Tirade: Unser Arbeits- und Konsum-Lifestyle ist völlig aus der Zeit gefallen

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Gast
Gerade eben, YEE schrieb:

"Flow"? Kannst du das näher spezifizieren? Versetzt dich auf Arbeit irgendwas in "Flow"? Bist du einer der wenigen mit "Traumberuf"?

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Nee habe einen stinknormalen Ing. Job. Kommt immer darauf an mit welcher Einstellung man an die Arbeit geht. 

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vor 4 Minuten, YEE schrieb:

"Flow"? Kannst du das näher spezifizieren? Versetzt dich auf Arbeit irgendwas in "Flow"? Bist du einer der wenigen mit "Traumberuf"?

Passiert recht leicht bei repetetiven Tätigkeiten, bzw gewissen eingefahrenen Algorithmen.
Aber auch in planerisch/kreativen Schaffensmomenten möglich.

 

Sprich. Gerade die von dir erwähnte Arbeit am Band ist eigentlich prädestiniert für Flow.

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Klar, aber Flow ist kein Dauerzustand. Wird meist erreicht, wenn man im sweet Spot der Anforderung ist. Herausfordernd, aber nicht frustrierend schwer.

In den meisten Jobs ist das nicht alltäglich. Spass macht mir meine Arbeit. Aber mit Flow ist nicht viel. Das seh ich auch eher in der Freizeit, wo ich den Anspruch selbst wählen kann.

Wobei Routine bei mir auch ein Hochgefühl auslösen kann. Was Stumpfes. Bei dem man das Hirn ausschalten kann und einfach funktioniert. Weil tausend mal gemacht. Und alles genauso abläuft wie erwartet. Ist auch Glück.

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Gast

 

vor 1 Minute, Cordelia schrieb:

Was Stumpfes. Bei dem man das Hirn ausschalten kann und einfach funktioniert. Weil tausend mal gemacht. Und alles genauso abläuft wie erwartet. Ist auch Glück.

Verstehe.

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Ich sehe es ähnlich wie der TE aber es kann dir egal sein wie andere Leute ihr leben. Viele Menschen arbeiten hart und geben ihr geld halt für Unsinn aus, den sie glauben haben zu müssen. Es muss halt immer weiter gehen. Den Versorger zu spielen kann ja auch durchaus spass machen. Ich sehe das Leben eher so sich mental stetig weiter zu entwickeln anstatt viel geld zu verdienen. 

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Es fehlt halt einfach der Sinn. Vielleicht ist das so ein Generationen-Ding, aber ich bin mit "anything goes" aufgewachsen. Es ist alles da und alles im Überfluss.

Vor 5-10 Jahren war das z.B. alles sehr aufregend und spannend, was durch das Internet alles möglich war. 

Aber heute? Jetzt ist 5G da. Aber wofür? Okay, industrielle Anwendung, autonomes Fahren und so. Aber was interessiert mich privat denn, ob ein Download jetzt in ein oder zwei Sekunden erfolgt? 

Alles ist da. (Fast) alles ist möglich. Es gibt wenig Notwendigkeit, Dinge zu verbessern. 

Ich bin viel in der Gefahrenabwehr und in der Sicherheit unterwegs. Und auch hier ist gefühlt alles "fertigentwickelt". Nicht, dass das wünschenswert wäre, aber wie oft passieren noch Unglücke? Es gibt viele Feuerwehrleute, die erst nach Monaten oder Jahren im Dienst ihr erstes "richtiges" Feuer haben. Es brennt halt einfach nicht mehr, weil alles durchoptimiert wurde. 

Wie gesagt, versteht mich nicht falsch. Das ist alles sehr, sehr gut und richtig so. Aber für mich als Berufsanfänger stellt sich halt auch die Frage, wozu man überhaupt arbeitet. Wenn es, zumindest mal gefühlt, nichts mehr zu tun gibt. 

Was mir vor 10 Jahren noch wichtig war und total meine Interessen waren, ist dadurch einfach wertlos geworden. 

