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vor 4 Minuten, spirou schrieb:

Ich habe beruflich mit Daimler zu tun und wäre bei den dort veröffentlichten Infos sehr vorsichtig. Darf natürlich nicht allzu viel sagen, aber Unmengen von Projekten in der gesamten Branche stehen auf Eis, die Sparmaßnahmen des letzten Jahres werden vrsl. noch stark erweitert werden müssen und besonders kritisch ist hier auch die wahnsinnige Abhängigkeit von Zulieferern. Die haben einige andere Kandidaten (besonders in Asien oder auch Tesla) nicht in dieser Form. Die deutsche Automobilbranche hat riesige Probleme, über Innovationen und neue Projekte noch mit anderen Konkurrenten mitzuhalten - die Verschärfung von notwendigen Konsteneinsparungen durch Corona ist hier sicher nicht hilfreich. Und auch kurzfristig halte ich die Aussagen zumindest für extrem optimistisch, wir rechnen da mit anderen Zahlen...

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Warum gehen die Börsen so ab?

Dass wir ein riesiges Konjunkturpaket verabschieden, war doch schon Tage davor ein offenes Geheimnis. Auch bei den Amerikanern war das davor schon sehr konkret (und der Dow Jones hat eh noch nicht so krass kassiert). Was soll das gestern und heute also? 

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Ich finde es fast ein bisschen ärgerlich, dass die Tesla-Aktie wieder so abgeht.

Vor ca. zwei Wochen hab ich mir gesagt, ich kauf die wenn sie unter 300 Euro fällt. Vor genau einer Woche lag sie bei 330, jetzt wieder bei 528 Euro. Schade.

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@Virez Danke! Sehr interessant. Und klar, man sollte bei allen Infos immer vorsichtig sein. Bin in der Branche auch wirklich nicht bewandert und bekomme dies nur peripher mit. Fand das Interview aber doch sehr interessant. Auch hatte ich eher eine nicht so negative Sicht auf die deutsche Automobilindustrie. Auch, weil ich vor kurzem ein Interview in der Zeit von dem Typen las, der ‚Lean Management‘ nach Deutschland brachte und Berater ist (Name leider entfallen) und der argumentativ doch sehr schön die positiven Sachen, Chancen und Risiken hervorzuheben hat. Er sieht die deutsche Automobilindustrie als gut genug und standfest an, so dass es sich bei denen keine Sorgen macht, dass sie den Anschluss verlieren. Habe nochmal nach dem Artikel gesucht, um ihn hier zu Posten, fand den aber leider nicht mehr.

Aber wie auch gesagt: Bin in der Branche nicht wirklich bewandert genug, um darüber ein Urteil oder auch nur eine Prognose anzustellen. Auch, da ich mir nicht die Zahlen der Unternehmen angesehen habe. Alles kann man sowieso nicht im Blick haben. Deshalb ist es toll, deine Ansicht dazu zu lesen!

Mein Artikel sollte auch keine Empfehlung sein, in Daimler und co. zu investieren, sondern diente nur der Info. Erwähne dies nur, weil es im Kontext evtl. doch so rüber kommen kann. 

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vor 32 Minuten, Undisputed schrieb:

Ich finde es fast ein bisschen ärgerlich, dass die Tesla-Aktie wieder so abgeht.

Vor ca. zwei Wochen hab ich mir gesagt, ich kauf die wenn sie unter 300 Euro fällt. Vor genau einer Woche lag sie bei 330, jetzt wieder bei 528 Euro. Schade.

Für mich hat sich der Ansatz bewährt, dass ich mir in solchen Zeiten keine Aktien kaufe, nur weil sie günstig sind. Nur Aktien, die ich mir auch vor der Krise gekauft hätte bzw. schon vor hatte zu kaufen.

Als allgemeiner Tipp: Keine Aktien kaufen, nur weil man denkt, der Kurs geht nach oben. Sondern sich mit dem Unternehmen beschäftigen und nur dann investieren, wenn man an das Konzept des Unternehmens glaubt!

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vor 52 Minuten, The-Rock schrieb:

Warum gehen die Börsen so ab?

Dass wir ein riesiges Konjunkturpaket verabschieden, war doch schon Tage davor ein offenes Geheimnis. Auch bei den Amerikanern war das davor schon sehr konkret (und der Dow Jones hat eh noch nicht so krass kassiert). Was soll das gestern und heute also? 

