dann nach einer Richtung suchen?

Doch, er ist selbst schuld. Wenn er an etwas Interesse hat dann liegt es an ihm dieses Interesse zu erfolgen und auszubauen. sowas kommt von allein. Wenn er nur zuhause auch der Couch liegt, klar, dann wird das nix. Aber dann ist es seine Schuld dass er auf der Couch liegt anstatt sich um sich und sein Leben zu kümmern. Und dafür die Gesellschaft aufkommen zu lassen halte ich für egoistisch.

Niemand ist daran Schuld. Bist du Schuld daran, dass du die Wüste gegen Norden durchläufst obwohl es im Süden Wasser gibt, wenn du nicht weißt in welche Richtung du laufen musst? Du kannst nicht von deinen Erfahrungen auf alles schließen. Gut, du bist nach Süden gelaufen. Kannst doch aber nicht diejenigen verurteilen die "unwissend" nach Norden laufen.

Es liegt an jedem selbst etwas aus sich und seinem Leben zu machen. Dafür die Gesellschaft oder sonstwen verantwortlich machen zu wollen weil irgendjemand nicht die Interessen aufgezeigt wurden in denen er sich hätte  entfalten können halte ich für hanebüchen. Das liegt im Interesse des einzelen, also hat derjenige sich zu kümmern, einfach weil es sein Leben betrifft.

Gebe ich dir doch Recht. Habe ich dir auch nicht widersprochen. Ich sag auch nicht, dass diejenigen sich den Schuh anziehen müssen, die "Möbeldesign" oder "Stuckrestauration" nicht auf den Lehrplan gesetzt haben, was ich halt auch ein bisschen übertrieben fände. Aber dass viele Kinder z.B. heutzutage schon überfordert sind mit Verantwortung, Lebensrichtungen und -perspektiven etc. Es gab ja auch einen Grund wieso die G8 wieder abgeschafft wurden. Die G8 wurde ja damals einberufen um mehr Arbeitskräfte für den Markt verfügbar zu machen um sich mit den großen Nationen weiter messen zu können, schneller und effizienter zu sein. Das spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt wieder. Man hat soviele Möglichkeiten und Optionen, dass man doch schon garnicht mehr weiß wo man anfangen soll. Die Zahl der Erststudienabbrecher steigt, weil immer mehr unzufrieden mit ihrem Fach sind. Natürlich muss jeder für sich schauen wie er sein Leben gestaltet. Und wenn das auch sein mag alle Zelte abzubrechen und eine peruanische Tabakplantage anzubauen. You do you. Abär abär - immernoch gut, dass du einen Weg für dich gefunden hast. Das gilt aber nicht für jeden. Natürlich können sich hier unsere Meinungen spalten - du sagst dass sie selbst dafür verantwortlich sind. Hilfe zur Selbsthilfe. Sehe ich auch so. Aber dann einfach nur vor sich hinschmoren lassen? Vielleicht bin ich da einfach emotionaler. 😄

Die DDR verstand es übrigens ziemlich gut Talente an Menschen zu erkennen und diese in den Bereich zu drängen und zu fördern, ob diese dann Spass dran hatten war eher nebensächlich. Diese Modell war auch nicht das Gelbe vom Ei. Da wurden die Interessen aufgezeigt die du zu haben hast. Fertig. Auch blöd sowas. Da kümmere ich mich lieber selbst um mein Leben.

Wäth?

 

bearbeitet von Gast

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vor 3 Stunden, Doc Dingo schrieb:

Also ich bin in D geboren und aufgewachsen. Ich hatte nie das Gefühl dass ich zur Arbeit gezwungen werde.

Es wird erwartet, dass man einer Erwerbstätigkeit nachgeht. Nicht umsonst hat man dem Arbeitsamt vorzuweisen, dass man sich um eine Arbeit bemüht und bekommt 3 Monate Sperrfrist, wenn man selbst kündigt.

Zitat

Aber jemand der das vorsätzlich macht weil er keine Lust hat sich um sein Leben zu kümmern, der ist in meinen Augen ein Schmarotzer und hat das Stigma zurecht verdient.

Vorsätzlich was macht? Einfach mal nicht arbeitet? Wo zieht man die Grenze? Welche Motivationen akzeptiert man? Spricht etwas gegen eine Selbstfindungsphase? Spricht etwas gegen eine weitere Ausbildung? Spricht etwas gegen den Versuch, eine Selbstständigkeit aufzubauen, die aber nicht so recht will? Es gibt viele viele Gründe, momentan nicht zu arbeiten. Nicht alle sind gleichzusetzen mit Faulheit.

Was ist, wenn man nur bestimmte Arbeit annehmen will, aber das Arbeitsamt feststellt, was "zumutbar" ist und was nicht?

Es ist ja schon erschreckend, dass von "zumutbarer" Arbeit gesprochen wird.

Zitat

Und Arbeitslosengeld oder Hartz4 sollte man nicht mit bedingungslosem Grundeinkommen verwechseln oder gleichschalten.

[...]

Doch, er ist selbst schuld. Wenn er an etwas Interesse hat dann liegt es an ihm dieses Interesse zu erfolgen und auszubauen. sowas kommt von allein. Wenn er nur zuhause auch der Couch liegt, klar, dann wird das nix. Aber dann ist es seine Schuld dass er auf der Couch liegt anstatt sich um sich und sein Leben zu kümmern. Und dafür die Gesellschaft aufkommen zu lassen halte ich für egoistisch.

Es liegt an jedem selbst etwas aus sich und seinem Leben zu machen. Dafür die Gesellschaft oder sonstwen verantwortlich machen zu wollen weil irgendjemand nicht die Interessen aufgezeigt wurden in denen er sich hätte  entfalten können halte ich für hanebüchen. Das liegt im Interesse des einzelen, also hat derjenige sich zu kümmern, einfach weil es sein Leben betrifft.

Natürlich sind das zwei verschiedene Dinge.

Wieso muss man "Schuld sein", wenn man einer bestimmten Arbeit nicht nachgeht? Man muss nicht automatisch faul sein. Und nicht zu arbeiten ist per se nichts, was man jemandem vorwerfen sollte.

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Gast
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