So, sorry, soll jetzt nicht alles so depri klingen, in der Stimmung bin ich auch gar nicht, aber irgendwie beschäftigt mich das halt doch alles 😄

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vor 4 Stunden, Blackfree schrieb:

Es fehlt halt einfach der Sinn. Vielleicht ist das so ein Generationen-Ding, aber ich bin mit "anything goes" aufgewachsen. Es ist alles da und alles im Überfluss.

Vor 5-10 Jahren war das z.B. alles sehr aufregend und spannend, was durch das Internet alles möglich war.

Vor knapp 30 Jahren konnte man im Internet mit auf mehreren Kontinenten verteilten Menschen gleichzeitig Textnachrichten austauschen, und in wenigen Sekunden war die Antwort da. Sowas hatte bis dahin nichtmal das Militär oder Weltkonzerne für unendlich viel Geld, geschweige denn ein Student kostenlos. 1995 war ich auf einer Party, da hat jemand Fotos gemacht, die waren Sekunden später von jedem Punkt der Erde aus abrufbar. Das gab es noch nie in der Geschichte der Menschheit.

Die Leute, die das erlebt haben waren 10, 15 Jahre später von der Kommerzialisierung des Internet desillusioniert. Es ist eigentlich nichts von damals übrig geblieben. Selbst die Suchmaschine Google findet nichts mehr, sondern liefert nur noch Links zu Neuwaren, die Geld bringen könnten.

Mit der Arbeitswelt hat die Desillusionierung länger gedauert, da waren die Leute erst nach 20 oder 30 Jahren in der Tretmühle ausgebrannt. Heute schon die Studenten, weil sie wissen, wo sie reinkommen werden.

 

vor 4 Stunden, Blackfree schrieb:

Alles ist da. (Fast) alles ist möglich. Es gibt wenig Notwendigkeit, Dinge zu verbessern. 

Ich bin viel in der Gefahrenabwehr und in der Sicherheit unterwegs. Und auch hier ist gefühlt alles "fertigentwickelt". Nicht, dass das wünschenswert wäre, aber wie oft passieren noch Unglücke? Es gibt viele Feuerwehrleute, die erst nach Monaten oder Jahren im Dienst ihr erstes "richtiges" Feuer haben. Es brennt halt einfach nicht mehr, weil alles durchoptimiert wurde. 

Eigentlich ist alles, was die letzten 10, 20 Jahre entwickelt wurde, nur eine Verschlechterung von längst bestehenden Dingen aus Gründen der Profitmaximierung.

Es gibt zwar den berühmten kolportierten Satz von einem Patentamtsleiter um 1900, daß schon alles erfunden wäre. Was ab da so mindestens 50 Jahre lang so unzutreffend wüe überhaupt möglich war.

Aber für die letzten 10 Jahre fällt mir eigentlich nichts ein, was wirklich neu wäre. 3D-Drucker vielleicht. Aber immer noch entweder Spielzeug oder unbezahlbar. Oder hat jemand damit schonmal den Batteriefachdeckel von seiner Fernbedienung neu gemacht?

Das meiste ist einfach ausentwickelt. Messer und Gabel waren das vor 100 Jahren. Grafikkarten ab 16 Mio Farben und Computermäuse ab optischer Abtastung (statt Kugel.) Speichermedien mit 200 GB auf einem Fingernagel auch. Flächendeckend Funktelefone ebenfalls.

Ich denke schon, daß man das als Spätgeborener fühlt, daß nichts wirklich neues mehr um einen herum entsteht. Selbst Lochkarte auf Lochband war ein Fortschritt. Aber eine Speicherkarte mit 200 TB statt 200 GB ist einfach nur mehr vom Selben, genauso 5G statt D-Netz.

Feuerlöscher funktionieren auch seit 50 Jahren unverändert. Im Gegenteil hat man die guten Halonlöscher verboten. Und was seit dem Düsseldorfer Flughafenbrand verbessert wurde, waren keine neuen Erfindungen, sondern man hat Schlamperei und Regelbrüche etwas mehr als vorher verboten. Dafür zahlt man jetzt auf jeden Kaffee in einem Einkaufszentrum 20 Cent mehr für die Wartung der Brandmeldeanlage, weil die Branche dank Lobbyarbeit damit hunderte Millionen umsetzt. Selbst für die Wartung von vorgeschriebenen Feuerwehrleitern  (das sind Leitern, die beim Bau jedes größeren Gebäudes an die Wand angeschlossen und dann bis zum Abriß des Gebäudes niemals benutzt werden, aber alle 2 Jahre eine neue Prüfplakette brauchen, hallo Neice) dürften nach meinen Schätzungen jedes Jahr Millionen ausgegeben werden. Keine Erfindung, sondern Irrsinn.