Wenn man das so leicht erklären bzw. vorausahnen könnte, wäre man ein reicher Mensch ^_^

Deshalb sind „Wetten“ auf Kurse auch ‚Spekulationen‘ und kein ‚Investieren‘. Wobei es nicht verwerflich ist, sondern eben nur ein sehr höheres Risiko mit sich bringt. Deshalb auch der Hinweis, bei einzelnen Aktien nicht darauf zu setzen, dass sie steigen, sondern sich das Unternehmen anschauen und deren Substanzwert (Value) erkennen. So geht jedenfalls Warren Buffett vor.

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vor 12 Minuten, spirou schrieb:

Für mich hat sich der Ansatz bewährt, dass ich mir in solchen Zeiten keine Aktien kaufe, nur weil sie günstig sind. Nur Aktien, die ich mir auch vor der Krise gekauft hätte bzw. schon vor hatte zu kaufen.

Als allgemeiner Tipp: Keine Aktien kaufen, nur weil man denkt, der Kurs geht nach oben. Sondern sich mit dem Unternehmen beschäftigen und nur dann investieren, wenn man an das Konzept des Unternehmens glaubt!

Absolut richtig. Ich besitze tatsächlich auch nur drei Einzelaktien: SAP, Volkswagen und Borussia Dortmund. Letztere aber mit nur mit sehr wenig Geld um dem Fan-Dasein zu frönen 🙂

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vor 56 Minuten, spirou schrieb:

Wenn man das so leicht erklären bzw. vorausahnen könnte, wäre man ein reicher Mensch ^_^

Deshalb sind „Wetten“ auf Kurse auch ‚Spekulationen‘ und kein ‚Investieren‘. Wobei es nicht verwerflich ist, sondern eben nur ein sehr höheres Risiko mit sich bringt. Deshalb auch der Hinweis, bei einzelnen Aktien nicht darauf zu setzen, dass sie steigen, sondern sich das Unternehmen anschauen und deren Substanzwert (Value) erkennen. So geht jedenfalls Warren Buffett vor.

Damit hast du schon Recht. 

 

Aber bei Ausschlägen von 10% oder gar 20% ist man IMO ja nicht mehr im Bereich ein leichten Kursschwankung, die Spekulanten gerne bespielen, sondern der Wert einer Aktie ändert sich ja fundamental. 

Und bei derartigen Bewegungen kann man zumindest retrospektiv immer ganz gute Erklärungen fahren, aber die fehlt mir hier so grundsätzlich.

Und bei einfach Indikatoren wie dem Ifo-Index oder der Auftragslage in den USA erkennt man schon eine Referenz zu den Kursen. Die Insider sind halt leider oft vorher schon drin oder als einfacher Käufer bekommst du den Auftrag halt nicht um Punkt 9 Uhr morgens, sondern wenn er den ersten Sprung schon hinter sich hat. Trotzdem kann man in dem Fall den Sprung auf ein Ereignis rückbeziehen. 

Und was gestern und heute passiert ist, bedarf meines Erachtens schon eines klaren Ereignisses. Nur die Rettungspakete überzeugen mich nicht, weil die auch die Woche davor bereits glasklar waren... 

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vor 2 Stunden, Undisputed schrieb:

Absolut richtig. Ich besitze tatsächlich auch nur drei Einzelaktien: SAP, Volkswagen und Borussia Dortmund. Letztere aber mit nur mit sehr wenig Geld um dem Fan-Dasein zu frönen 🙂

Das heißt, du bist indirekt stärker in Hoffenheim und Wolfsburg investiert als in Dortmund? Kannst du das denn mit deinem Fanherzen vereinen? ;-)

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vor 2 Stunden, The-Rock schrieb:

Aber bei Ausschlägen von 10% oder gar 20% ist man IMO ja nicht mehr im Bereich ein leichten Kursschwankung, die Spekulanten gerne bespielen, sondern der Wert einer Aktie ändert sich ja fundamental. 

Wollte nicht darauf hinaus, dass es durch Spekulanten passiert. So wirklich erklären kann ich es mir im Moment leider auch nicht.

