Depressive Vergangenheit - davon erzählen?

45 Beiträge in diesem Thema

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Am 3.5.2022 um 04:21 , backinthegame_ schrieb:

Wie schätzt ihr die Situation ein?
Würdet ihr damit offen umgehen, gerade hinsichtlich zukünftiger Beziehungen oder es begraben?

In deinem Fall hast du die Krankheit wohl nie wirklich gehabt bzw. nur einen Anflug und diesen anscheinend auch sauber überwunden.

Ich würde das begraben das Thema.

Erzählst deiner Freundin ja auch nicht beim kennenlernen, dass du 2011 mal ne Lungenentzündung hattest. Interessiert nicht.

Jetzt ist jetzt, damals war damals.

Wenn du aktuell nicht davon betroffen bist, sehe ich keinen Grund da ein Ding draus zu machen.

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vor 29 Minuten, DirtyRabbit schrieb:

Komm einer noch aus Rabbits Prollcorner weil Freitag ist:

Wie werden Depressionen denn überhaupt diagnostiziert?

Meiner Meinung nach sind Depressionen nicht real. Das Gefühl Depressiv zu sein ist real und ein natürlich biologischer Trigger für dich um etwas in deinem Leben zu ändern.

Wie bildest du dir solch eine Meinung? Wissenschaftliche Recherche kann es nicht sein, noch nicht mal Google, sonst wüsstet du, dass mittlerweile sogar Biomarker für die Krankheit gefunden wurden, die es deiner "Meinung" nach nicht gibt.

TE: Ich würde da lieber etwas länger warten, als vorschnell Bekanntschaften oder gar Dates davon zu erzählen. Psychische Erkrankungen haben in Deutschland immer einen gewissen Beigeschmack, wie man hier im Thread sieht.

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vor 9 Minuten, Blindedbymylight schrieb:

Wie bildest du dir solch eine Meinung?

durch die Personen die erzählen sie haben Depressionen und beim Nachfragen irgendwie die Ursache rauskam wenn man 1+1 zusammenzählt und ich mir dachte "ahja deswegen sitzt Du seit 2 Wochen eingeschlossen daheim rum anstatt aktiv was dagegen zu tun".

Vllt. hab ich auch die falschen Leute bis dato diesbezüglich getroffen und habe H54 nach detailierter Auskunft gefragt um meine Denkweise ggf. zu justieren

bearbeitet von DirtyRabbit

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Gast
vor 27 Minuten, DirtyRabbit schrieb:

wie hat sich das bemerkbar gemacht über die Zeit?

Muss da weiter ausholen:

Bin aus beruflichen Gründen umgezogen, es stand der nächste Karriereschritt an. An sich war der Schritt gut, nur habe ich mich im Privatleben verzettelt. Hatte irgendwie im Kopp jetzt muss ich die Richtige finden, für Familie und so. Zwei jahrelang Frauen ohne Ende getroffen, gevögelt und auch zwei, drei kennengelernt bei denen es meinerseits "passte". Ich war da übelst drauf fokussiert und habe mich total drin verloren. Das ging soweit das ich beruflich nicht gecheckt habe, das die neue berufliche Situation mich tot unglücklich macht und nicht mit meinem beruflichen Selbstverständnis einher geht. Das lief alles tief unterbewusst ab.

Anfang 2020 habe ich dann ne Olle kennengelernt die mir nicht gut tat, war ein ziemliches hin und her, bis Sie dann den Stecker zog. Das war bereits während Corona. Hätte nicht gedacht das mich das mal wieder so zerstört. War am Boden, mental. Da dies zu Beginn von Corona war, durfte ich wie viele andere nur noch ca. 1x pro Woche in den Dienst. Ich verlor meine komplette Struktur. Pennen, aufstehen, Couch, Lieferando, pennen and so on. Vor die Tür gehen fühlte sich dabei "gefährlich" an. Total Irrational aber es war so. Nach knapp zwei Wochen habe ich festgestellt das es so nicht weiter gehen kann und habe mir Hilfe geholt. Ich kann froh sein das mein Arbeitgeber da so gut aufgestellt ist. 