Also ich wöllte in der heutigen Zeit nicht mehr studieren und danach einen Beruf ergreifen müssen.

 

bearbeitet von HerrRossi

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Der Cashflow erzählt die Geschichte. Viel zu verdienen alleine ist nichts wert. Wird das Geld auch investiert in Sachen und Erfahrungen, die einen wirklich weiterbringen? Die einen wirklich erfüllen und glücklich machen? Für den richtigen Umgang mit Geld braucht es sehr viel Selbstreflektion. Wer diese nicht besitzt, verliert wertvolle Lebenszeit - weil er kauft, was er fürs Lebensglück nicht braucht. Zeit ist Geld - und wer sein Geld verschwendet, der auch seine Zeit.

Es war noch nie so leicht, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Sich Wissen anzueignen. Ein unabhängiges Leben zu gestalten. Ich liebe diese Zeit. Natürlich hat sie Schattenseiten. Aber zu diesen Schattenseiten Licht zu bringen, für das ist man nun einmal selbst verantwortlich. Das Potential, welches uns in den westlichen Staaten mitgegeben wird, ist enorm.

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vor 8 Stunden, Blackfree schrieb:

Was mir vor 10 Jahren noch wichtig war und total meine Interessen waren, ist dadurch einfach wertlos geworden.

den Satz versteh ich nicht. Deine Interessen werden sinnlos, weil es da Fortschritt gab? Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen! Schau, ich Fotografiere seit meiner Jugend. Hab damals selbst die Filme entwickelt und die Bilder in ner provisorischen Dunkelkammer auf Papier gebracht. Heute geht das alles Digital und das Bild kommt von der Digitalen direkt aufs Handy und von dort überall hin. Großartig! Oder Elektronik. Ich hab schon als Zwerg gern rumgelötet, Verstärker gebaut und so Zeugs. Heute gibt es Mikrocontroller für ein paar Euro, da steckt ein kompletter ARM-Kern drin. Ein Billig-Kameramodul drangepappt und das Ding erkennt Gesichter. Oder Gegenstände. Was genau soll an Fortschritt schlecht sein?

Ich häng mich so an diesem Satz dran, weil die eigenen Interessen für mich hier den eigentlichen Drehpunkt ausmachen. Was ist denn ein Traumjob? Ein Job wo Du dafür bezahlt wirst, Dinge zu tun, für die Du brennst. Also: wofür brennst Du?

Ich weiß, das ist keine leichte Frage, hab selbst viel Zeit damit verbracht das für mich rauszufinden. Und ich hab echt einiges versucht. Ich war Elektriker, Versicherungsverkäufer, Zeitungskurier, Bartender und im Baumarkt (um mal die wichtigen zu nennen). Heute mache ich aus Kaffee Software und empfinde das als meinen Traumjob. Klar könnte ich mehr Geld verdienen wenn ich Projektleiter werde. Aber das ist nicht meins, dazu steckt zu wenig Buchhalter in mir. Jemand anderes kann sich genau da ausleben und für den ist das dann Perfekt. Du selbst hast die Wahl ob Du einen Job machst, der Dir wenig Spaß macht und Dich genau einmal am Monatsende mit nem fetten Batzen Geld erfreut. Oder Du machst was, was Dir (fast) jeden Tag Spaß macht.