 

Aber mal eine interessante Einschätzung zu der momentanen Situation:

Im Wertpapierforum (https://www.wertpapier-forum.de/topic/2476-nachrichten-kommentare-prognosen/page/339/?tab=comments#comment-1283482) wurde nämlich dieser Interessante Artikel gepsotet:

https://realinvestmentadvice.com/technically-speaking-fed-goes-all-in-whens-the-bear-market-rally/

Demnach befinden wir uns noch am Anfang (Phase 1) der 3 Phasen und Phase 2 kommt nun, um danach in Phase 3 hart zu dropen. Bin gespannt und man wird sehen. Jedenfalls verrückte Zeiten momentan!

3-Phases-Of-A-Bear-Market.png

bearbeitet von spirou
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vor 4 Stunden, spirou schrieb:

Für mich hat sich der Ansatz bewährt, dass ich mir in solchen Zeiten keine Aktien kaufe, nur weil sie günstig sind. Nur Aktien, die ich mir auch vor der Krise gekauft hätte bzw. schon vor hatte zu kaufen.

Als allgemeiner Tipp: Keine Aktien kaufen, nur weil man denkt, der Kurs geht nach oben. Sondern sich mit dem Unternehmen beschäftigen und nur dann investieren, wenn man an das Konzept des Unternehmens glaubt!

Hä? An der Börse werden Erwartungen gehandelt. Wenn ich eine Aktie kaufe dann tue ich das nur weil ich davon ausgehe, dass mir zukünftig jemand für die gleiche Aktie mehr Geld zahlen wird. Derjenige der mir die Aktie verkauft denkt natürlich anders rum. (Dividenden als Nullsummenspiel mal ausgeklammert). 

Wie misst du denn dieses "bewährt"? Das einzige was in so einem Fall vergleichbar ist, ist die Angabe der Rendite (mit Berechnungslogik) und der Zeitraum. Ich glaube nur, dass die wenigsten eine so objektive Kennzahl ermitteln und daraus auch ihre Schlüsse ziehen.

 

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@Dieter12 Ich lasse mal Warren Buffett sprechen: "Entwickelt sich eine Aktie vorübergehend besser oder schlechter als das Unternehmen, so profitiert eine begrenzte Zahl von Aktionären - entweder die Verkäufer oder Käufer - unverhältnismäßig auf Kosten ihrer Handelspartner [...] Über längere Zeit müssten die Gewinne von Berkshire-Aktionären aber notgedrungen den Gewinnen des Unternehmens entsprechen."

Wozu Benjamin Graham (Mentor von Buffett) übrigens ein ganzes Buch dazu verfasst hat, der sagte: "kurzfristig wie eine Abstimmungsmaschine, doch langfristig eine Waage." Sein Gleichnis von 'Mr. Market' ist einfach genial!

-----------------

PS: Sehr interessantes Interview mit Olivier Blanchard:

Zitat

Olivier Blanchard im Interview Ex-IWF-Chefökonom zur Krisenfinanzierung: „Ich glaube, dass Italien das schaffen kann“

Olivier Blanchard fordert von der Euro-Zone ein stärkeres Vorgehen, um eine neue Euro-Krise zu verhindern. Euro-Anleihen könnten dabei helfen – es gibt aber auch Alternativen.
 

Italien könne seine Schulden tragen, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) und die Regierungen der Euro-Zone gemeinsam dafür sorgten, dass die Zinsen für italienische Staatsanleihen niedrig blieben. Das sagte Olivier Blanchard, der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), in einem Gespräch mit dem Handelsblatt.

„Ich glaube, dass Italien das schaffen kann – auch wenn ich weiß, dass die deutsche Öffentlichkeit skeptisch ist“, sagte der französische Ökonom, der am Peterson Institute for International Economics (PIIE) in Washington forscht.

Da die italienischen Schulden zum tragbaren Zinssatz sicher seien, solle die EZB bereit sein, den Investoren italienische Staatsanleihen abzukaufen und damit den niedrigen Zinssatz aufrechtzuerhalten.