Bei mir wurde eine leichte bis mittlere Depression festgestellt. Das ganze hatte ich dann innerhalb von 4/5 Monaten aufgearbeitet. Das Gute ist, das die Therapie mir in vielerlei Dingen geholfen hat mich besser zu verstehen. Die Therapeutin war sich ziemlich sicher das sich die Thematik bei mir über mehrere Jahre aufgebaut hat und es ein schleichender Prozess war. An sich bin ich irgendwie froh dieses Erlebnis gehabt und durch gestanden zu haben. Ich bin noch resilienter, schätze viele Dinge mehr als vorher, gehe etwas entspannter mit vielen Themen um. Was aber noch viel wichtiger ist- mein Bullshitsensor ist ziemlich gut justiert seitdem. Ich toleriere weniger und was viel wichtiger ist- seitdem habe ich tatsächlich nur noch Frauen kennengelernt die mir nicht aufn Sack gehen. Mit dem Thema Depression gehe ich sehr offen um und habe diesbezüglich von den Frauen kein negatives Feedback erhalten- Meine aktuelle Partnerin ist das beste was mir partnerschaftlich in den letzten acht Jahren passiert ist. Beruflich geht´s auch in eine gute Richtung, hier lerne ich mich allerdings auch jeden Tag besser kennen.

bearbeitet von Gast
***verdammten Schreibfehler

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vor 17 Minuten, H54 schrieb:

eruflich nicht gecheckt habe, das die neue berufliche Situation mich tod unglücklich macht

Erstmal danke für den Seelenstrip. Kannst Du da näher drauf eingehen? Ich versuche nachzuvollziehen wie man das vercheckt bzw. wie das tief unterbewusst abläuft. Ich weiß doch ob ich meine Arbeit gerne mache. Wenn ich über nen Zeitraum X jeden Tag denke "boah ne schon wieder in den Drecksladen" bin ich dort falsch und beende es. So würde ich jetz mal denken stand jetzt oder habe es auch früher so gehandhabt als ich noch aufm Bau war.

vor 17 Minuten, H54 schrieb:

Olle kennengelernt die mir nicht gut tat, war ein ziemliches bin und her bis Sie dann den Stecker zog. Das war bereits während Corona. Hätte nicht gedacht das mich das mal wieder so zerstört. War am Boden mental.

Sie war vermutlich nicht in deinem Frame. Der Fehler ist halt der Frau diesen (mehr-)Wert und damit die Macht zu geben überhaupt so einen großen Einfluss auf Dich zu haben. Eine Frau soll auf der gleichen Säule wie Sport, Arbeit, Ernährung etc. stehen und nicht so einen priorisierten Wert haben. Wenn der Kalender aus deinem Raum entfernt ist ist der Raum immer noch da.

vor 17 Minuten, H54 schrieb:

Ich verlor meine komplette Struktur. Pennen, aufstehen, Couch, Lieferando, Pennen and so on.

ist das nicht Mindset? Das beobachte ich bei welchen die arbeitslos werden. Die einen so wie bei Dir oben, die anderen planen um und gehen morgens zum Sport, dann einkaufen, dann vllt. n Fernstudium oder schreiben Bewerbungen.

 

Fazit: Vllt. Ist das Kapitel Bundeswehr für Dich beendet und Du solltest zu neuen Ufern im "normalen" Berufsleben schwimmen und ne Familie gründen. Die passende Frau darfste halt nicht krampfhaft suchen, die gibts eh nicht. Du kannst eine Finden die Deine Werte und Lebensphilosophie auf Basis teilt. Du bist doch n stabilder Dude und die Frau wird sich schon von Dir prägen lassen im laufe der Jahre.

 

bearbeitet von DirtyRabbit

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Gast
vor 7 Minuten, DirtyRabbit schrieb:

Erstmal danke für den Seelenstrip. Kannst Du da näher drauf eingehen? Ich versuche nachzuvollziehen wie man das vercheckt bzw. wie das tief unterbewusst abläuft. Ich weiß doch ob ich meine Arbeit gerne mache. Wenn ich über nen Zeitraum X jeden Tag denke "boah ne schon wieder in den Drecksladen" bin ich dort falsch und beende es. So würde ich jetz mal denken stand jetzt.