Du hast das riesige Glück in einer Zeit zu leben, in der Du diese Wahl hast! Denn selbst mit dem schlechter bezahlten Job kannst Du richtig gut leben.

also, um mich zu wiederholen: wofür brennst Du?

bearbeitet von Hexer
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vor 3 Stunden, Hexer schrieb:

den Satz versteh ich nicht. Deine Interessen werden sinnlos, weil es da Fortschritt gab? Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen! Schau, ich Fotografiere seit meiner Jugend. Hab damals selbst die Filme entwickelt und die Bilder in ner provisorischen Dunkelkammer auf Papier gebracht. Heute geht das alles Digital und das Bild kommt von der Digitalen direkt aufs Handy und von dort überall hin. Großartig! Oder Elektronik. Ich hab schon als Zwerg gern rumgelötet, Verstärker gebaut und so Zeugs. Heute gibt es Mikrocontroller für ein paar Euro, da steckt ein kompletter ARM-Kern drin. Ein Billig-Kameramodul drangepappt und das Ding erkennt Gesichter. Oder Gegenstände. Was genau soll an Fortschritt schlecht sein?

Ich häng mich so an diesem Satz dran, weil die eigenen Interessen für mich hier den eigentlichen Drehpunkt ausmachen. Was ist denn ein Traumjob? Ein Job wo Du dafür bezahlt wirst, Dinge zu tun, für die Du brennst. Also: wofür brennst Du?

Ich weiß, das ist keine leichte Frage, hab selbst viel Zeit damit verbracht das für mich rauszufinden. Und ich hab echt einiges versucht. Ich war Elektriker, Versicherungsverkäufer, Zeitungskurier, Bartender und im Baumarkt (um mal die wichtigen zu nennen). Heute mache ich aus Kaffee Software und empfinde das als meinen Traumjob. Klar könnte ich mehr Geld verdienen wenn ich Projektleiter werde. Aber das ist nicht meins, dazu steckt zu wenig Buchhalter in mir. Jemand anderes kann sich genau da ausleben und für den ist das dann Perfekt. Du selbst hast die Wahl ob Du einen Job machst, der Dir wenig Spaß macht und Dich genau einmal am Monatsende mit nem fetten Batzen Geld erfreut. Oder Du machst was, was Dir (fast) jeden Tag Spaß macht.

Du hast das riesige Glück in einer Zeit zu leben, in der Du diese Wahl hast! Denn selbst mit dem schlechter bezahlten Job kannst Du richtig gut leben.

also, um mich zu wiederholen: wofür brennst Du?

"Heute mache ich aus Kaffee Software und empfinde das als meinen Traumjob" - kannst du das näher erläutern ?

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vor 1 Minute, TriiaZ schrieb:

"Heute mache ich aus Kaffee Software und empfinde das als meinen Traumjob" - kannst du das näher erläutern ?

Das ist meine Standardantwort, wenn ich nach meinem Job gefragt werde. Bin Programmierer und trinke viel, wirklich jede Menge Kaffee.

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vor 22 Stunden, YEE schrieb:

wirklich so? Wo bekommt man eigentlich noch Produkte, die bereits mit dem Anspruch entwickelt wurden, Jahrzehnte zu halten? Vlt diverses Werkzeug, Industriemaschinen und weiter? Gra

Ja. Man muss nur die Leute fragen, die sich auskennen. Hier bei uns zu.B. bei Mode.

Oder in anderen Interessenforen das gleiche bei Möbel, Kochgeschirr, Messer, Fahrräder, Schuhe, Essen usw

Es ist einfach ein Märchen, dass es gute Sachen nicht mehr gibt und man sie nicht findet. Wir sind nicht alle Opfer des Kapitalismus, der Industrie oder sonstigen Mächten. Jeder kann das konsumieren was er möchte. Und auch wieviel er möchte. 

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@jon29

Gestern bei Manufactum einen Lodenmantel gekauft. Der überlebt mich sicher. 

Zum Rest der Diskussion: 

Ein wenig Opfer von Konsum, Kapitalismus und Haben-Will sind wir alle, nehme mich nicht aus.

Qualität zu kaufen ist für mich "nachhaltig". Manche Dinge kaufe ich einmal im Leben, statt drei mal. 

Oder ich "bastel" mir selbst Möbel (keine Jaffa-Kisten). Zumindest entkomme ich so dem bösen Kommerz und eigene mir bescheidene handwerkliche Fähigkeiten an. Außerdem freue ich mich über meine Leistung. 

 

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vor einer Stunde, jon29 schrieb:

Ja. Man muss nur die Leute fragen, die sich auskennen. Hier bei uns zu.B. bei Mode.