 

Wenn die Krise anhalte, müsse die Unterstützung Italiens im Rahmen eines Programms des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und mit Unterstützung der EZB durch Käufe von Staatsanleihen (Outright Monetary Transactions, OMT) geschehen. „Die Konditionalität wäre sehr einfach: Verwenden dürfen die Empfängerländer das Geld nur zur Bekämpfung der Gesundheitskrise und ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen. Ich denke, dies ist eine Botschaft, die sowohl die Italiener als auch die Deutschen verstehen und akzeptieren können.“

Gemeinsame Pandemie-Anleihen der Euro-Zone seien dafür nicht unbedingt notwendig, sagte Blanchard und fügte hinzu: „Wenn wir früher Euro-Anleihen und einen liquiden Euro-Anleihemarkt geschaffen hätten, wären diese Instrumente jetzt sehr nützlich.“

Lesen Sie hier das komplette Interview:

Herr Blanchard, die Welt steht vor einer schweren Rezession. Wie schlimm wird es?
Das hängt vor allem von der Dynamik der Pandemie ab. Viele Länder ergreifen immer strengere Maßnahmen gegen die Pandemie, sodass wir in einigen Monaten einen Höhepunkt der Infektionen sehen sollten. Bis zum Sommer dürfte die Infektionsrate dann zurückgehen. Die entscheidende Frage ist dann, wie schnell wir die Quarantänebeschränkungen lockern können. Ich vermute, dass es noch recht umfangreiche Restriktionen geben muss, bis ein Impfstoff oder ein Heilmittel gefunden ist. Für den Rest des Jahres wird die wirtschaftliche Aktivität gering sein.  

Wie schnell kann sich die Weltwirtschaft von dem Schock erholen?
Eine schnelle V-förmige Erholung scheint unwahrscheinlich. Einige Leute glauben, dass alles gut wird, sobald wir die Infektion unter Kontrolle haben. Aber das glaube ich nicht. Wir werden noch lange mit einem hohen Maß an Unsicherheit leben müssen. Die Genesung wird wahrscheinlich langsam erfolgen. Eine Sorge ist, dass einige Regierungen sogar wie 2011/12 in Panik geraten und zu früh mit der Haushaltskonsolidierung beginnen. Das wäre ein großer Fehler.

In Europa steht Italien im Zentrum der Krise. Sie behaupten, dass Italien seine steigenden Schulden weiterhin tragen kann. Warum?
Ja, ich glaube, dass Italien das schaffen kann – auch wenn ich weiß, dass die deutsche Öffentlichkeit skeptisch ist. Aber es ist nützlich, sich die Arithmetik genau anzuschauen. Italiens Verschuldung betrug vor der Krise 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Und das Land konnte sich zu etwa ein Prozent verschulden, was darauf hindeutet, dass sich die Investoren damals keine Sorgen über die Tragfähigkeit der Schulden machten.

 

Das ist inzwischen anders …
Nehmen wir an, dass die italienische Verschuldung als Folge der fiskalischen Reaktion auf die Krise um weitere 30 Prozent des BIP steigt (das ist wahrscheinlich mehr, als nötig sein wird). Dann müsste Italien bei einer weiterhin tragbaren Verzinsung von etwa einem Prozent die Steuern erhöhen oder die Staatsausgaben senken, und zwar jeweils um 0,3 Prozent des BIP, damit die Schulden nicht explodieren. Das ist sicherlich machbar. Kurzum, zu einem tragbaren Zinssatz würde die Verschuldung sicher und nachhaltig bleiben. Die Investoren sollten also bereit sein, Italien Kredite zum gleichen Zinssatz wie vor der Krise zu geben.  

 

Die Investoren sind offenbar anderer Meinung, die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen sind gestiegen. Wie können wir sicherstellen, dass sich Italien weiterhin zu einem tragbaren Zinssatz am Markt verschulden kann?
Wenn sich die Investoren Sorgen machen, werden sie höhere Zinssätze verlangen. Das würde es Italien erschweren, seine Schulden zu tragen, und könnte zum Teufelskreis einer neuen Schuldenkrise werden, weil sich die Sorgen der Investoren quasi selbst bestätigen würden. Wir haben solche Szenarien in der Vergangenheit schon oft erlebt.

Was können wir dagegen tun?
Das Ziel der Politik und in diesem Fall die Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es, diese Möglichkeit auszuschalten. Da die italienischen Schulden zum tragbaren Zinssatz sicher sind, sollte die EZB bereit sein, den Investoren italienische Staatsanleihen abzukaufen und damit den niedrigen Zinssatz aufrechtzuerhalten. Genau das hat die Bank von Japan mit großem Erfolg getan. So wurden Investoren davon abgehalten, ihre Papiere zu verkaufen. Das hat die Bank von Japan nicht viel gekostet. Um es klar zu sagen: Eine solche Verpflichtung ist kein Bail-out, sie ist kein Gelddrucken, sondern eine Möglichkeit, um sicherzustellen, dass Italien zu einem niedrigen Zinssatz weiter Kredite aufnehmen kann und seine Schulden nachhaltig bleiben.  