Wie gesagt- der Punkt Familie bzw. Partnerin stand im Vordergrund und ich war zum damaligen Zeitpunkt der Meinung dass das im Job so sein muss. Habe es zum Teil auch weg ignoriert. 

vor 7 Minuten, DirtyRabbit schrieb:

Sie war vermutlich nicht in deinem Frame. Der Fehler ist halt der Frau diesen (mehr-)Wert und damit die Macht zu geben überhaupt so einen großen Einfluss auf Dich zu haben. Eine Frau soll auf der gleichen Säule wie Sport, Arbeit, Ernährung etc. stehen und nicht so einen priorisierten Wert haben.

Ich würde sagen das Sie die Richtige zu dem Zeitpunkt war. Die hat den Shit aus mir raus getestet das habe ich vorher noch nicht erlebt. Allerdings waren manche Sachen auch ziemlich Psycho. Die habe ich halt damals zugelassen. Heute würde mir das definitiv nicht mehr passieren. Die Macht habe ich ihr gegeben weil ich verdammt viel in Sie rein projiziert habe, das Sie nicht war.

vor 7 Minuten, DirtyRabbit schrieb:

ist das nicht Mindset? 

Das ist definitiv nicht Mindset! Bin da rein gerutscht- ich hatte damals auf gar nichts mehr bock und das ist ein Hinweis für ein Depression.

vor 7 Minuten, DirtyRabbit schrieb:

Fazit: Vllt. Ist das Kapitel Bundeswehr für Dich beendet

Im Gegenteil. Das geht schon alles zusammen, nur nicht so wie ich es mir vor zwei Jahren vorgestellt habe. Einfach ist das nicht mit Familie, man muss das wollen (die Partnerin auch) und dann geht das schon. 

Edit: Klingt esoterisch aber mittlerweile bin ich der Überzeugung das die Dinge im Leben nicht einfach geschehen oder wir Menschen aus Zufall begegnen. Es ist immer ein Test bzw. eine Wegegablung an der wir uns entscheiden müssen. 

bearbeitet von Gast

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vor 32 Minuten, DirtyRabbit schrieb:

wie hat sich das bemerkbar gemacht über die Zeit?

Ich antworte dir auch mal, weils bei mir leichter sichtbar ist, dass es nicht um "kommt nur mit der blöden Situation gerade nicht klar" geht:

Bei mir wars im Jahr vor dem Abi. Ich war mental relativ unverwüstlich damals, neigte nicht zu großen Sorgen, Schwärmereien oder Sonstigem, was nicht irgendwie handfest ist. Frisch 18 geworden, stabile harmonische Familie, Schule lief gut, der erste Freund, Freundeskreis erweitert, verschiedene Hobbys, durch die ich quasi täglich draußen an der frischen Luft war. Weder Alkohol, noch Drogen ein Thema. Auslandsreise, erstes Festival, Praktikum mit Aussicht auf ne Ausbildung, auf die ich richtig Bock hatte - es hätte mir nicht besser gehen können...