Oder in anderen Interessenforen das gleiche bei Möbel, Kochgeschirr, Messer, Fahrräder, Schuhe, Essen usw

Es ist einfach ein Märchen, dass es gute Sachen nicht mehr gibt und man sie nicht findet. Wir sind nicht alle Opfer des Kapitalismus, der Industrie oder sonstigen Mächten. Jeder kann das konsumieren was er möchte. Und auch wieviel er möchte. 

Es gibt diese guten Sachen, definitiv. Aber für den Großteil der Bevölkerung wird marketing- und trendgesteuert eingekauft.

Ich will auch nichts gegen Marketing im allgemeinen sagen. Aber die Manipulation ist, sagen wir mal seit den Fünfzigern, einfach tausendmal krasser geworden. Das Fach Wirtschaftspsychologie gab es nicht einmal. Marketingkampagnen kann man heute dank umfangreicher Analysetools maximal effizient und kostengünstig testen. Und und und. 

Und die krassesten Auswüchse im Jahr 2020 sind dann Abos für Boxershorts frei Haus, irgendwelche vermeintlich nachhaltigen Sachen, Pop-Up-Stores mit extrem überteuerten Pflanzen, beworben durch Influencer. Und es funktioniert ja sogar! Ich bin ja selber immer versucht, da etwas hochzuziehen, weil ich mich seit Jahren darin bilde und den Markt beobachte. Aber es ist halt bullshit. 

Und wenn das Dinge sind, wofür die Gesellschaft 40h die Woche arbeitet, dann sehe ich mich da einfach nicht. 

vor 13 Stunden, HerrRossi schrieb:

Ich denke schon, daß man das als Spätgeborener fühlt, daß nichts wirklich neues mehr um einen herum entsteht. Selbst Lochkarte auf Lochband war ein Fortschritt. Aber eine Speicherkarte mit 200 TB statt 200 GB ist einfach nur mehr vom Selben, genauso 5G statt D-Netz.

Feuerlöscher funktionieren auch seit 50 Jahren unverändert. Im Gegenteil hat man die guten Halonlöscher verboten. Und was seit dem Düsseldorfer Flughafenbrand verbessert wurde, waren keine neuen Erfindungen, sondern man hat Schlamperei und Regelbrüche etwas mehr als vorher verboten. Dafür zahlt man jetzt auf jeden Kaffee in einem Einkaufszentrum 20 Cent mehr für die Wartung der Brandmeldeanlage, weil die Branche dank Lobbyarbeit damit hunderte Millionen umsetzt. Selbst für die Wartung von vorgeschriebenen Feuerwehrleitern  (das sind Leitern, die beim Bau jedes größeren Gebäudes an die Wand angeschlossen und dann bis zum Abriß des Gebäudes niemals benutzt werden, aber alle 2 Jahre eine neue Prüfplakette brauchen, hallo Neice) dürften nach meinen Schätzungen jedes Jahr Millionen ausgegeben werden. Keine Erfindung, sondern Irrsinn.

Also ich wöllte in der heutigen Zeit nicht mehr studieren und danach einen Beruf ergreifen müssen.

Das trifft den Nagel auf den Kopf. Alles ist durchreguliert, durch-engineered und zu 99% sicher. Ich hab den Bums studiert, etwas darin geforscht und gearbeitet aber sehe trotzdem - oder gerade deswegen - nicht, wie man da nennenswert wichtige gesellschaftliche Beiträge leisten kann. Klar, ich kann den Status quo erhalten, in dem ich angewandt z.B. in Neubauten eben diese Sicherheitstechnik plane. Aber es ist gefühlt alles zu Ende entwickelt. Mit meiner Bachelorarbeit habe ich zum Glück noch eine Nische abgedeckt, wo ich aus der Praxis weiß, dass es da noch viel Verbesserungspotential gibt. Und das führt dank guter Kontakte vermutlich auch zu bundesweiten Reformen. Aber das war mal ne positive Ausnahme.