Dafür müsste die EZB ihre Regeln ändern. Brauchen wir im Gegenzug nicht auch Auflagen, damit aus der Hilfe kein Blankoscheck wird?
Es muss etwas getan werden, um eine weitere Euro-Krise zu vermeiden. Die EZB hat Regeln, die in normalen Zeiten gelten, aber in außergewöhnlichen Zeiten wie jetzt ausgesetzt werden können. Sie ist bereits sehr weit gegangen, um ihre Flexibilität zu erweitern. So hat die Zentralbank beispielsweise zugestimmt, bei außergewöhnlichen Umständen von der Emittentengrenze abzuweichen, wonach nicht mehr als 33 Prozent des Nominalvolumens aller ausstehenden Anleihen eines Euro-Landes gekauft werden sollen. Außerdem hat sie 750 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. Dank Madame Lagarde hat die EZB also eine Menge getan.

Sollte die EZB im Rahmen eines Hilfsprogramms des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) helfen?
Wenn die Krise anhält, würde ich es vorziehen, wenn dies im Rahmen eines ESM-Programms und mit Unterstützung der EZB durch Käufe von Staatsanleihen (Outright Monetary Transactions, OMT) geschieht. Die Konditionalität wäre sehr einfach: Verwenden dürfen die Empfängerländer das Geld nur zur Bekämpfung der Gesundheitskrise und ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen. Ich denke, dies ist eine Botschaft, die sowohl die Italiener als auch die Deutschen verstehen und akzeptieren können. Bislang war es gut, dass die EZB genau das getan hat, was sie tun konnte.

 

Der deutsche Finanzminister befürchtet, dass eine frühzeitige Aktivierung des ESM noch mehr Angst an den Märkten vor einer Staatsinsolvenz auslösen könnte.
Es besteht immer ein Risiko. Als die US-Notenbank Federal Reserve vor zehn Tagen größere Hilfsmaßnahmen ankündigte, gingen die Finanzmärkte in die Knie, weil die Investoren dachten, die Situation müsse schlimmer sein als gedacht. Es besteht immer das Risiko, dass die Leute glauben, die Regierungen oder Notenbanken wüssten etwas, was sie nicht wissen. Die Antwort darauf ist gute Kommunikation. Man muss die Märkte davon überzeugen, dass man nicht mehr weiß als die Investoren. Und man ergreift die Maßnahmen, weil sie helfen werden. Das ist nicht einfach, aber es ist möglich.

Braucht Europa auch gemeinsame Schuldscheine, also Corona-Anleihen oder Euro-Bonds?
Es gibt mehrere Möglichkeiten: Die EZB kann die Zinskurve kontrollieren, wie es die Bank von Japan getan hat. Oder die EZB kann innerhalb eines Hilfsprogramms ihr OMT-Instrument nutzen und Staatsanleihen kaufen. Oder wir können Euro-Anleihen oder Pandemie-Anleihen ausgeben. Die Finanzmittel sollten Italien oder anderen hilfsbedürftigen Ländern gegeben werden. Dies sind alles verschiedene Wege, um zu den gleichen Ergebnissen zu gelangen. Wenn wir früher Euro-Anleihen und einen liquiden Euro-Anleihemarkt geschaffen hätten, wären diese Instrumente jetzt sehr nützlich.  Aber das haben wir nicht getan, sodass wir wahrscheinlich auf die ersten beiden Optionen angewiesen sind.  

Sind Spanien, Portugal und Griechenland in einer ähnlichen Lage wie Italien?
Wenn ich mir aus fiskalischen Gründen keine Sorgen um Italien mache, dann mache ich mir auch keine Sorgen um Spanien, Portugal, Frankreich oder Deutschland.  Die Fiskalpolitik muss aggressiv eingesetzt werden. Ich mache mir Sorgen darüber, dass die Menschen nicht genug Geld haben, um Lebensmittel zu kaufen. Die Regierung muss sie mit Bargeld versorgen.