Bis zu dem Tag, an dem ich morgens aufstand und in Tränen ausbrach, weil ich nicht ins Praktikum gehen konnte. Keine Ahnung warum, es ging einfach nicht. Ging auch die nächste Zeit nicht mehr, und außerdem buchstäblich NICHTS mehr von dem, was mein Leben ausmachte. Schul- und Prüfungsangst, morgens nicht mehr aus dem Bett kommen. Kein Interesse mehr an Hobbys, alles kostete unsagbar viel Kraft, allein laufen fühlte sich an, als würde ich in Honig stecken. Ich war verzweifelt, wo ich doch wusste, wie gut mein Leben wäre, wenn ich halt einfach hingehen und es TUN könnte! Aber ich konnte nicht. Druck von außen, mit Sprüchen wie du sie oben schreibst, Druck von innen, weil es ging doch immer, und gibt ja keinen Grund, warum es plötzlich nicht mehr geht... Spirale abwärts, heftigst. Marathon aus Ärzten, verschiedene "gute Ratschläge", verschiedene falsch verordnete Medis, teils auch mit erheblichen Nebenwirkungen und Suchtpotential. Gut gemeinte Versuche, mir "schöne Erfahrungen" zu verschaffen, damit ich endlich "wieder gut drauf bin", das alles machte es nur noch schlimmer. Ich brach die Schule ab, meine Mitschüler waren so entsetzt, dass sie zu mir nachhause kamen, und mich zurück holen wollten. Ich war am Boden genug, dass ich die Tür öffnete im Frotteeschlafanzug und seit Tagen nicht geduscht... Ich hatte nicht mal mehr genug eigene Initiative oder Selbstachtung, um die Tür in diesem Zustand eben NICHT zu öffnen... 

Die Diagnose war eine schwere Depression, idiopathisch, weil Ursache nicht zu finden. Und es war auch nicht nur eine Episode, denn ich hatte trotz Therapie und Medikamenten Monate/Jahre damit zu kämpfen. Wir erinnern uns: Von einem Tag auf den Anderen! Meine Eltern kamen damit nicht zurecht, fragten ständig, was wohl mein Problem wäre, bzw was sie falsch gemacht hatten. Die Fragen setzten mich noch mehr unter Druck, weil Gründe gab es keine. Ich wusste vom ersten Moment an, dass das KRANK ist, und anders werden muss, aber ändern konnte ich es nicht. Ich überlegte, dem Ganzen ein Ende zu machen, weil wer will schon weiter so existieren, wenn es sich niemals wieder ändert? Dazu hatte ich aber auch nicht mehr genug Initiative... 

Es war ein langer Weg, da wieder raus zu kommen, aber natürlich kann es funktionieren. Man kann lernen, mit dieser Krankheit umzugehen. Was man NICHT kann, ist einfach beschließen, dass es sie nicht gibt! Ich hab eine Menge draus gelernt, und bin auch dadurch der Mensch, der ich heute bin. Ich bin gewissermaßen dankbar für diese Phase.

Viele Jahre später fand ich übrigens versehentlich und eher nebenbei raus, dass es für meine plötzliche Depression tatsächlich einen körperlichen Grund gab: Ich kam schon lange wieder zurecht, hatte einen Alltag mit Arbeit usw, aber es war immernoch ein anderer "Grundanstrich" als vorher von der Stimmung und dem Mindset her. Bis ich die Pille absetzte, und mich wenige Wochen später selbst kaum wieder erkannte. So plötzlich, wie dieser Zustand eingetreten war, war er auch wieder verschwunden... Also ja, es ist tatsächlich eine Krankheit, es gibt auch wenn man sie noch nicht kennt, körperliche Auslöser dafür! Und "sich einfach straffen" hilft halt leider nicht, weil das ist einem dann nicht mehr möglich. 

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vor 16 Minuten, H54 schrieb:

dass das im Job so sein muss. Habe es zum Teil auch weg ignoriert. 

da haben wir doch den springenden Punkt. Warum hörst Du nicht auf deinen Körper? (Das meinte ich mit dem natürlich biologischen Signal des Geistes in meinem Post oben) Du hättest denken müssen "ach scheiß auf Bund ich geh bei Telekom 9-5 und lass meine Eier baumeln für 2500 Netto im Monat und nach feierabend trainieren + ficken nebenher, soll FlintenUschi selbst die fucking Dienstpläne schreiben".

vor 16 Minuten, H54 schrieb:

Die habe ich halt damals zugelassen.

weil Du auf Krampf gesucht und dadurch Frameverlust hattest. Durch das obendrüber wärste vermutlich viel entspannter gewesen.

vor 16 Minuten, H54 schrieb:

Das ist definitiv nicht Mindset! Bin da rein gerutscht- ich hatte damals auf gar nichts mehr bock und das ist ein Hinweis für ein Depression.