vor 9 Stunden, Hexer schrieb:

den Satz versteh ich nicht. Deine Interessen werden sinnlos, weil es da Fortschritt gab? Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen! Schau, ich Fotografiere seit meiner Jugend. Hab damals selbst die Filme entwickelt und die Bilder in ner provisorischen Dunkelkammer auf Papier gebracht. Heute geht das alles Digital und das Bild kommt von der Digitalen direkt aufs Handy und von dort überall hin. Großartig! Oder Elektronik. Ich hab schon als Zwerg gern rumgelötet, Verstärker gebaut und so Zeugs. Heute gibt es Mikrocontroller für ein paar Euro, da steckt ein kompletter ARM-Kern drin. Ein Billig-Kameramodul drangepappt und das Ding erkennt Gesichter. Oder Gegenstände. Was genau soll an Fortschritt schlecht sein?

Hier ist es ähnlich. In meiner Jugend wurde digital fotografiert und wird es heute immer noch. Früher konnte man an Rechnern schrauben und diese Aufrüsten, an alten Radios, um Funk abzuhören, Smartphones reparieren und und und... Und heute? Alles auf Platinen vorgefertigt, nicht mehr zu reparieren, winzig konstruiert, digitalisiert. Klar, was jetzt noch geht ist irgendwelche IoT-Geräte zu basteln, aber da programmiert man doch auch mehr als dass man lötet. 

Ich geh mir ja selber auf die Nerven, wenn ich alle so schlecht rede. Aber das sind die Entwicklungen, die ich als junger Mensch wahrnehme. Wir haben eben nicht mehr 2010, sondern 2020 mit Klimakrise vor der Tür, Corona und gesellschaftlichen Problemen und Instabilität. Und dass ich mit meiner subjektiven Wahrnehmung nicht völlig daneben liege, zeigt eben meine Generation, für die psychische Probleme leider mehr die Norm als die Ausnahme darstellen. Das sieht man mit 40, 50 vielleicht nicht, aber bei Leuten in meinem Alter ist die direkte oder indirekte Verzweiflung über die globale und häufig auch persönliche Lage ziemlich groß und greifbar. 

vor 9 Stunden, Hexer schrieb:

Ich häng mich so an diesem Satz dran, weil die eigenen Interessen für mich hier den eigentlichen Drehpunkt ausmachen. Was ist denn ein Traumjob? Ein Job wo Du dafür bezahlt wirst, Dinge zu tun, für die Du brennst. Also: wofür brennst Du?

Ich weiß, das ist keine leichte Frage, hab selbst viel Zeit damit verbracht das für mich rauszufinden. Und ich hab echt einiges versucht. Ich war Elektriker, Versicherungsverkäufer, Zeitungskurier, Bartender und im Baumarkt (um mal die wichtigen zu nennen). Heute mache ich aus Kaffee Software und empfinde das als meinen Traumjob. Klar könnte ich mehr Geld verdienen wenn ich Projektleiter werde. Aber das ist nicht meins, dazu steckt zu wenig Buchhalter in mir. Jemand anderes kann sich genau da ausleben und für den ist das dann Perfekt. Du selbst hast die Wahl ob Du einen Job machst, der Dir wenig Spaß macht und Dich genau einmal am Monatsende mit nem fetten Batzen Geld erfreut. Oder Du machst was, was Dir (fast) jeden Tag Spaß macht.

Du hast das riesige Glück in einer Zeit zu leben, in der Du diese Wahl hast! Denn selbst mit dem schlechter bezahlten Job kannst Du richtig gut leben.

also, um mich zu wiederholen: wofür brennst Du?

Vielleicht muss ich die Dinge auch aus ner anderen Perspektive sehen. Denn ja, es ist wirklich verdammt geil, dass ich selbst einen schlecht bezahlten Job machen kann und davon leben kann. Und dass es völlig okay ist, sich auszuprobieren. Ich kann dir momentan nicht sagen, wofür ich brenne. Wie oben gesagt, die Dinge, für die ich gebrannt habe, sind uninteressant geworden. Aber ich probiere und wage neue Dinge. Es ist für mein Empfinden unschön, dass sich in den letzten Jahren unser Leben so radikal verändert hat. Aber das ist jetzt nun mal so und daran muss man sich anpassen. Vielleicht ist das auch die Herausforderung im 21. Jahrhundert - wäre zumindest immer noch besser als Krieg. 