Droht uns eine neue europäische Bankenkrise?
Firmen könnten in Konkurs gehen, weil sie nicht ihre Waren verkaufen können oder die Nachfrage verschwunden ist. Die Regierung muss ihnen helfen, und das kann sie auf zwei Arten tun. Zum einen kann sie die Steuerzahlungen aussetzen oder aufschieben. Und sie kann zum anderen die Banken bitten, den Unternehmen Kredite zu gewähren. In diesem Fall muss der Staat den Banken gleichzeitig versichern, das Risiko zu tragen, sollten die Rückzahlungen ausfallen. Wenn Firmen in Konkurs gehen, und einige werden sicher in Konkurs gehen, möchte ich nicht, dass die Banken in Schwierigkeiten geraten. Die Regierung kann den Verlust auffangen. Die deutsche Regierung hat in diesen Fragen sehr gute Maßnahmen ergriffen.

Wie sollen die Regierungen die Hilfsgelder verwenden: für Steuersenkungen, Kreditlinien oder direkte Zahlungen?
Ich denke, das hängt einmal davon ab, was sie erreichen wollen, und es kommt auch auf die administrativen Fähigkeiten an. Wir alle werden durch die Krise einen Einkommensverlust einstecken. Für einige Menschen, die weder über Bargeld noch über Kredite verfügen, kann dies sehr schwierig sein. Für sie ist alles gut, was ihnen hilft, schnell Geld zu bekommen. Oder nehmen Sie Unternehmen wie Fluggesellschaften: Wir wollen nicht, dass sie in Konkurs gehen. Aber wollen wir sie vollständig schützen und Steuergelder verwenden oder einen Teil der Last an die Aktionäre weitergeben?

 

Der Staat wird zum Retter. Wird die Coronakrise seine Rolle in der Wirtschaft verändern?
Ich weiß es nicht. Es könnte sein, dass wir in zwei Jahren wieder zur alten Tagesordnung zurückkehren. Ich hoffe nicht. Vor uns liegen mehrere wirklich große Herausforderungen: der Klimawandel, die zunehmende Ungleichheit und Unsicherheit sowie die Alterung unserer Gesellschaften. Vor der Krise war unsere kollektive Antwort auf diese Herausforderungen eindeutig unzureichend. Vielleicht kommen wir aus dieser Krise mit größerer Bereitschaft heraus, uns diesen Herausforderungen zu stellen und das zu tun, was wir tun müssen. Dies könnte jedoch eher eine Hoffnung als eine Prognose sein.
Herr Blanchard, vielen Dank für das Interview.

https://www.handelsblatt.com/politik/international/olivier-blanchard-im-interview-ex-iwf-chefoekonom-zur-krisenfinanzierung-ich-glaube-dass-italien-das-schaffen-kann/25668646.html

bearbeitet von spirou
Interview mit Olivier Blanchard hinzugefügt

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vor 22 Minuten, Dieter12 schrieb:

Hä? An der Börse werden Erwartungen gehandelt. Wenn ich eine Aktie kaufe dann tue ich das nur weil ich davon ausgehe, dass mir zukünftig jemand für die gleiche Aktie mehr Geld zahlen wird. Derjenige der mir die Aktie verkauft denkt natürlich anders rum. (Dividenden als Nullsummenspiel mal ausgeklammert). 

Wie misst du denn dieses "bewährt"? Das einzige was in so einem Fall vergleichbar ist, ist die Angabe der Rendite (mit Berechnungslogik) und der Zeitraum. Ich glaube nur, dass die wenigsten eine so objektive Kennzahl ermitteln und daraus auch ihre Schlüsse ziehen.

 

Seine These liest man öfters. 

Gemeint ist, dass man bei der Auswahl nicht die mit dem größten Crash und damit kurzfristigen "Chartpotential" kaufen soll, sondern vielmehr eine Aktie, die man schon lange im Blick hat, deren Geschäft man kennt und sich auch vor dem Crash dachte die werden die nächsten Jahre eine gute Entwicklung nehmen.

Geht bissl in die Richtung vom Buffet: "Ich kaufe nur Unternehmen, die ich kenne und verstehe." (sinngemäß übersetzt)

 

 

 

Wobei man entgegen der These schon fragen kann, ob die Lufthansa oder Autowerte nicht interessant sind. Weil die wurden extrem rasiert. Klar verliert vor allem die Luftfahrt gerade real am meisten, weil die Flotte am Boden ist. Jedoch wird auch nach der Krise geflogen und das wird aus Deutschland stark die LH sein... 