ok vllt. muss man sowas mal erlebt haben, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Vllt. wenn irgendwie die Familie beim Autounfall stirbt oder so.

vor 16 Minuten, H54 schrieb:

Im Gegenteil. Das geht schon alles zusammen, nur nicht so wie ich es mir vor zwei Jahren vorgestellt habe. Einfach ist das nicht mit Familie, man muss das wollen (die Partnerin auch) und dann geht das schon.  

eventuell weil du heute ein stärkeres Mindset hast, siehe

vor 16 Minuten, H54 schrieb:

Heute würde mir das definitiv nicht mehr passieren. Die Macht habe ich ihr gegeben weil ich verdammt viel in Sie rein projiziert habe, das Sie nicht war.

 

Danke für den Einblick.

bearbeitet von DirtyRabbit

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vor 5 Minuten, Nahilaa schrieb:

Ich antworte dir auch mal, weils bei mir leichter sichtbar ist, dass es nicht um "kommt nur mit der blöden Situation gerade nicht klar" geht:

Bei mir wars im Jahr vor dem Abi. Ich war mental relativ unverwüstlich damals, neigte nicht zu großen Sorgen, Schwärmereien oder Sonstigem, was nicht irgendwie handfest ist. Frisch 18 geworden, stabile harmonische Familie, Schule lief gut, der erste Freund, Freundeskreis erweitert, verschiedene Hobbys, durch die ich quasi täglich draußen an der frischen Luft war. Weder Alkohol, noch Drogen ein Thema. Auslandsreise, erstes Festival, Praktikum mit Aussicht auf ne Ausbildung, auf die ich richtig Bock hatte - es hätte mir nicht besser gehen können...

Bis zu dem Tag, an dem ich morgens aufstand und in Tränen ausbrach, weil ich nicht ins Praktikum gehen konnte. Keine Ahnung warum, es ging einfach nicht. Ging auch die nächste Zeit nicht mehr, und außerdem buchstäblich NICHTS mehr von dem, was mein Leben ausmachte. Schul- und Prüfungsangst, morgens nicht mehr aus dem Bett kommen. Kein Interesse mehr an Hobbys, alles kostete unsagbar viel Kraft, allein laufen fühlte sich an, als würde ich in Honig stecken. Ich war verzweifelt, wo ich doch wusste, wie gut mein Leben wäre, wenn ich halt einfach hingehen und es TUN könnte! Aber ich konnte nicht. Druck von außen, mit Sprüchen wie du sie oben schreibst, Druck von innen, weil es ging doch immer, und gibt ja keinen Grund, warum es plötzlich nicht mehr geht... Spirale abwärts, heftigst. Marathon aus Ärzten, verschiedene "gute Ratschläge", verschiedene falsch verordnete Medis, teils auch mit erheblichen Nebenwirkungen und Suchtpotential. Gut gemeinte Versuche, mir "schöne Erfahrungen" zu verschaffen, damit ich endlich "wieder gut drauf bin", das alles machte es nur noch schlimmer. Ich brach die Schule ab, meine Mitschüler waren so entsetzt, dass sie zu mir nachhause kamen, und mich zurück holen wollten. Ich war am Boden genug, dass ich die Tür öffnete im Frotteeschlafanzug und seit Tagen nicht geduscht... Ich hatte nicht mal mehr genug eigene Initiative oder Selbstachtung, um die Tür in diesem Zustand eben NICHT zu öffnen... 

Die Diagnose war eine schwere Depression, idiopathisch, weil Ursache nicht zu finden. Und es war auch nicht nur eine Episode, denn ich hatte trotz Therapie und Medikamenten Monate/Jahre damit zu kämpfen. Wir erinnern uns: Von einem Tag auf den Anderen! Meine Eltern kamen damit nicht zurecht, fragten ständig, was wohl mein Problem wäre, bzw was sie falsch gemacht hatten. Die Fragen setzten mich noch mehr unter Druck, weil Gründe gab es keine. Ich wusste vom ersten Moment an, dass das KRANK ist, und anders werden muss, aber ändern konnte ich es nicht. Ich überlegte, dem Ganzen ein Ende zu machen, weil wer will schon weiter so existieren, wenn es sich niemals wieder ändert? Dazu hatte ich aber auch nicht mehr genug Initiative... 