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vor 7 Minuten, Blackfree schrieb:

für den Großteil der Bevölkerung wird marketing- und trendgesteuert eingekauft.

Korrekt:

Der Großteil kauft trendgesteuert, muss er aber nicht. Er will es. Und billig soll's sein.

Es sträubt sich wirklich alles in mir, wenn immer wieder die breite wohlstandsgesättigte Mittelschicht als Opfer der Manipulation der Wirtschaft hingestellt wird. 

Jüngst beim Fleischskandal: Alle empört über die Firmen, aber die Konsumenten haben keine Schuld, nein die sind auch Opfer, weil es anscheinend ein Grundrecht auf Billigfleisch dreimal pro Tag gibt.

Jeder kann sich leicht informieren und niemand wird zum Konsum gezwungen. Doch die Leute folgen ihrer Bequemlichkeit und Verdrängung.

bearbeitet von jon29
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@Blackfree

Aber auf was willst du jetzt genau hinaus? Früher war es besser? Die Zeiten werden immer schlechter? Es gibt nichts mehr zu tun?

Ich erkenne den Mehrwert dieses tendentiell resignativen Mindsets nicht. Es gibt sehr viel, wofür man sich einsetzen kann. Es gibt noch mehr als genug Baustellen auf dieser Welt. Klimawandel, hungernde Kinder, Korruption und so weiter. Ich setze mich zum Teil politisch für mehr Datenschutz und Privatsphäre der Bürger ein, weil ich es nicht gut finde, wie wir alle mehr und mehr via künstlicher Intelligenz vermessen und verwertet werden.

Konzentriere dich auf das, was du in die Hand nehmen kannst. Und ich kann dir versichern: Das ist viel.

bearbeitet von Waterbird
Zwischenpost während Antwort

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Auch das gleiche bei FFF: Die faseln auch nur davon, dass das "kapitalistische System" und "die Industrie" umgestülpt müssen. Nur sind es wir alle, die vx Mal.in den Urlaub fliegen, viel öfter das Auto nutzen als gewollt und finden Klima solange gut, solange man sich nicht einschränken muss.

Oder die ganzen Kampagnen gegen Plastik in den Meeren: Nur die Hersteller im Fokus. Aber überdie Leute, die den Scheiß in die Natur werden, spricht niemand.

Ich weiß nicht wieviel Plastik ich an den Flußufern bei mir an den Flußufern b bei Spaziergängen diese  aufgesammelt habe, dass Partyleute jeden Milieus habeniegen lassen. Wenn man das auf die Gewässer in Deutschland hochrechnet, kommt man auf Abertausende Tonnen, die im Meer landen, weil der deutsche Michel zu faul ist, seinen Dreck nach dem Grillen wieder mitzunehmen!

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vor 18 Minuten, Waterbird schrieb:

@Blackfree

Aber auf was willst du jetzt genau hinaus? Früher war es besser? Die Zeiten werden immer schlechter? Es gibt nichts mehr zu tun?

Ich erkenne den Mehrwert dieses tendentiell resignativen Mindsets nicht.

Ja, das Mindset ist auch irgendwo resignativ/ verbittert, da hab ich nach Absenden des Beitrags auch drüber nachgedacht. Wäre damit eigentlich eher was für den Bereich Persönlichkeitsentwicklung 😄 Ich glaube ich fühle mich einfach als Opfer des Systems und der menschlichen Dummheit. Und würde das auch gerne irgendwie ablegen - zumal ich in der Vergangenheit eigentlich auch sehr lebensfroh war. 

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vor einer Stunde, Blackfree schrieb:

Aber es ist gefühlt alles zu Ende entwickelt. 

 , nörgelte Wilhelm Schwarzfrei im Jahre 1860. Die Sattel sind perfekt an die Pferde angepasst, das Zaumzeug ist robust, das Futter bestmöglich stärkend, was soll man noch entwickeln? Die Pferde sind schon so schnell wie nur möglich.

Einiges später meinte Henry Ford: If I had asked people what they wanted they would have said faster horses.

;).

bearbeitet von Cordelia
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