 

 

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vor 2 Stunden, Kaiserludi schrieb:

Das heißt, du bist indirekt stärker in Hoffenheim und Wolfsburg investiert als in Dortmund? Kannst du das denn mit deinem Fanherzen vereinen? ;-)

Haha, so hab ich das tatsächlich noch gar nicht gesehen 😄
Ich bin aber kein so großer Fußballromantaiker; ich erkenne auch den Erfolg von RB Leipzig an.

Zum Thema Lufthansa: da bin ich stark am Überlegen ob mit kleinem Geld mal einsteigen soll. Wie ein Vorredner schon sagte: die fliegen auch nach der Krise wieder.
Und "Too big to fail" sind die auch. Jedoch, wenn man sich den Chartverlauf der letzten 20 Jahre ansieht, sieht man, dass da keinerlei langfristiger Trend zu erkennen ist. Seit 1998 wackelt der Kurs meistens irgendwo zwischen 10 und 20 Euro rum.
Wäre echt was zum spekulieren oder zum Dividende abgreifen (wobei ich jetzt nicht auf der Schirm habe, ob LH für seine Ausschüttungen bekannt ist)

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Bin letzte Woche all in mit allem Cash was ich noch hatte. Wer konnte bei den Kursen bitte nein sagen?

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Warte schon seit über einer Woche auf die Freischaltung bei smartbroker. Nervt einfach...

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Eine generelle Frage: Was macht Ihr eigentlich mit Euren Aktiengewinnen?

Angenommen, Ihr habt 10.000 € in eine Aktie investiert, der Kurs steigt auf. 13.000 € und Ihr glaubt, jetzt sei der richtige Moment zum verkaufen.
Was würdet Ihr mit den "gewonnenen" 3.000 € machen? Konsum? Re-investieren? Wie? Als Sparplan?

Die 13.000 € komplett verkaufen oder nur die 3.000 € rausziehen? Oder evtl. 8.000 € rausziehen und mit den 5.000 € weiter drinbleiben?

Schon klar, dass es immer fallbezogen ist, aber vielleicht hat der ein oder andere von Euch ja ne Art Regel wie er bei sowas umgeht.

 

Falls es etwas wirr geschrieben ist, tut's mir leid, Home Office macht mir die Birne weich. 

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vor 46 Minuten, Undisputed schrieb:

Eine generelle Frage: Was macht Ihr eigentlich mit Euren Aktiengewinnen?

Angenommen, Ihr habt 10.000 € in eine Aktie investiert, der Kurs steigt auf. 13.000 € und Ihr glaubt, jetzt sei der richtige Moment zum verkaufen.
Was würdet Ihr mit den "gewonnenen" 3.000 € machen? Konsum? Re-investieren? Wie? Als Sparplan?

Die 13.000 € komplett verkaufen oder nur die 3.000 € rausziehen? Oder evtl. 8.000 € rausziehen und mit den 5.000 € weiter drinbleiben?

Schon klar, dass es immer fallbezogen ist, aber vielleicht hat der ein oder andere von Euch ja ne Art Regel wie er bei sowas umgeht.

 

Falls es etwas wirr geschrieben ist, tut's mir leid, Home Office macht mir die Birne weich. 

Grundsätzlich versuche ich, long only zu bleiben. Den richtigen Zeitpunkt zum Verkauf einer Einzelaktie habe ich regelmäßig verpasst. 

Seit dem also ETF Investor, derzeit mit put-Zertifikaten als Absicherung.

Wenn ich eine Einzelposition hätte und ich tatsächlich überzeugt wäre, jetzt ist der richtige Zeitpunkt zum verkaufen, würde ich alles verkaufen und den Betrag dann in einen anderen Titel stecken, von dem ich mehr überzeugt wäre.

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vor 11 Stunden, Undisputed schrieb:

Eine generelle Frage: Was macht Ihr eigentlich mit Euren Aktiengewinnen?

Angenommen, Ihr habt 10.000 € in eine Aktie investiert, der Kurs steigt auf. 13.000 € und Ihr glaubt, jetzt sei der richtige Moment zum verkaufen.
Was würdet Ihr mit den "gewonnenen" 3.000 € machen? Konsum? Re-investieren? Wie? Als Sparplan?

Die 13.000 € komplett verkaufen oder nur die 3.000 € rausziehen? Oder evtl. 8.000 € rausziehen und mit den 5.000 € weiter drinbleiben?