Es war ein langer Weg, da wieder raus zu kommen, aber natürlich kann es funktionieren. Man kann lernen, mit dieser Krankheit umzugehen. Was man NICHT kann, ist einfach beschließen, dass es sie nicht gibt! Ich hab eine Menge draus gelernt, und bin auch dadurch der Mensch, der ich heute bin. Ich bin gewissermaßen dankbar für diese Phase.

Viele Jahre später fand ich übrigens versehentlich und eher nebenbei raus, dass es für meine plötzliche Depression tatsächlich einen körperlichen Grund gab: Ich kam schon lange wieder zurecht, hatte einen Alltag mit Arbeit usw, aber es war immernoch ein anderer "Grundanstrich" als vorher von der Stimmung und dem Mindset her. Bis ich die Pille absetzte, und mich wenige Wochen später selbst kaum wieder erkannte. So plötzlich, wie dieser Zustand eingetreten war, war er auch wieder verschwunden... Also ja, es ist tatsächlich eine Krankheit, es gibt auch wenn man sie noch nicht kennt, körperliche Auslöser dafür! Und "sich einfach straffen" hilft halt leider nicht, weil das ist einem dann nicht mehr möglich. 

sry habs nur kurz überflogen bin aufm Sprung.  Also war die Pille / Hormonveränderung der Auslöser?

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Gast
vor 3 Minuten, DirtyRabbit schrieb:

da haben wir doch den springenden Punkt. Warum hörst Du nicht auf deinen Körper?

Die gab es da noch nicht.

vor 4 Minuten, DirtyRabbit schrieb:

Du hättest denken müssen "ach scheiß auf Bund ich geh bei Telekom 9-5 und lass meine Eier baumeln für 2500 Netto im Monat und nach feierabend trainieren + ficken nebenher paar Bitches, soll FlintenUschi selbst die fucking Dienstpläne schreiben"

Die Option bestand und besteht derzeit nicht. Warum? Auch bei der Bw gibt es scheiss Jobs- einen davon hatte ich. Mittlerweile ist es besser und die größere Veränderung, die mehr Selbstzufriedenheit mit sich bringt, steht ja erst noch an.

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vor 52 Minuten, DirtyRabbit schrieb:

sry habs nur kurz überflogen bin aufm Sprung.  Also war die Pille / Hormonveränderung der Auslöser?

Letztlich wohl ja, kam aber erst mit fast 10 Jahren Zeitversatz raus. 

Gibt aber auch andere Gründe, die sowas auslösen können. Auch Männer sind nicht davor gefeit ;-)

 

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Ehrlichkeit/Authentizität <-> Distanzlosigkeit

 


Mit schweren Themen warten die Menschen idR etwas, bis man sich besser kennt. Die, die das nicht tun, haben meist gehörig einen an der Waffel.
Alles hat seine Zeit. Lerne wann das ist (hint: nicht bei Bier 2), dann sollte das kein Problem darstellen.

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Am 10.6.2022 um 14:09 , DirtyRabbit schrieb:

Meiner Meinung nach sind Depressionen nicht real. Das Gefühl Depressiv zu sein ist real und ein natürlich biologischer Trigger für dich um etwas in deinem Leben zu ändern.

Depressionen können mitunter "vererbt" werden bzw. laufen im Gehirn ein paar Dinge nicht, wie sie sollten: Dopamin, Serotonin etc.

Das ist so wie, wenn du nem Mann mit wenig bis keinem Testo im Blut sagst, ach deine Impotenz und fehlende Libido ist doch eingebildet.

Also kann ich deinem Beitrag nicht zustimmen.

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vor 47 Minuten, LastActionHero schrieb:

Sorry, mein Internet spinnt :-D

 

kein Ding hab die doppelten versteckt.

Das Ding ist nur bei so vielen die mit "Depressionen" ankommen hab ich echt das Gefühl die benutzen das als Ausrede fürs eigene Versagen, daher meine skeptische Haltung.

 

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Ich bin kein Arzt das vorweg, ich bin vor 20 Jahren selbst da durch und das volle Packung, verheimlichen verstärkt alles nur und ist ein wahrer Brennstoff für Deppressionen.

Was mich allerdings bei dir hoffen lässt, dass es nicht ganz so wild ist, es gibt ja unterschiedliche Ausprägungen, dass du dir Gedanken über Dating/Erzählen ja/nein machst. Als ich drinsteckte war mir Dating/Frauen sowas von egal.

Heutzutage auch aufgrund von OG ist man bereit sein innerstes sofort von Innen nach Außen kehren und das Intimste zu berichten. Ich halte es so, wenn mir Fragen gestellt werden die ich nicht von vornherein beantworten will, dann sage ich: "Wer von uns in unserem Alter hat schon eine durchweg saubere Biografie"? Schlichtweg geht sie das erstmal nichts an, da Depressionen immer noch einen seltsamen Charkter in unserer Gesellschaft, trotz ICD10 und DSM Klassifikationen.

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vor 2 Stunden, DirtyRabbit schrieb:

Das Ding ist nur bei so vielen die mit "Depressionen" ankommen hab ich echt das Gefühl die benutzen das als Ausrede fürs eigene Versagen, daher meine skeptische Haltung.

Der Unterschied muss halt sein, ob es um eine echte, klinisch manifeste Depression geht, oder eben um jemanden, der den Begriff inflationär und falsch benutzt. Ersteres hat definitiv Krankheitswert, muss behandelt werden, und kann dir dein Leben sonst ziemlich versauen - auch die Folgeerkrankungen, die daraus dann entstehen, sind ja nicht ohne. Zweiteres ist halt ein Modeding, und jeder der mal bisschen jammern will, betitelt sich so. Hat aber halt mit der richtigen Krankheit oft rein garnichts zu tun.

Anderes Beispiel wäre ein diagnostizierter Borderliner, der wirklich ne massive Persönlichkeitsstörung hat (die das Leben ja auch extrem einschränken kann, und viel Aufwand macht um im Griff zu bleiben), oder eben jemand, dessen Ex einfach tönt: "Der/Die hat doch Borderline!", bloß weil bei der Trennung paar böse Worte gefallen sind... Freilich kann es sein, dass der/die Ex dann tatsächlich Borderline hat. Genauso kann es aber sein, dass die Aussage einfach komplett falsch ist, und ein falsches Bild von "dem Borderliner" gezeichnet wird dadurch. Diesen inflationären Gebrauch des Wortes gab es hier im Forum schon oft genug, ich denk also du kannst nachvollziehen, was der Unterschied ist. 

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Am 10.6.2022 um 14:09 , DirtyRabbit schrieb:

Meiner Meinung nach sind Depressionen nicht real. Das Gefühl Depressiv zu sein ist real und ein natürlich biologischer Trigger für dich um etwas in deinem Leben zu ändern.

Klar sind Depressionen real und eine ernstzunehmende Krankheit.

Kann viele Gründe haben. Entweder schleichend durch verschleppte Sorgen / Probleme oder akut durch tragische Lebensereignisse.

Oftmals ist auch eine schlechte Kindheit die Ursache für häufige depressive Rückschläge im Erwachsenenalter. Kenn' ich selbst. Hat absolut Null mit Mindset zu tun. Zumal man dann ohne Aufarbeiten der Vergangenheit ja nicht mal was ändern kann.

Kannst heute mega Laune haben und deine Eier auf der Terasse mit'm Sangria sonnen und morgen steckst plötzlich wieder im Seelentief und musst erstmal die Grütze auslöffeln.

Weil einfach unterbewusst über Jahre oder Jahrzehnte in deinem Unterbewusstsein sich chronisch viel Scheiße aufgestaut hat.

 

bearbeitet von MaleCharacter
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Hier stimme ich aus meiner Sicht den Meinungen/Erfahrungen von @DirtyRabbit und @Nahilaa zu.