Schon klar, dass es immer fallbezogen ist, aber vielleicht hat der ein oder andere von Euch ja ne Art Regel wie er bei sowas umgeht.

 

Falls es etwas wirr geschrieben ist, tut's mir leid, Home Office macht mir die Birne weich. 

Ich kaufe nur Aktien von Firmen, deren Geschäftsmodell ich auch noch in 30 Jahren sehe. Dementsprechend mache ich mit den Kursgewinnen nichts, weil ich nicht verkaufe. Eventuell stoße ich das gesamte Portfolio zwischen meinem 60 und 65ten Geburtstag ab. Sollte ich wider erwartend im Laufe der Zeit das Vertrauen in eine Firma verlieren, mache ich das einzig sinnvolle. Verkaufen und in einen neue Aktie investieren. Bisher habe ich allerdings noch keine Position verkauft. 

Anmerkung: Mein Portfolio besteht aus 2 ETFs (World, Emerging) und 34 Einzelaktien. 

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vor 9 Stunden, Black-Jack schrieb:

Ich kaufe nur Aktien von Firmen, deren Geschäftsmodell ich auch noch in 30 Jahren sehe. Dementsprechend mache ich mit den Kursgewinnen nichts, weil ich nicht verkaufe. Eventuell stoße ich das gesamte Portfolio zwischen meinem 60 und 65ten Geburtstag ab. Sollte ich wider erwartend im Laufe der Zeit das Vertrauen in eine Firma verlieren, mache ich das einzig sinnvolle. Verkaufen und in einen neue Aktie investieren. Bisher habe ich allerdings noch keine Position verkauft. 

Anmerkung: Mein Portfolio besteht aus 2 ETFs (World, Emerging) und 34 Einzelaktien. 

So ist auch mein Plan. Habe selbst noch nie auch nur eine Aktie verkauft (bin aber auch erst seit ca. drei Jahren dabei).
Auch den Plan, mit um die 60 (vielleicht auch ein bisschen früher, je nachdem was der Lebensstandard, Rente usw. machen) das Portfolio zu verkaufen, habe ich auch. 

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Am 26.3.2020 um 11:57 , Undisputed schrieb:

Eine generelle Frage: Was macht Ihr eigentlich mit Euren Aktiengewinnen?

Angenommen, Ihr habt 10.000 € in eine Aktie investiert, der Kurs steigt auf. 13.000 € und Ihr glaubt, jetzt sei der richtige Moment zum verkaufen.
Was würdet Ihr mit den "gewonnenen" 3.000 € machen? Konsum? Re-investieren? Wie? Als Sparplan?

Die 13.000 € komplett verkaufen oder nur die 3.000 € rausziehen? Oder evtl. 8.000 € rausziehen und mit den 5.000 € weiter drinbleiben?

Schon klar, dass es immer fallbezogen ist, aber vielleicht hat der ein oder andere von Euch ja ne Art Regel wie er bei sowas umgeht.

 

Falls es etwas wirr geschrieben ist, tut's mir leid, Home Office macht mir die Birne weich. 

Aber da kannst du auch gleich fragen

- Warum wollt ihr überhaupt Geld? 

- Warum gehst du arbeiten? 

Jeder investiert für späteren Konsum (und wenn es der der Kinder ist). Hattest du vor dir einen tollen Urlaub für deine Sparsamkeit zu gönnen, dann mach es. Hast du vor für deine Altersvorsorge ein Portfolio aufzubauen, dann mach es. 

Wie lange du eine Aktie hältst, hängt halt von dem Kurspotential ab, dass du dieser zuschreibst. Denkst du da sind weitere 10 % drin oder sie wirft eine tolle Dividende ab, dann halte sie. Denkst du 13k waren die mittlere Obergrenze, dann verkauf sie. Findest du morgen schon eine bei der du denkst die performed deutlich besser (und du hast kein freies Cash), dann verkaufe sie schon heute. 

Glaubst du das ist ein nachhaltiges und solides Unternehmen und du profitierst lediglich von einem allgemeinen Kursanstieg (so wie die letzten Wochen alle Verluste gemacht haben) und du kannst pro Monat eh Kohle bei Seite schaffen, dann halte sie und kaufe aber eine andere nach. Das streut dein Depot besser, wenn du schon auf Einzelwerte und keine ETFs oder Fonds setzen magst. 

 

 

 

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