Nahilaa, danke für diesen Bericht. Das ist sicher nicht schön, dass rückblickend nochmal auf "Papier" zu bringen. Schön, dass es für dich am Ende einen guten Ausgang hatte und darüber dankbar bist.

Die Art von Depression hatte eine Stufenkamerdin im Abi auch. Auch aufgrund von Medikamenten, aber andere. Die konnte einfach nicht. Und da sind auch Sachen passiert, von denen man weiß, dass wirklich niemand das "freiwillig" tut oder auf die Tränendrüse drücken will. Diese Art der Depression ist echt und ich habe einen wahninnigen Respekt davor, dass Menschen sich aus sowas wieder rauskämpfen. Das wünsche ich niemandem.

Was aber meiner Meinung nach auch der Fall ist, ist das zu viele Menschen sich einfach gerne jammern hören. Und zu viele Menschen sind zu gerne in der Opferrolle und jeder Besuch beim Psychotherapeuten bescheinigt dir am Ende eine Depression. Habe ich schon zig Mal erlebt. Und dann kann man sich da richtig schön reinlegen und das als Ausrede für jegliches Verhalten vorschieben. Ich hatte mal eine Phase, wo ich auf der Arbeit einfach ohne Grund angefangen habe zu weinen und nichts mehr Essen konnte. Ging einfach nicht.

Und da kann ich mich dann entscheiden, was ich tue. Ich bin dann viel Spazieren gegangen und habe mich gefragt, was schief läuft in meinem Leben. Habe den Auslöser gefunden und was verändert. Seit dem gehts wieder gut. Habe ich keinem von erzählt, erst im Nachhinein. Hätte ich genau so zum Therapeuten gehen können und das in sechs Monaten Sitzung aufdröseln und über meine Kindheit sprechen können. Hätte mir auch jemand ne Depression attestiert, ganz bestimmt. Aber hatte ich keinen Bock drauf. Weil ich wollte Lösungen und nicht darüber zu Tode quatschen.

Wenn der TE sich hier schon selbst nicht depressiv gefühlt hat, dann hat er wahrscheinlich auch keine Depression gehabt. (Unpopular Opinion, sorry)

Nicht jede Krise, jede Unzufriedenheit ist gleich ne Depression.

Jetzt bewege ich mich auf ganz dünnes Eis, und das weiß ich auch, aber in 80% der Fälle würde es Wunder wirken, wenn die Menschen sich halt einfach mal am Riemen reißen würden!

Alles andere sind Depressionen in der von Nahilaa beschriebenen Kategorie, und da bin ich dann wieder absolut bei professioneller Hilfe und sehe auch die Existenz dieser Krankheit.

 

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vor 21 Stunden, Goldmariechen schrieb:

Hätte ich genau so zum Therapeuten gehen können und das in sechs Monaten Sitzung aufdröseln und über meine Kindheit sprechen können. Hätte mir auch jemand ne Depression attestiert, ganz bestimmt.

Wäre aber halt auch nicht schlimm gewesen, wenn du das gemacht hättest. Und spätestens wenn der Versuch, das selbst zu lösen nicht geklappt hat, sollte man das auch machen, ohne sich dafür irgendwie zu schämen... Weil Therapie geht irgendwie eben NICHT drum, sich auf seiner Diagnose auszuruhen, sondern eben gerade drum, Lösungen zu finden. Und es wird auch nicht immer über die Kindheit oder whatever gesprochen, das ist ein Klischee...

Wie ich schon sagte, es gibt reichlich Leute, die diesen Begriff inflationär benutzen, und dann jammern wollen. Da muss man natürlich unterscheiden. Aber es ist NICHT so, dass alles was weniger ist als zb in meiner Geschichte, irgendwie weniger ernst zu nehmen wäre! Nur weil es nicht gleich den ganzen Alltag lahm legt, bedeutet das nicht, dass es nicht trotzdem eine (leichtere) Depression ist, und man daran was machen sollte... 

Es ist cool, dass du da für dich selbst raus gekommen bist. Aber das geht nicht oft, und müssen tut es irgendwie niemand. 

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